Von Ignatius inspiriert

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Aus der Reihe: Ignatianische Impulse #50
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Von Ignatius inspiriert
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Willi Lambert (Hg.)

Von Ignatius inspiriert

Erfahrungen und Zeugnisse

Ignatianische Impulse

Herausgegeben von Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ

und Martin Müller SJ

Band 50

Ignatianische Impulse gründen in der Spiritualität des Ignatius von Loyola. Diese wird heute von vielen Menschen neu entdeckt.

Ignatianische Impulse greifen aktuelle und existentielle Fragen wie auch umstrittene Themen auf. Weltoffen und konkret, lebensnah und nach vorne gerichtet, gut lesbar und persönlich anregend sprechen sie suchende Menschen an und helfen ihnen, das alltägliche Leben spirituell zu deuten und zu gestalten.

Ignatianische Impulse werden begleitet durch den Jesuitenorden, der von Ignatius gegründet wurde. Ihre Themen orientieren sich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube – soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog – moderne Kultur.

Willi Lambert (Hg.)

Von Ignatius inspiriert

Erfahrungen und Zeugnisse


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

© 2011 Echter Verlag GmbH, Würzburg

www.echter–verlag.de Umschlag: Peter Hellmund Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck ISBN 978-3-429-03442-9 (Print) ISBN 978-3-429-04617-0 (PDF) ISBN 978-3-429-06013-8 (Epub)

Inhalt

Vorwort

Ignatius und ignatianische Spiritualität

1. Auf der Spur der Sehnsucht

Karl Lehmann Nicht begrenzt – dennoch einbeschlossen

Adolfo Nicolás SJ Was mir wichtig geworden ist

Michael Erlat Was mich an Ignatius fasziniert

Hildegard Joeres Pour quoy non – Warum nicht?

Bernhard Knorn SJ Nüchternheit und Offenheit

Peter Hundertmark Rhythmus zur Lebensmelodie

Bernd Franke SJ Geduld – der »lange Atem der Leidenschaft«

2. In Freiheit loben und lieben

Michael Bordt SJ Auf dem Weg zu Freundschaft und Liebe

Elisabeth Meuser Endlich begann ich zu leben

Karla Hasiba sa Nicht leben können ohne

Johannes Siebner SJ »Die Aussage des anderen retten« (EB 22)

Klaus Mertes SJ In der Mitte der Waage

Bernhard Ehler Ziel und Mittel

Dominik Terstriep SJ Indifferenz – Warum nicht?!

Angela Fries CJ In Freiheit alles auf Gott beziehen

Eleonore von Rotenhan »Nicht mehr verlangen …«

Martin Maier SJ Engagierte Gelassenheit

3. Umkehr zum Leben

Stefan Kiechle SJ Draufschauen

Wendelin Köster SJ Lebensziel und Innehalten

Benjamin Furthner SJ Was und wie es tun – zielgemäß?

Gunnar Bauer SJ Das Gespräch der Barmherzigkeit

4. Auf dem Weg der Nachfolge

Christian Braunigger SJ Gottes Menschwerdung

Dieter Scholz SJ »Dass die Macht des Bösen nicht überhandnimmt…«

Peter Balleis SJ Die ignatianische Gegenlogik zur Welt

Christian Modemann SJ Pilgerwege – Trotzdem

Christian Herwartz SJ Die Gnade des Bettelns

Christian M. Rutishauser SJ »Wenige Menschen ahnen …«

Karl Hillenbrand Unterscheidung der Geister

Anselm Grün OSB Die Unterscheidung der Geister

Dieter Böhler SJ »Dass er mir seinen Geist gebe …«

Josef Maureder SJ Ganz auf Dich hin ausgerichtet – ganz in Deinem Blick

Klemens Schaupp In reiner Absicht

Hermann Breulmann SJ Vom Schauplatz und von Spielern

Franz Meures SJ Christus finden durch das Wort der Schrift

Christian Marte SJ Welches Schriftwort nährt mich heute?

5. In allem lieben und dienen

Willi Lambert SJ »Die Liebe besteht im Mitteilen von beiden Seiten«

Maria Judith Tappeiner CS In allem

Paul Schroffner SJ Dienst

Walter Happel SJ Iuvare animas – den Menschen helfen

Daniela Frank Die ganze Welt …

Kyrilla Schweitzer Mit geöffneten Augen

Martin Löwenstein SJ Planen und Gottvertrauen

Alois Riedlsperger SJ In Gemeinschaft entscheiden: Indifferenz und Methode

Georg Sporschill SJ Freunde im Herrn

34. Generalkongregation SJ Von Ignatius und Gottes Welt inspiriert

Vorwort

Ignatius – wer?

Zwei Stunden nach Mitternacht in einem Zug nach München. Was ich denn so mache, fragt die junge Mitfahrerin. Ich versuche ebenso einfach wie bemüht ihr zu erklären, ich sei Priester, Ordensmitglied, Jesuit. Bei keiner der Namensnennungen und kurzen Erklärungsversuche war eine Art Wiedererkennen – »schon mal gehört« – an einer Aufhellung ihrer Gesichtszüge zu erkennen. Schließlich versuche ich es mit einem sprachlichen Umweg über »Ignatius von Loyola«. Vielleicht hatte sie doch einmal von ihm etwas im Geschichtsunterricht gehört. Eine erste Aufhellung huschte über ihr Gesicht: Ach ja, Ignatius, das sei doch der, der Jesus verraten habe! – O je! – Ob Sie da vielleicht den Judas meine? Jetzt ein stärkeres und nachhaltigeres Aufleuchten: Ja richtig, das sei ja der Judas gewesen!

 

Ignatianische Impulse

Offensichtlich war die junge Dame keine Leserin der Reihe »Ignatianische Impulse«, obgleich jetzt schon der 50. Band erscheint. Und ebendies haben die Herausgeber und der Verlag zum Anlass genommen, es zu einem kleinen Jubiläum zu erklären und ein wenig zu feiern. Es war schon etwas risikobehaftet, als die Jesuiten 2004 im Herbst zusammen mit dem Echter Verlag begannen, diese Reihe herauszugeben: Gibt’s nicht schon spirituelle Veröffentlichungen im Überfluss? Macht sich der Verlag mit den Themen selber Konkurrenz? Es gibt auch schon die eine oder andere ähnlich gelagerte Reihe usw. – Das Experiment ist geglückt. Der Verlag ist mit dem Leser-Echo und den Verkaufszahlen zufrieden. Und wir Jesuiten freuen uns, dass wir eigene Themen, unbekannte Autoren, wichtige Anliegen und ignatianische Spiritualität einbringen können.

50. Band – Von Ignatius inspiriert

Als Festschrift geben wir – zu verbilligtem Preis – einen Band heraus, für den wir eine Reihe von Personen um ein Zeugnis von einem für sie interessanten Aspekt der ignatianischen Spiritualität gebeten haben. Was Sie in Händen halten, ist die Frucht dieses Unternehmens. Wir hatten keine festen Themen vorgegeben. So gibt es manche Doppelungen. Viele, auch objektiv wichtige Aspekte werden gar nicht oder kaum aufgegriffen. Trotzdem haben wir versucht, eine Reihenfolge zu finden, die streckenweise dem Weg des Exerzitienbuches folgt: zunächst zur Einführung Zeugnisse, die eher mit der ganzen Gestalt des Ignatius und seiner Spiritualität zu tun haben; danach Beiträge, die einigen Vorbemerkungen zum Sinn und Stil der geistlichen Übungen entsprechen; dann Zeugnisse für die Fundamentierung und Sinnrichtung des Exerzitienweges; es folgen Weisen der Gewissenserforschung und Zeugnisse für die erbarmende Gottesliebe; weiterhin Beiträge im Sinn der »Zweiten Exerzitienwoche« zur Nachfolge Christi und zur Schriftbetrachtung und schließlich eine ganze Reihe zum »Suchen und Finden Gottes in allem«, d.h. zur Liebe in der »Mystik des Alltags« (Karl Rahner).

Namen – Zeichen für Verbundenheit

Bei der Durchsicht der beteiligten Autoren und Autorinnen werden manche bekannte und viele unbekannte Namen auftauchen: der eine oder andere Bischof, viele Jesuiten, Männer und Frauen, evangelische und katholische Christen, Jüngere und Ältere. Alle sind Personen, die der ignatianischen Spiritualität und dem Exerzitienweg verbunden sind: sei es als Einzelne, sei es in geistlichen Gemeinschaften, die Ignatius nahestehen, wie die Jesuiten, die Congregatio Jesu (CJ), die »Helferinnen« (sa), die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) u.a.

Auf die Nennung von Titeln, Berufen und andere Kennzeichnungen haben wir im Inhaltsverzeichnis verzichtet, obgleich Ignatius von seiner Herkunft her Etikette nicht fremd war. Wichtiger war für ihn sicher die Kennzeichnung für sich selber als »der Pilger«. Und Pilger auf dem Weg Gottes zu den Menschen und der Menschen zu Gott, das sind wir gleichermaßen allemal. Wir möchten aber doch im Vorwort einige Personen nennen, die auf Grund ihrer kirchlichen Aufgabe Zeichen für Verbindung und Vernetzung sind: Karl Kardinal Lehmann; Bischof Dieter Scholz SJ von Zimbabwe; Generalvikar Karl Hillenbrand; Pater Alfonso Nicolás, derzeitiger Generaloberer der Jesuiten; Stefan Kiechle SJ, Mitherausgeber der Reihe und Provinzial; Schwester Angela Fries, Provinzialin der Schwestern der Congregatio Jesu (CJ); und Schwester Maria Judith Tappeiner, die Leiterin der Caritas Socialis (CS).

Die Quelle alles Guten – ein Dank

Wir, die Herausgeber der Ignatianischen Impulse – Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ, Martin Müller SJ – haben zu danken und tun dies gerne: an erster Stelle ein herzlicher Dank Herrn Häußner, dem Geschäftsführer, und Herrn Handwerk, dem Lektor des Echter Verlags, für das gelungene »joint venture« und alle gute Zusammenarbeit. Dank besonders Ihnen, den Lesern und Leserinnen für Ihr Interesse, für alle ermutigenden bzw. kritischen Rückmeldungen, für die Weitergabe der Bände als Geschenke und alle werbenden Hinweise.

Wenn es gilt, wie Ignatius einmal schreibt, dass die Dankbarkeit die »Quelle alles Guten« sei, dann müsste es eigentlich gut weitergehen können.

Willi Lambert SJ

Ignatius und ignatianische Spiritualität

Wir freuen uns, wenn viele, die zu diesem Band gegriffen haben, »alte Bekannte« sind, hoffen aber auch, dass nicht wenige erstmals sich mit ignatianischem Denken bekannt machen. Daher seien zu Beginn kurz das Verständnis von Spiritualität sowie Ignatius, seine Biographie und vor allem Eckpunkte seiner Spiritualität vorgestellt. Ein Gesamt-Überblick mag den Hintergrund und Gesamtrahmen zum besseren Verständnis der einzelnen Beiträge aufzeigen.

Ignatius – die äußere Reise

Es soll genügen, Ignatius mit einigen einfachen Kennzeichnungen einzuführen: Er wurde als baskischer Adliger 1491 geboren; als Höfling genoss er eine standesgemäße Ausbildung als Page, Schreiber, Turnierfechter u.Ä.; ein verwegener Einsatz als Soldat brachte ihm eine Beinverletzung ein, die ihn für lange Zeit zum Kranken werden ließ und einen »Karriereknick« verursachte; durch Lektüre, Gebet, Besinnung wurde er zum geistlichen »Konvertiten«, der sein Leben nicht mehr nur auf die eigene Ehre, sondern auf die Nachfolge Jesu ausrichtete; als Beter und »Pilger«, wie er sich bezeichnete, ging er lange Wege auf der äußeren und inneren Reise; zum Studenten (1524–1534) wurde er, weil er glaubte, als priesterlicher »Seelsorger« den Menschen am meisten dienen zu können; seine spirituellen Erfahrungen, die er in den »Geistlichen Übungen« niederlegte, ließen ihn zum Exerzitiengeber und großen Gestalter dieses spirituellen Weges werden; auf seinem gemeinsamen Weg mit Gefährten wurde er zum Ordensgründer und ersten Generaloberen der schnell wachsenden »Gesellschaft Jesu«. Er starb 1556, allein, »einen Tod wie alle Welt«, wie die Gefährten schrieben. Sein letzten Worte, die man hörte, waren: »Ay Dios! Ay Dios!« – »O Gott!«

Vielleicht ist die Dynamik seiner inneren Reise am persönlichsten und besten in seinen eigenen Worten ausgedrückt: »Ich glaube, ich könnte nicht leben, wenn ich nicht etwas in meiner Seele fühlte, was nicht von mir stammt noch überhaupt menschlich ist, sondern nur von Gott stammt.«

»Das Gewicht der Seele ist die Liebe«

In dieser Aussage von Ignatius wird das Spezifische der seelisch-menschlichen Wirklichkeit ausgesagt: Der Stoff, aus dem die Menschen sind, ist für den Glauben des Evangeliums Jesu die Liebe. Hätten die Menschen sonst eine solche Ursehnsucht danach? Diese Sehnsucht ist für Ignatius die innerste Dynamik des Menschen, die ihn bewegt und zieht und treibt und sein lässt. Daher soll seine Spiritualität als eine des Liebens dargestellt werden – mit Zitaten, die ihre verschiedenen Farben aufleuchten lassen. Die meisten Hinweise stammen aus der »Betrachtung, um Liebe zu erlangen« im Exerzitienbuch. Sie gilt als ein Höhepunkt und Herzstück ignatianischer Spiritualität.

Ehrfürchtige Liebe

Mit 53 Jahren, so schreibt Ignatius, habe er seinen Weg gefunden, »der sich mir zeigen wollte« (!). Es sei der Weg der »liebevollen Ehrfurcht und ehrfürchtigen Liebe« – gegenüber Gott, den Menschen und der ganzen Schöpfung. Dies ist nach seinem eigenen Zeugnis das Herz seiner Spiritualität, dies prägt seine Beziehung in allem. Gott ist für ihn »majestas«, und zugleich gibt es auch die »familiaritas cum Deo«, die »Vertrautheit mit Gott«. Gott ist für ihn zugleich unendlich groß und nahe.

Sich mitteilende Liebe

Ignatius umschreibt Lieben mit den Worten: »Die Liebe besteht im Mitteilen/Kommunizieren von beiden Seiten. – El amor consiste en comunicación de las dos partes.« Gegenseitiges Empfangen und Geben ist der Grundrhythmus allen Lebens. Dies gilt für ganz alltägliche Begegnungen, für gesellschaftliche Vorgänge, für persönliche Beziehungen und die Offenheit für Gott. Es ist nicht verwunderlich, dass Ignatius dieses Empfangen und Geben auf besondere Weise im Kommunizieren zu realisieren sucht. Er ist ein Meister der Kommunikation.

Sich hingebende Liebe

Das spirituelle Grundwort schlechthin für alles religiöse Geschehen lautet für Ignatius »devoción«, Hingegebensein. Dies sieht er zuerst und zuletzt als Hingabe Gottes an den Menschen im »gottmöglichen Maß« und dann – in seinem berühmten Suscipe-Gebet – als Hingabe des Menschen an Gott, der allein genügt: »Gib mir Deine Liebe und Gnade – das genügt« – »Ésta me basta«. Dieses liebevolle Hingegebensein umfängt alles, auch die Spannung von Aktion und Kontemplation, Arbeit und Gebet. Deshalb kann Ignatius schreiben: »Es ist besser, bei allem devoción zu haben«, d.h. bei allem sich liebevoll hinzugeben.

Gottorientierte Liebe

Als das Ziel der Exerzitien gibt Ignatius an, sich Gott immer mehr »anzunähern«, ja sich von Gott umarmen und so die Liebe in sich wecken zu lassen. »Gott in allem suchen und finden«, lautet das vielleicht einprägsamste und kennzeichnendste Wort seiner Spiritualität. Für ihn heißt dies: Seinen Mitbrüdern auf dem Konzil von Trient (1546) wünscht er, dass sie durch ihre Hilfen »die Seelen zur vollständigen Erkenntnis ihrer selbst und zu größerer Kenntnis und Liebe ihres Schöpfers und Herrn bewegen«.

Unterscheidende Liebe

Ignatius spricht nicht von einer glühenden, tiefen, sondern von der unterscheidenden Liebe (lat. discreta caritas) – eine seltsame Wort-Kombination. Liebe macht nicht blind bei ihm, sondern sie hört, fragt, sucht, wägt ab. Sie ist immer auf der Suche nach dem Guten, dem Besseren, nach dem, was in Richtung von mehr Glauben, Hoffen, Lieben weist.

Freie Liebe

Die »kluge Liebe« kann nur zum Ziel führen, wenn sie eine freie Liebe ist. Wenn der Mensch nur um sich kreist, in seinen Ängsten und Vorlieben befangen ist, dann ist, so Ignatius, überhaupt kein geistliches Wachsen möglich. Befreiung kann immer auch schmerzliches Verzichten bedeuten – um der größeren Liebe willen.

Übende Liebe

Die schönsten geistlichen Erlebnisse und Ideen nützen nichts, wenn sie nicht ins Leben übersetzt, wenn sie nicht »Fleisch« werden. In diesem Sinn gibt es eine übende Liebe. Ignatius begreift Lieben als eine »Kunst«. Diese braucht Inspiration des Herzens, Achtsamkeit, Ausprobieren, Einüben und Ausüben. Nicht umsonst heißt »sein Buch«: »Exercitia Spiritualia«, »Geistliche Übungen«. Die Antwort auf das Angerührtsein durch Gott, seine »Umarmung«, drückt sich in der Gestaltung des Lebens aus. Eine entscheidende Hilfe für die Lebensgestaltung ist für ihn die tägliche Gewissenserforschung, in der Dankbarkeit, Selbsterkenntnis, Bereuen, Befreiungsschritte, Umorientierung und Lebensgestaltung ineinandergehen.

Gekreuzigte Liebe

Über ein Schriftstück mit sieben Merksätzen schreibt Ignatius als Motto: »Jesus meine Liebe ist gekreuzigt«. Im doppelten Sinn trifft dieses Wort zu: in dem Sinn, dass Jesus, der die erbarmende Liebe Gottes zum Menschen offenbart, eine »gekreuzigte Liebe ist.« Aber auch in dem Sinn, dass Ignatius sein eigenes Lieben als gekreuzigt versteht. In den Merksätzen bringt er lauter Beispiele, die mit den inneren Spannungen des Lebens das »tägliche Kreuz« sind, das es gilt auf sich zu nehmen.

Dienende Liebe

Diese auf das Leben hin orientierte Liebe ist eine »dienende Liebe«. Ignatius spricht nicht – wie manche andere Heilige und Mystiker – von der »bräutlichen Liebe«. Seine Erfüllung findet er darin, »in allem lieben und dienen zu können« (en todo amar y servir). Den Weg mit Christus sieht er immer auch mit Kampf und mit Mühe verbunden. Und von Gott spricht er in seiner großen Liebes-Betrachtung als einem, der »schwere Arbeit verrichtet« und zur Kooperation einlädt.

Wirkliche Liebe

»Man soll die Liebe mehr in die Werke als in die Worte legen«, so lautet die erste Vorbemerkung zur Betrachtung, um Liebe zu erlangen. Dieses Wort drückt einiges auch vom eher wortkargen Charakter von Ignatius aus.

 

Wachsende Liebe

Die Liebe tritt nicht auf der Stelle. Sie sucht Unendlichkeit. Sie will wachsen. »Magis«, »mehr«, lautet das ignatianische Zauberwort. Das »mehr« kann manchmal auch ein »weniger« sein, je nach Situation. »Komparativisch leben« (vgl. Hans Urs von Balthasar), nicht »maximalistisch« und »perfektionistisch«. – Die Dynamik dieses Wachsens zielt auf die »Lebensgestaltung in Christus«. Viele seiner Briefe enden mit dem Wunsch, den göttlichen Liebeswillen immer mehr erkennen und leben zu können. »Liebe-voller leben« – so könnte eine Kurzzusammenfassung ignatianischer Spiritualität lauten.

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