Träume - Spiegel der Seele

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Der vernachlässigte Traum

Obwohl Träume für die seelische Gesundheit eine so große Rolle spielen, wurden sie in der Theologie lange Zeit nicht ernst genommen. Zum ganzen Menschen, zum ganzheitlichen Denken sowie zur ganzheitlichen Medizin gehört aber ein ganzheitlicher Realismus. Wer den Menschen aufspaltet und Teile seines Lebens ausblendet, kritisiert den Schöpfer, der diese wunderbare Ganzheit geschaffen hat.

Dieser Versuchung ist die Kirche in ihrer Geschichte immer wieder erlegen. Der Körper wurde nur als Hülle für die kostbare Seele gesehen. Er hatte für das Glaubensleben keine Bedeutung. Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens stand die Seele: »Rette deine Seele!« Dass die Seele nahtlos mit dem Körper verbunden ist, wurde übersehen.

Heute entdeckt die Kirche wieder den Satz aus dem Neuen Testament: »Der Leib (ist) ein Tempel des heiligen Geistes« (l. Korinther 6,19).

Die Sexualität wurde jahrhundertelang tabuisiert oder als notwendiges Übel in Kauf genommen. Dass Ehe, Liebe und das Fortbestehen der Menschheit ohne Sexualität nicht möglich und denkbar sind, wurde zwar theoretisch akzeptiert, theologisch jedoch nie wirklich ernst genommen. »Auf der Kanzel haben sexuelle Themen nichts zu suchen!« sagte man.

Dass in der Eheseelsorge sexuelle Konflikte ohne Sachkenntnisse behandelt wurden, zeigt wiederum, wie gläubige Menschen Gottes wunderbare Schöpfung missverstehen können. Es leuchtet ein, dass die Sexualität auf dem beschriebenen Hintergrund nicht als ein schöpferisches Kleinod, sondern als Nebensächlichkeit eingestuft wurde.

Dem Traum geht es bis heute nicht anders. Die Floskel »Träume sind Schäume« hat sich tief auch im Bewusstsein der Christen eingenistet. Dass Gott den Menschen über Träume etwas mitteilen kann, wird häufig theologisch bestritten, obschon es nicht einen einzigen stichhaltigen biblischen Hinweis gibt, der dieses Argument erhärten könnte. Der Theologe Werner Jentsch bestätigt, dass Träume im Alten und Neuen Testament eine wichtige Rolle gespielt haben und bis heute als Werkzeug Gottes dienen können.

»Wann und wo es Jahwe gefällt, macht er Träume gleichsam zu Gefäßen seiner Gnade, zu Wegen für sein Wirken. An solche Träumer, die Geistträger sind, denkt der Prophet Joel, wenn er für das Ende der Tage die Ausgießung des Geistes auf charismatische Personen ankündigt: Das prophetische Charisma ist dann kein Monopol der Propheten mehr, sondern erstreckt sich auf das ganze ›Gottesvolk‹: ›Eure Greise (werden) Träume träumen, eure Jünglinge Gesichte schauen‹, Joel 3,1fr. Mit dem Stichwort ›Geist‹ schlägt sich von selbst die Brücke zum Neuen Testament.«2

Damit ist gesagt:

 Der Traum kann zum Gefäß der Gnade Gottes werden;

 Gott kann den Traum als einen Weg seines Wirkens benutzen;

 mit der Ausgießung des Heiligen Geistes im Neuen Testament sind die Mitteilungen Gottes in Traumbotschaften nicht beendet;

 am Ende der Tage werden mit der Ausgießung des Geistes Gottes bei Jung und Alt auch Träume verbunden sein. Der Prophet Joel macht ausdrücklich darauf aufmerksam.

KAPITEL 2

Die Symbol- und Bildersprache des Traumes

Bilder und Symbole sind komprimierte Vorstellungen von Welt, Menschen und Situationen, wie wir sie im Traum erleben und einschätzen. Wir müssen die Symbol- und Bildersprache verstehen. Dafür hat es nicht viel Sinn, in einem Lexikon die Bedeutung der Begriffe nachzuschlagen. Die Deutungen können ausnahmsweise stimmen. In der Regel findet jeder Träumer

 seine Sprache,

 seine Bilder,

 seine Symbole, die ihm wichtig sind.

Wir sind einmalige Menschen und werden in der Regel unseren einmaligen Ausdruck für Dinge finden, die uns bewegen. Probleme, Ängste, Schuld, Versagen und Krisensituationen werden von jedem Menschen anders erlebt und mit unterschiedlichen Empfindungen wahrgenommen. Entsprechend sind auch die Bilder und Symbole von Mensch zu Mensch verschieden. Die meisten Träumer produzieren eindrückliche Bilder von dem, was sie sagen wollen. Da wir Menschen einmalige Originale Gottes sind, entwerfen wir auch einmalige Bilder und Symbole.

Bilder beschreiben die Gefühlslage

In der Regel sind die Bilder für den Menschen, der sie träumt, stimmig. Der Träumer hat seine Gedanken und Vorstellungen auf den Punkt gebracht. Präzise beschreiben die Bilder die Gefühlslage und die Stimmung:

»Es ist Winter.«

»Ich sehe vor mir eine Wüste.«

»Ich bewege mich in einem bunten Garten.«

»Mich verfolgt ein großes Raubtier.«

»Ich sitze in einem fensterlosen Raum.«

»An der Decke kriechen Spinnen auf mich zu.«

»Ein bissiger Hund bellt mich an.«

»Um mich herum Wasser und kein Ufer.«

»Ich werde unter Wasser gedrückt.«

Die Bilder fangen atmosphärisch die seelische Verfassung des Träumers ein. Ängste und Gefahren werden in konkrete Bilder verdichtet. Für den einen sind Hunde die treuesten Begleiter des Menschen, für einen anderen sind Hunde böse Individuen. Wir formulieren nicht umsonst »du Hund«. Der eine erlebt Wasser als sein Element, für einen anderen ist Wasser gefährlich und bedrohlich. In den Bildern, Metaphern und Symbolen spiegeln wir unsere konkreten Ängste, aber auch positiven Gefühle und Vorstellungen wider. In den Träumen bringen wir Konfliktherde zur Sprache, die in uns lebendig sind und die bewältigt werden müssen.

In den Träumen sprechen stärker Herz und Gefühl als Verstand. Gefühle aber sind schwer mit der Logik des Kopfes einzufangen. Gefühle stellen wir in Bildern, Farben und Gleichnissen dar. So verwandeln sich Menschen in Tiere und Gefahren, sie begegnen uns in Raubtieren. Der Mensch kann fliegen, wird tödlich getroffen und lebt weiter. Wenn das Herz verwirrt ist, dann ist der Traum auch verwirrend. Die Kunst des Traumes besteht also darin,

 Verzweiflung oder Freude,

 Stille oder Aufregung,

 Vorahnungen oder Hoffnung,

 Resignation oder Zuversicht,

 Entmutigung oder Mut

in Bilder zu fassen, die prägnant die Lebensgrundauffassung dieses Menschen in dieser Zeit spiegeln.

Ein Träumer ist darum ein Maler und Dichter. Aber wir haben verlernt, die Sprache der Gefühle zu entziffern. Von klein auf wurden wir dazu erzogen, unseren Kopf zu benutzen, alles rational und sachlich zu erklären. Wir sind kopflastig geworden. Herz und Gefühl sind auf der Strecke geblieben. Da jeder Mensch seinen Malstil hat, müssen Seelsorger und Berater diesen persönlichen Stil mit dem Ratsuchenden zu entziffern suchen.

Selbstverständlich gibt es Symbole, die in allen Kulturen, in der Vergangenheit und Gegenwart gleich sind. Es sind Symbole, die uns auch in Märchen und Sagen der Völker begegnen. Sie haben einen ähnlichen Aussagewert, und doch

 jeder Mensch geht anders mit diesen Symbolen um;

 jeder Mensch trägt andere Erwartungen, Befürchtungen und Deutungen an dieses Symbol heran;

 jeder Mensch spricht im Traum ein unverwechselbares Thema an, das Ähnlichkeiten mit vielen Menschen auf der Welt aufweist und doch originär diesen Menschen beschäftigt.

Hüten wir uns darum, in der therapeutischen Seelsorge

 Ratsuchenden eine Lexikondeutung überzustülpen,

 Ratsuchenden unsere Interpretation einzureden,

 Ratsuchenden unsere Erfahrungen mit bestimmten Symbolen anzubieten.

Der Träumer selbst hat alle Bilder gestaltet, hat seine Symbole seinem Lebensstil entsprechend gewählt. Nur er allein kann uns Auskunft geben, wie er seine Bilder versteht.

In der Seelsorge oder Beratung helfen wir ihm, die Bilder,

 die beglücken oder bedrücken,

 die ihm Mut machen oder Angst einjagen,

 in denen er Lösungen anbietet oder vor denen er kapituliert,

segensreich zu verarbeiten.

Symbole sind vieldeutig

Ein Beispiel mag verdeutlichen, wie irreführend Bilder sind, wenn sie angeblich nur auf eine bestimmte Art gedeutet werden können.

Ich denke an das Bild der Treppe. Türme und Treppen, die bestiegen werden können, stellen in der psychoanalytischen Literatur ein sexuelles Symbol dar. Ein Tier besteigt ein anderes. Besteigt ein Mensch den anderen? Ist in unseren Köpfen und Herzen dieser Gedanke beheimatet?

Patricia Garfield, eine amerikanische Traumforscherin, charakterisiert in einem Traumbuch die Treppe folgendermaßen:

»Das Ersteigen einer Treppe ist oft ein Symbol für Sexualverkehr, und zwar in Träumen von Männern und Frauen, weil das träumende Gehirn die rhythmischen Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen des Koitus mit den Bewegungen des Steigens assoziiert.«1

Vorstellen können wir uns, dass unter vielen Treppen-Träumen auch einer die Treppe als sexuelles Symbol enthält. Andere Vorstellungen sind im Allgemeinen viel eher nachvollziehbar. Denn wir sagen:

 Jemand ist die Treppe hinaufgefallen;

 

 jemand ist die Treppe hinuntergefallen;

 jemand kämpft darum, einmal auf dem »berühmten Treppchen« als Schönheitskönigin, Spitzensportler und Sieger eines Wettlaufes zu stehen;

 jemand befindet sich auf der Treppe des Erfolges.

Für die praktische Traumarbeit ist auch im Hinblick auf dieses Symbol zu fragen:

 Was will dieser Ratsuchende mit diesem Bild konkret ausdrücken?

 Spiegelt die Treppe Ehrgeiz und Geltungsstreben wider?

 Spiegelt die Treppe Versagen oder Misserfolg wider?

 Wie wird die Treppe im Traum erlebt?

 Fühlt sich jemand auf der Treppe gehetzt?

 Was zieht ihn womöglich?

 Erreicht der Träumer auf der Treppe sein Ziel? Stößt er auf Widerstände? Auf welche?

Symbole für weibliche und männliche Geschlechtsorgane

Die Deutung der Traumsymbolik hat in der psychoanalytischen Literatur merkwürdige Blüten getrieben. Entsprechend dem Konzept der Freud’schen Libido-Theorie erstreckt sich die Erklärung von Traumsymbolen in erster Linie auf sexuelle Inhalte. Besonders ein Mitarbeiter Freuds, Wilhelm Stekel, trieb dies auf die Spitze. So kam es, dass in jedem länglichen Gegenstand,

 vor allem in Stöcken und Schirmen,

 in Stängeln und Bäumen,

 in Bleistiften und Säbeln,

 in Flinten und Revolvern,

 in Dolchen und Säbeln

männliche Sexualorgane gewittert wurden.

Sigmund Freud hat diesem Deutungswirrwarr selbst Vorschub geleistet, wenn er beispielsweise schrieb:

»Kästen, Schränke, Öfen entsprechen dem Frauenleib, aber auch Höhlen, Schiffe und alle Arten von Gefäßen.

 Zimmer im Traum sind zumeist Frauenzimmer, die Schilderung ihrer verschiedenen Eingänge und Ausgänge macht an dieser Auslegung gerade nicht irre. Das Interesse, ob das Zimmer offen oder verschlossen ist, wird in diesem Zusammenhang leicht verständlich … Stiegen, Leitern, Treppen, respektive das Steigen auf ihnen, und zwar sowohl aufwärts oder abwärts, sind symbolische Darstellungen des Geschlechtsverkehrs.

 Tische, gedeckte Tische und Bretter sind hier gleichfalls Frauen, wohl des Gegensatzes wegen. Die Körperwölbungen sind aufgehoben.

 Alle komplizierten Maschinen und Apparate der Träume sind mit großer Wahrscheinlichkeit Genitalien, in der Regel männliche – … Ganz unverkennbar ist auch, dass alle Waffen und Werkzeuge zu Symbolen des männlichen Gliedes verwendet werden: Flug, Hammer, Flinte, Revolver, Dolch, Säbel usw. Auch Kinder bedeuten im Traum oft nichts anderes als Genitalien, wie ja Männer und Frauen gewohnt sind, ihr Genitale liebkosend als ihr Kleiner zu bezeichnen.

Den kleinen Bruder hat Stekel richtig als Penis erkannt. Mit einem kleinen Kinde spielen, den Kleinen schlagen usw. sind häufig Traumdarstellungen der Onanie.«2

Patricia Garfield hat in ihrem neuesten Buch diese Symboldeutung noch erweitert. Auf einigen Seiten beschreibt sie weibliche Traumsymbole. Nach ihrer Darstellung können

 Vasen und Töpfe,

 Urnen und Krüge,

 Schalen und Flaschen,

 Löcher und Gräben,

 Nester und Käfige,

 Futterale und Schlösser,

 Steckdosen und Tassen

weibliche Sexualorgane verkörpern.

Auch alle geschlossenen Behälter:

 Räume mit Türen,

 Räume mit Fenstern,

 Gänge und Gewölbe,

 Garderobe und Koffer,

 Truhen und Schubladen,

 Herde und Öfen

sollen weibliche Sexualorgane verkörpern können.3

Alfred Adler, der sich wegen der Libido-Theorie schon 1911 von Freud trennte, schrieb über die einseitige sexuelle Deutung der Traumsymbolik:

»Deshalb wollen wir hier an Freud erinnern, der zuerst den Versuch unternommen hat, eine wissenschaftliche Traumlehre auszugestalten. Das ist ein bleibendes Verdienst, das niemand schmälern kann … Aber indem er sich zwang, alle seelischen Erscheinungen um die einzige herrschende Substanz, die er anerkennt, um die Sexuallibido zu gruppieren, musste er fehlgehen … «4

Ich bin der Meinung, dass solche zugespitzten und übertriebenen Erklärungen der Traumdeutung keinen guten Dienst erweisen. Selbstverständlich kann in Ausnahmen die eine oder andere Deutung zutreffen. Aber der Träumer selbst muss uns einen konkreten Hinweis liefern.

Für Seelsorge und Beratung ergeben sich lediglich einige Hinweise:

 Hüten Sie sich, ein Bild als ein Symbol selbst zu deuten!

 Hüten Sie sich, in einem Lexikon über Traumsymbole nachzuschlagen, um eine allgemeine Deutung heranzuziehen!

 Fragen Sie den Ratsuchenden, was ihm das Symbol zu sagen hat, ob es ein bestimmtes Lebensgefühl, Lösungen oder Aufrufe enthält!

 Fragen Sie den Ratsuchenden als Christen, was ihm Symbole oder Bilder im Traum für das Glaubensleben mitteilen wollen!

Die Archetypen

Es gibt Urerfahrungen der Menschen, die sich weltweit in ähnlichen Symbolen wieder finden. Einer der drei großen Tiefenpsychologen, Carl Gustav Jung, der Begründer der Analytischen Psychotherapie, spricht von Archetypen.

Er untersuchte das Traummaterial auf den Zusammenhang zwischen mythischen Vorstellungen, die in vielen Völkern zu Hause sind, und den Bildern, die in Träumen zum Vorschein kommen.

C. G. Jung unterscheidet das »Persönlich-Unbewusste« und das »Kollektiv-Unbewusste«. Die Symbole des Kollektiv-Unbewussten sind die Archetypen, die Urbilder, die vererbten Bilder, die wir in Märchen, Sagen und Volksweisheiten wieder finden. Die Urbilder (Archetypen) kommen nie oder ganz selten ins Bewusstsein. Aus Archetypen spricht die Urerfahrung der Menschen, die in allen Völkern gleich ist, auch wenn sie keine Beziehung zueinander hatten. Jung vergleicht die Archetypen mit zeitlos ewigen Urbildern als Bauplänen der Schöpfung. Naturwissenschaftlich vergleicht Jung die Archetypen mit biologischen Instinkten der Lebewesen:

»Das kollektive Unbewusste, als die Gesamtheit aller Archetypen, ist der Niederschlag alles menschlichen Erlebens, bis zurück zu seinen dunkelsten Anfängen.«5

Der Begriff des Archetypus wird aus der Beobachtung abgeleitet, dass in Mythen, Märchen, in Phantasien, Träumen und Wahnideen der Menschen von heute immer wieder Motive auftauchen, die weltweit gleich sind.

Die Traumdeutung Jungs arbeitet darum mit der so genannten Amplifikation (lat. amplifico = erweitern, vergrößern): Er erweitert die Freud’sche Methode der Assoziation, der freien Gedankenverknüpfung, durch das Hineinnehmen der Archetypen, die er zur Deutung mit heranzieht.

Beispiele für Archetypen:

 Der alte Weise – ein Symbol für das geistige Prinzip. Im Märchen und in der Mythologie ein beliebtes Seelenbild.

 Die Mutter – die Gebärerin, Nährerin, die Beschützerin. Sie gibt Geborgenheit und mütterliche Fürsorge.

 Der Garten – das Paradies.

 Der Zwerg – steht oft für Kleinheit, für Minderwertigkeitskomplexe. Zwerge können aber auch Helfer sein. Im Märchen helfen die sieben Zwerge und symbolisieren Beistand und heimliche Kraft.

 Das Licht – Jesus bezeichnet sich als das Licht. In der Mythologie spielen Licht und Finsternis, Gutes und Böses eine besonders große Rolle.

 Die Sonne steht für die positive männliche Kraft der Seele. Denn in den meisten Sprachen der Welt ist die Sonne männlich. Ein Energiesymbol des Lebens. Sonne ist ein Symbol für Schöpferkraft, Befruchtung, Leben.

 Die Erde kann den mütterlichen Schoß verkörpern. Neues Leben sprießt aus ihr. Die Erde ist die Realität, die Grundlage. Die Erde kann Verbundenheit mit der Mutter Natur symbolisieren.

 Der König – in ihm wird häufig der Vater gesehen. Er verkörpert Macht und Stärke. Entscheidend ist, wie der Träumer den König oder die Königin erlebt.

 Der Baum ist archetypisch ein Bild der Person. Entwicklung, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit werden charakterisiert. Jesus benutzt oft Baumbilder. Er spricht vom Feigenbaum, dessen Wert an seinen Früchten gemessen wird; der unfruchtbare Baum wird abgehackt. Auch in der Testpsychologie spielt der »Baumtest« eine große Rolle. Er zeigt, wie der Mensch sich versteht, wenn er einen Baum zeichnet.

Die Traumumgebung als Symbol

In vielen Träumen spielt die Umgebung eine große Rolle. Der Träumer komprimiert in bestimmten Bildern, was er mit der Umgebung verbindet. Schauen wir uns einige Bilder an, die oft eine bestimmte Bedeutung haben.

 Die Schule ist ein Ort, wo gelernt wird, wo Leistungen erbracht werden, Prüfungen stattfinden, wo es um Bewertungen, um Noten geht.

 Der Garten ist ein Ort schöner Gefühle, vor allem, wenn Blumen, Pflanzen und Farben eine Rolle spielen.

 Die Küche ist ein Ort, wo die Nahrung zubereitet, gegessen und getrunken oder unangenehme Arbeit verrichtet wird.

 Die Wüste ist ein Ort, wo kein Leben stattfindet, wo alles erstorben ist. Ein Ort, wo Eintönigkeit herrscht.

 Das Bett – hier wird geschlafen oder gelegen. Ausruhen, Passivität, Krankheit und Rückzug können eine Rolle spielen.

 Das Geschäft – hier spielen Arbeit, Leistung und Verantwortung eine Rolle. Es werden Entscheidungen getroffen.

 Eine Ebene – hier gibt es keine Beschwernisse, keine Strapazen. Alles geht ebenmäßig zu. Das Lebensgefühl ist wahrscheinlich positiv.

 Das Badezimmer ist der Ort der Säuberung. Kann etwas mit Moral und Unmoral zu tun haben. Hier wird Schmutz abgewaschen, hier kann Sünde abgewaschen werden. Baden bedeutet unter Umständen reinwaschen, sauber werden.

 Eine Enge – schon das Wort vermittelt Angst. Die Enge wirkt in der Regel bedrückend. Die Enge kann Engpass symbolisieren. Der Mensch ist in die Klemme geraten.

 Die Fassade ist das Äußere. Der Träumer setzt sich vermutlich mit Sein und Schein auseinander. Oft bröckelt die Farbe ab. Geht unser Glanz verloren? Leben wir fassadenhart?

 Das Gefängnis – der Mensch fühlt sich gefangen und eingesperrt. Die Freiheit ist infrage gestellt. Die Möglichkeiten sind begrenzt. Die Entfaltung wird gehemmt.

 Die Insel symbolisiert Seligkeit, Traumparadies oder Einsamkeit, Abgeschnittensein. Teilweise ist die Insel bedrohlich. Dann wieder wird sie als Glücksparadies erlebt.

Die Traumumgebung ist die Bühne, die der Träumer inszeniert, um seine Gefühle auszudrücken. Die Traumumgebung signalisiert die Einstellung des Träumers, wie er sich versteht und welche Lebenseinstellung in welche Umgebung verlagert wird.

 Jeder Träumer hat seine individuelle Deutung für die Traumumgebung.

 Sind die Traumumgebungen für den Träumer vertraut oder fremd? Fühlt er sich bedrückt oder erfreut?

 Ist die Umgebung altmodisch oder neuartig?

 Ist die Umgebung weiträumig oder eng, großzügig oder belastend?