Hat der Mensch noch eine Zukunft auf der Erde?

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Hat der Mensch noch eine Zukunft auf der Erde?
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Rolf W. Meyer

Hat der Mensch noch eine

Zukunft auf der Erde? –

Eine evolutionsbiologische Betrachtung.

Inhalt

Impressum

Prolog

Charakteristische Merkmale des biologischen Wesen Mensch

Auswirkungen anthropogener Veränderungen

Wir sind nicht mehr so belastbar

Die Politik stößt an ihre Grenzen

Was eine Gesellschaft gefährdet

Hat der Mensch noch eine Zukunft auf der Erde?

Bemerkenswert

Anmerkungen

Zur Person

Veröffentlichungen (Auswahl)

Kurzbeschreibung

Eventuelle Ähnlichkeiten von Namen und beschriebenen Verhaltensweisen mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Die deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Rolf W. Meyer

„Hat der Mensch noch eine Zukunft auf der Erde?

Eine evolutionsbiologische Betrachtung“

Gestaltung, Umschlag und Satz: Oliver Iserloh, Düsseldorf

Umschlagphoto: www.istockphoto.com

1. Auflage 2014

© 2014

Rolf W. Meyer

Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-8663-2

Prolog

Die Erfahrung lehrt uns, dass die Vielzahl von hochmodernen Kommunikationsmitteln, die die Information Technology (IT) hervorbringt, zwar viel Flexibilität schafft, aber die betroffenen „User“ auch überfordert. Begründung: Sie finden nicht mehr die Balance zwischen Erholungszeit und Arbeitszeit. Daher sind immer mehr Menschen bereit, ihre „Mobile Devices“ auszuschalten, wodurch sie in den einmaligen Genuss eines „elektronisch-nicht-erreichbar-Seins“ kommen. Es ist in unserer heutigen schnelllebigen Zeit geradezu ein Luxus. Unter dem Thema „Hat der Mensch noch eine Zukunft auf der Erde?“ lege ich begründet dar, warum die schnelle kulturgeschichtliche Entwicklung das Natur- und Kulturwesen Mensch immer stärker vor gewaltige Herausforderungen stellt.

Als ich am 28. Februar 1942 geboren wurde, war ich der 2.337.062.674ste Erdenbürger. 72 Jahre später ist die Erde von mehr als 7 Milliarden Menschen bevölkert.

An einigen ausgewählten Beispielen möchte ich aufzeigen, welche richtungweisenden Ereignisse in diesen 72 Jahren stattgefunden haben, deren Auswirkungen sich in unserer heutigen modernen und hochkomplexen Zivilisation in hohem Maße widerspiegeln.

1953 entschlüsselten James Watson und Francis Crick die DNA-Struktur und leiteten damit die molekulargenetische Revolution ein.1980 war der Beginn des Informationszeitalters. Die Entwicklung der Computer-Technologie bewirkte eine digitale Revolution. Ende der 1980er Jahre ermöglichte die Entwicklung von Mobiltelefonen, dass die Menschen seitdem zu jeder Zeit erreichbar sind und von fast jedem Ort der Erde aus telekommunizieren können. Die SMS-Generationen wachsen seitdem heran. Seit 1989 verbindet das Internet Computer zu einem weltumspannenden Datennetz. Die Welt ist zu einem globalen Dorf geworden. Deutschland entwickelte sich immer mehr von einer Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft.

Im September 1995 diskutierten im kalifornischen San Francisco 500 geladene Politiker, Wirtschaftsexperten und Wissenschaftler darüber, wie der Weg ins 21. Jahrhundert aussehen wird. In Verbindung mit der wirtschaftspolitischen Globalisierung setzte seitdem die Entwicklungstendenz zu einer „20:80-Gesellschaft“ ein. Was versteht man darunter? Ich zitiere dazu in Anlehnung an Jeremy Rifkin (2005): „Mit Hilfe der modernen Technologie werden in naher Zukunft weltweit 20% der arbeitsfähigen Bevölkerung ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. Diese 20% werden hervorragend verdienen. Die restlichen 80% sind wirtschaftspolitisch betrachtet im Prinzip überflüssig. Dieser hohe Anteil an arbeitsfähigen Menschen muss aber ausreichend ernährt und permanent unterhalten werden.“1 Die bisherigen Wohlstandsländer nähern sich mit hoher Geschwindigkeit dieser Schreckensvision.

1996 vertritt der Wissenschaftler Peter Russell die These, „dass die Menschheit über die enge Verbindung durch Computernetze in einem neuen evolutionären Sprung allmählich ein globales und kollektives Gehirn entwickelt“.2 Das Jahr 2002 wird als der Beginn des „Digitalen Zeitalters“ gesehen. 2008 vertreten immer mehr Wissenschaftler die Ansicht, dass der intensive Umgang mit Computern Auswirkungen auf die Neuronen des Gehirns haben. Nach der These des Psychologen Gary Small (UCLA) können bei ständiger digitaler Beschäftigung die an der Gesicht zu Gesicht-Kommunikation beteiligten Nerven schwächer werden. Eine mögliche Folge für diese Computernutzer ist, dass sie unfähig sind, nonverbale Botschaften zu deuten.

Der Wissenschaftler bezeichnet die betroffenen Personen, die jetzt zwischen 20 und 30 Jahre alt sind und seit ihrer Kindheit mit dem Computer vertraut sind, als „digital natives“. Im Gegensatz dazu ist der Autor dieses Buches ein „digital immigrant“. Begründung: Seine Kindheit und Jugend hat er noch in rein analogen Zusammenhängen verbracht und sich als „digitaler Zuwanderer“ erst in einem sehr späten Lebensabschnitt mit den Möglichkeiten des Computers vertraut gemacht.

Im Jahr 2013 verbreiten sich Neuigkeiten innerhalb sozialer Netzwerke rasend schnell.

Trotz oder gerade wegen des technischen Fortschritts stehen auch 2014 weltweit Millionen von Autofahrern im Stau. Bahn- und Flugverkehr erweisen sich immer mehr als störanfällig. Die Nutzung moderner technischer Mobilitätseinrichtungen bringt in den meisten Fällen mehr Zeitverlust als Zeitgewinn.

Übrigens: Der Normalbürger ist im Alltag gar nicht mobiler geworden, Seit nahezu 40 Jahren bewegt er sich mit seinem Auto täglich zwischen drei bis vier Punkten, z.B. der Wohnung, dem Arbeits- oder Ausbildungsplatz, dem Einkaufszentrum und der Kneipe. Er legt nur zwischen diesen Zielpunkten immer größere Entfernungen zurück.

Ich möchte im Folgenden aus evolutionärer Sicht an ausgewählten Beispielen begründet darlegen, warum wir den Anforderungen in unserer hochkomplexen Zivilisation nicht mehr gewachsen sind. Die Ausführung gliedert sich in folgende Punkte: Ich spreche zunächst charakteristische Merkmale des biologischen Wesen Mensch an und beschreibe Auswirkungen anthropogener Veränderungen. Dann begründe ich, warum wir nicht mehr so belastbar sind und erläutere als vierten Aspekt, warum die Politik immer mehr an ihre Grenzen stößt. Als fünften Punkt zeige ich Faktoren auf, die eine Gesellschaft gefährden. Anschließend gehe ich der Frage nach: „Hat der moderne Mensch noch eine Zukunft auf der Erde?“

1.

Charakteristische Merkmale des biologischen Wesen Mensch

Wenn man die Entwicklungsphase der Vormenschen-Formen, zu denen auch die Australopithecinen (übersetzt „Südaffen“, die vor 4 Millionen Jahre in Afrika auftraten) zählen, dann begann die Entwicklungsgeschichte der Homininen vor etwa sieben Millionen Jahren mit ihrem Vertreter Sahelanthropus tschadensis.

Mit den Menschenaffen verbindet den Menschen eine Reihe von Ähnlichkeiten, die eine direkte Folge der engen Verwandtschaft aufgrund der gemeinsam durchlaufenen Stammesgeschichte sind. Dies betrifft nicht nur die meisten körperlichen Merkmale sondern auch viele Verhaltensweisen. Das bedeutet: Der Mensch ist körperlich, sozial-emotional und geistig als ein Produkt der Primatenevolution zu begreifen.

Zu erwähnen ist, dass der Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) den Menschen unter dem folgenden Gesichtspunkt sah: „Er ist das Tier, das sich vervollkommen kann.“

Was charakterisiert eigentlich das biologische Wesen Mensch? Ich möchte dazu einige Merkmale ansprechen:

(1) Es ist zum einen der aufrechte Gang.

(2) Die Greifhand des Menschen ermöglicht Kraft- und Präzisionsgriffe. Durch den opponierbaren Daumen der Hand werden der Pinzettengriff und damit der feinmotorische Werkzeuggebrauch möglich.

(3) Die Vergrößerung des Gehirns und die qualitative neuronale Umstrukturierung (z.B. in Form der Großhirnrinde) befähigen den Menschen, große Informationsmengen aufzunehmen, zu verarbeiten und in die Zukunft zu planen.

Dazu äußert sich allerdings der Ethnologe Paul Roscoe kritisch: „Die Entwicklung des Menschenhirns hat nicht nur unsere kognitiven Kapazitäten allgemein erweitert, sondern auch unsere Fähigkeit, Gewalt zu organisieren, sie als strategisch-politisches Mittel einzusetzen und die Emotionen anderer Menschen zu manipulieren. […] Die Höherentwicklung ist dem Menschen in dieser Hinsicht zum Verhängnis geworden“.3

 

(4) Die Sprache des Menschen ist eine kulturelle Errungenschaft und ermöglicht ihm völlig neue Formen der Verständigung.

(5) Das Selbstbewusstsein eröffnet dem Menschen „die Veränderbarkeit seiner selbst und der Welt. […] Der Mensch steht in einem offenen Verhältnis zu seiner Umwelt […] und kann frei auf sie reagieren“.4

(6) Alle rezenten Menschen auf der Erde gehören einer einzigen Unterart an, nämlich dem Homo sapiens sapiens. Die Vorstellung, dass es sich bei den unterschiedlich aussehenden Menschen um „Rassen“ handelt, entbehrt jeder biologischen Grundlage. Vom stammesgeschichtlich-genetischen Ursprung her sind wir alle Afrikaner. Die Gemeinsamkeiten von Menschen auf der Erde über kulturelle, sprachliche und ethnische Grenzen hinweg sind sehr viel größer als die Unterschiede.

(7) Menschen und Affen haben gemeinsame Vorfahren, die schon seit langem ausgestorben sind. Der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch, Schimpanse und Bonobo lebte vor etwa sieben Millionen Jahren.

Dass der Affe im Menschen steckt, zeigt sich daran, dass der Mensch seine Aggressivität mit dem Schimpansen teilt. Den Säugetiervertretern Schimpanse und Mensch ist auch gemeinsam, dass sie kriegerische Strategien planen und durch gezielte Tötung von Artgenossen ausführen. Der Krieg, als destruktive, mit Waffen geführte und strategisch geplante Gruppenaggression des Menschen, ist ein Ergebnis seiner kulturellen Entwicklung.

Kriege werden nicht vorrangig durch Aggressivität sondern durch ein Übermaß an Hingabebereitschaft des Menschen ermöglicht. Dies lässt in beeindruckender Weise sein altes Primatenerbe erkennen. Die Bereitschaft von Menschen zur Loyalität wurde immer schon zu politischen Zwecken missbraucht. Diese angesprochene Neigung des Menschen zur Ergebenheit ist eine weitere Erklärung für die Mobilisierbarkeit zum gemeinsamen Kampf.

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