Nackt auf der Insel

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Nackt auf der Insel
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Peregrinus Walker

Nackt auf der Insel

Liebesbekenntnisse eines bierseligen Halbamerikaners

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1

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3

4

5

6

7

8

9

Postskriptum

Impressum neobooks

1

Sex war mein Leben! Jetzt bin ich sechzig Jahre alt, und ich finde, es ist an der Zeit, aus meinem Leben zu berichten. Es war ein bewegtes Leben. Mit einem Wort: Es war was los! Es ging hoch her! In jeder Beziehung! Vor allem, was die Frauen betrifft. Aber hallo! Leute, das kann ich gar nicht alles erzählen. Das hält kein Mensch aus. Da muss ich auswählen, sonst steigen mir die Moralapostel aufs Dach! Aber ich will aufrichtig und wahrhaftig sein, mein Leben und Lieben so erzählen, wie es sich zugetragen hat, dabei aber die Diskretion so weit wahren, dass niemand geschädigt wird oder gar eine Demaskierung fürchten muss. Übereinstimmungen mit lebenden oder zwischenzeitlich verstorbenen Personen wären also rein zufällig.

Meine Mutter kam aus Bayern, und in Bayern bin ich aufgewachsen. Allein bei ihr. Mein Vater hat sich frühzeitig aus dem Staub gemacht. Das heißt, er musste zurück in die USA, weil er Besatzungssoldat war und irgendwann wieder in die Staaten zurückbeordert wurde. Ich bin also ein Besatzungskind! Haha! Auch so ein Etikett. Als ich achtzehn war, hab ich meinen Vater zum ersten Mal besucht. Er hatte dort drüben längst eine eigene Familie, mit Frau und zwei Kindern, die meine Halbgeschwister waren. Meine Mutter hat er wohl nicht heiraten wollen. Aber zum Sex war sie ihm gut genug. Ich hab ihm keine Vorwürfe gemacht, weil er mich mit Geschenken überhäuft hat, mir auch viel Geld gegeben hat. Und als ich drüben bei ihm war, ein Jahr vor dem Abi, da hat er mich während der Ferien, die ich bei ihm verbrachte, mit seinem reichen Freund bekannt gemacht, der mich gleich auf seine einsame Insel einlud. Das war ein Leben! Nach drei Wochen bin ich zu meinem Vater zurück, weil meine Ferien zu Ende gingen und ich nach Old Germany zurück musste. Abgemagert war ich, trotz des üppigen Essens. Die Frauen hatten mich nicht in Ruhe gelassen. Dazu aber später mehr!

Ich habe lange geglaubt, mein Vater sei im Krieg gefallen. Das war bei einigen Klassenkameraden der Fall. Warum also bei mir nicht, wo ich doch keinen Vater hatte? Aber: Mein Vater war ein weißer Amerikaner, kein schwarzer, wie bei dem berühmten Film-Besatzerkind namens Toxi. An den Rummel um dieses Film-Baby erinnere ich mich noch gut – nicht weil ich ihn bewusst erlebt hätte – ich bin ja ungefähr gleichaltrig, sondern weil meine Mutter mir wieder und wieder davon erzählte, als ich noch klein war. Wollte sie mich mit dem Gedanken vertraut machen, ohne mir das Geringste davon zu erzählen, dass auch ich von einem Besatzungs­soldaten abstamme? Also ich glaubte lange, dass mein Vater im Krieg gefallen sei. Meine Mutter und ich wohnten zu Beginn meines Lebens bei meinen Großeltern draußen in einem Vorort. Auch eine Tante und ein Onkel lebten da im Haus; die Tante war die Schwester meiner Oma. Erst später sind wir näher zur Innenstadt gezogen, damit meine Mutter nicht mehr so weit zur Arbeit hatte. Sie war Verkäuferin in einem großen Textilgeschäft. Das kam ihr und mir zu Gute, weil sie günstig an Klamotten für uns beide kam.

Als ich größer war und einmal in den Sachen meiner Mutter kramte, fand ich die Todes­anzeige meines vermeintlichen Vaters. Er war neunzehnhundertvierzig, gleich nach Beginn des Frankreich-Feldzuges an der Westfront gefallen, gehörte zu den ersten Kriegstoten beim Einmarsch. Dieser Tote konnte doch mein Vater nicht sein! Wenn wir auch damals nicht so aufgeklärt waren wie die Jugendlichen heute – so viel wusste ich doch, dass das Kind eines Mannes, der neunzehnhundertvierzig gefallen war, nicht erst anderthalb Jahre nach Kriegsende, um genau zu sein, Anfang Januar neunzehnhundertsechsundvierzig geboren sein konnte. Ich stellte meine Mutter zur Rede, und sie musste zugeben, dass sie mich in einem Irrglauben gelassen hatte. Warum? Auf diese Frage gab sie mir keine Antwort. Jedenfalls hatte Egon, so hieß der Gefallene, sie vor Beginn des Feldzuges geheiratet, meine Mutter war erst neunzehn gewesen, er dreiundzwanzig. Er hatte nicht einmal Zeit gehabt, sie zu schwängern. Da musste er schon in den Krieg. Himmlers Programm Kinder für den Führer blieb hier fruchtlos. Nach wenigen Tagen hatte meine Mutter die Todesnachricht erhalten. Witwe mit neunzehn Jahren, Kriegerwitwe! Heute überlege ich oft, wie sie ihre Jugend ohne Mann hat einigermaßen zufrieden stellend verbringen können. Sie wohnte auch damals bei ihren Eltern und ihren Verwandten, wohlbehütet und bewacht von vier Leuten, die sich sicher zu Erziehungsberechtigten der jungen Witwe berufen fühlten. Meine Großeltern waren liebe Menschen gewesen, sie waren aber streng, und moralisch dachten sie sehr eng, ganz ihrer katholischen Erziehung verhaftet. Ich habe nie erlebt, dass sie sich auch nur einmal negativ zu ihrem Glauben oder zur katholischen Kirche geäußert hätten. Sie haben ohne Widerrede alles akzeptiert, was von oben deklariert wurde. Dass sie gegen die Pille waren, erklärt sich da von selbst, obwohl beide, als die Pille herauskam, längst jenseits von Gut und Böse waren, schließlich waren beide achtzehnhundertneunzig geboren. Sie hatten noch vor dem Ersten Weltkrieg geheiratet. Meine Mutter kam aber erst neunzehnhunderteinundzwanzig zur Welt. Wahrscheinlich hatten sie vor jedem Beischlaf wegen dessen Sündhaftigkeit immer so lange gebetet, bis der Lümmel des Großvaters aus lauter Sündenbewusstsein zu nichts mehr fähig war und nur noch den Kopf hängen ließ. Das hätte man sich eigentlich bei den katholischen Geistlichen gewünscht, die tausendfach Kinder missbraucht haben! Na, jedenfalls nach dem Ersten Weltkrieg hat es dann doch geklappt mit der Sünde, und meine Mutter wurde geboren. Sonst gäbe es mich ja nicht. Meine Mutter durchlief die damals übliche Kindheit und Jugend: Mit sechs Jahren in die Volksschule, mit vierzehn raus, danach ein Jahr BDM mit Landverschickung und Feldarbeit, eine Lehre als Verkäuferin. Aus. Mit achtzehn lernte sie diesen Egon kennen, der sie ein Jahr später heiratete. Sie ging aus den Händen ihrer Eltern wohlbehütet in die Hände des Mannes über, der für wenige Tage ihr Ehemann sein sollte. Wie aber hat sie in ihrer Jugend den Witwenstand ertragen, eine Leben ohne Mann, ohne Männer? Wie gesagt, darüber denke ich oft nach. Dass ihr meine Großeltern viel Spielraum ließen, kann ich mir nicht vorstellen. Bestimmt wurde sie immer ermahnt, auf ihren Ruf zu achten, sie, die Witwe eines früh gefallenen Helden. Man kennt den Wortpomp aus den Kriegsjahren, das Pathos der Machthaber, ihre verlogene Propaganda, ihre Feigheit. Ja, feige Schweine waren sie letztendlich gewesen, wenn es um sie selbst ging. So lange sie andere für sich töten und morden lassen konnten, waren sie stark, die Großmäuler! Als es ihnen an den Kragen ging, flohen sie in den Selbstmord, anstatt sich ihrer Verantwortung zu stellen, oder setzten sich nach Südamerika ab. Dieses Gesindel! Dass es heute nach Leute gibt, die etwas von dieser Mörderbande halten! Das müssen doch Leute sein, die einen Haufen Scheiße unter der Schädeldecke haben, wo bei anderen das Gehirn sitzt. Naja, ich will mich nicht aufregen! Also, wie hat meine Mutter diese karge Zeit überstanden als junge Frau mit ihren Trieben, Hormonen, mit ihrer Lust, mit ihrem Verlangen nach Berührung, Zärtlichkeit, Umarmung, nach Küssen und Verschmelzung? Ich habe keine Vorstellung. Vielleicht gelang es ihr hin und wieder aus der Bewachung ihres Elternhauses auszubüxen. Fahrt mit der Tram in die Innenstadt. Gang ins Kino. Mann kennen gelernt. Mit ihm nach Hause gegangen ins Bett. Danach schnell zur Tram. Zurück in die Vorstadt. Ich weiß es nicht. Ich glaube es kaum. Kürzlich habe ich gelesen, dass in den Kriegsjahren, als die Männer knapp waren, viele Frauen mit einer Freundin schliefen, vorübergehend eine lesbische Beziehung eingingen, weil sie es anders nicht mehr aushielten. Mag sein, dass das stimmt. Nach dem Modell Aymée und Jaguar? Aber meine Mutter? Ich kann mich nicht erinnern, dass sie in den Nachkriegsjahren eine Freundin hatte. Hätte sie die Beziehung nach dem Krieg nicht weitergeführt, da sie ohnehin keinen Mann hatte? Fragen über Fragen und keine Antworten. War sie wirklich die ganzen Jahre über enthaltsam? Oder hatte sie sich dem Fingerspiel hingegeben? Warum eigentlich nicht? Sie war nicht auf die gleiche stupide Weise katholisch wie ihre Eltern, hielt kritische Distanz zur Kirche. Wenn sie es getan hat, hat sie es bestimmt keinem der neugierig-lüsternen Geistlichen preisgegeben, die ihre Beichtkinder aushorchen und sich an deren sexuellen Geständnissen aufgeilen. Nein, nein. Gebeichtet hat sie das bestimmt nicht. So gut kenne ich sie. Falls sie enthaltsam war, erklärt es sich sehr leicht, dass sie sich schon kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner mit einem Besatzungssoldaten einließ. Mit einem Offizier der amerikanischen Armee. Groß, stolz, breitschultrig, gut aussehend, gebildet, wie sie mir erzählte und wovon ich mich sehr viel später selbst überzeugen konnte. Die Größe hab ich von ihm; wie er bin ich einsachtundachtzig. Er kam zur Mutter ins Haus; die Großeltern schwiegen dazu, vielleicht auch deshalb, weil er in diesen Mangelzeiten zu essen mitbrachte, Geschenke für die ganze Familie, Whiskey für den Großvater, den dieser auf einmal zu schätzen lernte. Es ging ihnen gut, solange er kam. Besser jedenfalls als den neidischen Nachbarn, die schon mal »Amihure« zwischen den Zähnen herausknirschten, wenn meine Mutter vorüberging. Was soll’s? Meine Mutter schwamm im Glück, so hat sie es mir erzählt, und ich habe es ihr nach all den kargen Jahren gegönnt und gönne es ihr heute noch, auch wenn sie schon lange nicht mehr lebt. Plötzlich musste er weg, er wurde zurückberufen in die USA, meine Mutter wusste nicht warum. Ihr Englisch war mehr schlecht als recht. Die Kommunikation zwischen beiden lief ohnehin auf einer anderen Ebene ab. Bei einem ihrer letzten Zusammentreffen muss es passiert sein. Meine Mutter wurde schwanger. Als der Amerikaner abreiste, wusste sie es noch nicht. Er schickte ihr von Bremerhaven, wo er auf einen Truppentransporter verschifft wurde, noch eine Karte. Ich habe sie im Nachlass meiner Mutter gefunden und bewahre sie noch heute auf. Jedenfalls war er weg, und meine Mutter war von ihm schwanger. Ihr Vater hat ihr eine Riesenszene gemacht. Die Vorwürfe, die sie sich anhören musste, hat sie ihm nie verziehen. Ihre Mutter hatte mehr Verständnis, unterstützte sie, machte ihr Mut. Von den Monaten der Schwangerschaft hat meine Mutter nie etwas erzählt, meine Geburt sei aber problemlos verlaufen. Irgendwann habe sie auch die Adresse ihres amerikanischen Liebhabers vom Standortkommando erfahren. Sie teilte ihm meine Existenz mit. Er schickte Geld und teilte ihr in kargen Worten mit, dass er in den USA bleiben müsse, er könne sich weder um sie noch um das Kind kümmern, würde aber regelmäßig zahlen. Meine Mutter war zunächst erbost, fügte sich dann aber in ihr Schicksal. Von Zeit zu Zeit kam ein Scheck mit einem größeren Betrag, von meiner Einschulung an erfolgten monatliche Überweisungen. In finanzieller Hinsicht hatte meine Mutter keinen Grund zur Klage. Sonst ließ der Ami, wie mein Großvater immer sagte, nichts von sich hören. Umso größer war das Erstaunen, als er zu meinem zehnten Geburtstag einen langen Brief schrieb. Er habe mittlerweile in den USA geheiratet, zwei Kinder gezeugt, die jetzt drei und fünf Jahre alt seien. Er würde seinen Ältesten gerne mal sehen. Meine Mutter solle mich doch in die USA reisen lassen; für eine sichere Überfahrt würde er sorgen. Selten habe ich meine Mutter so wütend gesehen. Macht ihr ein Kind, lässt Jahre nichts von sich hören, fragt nicht einmal nach, wie es ihr und dem Kind ergeht, und dann will er dieses Kind so einfach mir nichts dir nichts zu sich nehmen! Wer weiß, was meinem Kind passiert! Und dann in den USA! So fremd, kennt den Vater doch gar nicht, und was ist das für eine Frau, mit der er verheiratet ist? Wer weiß, wie die mit meinem Bub umgeht! Auf einmal gibt der mein Kind nicht mehr zurück! Und wie soll ich mich dann gegen die Vereinigten Staaten vom Amerika durchsetzen? Kommt nicht in die Tüte  Das hätte mir gerade noch gefehlt! Was meine Mutter ihm in ihrem schlechten Englisch zurück geschrieben hat, weiß ich nicht. Jedenfalls herrschte Funkstille. Das Geld kam aber weiterhin. Als ich später auf dem Gymnasium war und Englisch lernte, was mir gar nicht schwer fiel, von wegen väterliches Erbe und so, hab ich ihm zu Weihnachten immer geschrieben. Er wiederholte seinen Vorschlag ihn zu besuchen, aber meine Mutter lehnte jedes Mal kategorisch ab. Meine Schulzeit verlief übrigens unproblematisch, ich war ein mittelmäßiger Schüler, es gab keine Höhen und keine Tiefen. Meine Mutter war mit mir zufrieden. Seit sie in dem Laden, in dem sie seit ihrer Lehrzeit arbeitete, zur Substitutin aufgestiegen war, konnten wir uns mehr leisten. Gegen Ende der Fünfzigerjahre hatte sie sogar einen VW Käfer angeschafft, dank einer kräftigen Finanzspritze ihrer Eltern, die dafür auch schon mal mitgenommen werden wollten. Wie viele andere auch fuhren wir erstmals Anfang der Sechzigerjahre zum Urlaub nach Italien, dorthin wohin alle fuhren, an den Strand, über den man sich später als Teutonengrill lustig machte. Wir waren in Cesenatico, Riccione, Rimini, in unseren letzten gemeinsam verbrachten Ferien sogar in Milano Marittima. Immer in einem kleinen, sauberen Hotel mit Vollpension, wie das damals üblich war. Morgens pilgerten wir zum Strand, dann ging es zurück zum Mittagessen. Danach bestand meine Mutter auf Mittagsruhe im Zimmer. Um drei ging es wieder zum Strand. Nach sechs Uhr Rückmarsch, duschen, anziehen zum Abendessen um neunzehn Uhr dreißig. Tag für Tag. Unterbrochen nur von gelegentlichen Ausflügen nach Ravenna oder San Marino. Zweimal in der Zeit haben wir Tagesausflüge nach Venedig unternommen. Die Stadt hat mich sehr beeindruckt, obwohl ich damals von Casanova noch wenig bis gar nichts wusste. Meine Pubertät verlief einigermaßen glimpflich. Meine Mutter hatte wenig Ärger mit mir. Wahrscheinlich fehlte das väterliche Element, an dem ich mich reiben und aufschaukeln konnte. So blieb mir diese Zeit lediglich wegen der anhaltenden Gliederschmerzen auf Grund des rasanten Wachstums in Erinnerung, natürlich auch durch die üblichen Veränderungen, was die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale betraf. Beginnender Bartwuchs. Permanente Erektionen, nächtliche Pollutionen, Orgasmen im Turnunterricht beim Klettern an der Stange oder am Seil, die einem den Schwengel rieben. Ich bin von der Einschulung an immer der Größte in der Klasse gewesen. In der Pubertät verstärkte sich das. Ich schoss in die Höhe auf ein Meter achtundachtzig, überragte alle, sogar die Lehrer mussten zu mir aufschauen. Die Mädchen bewunderten mich wegen dieser stattlichen Körpergröße. Sonst war mit ihnen aber nicht viel los. Immerhin konnte man sie in der Tanzstunde anfassen, aber selbst mit der Schlussballpartnerin, in die ich mich verliebt hatte, kam ich über ein bisschen Knutschen und einige harmlose Küsse nicht hinaus. Damals glaubten noch viele Mädchen, vom Küssen könne man schwanger werden. Da war mit sexuellen Erfahrungen nicht viel drin. Es blieb eigentlich nur die Handarbeit, um die Spannungen abzubauen. Die Zeit war viel zu prüde. Zwar gab es schon Beate Uhse, die eine bedeutende Aufgabe auf dem Gebiet der Volksaufklärung leistete. Mit ihren Sexshops, getarnt als Institute für Ehehygiene, brachte sie Leben in die Betten. Nicht nur, dass sie Kondome in allen Variationen anbot, ihr Sortiment umfasste auch Sexspielzeug wie Vibratoren, Dildos in allen Formen, rollende Kugeln, die, in der Scheide getragen, lustvolle Gefühle hervorriefen, batteriebetriebene Kitzler für den Kitzler. Ich habe zwar noch keine Frau getroffen, die, wenn sie sich auszog, Vaginalkugeln getragen oder sich einen Kitzler umgeschnallt hatte. Mit den Kugeln da unten drin wär’s wohl etwas eng geworden, wenn ich dazu gestoßen wäre! Ich hab nur gesehen, wenn eine schon mal einen Tampon herausgezogen hat, weil sie ficken wollte, obwohl sie ihre Tage hatte. Aber das Angebot an solchen Lustmachern muss sich gelohnt haben. Es wurde offensichtlich ein riesiger Umsatz damit gemacht. Mit der Produktion von Vibratoren konnte man Millionär werden! Auch sonstige Stimulanzien, wie etwa erotische Bücher, waren gefragt. Plötzlich veränderte sich das Sexleben der Deutschen. Aber bis zu mir war diese Art der Aufklärung noch nicht vorgedrungen. Oswalt Kolle, Deine Frau, das unbekannte Wesen, die Bravo, die Hausfrauen- und Schulmädchenreporte, die so genannte sexuelle Revolution – das alles kam viel später. Meine Freunde und ich badeten oft in den Isarauen, schämten uns immer etwas vor einander, wenn wir die nassen Badehosen auszogen, um in unsere Kleider zu schlüpfen. So sehr war Nacktheit noch tabuisiert! Eines Tages entdeckte Ingo, mein Banknachbar, zwei Mädchen aus unserer Klasse, die sich hinter den Büschen versteckt hatten und uns beobachteten. So bald wir unsere Hosen anhatten, holten wir sie hervor, um sie zu bestrafen. Wir hielten sie fest, hoben ihre Röcke empor, und Ingo zog der einen, Dieter der anderen die Schlüpfer herunter. Sie schrieen wie am Spieß, wir mussten sie loslassen, sonst wären womöglich die Leute zusammen gelaufen. Das war das erste Mal, dass ich den entblößten Unterleib eines weiblichen Wesens gesehen habe, aber nur mit geschlossenen Beinen. Und sie hatten uns beim Umkleiden völlig nackt gesehen! Wie will man als Mann auch das ganze Zeug verstecken? Frauen brauchen nur die Beine zu schließen, und du siehst außer dem Busch nichts von dem eigentlich Wichtigen. Als Mann kannst du die Beine schließen, so fest du willst, es hängt alles sichtbar vorne herunter oder es steht und ragt in die Luft. Das tat es oft bei mir, ich sehnte mich nach einem Mädchen und nach Liebe. Aber außer den schon genannten harmlosen Küssen war nichts zu bekommen. Die eigene Hand diente, so oft ich das Bedürfnis verspürte, und ich verspürte es täglich, als Ersatz. Das sollte sich gründlich ändern, als ich achtzehn war. Mein Vater hatte mich wieder einmal eingeladen, meine Mutter wie üblich abgelehnt, da protestierte ich. Mit achtzehn war man damals zwar noch nicht volljährig, aber ich wollte in dieser Angelegenheit nun doch selbst bestimmen. Meine Mutter musste nachgeben. Als ich meinem Vater mitteilte, dass ich ihn in den großen Ferien besuchen wolle, schickte er mir ein Flugticket. Es wurde eine Reise in ein grandioses Abenteuer. Ich holte alles nach, was ich bisher versäumt hatte.

 

2

Mein Vater holte mich am Flughafen ab. Ich hatte ihm Fotos von mir geschickt, aber ich merkte gleich, er brauchte nur nach seinem Ebenbild, natürlich in jünger, Ausschau zu halten, um mich zu finden. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Wir fuhren zu seinem Haus, einer Villa ganz im Grünen. Seine Frau begrüßte mich etwas zurückhaltend, staunte aber auch über die Ähnlichkeit. Sie war jünger als meine Mutter, die bald vierundvierzig Jahre alt wurde. Ich schätzte Doris auf Anfang bis Mitte Dreißig; sie musste noch ganz jung gewesen sein, als mein Vater sie heiratete. Sicher hatte sie schon mit achtzehn oder neunzehn ihr erstes Kind bekommen. Das war damals ohnehin die Norm. Sie sah gut aus, hatte langes blondes Haar, dabei braune Augen und eine gute Figur. Meine Mutter hatte dunkles Haar, überall zeigten sich schon graue Strähnen, und sie ließ sich die Haare von Zeit zu Zeit färben. Sie litt mittlerweile gesundheitlich an ihrem Beruf. Das lange Stehen im Geschäft machte ihr oft Kreuzschmerzen, die Beine taten ihr weh, und manchmal seufzte sie darüber, dass sie diese Tätigkeit wohl nicht bis zum Ende werden durchhalten können. Doris war Ehefrau und Mutter. Sie brauchte nicht zu arbeiten, kümmerte sich nur um Mann und Kinder. Die Hausarbeit besorgte eine Schwarze. Der Garten wurde von deren Mann gepflegt. Ich versuchte, meine aufkeimende Wut zu unterdrücken. Meiner Mutter hätte ich ein solches Leben auch gegönnt. Meine Halbgeschwister betrachteten mich neugierig. Gwendolyn war dreizehn, begann gerade weibliche Formen zu entwickeln. Kevin war elf, er hatte dieselben Augen wie ich, aber eine ganz andere Nase. Doch das konnte sich noch verändern. Der erste Tag verlief etwas gezwungen, obwohl mein Vater sich bemühte, locker zu sein und mir Haus und Garten zeigte. Am nächsten Tag besichtigten wir die Stadt und ihren Hafen. Er erzählte mir von einem Freund, der eine eigene Insel besitze. Wenn ich wolle, könne ich dort Urlaub machen – schon vom nächsten oder übernächsten Tag an. Ich war überrascht und fragte mich, wozu er mich eingeladen habe, wenn er mich so schnell wieder loswerden wolle. Nachdem seine junge Frau mir so reserviert begegnet war, nahm ich an, dass sie hinter dem Plan steckte. Ich blieb drei Tage bei ihnen, dann brachte mich mein Vater zum Hafen. Er stellte mir einen Mann vor, der etwas jünger zu sein schien als er. Er war sehr herzlich zu mir, führte mich auch gleich zu seiner Yacht, mit der ich auf die Insel gebracht werden sollte. Ein gutes Dutzend Frauen standen an Deck, auch einige Männer konnte ich im hinteren Teil des Schiffes ausmachen. Vielleicht insgesamt an die zwanzig Personen. Er vertraute mich dem Kapitän an, dem er auch einige Anweisungen gab. Bald darauf legten war ab. Ich winkte meinem Vater zu, der traurig vom Kai aus zu mir herüber blickte. Er schien es zu bedauern, dass wir uns schon wieder trennten. Aber er musste wohl seiner jungen Frau gehorchen. Auch ich war etwas traurig, ihn zu verlieren, ohne ihn richtig kennen gelernt zu haben. Mir war angesichts der vielen fremden Menschen etwas beklommen. Das sollte sich aber schnell legen, weil sie auf mich zukamen, mich herzlich begrüßten und zahllose Fragen stellten. Ich musste ihnen viel von Old Germany erzählen. Einige Männer kannten es von ihrer Stationierung her. Sie hatten ihren Wehrdienst wie Elvis oder Gus Backus in Deutschland absolviert, konnten auch einige Brocken Deutsch und kamen gleich mit Whiskey und Bier. Das Eis war schnell gebrochen. Die Frauen horchten mich aus, wollten wissen, ob ich in Germany eine Freundin zurückgelassen habe und ähnliches mehr. Ich konnte aber nur von meiner Mutter erzählen, was sie entzückend fanden. Es war schon dunkel, als wir anlandeten. Die Insel war kaum auszumachen gewesen, nur schemenhaft hatte ich deren Umrisse erkennen können. Wir setzten nach und nach mit dem Beiboot an den Strand. Die Bucht war nicht tief genug, als dass die Yacht hätte bis ans Ufer fahren können. Es war wie im Traum. Im Licht der Laternen, die das Ufer säumten, sah ich einen Palmenhain, dahinter leuchteten die Fenster eines großen Hauses. Wir gingen über eine Terrasse in dieses Haus hinein, wurden begrüßt und bewillkommnet. Eine junge Frau, die nichts als einen hinten offenen Lendenschurz trug, nahm mein Gepäck und führte mich in ein Zimmer der oberen Etage. Als sie vor mir herging, konnte ich den Blick nicht von ihrem bloßen Hintern wenden, dessen schaukelnde Bewegungen mich faszinierten. Mein Schwanz schwoll in der Hose an – deutlich sichtbar für jeden, der mir begegnete. Es war mir peinlich. Die junge Frau lächelte, als sie meinen Zustand bemerkte. Das sei ganz normal, meinte sie. Hier auf dieser Insel liefen alle nackt, einmal, weil es so furchtbar heiß sei, und zum zweiten, weil man das Leben der ursprünglichen Archipelbewohner, natürlich nur was Kleidung betreffe, imitieren wolle. Es herrsche absolutes Kleiderverbot. Ich wies auf ihren Lendenschurz oder was man dafür halten konnte. Nur das Dienstpersonal trüge diese Schürze, Männer wie Frauen. Und nur das Küchenpersonal sei aus hygienischen Gründen ganz bekleidet, mit hauchdünnen Stoffen. Ich staunte und wunderte mich, fragte mich auch, wie ich diesen Zustand ohne Dauererektionen werde überstehen können. Hatte mein Vater nichts davon gewusst? Wenn ja, wie konnte er mich dann auf diese Insel schicken? Hatte er gemerkt, dass ich noch unerfahren war? Wollte er mich hier aufklären lassen? Die junge Frau sagte mir noch, dass man auch bei den Mahlzeiten nichts trüge. Das Abendessen sei vorbereitet. Ich solle ablegen und gleich mit ihr hinuntergehen. Es fiel mir schwer, mich vor dieser jungen Frau, sie war wohl auch erst siebzehn oder achtzehn Jahre alt, auszuziehen. Sie merkte es, nahm Rücksicht und drehte sich um. Als sie dann wieder vor mir herging, um mich in den Speisesaal hinab zu geleiten, erhob sich mein Schwanz schon wieder, obwohl ich mit aller Gewalt versuchte, an unangenehme Dinge zu denken, um ihn schlaff zu halten. Umsonst. Auf der Treppe begegneten wir den anderen Neuankömmlingen. Auch sie waren nackt. Jetzt verstand ich, warum sie kaum Gepäck bei sich gehabt hatten. Wozu Kleidung mitnehmen, wenn man sie nicht tragen darf? Mein Vater hätte mich vorbereiten sollen, dann hätte ich meine Kleider und Wäsche bei ihm gelassen. Aber wenn ich gewusst hätte, was ich jetzt weiß, hätte ich mich auf dieses Abenteuer nicht eingelassen. Meine Ansicht sollte sich aber recht schnell ändern. Die Menschen bewegten sich völlig ungezwungen, plauderten miteinander, scherzten, fassten sich an, legten ihre Hände an den Körper des anderen, nicht nur auf die Schultern und um die Hüften, sondern auch auf die Regionen, die sonst tabu waren. Dass Männer die Brüste der Frauen oder deren Hintern betätschelten, manche ihnen auch zwischen die Beine griffen, erregte mich noch mehr. Dass Frauen die Schwänze der Männer anfassten, tat ein übriges. Ich blieb nicht verschont. Mein steifer Schwanz weckte die Bewunderung vieler Frauen. Ich verstand es nicht ganz, begriff erst in den nächsten Tagen, was es damit auf sich hatte. Meine Begleiterin, die sich mir sofort entzog, wenn ich sie anfassen wollte, wies mir einen Platz an der langen Tafel an. Links und rechts von mir saßen zwei hübsche Blondinen, die sich immer wieder an mir zu schaffen machten. Ich war und blieb verlegen, sie kicherten darüber, verständigten sich mit Blicken, »you have a wonderfull cock«, flüsterte mir eine ins Ohr. Wenn ich nur gewusst hätte, was »cock« bedeutete. Die Mahlzeit war üppig und köstlich. Was es an diesem Abend bei diesem vielgängigen Menu gab, weiß ich nicht mehr. Ich sehe nur noch die vielen nackten Menschen um diesen großen langen Tisch, höre sie lachen, scherzen, plaudern. Es war mir eine völlig fremde Welt, von der ich nie gedacht hätte, dass so etwas auf dieser Erde existiere. Es widersprach meiner bisherigen Erfahrung, passte überhaupt nicht zu der kleinbürgerlichen Enge, in der ich gelebt hatte. Wenn meine Mutter mich hier sähe! Sie dachte nicht so kleinbürgerlich wie ihre Eltern. Aber das hier hätte sie als ein Sündenbabel gesehen, aus dem sie ihren Sohn hätte retten müssen! Meine beiden Tischnachbarinnen machten sich einen Spaß daraus, mich mit den Köstlichkeiten der Tafel zu füttern. Sie berührten mich überall. Streiften mit ihren Brüsten meine Arme. Fassten immer wieder nach meinem steifen Schwanz, der sich gar nicht mehr zurückbildete und den ich vergeblich unter einer Serviette verstecken wollte. Gaben mir reichlich Wein zu trinken. Setzten sich zwischen den Menugängen auf meinen Schoß – ihr Gesicht mir zugewandt und mit gespreizten Schenkeln! Drückten ihren Busen gegen meine Brust. Spielten mit meinem Spieß an ihrer Möse herum. Ich hatte rote und heiße Ohren, fürchtete, hier am Tisch bei allen Leuten auf einmal abzuspritzen. Sie ließen nicht nach, mich zu erregen. Als der letzte Gang gegessen, das letzte Glas geleert war, erhoben sie sich, zogen mich mit hoch und hinter sich her. Dass ich noch Jungfrau war, hatten die gleich an meiner Verlegenheit und Unbeholfenheit bemerkt! Und sich zum Ziel gesetzt, das radikal zu ändern! Sie führten mich die Treppe hoch und in ein Zimmer, das offenbar von beiden oder einer von beiden bewohnt wurde. Da ich sie auf der Yacht nicht gesehen hatte, nahm ich an, dass sie schon länger hier waren. Das stimmte auch, sie lebten schon seit zwei Wochen auf dieser paradiesischen Insel, wie sie sich ausdrückten, wo einem die gebratenen Tauben in den Mund und die steifen Schwänze der Männer in die Möse flogen. Sie weihten mich in dieser Nacht in die Geheimnisse des Sexes ein. Machten mit mir, was sie wollten. Nahmen mich allein, zu zweit, verwöhnten mich mit dem Mund, brachten mir bei, wie ich ihre Mösen mit der Zunge zum Glühen bringen konnte, um danach umso heftiger mit meinem Schwanz das Feuer zu löschen. Was es zwischen den beiden Geschlechtern alles gab, was man alles miteinander zu zweit und zu dritt anstellen konnte, das lernte ich in dieser einen Nacht. Hatten die beiden Mädchen an der Isar ihre Beine fest zusammen gehalten, so dass wir damals nicht sehen konnten, was dazwischen lag, so gaben die beiden Frauen hier den gegenteiligen Part ab. Sie geizten nun wirklich nicht mit ihrer sonst geheimen Zone. Wie eine Möse aussieht, wie die inneren und äußeren Schamlippen beschaffen sind, wo der Scheideneingang ist, wie weit der Weg von ihm zum Hinterloch ist, wie man den Kitzler erfolgreich bedient – das alles sah und lernte ich in dieser verrückten Nacht. Als es im Osten allmählich hell wurde, ließen sie von mir ab. Das Bett war wüst zugerichtet, überall Spermaflecken. Wie oft ich in dieser Nacht ejakuliert hab, weiß ich nicht. Ich war jetzt hundemüde, mein Schwanz war schlaff, meine Lippen taten mir vom Küssen und vom Lutschen weh. Die Beiden brachten mich auf mein Zimmer. Ob sie noch bei mir blieben oder gleich gingen, weiß ich nicht...

 

Als ich wach wurde, hatte ich mächtigen Hunger. Die Sonne stand hell am Himmel. Mein Schwanz tat weh, sah verquollen aus. Es war also wahr, kein wüster Traum! Ich wusste nicht einmal, wie die Beiden hießen, die mich so intensiv mit allen möglichen Spielarten des Sex vertraut gemacht hatten. Es klopfte. Herein trat das Mädchen von gestern Abend und fragte, ob sie das Früh­stück auf dem Zimmer servieren solle oder ich in den Speisesaal käme. Auf dem Zimmer war mir lieber. Wer weiß, wie ich heute Morgen aussehe. Wenn mein Gesicht so verquollen wie mein Schwanz ist! Ach du liebe Güte! Den sieht hier ja auch jeder! Also gut, auf dem Zimmer.