Die Freude Notfall Apotheke

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Die Freude Notfall Apotheke
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Thomas Brezina:

Die Freude Notfall Apotheke

Alle Rechte vorbehalten

© 2019 edition a, Wien

www.edition-a.at

Cover: JaeHee Lee

Satz: Isabella Starowicz

Lektorat: Anatol Vitouch

ISBN 978-3-99001-316-8

E-Book-Herstellung und Auslieferung:

Brockhaus Commission, Kornwestheim

www.brocom.de

Inhalt

Hilfreich in akuten Fällen von Freudeverlust durch Angst, Verzweiflung, Fehler und Jammerattacken

Vorbeugend und stärkend gegen schwachen Selbstwert, schlechte Morgenstimmung und Unzufriedenheit im Leben

Schnell wirksam bei Überforderung, Leere im Kopf und großkotzigen Leuten

Freude als Wundermittel

Freude-Tropfen gegen nervige Partner, Beziehungsstress und Verlorenheit

Spezialmittel für Schönheit, Mut und Mitgefühl

Freude auf Rezept

Seit Erscheinen meines Buches Tu es einfach und glaub daran – Wie du mehr Freude in dein Leben bringst halten mich manche Leute für einen kleinen grünen Elf, der den ganzen Tag vergnügt von Blüte zu Blüte springt und mit Tautropfen Fußball spielt.

Weit gefehlt! Ich bin ein Mensch, und wie jedem anderen fliegt auch mir jeden Tag jede Menge Mist um die Ohren. Auch in meinem Leben geschehen Dinge, die mich erschrecken, erschüttern, mir Angst machen und mich verzweifeln lassen. Es geht rauf und runter, und auch ich ärgere mich manchmal, jammere oder werde wütend.

Das Wichtigste, das ich in meinem Leben gelernt habe: Ein Held der Freude ist, wer immer wieder die Freude in sein Leben zurückbringt, egal was geschehen ist.

Von allein aber passiert das in den seltensten Fällen. Auf eine freudige Wendung zu warten, kann lange dauern. Heute weiß ich, es ist meine Verantwortung, den Blick wieder auf Freudiges zu lenken.

Ich habe einmal gelesen, dass Freude wie die Sonne ist, die immer scheint, auch wenn sich eine dicke Schicht Wolken davorgeschoben hat. Meine Aufgabe ist, mich wie ein Flugzeug über diese Wolken zu erheben, um die Sonne wieder zu sehen. Oder wenigstens ein Loch in die Wolkendecke zu reißen.

Freude im eigenen Leben sehe ich auch als Verantwortung gegenüber den Menschen rund um mich. Meine Freude kann sie anstecken, bestärken, ihnen eine Atmosphäre geben, in der sie sich gerne aufhalten.

In diesem Buch beschreibe ich 21 Dinge, die mir dabei helfen.

Darf ich sie euch auch verschreiben? Probiert sie aus. Wie immer: Vergesst die Tipps, die bei euch weniger gut wirken. Dafür eine höhere Dosis von allen anderen.

Meine persönlichen Freude-Apotheker heißen Ivo und Joppy. Mit ersterem bin ich verheiratet, und der zweite ist mein Jack-Russel-Terrier. Da Joppy wirklich ein Ausbund an guter Laune ist und mich jeden Tag zum Lachen und Schmunzeln bringt, begegnet ihr ihm zu Beginn jedes Kapitels. Auf dem Einband seht ihr meinen Experten auf vier Pfoten auch.

Jede Minute unseres Lebens kommt genau einmal.

Es liegt an uns, womit wir sie füllen wollen. Freude und Begeisterung, Neugier und Offenheit erscheinen mir die beste Wahl dafür.

Ich wünsche euch viel Kraft und ein breites Lächeln. Wie mein guter Freund, Dr. Vijay (und der ist wirklich Arzt!) gesagt hat: Zuerst müssen wir uns mit Freude anfüllen, bis wir überfließen, damit wir viel Freude geben können.

Meine Freude teile ich sehr gerne mit euch!

Ab jetzt ist meine Sprechstunde eröffnet, und ich zeige euch auf den nächsten Seiten die Rezepte für mehr Freude, die ich mir selbst verschreibe.

Das Allerbeste wünscht euch


Hilfreich in akuten Fällen von Freudeverlust durch Angst, Verzweiflung, Fehler und Jammerattacken

Wenn ich einen Fehler gemacht habe …

… dann erinnere ich mich daran, dass es Fehler nicht gibt.

Wie viel Freude bringt es doch, wenn klar ist, dass wir niemals Fehler machen. Mir ist eine Menge an Ärger über mich und an Selbstvorwürfen erspart geblieben, seit ich erkannt habe, dass ich keine Fehler mache.

Natürlich geht immer wieder etwas daneben, denn das ist leider so und gehört zum Leben dazu. Trotzdem würde ich es nicht mehr »Fehler« im herkömmlichen Sinne nennen. Auf euch und euer Tun trifft das genauso zu.

Als Beispiel möchte ich euch etwas aus meinem Privatleben erzählen: Die bisher längste Beziehung meines Lebens hat 19 Jahre gedauert. Das war eine lange, schöne Zeit mit einem Partner, der mich in allem, was ich gemacht habe, irrsinnig toll unterstützt hat.

Das Ende dieser Beziehung aber war absolut schrecklich. Und das Ende hat zwei, drei Jahre gedauert. Erst nach diesen furchtbar mühsamen und traurigen Jahren war der Punkt erreicht, an dem ich in der Lage war, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich hatte aus meiner Sicht alles getan, um die Beziehung zu retten, aber es ist einfach nicht mehr gegangen.

Nach dem Ende dieser Beziehung war ich sehr einsam und habe mich sehr, sehr schlecht gefühlt. Einer der Gedanken, die ich längere Zeit nicht loslassen konnte, war dieser: »Wie habe ich nur so einen Fehler machen können, mit diesem Partner so lange zusammenzubleiben? Warum habe ich nicht früher erkannt, dass ich die Beziehung beenden muss?«

Erst viel später, als es mir wieder besser gegangen ist, wurde mir klar, was an diesem Gedanken falsch ist.

Es ist eigentlich ganz einfach:

Wir machen keine Fehler.

Ich nicht, und ihr ganz sicher auch nicht.

Ihr werdet mir jetzt vielleicht widersprechen und mir die schlimmsten Fehler eures Lebens, die ihr immer wieder beklagt und bejammert, aufzählen wollen. Aber dann sage ich: Nur weil euch diese Dinge heute als Fehler erscheinen, heißt das nicht, dass es damals Fehler gewesen sind.

Oder habt ihr den Fehler etwa absichtlich begangen? Habt ihr euch damals hingestellt und gesagt: »So, jetzt mache ich einmal so einen richtig dummen Fehler, von dem ich mir noch in ein paar Jahren denken werde, dass er das Dümmste war, was ich tun konnte.«

Wenn das wirklich so war: Okay, dann gebe ich euch recht. Aber wirklich nur in diesem einen und ziemlich unwahrscheinlichen Fall.

In jedem anderen Fall dagegen habt ihr schlicht und einfach das getan, was euch in der damaligen Situation richtig erschienen ist.

Und weil Menschen sich verändern, ja sogar manchmal wirklich gescheiter werden, seid ihr eben später draufgekommen, dass ihr euch nicht noch einmal so entscheiden würdet wie damals.

Außerdem bekommen wir schon in der nächsten Minute, nachdem wir etwas getan haben, mehr Information.

Nach einer Stunde, einem Tag, einer Woche, einem Monat oder Jahr sehen wir die Sache aus einem völlig anderen Blickwinkel. Wir sind eben etwas klüger geworden (oder vielleicht sogar viel klüger).

Wichtig ist allerdings, wenn etwas nicht gut oder sogar sehr schief gelaufen ist, gelernt zu haben und das Gleiche nicht noch einmal zu tun.

Ihr würdet nicht noch einmal eine Beziehung mit einem Menschen eingehen, von dem ihr jetzt wisst, dass er euch nicht gut getan hat?

Sehr gut.

Ihr würdet nicht noch einmal einen Job annehmen, nur des Geldes wegen, und dafür eine andere Arbeit aufgeben, die euch viel mehr Spaß macht?

Klingt vernünftig.

Heißt das wirklich, dass es damals ein Fehler gewesen ist, diese Entscheidungen so zu treffen?

Überhaupt nicht. Denn es waren eben die Entscheidungen, die euch damals richtig und vernünftig erschienen sind.

Noch einmal:

Wir machen keine Fehler.
Weil es nämlich keine Fehler gibt.

Es gibt nur Entscheidungen, die uns im Rückblick als Fehler erscheinen. Das ist ein wichtiger Unterschied.

Es bedeutet nämlich, dass wir sofort aufhören dürfen, über vergangene Fehler und verpasste Chancen zu jammern und uns stattdessen damit beschäftigen können, wie wir unser Leben hier und jetzt leben wollen.

Das ist übrigens keine neue Erkenntnis. Schon die alten Chinesen haben das gewusst. Sie hatten folgendes Sprichwort:

»Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, ist vor dreißig Jahren – oder jetzt.«

War es also ein Fehler, den Baum nicht schon vor dreißig Jahren gepflanzt zu haben? Das Sprichwort zeigt, dass die Frage falsch gestellt ist. Sie ist ganz einfach sinnlos. Wenn ich einen Baum pflanzen möchte, dann kann und sollte ich es genau jetzt tun.

Wäre es schön gewesen, das schon vor dreißig Jahren getan zu haben und jetzt den starken Stamm und das weit verzweigte Geäst meines selbst gepflanzten Baumes bewundern zu können?

 

Ja, sicher. Aber so ist es eben nicht. Also muss ich den Baum jetzt pflanzen, wenn mir das wichtig ist.

Dieses Prinzip gilt aus meiner Sicht buchstäblich für alles im Leben. Wir haben immer nur die Gegenwart, das Hier und Jetzt für unsere Handlungen zur Verfügung.

Hätte ich meine 19 Jahre dauernde Beziehung schneller beenden, mir die letzten Jahre des Leidens sparen sollen?

Aus heutiger Sicht: Ja, wahrscheinlich. Aber damals war es mir eben nicht möglich, ich war noch nicht so weit. Und wer weiß, vielleicht würde ich bis heute darüber nachgrübeln, ob diese Beziehung nicht doch noch zu retten gewesen wäre, wenn ich sie wirklich früher beendet hätte.

Vor allem aber: Ich lebe heute in einer sehr glücklichen Beziehung mit meinem Mann Ivo. Es fehlt mir an nichts. Warum soll ich also »Fehler« in der Vergangenheit suchen?

Wichtig ist aber eines: Schließt einen Vertrag mit euch ab. Tut das am besten schriftlich und wie bei einem Rechtsanwalt oder Notar, mit Unterschrift. Mit diesem Vertrag mit euch selbst und dem Bewusstsein, wirklich euer Bestes zu tun, werdet ihr viel, viel weniger das Gefühl haben, Fehler gemacht zu haben. Rechts siehst du, wie dein Vertrag aussehen könnte.




Mein geheimer Trick bei dicker Luft und missmutigen Gesichtern …

… besteht aus drei Worten, die ich im Notfall viele Male in der Minute und der Stunde denke.

Diesen Trick wende ich bei verschiedenen Gelegenheiten an:

wenn mir eine Person gehörig auf die Nerven geht, ich aber weder aufstehen und gehen kann noch zu streiten beginnen will

wenn ich in eine hitzige Diskussion gerate und alle recht haben wollen (ich auch, aber ich weiß, dass das nichts bringt)

wenn ich Krach mit jemandem hatte und es mir ehrlich leidtut

wenn mich jemand geärgert oder sogar verletzt hat und ich merke, dass ich mich immer mehr darüber aufrege

wenn ich auf der Straße gehe und Leute so missmutige Gesichter machen

wenn ich in einer Besprechung sitze, in der die Stimmung knapp unter dem Gefrierpunkt liegt

Warnung:

Wenn ich euch gleich sage, wie der Trick funktioniert, werdet ihr mich vielleicht für verrückt halten.

Als ich das erste Mal von dieser Technik erfahren habe, konnte ich nicht glauben, dass so etwas funktionieren kann. Die einfachste Form geht so:

In jeder Situation, in der mehr Einklang, freudige Stimmung oder Verzeihen gut wäre, denke ich ständig: