Die Sternenreiter und das Geheimnis der Feenkreise

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Die Sternenreiter und das Geheimnis der Feenkreise
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Peter Kerry

Die Sternenreiter und das Geheimnis der Feenkreise

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Die Kinder

Der Klassenausflug

Albert Krumbein

Bruder Albertus

Die Zusammenkunft

Die Schüler

Das Training beginnt

Die Botschaft

Der Aufbruch

Ein nahes Ende

Volpes Tingi

Böse Nachricht, gute Nachricht

Jagdübung

Der große Berg

Das Flusstal der Kürbisse

Die Geröllwüste

Der Canyon

Die Inselberge

Der Weg zum Gebirge

Überraschende Begegnung

Der Ort der vielen Wasser

Abschied von den Buschmännern

Das Tal der Feenkreise

Die große Schlacht

Überraschung im Museum

Unter dem Firmament

Impressum neobooks

Prolog

Ich stehe barfuß auf Wüstensand, hohe Dünengebirge zu beiden Seiten. Die Sonne brennt erbarmungslos und grell vom wolkenlosen Himmel. Aus der Ferne vor mir nähert sich mit Donnergrollen eine schwarze Wolke. Ein Schaudern durchfährt mich. Fast hat mich die schwarze Wolkenwand erreicht. Sie fährt über mich, unter mich, hinter mich, zu meinen Seiten. Ich presse mir die Hände auf die Ohren, doch der gnadenlose Lärm zwingt mich auf die Knie. Unverhofft ist alles still. Ich lasse meine Ohren wieder los. Alles ist schwarz um mich. Plötzlich schießt aus dem Dunkel eine brennende Teufelsfratze mit tiefem Brüllen auf mich zu. Ich schreie vor panischer Angst.

„Peter...Peter...was hast du denn?“ hört er eine sanfte Frauenstimme fragen. Sie zieht seine Bettdecke bei Seite. Er liegt zusammengekauert verängstigt da, erblickt die Augen seiner Mutter, schnellt zu ihr hoch, um sich an ihr festzuklammern.

„Oh Mami, …“ und er erzählt ihr, was er gerade erlebt hat.

„ Ach Peter, du brauchst keine Angst zu haben. Das war nur ein böser Albtraum. Nichts von dem ist passiert und wird auch nie passieren. Schlaf ruhig weiter. Dein Vater und ich sind ja nebenan.“ Sie streicht ihm sanft mit ihrer Hand durchs Haar. Er legt sich zurück auf das Bett. Sie gibt ihm einen Gute-Nacht-Kuss und verlässt sein Zimmer.

Die Kinder

Es war ein heißer Sommertag kurz vor den Schulferien im Jahr 1978. Wie so oft spielten die Kinder auf dem weiten Hügel nahe ihrer Häuser, sobald sie ihre Hausaufgaben erledigt hatten.

Peter, mit seinen braunen Haaren und tiefblauen Augen, war für sein Alter von normaler Größe, nicht kräftig, nicht schmächtig. Immer zu einem Streich bereit, war er meist nett zu allen Leuten. Nur einmal hatte ihm seine Mutter den Hintern versohlt, als er und John in einer Kuhle an einem Hang ein Feuerchen machen wollten und nicht bemerkten, dass darüber ein kleiner Baum wuchs. Nun, nach dem Brand war von dem Bäumchen nicht mehr viel übrig. Sie hatten das Feuer gerade noch in den Griff bekommen und gelöscht, bevor Schlimmeres passieren konnte.

John, rothaarig mit Sommersprossen und smaragdgrünen Augen, war einen halben Kopf kleiner als Peter. "Johann!", so rief ihn seine Mutter, wenn sie mit ihm böse war, bekam von ihr einen ordentlichen Einlauf. So bald machten die zwei, die sich schon aus dem Kindergarten kannten, kein Feuer mehr. Das war nun schon zwei Jahre her.

Tom, eigentlich Thomas, aber auch er wollte wie John nicht bei seinem vollen Namen genannt werden, war erst vor einem Jahr mit seinen Eltern nach Offenbach am Main gezogen. Seine Familie lebte bis dahin sechs Jahre in Botswana, wo sein Vater für eine Baufirma als Ingenieur gearbeitet hatte. Mit seinem blonden Haar und seinen hellblauen Augen war Tom kaum größer als Peter, aber durchtrainiert und irgendwie immer braun gebrannt. Das hatte sich von Afrika in der Haut festgesetzt, glaubten die Anderen. Diesen Sommer sollten die drei Jungs ihren zehnten Geburtstag feiern.

Als Tom in dieselbe Klasse wie Peter und John kam, hatten sie sich auf Anhieb verstanden und als dritten im Bund ihrer Freundschaft aufgenommen. Einerseits teilten sie ihr Fabel für die Musik der Beatles, ein Grund mehr, weshalb John nicht Johann, sondern wie eines seiner großen Vorbilder genannt werden wollte. Andererseits wurden sie nie müde, Ritter zu spielen. Die anderen Kinder auf dem Hügel hatten meist nach spätestens einer Stunde genug davon, die drei hätten dagegen das Abendessen verpasst, hätten ihre Mütter sie nicht immer wieder mit lauten Rufen daran erinnert.

Heute war es anders.

Peter hatte die Verteidigung der Burg übernommen. Eigentlich war das nur eine winzige Anhöhe auf dem Hügel, auf der sie eine selbstgemachte Flagge postiert hatten, auf der sich ein goldener Stern auf tiefblauem Grund befand. John und Tom führten den Angriff auf die Burg, um die Sternenflagge zu erobern. Peter übernahm die Verteidigung.

"Kommt heraus, Sir Peter", rief Tom, "ihr habt ohnehin keine Chance gegen unsere überlegenen Truppen."

"Niemals werde ich mich euch feigen Wichten ergeben", antwortete Peter.

"So soll es eben euer letzter Tag auf Erden sein", rief John und alle schwangen ihre selbstgebastelten Holzschwerter und rannten brüllend aufeinander zu. Wie immer war es ein großes Getöse, wenn sie, wilde Flüche ausstoßend, umhersprangen und die Holzschwerter aufeinander krachen ließen. Bis auf ein paar blaue Flecken war aber nie etwas Schlimmeres passiert.

John hielt inne und rief, "Peter, Tom, seht mal wie sich die Wolken zusammenziehen."

"Das wird aber sehr dunkel", meinte Tom.

"Unheimlich", fügte Peter hinzu, "scheint ein ziemliches Unwetter zu kommen."

Kaum ausgesprochen, goss es wie aus Eimern, Blitze zuckten und Donner grollte gewaltig. Von der Sonne war nichts mehr zu sehen und der heftige Wind hatte sie mit dem Regen in Sekunden komplett durchnässt.

"Wir sollten besser schleunigst ein Dach über den Kopf bekommen", rief Peter.

"Kommt schnell mit zu mir, ich wohne am nächsten", antwortete Tom.

Schon rannten sie, so schnell es in diesem Sturm ging, zu Toms Elternhaus direkt unterhalb des großen Hügels.

Toms Mutter wartete bereits an der Tür. "Oh, wie seht ihr denn aus", stieß es aus ihr hervor, "zieht bloß die nassen Sachen aus, ich hol euch Handtücher."

Noch in der Diele ließen die drei alle Kleidung fallen, die Diele schwamm vor Wasser. Schon kam Toms Mutter mit den Handtüchern und sagte noch immer aufgeregt, "kommt, kommt, ins Wohnzimmer und trocknet euch ab. Ich mache euch gleich eine heiße Schokolade und rufe eure Eltern an, damit sie wissen, dass ihr hier gut angekommen seid."

Draußen war es so finster geworden, dass im Haus die Lichter angemacht werden mussten. Was keiner von ihnen wusste, die drei Jungen wurden seit Stunden beobachtet. Zwei dunkle Gestalten, gekleidet in schwarzen gewachsten Mänteln, die bis zum Boden reichten, und mit großkrempigen schwarzen gewachsten Hüten, hatten den ganzen Tag im Dickicht am oberen Rand des Hügels gesessen und gewartet. Immer wieder hatten sie miteinander mit düsteren Stimmen geflüstert und die spielenden Kinder beobachtet. Doch besonders aufmerksam wurden sie, als Peter, Tom und John mit ihrer Flagge auf den Hügel kamen.

Nun standen die beiden von Regen und Sturm unbeeindruckt noch immer in ihrem Versteck und beobachteten die drei Jungen durch das Wohnzimmerfenster, wie sie da mit ihrer heißen Schokolade in Handtücher gehüllt auf dem Sofa saßen und von Toms Mutter umsorgt wurden.

Die Eltern von Peter und John hatten den beiden erlaubt, bei Tom zu übernachten. Zwar wohnten beide nur ein paar Häuser entfernt, doch das Unwetter war inzwischen so stark geworden, dass sich nicht mal mehr die Katzen raus trauten.

 

Der Gewittersturm dauerte noch die ganze Nacht an. Danach sollte sich für die Kinder alles ändern.

Der Klassenausflug

Am nächsten Morgen hatte die Sonne wieder über die Wolken gesiegt und brannte auf die Erde. Für alle war es in dieser lärmenden Nacht spät geworden. Nun war es zu spät für Peter und John, nach Hause zu gehen und sich neue Sachen zum anziehen zu holen. Ihre Kleidung war ja von dem Unwetter quasi wie frisch gewaschen.

Die Zeit drängte, es waren nur noch 10 Minuten bis der Bus an der Schule abfahren sollte, um die Kinder zum Museum zu fahren, wo eine Wanderausstellung über irgendetwas Historisches zu Gast war. Peter und Tom langweilte so was, das war mehr das Gebiet von John, der sich schon immer für Geschichte, aber auch Sagen und Mythen interessierte.

Bewaffnet mit Butterbroten und Orangensafttüten, die Ihnen Toms Mutter in aller Eile noch in die Hände gedrückt hatte, fuhr Toms Vater die drei zur Schule. Ihre Klassenlehrerin stand ganz aufgeregt an der Bus-Tür. Toms Vater musste sich tausendmal für die Verspätung entschuldigen. Unterdessen stahlen sich Peter, John und Tom an ihr vorbei in den Bus und suchten sich ihre Plätze inmitten der aufgeregten Kinder aus ihrer eigenen und ihrer Parallel-Klasse, die redeten, schrien, sich balgten. Es war eben mal was besonderes, einen Tagesausflug zu machen, auch wenn es in ein langweiliges Museum ging. Immer noch besser als in der noch langweiligeren Schule sitzen zu müssen.

Kaum am Museum angekommen, drängten die Kinder in großem Tumult aus dem Bus. Die beiden Klassenlehrerinnen hatten ihre liebe Mühe, die Ordnung her zu stellen. Dann ging es durch Ausstellungsraum zu Ausstellungsraum, in jedem Kleidungsstücke, Haushaltsgegenstände und Handwerkzeug aus allen Jahrhunderten.

Peter und Tom waren schon im zweiten Museumsraum angeödet, John war hingegen hellauf begeistert über diese geschichtsträchtigen Dinge, „ was mochten die erzählen können, könnten die reden“ dachte er bei sich.

„Oh ist das langweilig“ sagte Peter mit einem ordentlichen Gähnen.

„Aber echt! Keine einzige Waffe“ fügte Tom gelangweilt hinzu.

„Aber seht doch nur all die tollen Sachen, hier der Waschzuber und da der königliche Toilettenstuhl aus dem Mittelalter" erwiderte John ganz aufgeregt.

„Na toll“ meinte Tom, „dann weiß ich ja, wo ich gleich aufs Klo gehen kann.“

Alle drei kicherten, ihre Lehrerin stand in ihrer Nähe und schaute mit strafendem Blick auf sie herab, sie musste Toms Worte wohl gehört haben.

„Also mir wird das hier zu viel“ sagte Peter, „verschwinden wir doch heimlich und sehen uns selbst nach Waffen um, irgendwo muss es hier doch welche geben, das ist schließlich ein Museum.“

Tom war sofort dabei, John mussten sie erst dreimal in die Seite knuffen, bis er zustimmte.

In dem Getümmel von Kindern war es ein Leichtes für die drei, sich unbemerkt davon zu stehlen. Sie schlichen durch Raum für Raum, immer auf der Hut, nicht von einem Museumswärter aufgegriffen zu werden oder gar in die Fänge ihrer Lehrerin zu geraten. Doch die ach so langweilige Ausstellung schien sich tatsächlich durch den gesamten riesigen Museumskomplex zu ziehen.

Sie entfernten sich immer weiter von den anderen Kindern. Als sie alles durchkämmt hatten, blieb nur noch der Keller. Auch hier waren nicht die so sehnlichst von den dreien erhofften Waffen zu finden.

Im letzten Raum des Kellers angekommen versperrte ihnen am anderen Ende eine Kette den Weg, an der ein Schild mit der Aufschrift „Zutritt verboten – nur für Museumspersonal“ hing.

„Das war es dann wohl“ seufzte Tom, „nichts mit Waffen.“

„So ein Mist“ sagte Peter enttäuscht, „aber so lange unsere Lehrerin nichts gemerkt hat, hat es sich ja doch ein bisschen gelohnt.“

Unterdessen hatte John auch alle Exponate in diesem Raum ausgiebig studiert und war vor dem verbotenen Durchgang angekommen, der zum Museumsarchiv führte.

„Hey, kommt schnell her“ rief er Peter und Tom zu, „hier links neben dem gesperrten Durchgang ist noch ein Raum, in den man rein kann.“

Peter und Tom waren blitzartig bei John. Den Eingang zu diesem Raum konnte man nur sehen, wenn man direkt vor dem Verbotsschild angelangt war. Nun standen sie da vor diesem allerletzten Ausstellungsraum des Museums. Nur das Flackern von ein paar Kerzen entlang der Wände dieses Raumes war sichtbar. Was sich darin befand, konnten die drei nur raten. Es war eine gruselige Atmosphäre und sie bekamen eine Gänsehaut bei dem Gedanken, in diesen Raum zu gehen.

„Seht mal“ flüsterte Peter, „da über dem Eingang steht „Albert Krumbein Sammlung“. Wer ist denn Albert Krumbein?“

John und Tom gaben nur ein einiges Achselzucken zur Antwort.

Vorsichtig gingen die drei eng aneinandergedrückt in den Raum. Peter und Tom schoben John nach vorne zu ihrer Mitte. „Du bist doch der Geschichtsexperte“ flüsterte Tom.

Da standen sie nun in der Mitte des Raumes, ihre Augen weit aufgerissen vor angespannter Erregung. Vor ihnen auf einem kleinen Podest lag aufgeschlagen ein altes dickes Buch mit Schriftzeichen, die wunderschön verziert waren. Zwischen dem Text waren wundervolle farbige Zeichnungen von Reiterkämpfen. Entlang der Wand hinter dem Podest war ein Tisch postiert, auf dem mit den Klingenspitzen nach unten drei prachtvolle Kurzschwerter im schwachen Kerzenschein erstrahlten. Aufgeregt näherten Sie sich den so lange gesuchten Waffen, die in einem Stil ähnlich römischer Kurzschwerter gearbeitet waren. Diese mussten aber jünger sein.

„Das muss Damaszener-Stahl sein, so wie die Klingen glänzen“ sagte John mit einem Ton des Wissens, „und die Griffe sind aus Gold. Aber diese riesigen Steine an den Griffenden sind bestimmt aus Glas. Edelsteine in so einer Größe gibt es kaum und die hätte man bestimmt nicht auf Schwertgriffe montiert.“

„Wie recht du hast, mein Junge“ kam eine tiefe, gebietende aber sanfte Stimme aus einer dunklen Ecke des Raumes.

Albert Krumbein

Mit einem lauten Schrei fuhren Peter, Tom und John herum.

„Wer ist da?“ fragte Peter mit ängstlicher Stimme.

Eine Gestalt in einer tiefschwarzen Mönchskutte, die alles Licht zu verschlingen schien, trat einige Schritte aus dem Dunkel auf sie zu und streifte die Kapuze vom Kopf. Die drei schauten in die Augen eines alten weißhaarigen Mannes mit langem Vollbart und den Furchen vieler Jahre im Gesicht.

„Albert Krumbein nennt man mich, meine Freunde“ sprach er und seine Mundwinkel formten sich zusammen mit seinen Augen zu einem freudigen Lächeln als er die drei Jungs musterte. Peter, John und Tom waren sofort von der Aura dieses alten Mannes gefangen.

„Was machen sie hier?“ fragte Tom.

„Das, mein lieber Junge“ antwortete der alte Mann, „müsste ich eigentlich euch fragen. Schließlich seid ihr die ersten, die sich in diesen Raum verirrt haben, um sich meine Sammlung anzusehen.“

„Groß ist die ja auch nicht gerade“ merkte Peter an.

„Und dann auch noch nachgemachte Schwerter mit Glassteinen“ fügte John hinzu.

„Die Größe ist nicht das, was zählt“ bemerkte Albert Krumbein, „was zählt ist vielmehr der Inhalt, die Bedeutung der Stücke. Seit drei Jahrzehnten bin ich nun unterwegs, von Museum zu Museum durch ganz Deutschland. Kein Kurator wollte meine Sammlung ausstellen. Nur mit Geld konnte ich sie überreden und selbst dann bekam ich nur den letzten Raum in der hintersten Ecke zugewiesen. Aber mein Leben hat mich gelehrt, mich in Geduld zu üben.“

„Was für ein Inhalt, was für eine Bedeutung?“ fragte John.

„Nun meine Freunde, lasst mich euch eine kleine Geschichte erzählen. Dieses Buch hier auf dem Podest ist „Das Buch der Prophezeiungen“, aufgezeichnet um das Jahr 500 nach Christus von einem viel weiseren Mann als mich. Er reiste um die ganze Welt und sammelte bei den Einheimischen Weissagungen aus alten Zeiten, die von Generation zu Generation mündlich überliefert worden waren. Dieses Buch ist sein Lebenswerk, das gesammelte Wissen über zukünftige Geschehnisse der Welt. Auf diesen beiden Seiten seht ihr die Prophezeiung über die Sternenreiter, die in allen Kulturen in der einen oder anderen Form zu finden ist. In diesem Buch hat er zusammengefasst, was es an Parallelen in den verschiedenen Überlieferungen zu finden gab.“

Mit steigender Spannung hingen die Jungen an seinen Lippen.

„Also“, fuhr er fort, „die Sternenreiter waren drei stattliche Recken, die auf ihren weißen Rössern im steten Kampf gegen das Böse lagen. Ihre einzigen Waffen waren drei Kurzschwerter, wie diese drei, die ihr hier seht. Sie waren so erfolgreich in ihrem Kampf, dass das Böse fast vollständig von der Erde verbannt schien. Eines Tages aber kamen Missgunst und Neid über die Menschen und sie begannen erneut, Kriege zu führen, zu rauben, zu morden. Doch die Sternenreiter kamen ihnen nicht zu Hilfe. Wohin sie verschwunden waren, blieb ein Rätsel. Ein Seher prophezeite, es würde eine Zeit kommen, da das Böse sich aufmache, den letzten Schritt zur Weltherrschaft zu tun. Da werde es geschehen, dass die Sternenreiter zurückkehren und die Welt retten werden.“

Mit offenen Mündern staunten Peter, John und Tom.

„Was genau geschehen würde“, fuhr er fort, „blieb jedoch verborgen. Es hieß, es würden drei neue Sternenreiter gefunden, die aus einer fernen Zukunft in die Vergangenheit reisen würden, indem sie sich die Schwerter der verschwundenen Sternenreiter mit der Spitze zuerst in den Bauchnabel rammen würden.“

„Dann sind die aber doch tot“ fuhr es aus Tom entsetzt heraus.

Mit einem milden Lächeln antwortete der alte Mann, „nun mein Freund, es ist eben eine Prophezeiung. Und darin sind oft Magie und Übernatürliches eingeflochten.“

„Dann ist das doch alles nur ein Märchen“ erwiderte John.

„So scheint es zu sein, mein Freund“ antwortete der alte Mann, „doch ist dies die Essenz aus Geschichten der gesamten Welt, die womöglich doch die Wahrheit ist.“

„Warum heißen sie eigentlich Sternenreiter“ fragte Peter.

„Das ist ein weiteres Mysterium, es wird berichtet, dass immer nach einer erfolgreichen Mission der Sternenreiter Sternschnuppen über ihrem Lager am Nachthimmel zu sehen sind. Daher haben sie die Menschen Sternenreiter genannt“ antwortete Albert Krumbein.

Nachdenklich schauten die Drei ihn schweigend an.

„Nun aber zu deinen falschen Glassteinen an den Schwertgriffen, mein Freund,“ sprach er weiter, „sie spiegeln die Farbe der Augen ihrer Träger wieder. Dies hier ist ein Saphir, so tiefblau wie die deinen Peter. Dies ist ein Tansanit, so hellblau wie die deinen Tom. Und schließlich dieser hier ist ein Smaragd, so strahlend grün wie die deinen John.“

Sprachlos und verwirrt darüber, dass Albert Krumbein ihre Namen kannte und sie zudem in diese wilde Geschichte eingewoben hatte, starrten sie den alten Mann an.

Unbemerkt hatten sich den Vieren zwei dunkle Gestalten genähert und traten nun in den Raum. Es waren die beiden heimlichen Beobachter vom Hügel, die noch immer ihre schwarzen Mäntel und Hüte trugen. Die Vier fuhren herum und Albert Krumbein stellte sich schützend vor die Jungen.

„Was wünscht ihr, meine Herren?“ fragte er, die Antwort scheinbar wissend.

„Du weist genau, was wir hier wollen, alter Greis“ grollte einer der beiden, „diese drei hier ausmerzen, bevor sie Unheil über die Welt bringen können.“

„Unheil würden sie nur über euch und eures Gleichen bringen. Verschwindet und sagt eurem Herrn und Meister, er soll sich von diesen Kindern fern halten, sonst bekommt er es mit mir zu tun“ sprach der alte Mann mit bestimmender Stimme.

Ein tiefes unnatürliches Lachen entfuhr den zwei Gestalten.

„Du hast es nicht anders haben wollen, alter Greis“ kam wieder die grollende Stimme und die beiden zogen jeder ein großes Schwert unter Ihren Mänteln hervor.

„Ihr wisst, was zu tun ist, meine Freunde“ rief der alte Mann den drei Jungen zu, „nehmt eure Schwerter!“

Mit diesen Worten zog er einen langen, knorrigen, schmalen Holzstock aus seiner Kutte hervor und der Kampf von Albert Krumbein gegen die beiden unheimlichen Männer begann. Es war ein ungleicher Kampf, ein Knüppel gegen zwei große Schwerter. Doch der Stock hielt den massigen Hieben der Schwertträger stand.

 

„Was sollen wir bloß tun“ rief John ängstlich.

„Erst mal die Schwerter greifen“ rief Peter.

Und passend zu ihren Augenfarben ergriffen die drei die Kurzschwerter.

„Was nun?“ fragte Tom aufgeregt, „sollen wir etwa gegen diese beiden Kerle kämpfen?“

Albert verließen langsam die Kräfte, ein Hieb auf seinen Arm hatte ihn schon erwischt, das Blut quoll in einem dicken Strudel aus seiner Wunde.

„Die Schwertspitze zum Nabel, meine lieben Kinder, seid tapfer, es wird alles gut.“ Mit diesen Worten erwischte Albert ein schwerer Hieb an seiner rechten Kopfseite, dann verschwand das Schwert des anderen Mörders für einen Moment in Alberts Bauch. Das ekelhafte Gelächter der beiden schallte durch den Raum, als der Verbrecher sein blutgetränktes Schwert aus Alberts Bauch zog und Albert in sich zusammen sackte.

Peter, John und Tom schrien, wie sie nie zuvor geschrien hatten.

„Und nun zu euch“ grollte der eine von der anderen Seite des Raumes.

„Lieber versuch ich, was der alte Mann gesagt hat, als von diesen Typen zerhackt zu werden“ rief Peter in Panik.

Die drei schauten sich an. Mit Tränen in den Augen nickten sie sich kurz zu, setzten die Schwertspitzen auf ihre Bauchnabel und stießen zu.

Dann war Dunkelheit.

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