Lieblingsplätze Rhön

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Lieblingsplätze Rhön
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Lieblingsplätze Rhön

Rüdiger Edelmann

Impressum

Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl wissen wir, dass sich Gegebenheiten im Verlauf der Zeit ändern, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollten Sie Feedback haben, bitte schreiben Sie uns! Über Ihre Rückmeldung zum Buch freuen sich Autor und Verlag: lieblingsplaetze@gmeiner-verlag.de

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Rüdiger Edelmann:

Rhön Marketing, Arnulf Müller 44, 108, 110; Rhön Marketing, Stefan Brähler 34; Klaus Brückner 124; Deutsche Bahn 156; Deutsches Fahrradmuseum 162; Tilman2007 commons.wikimedia.org/wiki/File:Bad_Kissingen,_Altenberg,_D-6-72-114-127,_003.jpg, Lizenz: CC BY-SA 3.0 creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en 166

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

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1., überarbeitete Neuauflage 2021

© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Anja Kästle

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com; © SylwiaNowik – stock.adobe.com; © Susanne Lutz; © Fiedels – stock.adobe.com; © Bojanovic78 – stock.adobe.com; © VRD – stock.adobe.com; © mrr – stock.adobe.com; © Simmer2208– stock.adobe.com

Kartendesign: Susanne Lutz; © The World of Maps (123vectormaps.com)

ISBN 978-3-8392-7018-9

Inhalt

Impressum

Land der offenen Fernen

Vorwort: Eine Annäherung an die Rhön

Die Rhön – Natürlich

1 Määht für eine Region

Ehrenberg: Das Rhönschaf auf dem Spiegelshof in Melperts

2 Gesunde Kreisläufe erhalten

Hausen: Streifzug durch das Biosphärenreservat Rhön

3 Silberdistel und Quellschnecke

Ostheim: Pflanzen und Tiere im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

4 Das Rhönschaf als Herzenssache

Oberelsbach: Kolb’s Bio-Hof in Ginolfs

5 Paradies in Renaturierung

Gersfeld: Rundgang durch das Rote Moor

6 Intakt und wanderbar

Fladungen: Naturlehrpfad Schwarzes Moor

7 Tanz der Fledermäuse

Dermbach: Das Fledermausdorf Neidhartshausen

8 Die Rhön im Kleinen

Rhönblick: Rhönkulturgarten auf der Hohen Geba

9 Poetischer Fluss

Gersfeld: Fuldaquelle auf der Wasserkuppe

10 Schutz und Erlebnis der Nacht

Fulda: Sternenpark im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Die Rhön – Aktiv

11 Höhenflüge aller Art

Gersfeld: Wasserkuppe – »Berg der Flieger«

12 Grandiose Sportgeschichte

Gersfeld: Deutsches Segelflugmuseum

13 Ganz in Weiß

Gersfeld: Winterfreizeitparadies Wasserkuppe

14 Fesselnd – die Rhön von oben

Hilders: Ballonfahren in der Rhön

15 Einfach erhebend

Gersfeld: Premiumwanderweg Hochrhöner

16 Raubritterschicksal

Poppenhausen: Ruine Ebersburg

17 »Man sieht nur mit dem Herzen gut«

Poppenhausen: Der Liebesweg

18 Bade-, Rast- und Wandervergnügen

Poppenhausen: Guckaisee

19 Unterwegs mit dem Lamaflüsterer

Poppenhausen: Rhön-Lamas

20 Der Kletterbrocken

Poppenhausen: Steinwand

21 Die Burg ohne Burg

Hofbieber: Milseburg bei Danzwiesen

22 Radlerparadies Rhön

Hilders: Milseburgtunnel bei Oberbernhards

23 Romantisch radeln

Kaltensundheim: Radtour durchs Feldatal bis Kaltennordheim

24 Rumkommen ohne Auto

Bischofsheim: Mit dem Freizeitbus durch die Rhön

25 Der Berg für alle(s)

Bischofsheim: Kreuzberg

26 Sportliches mitten im Wald

Bischofsheim: Kreuzbergschanzen

27 Vierspännig unterwegs

Bad Kissingen: Die Rhöner Postkutsche

28 Zehn Mühlen und ein Schloss

Bad Bocklet: Schloss Aschach und die Mühlen

29 Alle glücklich machen!

Tann: Rhönerland Zentrum in Wendershausen

Die Rhön – Historisch

30 Rhöner Ureinwohner

Unterbreizbach: Das Keltendorf in Sünna

31 Barocke Lebenslust

Fulda: Rund um den Domplatz

32 Das Schokoladenmädchen

Fulda: Stadtschloss

33 Fürstliche Zeitmaschine

Eichenzell: Schloss Fasanerie

34 Museen, Apostel und Schlösser

Tann: Rundgang durch die Altstadt

35 Lebendige dörfliche Vergangenheit

Fladungen: Fränkisches Freilandmuseum

36 Eisenbahnromantik à la Rhön

Fladungen: Museumsbahn Rhön-Zügle

37 Gut für schlechte Zeiten

Ostheim: Kirchenburg

38 Die zweite Erfindung des Rads

Schönau an der Brend: Rhönraddenkmal

39 Die Zeit gerade rücken

Ehrenberg: Stundensteine an der B 278 im Ulstertal

40 Theater, Hofkapelle und Skandale

Meiningen: Theater- und Musikstadt

Die Rhön – Lecker

41 Plootz, Dätscher, Forelle und Lamm

Oberelsbach: Rhöner Kulinarium in Ginolfs

42 Ein Duft, dem man nicht widersteht

Meiningen: Thüringer Rostbratwurst am Marktplatz

43 Der Kloß und die Hütes-Holle

Meiningen: Hotel-Restaurant Schlundhaus

 

44 Jürgen Krenzers Rhönerlebnis

Ehrenberg: Krenzers Rhön in Seiferts

45 Brennesselschnaps und mehr

Bischofsheim: Schaubrennerei und Gasthaus Dickas

46 Rhöner Küchenstern

Dermbach: Restaurant Rhöner Botschaft

47 Bionade brauen

Ostheim: Bionade-Stammwerk

48 Klaus kocht konsequent

Bad Bocklet: Aschacher Schlossstuben

49 Das hohe Lied der Forelle

Bischofsheim: Restaurant und Hotel Rhönhäuschen

Die Rhön – Deutsch-Deutsch

50 Russisches Sperrgebiet

Rhönblick: Spionageorte auf der Hohen Geba

51 Wie du mir …

Gersfeld: Spionageorte – Radom Wasserkuppe

52 Ich sah Dir in die Augen

Geisa: Gedenkstätte Point Alpha

53 Wanderer zwischen den Welten

Geisa: Führung am Point Alpha

54 Sperranlagen und Aktionskunst

Eußenhausen: Grenzübergang

55 Biotope, Schafe und ein Kolonnenweg

Fladungen: Grünes Band

56 Sandmann im Sandstein

Walldorf: Sandstein- und Märchenhöhle

Die Rhön – Spannend

57 Die Welt des weißen Goldes

Merkers: Erlebnisbergwerk Merkers

58 Fluch und Segen des Weißen Goldes

Heringen: Werra-Kalibergbau-Museum und Monte Kali

59 Eine Tradition fortschreiben

Hofbieber: Kunststation Kleinsassen

60 Pfundig und witzig

Hofbieber: Pfundsmuseum Kleinsassen

61 Woesinge ahoi – Karneval und Fachwerk

Wasungen: Rundgang durch die Fachwerkstadt

62 Meister der Restaurierung

Meiningen: Dampflokwerk Meiningen

63 Die Königin der Instrumente

Ostheim: Orgelbaumuseum Schloss Hanstein

64 Herzspezialisten und Feuerwehrleute

Fulda: Kinderakademie Fulda

65 Freiherr von Drais wäre stolz

Bad Brückenau: Deutsches Fahrradmuseum

Die Rhön – Entspannend

66 Vom Wandeln durch die Stadt

Bad Kissingen: Altenberg mit Sissi-Denkmal

67 Die wertvollen Dinge des Lebens

Bad Kissingen: Spaziergang durch den Kurbezirk

68 Zuhause bei Familie Kanz

Bad Kissingen: Aparthotel Hohenzollern

69 Eiserne Gesundheit

Bad Bocklet: Durch das Staatsbad flanieren

70 Ludwig, Lola und Skandale

Bad Brückenau: Staatsbad Kuranlagen

71 Romantisch ummauert

Bad Neustadt an der Saale: Spaziergang durch den Stadtkern

72 Nordseequalitäten

Bad Salzungen: Kuranlage

73 Rhöner Wohngefühl

Gersfeld: Feriendorf Wasserkuppe

74 Ferienparadies für Familien

Hausen: Rhön Park Aktiv Resort auf der Rother Kuppe

75 Kulturgeschichte des Rauchs

Oberelsbach: Deutsches Tabakpfeifenmuseum

76 Der Tischler und die fixe Idee

Sulzfeld: Schäferwagenhotel in Leinach

77 Diese Stadt hat’s drauf

Hammelburg: Spaziergang durch die Altstadt

Karte

Land der offenen Fernen
Vorwort: Eine Annäherung an die Rhön

Es ist eine gewöhnungsbedürftige Eigencharakterisierung, die die Touristiker mit der Begrifflichkeit vom Land der offenen Fernen vor einigen Jahren geschaffen haben. Sie setzt auf den weiten Blick, der von der Mittelgebirgslandschaft im Zentrum Deutschlands gegeben ist, den teilweise kahlen Kuppen, wo der Wald in früheren Zeiten der Holzwirtschaft zum Opfer gefallen ist.

Das mit dem weiten Blick mag geografisch schon lange so sein, offen waren die Fernen allerdings bis 1989 nicht. Die Rhön als Dreiländer-Gebirge war eine Region der deutschen Trennung und wahlweise DDR-Sperrgebiet oder BRD-Zonenrandgebiet. Beides drängte das heute so zentrale Mittelgebirge an den geografischen wie wirtschaftlichen Rand. Das mit der Randlage gilt letztlich sogar innerhalb der Bundesrepublik. Die Rhön als nördlichster Zipfel von Bayern wurde genauso gerne übersehen wie die Rhön als der östlichste Bereich Hessens. Aber betrachten wir das Positive dieser historischen Randlage. Sie hat dazu geführt, dass die Region heute eine einzigartige Naturlandschaft besitzt. Sie führte zum Erhalt von Tradition und zum Heimatbezug der Menschen. Rhöner sind für die Rhön geboren. So wächst eine Idylle wieder zusammen, die zusammengehört, selbst wenn die Landschaft, schon wegen des rauen Klimas, immer etwas später erblüht.

Die Rhön spielte schon in meinen Kindheitserinnerungen eine Rolle. Da gab es entfernte Verwandtschaft in einem Örtchen mit dem schönen Namen Platz und den Skizug Rhön-Blitz, der uns Frankfurter in schneereichen Wintern bis nach Gersfeld fuhr. Später waren es Winterwochenenden mit Freunden. Die Reise zur Rother Kuppe und zum Rhön Park Hotel war dunkel und kalt, und die Fahrt wollte kein Ende nehmen. Ich denke aber auch an warme Sommertage und Wanderungen durchs Rote Moor und an köstliche Forellen, die auf dem Teller leider kalt wurden, weil ich der Gräten nicht Herr wurde. Die anschließende Übernachtung im Hotel Rhönhäuschen war geprägt von Einschlafschwierigkeiten wegen der fast schon beängstigenden Stille. Da war die Geburtstagsfeier eines Kollegen, die im November 1989 in Bischofsheim-Haselbach stattfand. Der in der Rhön legendäre Saal des Gasthofs Kreuzbergschanze war gefüllt mit freundlichen Menschen, und wir erfuhren ganz nebenbei, dass bei Lokalbesitzerin Hilde schon zwei Küchenhilfen aus Thüringen arbeiteten. So machte die Geburtstagsgesellschaft dann nach und nach Trabbi-Rundfahrten über die Dorfstraße von Haselbach und die Jungs aus der »Noch-DDR« beschlossen den Abend mit mehreren Hundert D-Mark »Benzingeld«. Die Zeit ging ins Land. DDR und BRD wurden eins, und aus den Ritzen vor dem Eingang der Kreuzbergschanze wächst heute Gras. Das Lokal scheint seit Ewigkeiten geschlossen. Viele Wirte geben auf, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt. Andererseits bemühen sich engagierte Gastronomen erfolgreich um die Wiederbelebung der heimischen Küche.

Die Rhön zu entdecken ist historisch interessant, körperlich mitunter anstrengend, geprägt von Schneefall im April, heißen Sommertagen im Juli und lauen Sommerabenden im August. Da sind die Nachmittage mit gesundem Wasser in Bad Kissingen, die Fahrt mit dem Rhön-Zügle in Fladungen oder der Postkutsche nach Bad Bocklet. Es ist das gute Bier vom Kreuzberg, wohlschmeckender Wein aus Hammelburg, Bratwürste und Klöße aus Meiningen, Apfelsherry aus Seiferts und der RWOX (Rhöner Weideochse) aus Dermbach. Diesen bringt uns Sternekoch Björn Leist näher. Einige Rhöner sind echte Botschafter ihrer Heimat – sei es als historische Figur, als Gastgeber, als Postkutscherin, als Schäfer oder auch nur als Rhönschaf. Määh!

Die Rhön ist schön! Das klingt nach Plattitüde. Kein Wunder, auch dieser Spruch diente lange Zeit der Tourismuswerbung und feiert gerade seine Renaissance.

Rüdiger Edelmann

Die Rhön – Natürlich


1 Määht für eine Region
Ehrenberg: Das Rhönschaf auf dem Spiegelshof in Melperts

Es ist gleich, ob das Schäfchen Wolli heißt und vom Schäfer Kolb aus Oberelsbach-Ginolfs in der bayerischen Rhön stammt oder ob es bei Schäferin Julia Djabalameli auf dem Spiegelshof im ­hessischen Ehrenberg-Melperts auf den Weiden steht. Das Rhönschaf war und ist immer etwas Besonderes.

Lexika beschreiben es als hochbeinig, hornlos und am schwarzen Kopf unbewollt bis hinter die Ohren. In Akten des Fuldaer Hochstifts aus dem Jahre 1844 wird es bezeichnet als »gemeines teutsches Schaf in einer eigenthümlichen Art, welches selbst im Ausland unter dem Namen »Rhönschaf« gekannt wird.« Nun war und ist diese Rasse nicht von ungefähr in dieser Umgebung heimisch. Die kargen Böden der Rhön machen den Schafen nichts aus, ganz im Gegenteil, die Tiere dienen der Pflege von Streuobstwiesen und anderer magerer Böden. Im Gegensatz zur teilweise unfruchtbaren Erde, auf der sie stehen, sind die Rhönschafe selbst extrem fruchtbar und gleichzeitig un­empfindlich gegenüber der feuchtkühlen Witterung. So waren sie ein Segen für die Rhöner Bauern in Sachen Wolle, Fleisch und Landschaftspflege. Umso unverständlicher ist es, dass die Tiere fast ausgerottet wurden. Gab es im 19. Jahrhundert noch mehrere Hunderttausend, so waren es 1970 nur noch 300. Der BUND Naturschutz startete 1985 das ­Rhönschaf-Projekt. Glücklicherweise waren die Bemühungen dank der Zusammenarbeit mit aktiven Schäfern ­erfolgreich. Inzwischen hat sich der Bestand bei etwas über 7.000 Tieren stabilisiert.

Gleichzeitig wurde das Rhönschaf zum Werbeträger und Botschafter seiner Heimat. Der skurrile Streit um Comicschaf Rhönhilde, das wegen seiner schwarzen Beine von humorlosen Fachleuten nicht akzeptiert wurde, ist nur eine Petitesse. Rhönhilde tritt nach wie vor auf und behauptet, es habe schwarze Strümpfe über die weißen Beine gezogen.

Der Spiegelshof bietet Rhönschafwanderungen mit Besuch der Schafherde an. Um teilzunehmen, ist eine Anmeldung über die Homepage erforderlich.


1

Schwarzer Kopf, weiße Beine. Alles rund ums Rhönschaf erfahren Sie bei Führungen auf dem

 

Spiegelshof

Julia Djabalameli

Waldstraße 25

36115 Ehrenberg-Melperts

06683 917859

www.spiegelshof.de

2 Gesunde Kreisläufe erhalten
Hausen: Streifzug durch das Biosphärenreservat Rhön

Als offiziell bereits wieder zusammengehörte, was noch zusammenwachsen musste, setzte die UNESCO ein Zeichen in der Rhön. Es war die Ernennung zum Biosphärenreservat im Jahr 1991. Noch ­heute streitet man in der Rhön darüber, ob es dafür wirklich drei ­Verwaltungen braucht. Doch das Biosphärenreservat erstreckt sich über drei Bundesländer, die alle eigene Bestimmungen und Voraussetzungen haben. Wichtig zu erwähnen ist, dass es nicht die ganze Rhön umfasst. Randbereiche wie Bad Königshofen, Meiningen, Bad Salzungen oder Fulda zählen nicht dazu. Trotzdem entspricht die Fläche des Biosphärenreservats ungefähr der Größe des Saarlands.

Durch die ehemalige Randlage ist die Naturlandschaft ­einigermaßen intakt. Deren heimatverbundene Einwohner halten weit­gehend an der Landwirtschaft fest. Damit ist die Kulturlandschaft positiv ­geprägt, wenngleich auch in unterschiedlichen Organisationsformen. Gibt es in Thüringen Agrar-Großbetriebe, so zeichnet sich Bayern durch Nebenerwerbslandwirtschaft aus. Das Kerngebiet, die Hohe Rhön, weist neben Buchen- und Laubwäldern offene Landschaftsflächen aus, die Pate standen für den Tourismusnamen Land der ­offenen Fernen. Die Holzwirtschaft hatte schon vor ­Jahrhunderten zur Entstehung von Weide- und Grasflächen beigetragen. Innerhalb der Kernzone sind auch Moore angesiedelt. Die Artenvielfalt ist reich. Der Duden spricht bei »Biosphäre« von einem Lebensraum. Innerhalb dieses grundsätzlich intakten Bereichs warten viele Heraus­forderungen. Die Rhön weist zehn unterschiedliche Landschafts­formen aus: vom Ackerland über Streuobstwiesen, Fels- und Block­halden bis zu ­Städten und Ortschaften oder Grünland, ­Gewässern und Wäldern. Darin gedeiht eine Pflanzenvielfalt, leben viele Tiergattungen und ist der Mensch zu Hause. Das Zusammen­leben funktioniert aber nur, wenn sich die Einzelelemente in einem ­gesunden Gleichgewicht befinden. Das will nicht nur erforscht, ­sondern muss auch umgesetzt werden.

Die Nichtbewirtschaftung von Streuobstwiesen hat Einfluss auf Pflanzen, Vögel und Insekten, und auch wir Menschen beeinflussen das Gleichgewicht.

Jetzt aber weg von der Theorie, denn das Biosphärenreservat hat viel bewegt, und manches ist noch in Arbeit. Der Schutz von Rotmilan und Birkhuhn ist eines der Leuchtturmprojekte. Außerdem will man den ursprünglichen Baumbestand aus Buchen und ­anderen Laubbäumen wiederherstellen. Das bedeutet, dass im ­Verlauf der nächsten Jahre punktuell Nadelwald abgeholzt und durch den ­ursprünglichen Baumbestand ersetzt werden soll. Erst dann kann die Waldfläche geschützt werden. Alte Haus- und Nutztierrassen sollen wieder verstärkt heimisch werden. Dazu gehören unser Bot­schafter das Rhönschaf und sein Aufpasser der Altdeutsche Hütehund. Aber auch Rinderrassen wie das Gelbe Frankenvieh und das Rote Höhenvieh, die Thüringer Waldziege und die Bayerische ­Landgans sollen ­verstärkt gezüchtet werden. Landwirte müssen von der ­Notwendigkeit dieser Vorhaben überzeugt werden. Man muss dafür sorgen, dass sich die Zucht lohnt. Den Bauern will man zum Beispiel mit der Rhöner Apfelinitiative zum Erhalt von Streuobstwiesen und einem mobilen Käsereiprojekt zusätzliche Einnahmequellen eröffnen und damit den natürlichen Kreislauf fördern. Wer Schafskäse in der Direktvermarktung erfolgreich verkauft, ist auch bereit, den Schafbestand zu erhalten. So simpel ist das.

Die Herausforderungen eines Biosphärenreservats sind groß. Es soll ja kein Naturschutzgebiet eingerichtet, sondern ein ­natürlicher Kreislauf gefördert oder wiederhergestellt werden. ­Damit soll das, was die Rhön als Natur- und Kulturlandschaft ausmacht, für die ­Zukunft erhalten bleiben oder neu aufleben. Auch wir, als Rhön­besucher, ­werden damit Nutznießer einer besonderen und ­einzigartigen Kulturlandschaft.

Es werden viele Veranstaltungen und Führungen durch das Biosphärenreservat angeboten. Das Programm ist in allen Tourist-Informationen der Region erhältlich.


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Geführte Biosphären­wanderungen starten etwa am Wanderparkplatz

Eisgrabenstraße 1

97647 Hausen


UNESCO-Bio­sphärenreservat Rhön

Bayerische Verwaltung Unterelsbacher Straße 4 97656 Oberelsbach

09774 910260

www.biosphaerenreservat-rhoen.de