Buch lesen: «Seelenzucker»
Patric Pedrazzoli
Seelenzucker
Patric Pedrazzoli
Seelenzucker
Eine Reise
zum inneren Frieden
Giger Verlag
Infos über den Verlag und zu weiteren Büchern
unter www.gigerverlag.ch
1. Auflage 2020
© Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf
Telefon 0041 55 442 68 48
www.gigerverlag.ch Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich Layout und Satz: Roland Poferl Print-Design, Köln Printed in EU
ISBN 978-3-907210-36-9
eISBN 978-3-039330-14-0
Inhalt
Stille und innerer Friede
Vorwort von Pascal Voggenhuber
Impuls zum Buch von Bestsellerautorin Byron Katie
Vorbemerkung
Liebe
Resonanz und Stille
Wer bin ich ohne diese Gedanken?
Meditation und Erleuchtung
Wer ist mein ICH, und wo wohnt es?
Wer ist der Tod?
Stirb, bevor du tot bist
Krieg – der Feind ist in dir
Flüchtlinge oder wo flüchte ich vor mir selbst
Der Terrorist
Himmel und Hölle
Wie wirklich ist diese Welt?
Das Leben lebt sich selbst
Der Sinn des Lebens
Trauma
Jammern als Hobby
Grabe nicht in der Wunde – lass sie heilen
Wir sind nicht der Körper, nicht die Krankheit, nicht die Ursache
Endlose Wünsche – Ziele – Träume
Spirituelles Burn-out
Annehmen und Dankbarkeit machen frei
Selbstliebe – liebe dich selbst
Loslassen
Die inneren Fesseln sprengen
Beziehungen und Menschlichkeit
Dein Lebensfluss – Gegenwart und das Hier und Jetzt
Deine letzte Stunde
Universelle Meister/innen und Wunder
Aussöhnung – Versöhnung mit dir selbst
Innerer Frieden
Nachwort
Meditation
Dank
Über den Autor
Stille und innerer Friede
Eines Tages kamen einige Wanderer zu einem Mönch, der in einer Einsiedelei auf einem Berg wohnte. Sie fragten ihn: »Welchen Sinn siehst du in deinem Leben in der Stille?« Der Mönch war mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen beschäftigt. Er sprach zu seinen Besuchern: »Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?« Die Leute blickten in den tiefen Brunnen: »Wir sehen nichts!«
Nach einer kurzen Weile forderte der Mönch die Leute erneut auf: »Schaut in den Brunnen! Was seht ihr jetzt?« Die Leute blickten wieder hinunter: »Ja, jetzt sehen wir uns selber!« Der Mönch sprach: »Als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selber! Und nun wartet noch einen Augenblick.«
Nach einer Weile sagte der Mönch erneut: »Schaut jetzt in den Brunnen. Was seht ihr?« Die Menschen schauten hinunter: »Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.«
Da erklärte der Mönch: »Das ist die Erfahrung der Stille. Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge.«
Vorwort von Pascal Voggenhuber
Ich finde es schön, dass ich auch das Vorwort für Patrics zweites Buch schreiben darf. Zum einen, weil das Thema innerer Friede aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Thema ist, und zum anderen, weil ich es toll finde, dass sich Patric diesem spannenden, aber auch sehr komplexen Thema widmet. Denn auch ich mache mir sehr oft Gedanken, was innerer Friede ist? Wann hat man ihn erreicht? Ist es ein Zustand, der für immer ist oder ist er nur temporär? Doch ich bin überzeugt, dass dir Patrics Buch helfen kann, deinen inneren Frieden zu finden und eine spannende Sichtweise kennenzulernen.
Patric ist für mich nicht nur ein Freund, sondern ich bewundere ihn sehr als Referent. Er geht seinen ganz eigenen persönlichen Weg als Referent, Seminarleiter und Buchautor, er folgt nicht irgendwelchen Trends, sondern er macht das, was sich für ihn stimmig anfühlt. Was mich am meisten beeindruckt, ist aber seine absolute Ehrlichkeit, und dass seine Worte nicht nur Theorie sind, sondern dass er wirklich probiert, sie auch selber zu leben und umzusetzen. Es gibt nicht viele Referenten, die das so machen. Doch aus tiefer Überzeugung kann ich dir, mein lieber Leser, versprechen, dass Patric »echt« ist und er seine Worte, die er »predigt«, auch wirklich probiert, in seinen Alltag zu integrieren und zu leben.
Lieber Patric, danke für deine Freundschaft sowohl privat wie auch beruflich. Es ist schön zu wissen, einen echten Freund zu haben.
Alles Liebe und nur das Beste für dich und dein Buch
Pascal
Impuls zum Buch von Bestseller autorin Byron Katie
»Wenn du deine eigenen Gedanken untersuchst, findest du heraus, wie das Festhalten an einem Glaubenssatz oder an einer Geschichte Leid verursacht. Der natürliche Zustand des Geistes ist Frieden. Dann kommt ein Gedanke auf, du glaubst diesen Gedanken und der Frieden scheint verschwunden zu sein. In diesem Augenblick nimmst du das Gefühl von Stress wahr und dieses Gefühl zeigt dir, dass du das, was ist, bekämpfst, indem du den Gedanken glaubst; es zeigt dir, dass du mit der Realität auf Kriegsfuß stehst. Wenn du den Gedanken hinter dem Gefühl untersuchst und erkennst, dass er nicht wahr ist, wirst du außerhalb der Geschichte wieder präsent. Dann fällt die Geschichte im Lichte des Bewusstseins ab und nur das bewusste Gewahrsein über das, was wirklich ist, bleibt übrig. Friede ist dein wahres Wesen ohne Geschichte – bis die nächste, Stress verursachende Geschichte auftaucht. Irgendwann wird die Untersuchung der eigenen Gedanken zur natürlichen, wortlosen Antwort des Bewusstseins auf aufkommende Gedanken.«
Alles Liebe
Byron Katie
Vorbemerkung
In verschiedenen Kapiteln wiederholen sich einige Themen oder klingen ähnlich. Das ist beabsichtigt, da wir zusammen viele verschiedene Themen aus verschiedenen Blickwinkeln durchleuchten, sodass die Reise tief in dein Wesen transformierend wirken kann. Dieses Buch beinhaltet keine praktischen Übungen, sondern das Lesen selbst ist die Praxis und bewirkt eine Transformation deiner Seele. Lies dieses Buch zwischen den Zeilen, denn der innere Friede und die Stille sind immerwährend da, auch während des Lesens. Halte ab und zu inne und lausche in die unendliche Stille deines Wesens. Ich bin immer hier und begleite dich während der ganzen Zeit und darüber hinaus.
Liebe Leserin, lieber Leser! Danke, dass du dieses Buch liest oder lesen möchtest. Komm nun mit auf diese innere und äußere Reise in dich hinein und lass uns zusammen dein WUNDERbares Wesen entdecken, JETZT.
Der Reisende ins Innere findet alles,
was er sucht, in sich selbst,
das ist die höchste Form des Reisenden.
LAO-TSE
Viel Freude beim Lesen
Patric
Liebe
Dein Wesen ist reine Liebe und nichts anderes. Alles andere bist du nicht. Für Liebe gibt es keine Worte, denn jedes Wort würde der Liebe nicht gerecht. Und doch versuche ich hier mit euch zusammen, die Liebe einmal anzuschauen, sie zu betrachten und zu beleuchten. Unser Wesen ist vollkommen und etwas, was vollkommen ist, will nichts. Denn es braucht nichts, um noch vollkommener zu sein. Also erübrigt sich für mich die Frage, was ich auf dieser Welt lernen soll, denn wer ist der Lernende, wenn nicht mein Ich, also mein Ego und mein Verstand, oder? Mein Wesen ist vollkommen und deshalb braucht es auch nichts zu lernen. Mit wem identifizieren wir uns denn – mit unserem vollkommenen Wesen oder mit dem Ich, das noch etwas lernen muss auf dieser Welt?
Ein Kleinkind ist vollkommen, es ist glückselig, voller Lebensfreude, voller Energie und es will nichts. Ich spreche hier nicht von den Grundbedürfnissen wie Essen, Kleidung und Wohnung, sondern vom Wesen des Kindes. Sein Lächeln ist voller Liebe und Glückseligkeit. Wir kommen also vollkommen auf die Welt, sind frei und im Frieden. Urteilen und verurteilen nicht. Wir sind wie ein weißes Blatt, das man mit Informationen und Daten füttert, die dann nach und nach in unserem Gehirn abgespeichert werden.
Eines ist mir wichtig, Glückseligkeit und im inneren Frieden sein heißt nicht, dass man nicht traurig oder wütend werden kann, nein, es heißt, dass gewisse Gefühle aufkommen und – sobald sie wie eine Wolke vorbeigezogen sind – die Sonne wieder scheint. Wir Erwachsenen jedoch setzen uns oft auf die Wolke und nehmen dieses Paket dann gleich für mehrere Minuten, Wochen, Jahre oder ein Leben lang mit. Oft wurde mir als Kleinkind gesagt: »Oh, du bist so ein Sonnenschein!« Das höre ich auch noch heute Menschen sagen, wenn sie kleinen Kindern begegnen. Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern, dass man es dir gesagt hat. Ich kenne keine Kinder, die griesgrämig ins Leben kommen.
Unser Wesen ist also wie eine Sonne. Und wie ist die Sonne so? Sie scheint, sie leuchtet, sie wärmt alle und macht dabei keinen Unterschied, ob sie jemanden mehr oder weniger mag, das kennt sie nicht. Sie macht keinen Unterschied zwischen den Menschen, den Bäumen und den Tieren. Sie scheint immer für alle und gleich viel. Sie macht keinen Unterschied, welcher Religion du angehörst, aus welcher Kultur du kommst, welche Nationalität oder welche Hautfarbe du hast. Ja, sie macht nicht einmal einen Unterschied zwischen einem Friedensstifter und einem Mörder. Wenn man sie fragt, welche Berufung oder welchen Seelenplan sie hat, gibt sie einfach zur Antwort: »Mein Wesen ist scheinen, leuchten, lieben und wärmen.« Und ihr Sein ist schon die Berufung und ihr Seelenplan.
So ist es auch bei uns. Unser Wesen ist diese Sonne und nichts anderes. Alles andere sind wir nicht. Doch wie kann es so weit kommen, dass wir diese Sonne, diese Freiheit, diese Bedingungslosigkeit, diese Hingabe und Demut, diese unendliche Liebe, die wir sind, vergessen und verloren haben? Das schauen wir uns mal genauer an. Wir manifestierten selbst in der Kindheit ein Ich. Am Anfang hatten wir es noch nicht. Denn wenn ich meine 1½-jährige Tochter fragte: »Wer bist du?«, kam als Antwort: »…« Ja, es kam keine Antwort, denn sie war alles und nichts, wie die Sonne, reines SEIN. Einige Monate später antwortete sie dann bei der gleichen Frage: »Wer bist du?« – »Ich ›Ne-ne.‹«s Das ist meine älteste Tochter und meine zweite Tochter meinte wohl, dass – wenn wir ihren Namen riefen und sie als Antwort gab »Hier bin ich« – es auch sein zu müssen. Wiederum einige Monate später sagte sie dann auf diese Frage: »Ich, Ciela« – und das ist ihr Name. Nun hat sie sich mit diesem Namen identifiziert und füllt in ihrem Gehirn die Datei: »Wer ist Ciela und was ist Ciela, was kann sie und was nicht, und was muss sie noch lernen?« Wir werden also zu einem Ich mit Namen. Wie oft haben wir unsere Kinder auf dem Arm gehabt und vor dem Spiegel gesagt: »Das bist du.« Oder Fotos angesehen und auch hier gesagt: »Das bist du.« Also haben wir uns über den Körper identifiziert und unsere Datei Körper gefüllt mit »Das bin ICH«, und was braucht er, wie sieht er aus und wie sehen die anderen aus und was ist nicht perfekt an ihm.
An dieser Stelle möchte ich anbringen, dass wir immer nach Perfektion streben, uns immer vergleichen mit jemandem oder etwas, was perfekt ist oder zumindest perfekter, als wir es gerade sind. Dadurch entsteht immer ein Mangel, doch mit diesem Mangel haben wir eigentlich nichts zu tun. Das ist höchstens der Mangel des Egos, das nach Perfektion strebt. Dazu kann ich dir sagen, das wird es nie erreichen, denn es gibt immer eine noch perfektere Möglichkeit. Also kümmere dich nicht um die Perfektion des Egos, denn es kümmert sich auch nicht um dich, oder? Wir sehen das überall in der Werbung und in den Medien. Alles muss perfekt sein. Mein Körper, mein Beruf, mein Partner, meine Freunde, mein Land, meine Welt – doch unser Wesen ist bereits vollkommen und nicht perfekt. Das zeigt uns auch die Natur, zum Beispiel ein Baum, eine Blumenwiese oder die Berge – alles vollkommen wunderschön. Doch ist beim Baum kein Ast gleich groß oder alle schauen in dieselbe Richtung, sondern es ist alles natürlich vollkommen. Auch eine Blumenwiese ist wunderbar, selbst hier sieht keine Blume gleich perfekt aus, aber jede ist vollkommen.
Also, warum soll das beim Menschen anders sein?
Wir identifizieren uns über das Ich – Patric, mein Körper und meine Dateien im Gehirn – und so werde ich zu meinem Gehirn, weil ich glaube, dass das, was ich denke, ich bin. Doch dein Wesen ist alles andere als dein Körper, dein Name, dein Gehirn und deine Gedankenwelt, das alles ist wie ein goldener Käfig, in den du dich selbst eingesperrt hast. Dein Wesen ist die Sonne, das ganze Universum und auch das, was vor dem Urknall war, das Vorweltliche und selbst das, was noch sein wird, wenn es dieses Universum nicht mehr gibt. Grenzenlos, Totalität, das Licht aller Lichter, Stille, Liebe, Unendlichkeit und Ewigkeit. Sicherlich sagt nun dein Kopf: »NEIN, das bin ich nicht.« Doch es ist genau umgekehrt, genau das bist du, und das, was deine Gedanken sagen, bist du nicht. Dein Wesen ist diese unendlich leuchtende Sonne, und durch das Ich, das sich manifestiert hat, stehst du in Form des ICHS vor der Sonne, mit dem Rücken zur Sonne, und das wirft einen Schatten vor dir, der genauso aussieht wie du und sich auch genauso bewegt wie du. Nun frage ich dich: »Bist du dieser Schatten? Hast du mit ihm etwas zu tun?« Nein, würdest du wohl sagen, oder? Warum identifizieren wir uns dann mit ihm?
Und auch das Ich, das diesen Schatten überhaupt ermöglicht, meinst du, das bist du? Dieser Körper, den Namen dazu, die Gedankenwelt dazu. Nein, das alles bist du nicht, denn du bist die unendlich strahlende und leuchtende Sonne. Nun, dieser Schatten wird durch die Sonne und unser Ich kreiert. Also ohne Sonne gibt es keinen Schatten und doch weiß die Sonne nichts vom Schatten. Denn die Sonne hat den Schatten noch nie berührt, wenn die Sonne kommt, weicht der Schatten, und wenn die Sonne über dem Schatten steht, ist er weg. Wo ist er hin? Gibt es ihn überhaupt, und wenn ja, wo ist er hin, wenn die Sonne über ihm steht? Wo Licht hineinleuchtet, weicht Schatten, und wo Licht ist, ist kein Schatten mehr. Daran erkennen wir, dass das Ich mir im Weg steht.
Das Ich, das wir nähren und versuchen, so perfekt wie möglich zu machen. Es verschönern, es zum Erfolg bringen möchten, ihm helfen, dass es viel lernen kann, und das Ich, das sich auch heilen kann, es therapieren, den Schatten therapieren usw. Doch was machen wir hier? Kann das Ich das Ich auflösen? Nein, es wird dir aber das Gefühl geben, dass das geht durch viele Konzepte wie Meditieren, spirituelle Praktiken, Heilmethoden, Therapieformen, Coachings, Erfolgsmethoden, werde Schöpfer deines Lebens, kreiere dein Leben neu, so wie du es haben möchtest usw.
Aber auf welcher Ebene findet das alles statt? Auf der Ebene des Schattens. So irren wir durch die Schattenwelten und haben noch das Gefühl, dass es womöglich immer positiver wird, doch das sind wir nicht. So wandern wir durch die Jahrhunderte durch Tausende von Inkarnationen, durch das Diesseits und das Jenseits, doch auch hier – auf welcher Ebene ist das alles und wo führt es hin? Zu weiteren Wanderungen durch das Diesseits und Jenseits, durch weitere Tausende von Inkarnationen. Nun gut, hier sei auch gesagt, wir sind ein ewiges und unendliches Wesen, also haben wir alle genügend Zeit, um aus diesen Schattenwelten zu erwachen.
Es gibt viele Meister/innen und erwachende Seelen – geht mit ihnen. Ich spreche hier nicht von Lehrern, sondern von LEERERN, die dir dabei helfen, im Lichtreich zu erwachen, denn lernen kann nur das Gehirn, die Denkmaschine und das Ich, und dieser Weg führt nicht hinaus, sondern in einen weiteren Irrgarten oder ein weiteres Labyrinth. Diese Gärten können sehr schön angelegt sein, wunderbare Blumen und Sträucher enthalten usw., sodass wir das Gefühl bekommen: »Oh ja, wir sind auf dem richtigen Weg!« Doch sind diese Gärten auf der Ebene des Schattenreiches angelegt. Hast du schon einmal mit einem Schatten gekämpft? Hast du gewinnen können? Wenn nicht, dann kehre um und wende dich dem Licht zu und leuchte wieder, denn das ist deine wahre Natur, deine Bestimmung und dein wahres Sein. Beobachte einmal, wenn du deinen Schatten schlägst. Er wird im selben Moment zurückschlagen, oder? Also kämpfe nicht mehr gegen dich an, sondern lass das Schwert der Unwissenheit nun fallen.
Meine Lieben, erwacht jetzt mit mir zusammen in der Vollkommenheit des Lichts!
Liebe
Eine Frau träumte des Nachts, einen Markt zu besuchen. Dort, inmitten all der Stände traf sie zu ihrem großen Erstaunen auf Gott. Scheu näherte sie sich dem Stand.
»Was verkaufst du hier?«, wollte sie von ihm wissen.
Gott antwortete ihr: »Alles, was das Herz begehrt.«
Die Frau war zunächst völlig verblüfft. Als sie sich wieder gefasst hatte, beschloss sie, diese Gelegenheit zu nutzen und das Beste zu verlangen, was sich ein Mensch nur wünschen kann.
»Ich möchte Frieden für meine Seele und Liebe und Glück. Und weise möchte ich sein und nie mehr Angst haben«, sagte die Frau zu Gott. »Und das nicht nur für mich allein, sondern für alle Menschen.«
Gott lächelte. »Ich glaube, du hast mich missverstanden. Ich verkaufe hier keine Früchte, sondern die Samen.«
QUELLE UNBEKANNT
Resonanz und Stille
Unser Wesen ist still und hat sich noch nie bewegt. Unser Wesen ist wie die Achse eines Rades, um die sich das Rad des Lebens dreht. Das Leben dreht sich. Die Welt dreht sich. Unser Körper bewegt sich von A nach B. Unsere Geburt ist und unser Tod kommt.
Das alles ist wie ein Rad, doch unser Wesen ist die Achse. Diese hat sich noch nie bewegt. Sie ist immer in der Mitte. Wir identifizieren uns mit dem Rad des Lebens. Mit dem Diesseits und dem Jenseits. Mit der Geburt und mit dem Tod. Doch genau das alles sind wir nicht. Unser Wesen ist still und etwas, das still ist, hat null Resonanz. Es kann nicht sein, dass Stille eine Schwingung oder eine Resonanz hat, ansonsten ist es nicht die Stille, also auch nicht unser Wesen. Das wiederum bedeutet, dass alles, was Resonanz und Schwingung hat, nicht wir sind. Doch die Stille durchtränkt alles, was Resonanz und Schwingung hat. Das bedeutet, dass es nichts ohne Stille gibt, selbst ohne Resonanz gibt es die Stille. Entdecke dein wahres Sein. Die Stille ist immerwährend da. Auch wenn es draußen laut ist, ist die Stille da, denn wenn der Lärm aufhört, ist es still, also war die Stille bereits da, nur haben wir uns auf den Lärm konzentriert und konnten die Stille nicht hören. Woher kommt ein Ton aus einer Flöte? Aus dem Nichts. Es ist still und dann kommt ein Ton raus und wohin geht dieser Ton zurück? In die Stille. Auch wenn du sprichst, achte einmal genau darauf, wenn du ein Wort sagst. Dieses Wort kommt aus der Stille und danach, wenn du das Wort oder den Satz zu Ende gesprochen hast, geht es zurück in die Stille. Aus der Stille also, aus dem Nichts, kommt nicht nichts, sondern alles.
Oft sage ich in meinen Einzelsitzungen oder bei meinen Seminaren, dass NICHTS tun nicht heißt, dass nichts passiert, denn aus dem Nichts kommt alles und auch die Wunder dieser Welt. Und nichts tun heißt nicht, nicht tun. Unser Denken versteht hier immer: »Aha, ich muss nichts mehr tun, also kann ich zu Hause auf dem Sofa liegen und so kann dann alles kommen.« Das ist nicht gemeint. Wenn du an einem Bergsee stehst und ins Wasser schaust, kannst du dich im Wasser spiegeln, jedoch kannst du nicht klar sehen, weil der Bergsee Wellen hat. Nur wenn der See still wird, kannst du dich klar erkennen und dein Spiegelbild sehen. Doch was meinst du, bist du dieses Spiegelbild? Hast du mit diesem Spiegelbild etwas zu tun? Nein, es ist nur ein Spiegelbild, also eine Reflektion deines Körpers und deines Bewusstseins.
Wenn du geduldig und still bist und lange genug dein Spiegelbild auf dem See betrachtest, kannst du plötzlich hindurch sehen. Und du siehst in die Tiefe des Sees hinein. Doch er ist ganz trüb durch unsere vielen Gedanken und durch unser ständiges Wollen und Nichtwollen. Es sind symbolische Steine, die wir permanent ins Wasser werfen. Deshalb ist auch der Seespiegel nicht glatt, weil da die ganze Zeit Wellen schlagen von den vielen Steinen, die wir hineinwerfen. Und alles wird aufgewühlt, wenn sie auf dem Grund des Sees ankommen. Deshalb können wir nicht klar sehen, sondern es ist ganz trüb. Also wenn wir keine Steine mehr hineinwerfen, wird der See still und die Oberfläche glatt. Auch das Aufgewühlte am Boden des Sees senkt sich nach und nach und er wird ganz klar. Nun kannst du den Grund sehen und das ist dein Wesen.
Der Grund des Sees ist still und bewegt sich nicht. Und dieser Grund des Sees und diese Stille sind immerwährend hier, auch wenn du an der Oberfläche die Steine hinein wirfst. Wir spüren jedoch die Stille nicht, weil wir uns mit den Steinen und unserem Spiegelbild beschäftigen und zudem noch das Gefühl haben, das sind wir. Doch genau das sind wir nicht. Mit diesem Beispiel möchte ich dir zeigen, was ich meine mit dem Nichtstun, dass nichts passiert. Wenn ich nichts tue und mich nicht immer in mein Leben einmische, also keine Steine mehr hineinwerfe, kann ich mein Wesen, den Grund meines Lebens und meines Daseins erkennen.
Es geht hier auch nicht darum, nun willentlich keine Steine mehr hineinzuwerfen, das funktioniert nicht. Unser Wille sind die Steine, also können nicht die Steine den Steinen sagen: »Wirf keine mehr hinein!« Auf dieser Ebene funktioniert es nicht. Ich kann dem Ich nicht sagen: »Geh weg!« Denn das Ich will bleiben um jeden Preis. Was du machen kannst, ist dieses Programm, dieses Muster, diese Identifikation, diese Steine alle mit viel Geduld zu beobachten, und so lange zu beobachten, bis du alles durchschaut und alles durchleuchtet hast. Wenn du alles durchschaut hast, löst sich alles auf wie eine Fata Morgana – ohne etwas dafür zu tun. Denn derjenige, der denkt und tut, kann den Denker und das Tuende nicht auflösen.
Also auch hier wieder ganz einfach. Zu einfach? Es gibt also nichts zu üben und auch nichts zu tun, und deshalb auch nichts zu praktizieren, denn wer ist der Praktizierende? Der Praktizierende ist wie die Steine und wie will der mit dem Üben aufhören können? Jegliches Üben und Praktizieren sind verschiedene Steine und verschiedene Konzepte, und daher versuchen wir einfach immer wieder, die Konzepte zu wechseln. Wir praktizieren also ein Konzept, um ein anderes Konzept aufzulösen. Doch das führt nicht zu Freiheit und zum inneren Frieden, denn für die Freiheit, die immerwährend schon da ist, hast du keine Zeit, du musst ja üben und praktizieren, um sie zu erreichen – und genau so geht es nicht. Der Friede und die Freiheit sind schon in dir, du kannst sie höchstens entdecken und dann merken: »Oh ja, sie sind schon immer in mir und jetzt.« Sei wach und achtsam, denn du bist schon die Stille, der Friede, die Freiheit, die Liebe, das Mitgefühl – du bist nichts und alles zugleich, JETZT.
Wo Gott wohnt …
Einmal brachte eine Mutter ihren kleinen Sohn zum Rabbi. Da fragte der Rabbi den Jungen: »Ich gebe dir einen Gulden, wenn du mir sagst, wo Gott wohnt.« Aber der Bub war weiser: »Und ich gebe dir zwei Gulden, wenn du mir sagen kannst, wo er nicht wohnt.«
MARTIN BUBER
Wer bin ich ohne diese Gedanken?
Viele Leute fragen mich: Wie kann ich mein Denken stoppen, dass es aufhört zu denken oder dass es ruhig wird im Kopf. Nun – es ist folgendermaßen. Ich glaube nicht, dass es im Kopf beim Denken einmal still ist. Jedoch überlege mal, wenn du im Bett liegst, schlafen möchtest und im Zimmer ist eine Uhr, die laut tickt. Kennst du das? Dann hört sich dieses Ticken, sobald man es hört, sehr laut und störend an und man kann nicht einschlafen. Nun, es dauert eine Weile, bis man vergisst, dass sie da ist und man sie nicht mehr hört. Was meinst du, hörst du sie nicht mehr, weil die Uhr nicht mehr tickt? Nein, wahrscheinlich tickt sie, nur du achtest nicht mehr darauf. So ist es auch mit dem Denken. Wir identifizieren uns sehr stark über unser Denken und so sind wir fast wie Gefangene unserer eigenen Gedanken. Wenn sich diese Identifikation aber immer mehr auflöst, so werden die Gedanken immer leiser für dich. Obwohl dein Denken noch da ist und auch noch in derselben Lautstärke, ist es nun so, dass sich deine Aufmerksamkeit mehr und mehr auf dein Wesen ausgerichtet hat und deshalb die Gedanken kaum noch hört. Oft bitte ich meine Seminarteilnehmer/innen, dass sie sich das einmal vorstellen sollen oder als Thema mit in eine Meditation nehmen können.
Wer bin ich ohne meine Gedanken? Schaut euch mal an, wie viel Freiheit das gibt, Sorglosigkeit, Friede usw. Mach das immer und immer wieder und so wird es dir immer bewusster, dass du mit dem Denker und dem Gedachten nichts zu tun hast.
Betrachten wir einmal diesen Denker und auch das Gedachte sowie das gesamte Wissen unseres Gehirns. Wir durchleuchten unser Wissen und unser Gedankengut. Zuallererst frage ich dich, was meinst du, bist du noch derselbe Mensch mit denselben Gedanken und demselben Wissen wie vor 5, vor 10 oder vor 20 Jahren? Es werden mir fast alle zur Antwort geben, nein. Es ist seither viel passiert. Es kamen viele neue Erfahrungen hinzu. Ich habe viele Bücher gelesen. Ich habe Ausbildungen und Seminare besucht und daher denke ich nicht mehr wie vor drei oder fünf Jahren. Wenn das so ist, und das ist bei fast allen so, kann man ganz nüchtern betrachtet nun sagen: Wenn wir unser Denken, unser Gedankengut und unseren Gehirnspeicher an Wissen alle paar Jahre komplett überholen und nicht mehr so denken wie damals und alles sehr relativ ist, dann ist dieses Wissen von heute in fünf Jahren wiederum komplett überholt und wir wissen im jetzigen Moment an und für sich nichts. Dann kommt die Erkenntnis und daher wohl auch der Spruch großer Philosophen, »Ich weiß, dass ich nichts weiß«, weil unser Wissen heute und jetzt an und für sich nichts wert ist. Und dann müssen wir erkennen, dass wir uns über unser Denken identifizieren und an etwas glauben, was keine Beständigkeit hat, und an ein Wissen, das nichts wert ist.
So geht es ja auch unserer Wissenschaft, an die wir so stark glauben und an der wir uns festhalten, damit wir einen gewissen Halt in dieser Welt haben. Die Wissenschaft überholt sich alle paar Jahre und sagt, wir haben wieder etwas herausgefunden, so, wie wir bisher dachten, dass dies und das so ist, ist es nicht. Das heißt, auch hier glauben wir an eine Wissenschaft, die alle paar Jahre sagt, das, an das wir uns halten konnten, gibt es nicht mehr, es gibt jetzt etwas anderes, was wir herausgefunden haben, und so ist es ganz sicher. Nun lassen wir das Alte los und halten uns sogleich an der neuen wissenschaftlichen Erkenntnis fest. Doch auch hier zeigt es sich, dass das alles sehr relativ ist und keine Beständigkeit hat, weil auch das, was die Wissenschaft nun hier und heute als Wahrheit der Welt präsentiert, in einigen Jahren oft komplett über den Haufen geworfen wird, und dann kommt wieder etwas Neues.
Das heißt auch, die Wissenschaft ist an und für sich nicht glaubwürdig, oder? Unser Denken und unsere Wissenschaft sind relativ und daher beschäftige dich nicht mit ihnen, sondern entdecke dein Wesen, das unendlich, immerwährend, beständig und ewig ist. Nehmen wir doch einmal das gesamte Wissen unseres Denkens oder den gescheitesten Menschen dieser Welt und projizieren mit einem sehr speziellen Beamer, den man an das Gehirn anknüpfen kann, sein gesamtes Wissen auf eine Leinwand. Und danach verknüpfen wir den Beamer mit unserem Wesen und der universellen Weisheit – ich kann dir sagen, wir würden alle einen immensen Lachkrampf bekommen, darüber, was wir denken, und was wir zu wissen meinen. Wir werden uns fast nicht erholen können vor Lachen.
Also, meine Lieben, was möchtet ihr mehr lernen, dass euer Speicher im Gehirn immer wieder gefüllt und alle paar Jahre ausgemistet wird und sich wieder neues Wissen aneignet, und dies bis ans Ende eures Erdenlebens? Ist doch sehr schade um die Zeit. Stattdessen kehre um und erforsche dein Wesen, entdecke es in dir und du wirst finden, was du nie gedacht hättest: Einen Reichtum, den du mit keinem Geld dieser Welt je kaufen könntest. Eine Freiheit, die du nie erreichen könntest. Eine Liebe, die jenseits ist von dem, was du je gedacht hast, was Liebe sei. Einen inneren Frieden in dir. Im größten Hurrikan wirst du ganz still und ruhig bleiben wie das Auge des Sturms. Nun hast du die Wahl – lernen, Wissen aneignen, Erfahrungen machen usw., oder dich auf die Entdeckungsreise begeben in die Unendlichkeit deines Wesens, JETZT.
Hierbei ist anzumerken, dass diese Reise nirgends hinführen wird, obwohl eine Reise meistens ein Ziel hat, hier ist es eine Reise in die Ewigkeit ohne Anfang und ohne Ende. Denn, wo soll deine Reise hingehen, wenn das, was du suchst, schon da ist und du dein Wesen schon immer warst? Entdecke dein vollkommenes Wesen, jetzt. Solange wir uns jedoch mit unserem Körper, unserem Ich, unseren Gedanken und unserem Wissen und der Welt identifizieren, solange werden wir durch die Täler des Schattens und der Illusionen wandern und Reisen mit immer neuen Zielen haben. Wacht auf, meine Lieben, denn das, was wir denken, was wir sind, genau das sind wir nicht. Unser Wesen ist reine, bedingungslose Liebe, voller Gnade, voller Glückseligkeit – vollkommen, voller Mitgefühl, unendlicher Freiheit, immerwährend im Frieden und still.
Wahrscheinlich denkst du nun, ja das klingt alles sehr schön, doch meine Realität sieht anders aus. Ja klar, weil wir die Realität unseres Denkens als Wahrheit ansehen und uns damit identifizieren. Wir haben ja in diesem Kapitel einiges angeschaut, was unser Denken ist, was der Denker alles weiß, wie relativ und unbeständig das ist. Wir nehmen etwas als wahr an, was sich jederzeit ändert, also kann es sicherlich nicht wahr sein. Bist du bereit, JETZT umzukehren, um dein Wesen vollkommen in dir zu entdecken?
Der kostenlose Auszug ist beendet.