Kopfkino

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Kopfkino / nur dieser Tag noch…

Impressum

Kopfkino / nur dieser Tag noch…

crowsnest

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2012 crowsnest

ISBN 978-3-8442-2929-5

Vorwort

Eine Frau beschreibt ihr Kopfkino, zwischen seelischer Verzweiflung und Hoffnung. Hierbei werden u. a zwei gescheiterte Beziehungen skizziert, wobei sie Parallelen entdeckt…


Inhaltsverzeichnis

Seite 3 Verzweiflung

Seite 11 Beziehung mit einem Kanadier

Seite 15 Flucht zurück nach Deutschland

Seite 20 positive Beeinflussung der Gefühle

Seite 31 Verarbeitung und Bilanz

Seite 32 Positive Bilanz

KOPFKINO / nur dieser Tag noch...

Wer ist wann unsichtbar oder sichtbar? Ist es erstrebenswert immer der/die Sichtbare, der Präsente zu sein?

Natürlich geht es hier um Gefühle, Gefühle die einem entgegen gebracht werden oder eben nicht!

Liebevolle und zärtliche, vor allem aber ehrliche Gefühle die mir entgegengebracht werden, geben mir das Gefühl „ich bin da, ich bin sichtbar, ich werde angenommen“…

Daher kann ich meine vorherige Frage nur mit ja beantworten. Wobei mit der Präsenz nicht die oberflächliche Äußerlichkeit, der Schein, welcher anderen suggerieren mag „bei mir / uns ist alles in Ordnung“, gemeint ist.

Vielmehr die Gewissheit: ich bin angenommen, aufgehoben, es gibt jemanden der mich so mag und nimmt, ja liebt wie ich bin.

Für diesen Menschen bin ich der Mittelpunkt, das Wichtigste, der Grund weiter zu machen. Vor allem aber bin ich für Ihn immer präsent, auch wenn ich nicht da bin, also „nur“ in seinen Gedanken existiere, diese einnehme und seinen Tag dadurch erhellen kann. Sichtbarkeit / Anerkennung / Unsichtbarkeit. Die „Unsichtbarkeit“ ist wohl so ziemlich das Gegenteil von der vorherigen Beschreibung des Ideals im Bezug auf eine emotionale Geborgenheit.

Es geht bei der „Sichtbarkeit“ um die Gefühle, die ein Mensch entwickeln kann wenn er liebt, wenn er geliebt wird. Dann fühlt er sich eben anerkannt, er fühlt sich Präsent in den Augen der Person, von der er / sie geliebt wird.

Im Umkehrschluss kann man sich wohl sehr lebhaft ausmalen, was es bedeutet wenn diese emotionale Sichtbarkeit erlischt!

Hier fängt das Kopfkino an….

Nun ist man plötzlich alleine, es pustet einem der Wind erbarmungslos, mit einer eisigen Kälte ins Gesicht und … man ist alleine, egal wie viele Menschen um einen herum auch sein mögen…man ist alleine …eben irgendwie unsichtbar!

Natürlich ist das die Gedankenwelt, die anderen sehen einen in voller Größe, da aber die Gedanken des Betroffenen abgekapselt irgendwo tief vergraben, versuchen die eigene Existenz zu wahren, ist man eben „gefühlt allein“.

Alle lieb gemeinten Worte, Ratschläge, Aufmunterungen, die sicherlich meistens ehrlich und gut gemeint sind, verhallen, sie verhallen im Wirrwarr der Gefühle. Der Focus ist nun wirklich, so theatralisch es klingen mag, aufs Überleben gerichtet, aufs „klar kommen“.

Hierbei unterzieht man sich, es bleibt wohl oft keine andere Wahl im Zuge der Verarbeitung, einem Wechselbad der Gedanken und Gefühle. Ich habe noch nie so oft, so intensiv und verzweifelt geweint.

Dieses Wechselbad der Gefühle ist das Kopfkino! Es kommen einem die unterschiedlichsten Gedanken in den Kopf, sie können vieles bewirken, je nachdem welche Gedanken „gewinnen“.

Bei dem Kopfkino ist jeder sein eigener Regisseur, er / sie hat es im Grunde in der Hand, wie es weitergeht. Ob Zuversicht oder Resignation, es spielt sich alles im Kopf ab!

Ich entscheide, welche Gedanken gewinnen, je nach psychischer Konstitution.

Sicherlich ist es nicht so einfach wie es klingt, sich auf die Gedanken zu konzentrieren, die einem gut tun. Jedoch die Tatsache, dass man es rein theoretisch in der Hand hat, sich selbst mit der Kraft seiner eigenen Gedanken aus dem Sumpf der Traurigkeit zu befreien, hat mich schon sehr inspiriert.

In Momenten der tiefen Traurigkeit war natürlich kein Platz für hoffnungsvolle Inspirationen. Hier galt es für mich einfach nur auszuharren, mit mehr oder weniger Erfolg durch irgendeine Ablenkung dieses gedankliche Tal zu durch-schreiten.

Nun ist eine Trennung, der Verlust eines geliebten Menschen, wodurch auch immer, etwas was wohl jeder irgendwann mal durchmacht.

Ich habe in dieser Zeit sehr stark gelitten, manche nehmen so etwas sicher viel leichter. Mir geht es in diesem Buch einfach darum, die Menschen anzusprechen, die in einer solchen Situation ebenfalls sehr zu „knacken“ haben. Jeder Mensch ist ein Unikat, alles was ihn / sie geprägt hat und die Emotionalität spielen eine große Rolle.

Da ich ohne Übertreibung behaupten kann, ein sehr emotionaler Mensch zu sein, geht mir diese Trennung sehr nahe.

Oft musste ich an den Song von Abba „the winner takes it all…“ denken, der passt wirklich wie die Faust aufs Auge!

Eines ist mir sehr deutlich geworden in dieser Zeit: wer sehr gefühlsbetont ist, leidet nicht nur sehr stark, sondern er / sie kommt auch gelegentlich in den schlimmsten Stunden der Grübelei zu so manch zweifelhaftem Gedanken…

Aber halt, ich möchte hier etwas sehr positives und wichtiges sagen: Wer betont emotional ist, der hat einen großen Schatz in sich, er kann das Leben viel reichhaltiger und intensiver genießen.

Dieses ist natürlich kein Trost wenn es einem schlecht geht. Ich schreibe dieses aus tiefster Überzeugung, da ich es selber so erfahren habe.

Als ich sehr traurig und verzweifelt war, kam eine Freundin zu Besuch. Ihr hatte ich gesagt: „ich möchte am liebsten nichts fühlen, möchte ein Stein sein, dann kann mir nichts und niemand etwas anhaben“.

Sie sagte, dass ich dann aber nicht glücklich sein würde und dass es doch gut sei, wenn man so emotional ist.

Im ersten Moment dachte ich „ja, du meinst es gut, aber das hilft mir nicht weiter“…

Nun, sie hat natürlich Recht!

Und darum geht es mir: wer in einer Trennungsphase sehr leidet, ist so absurd es klingt einer der Menschen, die einen großen Schatz in sich tragen. Sie können sehr intensiv fühlen, sie können Gefühle zeigen und „leben“, sie sind in der Lage viel intensiver zu leben als andere.

Nun mag man denken, wieso, fühlen kann jeder. Ja, sicherlich…es gibt jedoch Unterschiede in der Intensität.

Meine Nächte bestanden aus Grübeleien, oft habe ich mir die Frage gestellt: „warum hat er nicht zu mir gehalten, ich habe doch nichts verbrochen, war immer gut zu ihm…“

Es gibt doch nichts schöneres, als dem anderen zu vertrauen und gemeinsam durchs Leben zu gehen.

Die wirkliche Antwort darauf werde ich wohl nie bekommen, natürlich gab es Antworten wie etwa: wir hätten uns früher oder später auseinander gelebt…

Ich war sprachlos über dieses krampfhafte Herbeiziehen eines „Arguments“.

Es hat mich sehr traurig gemacht, wie kann jemand, der mir seine Liebe schwor, der mich unbedingt heiraten wollte, so einen schwammigen Grund nennen.

Mit jeder Faser konnte ich spüren, dass es keine wirklich stichhaltigen Gründe gab, wie denn auch!

Wenn ich ihn betrogen hätte, irgendetwas Schlimmes gemacht hätte….wir wollten doch immer zusammenhalten,

wir waren immer ein Team, so dachte ich. Wenn ich sehe wie andere zusammenhalten, auch in schwerer Krankheit und ihr Leben meistern, dann tut mir meine Situation so sehr weh, dass ich oft wie versteinert bin.

Ich fühle mich oft willenlos, kraftlos, ja manchmal sehne ich mich danach, einfach aufzugeben. Im gleichen Moment bin ich über mich selber erschrocken und traurig, dass ich gedanklich schon soweit in Richtung Verzweiflung geschlittert bin.

In solch einem Moment hilft mir wirklich nur noch eines, ich habe mir dann oft gesagt:“ nur diesen einen Tag noch…“

Selbst der Gedanke daran aufzugeben, welcher schon dann und wann etwas konkretere Formen über das „wann, wo und wie“ beinhaltet hat, machte mich traurig. Mir kamen dann plötzlich Gedanken über all die schönen Dinge, die ich/wir noch geplant hatten.

Der Gedanke, dass all diese Vorhaben nun nicht mehr umgesetzt werden, tut weh.

Denn der Hunger nach Leben ist schon noch vorhanden. Dieser Zwiespalt, einerseits die Traurigkeit wirklich fast nicht mehr ertragen zu können und andererseits den Hunger und die Lust nach Leben, nach Freude und nach Lachen zu spüren, war unerträglich.

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