Erneuerbare Energien

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2.1 Energiebedarf

Die Erfolgsstory von Öl begann in den Jahren 1858/59. Fast zeitgleich wurde das so genannte „schwarze Gold“ sowohl in Celle, Deutschland, als auch in Pennsylvania, USA, entdeckt und gezielt gefördert. Einen Ölboom, wie er in Nordamerika in den darauf folgenden Jahren ausbrach, konnte Deutschland allerdings nicht verzeichnen. Damals wie heute förderten die Deutschen nur etwa drei Prozent ihres eigenen Ölbedarfs. Die Förderung von Erdgas begann erst in den 1970er Jahren. Bis dahin wurde das Gas als störend empfunden und sinnlos verbrannt (abgefackelt).

Es werden zwar immer wieder neue Erdölquellen und Erdgasfelder entdeckt, aber es ist nicht zu leugnen, dass die Gesamtvorkommen endlich sind. In unbestimmter Zeit werden ihre Reserven erschöpft sein. Hinzu kommt, dass die Emissionen grenzüberschreitend Probleme bereiten. Die Schadstoffe, die vorrangig in den Industrieländern verursacht werden, verursachen auch in Gegenden erhebliche Schäden, in denen weit und breit kein Auto fährt und kein Haus steht. Abgasemissionen verunreinigen über Ländergrenzen hinweg die Luft, undichte Öl- und Gas-Pipelines verseuchen Grundwasser und Böden, gekenterte Tankschiffe verdrecken Ozeane und Meeresbewohner. In vielen Fällen bezahlen unschuldige Lebewesen mit ihrer Gesundheit für die Annehmlichkeiten der Industrienationen. Ebenso wie bei der Diskussion über die Kernenergie (s. Kap. 2.5) müssen wir uns daher fragen, ob wir unsere Handlungsweise gegenüber diesen Lebewesen – Mensch wie Tier – sowie nachfolgenden Generationen rechtfertigen können.

Die zügellose Nutzung fossiler Energieträger (Kohle, Erdöl, Erdgas) beinhaltet somit zwei gravierende Nachteile:

1. Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt (s. Kap. 2.3).

2. Die Verbrennungsprodukte sind

umweltschädlich (s. Kap. 2.4).

Ein weiterer entscheidender Faktor bei der Betrachtung des Energiebedarfs ist das weltweite Bevölkerungswachstum. Die Weltpopulation nimmt seit den ersten Schritten des Homo sapiens stetig weiter zu. Momentan (6,6 Mrd.) wächst sie pro Jahr um 80 Mio. Erdenbewohner an. Im Jahr 2050 wird die Weltpopulation voraussichtlich bei fast neun Milliarden Menschen liegen.

In gleichem Maße aber, wie die Anzahl der Menschen auf diesem Planeten zunimmt, steigt auch die benötigte Energiemenge. Allein mit Holz können sich die Menschen schon lange nicht mehr versorgen, auch wenn Holz in vielen Regionen immer noch der Energieträger Nummer 1 ist. Neue Energiequellen sind daher notwendig, damit das Leben und Überleben in der heutigen Zeit möglich ist. Darüber hinaus nimmt auch der Energiebedarf pro Person immer weiter zu. In Zeiten der Globalisierung, in denen der Wunsch nach mehr Mobilität die Kilometerleistung der Fahrzeuge in die Höhe treibt und den Bewegungsradius jedes Einzelnen erweitert, wird immer mehr Energie von jedem Menschen benötigt.

ABB. 1: FRÜHESTE GEWÖHNUNG ANS AUTOMOBIL


Weltweit schreitet die Industrialisierung weiter voran. Die Millionenbevölkerung Indiens und Chinas fordert ebenso ihr Recht auf mehr Mobilität ein wie die Bewohner der Industriestaaten. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie Amerikaner und Europäer für sich in Anspruch nehmen, frei und unabhängig zu sein, steht auch jedem anderen Erdbewohner das Recht auf Mobilität und damit auf ein Fortbewegungsmittel seiner Wahl inklusive der benötigten Energie zu.

Aktuelle Situation im Energiesektor:

• Der gesamte Verkehrssektor (inkl. Gütertransport, Flugzeug- und Schiffsverkehr) verbraucht fast die Hälfte des weltweit geförderten Erdöls; Tendenz steigend.

• Die Gesamtzahl aller Kraftfahrzeuge weltweit wird sich voraussichtlich von derzeit rund 800 Mio. bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln (BRD: 2008: 49 Mio. Pkw).

• Die globale Autoflotte wächst doppelt so schnell wie die Weltbevölkerung.

• Die Passagierzahlen für Flüge aus der Bundesrepublik ins Ausland stiegen von 1990 (24,2 Mio. Passagiere) bis 2006 (65,7 Mio.) um 250 %.

• Die Emissionen bedingt durch den Flugverkehr verdoppelten sich weltweit von 1990 bis 2008. Der Luftverkehr bleibt jedoch weiterhin von der Mineralölsteuer und im internationalen Verkehr auch von der Mehrwertsteuer befreit.

ABB. 2: VERTEILUNG DES ENDENERGIEVERBRAUCHS IN DEUTSCHLAND


Diese alarmierenden Zahlen belegen den unweigerlichen weiteren Anstieg des weltweiten Energiebedarfes. Im Jahr 2030 wird er voraussichtlich um 50 % über dem Wert von 2007 liegen. Noch verursacht ein Inder im Durchschnitt nur ein Zehntel der CO2-Emissionen eines Deutschen. Mit fortschreitender Industrialisierung und Mobilität wird die persönliche Energiebilanz aber bald auf westlichem Niveau angelangt sein. Vom energetischen Standpunkt aus betrachtet stellt dies eine ungeheure Aufgabe für die globale Energieversorgung dar.

Diesem Trend wirkt die technische Weiterentwicklung entgegen, den Wirkungsgrad der Energieverbraucher stetig zu verbessern. Hier anzusetzen, um weltweit Energie einzusparen, ist ein lohnenswertes Unterfangen, da die Effizienz im Energiesektor auf der gesamten Erde zurzeit gerade mal bei 10 % liegt. Mit anderen Worten: Es gehen rund neun von zehn Kohlen ungenutzt zum Schornstein als Abwärme heraus. In Deutschland ist die Gesamteffizienz zwar etwas höher, aber auch hier gehen sieben von zehn Litern Öl in Form von heißer Luft verloren (durchschnittlicher Wirkungsgrad: 30 %).

Trotz Wirkungsgradanhebungen steigt der Gesamtenergiebedarf weltweit drastisch weiter an. Über die vergangenen Jahre gesehen hat sich der gesamte Mineralölverbrauch seit 1960

• in den USA mehr als verdoppelt,

• in Europa mehr als vervierfacht,

• im pazifischen Raum versechsfacht.

Dabei muss berücksichtigt werden, dass zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern ein krasses Missverhältnis bezüglich des Energieverbrauches und des Bevölkerungsanteils besteht (s. Abb. 3). In den westlich orientierten Ländern wird deutlich mehr Energie pro Kopf verbraucht als in Afrika, Süd-Amerika oder Asien.

ABB. 3: VERGLEICH DES PRO-KOPF-ENERGIEVERBRAUCHS 2007


Lange Zeit war es sogar so, dass die westliche Welt mehr als die Hälfte der weltweiten Energievorkommen verbrauchte, obwohl sie lediglich ein Siebtel der Weltbevölkerung stellte. In den USA leben lediglich fünf Prozent der Weltbevölkerung, aber die konsumieren im weltweiten Vergleich am meisten Rohöl. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch an den Rohstoffmärkten eine Zeitenwende vollzogen: Erstmals konsumierte der Rest der Welt mehr Energie als die Industriestaaten (s. Abb. 4).

Seit der Jahrtausendwende ist der Energieverbrauch der Schwellenländer steil angestiegen. Im Jahr 2008 nahm der Bedarf um 5,1 % (ohne Russland) zu. Dies geschah, obwohl die Energiepreise zeitweise enorm hoch waren. Die Industriestaaten zügelten jedoch infolgedessen ihren Verbrauch geringfügig. Ihre Abhängigkeit vom Erdöl ist nicht ganz so hoch, da sie bereits ein hohes Wohlstandsniveau erreicht haben. Sie sind bereits dort, wo die Schwellenländer noch hinwollen. Diese benötigen zum Aufbau ihrer Industrie noch mehr Öl als die so genannte Erste Welt.

ABB. 4: NICHT-OECD-LÄNDER VERBRAUCHEN MEHR PRIMÄRENERGIE


Die Einwohner der Bundesrepublik verbrauchen jährlich eine Energiemenge von rund 500 Mio. t Steinkohleeinheiten (SKE). Das entspricht der Energie, die bei der Verbrennung von rund sechs Millionen Eisenbahnwaggons voller Steinkohle entstehen würde. Diese Menge entspricht einem Zug voller Kohle mit einer Länge von 75.000 km. Dieser Zug würde fast zweimal um die gesamte Erde reichen.

Es stellt sich daher die Frage, wie heute und in den kommenden Jahren der Weltenergiebedarf auf eine nachhaltige Art gedeckt werden kann. Zunächst aber noch einige Details über den aktuellen Stand bei der Energieversorgung.

2.2 Energieverbrauch

Bei der Betrachtung des heutigen Energieverbrauchs muss zunächst darauf hingewiesen werden, dass generell unterschieden wird in:

• Primärenergieverbrauch

• Stromverbrauch

2.2.1 Primärenergieverbrauch
Deutschland

Primärenergie ist nur in den seltensten Fällen direkt nutzbar. Zumeist müssen die Primärenergieträger einem verlustbehafteten Umwandlungsprozess unterzogen werden, damit sie dann als Sekundärenergieträger vom Verbraucher eingesetzt werden können. Rohöl als Primärenergieträger muss zunächst raffiniert werden, damit beispielsweise Heizöl für die Wärmeerzeugung, Benzin für den Fahrzeugbetrieb oder Kerosin für den Flugzeugantrieb genutzt werden können.

 

In Deutschland nehmen die fossilen Primärenergieträger den größten Teil bei der Deckung des Gesamtenergiebedarfs ein, wenn auch mit abnehmender Tendenz (s. Abb. 5): Im Jahr 1990 lag ihr Anteil bei rund 88 %. 2008 waren es noch 81 %. Der wichtigste Primärenergieträger ist nach wie vor Mineralöl. An zweiter Stelle folgt Kohle (Braun- und Steinkohle zusammen 24 %), dahinter kommen Erdgas sowie Kernenergie.

ABB. 5: AUFTEILUNG UND ENTWICKLUNG DES PRIMÄRENERGIEVERBRAUCHS IN DEUTSCHLAND


In den vergangenen Jahren hat es deutliche Veränderungen bei der Zusammensetzung des Energiemixes gegeben. Erdgas konnte zwischenzeitlich seinen Anteil innerhalb von 18 Jahren um mehr als 40 % vergrößern, während der Anteil von Steinkohle um 18 % abgenommen hat. Braunkohle schwankt seit Jahren nach ihrem 50%igen Einbruch im vorigen Jahrzehnt um die 11-%-Marke. Mineralöl und Kernenergie gewannen von 1990 bis 2000 einige Prozentpunkte hinzu. Mittlerweile ist dieser Zugewinn aber wieder fast vollständig verlorengegangen.


Insgesamt werden heute in Deutschland weniger feste Energieträger eingesetzt als 1990, wovon insbesondere die Gaswirtschaft profitieren konnte. Diese Entwicklung ist vor allem durch die voranschreitende Substitution der Kohle durch Erdgas zu erklären, die unter anderem auf den Umbau von Industrie und Heiztechnik in den neuen Bundesländern zurückzuführen ist.

Einer der Hauptprofiteure war in den letzten Jahren zudem die Erneuerbare-Energien-Branche. Im Jahr 2000 gab die Bundesregierung das eher zögerliche Ziel aus, den damaligen noch recht bescheidenen Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch von 2,1 % bis zum Jahr 2010 verdoppeln zu wollen. Dieses Ziel wurde allerdings schon in der Hälfte der Zeit erreicht und sogar überschritten (2005: 6,6 %). 2008 lag der Anteil der erneuerbaren Energien über alle Sparten hinweg dann schon bei rund 9,6 %.

ABB. 6: AUFTEILUNG ERNEUERBARER ENERGIEN IN DER BRD


Europa

Innerhalb Europas ist die Bundesrepublik der größte Energieverbraucher mit 3.950 TWh gefolgt von Frankreich (3.210 TWh) und Großbritannien (2.720 TWh). Aber obwohl der Lebensstandard und der Mobilitätsdrang weiter steigen, wird in Europa mit einer Stagnation beim Energieverbrauch gerechnet, da sich die Effizienz bei vielen Prozessen stetig weiter verbessert. Als Folge des zwischenzeitlichen Ölpreisanstiegs nahm der Kraftstoffabsatz in den vergangenen Jahren sogar geringfügig ab, wobei insbesondere ein verminderter Bedarf an Ottokraftstoff zu verzeichnen war (2004: 25,0 Mio. t → 2006: 22,2 Mio. t).

Im Erneuerbare-Energien-Sektor konnten auf europäischer Ebene trotz der guten Vorarbeit Deutschlands die Ziele nicht erreicht werden. Die Europäische Union hatte im Jahr 1997 als Zielmarke vorgegeben, den Anteil erneuerbarer Energien am Brutto-Energieverbrauch auf 12 % bis zum Jahr 2010 zu erhöhen. Anfang 2007 musste die EU jedoch eingestehen, dass trotz eines deutlichen Anstiegs dieses Ziel nicht erreicht wird. Die EU verständigte sich daher auf das neue Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch bis zum Jahr 2020 auf 20 % zu steigern.

Für den Kraftstoffsektor wurde zunächst ein Anteil von mindestens 10 % Biokraftstoff bis 2020 definiert. Im Rahmen der weltweit vehement geführten Diskussion über den Anstieg von Lebensmittelpreisen korrigierte die EU jedoch diese Vorgabe. Deswegen spricht sie mittlerweile etwas allgemeiner nur noch von einem 10%igen Anteil erneuerbarer Kraftstoffe.

Welt

Der weltweite Energiebedarf wird voraussichtlich – abgesehen von kurzfristigen Schwankungen – weiter steigen. Es ist zu erwarten, dass er bis zum Jahr 2015 gegenüber dem Referenzjahr 1995 um über 50 % zunehmen wird. Wenn keine radikale Trendwende eintritt, wird der überwiegende Anteil davon nach wie vor durch die Verbrennung fossiler Energieträger gedeckt.

ABB. 7: AUFTEILUNG ERNEUERBARER ENERGIEN IN DER EU


Damit verbunden wäre:

• eine weitere Reduzierung der natürlichen Vorkommen,

• eine weitere Zunahme der Umweltbelastung und

• eine weitere globale Klimaerwärmung.

Der größte Beitrag zur weltweiten Primärenergieversorgung wird derzeit nach wie vor vom Erdöl geleistet (2005: 36 %), auch wenn einzelne Länder wie beispielsweise China rund 70 % mit Kohle und Frankreich fast 40 % mit Kernenergie abdecken. An zweiter Stelle folgt Kohle, deren weltweiter Anteil bedingt durch das Wirtschaftswachstum in Asien mittlerweile auf weit mehr als ein Viertel des Weltenergieverbrauchs angewachsen ist. Nach Erdgas (fast 25 % am PEV) folgt Wasserkraft, die Kernenergie inzwischen auf Platz 5 abdrängte.

In den Jahren bis zur Wirtschaftskrise 2008/2009 nahm der Weltenergiebedarf zu, insbesondere durch das rasante Wirtschaftswachstum in den bevölkerungsstarken Regionen der Erde. China verdoppelte in der Zeit innerhalb von zehn Jahren seinen Ölverbrauch und auch Indien legte um 50 % zu. Der zwischenzeitlich drastische Anstieg des Rohölpreises bewirkte jedoch eine Verlangsamung des Verbrauchsanstiegs. In den Jahren 2005 bis 2008 konnte man sogar erstmals eine Stagnation der Ölförderung feststellen, was auch daran lag, dass die Raffineriekapazitäten in dieser Zeit an ihre Grenzen gelangten. Außerdem waren leicht erreichbare Ölquellen zur Mangelware geworden. Zu wenig war auch in die Entdeckung und Erschließung neuer Vorkommen investiert worden.

TAB. 1: WELTWEITER PRIMÄRENERGIEVERBRAUCH 2008 IN ROHÖLÄQUIVALENZ


Die Folge war, dass sich Rohöl dramatisch verteuerte. Innerhalb von sechs Jahren verfünffachte sich der Preis für ein Fass Rohöl (159 Liter, engl.: Barrel). Lag der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent im November 2001 noch bei unter 20 US-Dollar, überschritt er Anfang 2008 erstmals die magische Grenze von 100 US-$. Bis Juli 2008 stieg er noch auf knapp 150 US-$, bevor es zur weltweiten Rezession kam.

Europa war zu dieser Zeit noch in der glücklichen Lage, dass fast parallel zum Ölpreisanstieg auch der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert gewann. Notierte der Euro nach dem Euro-Start Ende 2000 zunächst am Tiefpunkt bei 0,82 US-$, so erreichte er Ende 2007 ein zwischenzeitliches Rekordhoch von fast 1,50 US-$. Auf diese Weise machte sich der hohe Ölpreis nicht ganz so stark bemerkbar, da Öl in US-Dollar gehandelt wird.

Der anschließende Absturz des Ölpreises war vornehmlich durch die weltweit herrschenden Verunsicherungen geprägt. Innerhalb von nur sechs Monaten rutschte der Barrelpreis wieder auf unter 40 US-$ hinunter. Im weiteren Verlauf stieg er allmählich wieder über die 50-US-$-Marke. Trotz aller ökonomischen Probleme erholte sich in der Zeit auch der Dollar wieder etwas. Da mit der Erholung der Wirtschaft der weltweite Energiebedarf mittelfristig wieder steigen wird, ist absehbar, dass der Ölpreis nach und nach auch wieder in alte Höhen emporklettern wird. Die dramatischen Ausschläge von 2007/2008 gelten daher eher als Ausnahme auf den ansonsten deutlich stabileren Rohstoffmärkten. Kurzzeitige Förderengpässe in unterschiedlichen Ölförder-regionen sowie Hurrikans und kriegerische Unruhen bewirken meist nur zeitlich begrenzte Preisschwankungen.

ABB. 8: DER ÖLPREIS STEIGT UND FÄLLT


ABB. 9: ANTEIL VERSCHIEDENER ENERGIETRÄGER AN DER BRUTTOSTROMERZEUGUNG SEIT 1990


Die Situation bei den regenerativen Energien hat sich in den vergangenen Jahren auf dem Weltmarkt deutlich verbessert. Zunächst war die Lage lange Zeit noch etwas verhalten, aber mit der Kehrtwende in der US-amerikanischen Energie- und Klimapolitik, die unter Präsident Barack Obama vonstatten ging, ist weltweit Bewegung in den Markt gekommen. Die USA sind nicht länger der Bremser, sondern angesichts neuer Rekordzahlen bei der Installation von Windkraftanlagen ein treibender Motor.

Die Aufteilung bei der Energieversorgung mit erneuerbaren Energien ist aufgrund der unterschiedlichen landestypischen Begebenheiten in den verschiedenen Regionen weltweit sehr stark von den natürlichen Energievorkommen und geographischen Erscheinungsformen geprägt. Island verfügt beispielsweise über Thermalquellen (Geothermie), während in Kanada Wasserkraft und in Chile Windenergie maßgebliche Rollen spielen. Global betrachtet liegt der Beitrag erneuerbarer Energien zur Deckung der Energienachfrage momentan bei rund 13 % bezogen auf den gesamten Primärenergieverbrauch.

ABB. 10: ENTWICKLUNG ERNEUERBARER ENERGIEN IN DEUTSCHLAND


2.2.2 Stromverbrauch
Deutschland

Ein maßgeblicher Anteil der Primärenergie wird für die Stromerzeugung aufgewendet, wobei der Hauptanteil der deutschen Stromproduktion lange Zeit von Kernkraftwerken übernommen wurde. Sie lieferten Ende der 1990er Jahre fast ein Drittel der benötigten Elektrizität. Nachdem jedoch einige Meiler infolge des zwischenzeitlichen Atomausstiegs abgeschaltet wurden, ging deren Anteil 2007 zurück, so dass Braunkohle seitdem in Deutschland als Hauptstromlieferant fungiert.

Die insgesamt erzeugte Strommenge wächst seit 2000 kontinuierlich weiter an. Im Jahr 2008 wurden etwa 639 Milliarden Kilowattstunden Strom inklusive der Einspeisung von Seiten Dritter produziert. Das waren ziemlich genau 100 Mrd. kWh mehr als 1995.

ABB.11: ZUSAMMENSETZUNG DES ÖKOSTROM-MIXES


Der Anteil von erneuerbaren Energien nimmt bei der Stromerzeugung seit mehreren Jahren weiter zu (s. Abb. 10). Dieser Aufwärtstrend, der lediglich im Jahr 1996 (Liberalisierung des deutschen Strommarktes) einen Aussetzer verbuchen musste, dauert mittlerweile über 18 Jahre an. Zunächst verlief dieser Anstieg infolge der Einführung des Stromeinspeisegesetzes (im Jahr 1991) eher langsam, seit 1999 jedoch recht zügig. Dies lag unter anderem an der Einführung des 100.000-Dächer-Solarstromprogramms sowie des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG, 2000).

Im Jahr 1990 betrug der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung lediglich 3 %. Innerhalb von zehn Jahren verdoppelte sich dieser Wert, und 2008 lag er bereits bei 15,3 %. Bis zum Jahr 2020 soll der alternative Anteil am Stromverbrauch in der Bundesrepublik auf 30 % erhöht werden.

Der größte Anteil beim nachhaltig erzeugten Strom entfällt auf die Windkraft (s. Abb. 10 & 11). Obwohl die Wachstumsrate bei den Aufstellungszahlen von Windrädern nicht mehr wie in den Jahren 1990 bis 2001 bis zu 60 % beträgt, liegt sie bei 10 bis 20 %. Dies ist eine Wachstumsrate, von der andere Wirtschaftszweige nur träumen können. Ähnliches gilt für die Bioenergie, deren Anteil sich inzwischen von ehemals 8 % (ohne Müll, 1990) mehr als verdreifacht hat. Der Solarstrom (Photovoltaik) hat es indes geschafft, den Promillebereich zu verlassen (s. Abb. 11: 2008 rund 4 % = 4 Mrd. kWh). Aufgrund der hohen Wachstumsrate in diesem Sektor wurden in den letzten zehn Jahren beträchtliche Flächen mit Solarmodulen bestückt.

 

Wasserkraft war mit einem Anteil von über 90 % (1990) lange Zeit der wichtigste regenerative Stromlieferant. Da jedoch die große Wasserkraft (> 5 MW) in der ursprünglichen Version des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2000) unberücksichtigt geblieben ist, geht ihr Anteil seit Ende der 1990er Jahre zurück. Das Manko in der Förderungspolitik ist allerdings in der Novellierung des EEG Anfang 2004 behoben worden. Als weiterer einschränkender Faktor kommt für diesen Sektor hinzu, dass die Standortpotentiale für größere Kraftwerke weitestgehend ausgeschöpft sind, so dass mittlerweile der Schwerpunkt der Ausbauarbeiten auf Kleinkraftwerken liegt. Die Wasserkraft musste 2004 die Spitzenposition zu Gunsten von Windkraft räumen und verliert weiter an Bedeutung.

ABB. 12: STROMBEDARF EINES DEUTSCHEN DURCHSCHNITTSHAUSHALTS


Abnehmer dieses nachhaltig erzeugten Stroms sind mehr und mehr die privaten Haushalte. Die Akzeptanz von Ökostrom ist in der Bevölkerung gegeben. 60 bis 70 % der Haushalte waren Umfragen zufolge bereits vor Jahren theoretisch bereit, mehr für Strom aus erneuerbaren Energien zu zahlen. Es haperte jedoch zunächst noch an der praktischen Umsetzung. Die meisten Bundesbürger scheuten sich, einfach so den Stromversorger zu wechseln. Der Marktanteil von Ökostrom lag daher 2007 gerade mal bei einem Prozent, weil vielen Kunden der Wechsel zu unsicher war. Nach der Liberalisierung des Strommarktes hatten Experten ursprünglich mit einer deutlich höheren Quote gerechnet. Infolge des drastischen Strompreisanstiegs im Jahr 2008 stieg die Wechselwilligkeit jedoch deutlich an. Hunderttausende Privatkunden kündigten die Verträge bei ihren angestammten Energieversorgern und wechselten zu günstigeren Anbietern, häufig auch zu Produzenten grünen Stroms. 2008 lag die Anzahl der Ökostrom-kunden bereits bei etwa 1,6 Millionen, was einem Anteil von 3 % entspricht. Langfristige Prognosen gehen von einem Anteil von bis zu 20 % bei Privatkunden aus.

ABB. 13: STROMVERBRAUCH DER EU-27