Buch lesen: «Selbstständig mit Yoga»
Selbstständig mit Yoga
Von Businessplan bis Steuererklärung
Thomas Meinhof
FÜR EINE NEUE GENERATION YOGALEHRENDE
Eine ganze Generation Yogalehrende hat dafür gekämpft, Yoga aus der Guru- und Esoterik-Ecke in den Alltag der Menschen zu bringen.
Jetzt ist es Zeit, daraus ein nachhaltiges Berufsmodell zu machen. Für alle, die Yoga lieben und davon leben, Yoga zu unterrichten.
STIMMEN ZUM BUCH
„Dieses Buch sollte wirklich jede:r Yogalehrende zu Hause haben.“
— Patrick Broome, Yogalehrer und Autor
„Endlich mal ein Yogabuch, das die Szene noch brauchen kann!“
— Rebecca Randak, Gründerin & Chefredakteurin Fuck Lucky Go Happy
„‚Selbstständig mit Yoga‘ bietet sofort anwendbare Inhalte, die den Unterschied zwischen einer erfolgreichen Selbstständigkeit und dem Scheitern einer berufgewordenen Passion darstellen können. Nie zuvor hat ein Buch mit dem Wort Steuererklärung im Untertitel mich so erfreut!“
— Robert Ehrenbrand (Autor, Meditationslehrer, Wirtschaftspsychologe & Coach)
„Oft denkt man, Yogalehrer:in zu sein ist ein absoluter Traumjob: man macht nur Yoga, hängt ab mit coolen Leuten und alles drumherum ist auch fluffig. Aber auch als Yogalehrer:in wird einem leider die Steuererklärung nicht erspart, auch nicht das eigene Zeitmanagement, die Buchhaltung oder das Marketing. Wie man das alles meistern kann, ohne Burnout und Verzweiflung, erklärt Thomas in diesem Buch - wie immer, sehr lustig und ‘on the point’. Super empfehlenswert für sowohl alte Hasen als auch angehende Yogalehrer:innen als „reality check“.“
— Gabriela Bozic, Yogalehrer-Ausbilderin und Autorin
THOMAS MEINHOF
SELBST
— Von Businessplan
STÄNDIG
bis Steuererklärung —
MIT YOGA
INHALT
Vorwort
Wichtig – unbedingt lesen!
Es beginnt klassisch: Mit einem Missverständnis
DER ACHTGLIEDRIGE PFAD DES YOGA-BUSINESS
TEIL 1 – PLANUNG & ORGANISATION
TYPISCHE ANFÄNGERFEHLER
Anfängertipps für Fortgeschrittene
DER BUSINESSPLAN – KEIN BUCH MIT SIEBEN SIEGELN
Kein Business ohne Plan
FORMULARE & BEHÖRDENGÄNGE – PAPIERKRIEG ZU ENDE GEDACHT
Hätte ich das mal vorher gewusst…
TEIL 2 – BUCHHALTUNG
BUCHHALTUNGS-BASICS – SOLL UND HABEN
Theorie vs. Praxis
Belegablage leicht gemacht
RECHNUNGEN SCHREIBEN – EIN WUNDERBARES RITUAL
Ausnahmslos gut und schön
ABSCHREIBUNGEN – DER ZAHN DER ZEIT
Ordnung muss mal wieder sein
REISEKOSTEN RICHTIG ABRECHNEN – KOMMT IMMER GUT AN
Diese Kosten kannst du steuerlich absetzen:
DEIN EIGENES RETREAT – SO KOMMST DU AUF DEINE KOSTEN
Ich muss weg
EINNAHMEN-ÜBERSCHUSS-RECHNUNG (EÜR) – DAS BESTE ZUM SCHLUSS
Die Stunde der Wahrheit
Und wie geht das mit der EÜR?
DIE BUCHHALTUNGSSOFTWARE – DAS VOLLE PROGRAMM
Machen oder machen lassen?
Wichtig: Professionelles Werkzeug
TEIL 3 – KOSTENRECHNUNG
DIE KOSTENRECHNUNG – DER PREIS DER YOGALIEBE
Was kostet die Welt?
Typische versteckte Kosten von Yogalehrer:innen
TEIL 4 – STEUERN
DIE KLEINUNTERNEHMERREGELUNG – ES GEHT AUCH EINFACH
Immer auf die Kleinen?
DIE UMSATZSTEUER – ENDLICH VERSTÄNDLICH
Und so funktioniert das Umsatzsteuersystem in der Praxis:
Wie berechne ich die Umsatzsteuer?
Was ist der Unterschied zwischen Soll- und Istbesteuerung?
DIE UMSATZSTEUER-VORANMELDUNG – STEUERN EVERY DAMN MONTH
Eine Übung in Demut
DIE STEUERERKLÄRUNG – SO BESIEGST DU SIE
Welcher Typ bist du?
Tipps und Tricks zur Einkommensteuererklärung
DIE ANLAGE EÜR – STRICH DRUNTER
Die Anlage EÜR im Überblick
DIE ANLAGE S – THE G’WINNER TAKES IT ALL
Gute Anlagemöglichkeit
STEUERBERATER:IN – DEIN NEUER GURU
Freak-Tinder: So findest du eine:n Steuerberater:in, der/die zu dir passt
Und das kostet dich der Spaß
TEIL 5 – MARKETING
DEIN USP – MACH DICH EINZIGARTIG
Marke kommt von Markt
Finde deine beste Version
CORPORATE DESIGN – ABER LOGO
Corporate wie bitte?
Diese Elemente sollte dein Corporate Design beinhalten:
DIE EIGENE WEBSIT – IN NULLKOMMANIX ONLINE
Endlich: Zeit für die Weltherrschaft
Und so einfach geht’s:
PRINTWERBEMITTEL – DIE ALTEN KLASSIKER
Diese Printwerbemittel solltest du als Yogalehrer:in haben:
SOCIAL MEDIA – DER NEUE STANDARD
15 Minutes of Fame
GUERILLA MARKETING – GUT & GÜNSTIG
5 mehr oder weniger unverbrauchte Guerilla Marketing-Ideen für Yogalehrer:innen
TEIL 6 – RECHT
FREIBERUFLICH VS. GEWERBETREIBEND – EINE FRAGE DER ANSTELLUNG
Freiberufler:in oder Gewerbetreibende:r – das ist hier die Frage
DIE SCHEINSELBSTSTÄNDIGKEIT – ALLE ACHTUNG
DIE GBR – TEAMWORK MIT VERPFLICHTUNGEN
Krasser als ein Ehevertrag
RECHTSSICHERES IMPRESSUM – ABMAHNERN ABSAGEN
Und jetzt wird’s richtig sozial
DIE DSGVO – DATENSCHUTZ FÜR YOGAPROFIS
Die gute Nachricht zuerst
DIE GEMA – LET THE MUSIC PLAY
Was ist die GEMA?
Und was geht mich das als Yogalehrer:in an?
TEIL 7 – VERSICHERUNG UND RENTE
VERSICHERUNGEN FÜR YOGALEHRENDE – WICHTIG VS. ÜBERFLÜSSIG
Diese Versicherungen brauchst du als Yogalehrer:in unbedingt:
Diese Versicherungen kannst du dir sparen:
DIE RENTE – AUCH DU WIRST NICHT JÜNGER
Die gute alte gesetzliche Rentenversicherung
TEIL 8 – FINANZEN
DER FINANZPLAN – OHNE MOOS NIX LOS
Der kleine Yogalehrer:innen-Finanzplan
DAS GESCHÄFTSKONT – DIE BANK GEWINNT
Auf die lange Bank
Das muss dein Geschäftskonto können
DEIN VERDIENST ALS YOGALEHRER:IN – DIE NACKTE WAHRHEIT
Über Geld spricht man nicht
Und so viel verdienen Yogalehrer:innen in Deutschland
ÜBER DEN AUTOR
VIELEN DANK
VORWORT
Im Yogasutra nach Patanjali – quasi die Bibel der Yogis – findet sich keine einzige Rechenaufgabe. Kein Wort zu Umsatzsteuervoranmeldung oder Deckungsbeitragsrechnung. Ganz zu schweigen von Dingen wie Fixkostendegression oder Pflichtbeiträgen zur gesetzlichen Rentenversicherung. Okay, im Yogasutra findet sich auch keine Anleitung für den perfekten Kopfstand oder eine Erläuterung, warum der verdammte Bluetooth-Adapter am Soundsystem des Yogastudios immer dann nicht funktioniert, wenn du unterrichtest. Aber niemand ist perfekt, nicht mal der gute alte Yogi-Bro Patanjali.
Wenn du Yogalehrer:in bist, hast du dich vielleicht schon einmal durch Patanjalis Werk gelesen. Und obwohl du für dein Teacher Training vermutlich nicht gerade wenig bezahlt hast, wurde dort über Geld erstaunlich wenig gesprochen. Wahrscheinlich gibt es keine andere Berufsausbildung, aus der die Schüler:innen in Sachen Finanzen und Organisation so ratlos herauskommen, wie die der Yogalehrenden. Mathematik beschränkt sich im Allgemeinen auf fünf Atemzüge pro Asana und selbst die Frage, was Yogalehrende pro Stunde verdienen, wird in der Regel alles andere als transparent beantwortet.
Und das wundert eigentlich nicht: Die kostspieligen Ausbildungen werden ja von denselben Studios angeboten, die später die Arbeitskraft der Lehrer:innen so günstig wie möglich „einkaufen“ möchten. Trotzdem (oder gerade deshalb): Wenn du langfristig als Yogalehrer:in Geld verdienen willst, führt an den Grundlagen der BWL kein Weg vorbei.
Dieses Buch ist speziell für diejenigen, die keine Lust haben, sich tief mit Zahlen auseinander zu setzen. Die lieber Yoga unterrichten als Tabellen und Formulare zu befüllen. Die ihren Job eigentlich lieben, aber gerne auf den Papierkram verzichten würden. Dieses Buch beantwortet die wichtigsten Fragen zur Selbstständigkeit als Yogalehrer:in (natürlich eignet es sich auch für alle, die sich als Personal Trainer, Pilateslehrer:in oder Fitness Coach selbstständig machen möchten!). Es wird vielleicht keinen Spaß machen, die Buchhaltung zu pflegen. Aber sie wird hinterher zumindest stimmen. Das Einzige, was garantiert ein Mysterium bleiben wird, ist die Sache mit dem Bluetooth-Adapter…
WICHTIG
UNBEDINGT LESEN!
ES BEGINNT KLASSISCH: MIT EINEM MISSVERSTÄNDNIS
Egal, ob du bereits seit vielen Jahren Yogaklassen gibst, oder deine Ausbildung noch vor dir hast:
Yoga unterrichten ist KEIN Hobby. Für niemanden.
Briefmarkensammeln ist ein Hobby. Häkeln auch. Manche Menschen hängen als Hobby sogar am Flughafen ab und beobachten startende und landende Flieger. Und klar, Yoga auszuüben ist auch ein tolles Hobby. Aber es ist essenziell, dass du eine unumstößliche Wahrheit irgendwo in den Tiefen deines Geistes manifestierst – am besten irgendwo zwischen deinem Lieblingsmantra und der Tatsache, dass du atmen musst, um zu überleben. Am besten sprichst du es sogar mindestens einmal am Tag laut aus, damit du es nie vergisst, denn: Als Yogalehrer:in bist du Teil einer Multimillionen-Euro-Industrie. Und genau so solltest du dich auch verhalten:
DU BIST EIN GLOBALER PLAYER.
Okay, du hast es verstanden. Yogalehrer:in ist ein Beruf wie jeder andere. Allerdings gibt es drei wesentliche Punkte, in denen sich der Job dann doch von anderen unterscheidet:
1. DU DARFST DAS GANZE JAHR LANG BARFUSS UND IN DER JOGGINGHOSE ARBEITEN
Das ist fantastisch – so bequem haben es die wenigsten Berufstätigen. Vielleicht einer der Hauptgründe, überhaupt eine Yogaausbildung zu machen.
2. DU LIEBST DEINEN JOB
Und zwar nicht nur des legeren Dresscodes wegen. Niemand wird Yogalehrer:in, weil ihr/ihm nach der Schule nichts Besseres einfällt oder weil sie/er möglichst viel verdienen will. Yogalehrende sind Überzeugungstäter und genau das macht sie anfällig dafür, auch bei schlechter bis gar keiner Bezahlung einen hervorragenden Job zu machen.
3. DU BIST NICHT FEST ANGESTELLT
Zumindest höchstwahrscheinlich nicht in deinem Yoga-Job. Die meisten Leute unterrichten Yoga neben einem anderen Beruf, mit dem sie den Großteil ihres Einkommens erzielen. Im Yoga-Business ist es üblich, dass man „selbstständig“ ist (später mehr dazu) und für seine Arbeit Rechnungen schreibt. Und sich um die Steuer kümmert. Und die Versicherungen. Und die Rente. Und überhaupt um alles andere. Und das auch noch selbst.
WILLKOMMEN IN DER HÖLLE.
Weil der ganze Verwaltungskram mit relativ viel Aufwand verbunden und auch ein bisschen langweilig ist, hältst du wahrscheinlich dieses Buch in deinen Händen. Gratulation, es wird dich hoffentlich dabei unterstützen. Doch bevor du auch nur eine Minute weiter liest, solltest du das Buch zur Seite legen, dich in deine favorisierte Meditationshaltung begeben und eine „Shut Up And Give Me Money“-Meditation einlegen.
KARMA-CONTENT:
Die „Shut Up And Give Me Money“-Meditation
Lass deinen Atem zur Ruhe kommen und sprich in Gedanken die folgenden Sätze:
•Ich liebe es, Yogalehrer:in zu sein.
•Ich helfe anderen, indem ich mein Yogawissen mit ihnen teile.
•Ich helfe ihnen, ihr Leben zu verbessern.
•Dafür arbeite ich jeden Tag und das macht mich wertvoll.
•Wertvoll für die Schüler:innen, die meine Klassen besuchen.
•Wertvoll für mich selbst, weil ich mich selbst verwirkliche und meinen eigenen Weg gehe.
•Und wertvoll für die Studios, die mit meiner Arbeit Geld verdienen und ohne mich ziemlich alleine dastehen würden.
•Aber alles hat seinen Preis. Auch ich.
•Ich verdiene eine faire Entlohnung für meine Arbeit.
•Eine wohlwollende, erfolgsabhängige Entlohnung.
•Eine Entlohnung, die so pünktlich auf meinem Konto eingeht, wie ich meine Klassen beginne.
•Eine Entlohnung, die mir ein Leben als Yogalehrer:in ermöglicht – auch als mein Fulltime-Job.
Und bevor ich meine Ansprüche an diese Entlohnung heruntersetze, mache ich mir drei Dinge klar:
1.Kann das Studio mir nicht mehr bezahlen oder will es einfach nicht?
2.Bekommen die anderen Yogalehrenden dieselbe Bezahlung?
3.Wäre ich selbst als Studio-Boss bereit, auf Geld zu verzichten, um die Yogalehrenden besser zu bezahlen?
Lass diese drei entscheidenden Fragen in dir reifen und wiederhole die Meditation gerne einige Male.
DER ACHTGLIEDRIGE PFAD
DES YOGA-BUSINESS
WIR MÜSSEN ÜBER GELD SPRECHEN
Auch im Yoga, wo hauptsächlich mit Luft und Liebe gehandelt wird, gilt: Geld ist nichts Böses, im Gegenteil. Es ermöglicht uns wunderbare Dinge, wie zum Beispiel eine ordentliche Schulbildung für unsere Kinder, ein paar Tage am Meer oder auch den Besuch einer Yogaklasse. Nicht mal in den alten Schriften findet sich etwas Abfälliges hinsichtlich des Materiellen. Selbst Osho konnte nicht „Nein“ zu einem neuen Rolls Royce in der Garage sagen. Yoga und Geld sind für Yoga-Profis untrennbar miteinander verbunden. Darum solltest du dich als Yogalehrer:in auch darum kümmern, dass es in deine Richtung fließt. Denn weder Prana noch Karma werden am Ende deine Miete bezahlen.
Woran die alten Meister nicht dachten: Wir leben in einer Welt des perfektionierten Kapitalismus. Und in dieser Welt regieren nicht Gurus mit langen Bärten, sondern Gelehrte in Sachen BWL. Wenn du als Yogalehrende:r in dieser Welt überleben willst, musst du einen Zugang zum System finden. Und dein Weg dafür ist:
DER ACHTGLIEDRIGE PFAD DES YOGA-BUSINESS
Möge Patanjali diesen Frevel entschuldigen. Aber selbst wenn du alles über Yoga gelernt hast, kann es dir immense Schwierigkeiten bereiten, eine Rechnung so zu schreiben, dass das heilige Finanzamt sie dir nicht um die Ohren schlägt. Also folge (angelehnt an das Yogasutra) dem Pfad – auch wenn es dich noch so viele Mühen kostet – bis zur Erleuchtung zum positiven Kontostand.
1.PLANUNG & ORGANISATION
Mag sein, dass du das Universum gerne walten lässt. Aber dein Leben wird wesentlich lebenswerter, wenn du nicht jede Woche viele Stunden mit einem Chaos aus Belegen und Formularen verbringst. Also lerne, dich und dein Business zu organisieren, indem du systematisch Ordnung hältst und deine Arbeitszeit strukturierst.
2.BUCHHALTUNG
Stelle dich deinen Dämonen. Buchhaltung ist eigentlich ein relativ yogisches Konzept der Bipolarität: Alles, was in den Büchern steht, muss am Ende auch in der Kasse liegen. Yin und Yang mit einem Eurozeichen dran.
3.KOSTENRECHNUNG
Was kostet wieviel und warum bekommen Yogalehrende dafür nur so wenig? Die Kostenrechnung ist einschläfernder als Yoga Nidra, aber aufschlussreicher als eine Runde Nacktyoga.
4.STEUERN
Steuern zahlen ist ein Dienst an der Allgemeinheit, also streng genommen so etwas wie „Seva“. Und dieser Dienst ist leider nicht ganz freiwillig. Du solltest aber wenigstens wissen, welche Steuern du wofür bezahlst und vor allem, wann sie fällig sind.
5.MARKETING
Es genügt nicht, gut zu sein. Ein paar Leute müssen auch davon erfahren. Deshalb solltest du lernen, wie du sinnvoll und möglichst effektiv Eigenwerbung betreibst.
6.RECHT
Es gibt nicht viele rechtliche Fallen, in die du als Yogalehrer:in tappen kannst – aber die, die es gibt, haben es teilweise in sich. So better watch out and be prepared!
7.VERSICHERUNGEN & RENTE
Was ist langweiliger als Steuern? Richtig: Versicherungen. Dennoch sind sie Teil deines Berufsalltags, wenn du Yoga unterrichtest.
8.FINANZEN
Hoffentlich ein Thema, das für dich mit Freude behaftet ist: Gesunde Finanzen sind die Basis für eine lange Karriere im Yogageschäft. Und damit zumindest eines der Ziele deiner Arbeit.
TEIL 1
TYPISCHE
ANFÄNGERFEHLER
DAS KAPITEL IN DREI SÄTZEN
•Als Yogipreneur:in bist du weitgehend auf dich allein gestellt.
•Was du nicht selbst machst, macht auch niemand anders für dich.
•Es gibt ein paar typische Anfängerfehler, die du dir am Anfang deiner Karriere sparen kannst.
ACHTUNG, DAS IST KEINE ÜBUNG
Erinnerst du dich an die erste Yogaklasse, die du besucht hast? Vielleicht hat dein:e Lehrer:in dich in einer Anfängerstunde mit behutsamen Worten abgeholt und in einem charismatischen Monolog sanft auf das vorbereitet, was nicht weniger als dein ganzes Leben verändern sollte. Dein Gefühl dabei: „Zwei-Zentimeter-über-der-Matte-schweb“, next Stop: Erleuchtung! Oder dein:e Yogalehrer:in hat dich – ohne großes Vorspiel – durch eine Endlosschleife aus Chaturangas und Planks gejagt. Vielleicht ein bisschen unromantisch, aber auch ein bisschen 50 Shades of Muskelkater. Egal, wie dein erstes Mal war: Du wusstest immer, was zu tun ist, weil es dir gesagt wurde.
Aber wenn du dein Teacher Training irgendwann hinter dir hast und selbst unterrichtest, weißt du: Es gibt jetzt keinen freundlichen Guru-Typen oder eine muskelbepackte Yogadomina mehr, die dir mit sonorer Stimme die Welt erklären. Ab jetzt zählt’s und du musst mehr oder weniger allein schauen, wie du durchkommst. Sowohl durch dein Stundenkonzept im Unterricht als auch durch deine Buchhaltung und den ganzen anderen Mist. Der Realität im Lotussitz entschweben? Unbedingt. Aber zuerst kommt die Umsatzsteuervoranmeldung (spätestens hier zeigt sich übrigens dein wahrer Hang zu Sadomaso-Spielchen). Aber es gibt keinen Grund, jetzt durchzudrehen.
ANFÄNGERTIPPS FÜR FORTGESCHRITTENE
Aus Fehlern lernt man. Am besten aus den Fehlern anderer. Basierend auf den klassischen Fauxpas neuer, aber auch bereits erfahrener Yogalehrer:innen findest du hier einige Tipps für einen erfolgreichen Start ins Yoga-Business. Besonders, wenn du dein Yoga Teacher Training noch vor dir hast, kannst du damit von Anfang an vieles richtig machen:
1.VERSCHAFFE DIR EINEN VORSPRUNG.
Wenn du ganz am Anfang deiner Karriere als Yogalehrer:in stehst, kannst du einige Dinge schon vorab erledigen und musst dich nicht damit rumärgern, wenn du eigentlich keine Zeit (Lust?) darauf hast:
•Informiere das zuständige Finanzamt über die Aufnahme deiner freiberuflichen Tätigkeit.
•Eröffne ein Bankkonto (siehe Kapitel „Geschäftskonto“).
•Schreib deinen Business- und Finanzplan (siehe Kapitel „Businessplan“ und „Finanzplan“).
•Entscheide dich für eine Buchhaltungssoftware und/oder eine/n Steuerberater:in (siehe Kapitel „Steuerberater:in“).
•Bewirb dich in Yoga- und Fitnessstudios.
All diese Dinge brauchen nach ihrer Beantragung etwas Zeit. Und Zeit ist ab sofort Geld. Willkommen im Yoga-Business.
2.DIE BEWERBUNGSPHASE LÄUFT.
Es gibt zwei wesentliche Möglichkeiten, dich und deine Dienste bei Yogastudios anzubieten: Du kannst deinen perfekten Yogi-Lebenslauf zusammen mit allen verfügbaren Zeugnissen per E-Mail an alle Studios in deinem Umkreis senden und in einer Sammel-Mail nach einer Woche nachfragen, ob was geht. Oder du besuchst verschiedene Yogaschulen persönlich. Dort, wo es dir gefällt, suchst du das Gespräch mit der Studioleitung und ganz nebenbei erwähnst du, dass du bald (oder bereits) selbst unterrichtest. Vielleicht bietest du gleich an, probeweise zu unterrichten und/oder Hands-On-Assists zu geben.
Rhetorische Frage: Was denkst du, funktioniert besser?
3.VERKAUFE DICH NICHT UNTER WERT.
Auch wenn es legitim ist, als Anfänger:in mal kostenlos in einem Studio zu assistieren (siehe oben): Gewöhne dich nicht daran. Deine Arbeit (das ist Yoga jetzt nämlich für dich) hat einen Wert und der sollte dir auch bezahlt werden. Viele Studios nutzen die Tatsache, dass du noch am Anfang stehst, gerne aus und bieten dir einen verringerten Stundensatz, „weil du ja so viel beim Unterrichten lernen kannst.“ Genau so funktionieren übrigens auch Werbeagenturen, TV-Sender und das Musikgeschäft. Aber nicht mit dir. Du bist jetzt ein knallharter Yoga-Profi und solltest auch als solcher behandelt werden. Die Praxis zeigt: Es ist viel schwieriger, nachträglich an eine „Gehaltserhöhung“ zu kommen, als du denkst. Übrigens nicht nur im Yogageschäft.
4.LEGE GELD FÜR SCHLECHTE ZEITEN ZURÜCK.
Es ist verlockend: Als Yogalehrer:in kannst du fast alles von der Steuer absetzen. Die schicken neuen Yogaklamotten, die Reise zur „Weiterbildung“ nach Goa und natürlich das hippe Elektro-Lastenrad, das du immerhin mit deiner Internetadresse schmückst und so zum Werbeträger machst. Und wer zahlt alles? Das Finanzamt. Nun ja, nicht ganz, denn den Kaufpreis für die schönen Dinge bezahlst erstmal du. Und es kommt noch schlimmer: Am Ende des Jahres will das Finanzamt auf einmal Geld von dir, zum Beispiel die Einkommensteuer. Und im Sommer (Yogalehrer:innen hassen den Sommer dafür ein kleines bisschen) geht dein Konto noch härter an den Dispo, weil viele Yogis lieber ins Freibad als auf die Matte gehen. Darum, und aus vielen anderen Gründen, solltest du jeden Monat etwas Geld zur Seite legen und am Anfang mit den Ausgaben lieber vorsichtig sein. Denn egal, wie gut es gerade läuft: Es gibt immer mal wieder Zeiten, in denen es nur so mittel läuft, und dann brauchst du deine Reserven.
5.SCHREIBE GENAU AUF, WAS DU TUST.
Zeit und Raum sind relativ. Und genauso verhält es sich mit dem Gedächtnis. Du magst dir zwar die Sanskrit-Bezeichnungen von 170 Yogahaltungen merken können, aber weißt du noch, wie viele Tage du letztes Jahr gearbeitet hast? Wahrscheinlich eher nicht. Also dokumentiere am besten deine Yogastunden, deine „Urlaubstage“, Krankentage und so weiter in deinem Kalender. So kannst du glaubhafte Auskünfte geben, wenn das Finanzamt es mal wieder genauer wissen will.
6.HALTE (DAUERHAFT!) ORDNUNG. WIRKLICH!
Genau wie deinen Kalender solltest du deine Finanzen im Griff haben – mit einer ordentlichen Buchhaltung. Sammle deine Belege für Ausgaben und Einnahmen und erfasse sie regelmäßig (zum Beispiel an jedem ersten Freitag im Monat) in deinem Buchhaltungssystem/-programm/-menschen. Die Erfahrung zeigt: Wenn du zu lange damit wartest, wirkt der Stapel mit Quittungen immer bedrohlicher. Und er ist es auch: allein das Eingeben von 20 Belegen kann einem echt den Tag versauen.