Vergebung befreit

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Eine Erinnerung

Ich erinnere mich daran, dass meine kleine Tochter, als sie noch sehr klein war, immer von einem Wesen erzählte, das sie begleitete. Das Wesen war bei jeder Gelegenheit dabei. Beim Essen, dem Spazierengehen, im Zoo, einfach überall. Damals war ich noch nicht bewusst, und wir taten das als lustigen Unfug ab. Aber dieses Wesen war meiner jüngeren Tochter so nahe. Heute würde ich anders damit umgehen, ich würde fragen: „Wer ist das genau an deiner Seite? Wie heißt das Wesen und kannst du mit ihm reden?“ Ich würde ihr Mut machen, mehr zu erfahren. Ebenso wie ich es in den letzten Jahren mit meinen Kindern getan habe und noch immer tue.

Als ich 2009 so stark in mein Herz geführt wurde, blieb es auch nicht aus, dass ich mehr und mehr wagte, in der Familie über meine Erfahrungen zu sprechen.

Als ich dann begann von Engeln zu reden und meiner größeren Tochter Mut machen wollte, daran zu glauben, erzählte sie mir zu meinem Erstaunen, dass an dem Tag, als ihre Oma starb, ihr eine kleine goldene Lichtkugel auf ihrem Bett erschien. „Innerlich wusste ich, dass es Oma war“, sagte sie mir einfach so. Ich bekam eine Gänsehaut, ebenso wie ich sie jetzt bekomme, während ich das schreibe. Unsere kleinen im Herzen unschuldigen Kinder, wissen und erfahren viel mehr, als wir es uns nur vorstellen können. Heute reden wir offen in der Familie über unsere Erfahrungen, die wir machen. Teilweise sind es auch christliche, mystische Gotteserfahrungen, und es sind immer die schönsten, die uns am tiefsten berühren. Offenen Herzens tauschen wir uns darüber aus. Ich bin sehr dankbar dafür.

Die äußere Welt - Schmerz und Leid

Ich beobachtete alle Taten, die unter der Sonne getan wurden. Das Ergebnis: Das ist alles Lufthauch und Luftgespinst.

Kohelet 1,14

Der Mensch findet sich jetzt in der projizierten äußeren Welt wieder und versucht hier seine Probleme zu lösen. Diese äußere Welt ist auf Unwissenheit, Schuld, Angst, Schmerz und Leid aufgebaut. Mit jedem negativen Gedanken und Gefühl verstrickt der Mensch sich zunehmend in dieser Welt. Alles, was er in dieser Welt wahrnimmt, erinnert ihn an dieses Gefühl von Schmerz und Leid. Das ist der Kreislauf, Schmerz und Leid, es ist wie ein Hamsterrad.


Bild 18: Die Welt im Außen, Schmerz und Leid wird erfahren

Und alles nur, weil er sich nicht mehr an sein Herz erinnern kann. Und an die göttliche Verbindung. In diesem Moment beginnen die Schuldzuweisungen.


Bild 19: Die göttliche Verbindung

Ein willkommenes Werkzeug des Egos, das nicht möchte, dass sich die Menschen wieder erinnern, wer sie sind. Schuld gibt gleichzeitig das Gefühl von Ohnmacht. Somit hat der Mensch das Gefühl, ohnmächtig zu sein, und gibt sich seiner Ohnmacht unwissend hin. Er gibt seine Macht ab. Die Seele der Menschen ist ein willkommenes Opfer, das sich im Fluss des Leidens und der Verführung treiben lässt.

Dadurch fühlt sich der Mensch unbequem und auf eine gewisse Weise unwohl in seiner Haut. Er versucht nun, mit allen Mitteln an diesem Ort des Außen seine Probleme zu lösen. Das ist grundsätzlich logisch und auch nachvollziehbar.

Er macht nur einen Fehler: Er nutzt dafür seinen Verstand, ohne das Herz mit einzubeziehen, und bemerkt dabei nicht, wie er immer tiefer in den Austausch von Schuldzuweisungen und gegenseitigen Verletzungen treibt.


Bild 20: Schuldzuweisung – ein gutes Mittel für Angst und Schrecken

Er dreht sich im Kreis in einer Welt voller Wahnsinn. In einer Welt, in der es scheinbar keinen wahren Frieden gibt. Zumindest so lange nicht, bis jeder einzelne Mensch erkennt, was hier wirklich läuft. So liegt es an jedem Menschen selbst, sich auf die Reise zu machen und herauszufinden, warum er auf dieser Erde keinen Frieden fühlen kann.

Sobald die in ihm schlummernde Erkenntnis erwacht, dass er selbst mehr ist als nur sein Körper, mehr als seine Gedanken und Gefühle, erfährt er, dass die Seele sein wahres Ich ist. Dann, und erst dann kann die Reise nach Hause beginnen – in das Herz Gottes. Da er aber das alles scheinbar vergessen hat und nicht immer mit „dem Herzen denkt und dem Verstand fühlt“, erfährt er auch die eine oder andere Verletzung und teilt dementsprechend Verletzungen und vielleicht auch harsche Worte aus. Das ist der wahre Grund, warum die Seele immer wieder inkarniert.

Es geht um Wiedergutmachung, um Vergebung, um Frieden, Freude und Humor, um Dankbarkeit und Liebe. Erst, wenn der Mensch feststellt, dass er selber keinen wahrhaften Frieden fühlt, erwacht in ihm die Erkenntnis, dass etwas nicht stimmt. Es ist die Sehnsucht in seinem Herzen, die erwachen muss, die Sehnsucht nach Frieden. Der Mensch muss den tiefen Wunsch haben, seine Seele wiederzuerkennen, und er muss fühlen, dass die Seele sein wahres Zuhause ist. Er muss erfahren, dass das Herz die Verbindung zu seiner Seele ist und nicht seine Vorstellungen von Schmerz und Leid. Die Seele wird durch das karmische Gesetz des Ausgleiches immer wieder gezwungen neu zu inkarnieren, aber sie hat nach dem Tode auch ausreichend Zeit, sich auszuruhen. Sie kann dann in aller Ruhe auf alle Situationen des vergangenen Lebens schauen. Sie kann Fehler erkennen und sich vornehmen, in dem nächsten kommenden Leben, positive Eigenschaften zu entwickeln. Zum Beispiel Vergebung zu erlernen. So wird die Seele immer und immer wieder in diese scheinbar vom Herzen getrennte Welt geboren, bis sie wieder lernt, auf ihr Herz zu hören, dem Herzen Gottes.


Bild 21: Die Seele überlegt, was sie in der nächsten Inkarnation wiedergutmachen – wandeln – möchte

3
Die alte Dampflok:
Mit festem Willen ahnungslos ans Ziel

Ja, ich sage es noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern, und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.”

Josua 1,9

Sobald Gott einer Seele Entrückungen gestattet und sie sich seiner, auch nur für einen kurzen Moment gewahr wird, wird eine Seele sich entscheiden zu vergeben und den Weg zurück ins Herz anzutreten. So entzieht sie sich dem negativen Denken und Fühlen, den Sinnen. Sie befreit sich aus dem Gefühl, ohnmächtig zu sein, und stemmt sich gegen das Verstandsdenken, dem Ego. Sie wird wieder mächtig und bekommt ihre innewohnenden Kräfte langsam, aber stetig zurück. Der Mensch fängt dann langsam und zaghaft an, über Vergebung, Hingabe, Demut, Wertschätzung und andere Tugenden nachzudenken, und wer er wahrhaftig ist und woher er einst gekommen ist. Je mehr Willen er dazu aufbringt, desto schneller findet der Mensch zurück in sein Herz.

Ich stemmte mich entschlossen und mit aller möglichen Kraft gegen alle Widrigkeiten, die sich mir in meinem Leben in den Weg stellten. Ich schaufelte mich gegen alles, was sich mir und meiner großen Liebe Gott in den Weg stellte, frei und hatte dabei lange Zeit folgendes Bild vor Augen:

Ich sah mich einen Zug besteigen, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen sollte. Genau genommen betrat ich die Lok des Zuges, eine sehr alte, aber schöne und kraftvolle Dampflok. Ich betrachtete in Ruhe den gesamten Zug. Es waren sehr viele alte und teils sehr unschöne Waggons zu erkennen. Ich konnte aber nicht in die Abteile schauen oder näher in die Waggons einsehen. Und wollte das zu diesem Zeitpunkt auch nicht. So bestieg ich das Führerhaus der alten Dampflok. Als ich mich in ihr umsah, bemerkte ich, dass die alte Lok tatsächlich noch mit Kohlen beheizt wurde.

Eine etwas in die Jahre gekommene Schaufel stand neben dem Kessel und intuitiv spürte ich eine Aufforderung in mir. Es war die Schaufel, die mich jetzt anlachte, und mir war klar, dass es darum ging, Kohlen in den Kessel zu schaufeln. Also nahm ich die Schaufel und begann Kohlen in den Kessel zu schippen. Es war ein erhebendes Gefühl, zu erleben, wie jede mit Kohlen vollgeladene Schaufel, die ich in den Kessel warf, die Dampflok langsam, aber stetig auf Fahrt brachte. Ich begann immer schneller und intensiver den alten Kessel unter Dampf zu setzen. Mich interessierte nur das Schaufeln der Kohlen. So war ich nicht darauf bedacht, die Lok zu führen, sondern nur den Kessel anzuheizen.

Die alte Dampflok selbst schien ihren Weg bestens zu kennen. Über Stunden war ich sehr mit dem Schaufeln beschäftigt, so sehr, dass ich nicht bemerkte, wie der Kessel immer mehr Druck aufbaute. Die kleine Anzeige lag schon lange im roten Bereich. Ich schwitze, und es war heiß. Wie von Sinnen begann ich nun ohne Unterlass den Kessel zu befüllen. Es muss wirklich verrückt ausgesehen haben. Ein junger Mann schaufelt wie von Sinnen Kohlen in den Kessel einer alten Lok, während diese in immer höherem Tempo führerlos an Fahrt zulegte. Tage und Wochen vergingen, während ich in ekstatische Zustände geriet.

Je mehr ich schaufelte, desto ekstatischer wurde ich. Angetrieben von dem festen Willen, die alte Lok auf Volldampf zu bringen, gab ich alles, immer mehr. Ich bemerkte dabei nicht, wie schnell wir fuhren, und auch nicht, wie sich immer mehr alte Waggons unter krachendem, lautem Getöse vom Zug trennten. Alte, längst überholte Waggons, die dem Tempo nicht mehr standhalten konnten, brachen entzwei. Hörte ich es irgendwo krachen oder zischen, schaufelte ich einfach noch weiter und weiter. Die Fahrt ging auch über alte, sehr lange Holzbrücken. Manch ein Ingenieur hätte diese sicherlich für unbefahrbar gehalten, aber ich hatte keine Zeit, dem Beachtung zu schenken oder abzuwägen, ob die Brücke standhalten würde oder nicht. Es gab für mich nur ein Ziel: Dampf machen und Fahrt aufnehmen. Oft brachen die Brücken, noch während ich darüberfuhr, unter donnerndem Krachen in sich zusammen. Es war mir egal, ich war beseelt von dem Wunsch, die alte Lok anzuheizen.

 

Ich wusste bis dahin nicht, dass ich den göttlichen Zug bestiegen hatte, der, wenn er einmal entschlossen betreten wird, nur einen Weg kennt: direkt in das Herz Gottes. Ja, es krachte und krachte und manches Mal erschrak ich, aber ich wagte nicht, den Kopf zu heben, und schaufelte im Schweiße meines Angesichts die Kohlen in den lodernden Kessel. „Ich schaufelte meine Ängste und schweren Lebenssituationen in den Kessel Gottes. Hinein in das Feuer der Liebe.“

Es ist jetzt, während ich das schreibe, ein halbes Jahrzehnt vergangen, in dem ich unaufhörlich schaufle. Manches Mal war ich erschöpft, müde und richtig erledigt, aber eines habe ich nicht verloren, den eisernen Willen zu schaufeln. Wenn ich nun zurückblicke auf die letzten sechs Jahre, so kann ich etwas Wundervolles feststellen. Etwas Wesentliches hat sich verändert. Ich schaufle noch genauso, aber es ist so, als würden deutlich weniger Kohlen benötigt. Die sehr alte liebevolle Dampflok bedarf nicht mehr eines so hohen Tempos. Die Fahrt geht langsamer vonstatten, und es bleibt Zeit für mich, mir den Schweiß von der Stirn zu wischen. Mutig wage ich es, aus dem Fenster zu schauen. Was ich sehe entzückt mich dermaßen, dass ich hier keine Worte finde, es zu beschreiben. Es ist, als könnte ich mit meinem Herzen sehen.

Die alten Waggons sind längst alle abgehangen. Ich hatte es fast nicht bemerkt, so eifrig war ich damit beschäftigt zu schaufeln. Heute fährt die alte Dampflok ruhiger, aber stets in ihrer gewohnten Kraft. Ich habe einige kleine Bahnhöfe passiert und es wurden neue Waggons angekoppelt. Wunderschöne Waggons mit einer so wundervollen Ausstattung und vollgestopft mit Überraschungen.

In einem Waggon kann ich Seelen erkennen, mit denen ich schon sehr lange in tiefer Liebe verbunden bin. Sie gesellen sich zu mir und lassen mich wissen, wie sehr sie sich freuen, weil ich es geschafft habe. Es ist so wundervoll, jetzt ein wenig auszuruhen und die Fahrt ein bisschen zu genießen. Jede einzelne Schaufel, die ich in den letzten fünf Jahren voller Hingabe in den glühenden Ofen geschaufelt habe, waren unentwegte Gebete der Vergebung. Jede einzelne Kohle war ein Erinnern an meinen eigenen Schmerz.

Die alten Waggons an der Lok waren: meine Ängste, meine Leiden, mein Urteilen, mein Verurteilen, meine Unwissenheit davon, dass Gott mich wirklich liebt. Es ist das Vergeben von schmerzvollen Situationen im Alltag. Ich habe sie im Feuer der alten Lok, dem Herzen Gottes verbrannt. Ich vergebe und vergab allem und jedem ohne Unterbrechung. Dem Vordrängler an der Kasse, dem Drängler auf der Autobahn, dem Kriegsführer, den Politikern, den Ungerechten, den Gerechten, meinen eigenen Ängsten, wie Zweifel, Ohnmacht, Wut und Hass. Ich wurde zum Detektiv und spürte und spüre jede einzelne Kränkung in mir auf. Schaufel für Schaufel. Den Schmerz, die Trauer und die Ohnmacht, die aufkam, überrumpelte ich mit noch mehr Schaufeln, der Vergebung.

Ich betete zu Gott, er möge mir gestatten, ein liebender und gütigerer Mensch zu werden. Das waren meine Schaufeln in den letzten sechs Jahren und sie sind es, die ich täglich unermüdlich in die Waagschale werfe.

Ich schaufle noch immer ausdauernd Kohlen in den Kessel, aber jetzt sind es mehr und mehr tiefgreifende Gebete, die ich aus meinem Herzen an das Herz Gottes lege. Vom Grund meines Herzens bat ich ihn um mehr Liebe und darum, mehr Güte leben zu dürfen. Seine Liebe. Ich wünschte mir mehr Kraft, noch mehr vergeben zu können. Dabei hatte und habe ich nur ein Ziel: Ich möchte damit sein (Gottes) Herz erfreuen. Es ist sein Wille, der geschieht, und ich bin zutiefst dankbar, dass ich diesen Zug besteigen durfte. Bis heute weiß ich nicht, wer mir dieses Ticket ausgestellt hat. Wer es mir erlaubt hat, mit dieser erhabenen und ehrwürdigen Dampflok fahren zu dürfen, aber mit meinem ganzen Herzen und meiner ganzen Seele möchte ich alles das, was ich erhalten habe, zurückgeben.

Es sind viele Seelen, die sich dieser Situation gerade in der jetzigen Zeit bewusstwerden. Sie suchen mit allen Mitteln nach einem Ausweg und nach Hilfe. Ebenso gibt es Menschen, die an der Macht und an der Gier festhalten wollen, weil sie glauben, dass ihnen das die meiste Befriedigung gibt. Es ist deine ganz persönliche Entscheidung, ob du den Zug betreten willst oder nicht. Es ist weder richtig noch falsch, auch wenn du es nicht tust. Aber wie fest bist du entschlossen, dein Herz zu finden? Wie fest bist du entschlossen, dein Herz und deine Seele zu vereinen? Willst du das um jeden Preis? Du kannst ein bisschen dies und ein bisschen das machen. Du kannst ein wenig der einen Lehre folgen oder der anderen. Vielleicht löst du auch das eine oder andere Problem dabei. Aber was willst du? Willst du Probleme lösen oder dein Herz finden? Ich habe mal gelesen: „Wenn du dich für die Liebe entscheidest, dann setze alles auf eine Karte.“ Es ist dein Herz, das alle Antworten kennt, dein Herz stellt keine Fragen. Wie ich es schon sagte, es ist alles deine Zeit, du bist hier auf Erden. Was willst du tun?

Problemlösung oder Gott finden

Wie sehr bist du daran interessiert, dein Herz zu finden? Ich meine, bist du dir wirklich bewusst, dass du Gott, das Leben, die Stimme deines Herzens, finden kannst?

Oder ist es eher so, dass du deine kleinen Probleme im Alltag erleichtern möchtest, damit es dir im Leben gutgeht. Beides ist möglich, es ist weder gut noch schlecht. Es stellt sich nur die Frage, was du wirklich willst. Das eine wie das andere ist o. k.

Ich möchte dir den Unterschied zwischen beidem erklären. Wenn du versuchst, deine Probleme zu lösen, wirst du immer mit Problemlösungen beschäftigt sein, weil du den Kern, die Ursache des Problems, nicht erkennst. Dein Leben wird vielleicht etwas leichter sein, aber die Probleme bleiben. Du bleibst im Leben voller Schmerz und Leid. Du versuchst deine Probleme hier zu lösen, im Außen, das die Freiheit des Herzens um jeden Preis verhindern will.


Bild 22: Das Außen verhindert, dein Herz und deine Seele finden zu können

Entscheidest du dich für dein Herz und dafür, Gott wirklich zu wollen, dann entwickeln sich dein Herz und deine Seele. Du beginnst mehr und mehr das zu erhalten, was für dich richtig und wichtig ist, weil du demjenigen die Entscheidung überlässt, der dein Herz am besten kennt. Gott.


Bild 23: Gottes Liebe, Kraft, und Weisheit fließen in das Herz und zurück

Die Kraft des Herzens ist das Gebet. Je tiefer, herzergreifender und kraftvoller ein Gebet gesprochen wird, desto sicherer ist es auch, dass es erhört wird. Ich habe dieses kleine Gebet über Wochen und Monate tief und inbrünstig gebetet.


Gebet

Vater, willst du mich lehren, mein Herz und meine Seele in deine Hände zu legen, damit ich dir Freude bereiten kann?

4
Den Prozess der Vergebung verstehen

Es ist die tiefe Angst der Unwissenheit davor, dass im Herzen Gottes eine so wundervolle Zärtlichkeit wartet und man dieser nicht würdig ist.“


Am Anfang ist es wichtig zu verstehen, warum der Mensch so verletzt ist; und was mit ihm geschehen ist, dass er sein Leben nicht mehr kontrollieren kann. Der Mensch glaubt, er lebt durch seine negativen Gedanken und Gefühle, von seinen Erinnerungen und Erfahrungen und von seinen Gewohnheiten. Das ist der Grund, warum er sich so oft so ohnmächtig fühlt. Aber es gibt einen noch viel wichtigeren Grund, der den Menschen daran hindert, Freiheit, Klarheit und Frieden zu leben. Er hat das Wissen über seine wahre Herkunft vergessen. Er hat vergessen, dass seine Seele von Gott kommt und er sein Herz nicht mehr auf Gott ausrichtet, Gott nicht mehr liebt. Deshalb leidet er. So einfach ist das.

Ich möchte dir anhand sehr einfacher Geschichten den Prozess der Vergebung erörtern. Du kannst anhand dieser einfachen, folgenden kurzen Geschichten genauestens erkennen, was dem Menschen das Herz raubt. Es ist etwas in dir, das in keinem Fall will, dass du dein Herz findest. Dieses Etwas stemmt sich mit aller Macht gegen dein Herz. Es will, dass du negativ denkst und Angst hast. Es nutzt dazu deine eigenen Verletzungen und Bequemlichkeiten, um dich außerhalb deines Herzens zu halten. Denn es ist der große Schmerz deiner eigenen Verletzungen, die du nicht fühlen willst. Das Gefühl der Verletzung und Enttäuschung kennt jeder Mensch nur zu gut, auch du selbst bist darin erfahren.

Im Laufe der Zeit hat sich in der Menschheit ein negatives Gefühl ausgebreitet, an das es sich sehr gewöhnt hat. Dieses Gefühl hat den Geist der Menschen, der gesamten Menschheit lahmgelegt. Es ist das Wissen darüber, dass du Angst davor hast, dich selbst zu erkennen. Es ist das Wissen darüber, dass du dich nur selbst erkennen kannst, wenn du die Angst in dir besiegst. Und genau darin liegt der Trick. Etwas nutzt deine Unwissenheit darüber aus.

So macht es dir Angst, in dich hineinzuschauen, deine eigenen Ängste und Verfehlungen zu offenbaren. Du willst diese Verletzungen, die du erlebt oder auch gegeben hast, nicht anschauen oder verändern. Schon gar nicht willst du an sie erinnert werden oder diese erneut fühlen. Die Angst vor diesen Verletzungen ist so groß, dass der Mensch einen neuen Mechanismus entworfen hat. Es ist der Mechanismus von Verdrängung und dem Gefühl, andere Menschen für das negativ Erlebte schuldig zu sprechen. Dabei sehnt sich dein Herz nach nichts mehr, als danach, die Verbindung des Friedens im Herzen und der Seele wieder zu fühlen. Die Verbindung zu Gott. Du kannst nicht glauben, dass wahrhaftige Freiheit, Klarheit und Frieden möglich sind, denn die Welt des Alltags lehrt dich etwas anderes.

So nutzt etwas in dir deine Unbewusstheit aus, um dich weiterhin in Angst und in allen dazugehörigen Gefühlsmustern wie Gier, Druck, Sorge, Zweifel etc. zu halten. Es will nicht, dass du erkennst, dass die Trennung von Gott der Ursprung deines ganzen Leidens ist.

Und so wurde ein System erschaffen, das dich immer an die Angst erinnert. Es ist das tägliche Dasein mit seinen oft so absurden, verzweifelten Situationen des Alltags. Anstatt mutig negatives Denken und Fühlen in sich zu verändern, hat sich der Mensch verführen lassen. Nun zeigt er mit dem Finger weg von sich und spricht alle anderen schuldig für sein Leid. Der Mensch muss sich entscheiden, ob er sein Herz und seine Seele leben will oder Schmerz und Leid erfahren möchte.

Du musst dich entscheiden, ob du Klarheit, Frieden und Freiheit erlangen willst oder ob du weiterhin den hohen Preis der Unwissenheit mit der Peinigung des Herzens bezahlen willst. Es ist die Vergebung und die Konsequenz, beharrlich in der Vergebung zu sein, die diese alten Bande löst.


Bild 24: Eine Entscheidung treffen

Sobald auch nur der kleinste Schmerz, ein negatives Gefühl, fühlbar wird, unternimmt der Mensch alles in seiner Macht Stehende, um diesen Schmerz loszuwerden. Da der Mensch nicht bereit ist, Verantwortung für dieses schmerzliche Gefühl in sich zu übernehmen, benötigt er einen Kanal, um sich davon abzulenken, und dabei ist ihm jedes Mittel recht. Das können Schuldzuweisungen, Drohgebärden, Aggression und vieles mehr sein.

 

Ganz wichtig zu verstehen ist hierbei, dass die meisten Handlungen und Aktionen, um den Schmerz loszuwerden, unbewusst ablaufen. Der Mensch hat keine Klarheit darüber, dass der Großteil seines gesamten Handelns aufgrund seiner inneren Verletzungen, Erfahrungen und dem Gefühl von Schuld geschieht.

Alles, was du in Bild Nr. 18 im Außen siehst, ist ein Teil deiner Erinnerung und Erfahrung in dir. Du hast diese Erinnerungen in diesem und in vielen vergangenen Leben gemacht. Ich meine damit Erfahrungen von Angst, Zweifel, Schmerz und Leid.

Alle jemals erfahrenen negativen Gefühle und Gedanken dieser Art werden in Handlungen und Taten ausagiert, ohne dass sich der Mensch darüber bewusst ist.

Dabei ist es ganz einfach, das zu verstehen. Dieser Mechanismus funktioniert auf einem ganz einfachen Prinzip: Mache immer und immer wieder üble Erfahrungen und sprich jemanden dafür schuldig, dass du das Negative, das Üble erfahren hast. Das ist dann wie eine Dominokette und sobald ein Domino umfällt, rasen alle anderen hinterher und fallen einfach nur um. Das Prinzip lautet: „Immer sind die anderen schuld“ und: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Es sind immer die anderen schuld an meinem Leid. Das ist alles! Es sind immer die anderen. Die anderen zeigen sich in unterschiedlichster Ausprägung. Entweder in Situationen des Alltags, den Nachrichten, es ist der Nachbar, die Kollegin, der Stau, die Hitze, die Kälte, der Hunger der Welt, die Reichen, die Armen, die Politiker, der Chef, die Trennung, der Abschied, der kommende Tod.

Es gibt Millionen von täglichen Situationen, warum dich ein schlechtes Gefühl überfällt. Millionen von täglichen Möglichkeiten, warum du dich ausgerechnet jetzt wirklich schlecht fühlen kannst, und genau da liegt die Ursache begraben.

Das Wort „hätte“ gehört nicht zu meinen Favoriten, aber in diesem Falle möchte ich es einmal nutzen. Mal angenommen, du hättest nie auch nur eine negative Erfahrung gemacht. Keine Erfahrung der Enttäuschung, keine Erfahrung der Verletzung oder der Sorge. Vielleicht kommst du vom entfernten Planeten der Güte. Mal angenommen, du wüsstest nicht, was Angst oder Zweifel ist. Lass uns annehmen, du bist auch nicht in der Lage, dieses Gefühl von Angst zu fühlen. Also stell dir das bitte mal vor. Versuche einmal so zu tun, als ob das möglich wäre. Du kannst nur Wertschätzung und Güte in dir fühlen. Du kennst kein Leid.

Während du so durchs All reist, entdeckst du diesen wundervollen blauen Planeten und fühlst dich von diesem Juwel magisch angezogen. Vielleicht landest du direkt in einem Krisengebiet und wirst mit schrecklichsten Bildern konfrontiert. Aber du kannst nicht fühlen, was die Menschen da tun, du siehst nur die Bilder. Da du vom Planeten der Güte kommst, fühlst du nur Liebe in dir. Du hast ja nichts anderes gelernt. Es ist dir also nicht möglich, den Hass und die Verletzungen der Menschen zu fühlen, was sie antreibt, sich gegenseitig zu vernichten.

Vielleicht siehst du ein Ehepaar streiten oder du siehst, wie sich jemand darüber aufregt, dass sich einer im Supermarkt vordrängelt. Vielleicht kannst du die verzerrten Gesichter und beklemmenden Gesichtsausdrücke erkennen. Würdest du dich dann nicht wundern, was die Menschen hier treiben? Während du von einem Ort zum anderen reist, wundert es dich mehr und mehr, dass du fast keinen Menschen finden kannst, der wahrhaften Frieden oder Güte in sich trägt. Du selber bist vollkommen im Frieden, während du das alles beobachtest. Nichts von der aggressiven Haltung im Menschen kann dich berühren. Plötzlich wird dir etwas Entscheidendes bewusst.

Dir fällt auf, dass der Mensch wie so eine kleine Reaktionsmaschine programmiert ist. Er muss fast wie besessen, nahezu wahnhaft auf alle Begebenheiten und Aktionen, die ihm begegnen, reagieren. Dann fällt dir noch auf, dass die Reaktionen der Menschen zu 99,99 % negativ sind. Du beobachtest, dass die Reaktionen auf Situationen nicht auf Entscheidungen des Herzens basieren, sondern, dass sie kalt und wie ferngesteuert vollzogen werden. Wenn du mit offenem Herzen durch die Welt gehst, wirst du sehen, dass es an wahrhaftigem Frieden fehlt.

Die Menschen tragen keinen Frieden in sich. Sie verteidigen das Prinzip von Schmerz und Leid. Als Wesen, das von dem Planeten der Güte kommt, was denkst du über das Verhalten der Menschen? Was sind deine Gedanken über ein derartiges Verhalten? Ist es nicht merkwürdig, was sich auf dem Planeten Erde abspielt?

Verletzen, Macht und Gier um jeden Preis. Abwesenheit von Liebe, Wertschätzung, Vertrauen, Harmonie, Hilfsbereitschaft und vielem mehr.

Jetzt schau doch mal in dein eigenes Leben. Wie sieht deine ganz persönliche Situation aus? Was genau umgibt dich jetzt, hier und heute? Hast du dich schon einmal gefragt, in was für einer Welt du eigentlich lebst? Wie sieht die Welt in deinem eigenen Inneren aus? Fühlst du Klarheit, Freiheit und Frieden oder fühlst du das, was die Menschen seit ewigen Zeiten fühlen, nämlich das scheinbar ewige Spiel von „Schmerz und Leid“?

Gab es heute Situationen in deinem Leben, in denen du Unruhe gefühlt hast? Denk mal vom heutigen Morgen bis zum jetzigen Zeitpunkt zurück. Wie ich schon sagte, es ist nicht schlimm, etwas Derartiges zu fühlen. Es bietet die Möglichkeit einer Entscheidung.

Das Gute ist, dass alles einem einfachen Prinzip folgt. So arbeitet Schmerz und Leid nach einem ganz bestimmten Muster. Es agiert unbewusst im vermeintlichen Äußeren der Welt. Mit dem Außen meine ich den Ort, den du mit deinen physischen Augen und deiner Körperlichkeit in diesem Moment wahrnimmst. Wie funktioniert nun dieser Schmerz- und Leidmechanismus?

Nehmen wir einmal an, es gäbe eine Situation im Außen, die im Inneren des Betrachters Schmerz und Leid erzeugt. Mal angenommen, es drängelt sich jemand sehr harsch und unverschämt an der Kasse vor. Was läuft jetzt bei demjenigen ab, der diese Situation erlebt?

Begib dich bitte mal gedanklich in seine Situation. Du siehst diese Situation außerhalb von dir, aber du spürst Gefühle in deinem Inneren. Welche Gefühle hast du in einer solchen Situation? Bist du im Frieden? Bist du wertfrei oder was regt sich in dir?

Vielleicht eine leichte Unruhe? So etwas wie: „Das ist doch wohl die Höhe. Was erlaubt sich die Person?“

Was geschieht in dir, dass du überhaupt in der Lage bist, mit dem Gefühl von Schmerz und Leid auf eine Situation des Alltags zu reagieren? Wie kann es sein, dass Situationen des Alltags in dir Schmerz und Leid auslösen? Dass Menschen oder Begebenheiten solche Gefühle in dir wecken? Es ist das NEGATIVE, das Üble, das will, dass der Mensch den Schmerz immer und immer wieder spürt, damit kein Frieden herrscht.

Nochmals: Die Menschen leben ihren eigenen Schmerz aus. Ihr eigener Schmerz ist ihnen extrem wichtig, und sie schieben diesen Schmerz immer anderen zu. Darum verändert sich auch nichts, weder in dir noch in den anderen. Das ist weder schlimm noch gut. Es ist einfach eine Gegebenheit. Aber Gegebenheiten lassen sich ändern und darum bist du vielleicht auf die Erde gekommen, um etwas zu verändern. Begreife, dass ganz gleich welche Situation sich dir stellt, nur deine Reaktion auf die Situation von Bedeutung ist, darin liegt die Veränderung.

Es stellt sich die Frage: Reagierst du auf deine Umwelt oder übernimmst du die Verantwortung und handelst bewusst? Bewusst in Frieden und Güte, eben auf alles, was dir begegnet. Solange du unwissend bist, das heißt, solange du nicht die Stimme deines Herzens hörst, das so zarte Rauschen in dir, den Klang, so voller Leben, so lange bist du hin- und hergerissen. Du fragst dich: „Welche Welt ist wahr? Die des Zweifels oder die des Herzens?“

Zurück zum Beispiel des Supermarktes. Für mich ist die Kasse im Supermarkt ein Ort von größter Nervosität. Ein Ort, an dem die ganze innere Angespanntheit der Menschen zu beobachten ist. Eile, Druck und Unruhe sind oft die Hauptgefühle, die ich hier wahrnehmen kann. Aber auch Gier, ungezügelte Essenslust, Süchte und maßloses Verlangen sind im Supermarkt zu finden. Es brodelt in vielen Menschen, und ein Drängler an der Kasse wird dann zur Zündschnur am Pulverfass.

Was sind deine Gefühle, deine Gedanken? Wie deine innere Reaktion? Spürst du Wut, Ärger, Zorn, Ohnmacht? Vielleicht sind es Gedanken wie:

„Was erlauben sie sich!“ – „Was ist das denn für ein/e blöde/r ...“ – „Jetzt haut es mir gleich den Schalter raus.“ – „Gleich knallt es.“ – „Ich kann alles vergeben, aber das macht das Maß jetzt wirklich voll.“ – „Mir platzt gleich der Kragen.“ – „Warum immer ich?“ – „So ein Verhalten, unmöglich!“

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