Apologie des Sokrates

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Apologie des Sokrates
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Apologie des Sokrates

Platon

Inhaltsverzeichnis

Des Sokrates Verteidigung

Apologie

Inhalt

A. Die Verteidigungsrede I. Einleitung

1. Begründung und Kriterium der Verteidigungsweise

II. Die alten Ankläger

2. Ursprung und Gefährlichkeit der Verleumdung

3.a. Sokrates, der übermenschliche Weise

3.b. Sokrates, der Menschenerzieher

4.a. Der Orakelspruch von der Weisheit des Sokrates

4.b. Prüfung des Orakels an den Staatsmännern

4.c. Prüfung des Orakels an den Dichtern

4.d. Prüfung des Orakels an den Handwerkern

4.e. Folge der Prüfung: Anschein der Weisheit und Anschein der Jugendverführung

III. Die Anklage des Meletos

5. Der Inhalt der Klage des Meletos

6.a. Erweis der Inkompetenz des Meletos

6.b. Erweis der Inkonsequenz des Meletos

6.c. Die These der Gottlosigkeit des Sokrates

6.d. Ungereimtheit des Vorwurfs der Gottlosigkeit

IV. Die Lebensführung des Sokrates

7. Die Lebensführung des Sokrates. Rechtfertigung ihrer Art und Gefährlichkeit

8. Ihre Notwendigkeit

9. Ihr Nutzen für die Athener

10. Warum sich Sokrates von den Staatsgeschäften zurückhält. Das Daimonion.

11. Bewährung der Haltung des Sokrates im Staat

12. Sokrates ohne Lehre und ohne Schüler

13. Ergebenheit seiner Anhänger

V. Schluß

14. Rechtfertigung des ungewöhnlichen Verhaltens vor Gericht

15. Pflicht der Richter

B. Die Rede nach der Verkündigung des Strafmaßes

16. Sokrates und das Urteil

17. Gegenschätzung des Sokrates

18. Begründung der Schätzung

19. Unmöglichkeit für Sokrates, seine Lebensform aufzugeben

20. Erneute Schätzung

C. Die Rede nach der Verurteilung

21. Urteil des Sokrates über den Prozeß

22. Weissagung an die Verurteilenden

23.a. Das Ausbleiben des Daimonion und seine Bedeutung

23.b. Hoffnungen für den Tod

23.c. Schlußworte an die Richter

Platon

Des Sokrates Verteidigung
Apologie

(Apologia Sôkratous)

(395-390 v. Chr.)

Inhalt

 A. Die VerteidigungsredeI. EinleitungII. Die alten AnklägerIII. Die Anklage des MeletosIV. Die Lebensführung des SokratesV. Schluß

  B. Die Rede nach der Verkündigung des Strafmaßes

  C. Die Rede nach der Verurteilung

A. Die Verteidigungsrede
I. Einleitung
1. Begründung und Kriterium der Verteidigungsweise

Was wohl euch, ihr Athener, meine Ankläger angetan haben, weiß ich nicht: ich meinesteils aber hätte ja selbst beinahe über sie meiner selbst vergessen; so überredend haben sie gesprochen. Wiewohl – Wahres, daß ich das Wort heraussage, haben sie gar nichts gesagt. Am meisten aber habe ich eins von ihnen bewundert unter dem Vielen, was sie gelogen, dieses, wo sie sagten, ihr müßtet euch wohl hüten, daß ihr nicht von mir getäuscht würdet, als der ich gar gewaltig wäre im Reden. Denn daß sie sich nicht schämen, sogleich von mir widerlegt zu werden durch die Tat, wenn ich mich nun auch im geringsten nicht gewaltig zeige im Reden, dieses dünkte mich ihr Unverschämtestes zu sein; wofern diese nicht etwa den gewaltig im Reden nennen, der die Wahrheit redet. Denn wenn sie dies meinen, möchte ich mich wohl dazu bekennen, ein Redner zu sein, der sich nicht mit ihnen vergleicht. Diese nämlich, wie ich behaupte, haben gar nichts Wahres geredet; ihr aber sollt von mir die ganze Wahrheit hören. Jedoch, ihr Athener, beim Zeus, keineswegs Reden aus zierlich erlesenen Worten gefällig zusammengeschmückt und aufgeputzt, wie dieser ihre waren, sondern ganz schlicht werdet ihr mich reden hören in ungewählten Worten. Denn ich glaube, was ich sage, ist gerecht, und niemand unter euch erwarte noch sonst etwas! Auch würde es sich ja schlecht ziemen, ihr Männer, in solchem Alter gleich einem Knaben, der Reden ausarbeitet, vor euch hinzutreten. Indes bitte ich euch darum auch noch recht sehr, ihr Athener, und bedinge es mir aus, wenn ihr mich hört mit ähnlichen Reden meine Verteidigung führen, wie ich gewohnt bin, auch auf dem Markt zu reden bei den Wechslertischen, wo die meisten unter euch mich gehört haben, und anderwärts, – daß ihr euch nicht verwundert noch mir Getümmel erregt deshalb! Denn so verhält sich die Sache: Jetzt zum erstenmal trete ich vor Gericht, da ich über siebzig Jahr alt bin: ganz ordentlich also bin ich ein Fremdling in der hier üblichen Art zu reden. So wie ihr nun, wenn ich wirklich ein Fremder wäre, mir es nachsehen würdet, daß ich in jener Mundart und Weise redete, worin ich erzogen worden, ebenso erbitte ich mir auch nun dieses Billige, wie mich dünkt, von euch, daß ihr nämlich die Art zu reden übersehet – vielleicht ist sie schlechter, vielleicht auch wohl gar besser – und nur dies erwägt und Acht darauf habt, ob das recht ist oder nicht, was ich sage. Denn dies ist des Richters Tüchtigkeit, – des Redners aber, die Wahrheit zu reden.

II. Die alten Ankläger
2. Ursprung und Gefährlichkeit der Verleumdung

Zuerst nun, ihr Athener, muß ich mich wohl verteidigen gegen das, dessen ich zuerst fälschlich angeklagt bin, und gegen meine ersten Ankläger, und hernach gegen der späteren Späteres. Denn viele Ankläger habe ich längst bei euch gehabt und schon vor vielen Jahren, und die nichts Wahres sagten, welche ich mehr fürchte als den Anytos, obgleich auch der furchtbar ist. Allein jene sind furchtbarer, ihr Männer, welche viele von euch schon als Kinder an sich gelockt und überredet, mich aber ohne Grund beschuldigt haben, als gäbe es einen Sokrates, einen weisen Mann, der den Dingen am Himmel nachgrüble und auch das Unterirdische alles erforscht habe und Unrecht zu Recht mache. Diese, ihr Athener, welche solche Gerüchte verbreitet haben, sind meine furchtbaren Ankläger. Denn die Hörer meinen gar leicht, wer solche Dinge untersuche, glaube auch nicht einmal Götter. Ferner sind auch dieser Ankläger viele, und viele Zeit hindurch haben sie mich verklagt und in dem Alter zu euch geredet, wo ihr wohl sehr leicht glauben mußtet, weil ihr Kinder wäret, einige von euch wohl auch Knaben, und offenbar an leerer Stätte klagten sie, wo sich keiner verteidigte. Das Übelste aber ist, daß man nicht einmal ihre Namen wissen und angeben kann, außer etwa, wenn ein Komödienschreiber darunter ist. Die übrigen aber, welche euch gehässig und verleumderisch aufgeredet, und auch die selbst nur überredet andre Überredenden, – diesen allen stehe ich ganz ratlos gegenüber: Denn weder hierher zur Stelle bringen noch ausfragen kann ich irgend einen von ihnen: sondern muß ordentlich wie mit Schatten kämpfen in meiner Verteidigung und ausfragen, ohne daß einer antwortet. Nehmet also auch ihr an, wie ich sage, daß ich zweierlei Ankläger gehabt habe: die einen, die mich eben erst verklagt haben, die andern, die von ehedem, die ich meine; und glaubet, daß ich mich gegen diese zuerst verteidigen muß! Denn auch ihr habt jenen, als sie klagten, zuerst Gehör gegeben, und weit mehr als diesen späteren. Wohl! Verteidigen muß ich mich also, ihr Athener, und den Versuch machen, eine angeschuldigte Meinung, die ihr seit langer Zeit hegt, euch in so sehr kurzer Zeit zu benehmen. Ich wünschte nun zwar wohl, daß dieses so erfolgte, wenn es so besser ist für euch sowohl als für mich, und daß ich etwas gewönne durch meine Verteidigung. Ich glaube aber, dieses ist schwer, und keineswegs entgeht mir, wie es damit steht. Doch dieses gehe nun, wie es Gott genehm ist; mir gebührt, dem Gesetz zu gehorchen und mich zu verteidigen.

 

3.a. Sokrates, der übermenschliche Weise

Rufen wir uns also zurück von Anfang her, was für eine Anschuldigung es doch ist, aus welcher mein übler Ruf entstanden ist, worauf auch Meletos bauend diese Klage gegen mich eingegeben hat. Wohl! Mit was für Reden also verleumdeten mich meine Verleumder? Als wären sie ordentliche Kläger, so muß ich ihre beschworene Klage ablesen: »Sokrates frevelt und treibt Torheit, indem er unterirdische und himmlische Dinge untersucht und Unrecht zu Recht macht und dies auch andere lehrt.« Solcherlei ist sie etwa; denn solcherlei habt ihr selbst gesehen in des Aristophanes Komödie, wo ein Sokrates vorgestellt wird, der sich rühmt, in der Luft zu gehen, und viel andere Albernheiten vorbringt, wovon ich weder viel noch wenig verstehe. Und nicht sage ich dies, um eine solche Wissenschaft zu schmähen, dafern jemand in diesen Dingen weise ist, – möchte ich mich doch nicht solcher Anklagen von Meletos zu erwehren haben! – sondern nur, ihr Athener, weil ich eben an diesen Dingen keinen Teil habe. Und zu Zeugen rufe ich einen großen Teil von euch selbst und fordere euch auf, einander zu berichten und zu erzählen, so viele eurer jemals mich reden gehört haben. Deren aber gibt es viele unter euch. So erzählt euch nun, ob jemals einer unter euch mich viel oder wenig über dergleichen Dinge hat reden gehört! Und hieraus könnt ihr ersehen, daß es ebenso auch mit allem übrigen steht, was die Leute von mir sagen.

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