DAS KARTELL DER VERSCHWÖRER Albtraum oder Wirklichkeit?

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Das Kartell der Verschwörer


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Das Kartell der Verschwörer



Alptraum oder Wirklichkeit



Autor: Thomas Herrmann





Copyright 2011 Thomas Herrmann



Alle Rechte an diesem Endzeit Thriller liegen beim Verfasser Thomas Herrmann.



Das Kartell der Verschwörer



Thomas Herrmann



Copyright: © 2011 Thomas Herrmann



published by: epubli GmbH, Berlin



www.epubli.de



ISBN 978-3-8442-1102-3





Gewidmet den unzähligen Verschwörungsopfern.





Das Kartell der Verschwörer



Dietmar kam als Kuckuckskind zur Welt. Seine Existenz begann also, was im Übrigen nicht selten geschieht, mit einer Lüge. Vielleicht trug dieser Umstand dazu bei, dass er zeitlebens davon besessen war, den Dingen auf den Grund zu gehen, wenn er auch erst im fortgeschrittenen Alter, nach dem Tod des amtlich eingetragenen Familienoberhauptes, von der Täuschung erfuhr.



Die leibliche Mutter hatte sich demnach zusammen mit seinem Erzeuger, einem zudringlichen Versicherungsvertreter, gegen seinen „offiziellen“ Vater und im Grunde auch gegen ihn verschworen.



Vorbelastet mit dieser unbewussten, heimlichen Bürde wuchs der kleine Didi im Großen und Ganzen aber wohlbehütet auf. Doch bereits im Kindergartenalter offenbarte sich sein feines Gespür für die vielen Unaufrichtigkeiten, die ausgesprochen oder unausgesprochen das Miteinander der Menschen prägten und die in der Regel immer zweck- und zielgerichtet waren. Beispielsweise durchschaute er schon früh, dass die Mama seinem wesentlich älteren Bruder etwas mehr zugetan war, vermutlich ihre intuitive Reaktion auf seine Anwesenheit und die Tatsache, dass er sich selbst nicht verhütet hatte. Freilich vermochte er diese Zusammenhänge erst sehr viel später richtig zu deuten.



Auch im Kindergarten wurden Unterschiede gemacht. Diejenigen Sprösslinge, deren Mütter die Erzieherinnen ständig mit ihrer Präsenz und ausgeklügelten Kontrollmechanismen nervten oder dem Großbürgertum angehörten, genossen eine bevorzugte Behandlung, damit die Kleinen zu Hause bloß nichts zu meckern hatten.



Andere Eltern, die den pädagogischen Fähigkeiten des Personals vertrauten und dessen Kompetenz nicht in Frage stellten, setzten ihre Kinder unwissentlich einer wesentlich härteren Gangart aus. Von dieser Seite drohte ja keine Gefahr.



Jene fragwürdige Praxis sollte sich wie ein roter Faden durch sämtliche staatlich gelenkten Erziehungsinstitutionen ziehen, die er aufgrund seines zeitweise fremdbestimmten Werdegangs zu besuchen verpflichtet war.



Für das andere Geschlecht begann sich Dietmar schon früh zu interessieren. Als die Pubertät machtvoll an die Tür klopfte und der Hormonhaushalt des Jungen zunehmend verrückt spielte, tauschte er anfangs nur mit Alex, seinem besten Freund, im Verborgenen, feuchte Fantasien und die neuesten Pin-ups aus. Bis er Sonja begegnete, der rothaarigen Schönheit aus der Parallelklasse, mit den dschungelgrünen Augen, ihrem unvergleichlichen Duft nach Weib und Sinnlichkeit, den zauberhaften Sommersprossen und dieser durchsichtig schimmernden Haut…und sich unsterblich verliebte.



Zunächst schien sie seinen zaghaften Annäherungsversuchen keine Beachtung zu schenken. Erst auf einer ausgelassenen Geburtstagsparty, zu der beide eingeladen waren, ein geplanter Schachzug, den Sonja mithilfe der Gastgeberin sorgfältig vorbereitet hatte, kamen sich die zwei näher. Es funkte gewaltig, damit begann jene wunderbare, intensive, aufwühlende und leidenschaftliche Zeit des ersten Verliebtseins. Er betete sein Mädchen an und sie genoss die besondere Hingabe ihres Verehrers.



Meist sind die anfänglichen Schwärmereien von eher kurzer Dauer. Es sind die noch unbeholfenen Forschungsreisen, um dem Mysterium des anderen Geschlechts auf die Schliche zu kommen. Das wäre auch nicht weiter schlimm gewesen, hätte es unseren Protagonisten nicht eiskalt und völlig unvorbereitet erwischt.



Die Dame seines Vertrauens begann hinter seinem Rücken eine fatale Affäre, die inzwischen allgemein bekannt war, nur er wusste von nichts, obwohl sich die verhängnisvolle Liaison schon vor Wochen angebahnt hatte.



Ausgerechnet mit Alex musste dieses Miststück anbandeln, eine Männerfreundschaft zerstören, seine verletzte Seele mit Füssen treten und ihm auch noch den letzten Funken Hoffnung auf Wahrhaftigkeit in dieser Welt nehmen. Er war, daran gab es keinen Zweifel, das Opfer eines gemeinen Komplotts, erdacht und ausgeführt von den beiden Menschen, die ihm am nächsten gestanden hatten.



Selbstverständlich trugen diese Umstände nicht dazu bei, seinen Glauben an die kollektiven Tugenden des Homo Sapiens, insbesondere des weiblichen, zu festigen. Zwar begann er deshalb nicht, die Reize der Frauen zu ignorieren, ging aber fortan mit seinen Gefühlen weit überlegter und ökonomischer um. Ausgerechnet in diese bleierne Zeit der Ernüchterung fiel die Behandlung eines Lehrstoffs, der ihn fesselte und sein Interesse auf jenes spezielle Gebiet lenkte, das schließlich zu einer lebenslangen Obsession werden sollte, den Verschwörungen im Allgemeinen und den außergewöhnlich schmutzigen Intrigen im Besonderen.



Im Geschichtsunterricht streifte man das Geheimnis um Ludwig II., den bayrischen Märchenkönig und dessen ungeklärte Todesumstände am dreizehnten Juni 1886 im Starnberger See.



Dieses denkwürdige Geschehen, die außergewöhnliche Biografie des Monarchen, seine Gemütskrankheit und angebliche Homosexualität und die fragwürdige Entmündigung unmittelbar vor dem mysteriösen Ende, faszinierten den Schüler derart, dass er sich mit allem beschäftigte, was mit diesem „Fall“ in Zusammenhang stehen konnte.



In zahllosen schlaflosen Nächten, die er mit akribischer Detektivarbeit und aufwendigen Recherchen verbrachte, ging er der Sache auf den Grund und näherte sich schließlich der Wahrheit an. Er war überzeugt, auf der richtigen Spur zu sein.



Eine Randnotiz, die alle Historiker vor ihm geflissentlich ignoriert hatten, führte ihn zum heimlichen Liebhaber Ludwigs II., dem hübschen Stallburschen Franz, der seinen mächtigen Gönner anbetete und nicht gewillt war, denselben mit irgendjemandem zu teilen.



In seinen letzten Monaten vernachlässigte der König den misstrauischen Liebhaber, zog sich mit einem Mal zurück und wandte sich dem älteren, ebenfalls gut aussehenden Professor von Gudden zu, mit dem er an dem schicksalhaften Abend zu einem Spaziergang an den nahen See aufgebrochen war.



Unbemerkt folgte Franz den beiden und als er mit ansehen musste, wie die Männer Zärtlichkeiten austauschten, streckte er in einem Anfall krankhafter Eifersucht zuerst den verhassten Nebenbuhler und dann seinen treulosen Geliebten nieder.



So hatte sich das Drama abgespielt, daran gab es keinen Zweifel. Die Nachwelt durfte natürlich nie erfahren, dass der Regent eine Liebschaft mit diesem gewöhnlichen Burschen aus den Reihen seiner Dienerschaft eingegangen war. Man kehrte jenes pikante Detail vorsätzlich unter den Teppich und tischte der Nachwelt eine höchst suspekte Geschichte auf, die viele Fragen unbeantwortet ließ und bis in die Gegenwart Anlass zu wilden Spekulationen gab.



Aber jetzt waren die Todesumstände bekannt. Dietmar erhoffte sich ein wenig Anerkennung für dieses harte Stück Aufklärungsarbeit und verarbeitete seine Ermittlungsergebnisse in einem Aufsatz, der für den Geschichtelehrer, einen humorlosen Oberstudienrat kurz vor der Rente, bestimmt war.



Entgegen seinen Erwartungen wollte der Berufshistoriker die Anstrengungen des hoch motivierten Schülers nicht honorieren. Der hielt das Ganze für ein absurdes Hirngespinst des pubertierenden Jungen und gab ihm eine glatte Fünf für seine abstruse Abhandlung. Geknickt musste er sich eingestehen, dass nicht einmal die Pädagogen, also jene Autoritäten, die der Wahrheit und der reinen Doktrin verpflichtet sein müssten, bereit waren, einer schlüssigen Beweisführung zu folgen und von überholten Lehrmeinungen Abstand zu nehmen. Offensichtlich war die Zeit noch nicht reif für seine Dissertation.



Doch er hatte Blut geleckt, dieses brennende Verlangen nach schonungsloser Aufklärung hatte Besitz von ihm ergriffen und sollte ihn nie wieder loslassen. Es war nahe liegend, dass er sich schon bald einer neuen Herausforderung zuwenden würde. Unser Held brauchte nicht lange zu suchen, um auf dunkle Intrigen und undurchsichtige Machenschaften zu stoßen. Zwei bedeutende Schicksale, zwei denkwürdige Todesfälle, die angeblich nichts miteinander zu tun hatten, weckten auf Anhieb seine Neugier.



Der bis heute ungeklärte Mord an J. F. Kennedy und der dubiose Tod von Marilyn Monroe ein halbes Jahr zuvor. Nach dem Studium aller Details kam er zu dem Schluss, dass das Attentat auf den Präsidenten nur vorgetäuscht war und der damals mächtigste Mann noch bis vor kurzem in Kuba lebte, unter neuer Identität, in bescheidenen Verhältnissen, aber ausgesprochen glücklich.



Doch lassen Sie sich die unglaubliche Geschichte von vorne erzählen. Kennedy, dem man eine Schwäche für großbusige Damen nachsagte, hatte tatsächlich ein Verhältnis mit der aufregenden Marylin, die mit all jenen Attributen ausgestattet war, um ins Visier des Frauenhelden zu geraten und ein Opfer seines Jagdtriebes zu werden.

 



Die leidenschaftliche Affäre der beiden zog sich etwa über neun Monate hin. Der kubanische Geheimdienst, bestens informiert über die Vorlieben des Schürzenjägers, setzte seine schärfste Agentin namens Rosemarie, deren sinnliche Aura selbst den Papst verrückt gemacht hätte, auf den Regierungschef an, um ihm ein paar Geheimnisse zu entlocken.



Bereits nach der ersten Begegnung mit der Schönheit war er infiziert. Als die Monroe Wind davon bekam, rastete sie aus und schwor dem Casanova, sämtliche Einzelheiten ihrer Liaison den gierigen Vertretern der Boulevardblätter zuzuspielen. Derart unter Druck geraten und weil der Präsident seiner neuen Liebschaft bereits hoffnungslos verfallen war, beschloss er die aufmüpfige Lady mithilfe ihres Internisten aus dem Weg räumen zu lassen.



Dr. Lector, der für eine Handvoll Dollars seine eigene Großmutter, ganz oder in Teilen, an einen Organhändlerring verkauft hätte, verpasste ihr mittels eines Einlaufs die Überdosis jenes todbringenden Barbituratcocktails, den man später bei der Obduktion ihres Leichnams zweifelsfrei nachweisen konnte.



Das eifersüchtige Problemweib hatte man nun mehr oder weniger elegant aus der Welt geschafft. Doch je länger die Beziehung mit Rosemarie andauerte, umso weniger hatte Kennedy Lust auf die Politik.



Zum Scheitern verurteilte Kriegsstrategien zu entwickeln, mit seiner flachbrüstigen Ehefrau auf endlosen Wahlkampftouren, stets in charismatischer Siegerpose durch sämtliche Bundesstaaten zu tingeln, unnütze Gesetze zu erlassen und der ganze andere Schwachsinn, der untrennbar mit seinem Amt verbunden war, nervten ihn derart, dass er beschloss, einen Schlussstrich unter seine bisherige Existenz zu ziehen und mit der Geliebten ein neues Leben zu beginnen.



Er wollte nur noch weg und sich damit aller verhassten Pflichten entledigen. Die schöne Agentin schlug ihm vor, seinen gewaltsamen Tod vorzutäuschen, dann wäre er endlich frei und sie beide könnten sich beispielsweise im sonnigen Kuba, einer Enklave politischer Redlichkeit, niederlassen. Flüchtigen aus den USA gewähre der alte Castro gerne Asyl.



In Kennedys Geheimdienststab gab es zwei verlässliche Mitarbeiter, die kurz danach den Auftrag bekamen, die Inszenierung vorzubereiten, ein geeignetes Drehbuch zu schreiben und mithilfe weiterer Komplizen auszuführen.



Das weitere Geschehen dürfte dem Leser bekannt sein. Dietmar fand heraus, dass eine täuschend echt aussehende Wachsfigur, in Auftrag gegeben bei Madame Tussauds, anstelle des Präsidenten und unter den Augen der Weltöffentlichkeit zu Grabe getragen wurde. Ein leidiger Schönheitsfehler, der aber nicht vorhersehbar war, trübte ein wenig den Gesamteindruck, der im Übrigen perfekt durchgeführten Operation.



Lee Harvey Oswald war ein glaubwürdiger Attentäter, der unverzüglich hätte verurteilt werden sollen. Anschließend wäre er um etwa hunderttausend Dollar reicher und ausgestattet mit einer neuen Identität durch die Hintertür des Knastes wieder in die Freiheit entlassen worden. Das war der ursprüngliche Plan und so mit ihm vereinbart.



Keiner der Verschwörer rechnete damit, dass dieser dämliche Patriot und Nachtclubbesitzer Jack Ruby auf den Gedanken käme, Selbstjustiz zu üben, um den populären Staatsmann in Wildwestmanier zu rächen.



All die Gerüchte um eine mögliche Verwicklung der Mafia, der CIA oder des russischen Nachrichtendienstes in den Mord waren an den Haaren herbeigezogen.



Kennedy emigrierte unmittelbar nach seiner Beerdigung mit Rosemarie nach Havanna, plauderte dort sämtliche nationalen Geheimnisse und Sicherheitscodes aus, die ihm bekannt waren, und erhielt dafür die kubanische Staatsbürgerschaft, eine kleine Rente und die Zusicherung, lebenslang an allen Gewässern des sozialistischen Landes der Sportfischerei nachgehen zu dürfen. Das Paar heiratete, gründete eine Familie und seine Ehefrau gebar ihm fünf gesunde Kinder, die selbstverständlich im revolutionären Sinne erzogen wurden. Dem Papa war es egal, solange man ihm nicht mit irgendwelchem politischen Firlefanz auf die Nerven ging. Meist verschlief er den Vormittag, um am Nachmittag ausgeruht und gut gelaunt seinen Hobbys nachzugehen. Ihm ging es prächtig in diesem Paradies und für nichts auf der Welt hätte er mit seinem früheren Leben tauschen wollen, bis zu der schicksalhaften Stunde, als er „versehentlich“ von einem rostigen Schulbus überfahren wurde.



Ein reumütiger Beteiligter des damaligen Komplotts hatte auf dem Sterbebett sein Gewissen erleichtert und die Verschwörung gestanden. Daraufhin ließ die CIA den Verräter auf diese unverdächtige Art und Weise liquidieren.



Unser Chefermittler vermutete ganz richtig, dass die Zeit noch nicht reif war, um mit dieser brisanten Enthüllung an die Öffentlichkeit zu gehen. Man würde ihn mit Sicherheit für verrückt erklären, selbst wenn seine lückenlose und über jeden Zweifel erhabene Beweisführung zu keinem anderen Ergebnis führen konnte.



Im Jahre 2017, das war nachzulesen, sollte die Akte Kennedy endlich geöffnet und die Umstände seines „Todes“ abschließend geklärt werden. Unmittelbar davor würde er seine Version der Geschehnisse meistbietend an einen Presseverlag verkaufen. Sollte die Wahrheit schließlich ans Licht kommen, dann gebührte ihm allein die ersehnte Anerkennung.



Die zeitintensiven Recherchen hatten zur Folge, dass er seine schulischen Aufgaben stark vernachlässigte und nur mit Mühe einen mittleren Bildungsabschluss erwarb. Den guten Kontakten seines Vaters zum hiesigen Sparkassendirektor hatte er es zu verdanken, dass er dennoch einen Ausbildungsplatz bekam und wider Willen eine öde Banklehre beginnen musste. „Zuwendungen“ dieser Art waren in den verfilzten Strukturen seiner Heimatgemeinde an der Tagesordnung. Obwohl er große Lust verspürte, jene korrupten Verflechtungen samt den Hintermännern beim Namen zu nennen, ließ er mit Rücksicht auf seine Familie die Finger davon und fügte sich.




**********



Am Morgen des 29. August 1997 hielt sich seine Mutter wie gewöhnlich in der Küche auf, um die Tageszeitung zu lesen. Als Dietmar im Vorbeigehen ein Schluchzen vernahm und daraufhin die Tür öffnete, fand er sie sichtlich betrübt und mit wässrigen Augen auf einem Stuhl sitzend vor. Gebannt lauschte sie den Worten des Radiosprechers. Er setzte sich zu ihr und musste mit anhören, wie Diana, die englische Prinzessin, in der vergangenen Nacht auf entsetzliche Art und Weise mitten in Paris ums Leben gekommen war.



„Da stimmt etwas nicht…das stinkt gen Himmel“, schoss es ihm durch den Kopf. Schon vor der Scheidung von Charles war sie ein ungeliebtes Mitglied des englischen Königshauses, das aber seine vornehmste Pflicht erfüllt und dem Empire zwei gesunde Thronfolger geschenkt hatte. Eine aristokratische Lady stirbt nicht unter solch fragwürdigen Umständen in einer französischen Tunnelröhre…außer ihr Tod war geplant.



Es wartete eine Menge Arbeit auf ihn. Er versprach seiner Mutter die rückhaltlose Aufklärung dieses „Unfalls“. Verwundert sah sie ihrem Jungen nach, als der sich umgehend ans Werk machte.



Zuerst musste Ordnung in die vielfältige Spurenlage gebracht und die beträchtliche Menge möglicher Mordmotive genauer untersucht werden. Sofort ins Auge fiel ihm natürlich die miserable Ehe des Opfers und das langjährige Verhältnis ihres Angetrauten mit der Herzogin von Pornwall, Mrs. Ludmilla Carter Holes, die durchaus ein Interesse am vorzeitigen Ableben der Rivalin gehabt haben könnte. Nicht zu übersehen war auch das extrem gespannte Verhältnis der Verunglückten zur Schwiegermama, die das blonde Kind mit dem mädchenhaften Charme, das überall im Mittelpunkt stand und sogar ihr die Show stahl, am liebsten auf den Mond geschossen hätte.



Selbst den Klerus musste man zum Kreis der Verdächtigen zählen. Ihre Liebschaft mit Rudy, dem gottlosen Lebemann, der ihr finales Schicksal teilte, war den Glaubenswächtern der katholischen Kirche mit Sicherheit ein Dorn im Auge. Seit der Aufklärung verzichtete man zwar auf den Einsatz von Scheiterhaufen, aber diese Herren, das wusste man, waren niemals zimperlich wenn es um die Bewahrung christlicher Dogmen ging. Diana vertraute sich unlängst ihrer besten Freundin an und sprach den begründeten Verdacht aus, der britische Nachrichtendienst MP 3 plane einen Anschlag auf ihr Leben, weil der Königin ihr anzüglicher Lebenswandel und die ständigen Berichte über das ausschweifende Leben, das sie seit der Scheidung führe, gewaltig auf den Wecker gingen und die Monarchie des Empire dadurch dauerhaft beschädigt würde. Ihren ehemaligen Leibwächter und Geliebten Harry Doublekey habe man schon aus dem Weg geräumt. Der Pechvogel verunglückte ein paar Tage zuvor mit seinem Fahrrad auf unerklärliche Weise.



Motive ohne Ende… dieser Umstand spornte unseren Detektiv nur noch mehr an. Er scheute sich auch nicht, mit den Menschen Kontakt aufzunehmen, die sich im innersten Kreis der Monarchie bewegten und erhielt dadurch viele wertvolle Informationen.



Nach dem Unglück waren nicht wenige bereit, endlich auszupacken und ihren Beitrag zur Wahrheitsfindung zu leisten. Diana hatte sich in der Vergangenheit für die Aidskranken in aller Welt engagiert und war häufig nach Afrika gereist, um vor Ort zu helfen, Spendengelder zu sammeln und die Aufmerksamkeit auf diese gemeine Seuche zu lenken, deren Vernichtungspotenzial einen gesamten Kontinent zu entvölkern drohte.



Sie war ganz sicher, selbst den Virus in sich zu tragen. Im Verdacht hatte sie einen korrupten Arzt, der sie bei einer routinemäßigen Blutentnahme vorsätzlich infiziert haben musste, eine andere Erklärung gab es nicht. Damit wollte das Königshaus sie bloßstellen, demütigen und sich endgültig von ihr befreien. Das sollte Gottes gerechte Strafe für ihre Genusssucht sein. Kein Wunder, dass die Verfolgte eine schwere Depression entwickelte, von der sie sich nie mehr erholte.



Mit dem Fortschreiten der Erkrankung fasste sie schließlich den Entschluss, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Sie wollte unter keinen Umständen, dass die Schwiegermutter sich an ihren Leiden ergötzen konnte und sie sehnte sich nach Ruhe und Frieden.



Als sie Rudy ihre Entscheidung mitteilte, schien dieser kaum überrascht. Das träfe sich gut, auch er habe die Nase gestrichen voll von seiner sinnlosen Jet Set-Existenz, außerdem bete er sie sowieso bis in alle Ewigkeit an und nichts täte er lieber, als mit ihr Hand in Hand den letzten Weg zu gehen. Diana bestand aber darauf, den Selbstmord mit Rücksicht auf die beiden Söhne und um keinem ihrer widerwärtigen Gegner die Genugtuung eines Triumphes einzuräumen, als Unfall zu tarnen. So begannen sie, gedanklich verschiedene Szenarien ihres Ablebens durchzuspielen. Just in dieser Zeit des gemeinsamen Pläneschmiedens lief Rudys sensiblem Chauffeur Heini Small die Frau davon. Als ob das nicht schon gereicht hätte, um ihn aus der Bahn zu werfen, zog sich der arme Kerl auch noch einen Leistenbruch zu. Der behandelnde Arzt riet ihm dringend zu einer Operation. Weil die Not so groß war und er niemandem sonst das Herz hätte ausschütten können, vertraute er sich schließlich seinem Chef an. Der hörte ihm aufmerksam zu, packte die Gelegenheit beim Schopfe und fragte den vom Schicksal Gebeutelten frei heraus, ob er sich angesichts seiner ausweglosen Situation vorstellen könne, ihn und die Lady bei ihrem bevorstehenden Suizid zu begleiten.



Rudy rannte bei seinem Gegenüber offene Türen ein. Heini war begeistert. Mit einem Mal wären alle Probleme gelöst, er würde um den unvermeidlichen Eingriff herumkommen, der ihm panische Angst machte und nebenbei könnte er seiner fahnenflüchtigen Ehefrau eine gehörige Portion Schuldgefühle mit auf den Weg geben.



Einvernehmlich und um keine Zeit zu verlieren schritt das Trio umgehend zur Tat. Am letzten Abend speisten sie noch einmal gemeinsam in ihrem Pariser Lieblingshotel, tranken vom besten Wein des Hauses und begaben sich anschließend beschwipst und ziemlich aufgekratzt in die bereitgestellte Limousine, die zuvor präpariert worden war. Sämtliche Airbags und die Sicherheitsgurte waren außer Funktion gesetzt. Heini gab Gas und steuerte den Wagen mit hoher Geschwindigkeit in den betreffenden Tunnel, verfolgt von einer Horde taktloser Paparazzi, die immer und überall hinter ihnen her waren und die keine Ahnung hatten, dass sie gleich zu Augenzeugen einer menschlichen Tragödie würden. Die lebensmüde Schicksalsgemeinschaft fasste sich an den Händen und stimmte leise den Song



“Don´t worry, be happy“



von Bobby McFerrin an. Der Tacho zeigte 193 km/h als Heini den schönen Wagen vorsätzlich gegen die Tunnelwand setzte. Dem entsetzlichen Geräusch, den das splitternde Glas und der vorbeischrammende Stahl auf dem eiskalten Beton verursachten, folgte eine beklemmende Stille. Für einige Minuten schien die Welt still zu stehen. Drei Menschen waren tot. Gestorben, weil ihnen das Leben und eine Meute böswilliger Zeitgenossen derart übel mitgespielt hatten, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sahen, als der Welt auf diese schreckliche Art und Weise Lebewohl zu sagen.

 



Dietmar war stolz auf sich. Diese Nuss hatte ein internationales Heer versierter Ermittler nicht zu knacken vermocht. Sogar ein prominenter Kollege, den er sehr schätzte und der beispielsweise den „Unfalltod“ von Jörg Haider, dem österreichischen Rechtspopulisten aufgeklärt hatte, war an dieser Sache gescheitert. Wie viele zweifelhafte Selbstmorde und Unfälle mochte es noch geben? Was wartete als Nächstes auf ihn?



Als er seiner Mutter die Wahrheit über Lady Dis Ende erzählte, staunte sie nicht schlecht über die unvermuteten Fähigkeiten ihres Sohnes und brach gleich darauf in Tränen aus. Kaum hatte sie sich wieder gefasst, musste er ihr alles haargenau berichten. Gebannt, mit großen Augen hing sie an seinen Lippen. Die Mama war so stolz auf ihren Sprössling, dass sie das Ergebnis seiner Ermittlungen unmöglich für sich behalten konnte. Beim nächsten Kaffeekränzchen mit ihren Freundinnen platzte es aus ihr heraus. Die Damen, ausgestattet mit einer natürlichen Neugier für das Privatleben der Aristokratie, waren natürlich fasziniert von diesen aufsehenerregenden Enthüllungen, auch weil sie sich jetzt zum erlesenen Kreis der Eingeweihten zählen durften. Sie baten, ja sie flehten Didis Mutter an, sie möge doch den tollkühnen Jungen das nächste Mal mitbringen. Als sie ihm zu Hause von dem Wunsch berichtete und aufgeregt fragte, ob er sie beim nächsten Mal begleiten würde, alle wären so gespannt auf seinen Bericht, sagte er sofort zu. Diese Frauen aus der Mittelschicht waren also wahrhaftig an seiner Arbeit interessiert. Vielleicht würde er ja von ihnen endlich die erhoffte Anerkennung bekommen.



Schon drei Tage später saß man bei Kaffee und Kuchen zusammen und der Bub musste ausführlichst sämtliche Details seiner Spurensuche schildern. Besonders angewidert war die Damenwelt von der Rolle des britischen Königshauses, dessen wahre Motive nun ans Licht gekommen waren. Zugleich schienen sie fasziniert von den tiefen Gefühlen, die das verzweifelte Paar füreinander hegte. Als im Radio auch noch



„Good Bye, English Rose“



gespielt wurde, fingen alle an zu weinen.



Das erste Mal in seinem Leben fühlte sich Dietmar wirklich ernst genommen. In diesem Kreis hörte man ihm zu, hier schätzte man seine Anstrengungen. Man vereinbarte kurzerhand, sich regelmäßig, mindestens einmal wöchentlich zu treffen, bestimmt würde der ruhelose Ermittler Zuspruch und Beistand brauchen können. Das war jedenfalls die einhellige Meinung der Frauen, freilich schmeichelte diese plötzliche Aufmerksamkeit auch seinem Ego. Sie stritten sich sogar darum, wer für das nächste Treffen den Kuchen backen durfte.



Als er ein paar Tage später abermals mit seinem Fanclub beisammen saß, lenkte eine der Damen das Gespräch auf Maria Vielmann, jene beliebte Fernsehmoderatorin, die man praktisch über Nacht zur Staatsfeindin erklärte, weil sie entgegen dem herrschenden Zeitgeist leichthin und ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein, allerlei angestaubte Ansichten zu Familie und Erziehung geäußert hatte. Daraufhin inszenierten einige aufrechte Journalisten eine Hetzjagd gegen die „Maria Braun der Gegenwart“. Schließlich wurde der Druck der Straße so groß, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihrem bisherigen Arbeitgeber nicht mehr möglich war und dieser sie kurzerhand vor die Tür setzte. Das Ganze gipfelte zuletzt in einem schmutzigen Tribunal, moderiert von Herrn Fimpel, dem erklärten Hüter des Anstands und moralische Instanz für Volkes Seele. Er brachte die Delinquentin erst zum Heulen und warf sie anschließend publikumswirksam aus seiner Fernsehshow. Ihn hatte man ausgewählt, der ehemaligen Kollegin den Gnadenstoß zu versetzen.



Dietmar spürte sofort den dringenden Wunsch seiner Groupies, Licht ins Dunkel dieser haarsträubenden Affäre zu bringen. Eigentlich wollte er sich ja einer ganz anderen Aufgabe zuwenden, aber die Beschäftigung mit dieser Angelegenheit würde sicher nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Allein aus Prestigegründen schien es ihm zweckmäßig, das Anliegen vorrangig zu behandeln. Er versprach seinen Damen, die Sache umgehend einer genauen Prüfung zu unterziehen.



Im Umfeld prominenter Persönlichkeiten zu ermitteln war ein zweischneidiges Unternehmen, besonders wenn man dabei seine Nase auch in die Redaktionen von Fernseh

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