Buch lesen: «Žižek in Teheran», Seite 2

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Der Gefängnisarzt kommt nicht

Sein Platz auf der Couch

Ist leer

Ich habe ihn (noch) nicht vergeben

Ich liege montags, mittwochs, freitags, Punkt zwei

Auf der Couch

Und schließe die Augen

Die durch den Läuterungsprozeß gereinigten Seelen steigen zum Himmel und gelangen zur Seligkeit. Die Seligkeit besteht in einem Zustand

ununterbrochenen Genießens

verbunden mit der Anschauung Gottes. Für den Menschen würde die Vorstellung eines ewigen Nichtstuns etwas Unerträgliches bedeuten, da für ihn erst die Arbeit das Leben süß macht. Allein man darf nicht vergessen, daß die Seelen etwas anderes sind als der Mensch. Für die Seelen bedeutet das fortwährende Schwelgen im Genuß und zugleich in den Erinnerungen an ihre menschliche Vergangenheit das höchste Glück. Dabei sind sie in der Lage, im Verkehr untereinander ihre Erinnerungen auszutauschen, und vermittelst göttlicher Strahlen von dem Zustand auf der Erde lebender Menschen, für die sie sich interessieren, Kenntnis zu nehmen.

Zurückzuweisen ist die Vorstellung, daß das Glück der Seelen durch die Wahrnehmung, daß ihre noch auf der Erde lebenden Angehörigen in unglücklicher Lage sich befinden, getrübt werden könnte. Denn die Seelen besitzen zwar die Fähigkeit, die Erinnerung an ihre eigene menschliche Vergangenheit zu bewahren, nicht aber neue Eindrücke, die sie als Seelen empfangen, auf eine irgend in Betracht kommende Zeitdauer zu behalten. Dies ist

Die natürliche Vergeßlichkeit der Seelen

welche neue, ungünstige Eindrücke alsbald bei ihnen verwischt.

Auf einmal erinnere ich mich, LeserIn

An den Text des Gefängnisarztes

D.h. nicht des Gefängnisarztes, sondern dieses intelligenten Verrückten

Hat es bloß des leeren Platzes bedurft?

Auf der Couch?

Ich liege auf meiner psychoanalytischen Couch

Und die Wolken, die mich umhüllten

Wenn er von Nerven und Vögeln und Gott sprach

Umhüllen mich wieder

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Es stimmt aber nicht, daß ich in den

Noch immer!

Für den Gefängnisarzt reservierten Stunden

Immer nur auf der Couch, auf seinem leeren Platz, liege

Und an den Text denke

Im Garten

In dem der Container steht

In dem sich meine Ordination für Psychoanalyse befindet

Läßt es sich bestens flanieren

Am Container vorbei führt ein Weg

Zur hinteren Mauer, ein Kiesweg, ich treffe dort

Die Narzisse

Und grüße.

Beim Sprechen mit Narzissen

Verlasse ich mich auf das Wissen der Mutter

Und Freuds

Narzisse, Osterglocke, Familie der Amaryllisgewächse

1560 bis 1620, orientalische Phase der Gartenkultur

Narzisse, von griechisch ναρκειν

Betäuben, Narkose, Dichternarzisse

(Freud hatte

Natürlich

Recht, daß die Texte der Dichter Narkotika sind)

Deren Zwiebel enthalten die giftigen Alkaloide Narcissin und Narcipoetin

Narcissin

Narcisse

Narkose

Narcipoetin

Narko-Poet

A Narkopoet

Anarcho-Poet

Der Anblick der Narzisse

Löst eine Assoziationskette aus, eine Kaskade von Erinnerungen

Und am tiefsten Punkt

Steht der Name

Der Narges

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Nostalgie, sagte mein Lehranalytiker Kinz

Nicht in der Analyse, sondern im Café Rainer, in Graz

Wo wir uns zu treffen pflegten

Um zu kiffen und das

Steirische Institut für Psychoanalyse

Zu administrieren

(Das Institut bestand aus meinem Lehranalytiker Kinz, meiner Wenigkeit

Und einem jungen Theologen

Der in der Lehranalyse dekompensierte

D.h. daß er den Glauben verlor und glaubte

Daß er wahnsinnig sei

Den pflegten wir wöchentlich in der

Centralanstalt für Geisteskrankheiten der Jugend

Der

C.G. Jung-Klinik Graz

Zu besuchen)

Nostalgie, sagte mein Lehranalytiker Kinz

Ist ein von Anfang mißverstandenes Wort.

Schon

Dr. Johannes Hofer

Der das Wort 1688 aus νόστος, nóstos, Heimkehr

Und άλγος, álgos, Schmerz zusammengesetzt hätte

Ein Schweizer, um eine Krankheit von Schweizern zu beschreiben

Die sich von ihren Heimatkantonen entfernt hatten

Schon Dr. Hofer hätte, so mein Lehranalytiker Kinz

Das von ihm selbst erfundene Wort

Mißverstanden

Und sei im übrigen der Überzeugung gewesen

Nostalgie betreffe ausschließlich Schweizer.

In Wahrheit sei Nostalgie, so mein Lehranalytiker Kinz

Der Schmerz des Heimkehrenden

Und nicht, wie alle seit und mit Dr. Hofer glauben

Die Sehnsucht nach der Vergangenheit oder der Heimat.

Was schmerzt den Heimkehrenden?

Narges heißt in der Sprache Teherans Narzisse

Meine Aufmerksamkeit

Erregt eine Stelle an der Außenwand des Containers

Der kein Container ist, sondern ein

Portacamp

Das Wort hatten wir

Seit Jahren nicht mehr

Oder ist es die Narzisse, die erregt?

Oder erregt ist?

Ich errege sie jedenfalls nicht.

Weshalb ich mich von ihr abwende

Formlos

Und gehe zu jener Stelle

An der Außenwand des Containers, der kein Container ist

Sondern ein Portacamp

In dem sich meine Ordination für Psychoanalyse befindet.

Es ist noch da

Und in Konturen erkennbar

Das Gekritzel an der Außenwand des Portacamps

Das Narges anlocken sollte

Oder abekeln.

Daß der Heimkehrende heimkommt

Und alles ist, wie gehabt

An seinem Platz

Das, LeserIn, ist Nostalgie

Der Schmerz des Heimkehrenden

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Als ich das Portacamp sah

In dem sich jetzt meine Ordination für Psychoanalyse befindet

Wußte ich.

Ich stehe am niedrigen Zaun

Aus Holz, der für einen Garten in Teheran

Ganz untypisch ist

Und warte auf den Vermieter

Einen Teheraner Alt-68er

Geringeltes schlohweißes Haar, Designerbrille

Immerhin.

Das Portacamp

Habe er in der Deponie eines Altwarenhändlers erworben

Portacamp sagt er natürlich nicht

Sondern Container

Zu bewohnen, Industriecontainer, sei in Teheran

Eine Zeit lang groß in Mode gewesen

Das ist kein Container, sage ich

Und suche einen Beleg dafür

Daß der Container kein Container gewesen sein kann

Sondern ein Klassenzimmer

Den Container habe er gekauft

Nicht wegen jener Mode der Nullerjahre bei den Teheraner Bobos

Im Container zu wohnen

Sondern wegen des Recycling-Gedankens

Und um gegen die Immobilien-Mafia

Ein Zeichen zu setzen

Die gefährlicher sei als das ganze Regime

Er sei Umweltaktivist

Und Architekt

Und habe aus dem Container

Eine Wohnung gemacht, eine Behausung

Sei das freilich nicht, sondern Kunst.

Es ist noch

In Konturen erkennbar

Das Gekritzel an der Außenwand des Portacamps

Das Narges anlocken sollte

meine mene tekel u parsin

Es spricht

Die Narzisse

Lispeln und Wispeln, niemand darf es wissen

Geh hin!, sagt sie

Und weiß, daß ich weiß

Das Wohin?

Das ich (verzweifelt) rufe

Hilft nichts

Ich weiß

Und ich weiß, daß sie weiß

Daß ich muß

An den Ort.

Ich will aber nicht.

Ohnehin liegt sie

Das hatte ich schon der Annonce des Vermieters entnommen

Um die Ecke

Die Deutsche Schule

Jetzt natürlich

Das Internat für Islamische Mädchen

Geil, gell?

Ich will aber nicht.

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Den Haupteingang meide ich

Um am Seiteneingang zu stehen

Und zu warten

Daß

Sesam öffne Dich!

Ein Wunder passiert

Und heraus

Treten zwei islamische Mädchen

Voller Kraft durch Freude

Der Jugend

Sympathisch

Aber unendlich hübsch sind sie nicht

Leuchtende Haut und rotbraune Haare

Kopftücher nach oben und hinten versetzt

Woher kommen Sie?

Was für Teheran typisch zu sein scheint, LeserIn

Als Auslandsteheraner

Wirst du von InlandsteheranerInnen

Sogleich als solcher erkannt

Typisch, erklärlich aber nicht.

Aus Graz

Die Mädchen

Sind natürlich beeindruckt

Und verstummen sogleich

Graz enthält

Zwei mal zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Konsonanten

Gr und ts

Hingegen die Sprache Teherans

Zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Konsonanten nicht kennt

(Es sei denn, es geht ihnen ein Vokal voraus

Enqelab

Erteja’

Enteha

Revolution

Reaktion

Ende)

Die Mädchen

Halten Bücher in ihren leuchtenden Händen

Ein Buch pro islamisches Mädchen

Und lachen

Den einen Titel

Die Nonne von Diderot

Bin ich imstande (mit ein paar Verrenkungen) zu erkennen

Und wundere mich

Das braucht Sie gar nicht zu wundern, sagt Schirin

(So heißt das eine islamische Mädchen)

In der Bibliothek haben wir lauter solche Bücher

Kommen Sie!

Ich erröte

Und wir betreten das Areal

Der Deutschen Schule von Teheran

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Gleich

Nachdem wir das Tor passiert haben, das blechblaue

Biegen die Mädchen nach links.

Ich hingegen

Blicke verstohlen nach rechts

Wo noch immer

Ein Portacamp steht

In dem sich damals unsere Klasse befand

Das aber eigentlich

Im Garten bei mir stehen und in dem ich

Psychoanalytisch ordinieren sollte.

Und auch der Zwischenraum

Ist immer noch dort

D.h. die Zwischenräume zwischen Portacamp

und Hecke Und Hecke und Mauer.

Ich folge aber den Mädchen nach links

Auch dort steht etwas noch immer

Das kleine, längliche Häuschen

Der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher

Alles ist, wie es war

(Oder nicht wie es war, sondern ich, wie ich war?)

Wobei mit in der Sprache Teherans verfaßten

Nicht nur in der Sprache Teherans verfaßte

Sondern auch

In die Sprache Teherans übersetzte

Bücher gemeint sind, wie Die Nonne zum Beispiel

Ich folge natürlich den islamischen Mädchen

Aber meine Blicke wollen natürlich

Nach rechts

Unser Lager

War zwischen Hecke und Mauer

Narges war das Opfer

Die Narzisse.

Wie auch immer

Ich folge den Mädchen

(Wie immer)

Zu dem Häuschen

Auch dieses hat sich

Natürlich

Überhaupt nicht verändert

Nur der Rahmen des Fensters

An der Längsseite

Der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher des Internats

Islamischer Mädchen

Eines Ziegelsteinbaus

Ist jetzt rot.

Im Fenster hängt ein transparentes Papier

Das es fast zur Gänze bedeckt

Und auf dem etwas steht

Der Text wird, wenn es denn einer ist

Von farbigen Rechtecken unterbrochen

Vermutlich von Fotografien.

Schirin nimmt meine Hand

Und/oder ihre Kommilitonin

Und führt mich

In das Häuschen

Der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen

Aber weder betreten wir eine Bibliothek, LeserIn

Noch ist es ein Häuschen

Auch wenn es, von außen betrachtet, ein solches zu sein scheint

Wir passieren also die Türe

Des Häuschens

Der Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen

Um uns

Auf dem Haupt- oder Marktplatz einer Kleinstadt zu befinden

Könnte Graz sein

Ist es aber nicht.

Draußen ist

Oder war gerade

Hellichter Tag

Hier: später Abend

Wir sind, genauer gesagt, auf dem Bühnenbild einer

Soll ich sagen

Märchenbühne?

Oder in einer (allerdings sehr großen) Nische einer

Märchengrottenbahn

Nicht nur befinden wir uns

An einem fremden Ort, LeserIn

Sondern in einer anderen Zeit

Ja, genau wie bei den Texten des Gefängnisarztes

Respektive jenes intelligenten Verrückten

In einer anderen Zeit

Aber in welcher?

Ist es ein Haupt- oder Marktplatz des Mittelalters?

Des neunzehnten Jahrhunderts?

Oder ein Haupt- oder Marktplatz des Mittelalters

Mit den Augen des neunzehnten Jahrhunderts betrachtet?

Der Platz ist (von wegen Graz) gepflastert

Aus den Vitrinen (also doch kein Mittelalter?)

Und Fenstern dringt grünes Licht, respektive oranges und rotes

Die Sterne am Himmel

Sind gelb.

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In dieser Bibliothek, die keine Bibliothek ist

Sondern eine Bühne, ist es still, LeserIn

Und herrscht eine Nacht

Die glaubst du zu riechen

Nicht die Nacht der Natur

Sondern Molton und künstliches Licht.

Wir, die Mädchen und ich, verteilen uns

Auf dem Haupt- oder Marktplatz

Ich weiß die Mädchen in meiner Nähe

Sind jedoch keine Nebenmenschen

Die stören

Sondern angenehme Gestalten

Der Phantasie

Behescht anjast k’asari nabaschad

kassi ra ba kassi kari nabaschad

Freiheit

Gleichheit

Gleichgültigkeit

So schaut’s aus

Das Paradies

Ich stehe

Oder wir

Vor der Türe eines Hauses, dreistöckig

Oder einer Bühnenfassade

Zu beiden Seiten des Eingangs

Das gelbe Licht der Vitrinen (kein Mittelalter, nein)

Eines Hutladens oder so

Aber das interessiert uns jetzt nicht.

Und die Bücher?

Will ich fragen

Kommen Sie, sagt Schirin, das ist

Das Haus des Vergessens

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Weder haben wir ein Vorzimmer passiert

Noch ein Stiegenhaus

Und betreten

Ein gemütliches, gigantisch großes Wohn- respektive Gästezimmer

Dessen Ende verliert sich im Dunkeln

Fauteuils

Aus denen man sich nicht mehr erheben wird können

Dicker Teppich, viktorianisches London

Und endlich!

Bücher

Unendlich viele, altehrwürdige

Die du nicht anfassen willst, LeserIn

Als seien auch sie

Bloß Fassade

Glück gehabt, sagt Schirin und deutet

Auf ein islamisches Mädchen

Das erhebt sich gerade aus einem Fauteuil

(Man kann sich aus den Fauteuils also doch erheben)

Nimmt sich eine Art Trockenhaube vom Kopf

Stellt sie auf einen Beistelltisch

Aus den Siebzigern

Und verläßt

Ohne Kopftuch und mit rotem

Hochzufriedenem Gesicht

Das Haus des Vergessens der Bibliothek der in der Sprache

Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen

Wir sind allein.

Schirin nimmt die Trockenhaube vom Tisch

Und beginnt, wie soll ich sagen, zu berichten

Das Internat Islamischer Mädchen ist eines der besten für islamische Mädchen in Teheran. Es gibt die Direktorin. Und die Vize-Direktorin. Die Mädchen stammen aus wohlhabenden islamischen Häusern. Hoch sind das Budget und das Schulgeld. Dazu kommen die Spenden. Nur reiche Schulen erhalten reichliche Spenden. Arme nicht. Wäre es anders, würden die Armen immer reicher. Auch die Bibliotheken unseres Internats haben hohe, eigentlich astronomisch hohe, Budgets. Das höchste hat Die Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher.

Ich schaue mich um.

Die Bibliothek der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen hat das höchste Budget aller Bibliotheken der in der Sprache Teherans verfaßten Bücher der Welt. Es gibt die Direktorin und ihre Vize. Die Vize macht die Statistik. Die Statistik besagt: Die allermeisten islamischen Mädchen entlehnen immer dieselben zwei, maximal drei Bücher. Viele bloß eins.

Die Direktorin ist besorgt. Um die Lesegewohnheiten der Mädchen zu ändern, produziert die Vize ein Maßnahmenpaket nach dem anderen. Alles vergebens.

Eines Tages sagt die Vize

Warum lesen wir?

Wegen der Bildung?

Fragt die Direktorin

Nein, sagt die Vize

Ihre Augen strahlen und ändern die Farbe

Von blau oder grau

Auf ein leuchtendes Grün

Nein, sagt die Vize, wir lesen, um zu genießen.

Angenommen, sagt jetzt Schirin und nicht die Vize

Angenommen, die erste Lektüre eines Buches bringt den größten Genuß

Dann wäre die zweite Lektüre desselben

Nicht die Wiederholung der ersten

Wir können bei der zweiten Lektüre den Genuß der ersten

Nicht wiederholen

Denn die zweite Lektüre enthält die Erinnerung an die erste

Was der ersten Lektüre natürlich fehlt

Erste und zweite Lektüre sind also niemals ident

Wollen Sie den Genuß der ersten Lektüre bei der zweiten Lektüre wiederholen

Müssen Sie die erste vergessen

Ohne Vergessen keine Wiederholung.

Um die Mädchen

Die immer wieder dieselben Bücher entlehnten

In die Lage zu versetzen

Den Genuß der ersten Lektüre bei der folgenden (oder den folgenden)

Zu wiederholen, gründeten die Direktorin und die Vize

Das Haus des Vergessens der Bibliothek der in der Sprache

Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen.

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Setzen Sie sich, ich erkläre es Ihnen

Erkläre nichts, sagte Klaric, Alfred Klaric

Autor, LeserIn, du kennst ihn womöglich, und Deutschprofessor

Im Gymnasium in Graz

Erkläre nichts. In der Literatur sollte ein Anstoß genügen.

Tu comprends? Nein?

Aber daß das Vergessen im

Haus des Vergessens der Bibliothek der in der Sprache

Teherans verfaßten Bücher des Internats Islamischer Mädchen

Nicht auf das Vergessen von Büchern beschränkt bleiben würde

Leuchtet ein.

Oder?

Schirin

Nimmt die Trockenhaube

Die das Mädchen, das hochzufriedene, islamische

Auf dem Beistelltisch abgestellt hat

Aus den 70ern

Und setzt sie sich auf

Und gleich wieder ab

Pardon!

Auch Schirin

Hat jetzt das hochrote

Wenn auch nicht hochzufriedene Gesicht

Des Mädchens, des islamischen, von vorhin

Pardon, daß ich so unhöflich war

Sie zeigt auf die Trockenhaube

Ihnen nicht den Vortritt zu lassen.

Du kannst mich duzen, sage ich

Das Hochrot im Gesicht der Schirin wird tiefrot

Gesichtern von Mädchen, islamischen und oder nicht-islamischen

Steht wohl eine Reihe von

Je nach Anlaß

Rottönen zur Verfügung

Und fährt fort

Mich zu siezen.

Das ist keine Trockenhaube, sondern ein BCI

Wie Sie wissen, ist ein BCI

Ich weiß gar nichts, LeserIn.

Ein

Brain-Computer-Interface.

Schirin, als sie

Brain-Computer-Interface sagt

Hat einen ausgesprochenen Chicagoer Akzent

Wenn sie etwas auf Chicagoisch sagen, haben alle Mädchen

Des Internats Islamischer Mädchen

Einen ausgesprochenen Chicagoer Akzent

Werde ich später erfahren oder habe es

Jetzt beschlossen, LeserIn.

Wollen Sie den Inhalt eines Buches vergessen,

Muß ihn ein anderer Inhalt verdrängen

Diesen anderen Inhalt nennen wir

Starke Materie

Gedanken sind Dinge, sagt unsere Vize

Der eine Gedanke funktioniert wie ein Besen

Der andere wie Kehricht

Das sagt eure Direktorin, eure islamische?

Vizedirektorin

Sie ist Materialistin und Atheistin

Wie die Direktorin und die meisten Mädchen im Internat Islamischer Mädchen.

19,99 €