Mein dominanter Besucher

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Nadine Berger

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Pias "O"-Töne #1

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Impressum neobooks

Mein dominanter Besucher

„... diesen Rock. Den mit den rot-weißen Streifen. Das kurze Teil, das ziehst du an.“ Bestimmt hatte Serges Stimme durchs Telefon geklungen. Bestimmt und kurz angebunden; ganz so, als würde er mit seiner Sekretärin irgendein beliebiges Memo besprechen.

„Und sonst?“, hatte ich zu fragen gewagt, woraufhin ich am anderen Ende der knisternden Leitung einen genervt klingenden Seufzer vernommen hatte.

„Sonst? Den weißen Slip, den aus Satin. Den ich dir letztes Mal in den Club mitgebracht hatte. Du erinnerst dich?“ Und ob ich das tue! Das kühle Gefühl des dünnen Stoffs auf meiner Haut. Dazu die an meinen Schamlippen leicht kratzenden Bändchen, mit denen der Slip Ouvert verschlossen worden war. Anfänglich wenigstens. Bei dem Gedanken daran und dem, was Serges Hand kurze Zeit später auf meinem entblößten Hintern angerichtet hatte, war mein Schoß von einer sinnlichen Wärme durchflutet worden.

„Dazu passende Nylons. Halterlose, verstanden?“

Ich hatte ihm mit einem bescheidenen „Ja, Herr.“ geantwortet. Da aber hatte Serge bereits aufgelegt.

Aufgeregt tigere ich in der Wohnung auf und ab, ertappe mich dabei, wie ich alle zwei Minuten mit bangem Blick zur Uhr starre, deren Zeiger sich nur quälend langsam voran bewegt. Ich fahre mir über die Stirn, die Schultern und den Nacken, die abwechselnd schweißfeucht und dann wieder schauerlich kalt sind. Mein Körper befindet sich in einem einzigen Aufruhr, was sich auch auf meine Blase niederschlägt. Zum bestimmt zwanzigsten Mal laufe ich ins Bad und setze mich auf die Klobrille zum pinkeln. Bis auf höchstens ein paar Tröpfchen kommt allerdings nichts. Seufzend wische ich mich trocken und prüfe jedes Mal wieder, ob ich bei der morgendlichen Rasur meiner Scham auch kein Haar übersehen habe. Gleich nach dem Telefonat mit Serge hatte ich mir ein nach Jojoba duftendes Bad einlaufen lassen und mich mit dem Set aus Epilierer und Rasierer in die wohltemperierte Wanne gesetzt. Und während sich über die iPod-Anlage Lana del Rey und Oceana mit ihren sanft klagenden Stimmen abwechselten, hatte ich damit begonnen, mich nach Serges Vorgaben zu rasieren. Was neben den selbstverständlichen Beinen und Achseln bedeutete, die gesamte Bikinizone blank zu lassen und sämtliche Härchen, die sich um die äußeren Lippen tummelten, restlos zu entfernen. Nur auf dem Venushügel war es mir erlaubt, einen ultrakurz gestutzten Flaum in Form eines schmalen Strichs stehenzulassen. Als ich mich danach eincremte und dabei im Spiegel angeschaut hatte, erschrak ich zuerst ob des ungewohnten Anblicks. Seltsam nackt war ich mir vorgekommen. Nackt und ungeschützt. Ein Gefühl, dass Serge mit seinem Auftrag sicher bezweckt hatte.

Um mich wenigstens ein klein wenig zu beruhigen, öffne ich eine Pikkoloflasche von dem Sekt, den ich noch von irgendeiner Feier übrig habe. Mit leicht zitternden Fingern schenke ich mir das Glas voll, nehme einen Schluck und verziehe die Lippen. Puh, das Zeug ist süß und dazu viel zu warm. Aber egal, es muss ja nicht schmecken, beschließe ich und leere das Glas in hastigen Zügen. Dann gieße ich den Rest des Fläschchens hinein und verziehe mich aufs Sofa, wo ich mich in meiner so wunderbar bequemen, anschmiegsamen Sporthose aus weichem Nikkistoff in die tiefen Kissen fallen lasse. Die Anlage spielt inzwischen irgend etwas Elektronisches und während ich den sanften Beats lausche, wandern meine Gedanken zu Serge. Zu Serge und unserem ersten Treffen. Es war in dem Club gewesen, in den mich Tessa, meine liebe Freundin und Arbeitskollegin, nach einem feuchtfröhlichen Abendessen geschleppt hatte. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass die Liebe eine recht ausschweifende Art hat. Verglichen mit mir jedenfalls. Dazu ist sie seit einem knappen Jahr Single, was sie jedoch nicht davon abhält, ihre sinnlichen Bedürfnisse von Zeit zu Zeit mit fremden Männern zu stillen. Gut, fast fremden Männern. Wie oft habe ich ob des ungezügelten Verlangens, mit dem sie ihre Leidenschaft auslebt, den Kopf geschüttelt. Wie oft standen wir in den hitzigen Diskussionen darüber mehrmals kurz vor einem ernsthaften Streit. Denn ich, ich bin auch seit geraumer Zeit allein und obwohl auch mich manchmal das Kribbeln im Schoß überkommt, bin ich weit davon entfernt, mir einfach irgendwo einen Kerl aufzureißen. Nein, da müssen meine Finger und ein zwischen die Schenkel gepresstes Kissen herhalten. Allerdings muss ich zugeben, dass meine Fantasien in den Momenten meist um die Erlebnisse kreisen, von denen mir Tessa immer wieder erzählt. Und so komisch es klingt, immer wieder ertappe ich mich danach dabei, wie ein schlechtes Gewissen in mir rumort. Warum eigentlich? Es ist doch bloß pure Einbildung die mir in diesen bestimmten Augenblicken dabei hilft, seufzend über den Berg zu kommen.

An jenem Abend aber, Tessa hatte gekocht und mir im Verlauf der zweiten Flasche Wein mal wieder von ihrer letzten amourösen Eroberung vorgeschwärmt, da war mir der Kragen geplatzt. Vielleicht hatte es an dem vielen Wein gelegen, vielleicht an meiner in erotischer Sicht so misslichen Lage, wahrscheinlich aber an Tessas detaillierter Beschreibung dieses Clubs, in dem sie ihren letzten Typen aufgegabelt hatte, was bei mir das Fass letztendlich zum Überlaufen gebracht hatte. Was bitte an dem Club so besonders wäre, hatte ich sie gefragt. Und vor allem, was sie sich darauf einbilden würde, in so einem Swinger- oder was-weiß-ich-Laden einen Kerl abzubekommen. Anstatt einer Antwort hatte mich meine Freundin nach dem Ausbruch mit einem schwer zu deutenden Blick bedacht, den Rest des Weins in die Gläser geschenkt und mir zugeprostet. Ihre einzigen Worte dabei waren ein „Herzchen, es ist nicht die Art Club, die du dir vorstellst“, gewesen. Verwirrt hatte ich sie angesehen und einen Schluck von dem Sauvignon genommen. Ich muss wirklich konfus ausgesehen haben, denn sie streichelte mir beruhigend über die Hand und fügte nur einen weiteren Satz hinzu. Einen Satz, der mich an diesem Samstagabend mit dem Rest warmen Sekts und frisch ausrasierter Muschi als Nervenbündel auf mein Sofa gebracht hat: „Wenn du willst, zeige ich ihn dir.“

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