Tödliche Küsse

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»Und weiter!« Sie strich mit beiden Händen über seine Brust, bevor sie seine Krawatte löste, abnahm und ihm das Hemd aufknöpfte.

Das trieb bei Sappington augenblicklich den Puls und Blutdruck in die Höhe, wobei ein wohltuendes, kribbelndes Gefühl durch seinen Körper ging. Ihre zarten, weichen Hände auf seiner Brust zu spüren, war für ihn traumhaft. Einen Moment genoss er es nur, dann zog er ihr die Bluse aus. Ihren gebräunten, makellosen Oberkörper mit dem verspielten weißen Spitzen-BH vor sich zu sehen, erregte ihn. Hinzu kam Clairés Blick – der einer Frau, die ihn fesseln, verführen oder erweichen wollte. Ihre kohleschwarzen Augen wirkten so warm, liebevoll und voller Vertrauen. Keine Sekunde ließ er sie aus den Augen. Vorsichtig begannen seine Hände ihren Busen zu streicheln. Dann folgte ihr BH der Bluse. Kaum war sie ihn los, ging er auch schon dazu über, ihre schönen Brüste zu küssen. Seit seinen ersten Erlebnissen auf diesem Gebiet, tat er dies ausgesprochen gern, und er war unbeschreiblich gut darin, eine Frau an dieser Stelle zu verwöhnen. Gefühlvoll streichelte er sie und ließ seine Zunge um ihre Knospen kreisen, sodass sie eine Gänsehaut bekam. Mit weiteren Küssen auf ihren Bauch und weiter abwärts, machte er sie schärfer und schärfer.

Clairé wollte nicht nur genießen, sie wollte ihn auch verwöhnen. Mit geschlossenen Augen küsste sie ihn. Dabei zog sie ihm das Hemd aus. Als sie sanft mit ihren Fingerspitzen von seinen Achseln abwärts strich, bescherte das auch ihm eine Gänsehaut. Doch das war noch gar nichts im Vergleich zu ihren heißen Küssen auf seiner Brust. Allmählich bewegte sie sich auf seinen Hosenbund zu und stoppte. Für einen Moment schaute sie zu ihm auf und bemerkte das Lächeln auf seinem Gesicht. Dann öffnete sie mit ihren zarten Fingern seinen Gürtel, seinen Hosenknopf, den Reißverschluss – während nur das monotone Brummen und Rauschen der beiden Triebwerke ihren Herzschlag übertönten.

Behutsam griff sie nach seinem besten Stück, welches sich gerade aufrichtete. Erst küsste sie mit ihren lotusroten Lippen seine Eichel, dann ließ sie ihre Zunge an der Unterseite seine Männlichkeit hoch und runter wandern. Sie lächelte in sich hinein, als sie spürte, wie sein Glied regelrecht zu pulsieren anfing. Einen Moment später ließ sie davon ab und massierte ihn lediglich mit ihren Händen weiter. Nebenbei zog sie ein Kondom aus der Tasche ihres Lederrocks. Gekonnt riss sie die Packung auf, holte das Gummi heraus und rollte es ihm ebenso geschickt über – all das tat sie rasch und äußerst professionell. Dabei strichen seine Hände sanft durch ihr seidiges Haar. Gefühlvoll blies sie seine Männlichkeit, während er seinen Kopf gegen die Rückwand der Koje lehnte und es genoss.

Die Bettstätte war nicht wirklich für Liebesspiele konstruiert worden und für zwei Personen mehr oder weniger zu klein. Die einzige Möglichkeit darin zu zweit tatsächlich Platz zu haben, war übereinander.

Eine Tatsache die es Sappington schwer machte sich zu revanchieren. Nach einem innigen Kuss stand er daher auf, sodass sich Clairé in die Koje legen konnte. Anschließend setzte er sich auf die Kante, begann ihr die Brüste zu streicheln und küsste sie. Langsam glitten seine warmen Hände über ihren Bauch nach unten, wo bereits das nächste Problem auf sie wartete und stoppte.

Clairé trug einen äußerst enganliegenden, knielangen Lederrock – wie Sappington ihn auf seinen Flügen immer sehr an Flugbegleiterinnen schätzte. Sie sah darin zwar äußerst sexy aus, doch der Reißverschluss war hinten, und um einfach die Hand unter sie zu schieben war es fast zu eng.

Dennoch wagte Sappington einen Versuch. Erst schob er ihren Rock ein Stück hoch und dann seine Hand darunter. Dabei ertasteten seine Finger Clairés Spitzenslip, den er so gut es ging beiseite schob.

Mit geschlossenen Augen lag Clairé einfach nur da und genoss wie er ihren Kitzler stimulierte und mit einem Finger in sie eindrang. Das er etwas mit ihrem Rock zu kämpfen hatte, war ihr nicht entgangen. Allerdings wollte sie ihn sich auch nicht zu einfach ausziehen lassen, und schon gar nicht wollte sie es selbst tun. »Massier' und verwöhn' mich!«, raunte sie ihm daher leise lächelnd zu, während sie sich auf den Bauch legte und entspannte.

Sappington war es recht. Wie gewünscht massierte er ihr den Rücken und die Schultern, wobei er sie zwischendurch immer wieder küsste und ihr den Nacken liebkoste. Dann bewegte er sich allmählich nach unten. Den Reißverschluss ihres Rockes heruntergezogen, strich er mit seinen Händen sanft über ihren Po, bevor er auch noch den Rock langsam nach unten zog. Der runde wunderschöne Po, der zum Vorschein kam, verlockte ihn hineinzubeißen, wie in einen knackigen Apfel. Schmunzelnd beließ er es jedoch bei einigen Küssen auf die Backen. Vor seinem geistigen Auge stellte er sich vor, wie sie wohl in einem knielangen Cocktail-Trägerkleid oder einer knackigen, enganliegenden Hose aussehen würde. Seine Hand strich weiter über ihren süßen Hintern und zwischen ihre Beine, wo er ihre Lippen streichelte. Simultan dazu küsste er ihre Schultern. Jetzt mit ihr an einem schneeweißen, einsamen Strand unter Palmen liegen, ging es ihm durch den Kopf. Von dieser Vorstellung weiter aufgeheizt, zog er ihren Rock noch weiter herunter. Dabei stellte er fest, dass Clairé schon ganz feucht war. Dennoch verwöhnte er sie noch einige Zeit mit seinen Fingern, bevor er seine Zunge ins Spiel brachte. Zusätzlich schob er seine Linke unter sie, um auch noch ihren Kitzler ideal stimulieren zu können.

Clairé begann zunehmend schwerer zu atmen und wartete nur noch darauf ihn endlich ganz zu spüren – dennoch blieb sie liegen und genoss sein Spiel in vollen Zügen.

Sappington wäre etwas Unterstützung und ein Stellungswechsel ganz recht gewesen, aber ihre derzeitige Position – auch wenn es ihm alles Weitere erschwerte – fand er sehr erregend. Rasch zog er sich Schuhe, Socken und Hose aus. Mit etwas Geschick kletterte er zu ihr in die Koje, sodass er mehr oder weniger auf ihren bestrumpften Oberschenkeln saß. Erst klemmte er seinen aufgerichteten Schwanz zwischen ihren Pobacken ein, welche er mit den Händen zusammendrückte und bewegte sich etwas hin und her, dann spreizte er ihre Backen wieder etwas. Langsam schob er sein hartes Glied in sie.

»Ja, gut so, tiefer!«, flüsterte sie und begann leise zu stöhnen.

Der ganzen Länge nach drückte er ihn in ihre heiße Grotte. In dieser Stellung empfand er sie als herrlich eng. Vorsichtig begann er sich zu bewegen, wobei er seinen Schwanz betrachtete, wie er durch ihre Lippen glitt. Hinein, heraus und wieder hinein – was ihn zusätzlich antörnte. Schließlich legte er sich ausgestreckt auf sie. Dabei küsste er ihren Hals und massierte ihre Schultern, während er sich rhythmisch in ihr bewegte.

Ausgiebig genoss Clairé jeden seiner Stöße. In dieser Stellung hatte sie es in einem Flugzeug noch nie getrieben. In der Regel war sie in der Toilette von hinten genommen worden, wobei sie das Gesicht ihres Partners nur im Spiegel hatte sehen können. Doch obwohl ihr die Stellung gefiel, bewegte sie ihn etwas später seitlich in die ›Löffelchen‹-Stellung. Dabei konnte sie sich, ein Bein leicht in die Luft angehoben, zusätzlich selbst streicheln. Sie spürte seinen heißen Atem, der ihr förmlich den Nacken föhnte, während seine Linke im Einklang seiner Stöße ihren Busen massierte. Ist schon irre verrückt, dachte sie bei sich. Da sitzen die anderen vorn im Cockpit und ahnen nichts davon, welch wunderschönen Dinge sich hier im Ruheraum taten, mehr als sieben Meilen über dem Atlantik.

Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, veranlasste sie Sappington, sich auf den Rücken zu rollen und legte sich selbst mit dem Rücken auf ihn. Jetzt konnte sie selbst die Führung übernehmen. Statt stoßender oder reitender Bewegungen machte sie schaukelnde, wiegende, sowie sich windende Körperbewegungen, als ob es ein langsamer erotischer Tanz wäre. Damit nutzte sie eine Methode, die sie von den Frauen im alten China kannte, die diese gern des Abends bei ihren erschöpften Männern angewandt hatten.

Für Sappington war das eine sehr gefühlsintensive neue Erfahrung – denn auf diese Weise hatte er es noch nie getan. Seine Vorliebe galt eher der schnellen, flotten Nummer, wenngleich er auch gern die devote Rolle einnahm und es liebte, sich von einer Frau dominieren zu lassen.

Allmählich wuchs Clairés Verlangen und ihre Erregung immer weiter. Doch bei dem Versuch sich aufrecht auf ihn zu setzen, musste sie schnell feststellen, dass das in der kleinen Koje nicht wirklich zu machen war. Also beugte sie sich kurzerhand weiter nach vorn zu seinen Füßen, bis sie ganz flach auf ihm zu liegen kam.

Nun befanden sich ihre Körper jeweils zwischen den Beinen des Anderen. Viel Bewegungsfreiheit hatten sie nicht bei dieser Stellung, doch die Position seiner Erektion erhöhte bei beiden das Lustempfinden um einiges.

Sappington nutzte diese Stellung zudem, um sie zusätzlich mit den Fingern zu verwöhnen. Er setzte seiner Fantasie dabei keine Grenzen und entführte sie zu Gefühlen und Empfindungen, von denen er glaubte, dass sie noch nicht kannte oder erlebt hatte.

Clairés sanftes Stöhnen wurde lauter. Dabei hielt sie den langsamen Rhythmus bei, so schwer es ihr auch fiel. Doch irgendwann siegte ihr Temperament, und ihr Verlangen war stärker als der Wille, es so lange wie möglich ruhig zu genießen. Sie rutschte nach vorn von ihm und kniete sich auf die Liegefläche.

Sappington verstand auf der Stelle, was sie von ihm wollte und stieg aus der Koje, woraufhin sie sich etwas drehte und nach vorn beugte, bis ihr Busen die Liegefläche berührte. Hinter ihr stehend, schob er seinen Schwanz wieder in sie. Mit einer Hand hielt er sich fest, während seine andere auf ihrem süßen Po ruhte. Mal nahm er sie schneller, dann wieder etwas langsamer und mit mehr Genuss. Es machte ihm Spaß wie selten, was dem ungewöhnlichen Ort, vor allem aber Clairé geschuldet war. Sie war eine Frau, mit der er es nur selten zu tun hatte – viel zu selten wie er fand, wenngleich er für sie und ihre ›Dienstleistung‹ fürstlich bezahlt hatte.

 

Clairé spürte wie ihn seine Stöße näher und näher an den Rand der Ekstase trieben.

Stöhnend krallte sie sich am Kissen der Liegefläche fest. Sie genoss das erregende Gefühl, wie sich sein glühender Schwanz rasch in ihr hin und her bewegte. Er führte seinen Penis regelrecht kunstvoll, so intensiv und doch voller Gefühl. Geschickt zog er ihn immer wieder heraus, um damit ihre Perle direkt zu reizen. Diesen Flug würde sie mit Sicherheit nicht so schnell vergessen, und auch ihm würde er in guter Erinnerung bleiben, dessen war sie sich sicher – denn er lächelte sie an, als sie über ihre Schulter zu ihm blickte.

In diesem Moment spürte Sappington wie sich zwischen seinen Beinen langsam ein gefährliches Kribbeln bemerkbar machte. Das war der Nachteil an dieser Stellung, dass Mann unheimlich schnell zum Höhepunkt kam, wie er fand. Zum Glück hatte er noch nie Probleme damit, sich lange genug zurückzuhalten. Selbstkontrolle war ein Vorteil, den er seinem Job zu verdanken hatte.

Obwohl es Clairé gefiel, wollte sie noch einmal die Stellung wechseln. Sie stand auch kurz davor zu kommen, wobei sie ihm dabei in die Augen sehen wollte. Flink drehte sie sich herum, legte sich auf den Rücken und umschlang ihn mit ihren Beinen.

Von da an ging alles recht schnell.

Seine kraftvollen Stöße, in Kombination mit dem sanften streicheln ihrer Brüste, trieben sie geradewegs in einen herrlichen Orgasmus. Dabei biss sie sich fest auf die Unterlippe, und stöhnte unheimlich laut auf.

So laut, dass Sappington glaubte, sein Pilot, Co-Pilot und Ingenieur könnten sie beide hören. Dabei fiel ihm auf, dass Clairé eine der ersten Frauen war, die ihre Augen beim Höhepunkt offen hielten – und ihn direkt ansah. Als er bemerkte, wie sich ihre Pupillen vergrößerten während sie zum Orgasmus kam, gab ihm einen zusätzlichen Kick. Es versetzte ihn derart in Ekstase, dass er gar nicht registrierte, wie sie ihm ihre Fingernägel in die Oberarme drückte.

»Wahnsinn!«, keuchte Clairé. »Und jetzt will ich dich kommen sehen!«

Zu einer Antwort hatte Sappington keine Zeit mehr. Augenblicklich zog er seinen Schwanz aus ihr heraus.

Clairé setzte sich auf, zog das Kondom ab und da kam es ihm auch schon! Die heiße Ladung landete größtenteils auf ihrem Busen.

Glücklicherweise traf nichts die Liegefläche.

Auch er stöhnte laut und hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten.

Clairé sah es gern, wenn ein Mann kam. Da nahm sie es auch in Kauf, etwas ins Gesicht zu bekommen, wie es gerade passiert war. Ein Tropfen hatte sogar ihre Lippen getroffen. »Hey, das schmeckt irgendwie etwas nach Ananas!«, stellte sie schmunzelnd fest.

Sappington nickte, nachdem sein Orgasmus vorüber, und er wieder etwas zu Atem gekommen war. „Ich esse viel Ananas, und soweit ich weiß, wirkt sich das darauf aus.«

»Das wusste ich noch gar nicht!«, grinste Clairé.

»Aber es scheint tatsächlich so zu sein«, lachte er und reichte ihr ein Einmaltaschentuch.

Nachdem sie sein Sperma abgewischt hatte, zog sie sich wieder an. »Was soll ich jetzt damit machen?«, fragte sie und deutete auf das Taschentuch.

»Fenster auf und raus damit!«, meinte er grinsend. »Oder aufheben. Wer weiß, vielleicht kommt später noch etwas hinzu?«

»Wer weiß?«, nickte sie zustimmend.

»Dann gibt es ein Frisches«, bestimmte Sappington, nahm es ihr ab und entsorgte es in einem kleinen Behälter zu seiner Rechten. Dann warf er einen Blick auf seine Uhr. »Noch knapp vier Stunden bis zum ›Kennedy Airport‹. Noch Zeit, um sich etwas auszuruhen.« Also ließ er die Schuhe aus und die Krawatte ab, um sich noch einmal auf die Koje zu legen.

Clairé sah ihm dabei zu. Ohne lang zu überlegen fragte sie ihn: »Was dagegen, wenn ich mich noch etwas zu Ihnen geselle?«

»Nein, kommen Sie nur!«, forderte er sie auf und rutschte so weit wie möglich zur Seite.

Ohne ein weiteres Wort legte sie sich zu ihm, wenngleich es auf der, gerade einmal drei Yard breiten, Koje reichlich eng war und schmiegte sich an ihn. Dabei lächelte sie zufrieden vor sich und überdachte ihren Auftrag.

***


Kapitel 3

Der Landrover rumpelte im Schritttempo über eine gewölbte Steinbrücke, die noch aus der Zeit Heinrichs VIII. zu stammen schien. Dann waren das Knacken und Mahlen des Getriebes zu hören, das Röhren des Motors und das Singen der Geländereifen, die mit zunehmender Geschwindigkeit wieder über glatten Asphalt rollten.

Nur ein schwacher Schimmer fiel von der Armaturenbrettbeleuchtung zu den hinteren Sitzbänken, die parallel zur Längsachse des Fahrzeugs eingebaut waren.

Dr. Philip J. Woodhams konnte einen Moment die Augen seines Gegenübers erkennen. Es waren die gleichen Augen, die ihm noch vor zwei Stunden den Himmel auf Erden versprochen hatten wenigstens für eine Nacht.

Jetzt blickte das blonde Girl kalt und berechnend. Es passte zu der kleinen Pistole, die sie auf dem Schoß hielt: Eine ›Beretta‹, Kaliber 6,35 Millimeter.

Woodhams verspürte das brennende Verlangen, der falschen Hexe mit ein paar schallenden Ohrfeigen klarzumachen, was er von ihr hielt. Aber erstens war er an Händen und Füßen gefesselt und zusätzlich mit dem Oberkörper an der Rückenlehne der Sitzbank festgebunden. Und zweitens musste er sich eingestehen, dass er sowieso nichts riskiert hätte. Denn dem Bärtigen traute er alles zu, auch wenn der Kerl offensichtlich alle Hände voll damit zu tun hatte, den Landrover sicher über die kurvenreiche Provinzstraße zu lenken. Bei der Dunkelheit und den unvorhersehbaren Schlaglöchern kein Kinderspiel. Dr. Philip J. Woodhams stöhnte, in der Hoffnung, dass es ihm Erleichterung verschaffen würde.

»Kummer?«, fragte die Blondhaarige.

Er ahnte ihren höhnischen Gesichtsausdruck, obwohl er nichts sehen konnte. »Dreckstück!«, zischte er leise genug, damit es der Rotbart nicht hörte.

Sie lachte glucksend. »Scheint so, als ob du dazugelernt hast, Doktorchen. Wenn wir länger zusammen wären, könntest du deinen Wortschatz ganz schön bereichern.«

»Darauf pfeife ich.«

»Oh, ich habe volles Verständnis für deinen Ärger. Rede dir ruhig alles von der Seele, was dich bedrückt. Übrigens, ich heiße Brenda. Das sollst du wenigstens wissen. Kein gutes Gefühl, wenn man ein aufregendes Erlebnis in der Erinnerung behält und dabei immer an eine Namenlose denken muss, stimmt's?«

Woodhams vergaß die Lage, in der er sich befand. »Bei einer von deiner Sorte erinnert man sich sowieso nur an den Körper. Alles andere ist unwichtig!«

Brenda sprang auf, hielt sich am Dachholm fest, als der Wagen in eine Neunzig-Grad-Rechtskurve schlingerte. »Elender Mistkerl!« schrie sie schrill. »Du bildest dir was ein auf deinen Grips und deinen Zaster, wie? Aber ich werde dir zeigen, was das für mich wert ist!« Sie holte aus, um mit der Pistole zuzuschlagen. »Pass' nur gut auf, dass es für dich vorhin keine tödlichen Küsse waren, du Scheißkerl!«

Woodhams sah es an dem matten Lichtreflex, den der Waffenstahl erzeugte.

»Ruhe dahinten!«, brüllte der Bärtige. »Das gilt auch für dich, Baby! Reiß dich gefälligst zusammen! Wenn wir unser gutes Stück nicht unversehrt abliefern, ist das ganze Geschäft im Eimer.«

Brenda ließ einen murrenden Laut der Enttäuschung hören und setzte sich wieder.

*

Der Rest der Fahrt verlief in Schweigen.

Dr. Woodhams hing seinen Gedanken nach, die sich um die Bemerkung des rotbärtigen Iren drehten. Unversehrt abliefern … Sicher, die Leute kannten seinen Marktwert. Aber auf welchem Markt wollten sie ihn verschachern? Es gab viele Möglichkeiten, doch die wahrscheinlichste war, dass man ihn in einen der russischen Staaten entführen wollte.

Mit den Forschungsarbeiten, die Dr. Woodhams während der letzten zwei Jahre auf dem Gebiet der Lenkwaffentechnik abgeschlossen hatte, war er allen Kollegen in der Russischen Föderation ebenso weit voraus wie den Europäern. Insbesondere handelte es sich dabei um sein Aufsehen erregenden Neuentwicklungen auf dem Gebiet der panzerbrechenden Boden-Boden-Raketen. Die Wirkungsweise des neuen Waffensystems war inzwischen in militärischen Fachkreisen bekannt. Doch die Pläne dafür lagerten in den bestbewachten unterirdischen Panzerschränken von ›Vineland‹ in ›New Jersey‹.

Es gab nur einen Mann, der diese Pläne im Kopf hatte. Weil er sie selbst entwickelt hatte. Dr. Woodhams bereute es zutiefst, dass er sich der ›NSA‹, der ›National Security Agency‹, gegenüber derart schroff verhalten hatte, als sie vor ein paar Monaten versucht hatten, ihm Leibwächter und Objektschutz für seine Villa in ›Millville‹ aufzuzwingen. Gegen seine strikte Ablehnung hatten sie nichts machen können. Sie hatten ihn zähneknirschend darauf hingewiesen, in welche höllischen Situationen er als Geheimnisträger der Stufe I geraten konnte.

Auch das hatte nichts genützt. Woodhams hatte von dem ganzen Bewachungsfirlefanz, wie er es nannte, nichts wissen wollen. Doch nun steckte er in der angekündigten höllischen Situation.

Über die Konsequenzen war er sich im Klaren. Wenn er in der Folterkammer irgendeines ausländischen Geheimdienstes zu reden begann, war er des Landesverrats schuldig. Und das bedeutete, dass er erledigt sein würde, wenn er jemals in die Vereinigten Staaten zurückkehrte.

Dr. Woodhams wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Bärtige auf die Bremse trat und den Landrover nach links von der Fahrbahn lenkte. Im zweiten Gang holperte das schwere Fahrzeug durch die tiefen, welligen Furchen eines Feldwegs. Woodhams wandte den Kopf und sah, dass der Ire die Scheinwerfer ausschaltete, nur noch mit Standlicht fuhr. Er schien die Gegend bestens zu kennen.

Etwa eine halbe Meile abseits der Provinzstraße stoppten die Entführer des Wissenschaftlers auf dem Gelände einer alten, halbverfallenen Farm. Das ehemalige Wohnhaus diente nunmehr als Feldscheune für einen Farmer, der die Ländereien irgendwann übernommen hatte. Scheune und Stallungen waren nur noch Ruinen. Verwitterte Dachsparren ragten wie überdimensionale Zahnstocher in den vom Mond nur schwach erhellten Nachthimmel.

Der Ire stellte den Motor ab und schaltete auch das Standlicht aus. Er griff seine Schrotflinte und drehte sich nach hinten um. »Du passt auf, Brenda! Viele Dummheiten kann er zwar nicht machen, aber wenn er anfangen sollte zu schreien, bringst du ihn auf die sanfte Tour zum Schweigen. Ich denke, du schaffst das.«

»Und ob«, versicherte das Blondhaar. »Wie spät ist es?«

»Noch zehn Minuten bis Mitternacht. Wenn die Leute genauso pünktlich sind wie wir, können wir in einer halben Stunde feiern.«

»Ich glaube erst dran, wenn ich das Geld in den Fingern habe.«

»Glaub', was du willst. Ich sehe mich in der Landschaft um. Besser ist besser.« Er schwang sich ins Freie und lehnte die Fahrertür lautlos an. Die Doppelflinte in beiden Fäusten, ging er langsam auf das Farmhaus zu, spähte sichernd nach allen Seiten, horchte nach Geräuschen.

Absolute Stille lastete über dem Anwesen.

Der Ire glaubte seinen eigenen Herzschlag zu hören. Er blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr.

Noch acht Minuten.

Bis zum vereinbarten Übergabetermin um Mitternacht konnte er das Gelände kontrolliert haben. Eine wesentliche Voraussetzung. Die Leute, die ihm den Auftrag gegeben hatten, legten Wert auf Sicherheit und eine reibungslose Abwicklung.

Schon aus diesem Grund hatte er das einsam gelegene Gehöft als Treffpunkt gewählt. Dort war es praktisch ausgeschlossen, dass ihnen jemand in die Quere kam.

Der Ire lenkte seine Schritte nach rechts und ging an der Außenmauer des Farmhauses entlang. Kniehohes Gras strich um seine Hosenbeine. Er dämpfte seine Schritte so weit wie möglich und kontrollierte die beiden Seiteneingänge des Hauses, die mit Vorhängeschlössern gesichert waren. Alles unversehrt, auch die Fenster. Die Möglichkeit, dass sich ein Landstreicher in dem Gebäude einquartiert hatte, schied also aus.

Der Bärtige spähte um die Ecke. An der Rückseite des Hauses gab es nichts zu überprüfen. Den Weg konnte er sich schenken.

 

Er brachte den Gedanken nicht zu Ende.

Die Silhouette löste sich blitzartig aus dem Schatten des Mauerwerks und des überhängenden Daches – keine drei Schritt entfernt.

Der Ire zuckte zusammen, riss die Schrotflinte in Anschlag. Doch er schaffte es nicht mehr, einen der Hähne zu spannen. Er hatte das furchtbare Gefühl, dass sich das bläulich-weiße Mündungsfeuer wie eine Lanze in seine Brust fraß. Es war das schrecklichste und grausamste Gefühl seines Lebens - und zugleich das letzte, was sein Hirn registrierte. Seine Sinne waren ausgelöscht, noch bevor er das leise Klicken der Waffe hören konnte.

Es war kaum mehr als das Verschlussgeräusch, das die schallgedämpfte Pistole beim Schuss verursachte.

Der Mann, der Fallschirmspringerstiefel, eine enge Moleskinhose und einen dunkelgrünen Parka trug, drückte noch zweimal ab. Dann stieg er über die Leiche hinweg und ging ohne besondere Eile an dem Gebäude entlang in Richtung Farmhof.

Er steuerte auf das noch offene Heck des Landrover zu. Seine Augen hatten viel Zeit gehabt, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Deshalb sah er die Blondhaarige, lange bevor sie ihn ausmachte.

»Alles in Ordnung?«, rief sie, als sie seine Schritte hörte. Ihre Stimme vibrierte. In der Finsternis schien es ihr unbehaglich geworden zu sein.

»Einen Moment noch«, sagte der Mann in der unverkennbaren Aussprache des Engländers, »gleich i s t alles in Ordnung!«

Brenda wollte aufschreien, wollte die Beretta auf den Fremden anlegen. Nichts gelang ihr, weil sie die Schrecksekunde nicht rechtzeitig überwand.

Die Pistole des Engländers klickte dreimal kurz hintereinander.

Dr. Woodhams stieß einen Laut des Entsetzens aus, als das Mädchen vornüberkippte und mit dem Gesicht auf seinen Schoß fiel.

Aber der Mann war schon im nächsten Moment zur Stelle, packte das tote Mädchen und zerrte es über die Heckklappe zu Boden. Zwei Sekunden später schwang er sich hinter das Lenkrad und ließ den Motor kommen. Der Ire hatte den Zündschlüssel steckenlassen. »Leider kann ich Sie nicht sofort aus Ihrer unbequemen Lage befreien, Dr. Woodhams«, sagte der Engländer, während er den Rover zwischen Wohnhaus und Scheune hindurch auf einen Feldweg lenkte, der weiter ins Gelände führte, von der Provinzstraße weg. Er fuhr völlig ohne Beleuchtung – eine Tatsache, die darauf schließen ließ, dass er sich die Umgebung noch besser eingeprägt hatte als der Ire.

Dr. Woodhams hatte kaum Zeit, seine Fassungslosigkeit über das Geschehen zu verwinden. Bei jeder Bodenwelle schlug ihm die Rückenlehne der Sitzbank hart ins Kreuz.

Der Fremde jagte mit mindestens zwanzig Meilen pro Stunde über den dunklen Feldweg. Ein halsbrecherisches Tempo, den Umständen entsprechend.

Dr. Woodhams versuchte, sich zu konzentrieren. Es fing an mit der Waffe, die der Engländer benutzte. Fraglos handelte es sich um das Neueste, was auf dem Schalldämpfersektor entwickelt worden war. Woodhams kannte auch dieses Gebiet der Waffentechnik. Es war eine Firma in Deutschland, die erst vor kurzem diesen Schalldämpfer konstruiert hatte, der nach einem neuen, geheim gehaltenen Prinzip arbeitete.

Der Schalldämpfer war abgestimmt auf eine Pistole vom Typ ›Walther PPK‹, Kaliber 7,65 Millimeter. Beides zusammen ergab ein Abschussgeräusch, das leiser war als eine Luftpistole. Eben jenes Klicken.

Die Tatsache, dass der Fremde mit einer solchen Waffe ausgerüstet war, die für die meisten Geheimdienste noch als Zukunftsmusik galt, ließ vermuten, dass er für eine Spitzenorganisation arbeitete. Aber um welche Organisation mochte es sich handeln? Dass der Mann Engländer war, besagte nicht viel. Möglicherweise war er einer von den Agenten, die ihre Dienste auf dem freien Markt meistbietend verkaufen.

Dr. Woodhams bekam das unangenehme Gefühl, dass er vom Regen in die Traufe geraten war.

Etwa zehn Minuten mochten verstrichen sein, als der Fremde endlich Gas wegnahm und schließlich den Rover zum Stehen brachte. Er drehte sich um und spähte über die Heckklappe in die Dunkelheit hinaus.

Als Woodhams in die gleiche Richtung blickte, erkannte er die winzigen Lichtpunkte – etwa dort, wo sich das Farmhaus befinden musste.

»Sieben Minuten nach Mitternacht«, stellte der Engländer fest. »Da drüben fluchen sie jetzt Stein und Bein, Doktor. Sie können sich gratulieren. Sie bleiben im Westen.«

»Im Westen?«, echote Woodhams verblüfft. »Aber ich verstehe nicht. Arbeiten Sie etwa für die ›NSA‹ oder ›CIA‹? … Oder für den ›MI5‹?«

»Kein Kommentar, Doktor. Begnügen Sie sich vorerst mit dem, was ich eben sagte. Am besten halten Sie es sich während unserer gemeinsamen Reise ständig vor Augen. Dadurch erleichtern Sie die Sache für uns beide.«

Also doch, dachte Dr. Woodhams, vom Regen in die Traufe. Trotzdem war er froh, als der Fremde ihm die Fesseln löste und ihn zu sich auf den Beifahrersitz komplimentierte.

Sie setzten die Fahrt fort, erreichten etwa eine halbe Stunde später eine feste Straße und kurz darauf einen Parkplatz, auf dem sie in einen bereitstehenden älteren ›WolseleySix‹ umstiegen.

Dr. Woodhams wusste, dass es glatter Selbstmord sein konnte, einen Fluchtversuch zu unternehmen. Er hatte mit eigenen Augen erlebt, wie wenig dem Engländer ein Menschenleben bedeutete. Und weil Woodhams noch nicht wusste, was dieser Mann mit ihm vorhatte, verzichtete er von vornherein auf alle waghalsigen Gedanken.

***

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