Geheimrezept Eigenverantwortung

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Geheimrezept Eigenverantwortung
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Inhaltsverzeichnis

Impressum 3

Widmung 4

Vorwort 5

1. Kapitel 7

Ein Blick hinter die Kulissen 7

2. Kapitel 12

Abenteuer Leben 12

3. Kapitel 21

Seelenheil erlangen 21

LOMI LOMI NUI – Traditionelle hawaiianische Massage und Körperarbeit 23

Energetische Fußzonenbehandlung 23

KAHI LOA 24

PANTHA JAMA (Kräuterstempel) 24

Aromatherapie 25

Lichttherapie 25

4. Kapitel 27

Spiritualität ist NICHT gleich Esoterik 27

5. Kapitel 29

Traumabewältigung auf spirituellem Weg 29

6. Kapitel 32

Über die Wichtigkeit der Qualität unserer ersten gelebten Liebe 32

7. Kapitel 36

Burnout als Chance 36

8. Kapitel 38

Der hohe Preis des neuen Gesellschaftssystems 38

9. Kapitel 41

Die Kinder der neuen Zeit verstehen 41

10. Kapitel 52

Sind Menschen von Natur aus süchtig? Folgen Sucht und Genuss dem gleichen Inneren Wunsch? 52

11. Kapitel 56

Immer gut drauf? Wie unreal! 56

12. Kapitel 59

Advent, Advent, die Seele brennt 59

13. Kapitel 62

Die wilde Frau - die Ur-Frau in uns 62

14. Kapitel 74

Die Folgen der hochtechnisierten und digitalisierten Welt Nützliches und Schädliches 74

Schlusswort 81

Quellennachweis 82

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99107-963-7

ISBN e-book: 978-3-99107-964-4

Lektorat: Laura Oberdorfer

Umschlagfoto: Susi Regalino, Kanawat | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Widmung

Dies ist für all jene geschrieben, die auch die zutiefst

reale Seite der wahren Spiritualität nicht scheuen und

bereit sind, sich ganz auf sich selbst einzulassen.

Für Menschen, die Interesse daran haben, IHREM Sinn

des Lebens zu begegnen und möglicherweise dadurch

ihr Leben neu gestalten. Egal, welche Außeneinflüsse

gerade stattfinden.

Vorwort

Mein Lebenslauf liest sich wie ein Abenteuerroman. Sowohl beruflich als auch privat.

Von frühester Kindheit an hat schon immer nahezu alles mein Interesse geweckt. Ich wollte so viel Verschiedenes wie möglich lernen, mich kreativ austoben, so viele Kulturen wie möglich richtig verstehen und die Seele eines Menschen hat besonders mein Interesse geweckt.

Schon früh fiel mir auf, dass die Augen bei Menschen oft etwas ganz anderes sagen, als ihr Mund spricht.

In den letzten Jahren trieb mich meine berufliche Laufbahn immer mehr in die naturheilkundliche und beratende Ecke.

Ich würde es gar nicht Beruf nennen, sondern eher Berufung.

Denn die spirituelle Weisheit der Urvölker und ihre Weltanschauung haben mich schon immer interessiert. Und den, nennen wir’s mal sechsten und siebenten Sinn, habe ich auch schon von Geburt an.

Aber Geld verdienen wollte ich damit nie. Doch das Universum hatte, so scheint’s, andere Pläne. Und so wurde meine Berufung zu meinem Beruf.

Warum ich dieses Buch schreibe:

Meine jahrelange Arbeit als Spiritcoach, Mentaltrainerin und Naturheiltherapeutin hat mich dazu bewogen, dies zu schreiben.

Dieses Buch ist den Menschen gewidmet, die ihr Leben selbstbestimmt leben wollen, klar sehen wollen und sich nicht davor scheuen, auch sich selbst und ihre Handlungen objektiv zu betrachten. Ich werde in diesem Buch auch immer wieder kleine Anekdoten aus meinem Leben erzählen. Sie sollen Beispiele geben, dass einem immer wieder Dinge widerfahren, die den Horizont erweitern. Das Leben ist ein Abenteuer. Man lernt nie aus. Lassen wir uns drauf ein.

Wir aus den „hochentwickelten“ Industriestaaten leben in einer Welt des Burnouts, der Überforderung, der Unzufriedenheit, der Aggressivität, des Hasses, der Verbitterung, der Angst und der Sinnlosigkeit. Natürlich nicht alle. Aber ein erschreckend schnell wachsender Anteil der Bevölkerung.

Inmitten der Fülle verarmt eine immer größer werdende Zahl an Menschen sowohl geistig, psychisch, physisch als auch materiell.

Das muss jedoch nicht sein.

Wir können die Dinge auch einmal von einer anderen Seite betrachten, als uns von der Umgebung eingeimpft wird und unser Leben wird sich positiv verändern.

In diesem Sinne:

„Viel Spaß beim Lesen!“

1. Kapitel

Ein Blick hinter die Kulissen

Wie schon seit Jahrhunderten, wenn die Zeiten schlecht sind und die Unzufriedenheit der Menschen steigt, haben die Wahrsager, Kartenleger, Hellseher und die Spirituosenläden Hochkonjunktur. In so einer Phase befinden wir uns gerade.

Doch etwas hat sich noch einmal zum Schlechteren verändert. Es sind nicht nur die oben genannten Berufssparten, sondern auch noch die Ärzte und Psychotherapeuten und die Pharmaindustrie, die aus dieser Misere heraus ihr Geld verdienen.

Ich bin mittlerweile neben meiner Praxistätigkeit selbst seit Jahren zu einem Teil meiner Arbeit in der telefonischen Lebensberatung tätig.

Eigentlich war es mehr die telefonische Lebensberatung, die mich dazu bewog, dies alles hier zu schreiben. Denn es ist eine Katastrophe, in welchem Elend, egal ob materiell oder psychisch, sich eine erhebliche Anzahl der Menschen befindet. Und es ist noch eine viel größere Katastrophe, welch Geldmacherei und Schindluder mit diesem Elend getrieben wird. Ich würde es eigentlich schon als höchst kriminell bezeichnen. Sowohl im politischen als auch im esoterischen Bereich.

Doch eines nach dem anderen. Bleiben wir einmal bei der gerade so dermaßen in Mode geratenen Esoterik.

Esoterik hat für mich schon lange nichts mehr mit spirituellem Wissen zu tun. Wohl gemerkt, ich möchte hier nicht alle in einen Topf werfen, aber ich spreche hier von einer erheblichen Anzahl der unter diesem Deckmantel Arbeitenden.

Ich werde Ihnen im Laufe dieses Buches ein paar Beispiele nennen.

Ich arbeite auf einer Line, die vorwiegend aus Medien, Kartenlegern und Hellsehern besteht. Jedoch gibt es auch Psychologen und Berater, die so arbeiten wie ich. Ich möchte den Menschen nicht ihre Zukunft vorhersagen, sondern ihnen aus ihrer Ausweglosigkeit helfen. Denn nahezu JEDER hat seine Zukunft selbst in der Hand. Und dazu stehe ich felsenfest. Ich möchte ihnen das Wissen um die universellen Gesetzmäßigkeiten näherbringen und sie somit zu der daraus folgenden, inneren Zufriedenheit führen. Doch dies in Form einer Telefonberatung zu bewerkstelligen, ist gar nicht so einfach.

 

Denn es wird einem sowohl vonseiten der Betreiber als auch von Seiten der Kunden sehr, sehr schwer gemacht.

Eine Beratung hat meiner Meinung nach den Zweck, sich in einer ausweglosen oder problematischen Situation wieder einen Überblick zu schaffen und einen Weg in eine schöne Zukunft zu finden. Ja. Eine Beratung hat ihren Preis. Das ist wohl wahr. Aber auch das ist Ansichtssache. Denn oftmals genügen 3-4 oder bei manchen Menschen sogar ein Gespräch, und das Leben ist wieder lebenswert und man sieht voll Freude in die Zukunft und geht seinen Weg, weil man etwas erkannt hat.

So gesehen ist es also nicht teuer.

Allerdings benützen die wenigsten Anrufer ihr Geld für diese Zwecke.

Da werden tausende Euro, und ich meine da wirklich die unglaubliche Summe von tausenden, vertelefoniert, um zig Berater anzurufen und zu fragen, ob der Herzensmann schon die SMS gelesen hat und was er darüber gedacht hat. Eigentlich wäre es unsere Pflicht, in der Sekunde zu sagen, dass darauf eine seriöse Antwort zu geben unmöglich ist. Ich tue das auch, aber immer sofort wie aus der Pistole geschossen. Die meisten legen dann gleich wieder auf. Doch einige tun das nicht. Und da beginnt dann die Beratung. Man spricht darüber, warum die Anruferin gerade diesen Mann auserwählt hat, obwohl sie sich ja offensichtlich seiner Liebe nicht sicher ist und so weiter.

Am Ende des Gespräches merkt man dann, dass die Kundin ruhiger ist, ihre Situation auch von außen betrachtet und auch hinterfragt. So etwas ist für mich sinnvoll.

Jedoch können Kunden uns auch (für alle ersichtlich) bewerten. Das ist einerseits gut, aber andererseits auch fatal. Denn manches Mal, wenn man sieht, dass jemand mit Karacho in eine Sackgasse rennt, muss man es dem- oder derjenigen sagen und nicht zusehen. Das ist unsere Verpflichtung.

Zumindest sehe ich das so.

Doch hören will der- oder diejenige dies oft nicht, ist dann gereizt und bewertet schlecht.

Man verzeihe mir die folgende Aussage, denn es sind wirklich nicht alle damit gemeint, doch es entspricht den Aussagen meiner Kundinnen. Um eine schlechte Bewertung zu umgehen, erzählen Berater dem Kunden oft das Blaue vom Himmel, wissentlich, dass dieser Weg in einem eDesaster enden wird, nur um dann 5-Sterne (das ist die Bestbewertung auf der Line) zu erhalten.

Denn eine schlechte Bewertung bedeutet Negativwerbung.

Allerdings gibt es auch Menschen, die offensichtlich lieber Märchen hören. Ich sagte einmal einer Dame, wohl gemerkt Akademikerin, also hohes Bildungsniveau, warum sie immer so viele Berater anruft, nur um zu hören, dass ihr Herzensmann wieder zurückkommt? Obwohl sie sich so ja selbst blockiert und es sich selbst nicht gestattet, glücklich zu werden, indem sie auch offen ist für einen anderen Menschen, der wahrscheinlich besser zu ihr passt. Wohlgemerkt, der letzte Kontakt zwischen ihr und ihrem Herzensmann lag achteinhalb Jahre zurück! Seitdem lebte sie beziehungstechnisch gesehen in der Vergangenheit.

Sie antwortete unbeirrt: „Ich rufe hier an, seit es diese Line gibt und nahezu jede Expertin hat mir gesagt, dieser Mann kommt wieder. Ich bezahle Dich dafür, dass Du mir Hoffnung verkaufst und nicht, damit du mich in meine Depression zurückwirfst. So etwas wie dich sollte man hier entfernen.“ Damit beendete sie das Gespräch.

Nach diesem Gespräch habe ich lange darüber nachgedacht, was Menschen dazu bewegt „nicht sehen“ zu wollen.

Mit ihrer eigenen Einstellung unterstützen sie Scharlatane. Und zu guter Letzt, wenn dann tausende Euro weg sind, mit denen man sicher etwas Besseres hätte anfangen können, kommt das böse Erwachen und man macht den Scharlatan dafür verantwortlich, dass er einem das Geld aus der Tasche gezogen hat. Aber haben diese Kunden durch ihre Einstellung und ihr Verhalten nicht selbst die Genehmigung erteilt?

Und nicht nur das. Wenn Menschen sich selbst nicht hinterfragen und versuchen, ihre eigene Situation auch einmal von außen zu betrachten, dann boykottieren sie sich selbst. Sie selbst stehen ihrer eigenen inneren Zufriedenheit im Weg.

Wie gesagt. Ich mache diese Arbeit schon Jahre lang. Und es begegnen einem viele Schicksale. Mütter, die Tag und Nacht arbeiten um Ihren Kindern etwas ermöglichen zu können, komplett ausgelaugte „Fast-Vierziger“ Karrierefrauen, die noch schnell Kinder haben wollen weil ihnen aufgefallen ist, dass beruflicher Erfolg doch nicht alles ist, Frauen die sich verprügeln lassen, nur um nicht alleine ohne Partner dazustehen, Menschen mit Suchtproblemen oder eben auch einfach Menschen auf der Suche. Oder Menschen mit Alltagsproblemen.

Aber in den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend zu entdecken.

Immer mehr Menschen zwischen 25 und 45, Männer und Frauen gleichermaßen, vorwiegend aus der mittleren bis höheren Bildungsschicht, rufen wirklich komplett verzweifelt um Hilfe. Geplagt von Ängsten, Depressionen, Überforderung, Partnerschaftsunfähigkeit bis hin zu Vereinsamung und Burnout; empfinden sie, trotz sehr gutem Job und sehr gutem Gehalt, ihr Leben nur mehr als traurige, sinnlose Belastung. Teilweise haben sie schon lange Krankenstände, unzählige Sitzungen beim Psychologen und sonstiges hinter sich. Auf der Suche nach Erlösung sind wir quasi ihre letzte Hoffnung. Hier kann man wirklich helfen. Denn wenn der Leidensdruck zu groß ist, lassen sich auch Menschen, die sonst verweigern sich selbst anzusehen, auf sich ein. Und da beginnt eine wirklich wertvolle, gemeinsame Arbeit, die nahezu bei fast jedem, nicht nur aus dem Tief führt, sondern den Ratsuchenden am Ende auch stark und zufrieden macht. In diesem Fall passiert die „Heilung“ aber nicht nur per Telefon. Die Telefonberatung wird dann nur zum Zusatz für kurze Anliegen. Persönliche Coachings und Gespräche sind hier sehr wichtig.

„Ein wirklicher Schamane sagt einem Menschen nicht,

was er tun soll. Er stellt sich neben ihn und fordert

ihn dazu auf, selbst zu sehen, zu fühlen

und zu handeln.“

2. Kapitel

Abenteuer Leben

Nun eine kleine Anekdote aus meinem Leben. Eine Reise durch Mexiko. Sie war nicht nur wunderschön, sondern erweiterte meinen Horizont ungemein.

Reisen war für mich immer schon „wirkliches Reisen“ und kein „All inclusive Urlaub“ in irgendeinem 5-Sterne Club. Dies hat für mich keinen Wert. So etwas habe ich mit 34 Jahren das erste Mal gemacht, da mir das mit einem kleinen Kind geeignet erschien. Ich war jedoch entsetzt. Es war meinem Empfinden nach einfach nur furchtbar. Man bekommt von dem Land, von der Sprache, von den Speisen, von der Lebensart und von der Mentalität der Menschen überhaupt nichts mit. Wenn ich ein Land bereise, möchte ich aber all dies kennen und verstehen lernen.

Nun aber zurück zu meiner Reise durch Mexiko, an die ich bis heute sehr gerne zurückdenke.

Ich war 25 und der Vater meines Sohnes und ich wollten verreisen. Irgendwohin wo wir noch nicht waren. Spontan wie wir beide waren, gingen wir in ein Reisebüro für Studenten und Individualtouristen, konnten uns aber nicht entscheiden. Da hatte ich eine Idee. An der Wand hing eine Weltkarte. Wir schlossen beide die Augen, ich nahm seine Hand und unsere beiden Zeigefinger kreisten auf der Karte umher. Ich sagte ihm: „Sag ‚Stopp’, wenn dir danach ist. Einfach aus dem Bauch heraus.“ Genau dieses „Stopp“ führte uns nach Mexiko. Wir buchten also einen Flug nach Mexiko-City und einen Rückflug für 1 Monat später. Mehr buchte ich nie, denn ich finde man sollte sich nicht so festlegen, wo man wie lange bleibt und an welche Orte es einen überhaupt verschlägt. Wir packten jeder einen Rucksack, mehr brauchten wir ja nicht, denn das Gepäck sollte uns nicht behindern. Wir nahmen uns vor, keinen Mietwagen zu nehmen oder mit vorbestellten Reisebussen durch die Gegend zu fahren, wir wollten die einfachen öffentlichen Verkehrsmittel der Einheimischen benutzen. Denn so macht Reisen Spaß. Das taten wir dann auch.

Lustig, ich denke gerade: Im Jahr 1993 gab es weder Internet noch Handy und wir haben überlebt und uns zurechtgefunden!

Ich schreibe hier jetzt keinen Reisebericht, aber Dinge, die ich erlebt habe, die meinen Horizont und meinen Blickwinkel ungemein erweiterten.

Damals gab es am Land und in den abgelegenen Dörfern so gut wie keinen Strom. Somit natürlich auch keine Kühlschränke. Crushed Eis wurde per LKW geliefert und so wurden die notwendigsten Dinge gekühlt. Da Fleisch ungekühlt verdirbt, wurden am Markt Geflügel, Schweine und sonstiges lebend verkauft. Bei einem Marktbesuch kaufte jemand ein Ferkel, das ihm dann leider auskam und so sprinteten beide quer durch den Markt. Es dauerte ziemlich lange, bis der Käufer seine Nahrung wieder eingefangen hatte. Als wir in den Bus stiegen, fuhren wir also nicht nur mit einheimischen Menschen, sondern auch mit ihren lebenden, künftigen Mahlzeiten. In dem Bus herrschte Leben. Es wurde gelacht, gequatscht und was mir auffiel, niemand hatte diesen toten, abgestumpften Blick, den ich kenne, wenn man in meiner Heimat in einen Bus oder eine U-Bahn steigt. Plötzlich war mitten auf der Straße vor uns ein Unfall und die Straße war vorübergehend abgesperrt. Ein gebuchter Touristenreisebus würde warten, denn Touristen aus den „reichen Ländern“ würden sich beschweren, vom Reisebüro ihr Geld zurückfordern, das Busunternehmen verklagen, … Nicht so der Bus der Einheimischen. Er bog kurzerhand nach rechts und fuhr querfeldein durchs Maisfeld. Wir wurden ein wenig geschüttelt und gerüttelt, aber das war’s auch schon. Ich empfand es sogar als sehr witzig.

Meine Erkenntnisse daraus:

 Ich glaube, Fleisch ist gesünder und WERTVOLLER, wenn man nicht einfach einmal schnell in den Supermarkt gehen kann, um ein verpacktes zu kaufen. Auf diese Weise wird es zum Festmahl, das nicht alltäglich ist. Außerdem: So frisch bekommt man es im Supermarkt auch nicht.

 Uns wird immer wieder suggeriert, dass es das ultimative Glücksgefühl auslöst und dass wir dankbar sein können, weil wir es in unserer Lebensart ja viel bequemer haben. Aber stimmt die Annahme, dass je mehr einem alles erleichtert wird, desto zufriedener ist der Mensch? Diese Frage kann sich nun jeder für sich stellen, meiner Auffassung nach nimmt es viele Möglichkeiten. Wer durch den Supermarkt hetzt, nachher in sein Auto steigt, und heimfährt, der beraubt sich damit seiner Möglichkeit der Kommunikation. Er blendet andere Menschen aus und irgendwann im schlimmsten Falle beginnt man andere Menschen als störend zu empfinden. Das ist der erste Schritt zu den stumpfen Augen.

Noch ein sehr interessantes Erlebnis, die Ehe betreffend, blieb mir in Erinnerung. Auf unserer Reise begegneten wir irgendwo im Nirgendwo einem Pärchen. Es war ein Marktstand in einem Dorf, an dem Kinder Limonade verkauften. Daneben waren 2 einfache Tische mit Sesseln, die zu dem Stand dazugehörten. Der eine Tisch war bereits besetzt mit 3 Frauen, die sehr viel Spaß an ihrer Unterhaltung hatten. Der andere Tisch war noch frei und wir setzten uns. Ein mexikanisches Pärchen setzte sich zu uns. Wir begannen, uns zu unterhalten. Englisch mit ein paar Brocken Spanisch gemischt, mit Händen und Füßen. Es war sehr unterhaltsam und wir lachten viel. Es stellte sich heraus, dass ihre Familien, BEVOR sie heirateten, sie 3 Monate auf Reisen schickten. Nur die beiden, alleine auf sich gestellt, um sich ganz und in jeder Situation kennen zu lernen. Wenn sie bei der Rückkehr noch immer heiraten wollten, dann wird es eine gute, haltbare Ehe. Sie erzählten, dass das nicht alle Paare so machen, aber es sei in ihrem Dorf Tradition. Wir fragten, wo sie denn jetzt als nächstes hinreisen würden. Sie meinten: „Nach Cancún. Sie möchte einmal sehen, wo die reichen Amerikaner Urlaub machen.“ Sie fragten, ob wir da schon waren. Wir verneinten. Also nahmen wir den nächsten Bus und fuhren zu viert. Das Problem begann schon an der Busstation. Nach Cancún fuhren nur die teuren Touristenbusse. Seltsam. Also gut. So stiegen wir also in einen überteuerten, klimatisierten, auf 16 Grad abgekühlten Bus und erfroren fast während der Fahrt. Nach etwa 3 Stunden waren wir am Ziel. Hm, da standen wir nun und alles sah aus wie in irgendeinem 0815-Urlaubsort. Strom gab’s da natürlich schon. Auch fließend Wasser. Es war irgendwie …“ ich weiß nicht“. Wir gingen also los und fanden eine Bar. Dort gingen wir rein und unsere „Reiseführer“ bestellten 4 Corona für uns alle. Als der Kellner kam und uns das Bier in einem mit Crushed Eis gefüllten Sekteimer brachte und Gläser mit Salzrändern, einer Limette und ein Fläschchen Tabasco, waren wir 2 Europäer leicht irritiert. Das mexikanische Pärchen erklärte uns dann, dass man, wenn man Bier mit bisschen Salz und einem Schuss Tabasco trinkt, am nächsten Tag keine Kopfschmerzen hat und überaus fit ist. Also gut. Haben wir probiert. Hat wunderbar gewirkt. Wieder etwas gelernt. Später wollten wir an den Strand und den Sonnenuntergang genießen. Ich finde so etwas wunderbar beruhigend und romantisch. Aber was war das? Wir gingen kilometerweit und es war uns unmöglich, an den Strand zu gelangen. Ein Hotelbunker neben dem anderen mit Strandzugang, aber wohnte man in keinem der Hotels, durfte man auch nicht an den Strand. Also das hat mir schon wirklich gereicht. Das mexikanische Pärchen war total perplex und verstand diese Regel überhaupt nicht. Also dieser Ort hatte nichts mit dem wirklichen Mexiko zu tun. Eigentlich wollten wir nur mehr weg. Wir gingen also wieder zu diesem Busbahnhof, warteten Stunden auf einen überteuerten Kühlschrankbus und fuhren wieder weg. Wir wollten uns dann die Halbinsel Yucatán ansehen und unsere 2 Reisebegleiter wollten nach Acapulco. Sie zeigten uns noch welche Busse wir nehmen mussten und dann verabschiedeten wir uns. Es war eine wirklich schöne Begegnung und mein Spanischwortschatz verbesserte sich auch noch als netter Nebeneffekt. Nur schade, dass man die Sprache dann wieder vergisst, wenn man sie zu Hause nicht mehr spricht.

 

Meine Erkenntnis daraus:

 Mir wurden die leuchtenden Augen der Menschen immer klarer. Das Miteinander, die Selbstverständlichkeit der Hilfsbereitschaft und die Herzlichkeit sind die wirklichen Schätze, die das Leben lebenswert machen und die Lebensfreude wachsen lassen.

 Die Idee, VOR der Hochzeit eine wirkliche Reise zu machen, in der die Gemeinsamkeit im Vordergrund steht und nicht der möglichst größte Luxus, lässt 2 Menschen auf eine ganz andere intensivere Art zusammenwachsen. Hier bei uns würde keine Familie auch nur einen Cent für so ein „Projekt“ ausgeben. Die Begründungen wären so ähnlich wie: „Und wenn die dann nicht heiraten, dann war alles Geld, das wir gegeben haben, umsonst“, oder „Was für eine Schnapsidee, wozu soll das gut sein?“, und so weiter und so weiter. In Wahrheit ist da gar nichts umsonst, denn es ist in jedem Fall eine Bereicherung. Hierzulande kennen sich die meisten Paare wahrscheinlich nach 20 Jahren nicht so gut wie dieses mexikanische Pärchen, da man in „unserer Welt“ einfach viel zu abgelenkt ist, der Beziehung und der Familie nicht mehr Wichtigkeit zukommen lässt als der Arbeit und der Karriere. Dabei ist es das wirkliche „Zu-Hause-Gefühl“, dass dem Menschen Kraft und Lebensfreude schenkt.

 Und was mir noch aufgefallen ist, wenn man sich länger in einem anderen, wärmeren Klima aufhält und viel im Freien ist, passt der Körper sich an. Mir erschien dieser klimatisierte Eiskastenbus komplett absurd. Es war richtig unangenehm und passte auch irgendwie gar nicht in diese wunderschöne, friedliche Natur. Man sollte reisen, um sich wirklich ganz auf das jeweilige Land einzulassen. Denn nur so kann man seinen Horizont erweitern.

Auf unserer Reise wollte ich natürlich alle Pyramiden, die irgendwo auf unserem Weg lagen, nicht nur begutachten, sondern auch erklimmen. Das taten wir auch. Es ist ein wunderbar schönes Gefühl, wenn man oben sitzt, keine Ahnung in welch schwindelerregender Höhe, das aber gar nicht als hoch empfindet. Man sieht kilometerweit die saftig grüne Natur, die Wälder, es ist einfach nur schön. Wir gingen durch die Wälder, sahen Gürteltiere, entdeckten Menschen, die Raupen sammelten, die sich auf den Baumrinden tummelten, sie waren anscheinend eine Delikatesse. Einmal verlief ich mich, weil ich so mit dem Bestaunen der Natur und der Waldbewohner beschäftigt war, dass ich plötzlich nicht mehr genau wusste, wo ich herkam. Irgendwie hatte ich aber keine Angst. Ich dachte: „Egal, irgendwo wird schon wieder eine Straße kommen“, und ging weiter. Es wurde schon fast dunkel, und da war plötzlich wirklich ein Feldweg, auf dem ein Traktor fuhr. Der nahm mich dann mit und brachte mich zu der momentanen Wohnadresse, die ich mir aufgeschrieben hatte. Manches Mal bin ich wirklich dankbar für mein Urvertrauen.

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