24 kurze Albträume

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24 kurze Albträume
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24 kleine Albträume

© 2013 Begedia Verlag

© der Geschichten bei den Autoren

Umschlagbilder – Sabine Drews

Lektorat – Alexander Drews

Covergestaltung und Satz – Harald Giersche

ebook-Bearbeitung – Begedia Verlag

ISBN – 978-3-95777-040-0 (epub)

Besuchen Sie uns im Web:

http://verlag.begedia.de

Harald Hermann – Totengeläut

Laut hallt die Glocke übers Feld

und klingt in den Gebäuden.

Gar mancher auf die Knie fällt,

es hallt das Totenläuten.

Und doch fehlt diesem Glockenton

der Schwung der Küsterhände.

Denn dieser rennt zur Kirche schon,

die Szene, sie spricht Bände.

Sie drängen in den Kirchenraum,

voll Neugier, Lust und Eile

erblicken, mancher fasst es kaum,

der Priester hängt am Seile.

Ein totenbleicher Ministrant

sagt stammelnd unter Beben:

»Er hat mich reines Kind genannt,

dann nahm er sich das Leben.«

Detlef Klewer – Nebelwelt

»Hier steht, da habe jemand seine gesamte Familie ausgelöscht. Frau und drei Kinder. Richtig kleingehackt. Mit einem Beil.« Jan Bongers blickte von der Morgenzeitung auf, deren Ecke gerade in seine Kaffeetasse tauchte.

»Verdammt … hörst du mir überhaupt zu?«

Angewidert riss er das durchgeweichte Stück Zeitungspapier ab und warf es vor sich auf den Teller. Sein kleiner Sohn Max quietschte laut. Fröhlich beförderte er einen Löffel Milchreis über den Rand seines Kindergedecks. Mit kindlicher Präzision landete die Ladung auf der Tischdecke. Bongers Stimmung verdüsterte sich. Mit einem Messer versuchte er den Brei von der Decke zu kratzen, während Max vergnügt mit dem Löffel darin herumzustochern begann.

»Meine Güte, kümmere dich doch endlich einmal um die Tischmanieren deines Sohnes.«

»Mmmmh …« Seine Frau murmelte unverständliches, ohne die Lektüre ihrer Vogue zu unterbrechen.

»Ohne Motiv …«, nahm er seinen Gesprächsfaden wieder auf und beendete seine hilflosen Bemühungen, die Breireste zu entfernen.

»Nicht nur erschlagen«, fügte er nach einer Pause hinzu.

»Die ganze Wohnung war voller Blut und die einzelnen Gliedmaßen …«

Der Kopf seiner Frau zuckte hoch.

»Ja, ja … schon gut«, unterbrach sie ihn wütend, »Du solltest nicht in unappetitliche Details ausschweifen. Es interessiert mich überhaupt nicht, wenn so ein Psychopath seine Familie ermordet. Und blutrünstige Beschreibungen des Vorgangs kannst du auch für dich behalten. Das ist einfach nur ekelhaft!«

»Interessiert dich eigentlich überhaupt irgendetwas?« fragte er verstimmt. Jeden Morgen diese Frühstücksstreitereien.

»An dir … schon seit längerer Zeit nichts mehr«, antwortete sie spitz und vertiefte sich wieder in ihre Modezeitschrift.

Keinen Streit, befahl ihm seine innere Stimme. Er verspürte wieder einmal Kopfschmerzen. Das anhaltende Gekreische seines Sohnes Max sorgte auch nicht unbedingt für Linderung.

Er erhob sich und ging zum Fenster. Max verteilte munter Brei auf dem Frühstückstisch, erntete ein halbherziges »Nun hör´ aber auf mit der Schweinerei« von seiner Mutter und krabbelte vom Stuhl, um seinem Vater zu folgen.

Der blickte resigniert durch die Scheiben. Man konnte kaum einen Meter weit sehen.

»Schon wieder dieser verdammte Nebel«, murmelte er. »Ich hasse diese elende Suppe!«

»Hasse Suppe«, echote Max und zerrte seinen Vater energisch am Hosenbein. Bongers atmete tief durch. Manchmal ging ihm dieses Balg wirklich auf die Nerven.

»Geh’ deine Milch trinken!« herrschte er ihn an, etwas lauter als beabsichtigt. Schon plärrte der Kleine los.

»Lass gefälligst deine schlechte Laune nicht an dem Kind aus!« Die schrille Stimme seiner Frau hallte schmerzhaft in seinem Kopf. Oh Gott, sie hatte solch eine unangenehme Stimme! Er fühlte sich benommen. Wie in Watte gepackt. Für Sekunden schloss er die Augen und atmete bewusst ein und aus. Als er die Lider wieder öffnete, bemerkte er eine Bewegung vor dem Fenster.

Da draußen … im Nebel … ging irgendetwas vor. Gebilde schienen sich zu formen, etwas nahm Gestalt an - und zerfloss wieder. Zuerst vermutete er eine Sinnestäuschung. Seine überreizten Nerven spielten ihm einen Streich. Er rieb sich die Augen, doch die tanzenden Schemen verschwanden nicht. Diffuses Licht drang aus dem sich verdichtenden Nebel, der zärtlich das Fensterglas zu betasten schien. Das unwirkliche Leuchten sandte ihm visuelle Reize voll seltsamer Schönheit, die Gefühle des Wohlbehagens in ihm weckten. Der Lichtnebel nahm ihn in seinen Bann, verzauberte ihn – bis eine Hand ihn jäh an der Schulter riss.

»Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede. Und steh’ nicht einfach so da.« Die durchdringende Stimme stach in sein gepeinigtes Gehirn. Er wollte diese Stimme nicht hören, er wünschte, er könne sie abstellen, sie ein für alle Mal ausmerzen, sie zum Schweigen bringen. Er wollte … dieses Licht! Er ersehnte diese Berührung mit dem Nebel, die ihm Frieden versprach. Doch etwas hielt ihn davon ab, in diese stille Welt einzutauchen, jemand zerrte an seiner Schulter und seinen Hosenbeinen.

Er versuchte dieses unangenehme Zerren zu verdrängen, wollte einfach nur hinaus in den sanften Nebel. Hinein in diese wallenden Dunstschleier, die ihm Glückseligkeit verhießen – ihn lockten, ihn magisch anzogen. Gestalten formten sich nun darin. Da war … ein Mann mit einer Axt, der ihm zuwinkte. Ein Anderer mit einer Schrotflinte vollführte eine einladende Geste. Eine Frau mit einem Tablettenröhrchen in der Hand lächelte ihn an und entblößte ihre Brüste. Viele Gesichter erschienen dort im Dunst - alle freundlich, zugewandt. Sie wünschten ihn in ihrer Mitte, denn er gehörte zu ihnen. Nebelschwaden drangen durch die durchlässig gewordene Fensterscheibe ins Innere des Zimmers, umschmeichelten ihn, krochen an seinem Körper empor. Weich und kühl. Sanft spürte er sie auf seiner prickelnden Haut.

Die quälenden Stimmen waren jetzt fast völlig verstummt.

Nur dieses unablässige Ziehen und Zerren erinnerte ihn daran, dass ihn etwas zurückhalten wollte. Ein Ärgernis. Ein letztes Hindernis, das einfach nur beseitigt werden musste.

Der Nebelschwaden hatte nun seine Hand erreicht und formte in ihr ein Gebilde. Es schien ein metallener Gegenstand zu sein, den er fest umschloss. Er verschmolz mit ihm zu einer untrennbaren Einheit aus Körper und Nebel. Es gab ihm Kraft, Fesseln zu lösen, die ihn hier und jetzt noch hielten. Er schwebte. Er tauchte in den Nebel ein …

»Da hat jemand seine Alte und den Sohn abgestochen. Mit einem Marmeladenmesser …« Gerd Radtke sah seine Frau nicht an, während er die Zeitung studierte.

»Ohne jedes Motiv. Und … die Zungen `rausgeschnitten«, fügte er hinzu und gab seiner Tochter, die gerade etwas Milch über die Tischdecke gekleckert hatte, einen gereizten Nackenschlag. Dem kleinen Mädchen traten Tränen in die Augen. Seine Frau bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick und nahm ihr Kind tröstend in den Arm.

»Verwöhn’ die Göre nicht so«, schnaufte Radtke missbilligend. »Sonst wird sie so nachlässig wie ihre schlampige Mutter!« Er wälzte seinen fetten Körper in eine bequemere Sitzposition und kratzte sich umständlich unter einer Achselhöhle. Dann wandte er sich wieder seiner Lektüre zu.

»Abstechen hat ihm wohl nicht gereicht …«

Das kleine Mädchen blickte verängstigt aus dem Augenwinkel zu ihm herüber. Seine Frau erhob sich schweigend, strich ihrer Tochter liebevoll über das Haar und ging zum Fenster.

»Es sieht nach Nebel aus«, murmelte sie versonnen nach einem Blick durch die Scheiben. Fast zärtlich berührte sie das Bügeleisen neben ihr auf dem Bügeltisch …

Sabine Völkel – Puppenmutter

Manchmal überfällt mich die Angst. Meist kommt sie plötzlich und die Auslöser sind so nichtssagend, dass das Aufzählen nicht lohnt. Ich weiß, dass es nicht nur mir allein so geht, das beruhigt und verunsichert mich zugleich. Wenn zwei verschiedene Menschen dieselbe Nichtigkeit beängstigend finden, muss dann nicht tatsächlich ein Schrecken darin liegen?

Da war die Sache mit dem Puppenkopf. Ein Nachbarskind, ein kleines Mädchen, das bei mir gespielt hatte, hatte ihn vergessen. Es war ein seltsames Mädchen, was Puppen anbetraf. Diese hielten bei ihr nie länger als eine Woche, dann lagen sie schmutzig, verstümmelt, verbrannt in einer Ecke und warteten auf das Begräbnis im Mülleimer. Dabei schien sie nichts gegen Puppen zu haben, denn zu jeder Gelegenheit wünschte sie sich welche. Ich höre sie noch zu ihrer Mutter sagen: »Viele Puppen, Mama, sie müssen nicht schön sein, aber viele Puppen.«

Sie hatte ja auch einen ungewöhnlich hohen Verschleiß.

Bei mir hatte sie an diesem Tag »Puppenköpfen« gespielt. Ich habe mir nie viel Gedanken um die verschiedenen Arten von Puppen gemacht, aber als sie sie zu mir herüberbrachte, war es noch eine niedliche, rosige Babypuppe. Es ist sicher für Kinder nicht normal, ihre Puppen so zu behandeln, aber das Mädchen tat alles geschickt und mit sicherer Hand, was auf lange Übung schließen ließ. Ich beobachtete sie heimlich dabei, während ich tat, als ob ich läse:

Zunächst entkleidete sie die Puppe, legte die Kleider ordentlich zusammen und steckte sie in eine Tüte. Sie hatte sich einen kleinen Plastikkoffer mitgebracht, den sie jetzt öffnete. Darin befand sich ein buntes Sammelsurium von Folterwerkzeugen wie Scheren, Messer, Zange, Schraubenzieher, Feuerzeug und Ähnliches, alles klein und für die kindliche Hand wie geschaffen. Es ist keineswegs unmöglich für kleine Kinder, an so etwas zu gelangen, auch wenn Eltern das immer wieder gerne glauben.

 

Mit diesen Werkzeugen begann sie die Puppe zu bearbeiten. Es war eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung und welch fast künstlerischem Geschick die Arbeit vonstatten ging. Die Füße zerquetschte sie langsam mit der Zange, ebenso wie die Unterschenkel, und es bereitete ihr scheinbar einen fast sinnlichen Genuss, sich vorzustellen, was für Qualen die Puppe dabei zu leiden hatte, denn sie redete auch mit ihr und ihre Stimme klang unglaublich zufrieden.

»Schrei nur. Was glaubst du, wer dich hört? Du kannst ja gar nicht schreien. Deine Lippen, deine Zunge sind aus Plastik, nur aus Plastik. Du bist mir ausgeliefert. Du bist ein Biest und das weißt du. Alle verleitest du dazu, dich niedlich zu finden, dich zu verhätscheln. Aber in mir hast du deinen Meister gefunden, ich habe dich besiegt. Schrei nur - ich hör dich schon und es macht mir Spaß.«

Dabei schnitt sie der Puppe nacheinander die Finger ab. Mit dem Schraubenzieher bohrte sie ihr Löcher in den Leib und machte dann die Puppe dafür verantwortlich, dass deren unsichtbares Blut den Teppich verschmutzte. Mir machte das nichts aus, es sind schon genug rote Flecken von umgestoßenen Weingläsern und Ähnlichem darin.

Später konnte ich einem besonders exzellenten Schauspiel beiwohnen. Dieses Mädchen war wahrlich eine Künstlerin. Mit dem Messer fuhr sie in gleitenden Bewegungen gemächlich hin und her und zersägte so langsam aber stetig den Hals der Puppe. Dabei aber hatte sie ihre andere Hand unter den Körper der Puppe gelegt und bewegte diese so geschickt, dass es wirkte, als winde sich die Puppe in tödlichen Krämpfen. Es war erstaunlich, faszinierend, bewundernswert. Das Gesicht des Mädchens verzog sich dabei immer mehr zu einer Grimasse, und sie flüsterte Sätze vor sich hin, von denen ich leider nur Bruchteile mitbekam.

»Ja, schrei nur, winde dich nur. Stärker! Lauter! Gib nicht auf, das ist langweilig ...«

Im gleichen Moment, wo der Kopf der Puppe zur Seite rollte, erschlaffte deren ganzer Körper. Erschöpft aber befriedigt zog das Mädchen seine Hände zurück, rieb sie am Teppich, um das Blut zu entfernen, nehme ich an. Aber die Arbeit war noch nicht beendet. Sie nahm sich den Kopf der Puppe vor, schor ihr die Haare, so dass eine seltsam abstrakte Frisur dabei zustande kam, rupfte ihr die Wimpern aus und verdrehte die Glaskugel des einen Auges, dass es wie blind wirkte. Kurz, sie entstellte die Puppe auf das Abscheulichste.

Sie packte ihre Folterinstrumente in den Koffer, den zerstümmelten Körper und die Tüte mit den Kleidern ebenfalls und verschloss ihn sorgfältig. Dann hob sie den Kopf und sah mich an, ein freundliches Lächeln auf den Lippen, das fast ein wenig stolz war.

Als die Mutter sie später abholte, wurde ich gefragt, ob die Kleine denn schön mit ihrer neuen Puppe gespielt habe.

»Ja«, sagte ich, »sie ist eine reizende Puppenmutter.«

Der Kopf dieser misshandelten Babypuppe lag immer noch auf dem Boden, als ich zwei Tage später von einem ehemaligen Schulkameraden besucht wurde. Er hatte sich im Laufe der Zeit zu einem konservativen, angesehenen Geschäftsmann entwickelt, soviel zu seiner Beschreibung. Jedenfalls bückte er sich, kaum, dass er das Wohnzimmer betreten hatte, und hob etwas auf. Er drehte den Puppenkopf in den Händen, betrachtete ihn eingehend und sagte dann fassungslos und mit hörbarem Entsetzen: »Was ist denn das? Das ist ja ... scheußlich ... abstoßend ...«

»Das gehört einem Nachbarskind«, antwortete ich so ruhig wie möglich, bemüht, mir mein Erschrecken nicht anmerken zu lassen, »einem kleinen Mädchen. Es kommt manchmal herüber und spielt mit ihren Puppen.«

»Empfindest du solche Spiele«, angewidert legte er den Kopf auf einem Tisch, »nicht als etwas abnorm? Du solltest das Kind daran hindern.«

»Ach, weißt du, Kinder«, sagte ich und wechselte hastig das Thema.

Das war wieder einer dieser Momente, in denen mich diese Angst berührt hatte. Aber ich glaube, das Schreckliche an diesem Puppenkopf war für beide verschieden gewesen.

Ich muss sagen, das kleine Mädchen hatte mit dem Puppenkopf ein wirkliches Kunstwerk geschaffen. Sie hatte schnell gelernt und konnte mit den Werkzeugen, die ich ihr geschenkt hatte, gut umgehen. Ich war nicht über diese herrliche Arbeit erschrocken, sondern über etwas ganz anderes.

Eine Sekunde lang hatte ich nämlich, als ich den Kopf in seinen Händen gesehen hatte, befürchtet, ich hätte die Spuren von gestern Abend nicht genügend beseitigt, als ich mir eine Puppe geholt hatte von einem der näher gelegenen Spielplätze, eine von denen, die schreien und sich wehren und die die roten Flecken auf meinem Teppich machen.

Meine wirkliche Angst aber ist immer, unter den vielen Puppen könnte auch eine sein, die eigentlich eine liebe Puppenmutter ist, so wie meine kleine Schülerin aus dem Nebenhaus.

Anja Slauf – Aus dem Schatten

Meine Schritte sind vorsichtig. Der Boden ist von trockenem Laub bedeckt und ich habe nicht vor, durch verräterische Geräusche auf mich aufmerksam zu machen. Langsam schleiche ich näher.

Da bist du. Deutlich zu erkennen trotz des spärlichen Lichts, das dich erhellt. Du bist alleine. Obwohl du dich vollkommen unbeachtet fühlst, ist jede deiner Bewegungen voller Grazie. Deine Lippen bewegen sich, höchstwahrscheinlich führst du mal wieder Selbstgespräche.

Ich lächle und mache einen weiteren Schritt auf dich zu. Immer wieder wirfst du einen Blick auf die Uhr, dann wendest du dich der Stange zu, die seit einigen Monaten dein Wohnzimmer ziert. Für viele ist es eine Trendsportart, für andere ein Weg, sich zu profilieren. Für dich jedoch scheint es so viel mehr zu sein. Jede deiner Bewegungen wirkt perfekt und es ist mir unmöglich, meine Augen auch nur für Sekunden von dir abzuwenden.

Nur leise dringt die Musik an meine Ohren. Dein Lächeln wirkt entrückt, als wärst du in deine eigene Welt abgedriftet, eine Welt, die andere oftmals als ein wenig seltsam empfinden. Doch dich stört das nicht und mir gefällt diese Selbstverständlichkeit, mit der du deine kleinen Eigenarten lebst.

Wieder mache ich einen Schritt näher. Meine Fingerspitzen legen sich auf die Barriere zwischen uns. Das Fensterglas ist kalt und ein sanftes Schaudern durchfährt mich. Du siehst mich nicht. Wie immer ist das Licht auf deiner Veranda kaputt, und ich verschwinde nahezu zwischen den Schatten der Bäume und der einbrechenden Dunkelheit. Das perfekte Versteck.

Wieder wirfst du einen Blick auf die Uhr. Du lässt von der Stange ab und beginnst stattdessen, dich zu dehnen. Während der letzten Wochen hast du große Fortschritte gemacht und ich sehe dir die Freude daran an. Der menschliche Körper ist mehr als nur faszinierend. Und immer wieder schielst du zur Uhr.

Ein oder zwei Minuten lang werde ich dir noch zusehen. Maximal fünf. Länger wirklich nicht. Ich starre dich an, nehme jedes noch so kleine Detail deiner Präsenz in mir auf. Viel zu früh werden diese unbemerkten Augenblicke wieder vorüber sein. Ein tiefes Durchatmen und ich löse meine Finger von der Scheibe.

Kaum hörbar knistern die Blätter unter meinen Schuhsohlen. Langsam nähern sich meine Schritte deiner Haustüre. Meine Hand hebt sich und ich klopfe.

Ich höre wie du aufspringst und zur Tür läufst. Stürmisch reißt du sie auf. Ein Strahlen liegt auf deinem Gesicht, als du mich mit einer Umarmung begrüßt. Du bist es gewohnt, dass ich mich verspäte und ich werde mich hüten, dir den Grund dafür zu verraten.

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