Ein Kuss für Königinnen

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Aus der Reihe: Ein Thron für Schwestern #6
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KAPITEL VIER

Kate spürte die Seebrise, die über ihr Gesicht blies, sie fühlte sich zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, frei. Ashton in der Entfernung zu sehen, brachte Erinnerungen an ein Leben, dass sie als eine der Herrenlosen verbracht hatte, aber diese Erinnerungen beherrschten sie nicht mehr und die Wut, die damit kam, fühlte sich mehr wie ein dumpfer Schmerz, als irgendwas Frisches an.

Sie fühlte Lord Cranston sich nähern, ehe er bei ihr ankam. So viele von ihren Kräften waren zurückgekommen. Das war ihrs, nicht irgendwas, dass Siobhan oder der Brunnen ihr verliehen hatte.

„Wir greifen im Morgengrauen an, mein Lord“, sagte sie und drehte sich um.

Lord Cranston lächelte darüber. “Eine traditionelle Zeit dafür, obwohl es keinen Grund mehr gibt, mich so zu nennen, Kate. Wir sind diejenigen, die geschworen haben, Ihnen zu dienen, Ihre Hoheit.“

Ihre Hoheit. Kate nahm an, dass sie sich nie daran gewöhnen würde, so genannt zu werden. Besonders nicht von dem Mann, der ihr als einer der Ersten einen Platz in einer Welt gegeben hatte, wo sie hineinpasste.

„Und es gibt wirklich keinen Grund mich so zu nennen“, entgegnete Kate.

Lord Cranston bot eine überraschend elegante Verbeugung. „Das bist du jetzt, aber okay, Kate. Sollen wir so tun, als wären wir wieder im Camp und du lernst Taktiken von mir?”

„Ich denke, ich habe noch viel zu lernen“, sagte Kate. Sie zweifelte, dass sie die Hälfte davon gelernt hatte, was Lord Cranston in der Zeit, in der sie Teil seiner Kompanie gewesen war, ihr hatte beibringen wollen.

“Oh, zweifellos”, sagte Lord Cranston, “also eine Lehre. Erzähl mir mal die Geschichte von Ashton, wie oft wurde es eingenommen?“

Kate dachte nach. Es war nichts, was ihre Lehren bis jetzt abgedeckt hatte.

„Ich weiß es nicht“, gab sie zu.

“Es wurde durch Verrat gemacht”, sagte Lord Cranston und zählte die Möglichkeiten an seinen Fingern ab. „Das wurde getan, in dem der Rest des Königreiches gewonnen wurde, es gab also keinen Sinn es zu halten. Es wurde in der Vergangenheit durch Magie gemacht.“

„Und mit Macht?“, fragte Kate.

Lord Cranston schüttelte seinen Kopf. „Obwohl Kanonen das natürlich verändern könnten.“

„Meine Schwester hat einen Plan“, sagte Kate.

„Und der scheint gut“, erwiderte Lord Cranston, „aber was passiert mit den Plänen im Krieg?“

Das wusste Kate zumindest. „Sie zerfallen.” Sie zuckte zusammen. “Dann ist es gut, dass wir die Beste der freien Kompanien für uns arbeiten haben, um die Lücken zu füllen.”

„Und es ist gut, dass ich das Mädchen habe, die Nebel rufen kann und sich schneller bewegen kann, als irgendein Mann“, antwortete Lord Cranston.

Kate musste eine Sekunde oder zwei gezögert haben, ehe sie antwortete.

„Was ist los?“, fragte Lord Cranston.

„Ich habe mit der Hexe gebrochen, die mir die Macht verliehen hat“, sagte sie. „Ich … weiß nicht, wie viel noch übrig ist. Ich habe immer noch Fähigkeiten Gedanken zu lesen, aber die Geschwindigkeit, die Stärke ist weg. Ich glaube, die Art von Magie auch.“

Sie kannte immer noch die Theorie davon, sie hatte immer noch das Gefühl in sich, aber die Wege dahin fühlten sich mit dem Verlust der Verbindung von Siobhans Brunnen verbrannt an. Es schien, dass alle Dinge ihren Preis hatten und dieser war einer, den sie gerne zahlte.

Zumindest, wenn es sie nicht alle ihrer Leben kostete.

Lord Cranston nickte. „Ich verstehe. Kannst du noch ein Schwert benutzten?”

“Ich bin mir nicht sicher”, gab Kate zu. Das war etwas, was sie unter Siobhan gelernt hatte, immerhin waren die Erinnerungen an ihr Training noch da, immer noch frisch. Sie hatte ihr Wissen durch die Tage des immer wieder „Sterbens“ durch die Hände der Geister gewonnen.

„Dann glaube ich, dass wir das herausfinden sollten, ehe wir in den Krieg ziehen, oder?“, fragte Lord Cranston. Er trat zurück, machte eine formelle Duellanten Verbeugung, während seine Augen dabei sorgfältig auf Kate ruhten und dann zog er sein Schwert mit einem Zischen des Metalls.

„Mit echten Schwertern?“, fragte Kate. „Was, wenn ich die Kontrolle nicht habe? Was wenn –“

„Das Leben ist voll mit Was wenns“, sagte Lord Cranston. “Kämpfe umso mehr. Ich werde dich nicht mit einem Trainingsschwert testen, nur um herauszufinden, dass deine Fähigkeit nicht vorhanden ist, wenn es ein echtes Risiko gibt.“

Es schien immer noch eine gefährliche Art ihre Fähigkeiten zu testen. Sie wollte Lord Cranston nicht aus Versehen wehtun.

“Zieh dein Schwert, Kate”, sagte er.

Zögernd tat sie es, das Säbel passte gut in ihre Hand. Es gab Reste von Runen, die in das Schwert geätzt worden waren, als Siobhan daran gearbeitet hatte, aber das waren jetzt wertlose Dinge, die kaum auffielen, außer wenn das Licht darauf fiel. Kate nahm ihre Stellung ein.

Lord Cranston stieß zu, mit all der Fähigkeit und Gewalt eines jüngeren Mannes. Kate schaffte es kaum, rechtzeitig zu parieren.

„Ich habe es doch gesagt“, sagte sie. „Ich habe nicht mehr die Stärke oder die Geschwindigkeit, die ich früher hatte.“

„Dann musst du einen Weg finden, das auszugleichen“, sagte Lord Cranston und sofort schickte er einen weiteren Stoß an ihren Kopf. „Der Krieg ist nicht fair. Der Krieg kümmert sich nicht, ob du schwach bist. Alles, worum er sich kümmert, ist, ob du gewinnst.“

Kate zog sich zurück und schnitt einen Winkel, um zu vermeiden an die Reling des Schiffs gepresst zu werden. Sie parierte und parierte wieder und versuchte sich selbst von dem Angriff zu schützen.

„Warum zögerst du?“, fragte Lord Cranston. „Du kannst immer noch jeden Gedanken des Angriffs sehen, oder? Du kennst immer noch jeden Schritt, denn man mit einem Schwert machen kann, oder? Wenn ich die Rensburg Täuschung mache, dann weißt du das die Antwort …“

Er machte eine schwierige Doppeltäuschung und automatisch bewegte Kate sich, um sein Schwert auf halbem Wege abzuwehren.

„Siehst du, du weißt das!“, sagte Lord Cranston. „Jetzt kämpfe, verdammt noch mal!“

Er griff mit so viel Wildheit an, dass Kates einzige Option war, mit all ihren Fähigkeiten zurückzukämpfen.

Sie beobachtete seine Gedanken, so gut, wie sie konnte, sah das Aufflackern jeder kommenden Bewegung, die Muster des Angriffs. Ihr Körper hatte nicht die Geschwindigkeit, die er einmal gehabt hatte, aber er wusste immer noch, was er tun musste, wo das Schwert hinmusste, wo es schlagen und parieren, auskuppeln und Druck ausüben musste.

Kate nahm Lord Cranstons Schwert und fühlte leichte Schwäche im Druck, als er es ihr zeigte. Sie kreiste mit der Bindung, wandte mehr Druck an und sein Schwert flog auf das Schiffsdeck. Ihr eigenes Schwert ging zu seiner Kehle und sie schaffte es, gerade eine Haaresbreite vor seiner Haut haltzumachen.

Er lächelte sie an. “Gut Kate. Ausgezeichnet. Siehst du, du brauchst gar keine Tricks von irgendwelchen Hexen. Du bist diejenige, die das gelernt hat und du wirst diejenige sein, welche die Feinde in Stücke schneidet.“

Er griff nach Kates Hand, Handgelenk an Handgelenk und Kate war überrascht, plötzlich Applaus vom Schiff zu hören. Sie drehte sich um und sah die anderen Mitglieder der Kompanie dort, die zugeschaut hatten, als wenn sie und Lord Cranston Spieler wären, die sie unterhalten sollten. Will war unter ihnen und sah sowohl erleichtert, als auch glücklich aus. Kate rannte die Stufen vom Kommandantendeck hinunter und küsste ihn, als sie ihn erreichte.

Das gab natürlich eine Art anderen Jubel von den anderen und Kate wandte sich mit rotem Gesicht ab.

„Das reicht ihr faulen Hunde“, rief Lord Cranston nach unten. „Wenn ihr Zeit zum Gaffen habt, dann habt ihr auch Zeit zum Arbeiten!“

Die Männer um sie herum ächzten und machten mit ihren Vorbereitungen für den Krieg weiter. Dennoch war der Moment vorbei und Kate wollte es nicht riskieren, Will noch einmal zu küssen, falls irgendjemand zusah.

„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht“, sagte Will mit einem Nicken nach oben, wo Lord Cranston stand. „Als ihr beide gekämpft habt, hat es wirklich so ausgesehen, als wenn er dich töten wollte.“

„Ich habe das gebraucht“, sagte Kate mit einem Achselzucken. Sie war sich nicht sicher, ob sie Will das erklären konnte. Er war Lord Cranstons Kompanie beigetreten, aber es schien immer ein Teil von ihm zu geben, der zurück und wieder in der Schmiede seines Vaters arbeiten wollte. Er hatte die Chance genutzt die Welt zu sehen, die Chance wo anders hinzugehen.

Für Kate war das anders. Sie musste in die Räume drängen, in denen sich die Dinge nicht sicher anfühlten, oder sie war sich nicht sicher, ob sie sich am Leben fühlte. Lord Cranston hatte das verstanden und hatte sie an einen Ort gebracht, wo sie sich wirklich selbst testen konnte.

„Dennoch“, sagte Will, „ich dachte, es würde Blut an Deck geben, ehe es zu Ende war.“

„Da war aber keins“, sagte Kate. Sie umarmte ihn, einfach weil sie das wollte. Sie wünschte sich, dass es genug Privatsphäre an Bord geben würde, für mehr. „Das ist das Wichtigste.“

„Und du warst toll da oben“, gab Will zu. „Vielleicht sollten wir gar nicht angreifen morgen, sondern einfach dich schicken, sie alle zu bekämpfen.“

 

Kate lächelte bei dem Gedanken. „Ich glaube, das wird ein wenig ermüdend nach den Ersten. Außerdem willst du etwa die ganze Action verpassen?“

Sie sah, wie Will sich abwandte.

„Was ist los?“, fragte sie und widerstand dem Drang seine Gedanken zu lesen und es herauszufinden.

„Ehrlich? Ich habe Angst“, sagte er. “Egal, wie viele Kämpfe wir bestreiten, es scheint nie einfacher zu werden. Ich habe Angst um mich, um meine Freunde, um meine Eltern, die vielleicht darin verwickelt werden und … ich habe Angst um dich.“

„Ich glaube, wir haben gerade herausgefunden, dass du dir um mich keine Sorgen machen musst“, sagte Kate.

„Du bist besser mit dem Schwert, als jeder den ich kenne“, stimmte Will zu, „aber ich mache mir dennoch Sorgen. Was, wenn da ein Schwert ist, das du nicht siehst? Was, wenn es einen zufälligen Musketenschuss gibt? Krieg ist Chaos.”

Das war es aber, das war der Teil, der Kate daran gefiel. Es gab etwas darin, im Mittelpunkt eines Kampfes zu stehen, der auf eine Weise Sinn ergab, wie es der Rest der Welt manchmal nicht tat. Sie sagte das aber natürlich nicht.

„Es wird alles gut gehen“, sagte sie stattdessen. “Ich werde okay sein. Du wirst mit der Artillerie arbeiten, nicht inmitten aller Kämpfe. Sophia würde ihren Leuten niemals erlauben zu plündern oder normale Menschen anzugreifen, also werden deine Eltern in Sicherheit sein. Es wird alles gut werden.“

“Bleib einfach … in Sicherheit”, sagte Will. „Es gibt so viele Dinge, die ich dir noch sagen will und mit dir machen will und –“

„Dafür werden wir noch Zeit haben“, versprach Kate. „Jetzt gehst du besser. Du weißt, Lord Cranston wird wütend, wenn ich dich zu lange von deinen Aufgaben abhalte.“

Will nickte und sah aus, als wenn er sie wieder küssen wollte, er tat es dann aber doch nicht. Eine weitere Sache, die bis nach dem Kampf würde warten müssen. Kate sah ihm beim Gehen zu und nutzte ihr Talent, um die Gedanken und Gefühle der Soldaten hier aufzunehmen.

Sie konnte ihre Ängste und ihre Sorgen spüren. Jeder Mann wusste, dass die Welt in der Morgendämmerung in Gewalt ausbrechen würde und die meisten fragten sich, ob sie heil aus dem Chaos herauskommen würden. Einige dachten an Freunde andere an Familien. Ein paar gingen eine Möglichkeit nach der anderen durch, als wenn der Gedanke an die Gefahr es verhindern würde.

Kate freute sich darauf. Beim Kampf machte die Welt irgendwie Sinn.

„Morgen werde ich die Menschen töten, die meiner Familie wehgetan haben“, versprach sie. „Ich schneide sie in Stücke und ich werde den Thron für Sophia zurückerobern.“

Morgen würden sie nach Ashton gehen und sie würden sich alles zurückholen, was ihrs sein sollte.

KAPITEL FÜNF

Auf den Stufen vom Tempel der maskierten Göttin bereitstehend und auf den Beginn der Beerdigung seiner Mutter wartend, beobachtete Rupert den Sonnenuntergang. Es strahlte in Tönen von Rot, Farben, die ihn zu sehr an das Blut erinnerten, dass er vergossen hatte. Es hätte ihn nicht stören sollen. Er war stärker als das, besser als das. Dennoch, jeder Blick auf seine Hände brachte Erinnerung daran, wie das Blut seiner Mutter daran geklebt hatte, jeder Moment der Stille brachte die Erinnerung an ihr Keuchen wieder, als er sie erstochen hatte.

„Du!“, sagte Rupert und zeigte auf einen der Bohrer und unbedeutenderen Priester, die sich um den Eingang versammelt hatten. „Worauf deutet dieser Sonnenuntergang hin?”

“Blut, Ihre Hoheit. Ein Sonnenuntergang wie dieser heißt Blut.”

Rupert machte einen halben Schritt vorwärts und wollte den Mann für seine Frechheit schlagen, aber Angelica hielt ihn zurück, ihre Hand streifte über seine Haut, in einem Versprechen, das ihn wünschen ließ, es gäbe mehr Zeit, um es wieder gut zu machen.

“Ignoriere ihn”, sagte sie. “Er weiß nichts. Niemand weiß irgendetwas, außer du sagst es ihnen.”

„Er hat Blut gesagt“, beschwerte sich Rupert. Das Blut seiner Mutter. Der Schmerz davon durchfuhr ihn. Er hatte seine Mutter verloren, die Trauer davon überraschte ihn. Er hatte erwartet nichts als Erleichterung, bei ihrem Tod zu verspüren oder vielleicht Freude, dass der Thron endlich ihm gehörte. Stattdessen … fühlte Rupert sich gebrochen im Inneren, leer und schuldig auf eine Art, wie er sich noch nie gefühlt hatte.

„Natürlich hat er Blut gesagt“, antwortete Angelica. „Es gibt einen Krieg morgen. Jeder Idiot kann Blut in einem Sonnenuntergang sehen, mit feindlichen Schiffen, die an der Küste ankern.“

„Viele haben das“, sagte Rupert. Er zeigte auf einen anderen Mann, ein Bohrer, der ein kompliziertes Uhrwerk Gerät benutzte, um Berechnungen auf einem Stück Pergament zu kritzeln. „Sie, sagen Sie mir, wie der Krieg morgen wird!“

Der Mann schaute ihn mit wildem Blick an. „Die Zeichen stehen nicht gut für das Königreich, Ihre Majestät. Die Ausrüstung –“

Dieses Mal schlug Rupert zu und schubste den Mann mit gestiefeltem Fuß zu Boden. Wenn Angelica nicht da gewesen und ihn zurückgezogen hätte, hätte er vielleicht so lange zugetreten, bis nichts weiter außer einem Haufen gebrochener Knochen zurückgeblieben wäre.

„Denke mal daran, wie das bei einer Beerdigung aussieht“, sagte Angelica.

Das war zumindest ausreichend, um Rupert zurückzuhalten. „Ich weiß nicht, warum die Priester solche Leute überhaupt auf die Stufen ihres Tempels lassen. Ich dachte, sie hätten die Hexen getötet.“

„Vielleicht ist es ein Zeichen, das diese keine Gabe haben“, schlug Angelica vor, „und dass du nicht auf sie hören solltest.“

“Vielleicht”, sagte Rupert, aber es hatte auch andere gegeben. Es schien, dass jeder eine Meinung zum kommenden Krieg hatte. Es gab genügend Wahrsager im Palast, sowohl echte, als auch nur Adlige, die gerne Sonnenuntergänge oder den Flug der Vögel errieten.

Aber im Moment war die Beerdigung, die Beerdigung seiner Mutter, das Einzige, was zählte.

Anscheinend gab es welche, die das nicht verstanden. „Ihre Hoheit, Ihre Hoheit!“

Rupert drehte sich in Richtung des Mannes, der angerannt kam. Er trug eine Soldaten Uniform und verbeugte sich tief.

„Die korrekte Anrede für einen König ist Ihre Majestät“, sagte Rupert.

„Ihre Majestät, vergeben Sie mir“, sagte der Mann. Er kam aus seiner Verbeugung. „Aber ich habe eine dringende Nachricht!“

„Was ist los?“, fragte Rupert. „Können Sie nicht sehen, dass ich gerade meine Mutter beerdige?“

„Verzeihen Sie, Ihre Majestät“, sagte der Mann, sich offensichtlich gerade noch rechtzeitig fangend.

„Aber unser General fordert ihre Anwesenheit.“

Natürlich würden sie das. Narren, die den Weg zum Sieg über die Neue Armee nicht gesehen hatten, wollten jetzt seine Gunst gewinnen, indem sie zeigten, wie viele Ideen sie hatten, um mit der Bedrohung umzugehen, der sie sich gegenübersahen.

„Ich werde nach der Beerdigung kommen oder auch nicht“, sagte Rupert.

„Sie sagten mir, ich soll die Wichtigkeit der Bedrohung hervorheben“, sagte der Mann, als wenn diese Wörter Rupert irgendwie in Bewegung setzen würden. Aus einer Art Folgsamkeit.

„Ich werde die Wichtigkeit entscheiden“, sagte Rupert. Im Moment fühlte sich nichts wichtiger an, im Vergleich zu der Beerdigung, die stattfinden würde. Sollte Ashton doch verbrennen, er würde seine Mutter beerdigen.

„Ja, Ihre Majestät, aber –“

Rupert hielt den Mann mit einem Blick auf. „Die Generäle wollen so tun, als wenn alles jetzt passieren muss“, sagte er. „Das es keinen Plan ohne mich gibt. Das ich gebraucht werde, wenn wir die Stadt verteidigen. Ich habe eine Antwort für sie: Sie sollen ihre Arbeit machen.“

„Ihre Majestät?“, sagte der Bote in einem Ton, bei dem Rupert ihn am liebsten schlagen würde.

„Macht eure Arbeit, Soldaten“, sagte er. „Diese Männer wollen unsere besten Generäle sein, aber sie können nicht die Abwehr einer Stadt organisieren? Sagen sie Ihnen, dass ich kommen werde, wenn ich bereit bin. In der Zwischenzeit werden sie das schon machen. Also gehen Sie, ehe ich die Geduld verliere.“

Der Mann zögerte einen Moment und verbeugte sich dann erneut. „Ja, Ihre Majestät.“

Er eilte davon. Rupert sah ihm beim Gehen zu und drehte sich dann wieder zu Angelica.

„Du warst so ruhig“, sagte er. Sein Ausdruck war perfekt neutral. „Du stimmt mir auch nicht zu, meine Mutter zu beerdigen?“

Angelica legte eine Hand auf seinen Arm. „Ich glaube, wenn du das machen musst, solltest du das tun, wir können die Gefahr nicht leugnen.“

„Welche Gefahr?“, fragt Rupert. „Wir haben Generäle oder?“

“Generäle aus einem Dutzend verschiedener Kräfte, die sich als eine Armee zusammengefunden haben”, wies Angelica ihn darauf hin. Keiner von ihnen wird sich darauf einigen können, wer die Leitung übernimmt, wenn niemand da ist, der eine allgemeine Strategie entwickelt. Unsere Flotte sitzt zu nah an der Stadt, unsere Mauer ist eher ein Relikt anstatt einer Schutzmauer und unser Feind ist gefährlich.“

„Sei vorsichtig“, warnte Rupert sie. Seine Trauer umschloss ihn wie eine Faust und die einzige Art, die Rupert kannte darauf zu reagieren, war mit Wut.

Angelica lehnte sich zu ihm herüber, um ihn zu küssen. „Ich bin vorsichtig mein Schatz, mein König. Wir werden uns Zeit dafür nehmen, aber du musst ihnen schon bald Richtungen geben, sodass du ein Königreich zum Regieren hast.“

„Lass es doch verbrennen“, sagte Rupert reflexartig. „Lass es einfach verbrennen.“

„Das meinst du vielleicht jetzt“, sagte Angelica, „aber schon bald, wirst du es wollen. Und dann, naja gibt es die Gefahr, dass sie es dir nicht geben werden.“

„Meine Krone nicht geben?“, sagte Rupert. „Ich bin König!“

„Du bist der Nachfolger“, sagte Angelica, „und wir haben dir Unterstützung in der adligen Versammlung aufgebaut, aber diese Unterstützung könnte verschwinden, wenn du nicht aufpasst. Die Generäle, die du ignorierst, werden sich fragen, ob einer von ihnen regieren sollte. Die Adligen werden Fragen stellen, über einen König, der seine Trauer über ihre Sicherheit stellt.“

„Und du Angelica?“, fragte Rupert. „Was glaubst du? Bist du loyal?“

Seine Finger fuhren fast automatisch zum Messergriff und fühlten die beruhigende Anwesenheit. Angelicas deckten sie.

“Ich glaube, ich habe meinen Platz hierbei gewählt“, sagte sie, „und der ist neben dir. Ich habe jemanden geschickt, der mit der Bedrohung der Flotte umgehen wird. Wenn uns ein Tod aufhalten kann, dann kann es sie auch aufhalten. Anschließend können wir alles, was getan werden muss zusammen machen.“

„Zusammen?“, sagte Rupert und nahm Angelicas Hand.

„Bist du bereit?“, fragte Angelica ihn.

Rupert nickte, wenn auch der Schmerz in ihm im Moment zu groß war, um besänftigt zu werden. Er wäre nie bereit für den Moment, seine Mutter gehen zu lassen.

Sie traten zusammen in den Tempel. Er war für ein Staatsbegräbnis geschmückt worden, mit einer Hast, die schon fast unschicklich war, reiche Vorhänge in dunklen Tönen füllten den Raum darin, hier und da durch das königliche Wappen durchbrochen. Die Bänke des Tempels waren voll von Trauernden, jeder Adlige in Ashton und meilenweit um Ashton herum war gekommen, zusammen mit Händlern und Soldaten, Geistlichen und mehr. Rupert hatte dafür gesorgt.

“Sie sind alle hier”, sagte er und schaute sich um.

„Alle, die kommen konnten“, pflichtete Angelica ihm bei.

„Diejenigen, die nicht gekommen sind, sind Verräter“, keifte Rupert zurück. „Ich werde sie töten lassen.“

„Natürlich“, sagte Angelica. „Nach der Invasion.“

Es war merkwürdig, dass er jemanden gefunden hatte, der bereit war allem zuzustimmen, was getan werden musste. Sie war auf eine Art so rücksichtslos wie er, wunderschön und intelligent. Sie war auch hier bei ihm, stand neben ihm und schaffte es, dass sogar das schwarz der Beerdigung exquisit aussah. Sie war da, um Rupert zu unterstützen, während er durch den Tempel ging und in Richtung der Stelle, wo der Sarg seiner Mutter auf die Beisetzung wartete, ihre Krone lag darauf.

 

Ein Chor begann ein Requiem zu singen, während sie nach vorne gingen und die Höhepriesterin ihre Gebete zur Göttin leierte. Nichts davon war originell. Es war keine Zeit dazu gewesen. Dennoch würde Rupert einen Verfasser anstellen, sobald das hier zu Ende war. Er würde Statuen für seine Mutter errichten. Er würde –

“Wir sind da, Rupert”, sagte Angelica und führte ihn zu seinem Sitz in der ersten Reihe. Es gab mehr als genug Platz hier trotz des überfüllten Gebäudes. Vielleicht hatten die Wachmänner, die dort standen, um das zu verstärken, etwas damit zu tun.

„Wir sind versammelt, um den Tod einer großen Persönlichkeit unter uns zu bezeugen“, leierte die Hohepriesterin, als Rupert Platz nahm. „Witwe Queen Mary vom Haus von Flamberg ist von uns gegangen, ist hinter der Maske des Todes in die Arme der Göttin gegangen. Wir trauern um ihre Ableben.“

Rupert trauerte, die Trauer stieg in ihm hoch, als die Priesterin darüber sprach, was für eine tolle Herrscherin seine Mutter gewesen war, wie wichtig ihre Rolle dabei gewesen war, das Königreich wieder zu vereinigen. Die alte Priesterin hielt eine lange Predigt über die in den heiligen Schriften gefundenen Tugenden, die seine Mutter verkörpert hatte und dann begannen Männer und Frauen über ihre Großartigkeit, ihre Freundlichkeit und ihre Menschlichkeit zu sprechen.

„Es ist, als wenn sie von jemand anderem sprechen“, flüsterte Rupert Angelica zu.

„Das ist das, was sie auf Beerdigungen sagen müssen“, antwortete sie.

Rupert schüttelte seinen Kopf. „Nein, das ist nicht richtig. Es ist nicht richtig.”

Er stand auf und ging durch den Tempel nach vorne und kümmerte sich nicht darum, dass ein Lord immer noch damit beschäftigt war, von der Zeit zu erzählen, als er die Witwe einmal getroffen hatte. Der Mann wich zurück, als Rupert sich näherte, und wurde ruhig.

“Sie reden alle Blödsinn”, sagte Rupert und seine Stimme überschlug sich. „Sie reden über meine Mutter und ignorieren ihr echtes Wesen! Sie sagen, sie war gut und freundlich und großzügig? Sie war keines dieser Dinge! Sie war hart. Sie war rücksichtslos. Sie konnte grausam sein. “Seine Hand fuhr herum. “Gibt es hier jemanden, dem sie nicht wehgetan hat? Sie hat mir oft genug wehgetan. Sie hat mich wie jemanden behandelt, der es kaum wert war, ihr Sohn zu sein.“

Er konnte das Flüstern in der Menge hören. Lass sie flüstern. Er war jetzt ihr König. Was sie dachten, war ihm egal.

“Aber sie war dennoch stark”, sagte Rupert. „Dank ihr, haben Sie alle überhaupt ein Land. Dank ihr wurden Betrüger des Landes verwiesen und die Magie wurde unterdrückt.

Ein Gedanke kam ihm.

“Ich werde genauso stark sein. Ich werde tun, was nötig ist.“

Er ging zum Sarg und nahm die Krone. Er dachte darüber nach, was Angelica über die Vereinigung der Adligen gesagt hatte, als wenn Rupert ihre Erlaubnis bräuchte. Er nahm sie und setzte sie auf seinen eigenen Kopf und ignorierte das Keuchen der anderen dort.

„Wir werden meine Mutter als die Person beerdigen, die sie war“, sagte Rupert, „nicht mit ihren Lügen! Ich befehle das als ihr König!“

Angelica stand auf, eilte zu ihm und nahm seine Hand. „Rupert, geht’s dir gut?“

„Mir geht’s gut“, erwiderte er. Ein weiterer Einfall kam ihm und er schaute in die Menge. „Ihr alle kennt Milady d’Angelica“, sagte Rupert. „Ich habe eine Ankündigung für sie. Heute Abend werde ich sie zur Frau nehmen. Ihr müsst alle kommen. Jeder, der das nicht tut, wird dafür gehängt.”

Dieses Mal gab es kein Keuchen. Vielleicht konnten sie nicht länger schockiert sein. Vielleicht hatten sie es überwunden. Rupert ging hinüber zum Sarg.

„Da Mutter“, sagte er. “Ich habe deine Krone. Ich werde heiraten und morgen werde ich dein Königreich retten. Ist das ausreichend für dich? Ja?“

Ein Teil von Rupert erwartete eine Antwort, ein Zeichen. Es kam nichts. Nichts außer der Stille der ihn ansehenden Menge und die tiefe Schuld, die sich immer noch durch ihn wand.

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