Lieblingsplätze Rhön

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3 Silberdistel und Quellschnecke
Ostheim: Pflanzen und Tiere im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Das Rhönschaf steht zwar als tierischer Botschafter ganz vorn, aber es könnte auch in anderen Lebensräumen prima überleben. Dies gilt jedoch nicht für alle Tiere in dieser sehr ursprünglichen Natur. Das Birkhuhn, das sonst nur noch in den Alpen vorkommt, lebt hier, außerdem der Schwarzstorch und der Rotmilan. Letzterer ist der größte in der Rhön beheimatete Greifvogel mit einer Flügelspannweite von bis zu 1,70 Metern. Er wird von Naturschützern in einem besonderen Projekt betreut. Nachgewiesen für die Region ist inzwischen auch wieder die Wildkatze. Eine etwas kleinere Tierart und sicher nur für Kenner auszumachen ist die Alpenspitzmaus, die außerhalb der Alpen nur noch in der Rhön existiert. Stark gefährdete Tiere in Deutschland sind Reptilien. Nicht so in der Rhön. Blindschleiche und Ringelnatter sind in diesem Landstrich heimisch, und in den Mooren wurde sogar, als einzige deutsche Giftschlange, die Kreuzotter nachgewiesen. Einzigartig in der Rhön ist die Rhön-Quellschnecke. Trotz ihrer geringen Größe von nur zwei Millimetern ist sie sehr anspruchsvoll und reagiert empfindlich auf die Zerstörung von Quellbiotopen, wie das bei der Fassung von Quellen geschieht. Ihr Vorkommen ist deshalb inzwischen fast ausschließlich auf die Hohe Rhön beschränkt.

Die Silberdistel steht, ähnlich wie das Schaf, für die Rhön. Sie steht auf der Roten Liste der 106 gefährdeten Pflanzenarten, die hier heimisch sind. Regional auf die Moore beschränkt ist zum Beispiel die Karpatenbirke. Aber auch der Ackerrittersporn, die Echte Betonie oder der Deutsche Enzian zählen zu den bedrohten Pflanzenarten, die in der Rhön noch zu finden sind. Es ist eine der Aufgaben des Biosphärenreservats Rhön, diese Vielfalt zu erhalten. Bliebe noch zu erwähnen, dass die Rhön eines der orchideenreichsten Mittelgebirge Deutschlands ist.

Eine ausführliche Beschreibung von bedrohten Tieren und Pflanzen findet sich auf der linksstehenden Homepage des Biosphärenreservats Rhön.


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Gefährdet, aber typisch für die Rhön: die Silberdistel.

Etwa auf dem Ostheimer-Wanderweg zu entdecken

Startpunkt: Parkplatz Burgstraße

97645 Ostheim vor der Rhön

www.ostheimrhoen.de

UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Bayerische Verwaltung

Oberwaldbehrunger Straße 4

97656 Oberelsbach

0931 3801665

www.biosphaerenreservat-­rhoen.de

4 Das Rhönschaf als Herzenssache
Oberelsbach: Kolb’s Bio-Hof in Ginolfs

Als großes Geschäft würde Josef Kolb seine Schafherde sicher auch heute nicht bezeichnen. Aber er gehört zu den Rettern des Rhönschafs. Als der BUND im Jahr 1985 das Projekt Rhönschaf startete, wurde ihm die 41-köpfige Rhönschafherde zur Zucht und Erhaltung der Rasse übertragen. Heute umfasst seine Herde über 400 Tiere, der artgerechte Schafstall für den Winter ist neu, und die Schäferei ­ernährt ihn und seine Familie. Damals, so erzählt er im Rhönschafladen auf seinem Hof in Ginolfs, wollte keiner mehr Schafe züchten. Es sei unrentabel gewesen. Die Aufgabe war also ein Risiko. Aber die Rhön ohne Rhönschaf, da wäre ökologisch viel zerstört worden. Die Idee war so simpel wie einleuchtend. Das Schaf hegt ­unbewirtschaftete Flächen und betreibt Landschaftspflege. Der Schäfer erhöht den ­Bestand und verkauft das Fleisch an die Gastronomie. 1999 stellte Josef Kolb auf ökologischen Landbau um. Tierschutz durch Tiervermarktung, das musste er den Gastwirten der Region erst einmal klarmachen. Jürgen Krenzer aus Seiferts war der Erste, der einstieg, und langsam entwickelte sich das Projekt.

»So weit die Theorie, jetzt fahren wir zur Herde«, sagt Kolb. Zwischenstation ist der Stall, außerhalb des Dorfs. Muttertiere und Lämmer leben hier, im Winter alle Tiere. Gefüttert werden sie mit Biofutter. Die eigentliche Herde steht oberhalb des Dorfs. Die Schafe sind den ganzen Sommer draußen, in luftiger Höhe. Der Blick über die Berge und in die Täler des Grabfelds ist fantastisch.

Kolb vermarktet die Lämmer. Nach acht Monaten wird ­geschlachtet. Fleisch, Wurst, Wollwaren, Fell, alles ist im Rhönschaf­laden erhältlich, der gleichzeitig als Dorfladen für die Anwohner dient. Natürlich beliefert Kolb auch Restaurants. Der Kreislauf ­wurde geschlossen, das Rhönschaf gerettet.

Urlaubsgäste können Betrieb und Schafherde ansehen. Dabei erfährt man alles rund ums Rhönschaf. Kinder können selbstverständlich mit zur Herde.


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Kolb’s Bio-Hof

Friedhofsweg 4

97656 Oberelsbach-Ginolfs

09774 8186

www.rhoenschaf-laden.de

5 Paradies in Renaturierung
Gersfeld: Rundgang durch das Rote Moor

Die Ankunft am Parkplatz Moordorf an der B 278 zwischen Ehrenberg und Bischofsheim ist noch wie bei jedem beliebigen Waldparkplatz: reichlich Fahrzeuge, eine geteerte Fläche. Der Tag meines Besuchs ist ein wirklich heißer. Noch ein Schluck aus der Wasserflasche, und mit dem Wissen, bei meiner Rückkehr einen schwarz lackierten Glutofen vorzufinden, überquere ich die Landstraße und wandere durch den kühlen Wald. Das Paradies erreiche ich nach etwa zehn Minuten. Ich stehe am Moorteich und versuche, ein Stockentenpaar im Schilf zu fotografieren. Das Klicken des Kameraverschlusses scheucht die Vögel auf und ich stelle fest: »Mein Gott, ist das ruhig hier.« Es ist Dienstagnachmittag, und am Ende meines Rundgangs werden mir gerade mal zwei Personen begegnet sein. Zu hören ist nur das Rauschen des Windes in den Karpatenbirken, die links und rechts vom durch das Moor führenden Bohlenweg stehen, und Vogelgezwitscher. Als Nicht-Ornithologe bleibe ich die Antwort schuldig, ob es sich um den Ruf von Sumpfrohrsänger, Kiebitz oder Waldschnepfe handelt. Eine knappe halbe Stunde bin ich unterwegs bis zum Aussichtsturm. Von dort aus hat man einen guten Ausblick auf den Teil des Moores, der renaturiert wird.

Das Rote Moor war lange ein Sorgenkind. Das, was nach der Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren wuchs, wurde in knapp 175 Jahren fast ruiniert. Der Abbau von Torf dauerte bis 1984 an, doch bereits fünf Jahre zuvor hatte man mit der Rettung des Moors begonnen. Durch den aufgestauten Moorteich kam die Feuchtigkeit zurück. Das Moor wurde als Naturschutzgebiet ausgewiesen und ist heute ein wesentlicher Bestandteil des Biosphärenreservats Rhön. Ein Moorlehrpfad informiert mit Schautafeln über Umweltschutz, Flora und Fauna. Er lädt im Sommer Wanderer und im Winter Skilangläufer zur Erkundung des Roten Moors ein.

Von Anfang Mai bis Ende Oktober werden dienstags geführte Wanderungen durchs Rote Moor angeboten. Startpunkt ist der Parkplatz Moordorf.


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Alles Wissenswerte rund ums Rote Moor erfahren Sie beim

NABU-Haus am Roten Moor

Wanderparkplatz »Moordorf« an der B 278

36129 Gersfeld

09772 930517

www.nabu-hausamrotenmoor.de

6 Intakt und wanderbar
Fladungen: Naturlehrpfad Schwarzes Moor

Die Hochrhönstraße führt direkt bis zur Infostelle Schwarzes Moor. Wer hier sein Auto abstellt, ist nur noch wenige Meter vom Beginn des Moorlehrpfads entfernt. Der ist gut ausgebaut. Ein Bohlenweg führt den Besucher zu den wichtigsten Stellen eines der bedeutendsten Hochmoore in Mitteleuropa. Dass es, im Gegensatz zum Roten Moor, noch völlig intakt ist, liegt daran, dass es bereits 1939 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. 66 Hektar Fläche, die jetzt schon über 70 Jahre sich selbst überlassen sind, garantieren das perfekte Moorerlebnis mit einer Torfdecke von über sechs Metern in der Mitte.

Der romantische Schauer eines Moores entwickelt sich vermutlich erst während der rund 200 jährlichen Nebeltage, wenn Schwaden über das Gelände ziehen. Keine Angst, auf dem Bohlenpfad ist man trotzdem sicher. Bei Schnee- und Eiswetterlage wird er allerdings gesperrt. Als ich dort war, herrschte Hochsommer, und der Gang über den rund zwei Kilometer langen Pfad war ein Klacks. Die wenig bewachsene Fläche am Beginn des Weges mit Aussichtsturm wirkt erst einmal langweilig. Der Charme entfaltet sich erst, wenn man ein Stück gegangen und hinter dem abschirmenden Wäldchen angelangt ist. Hier wird es erkennbar feuchter. Am Lehrpfad befindet sich auch ein künstliches Moorbecken zum Stapfen im Matsch. Eine Fußwaschanlage ist im Sommer vorhanden. Wer nicht so weit gehen möchte, kann den 2007 erbauten Aussichtsturm erklimmen und sich von dort ein Bild machen.

Wer Glück hat, sichtet im Moor das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn oder auch mal einen Fuchs, Baummarder oder Iltis. Am Himmel sieht man den Rotmilan. Mit 1,70 Metern Flügelspannweite ist er der größte Greifvogel der Rhön. Es gibt sogar Kreuzottern, die einzige giftige bei uns beheimatete Schlangenart. Der Lehrpfad vermittelt Flora und Fauna eindrücklich, und der Ausflug ist perfekt.

 

Von Mai bis September werden Führungen durchs Moor angeboten. Das Infozentrum Haus der Langen Rhön in Oberelsbach gibt Auskunft unter 09774 910260.


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Startpunkt für den Naturlehrpfad Schwarzes Moor und Anlaufstelle für Informationen darüber ist die

Infostelle am Schwarzen Moor

Schwarzes Moor 1

97650 Fladungen

09778 748516

www.biosphaerenreservat-­rhoen.de

7 Tanz der Fledermäuse
Dermbach: Das Fledermausdorf Neidhartshausen

Es ist wenig bekannt über den etwas verschlafenen Ort Neidharts­hausen im Feldatal. Eine Burg aus der Zeit um das Jahr 450 gab es einst, Überreste davon finden sich jedoch keine. Die Dorf­chronik weist einige Bauernhaus- und Scheunenbrände im 19. und 20. ­Jahrhundert aus. Das Örtchen hat um die 350 Einwohner. ­Diesen steht eine mindestens doppelt so große Fledermauspopulation ­gegenüber. Unter dem Dach der Ortskirche befindet sich die Wochen­stube des Großen ­Mausohrs, und auch in der Fachwerkstraße, mit elf ­aneinandergebauten ­Scheunen, sind die Fledertiere zu Hause.

Angesichts der großen Zahl hat man sich der Fleder­mäuse in Neidhartshausen angenommen. Tierschützer und ­NABU-­Mitglieder sorgen seit geraumer Zeit für ihren Schutz und fordern auch die Dorfbewohner auf, eine fledermausfreundliche Umgebung zu ­schaffen. Naturschützer konstatieren, dass die Umgebung des ­Feldatals ­ökologisch sehr gut intakt sein muss, denn Pestizide in der ­Landwirtschaft und giftige Holzschutzmittel sind verantwortlich für den reduzierten Bestand der Tiere in vielen Regionen.

Seit einigen Jahren versucht Neidhartshausen, aus den fliegenden Mitbürgern touristisch ein wenig Kapital zu schlagen. Tagsüber kann man sich auf dem Fledermauspfad mit ihnen vertraut machen. Auf dem knapp zwei Kilometer langen Weg nach Zella gibt es Schautafeln und kleine holzgeschnitzte Reliefs.

Abends werden Orts­führungen rund um die Fledermaus angeboten und man begibt sich mit geschulten Führern auf die Suche nach dem »Vampir von morgen«. Mit sogenannten Bat-Detektoren wird die Echoortung der Fledermäuse hörbar gemacht. Das Projekt wird artenschutz­gerecht betreut. Biologe Martin Biedermann kümmert sich um alle Vor­haben und um die »große Wochenstube« über der Kirche. Im Lauf von 15 Jahren ist diese von 250 auf über 800 weibliche Tiere gewachsen.

Individuelle Führungen ab zwei Personen gibt es nach Vereinbarung mit Gästeführerin Frau Markert (036964 93635).


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Neidhartshausen

Startpunkt Fledermauspfad: Parkplatz an der Propstei

Goethestraße

36466 Dermbach-Zella

Informationen:

Gemeinde­ Dermbach

Hinter dem Schloß 1

36466 Dermbach

036964 880

www.dermbach.de

8 Die Rhön im Kleinen
Rhönblick: Rhönkulturgarten auf der Hohen Geba

Der Rhönkulturgarten ist ein besonderes Projekt. Wer Flora und Geologie des Mittelgebirges Rhön entdecken will, ist hier goldrichtig. Auf dreieinhalb Hektar konzentriert, lässt sich ein großer Teil der gefährdeten Pflanzenarten der Rhön begutachten. Es sind zudem Steinhügel aufgetürmt, die einen Einblick in die Bodenstruktur dieses Landstrichs geben. Dennoch ist es kein Lehrpfad. Viele Dinge stechen nicht auf den ersten Blick ins Auge, aber das ist Absicht. Es soll ein Garten im besten Sinne sein. Entspanntes Spazierengehen, sich erholen und dabei Informationen aufnehmen.

Zur Zeit der Sperrung des Berges durch die sowjetische Armee wurde auf dem Gelände eine Radarstation betrieben. Auf den Hügeln standen Kettenfahrzeuge mit Überwachungstürmen. Heute befindet sich hier der unscheinbare Eingang zum Rhönkulturgarten mit Schutzhütte und gleich links eine Minikeltensiedlung. Ich laufe einfach los, bin fasziniert von den Distelpflanzen im vorderen Bereich und erreiche wenig später eine Art Streuobstwiese. Die Anpflanzung unterschiedlicher alter Apfelsorten zeichnet die Wiese aus. Hier sehe ich dann die ersten Beschriftungen. Nun bin ich kein Botaniker, und deshalb fällt es mir schwer, alle Halme und Kräutlein zuzuordnen. Dem Garten täte es im Sinn seiner Aufgabe gut, wenn einige Schilder mehr aufgestellt würden. Immerhin die lila blühende Echte Betonie kann ich ausmachen. Sie ist ein typischer Vertreter auf dem nährstoffarmen Boden der Rhön. Nichtsdestotrotz gehen ihre Bestände stark zurück.

In einiger Entfernung auf der rechten Seite ragt ein Exradarhügel in den Himmel. Ich steige hinauf, um den Ausblick zu genießen. Es ist still und die Abendsonne scheint. Die Hohe Geba, lese ich später, sei das verkleinerte Abbild der Hohen Rhön. Wenn ich mich an die Aussicht erinnere, kann ich nur sagen: stimmt. Und schön ist sie.

Die Hohe Geba ist ein guter Ausgangspunkt für weitere Naturwanderungen durch die thüringische Rhön.


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Rhönkulturgarten

Hohe Geba

98617 Rhönblick-Geba

www.hohe-geba.de

9 Poetischer Fluss
Gersfeld: Fuldaquelle auf der Wasserkuppe

Die Fulda ist nicht nur der längste Fluss Hessens, sondern wohl auch der poetischste. Ich glaube nicht, dass es ein weiteres Gewässer gibt, das an seinem Anfang wie auch am Ende über ein Gedicht auf einer großen Tafel verfügt. Die Poesie des Zusammenflusses, »Wo Fulda sich und Werra küssen, sie ihren Namen büssen müssen …«, gehörte zum festen Bestandteil der Heimatkunde. Aber in der Rhön konnte ich auch ein Fuldaquellen-Gedicht lesen: »Hier halte Rast! Dich labt die Quelle der Fulda, die mit klarer Welle den Berggruß rauschend trägt einher, sie wächst zur Werra hingezogen, zum deutschen Strom und senkt die Wogen als Weser schiffbelebt ins Meer.«

Wer diese Zeilen unterhalb der Wasserkuppe liest, hat vielleicht schon einen Schluck Quellwasser getrunken. Dann gehört er meist zu den Wanderern oder Radfahrern, die kurz nach dem Start oder vor dem Ziel eine Erfrischung brauchen. Die Quelle ist auch mit dem Auto problemlos erreichbar und liegt, gut beschildert, gegenüber einer großen Parkfläche an der Straße von Gersfeld zum höchsten hessischen Berg. Streng genommen gibt es zwei Fuldaquellen, die nicht ganz echte bekam vor vielen Jahren vom Rhönclub ihre repräsentative Einfassung und die Gedichttafel. Die wirkliche Fuldaquelle liegt höher, knapp unterhalb des Berggipfels. Sie wurde zur Trinkwasserversorgung genutzt, als man mit der Bebauung der Wasserkuppe begann. Das Wasser des Überlaufs wurde per Rohrleitung an die heutige Stelle geführt. Aber sei es drum, wer keine wirkliche Mündung hat, braucht auch keine echte Quelle. Die namensgebende Stadt ist von diesem Ort rund 30 Kilometer entfernt und liegt knapp 700 Höhenmeter tiefer.

Die erwähnten Radfahrer kommen nicht von ungefähr zur Fuldaquelle, denn hier beginnt der Fulda-Radweg-R1. Begeisterte Sportler radeln ihn gerne in seiner ganzen Länge von 255 Kilometern ab.

Die Extratour Guckaisee des Hochrhöner und der Rundwanderweg Wasserkuppe führen Wanderer ebenfalls an der Fuldaquelle vorbei.


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Die Anfahrt zur Wasserkuppe erfolgt gut beschildert von 36129 Gersfeld aus über den Hochrhönring.

Fuldaquelle

Wasserkuppe

36129 Gersfeld

www.wasserkuppe.net/fuldaquelle

10 Schutz und Erlebnis der Nacht
Fulda: Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

In weiten Teilen Deutschlands und der ganzen Welt herrscht Lichtverschmutzung. Künstliches Licht hellt den Nachthimmel unnatürlich auf. Die Rhön bildet in einigen Gebieten eine Ausnahme und besitzt natürliche Nachtlandschaften. Bei klarem Himmel kann man nicht nur zahlreiche Sterne sehen, eine dunkle Nacht schützt zudem den Lebensraum von Pflanzen und nachtaktiven Tieren. Ein Sternenpark soll diese Gebiete schützen, was in Zeiten von exzessiver Straßenbeleuchtung und Industriegebieten, in denen rund um die Uhr gearbeitet wird, nicht einfach ist. Zusätzliches künstliches Licht soll in der Rhön möglichst gar nicht, oder wenn, nur unter strengen Auflagen, zugelassen werden.

2014 wurde der Sternenpark im Biosphärenreservat Rhön offiziell von der Dark-Sky Association anerkannt. Seitdem versucht man den Spagat zu meistern zwischen Lichtberatung von Gemeinden und Privatfirmen sowie touristischer Nutzung zur Aufklärung, Information und zum Vergnügen. Dazu ist unter anderem der Verein Sternenpark Rhön gegründet worden. Zertifizierte Führungen bieten Sternguckerwanderungen, eine Mondbeobachtung und zum Beispiel eine Nachttour auf die Milseburg und zum dortigen Keltenwall. Bei klarer Witterung lässt sich von der Wasserkuppe, der hohen Geba oder aus dem Schwarzen Moor und der Langen Rhön der Nachthimmel betrachten. Für nächtliche Alleinwanderer gibt es zahlreiche Broschüren zur Anleitung.

Auf der Internetseite des Sternenparks bekommt man gute Tipps für den richtigen Zeitpunkt der Himmelsbeobachtung, die jahreszeitlich korrekten Sternkarten und kleine Ratschläge, wie man seine Augen am besten an die Dunkelheit gewöhnt: Rote Filterfolie auf die Taschenlampe zu kleben verhindert, dass sich der Gewöhnungseffekt der Augen immer wieder verzögert. So wird die Rhön in tiefer Nacht zum idealen Lieblingsplatz für Sterngucker.

Ein Flyer mit den wichtigsten Informationen und Tourenangeboten steht Interessierten auf der Homepage des Sternenparks zum Download bereit.


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Sternenwanderungen werden organisiert vom Verein Sternenpark Rhön e.V.

www.verein-sternenpark-rhoen.de

Informationen:

Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Wörthstraße 15

36037 Fulda

0800 9719772

www.sternenpark-rhoen.de

Die Rhön – Aktiv


11 Höhenflüge aller Art
Gersfeld: Wasserkuppe – »Berg der Flieger«

Wer ein Fan von Höhenflügen ist, der kann mit einem Ausflug auf die Wasserkuppe nichts falsch machen. Hessens höchste Erhebung und gleichzeitig der höchste Berg der Rhön überragt mit seinen 950 Metern das Mittelgebirge nur unmerklich. Je nach Perspektive sieht der 75 Meter niedrigere benachbarte Pferdskopf sogar höher aus. Vielleicht liegt es daran, dass die Wasserkuppe ein Hochplateau ist ohne wirklichen Gipfel. Genau das ist jedoch ein Glück für alle, die von hier abheben möchten.

Auf den ersten Blick ist die Wasserkuppe ein typischer Ausflugsberg. Restaurants, Imbiss, Andenkenladen und ein SB-Restaurant im Flugplatzgebäude. Halt, hier wird es anders. Dem Namen »Berg der Flieger« wird die Wasserkuppe wahrlich gerecht. Alles fing 1910 an. Da starteten Schüler aus Darmstadt die ersten Flugexperimente. Ein Jahr später reichte es schon zum ersten Flug, und 1922 eröffnete die erste Segelflugschule der Welt. Heute geht flugtechnisch eine Menge mehr. Die Segelflieger werden auf der geteerten Startbahn von kleinen Motorflugzeugen in den Himmel gezogen. Bei guter Thermik stauen sich Flugzeuge und Piloten, die nach oben transportiert werden wollen. Segelflugzeuge üben eine besondere Faszination aus, wenngleich die Furcht vorm Absturz bei den Zuschauern oft überwiegt. Wer sich aber traut einzusteigen, wird überwältigt sein von der großen Ruhe, die am Himmel herrscht, wenn man ohne Antrieb und nur mithilfe der Thermik unterwegs ist. So zumindest erging es mir bei meinem ersten Flug. Die Segelflugschule bietet für alle Neugierigen selbstverständlich Rundflüge an. Wahlweise geht es mit einem der kleinen Motorflugzeuge oder mit einem Segel-Doppelsitzer nach oben, und man wäre nicht der erste Mitflieger, der im Anschluss eine Ausbildung beginnt. Natürlich kann hier auch das Motorfliegen erlernt werden. Für diejenigen, die lieber am Boden bleiben, werden Kurse im Modellfliegen angeboten. Da kann jeder mitmachen. Schaden an Leib und Seele ist ausgeschlossen.

 

Übertroffen wird die Fliegerei von den echten Abenteurern, die sich mit Hängegleitern in die vermeintliche Tiefe stürzen. Begeisterte Drachenflieger meinen, auch das sei risikoarm. Immerhin schaut die Flugschule Papillon auf erfolgreiche Ausbildungsjahre zurück. Man habe einige Meister des Sports fit gemacht. Bliebe noch zu erwähnen, dass auch die Technik des Gleitschirmfliegens erlernt werden kann. Kein Absturz in rund 40 Jahren, betont man. Ich konnte mich trotz großzügigen Angebots nicht einmal zu einem Tandemflug durchringen.

Auch wer sicheren Boden unter den Füßen vorzieht, kann einiges unternehmen, Wandern oder Spazierengehen zum Fliegerdenkmal. Es erinnert zwar an abgestürzte Piloten, allerdings nicht an Segelflieger, sondern an die Feldpiloten des Ersten Weltkriegs. 1923 eingeweiht, steht es heute eher am Rande der Wasserkuppe. Die Spitze der aufgetürmten Basaltsteine krönt eine Adlerplastik. War das Denkmal während der Nazizeit ein Heiligtum, so diente es nach 1945 US-Soldaten als Ziel für Schießübungen. Bei einer Instandsetzung des Adlers mussten 69 Durchschüsse geflickt werden.

Wer rodeln möchte, kann das auf der Wasserkuppe auch im Sommer. Die Ski- und Rodelarena Wasserkuppe bietet unterschiedliche Attraktionen. Auf der Sommerrodelbahn saust man mit einem Spezialschlitten etwa 700 Meter ins Tal. Da die beiden Metallkanäle parallel verlaufen, sind sogar Wettfahrten möglich. Der einen Kilometer lange Rhönbob fährt auf Schienen um reichlich Kurven und über Wellen. Auch im Hexenbesen geht’s wild her. Der Zweisitzer hängt an einer Schiene und bewegt sich während der Fahrt in alle Richtungen. Natürlich ist ein ausgefeiltes Sicherungssystem vorhanden. Im Vergleich zu Karussells auf dem Rummel ist die Rodelarena ein preiswertes Vergnügen.

Wer vom Freiluftvergnügen Hunger bekommen hat, findet im nahe gelegenen Restaurant Peterchens Mondfahrt eine ausgezeichnete Küche und nettes Personal.


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Fliegerschule Wasserkuppe

Wasserkuppe 1a

36129 Gersfeld

06654 364

www.fliegerschule-­wasserkuppe.de

Papillon-Wasserkuppe

Wasserkuppe 46

36129 Gersfeld

06654 7548

www.wasserkuppe.de


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Älteste Segelflugschule der Welt: Flugplatz Wasserkuppe

Reichlich Vergnügen am Boden bietet die

Ski- und Rodelarena Wasserkuppe

Wasserkuppe 60

36129 Gersfeld

06654 632

www.sommerrodelbahnen-wasserkuppe.de

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