Handbuch Fahrrad und E-Bike

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Handbuch Fahrrad und E-Bike
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HANDBUCH
FAHRRAD
UND E-BIKE

MICHAEL LINK


INHALT

01Der Einstieg

Das Fahrrad heute — Steigende Fahrleistung — Komfort und Ergonomie — Schrittlänge ermitteln — Federung am Fahrrad — Den Fahrkomfort verbessern — Preis und Qualität — Komponenten machen das gute Fahrrad teuer — Das Gewicht — Was sollte welches Rad wiegen? — Zulässiges Maximalgewicht — Preisklassen Preisklassen konventioneller Fahrräder — Preisklassen Pedelecs — Die Knackpunkte

02Evolution der Fahrradtypen

Fahrradtypologie — Das Trekkingrad — Das Cityrad – der Tiefeinsteiger — Urban Bikes — Crossräder — Mountainbikes (MTB) — Reiseräder — Rennräder — Gravelbikes — Cyclocross-Räder — Fitnessräder — Single Speed / Fixies — Hollandräder — Falträder — Kompaktbikes — Lastenräder — Tandems — Liegeräder, Dreiräder, Spezialräder — Fahrräder für Menschen mit Behinderung — Kinder- und Jugendräder — Worauf kommt es denn nun an?

03Rahmen Gabel Lenker Vorbau

Der Rahmen — Bestandteile eines Rahmens — Rahmenformen — Das Rahmenmaterial — Farbe auf den Rahmen — Die Rahmengeometrie — Rahmengeometrie und Sitzhaltung — Lenker, Steuersatz, Vorbau — Klassischer Gewindesteuersatz — Gewindelose Steuersätze – Das Ahead-System — Höhenverstellbare Vorbauten — Gefederte Vorbauten am Rennrad — Der Fahrradlenker — Die Fahrradgabel — Starre Gabeln — Federgabeln — Federgabel nachrüsten

04Laufräder Felgen Speichen Naben

Laufräder — Felgen — Felgenmaterial — Kastenfelgen — Hohlkammerfelgen — Felgen mit Ösen — Tubeless-Felgen — Carbonfelgen — Felgenband — Nabe und Speichen — Die Schnellspanner — Steckachsen — Die Speichen — Der Kampf ums Gewicht — Besondere Speichenformen und Maximalgewicht des Fahrrads — Reifen und Schlauch — Reifentypen — Pannensicherheit von Reifen — Der Luftdruck muss stimmen — Gummi und Profil sorgen für gute Haftung — Reifengrößen — Reifen und Felgen — Der passende Schlauch — Welches Ventil darf es sein? — Unterschiedliche Ventillängen

05Antrieb Schaltung Pedale

Kette, Riemen und Kettenblätter — Riemen oder Kette? — Kettenschaltung und Getriebeschaltung — Die Kettenschaltung — Schaltertypen — Umwerfer — Das Schaltwerk — Einsatzbereich der Kettenschaltung — Vergleich: Schaltung am Rennrad, Mountainbike und Citybike — Vor- und Nachteile einer Kettenschaltung — Die Getriebe- bzw. Nabenschaltung — Riemen statt Kette — Das Pinion-Getriebe — Das Enviolo-Getriebe — Einsatzbereiche von Nabenschaltungen — Pedale — Plattformpedale — Links- und Rechtsgewinde — Klick- und Kombipedale E-Bikes und Pedelecs: Antrieb mit Strom — Motor, Akku, Steuergerät und Sensoren — Pedelecs und Schaltungen — Vor- und Nachteile von Pedelecs — Der Akku — Kapazität eines Akkus — Reichweite eines Akkus — Akkuhersteller — Aufladen und Ladezeiten von Akkus — Pflege, Lebensdauer und Kosten von Akkus — Design der Akkus — Motoren an E-Bikes — Was macht eigentlich ein Pedelecmotor? — Motorunterstützung für welchen Zweck? — Unterschiede in der Motorcharakteristik — Mittelmotoren, Nabenmotoren, Vorderradmotoren — Sensoren und Steuerungssysteme — Motoren und Steuerungseinheiten — Welcher Antrieb soll es denn nun sein? — Displays und Vernetzung mit dem Smartphone — Umrüsten zum E-Bike — Händler trägt beim Umbau das Risiko — Höhere Belastung — Bremsen am nachgerüsteten Pedelec — Wie teuer darf das E-Bike sein? — Sonderangebote ab 1 600 Euro — Mittelklasse ab 2 000 Euro — Oberklasse ab 3 000 Euro

 

06Sattel Sitz und Licht

Weiche Polsterung oder harte Schale? — Wie finde ich den richtigen Sattel? — Der passende Sattel – das Material — Die korrekte Sattelstellung — Gefederte Sättel — Sattelstützen — Es werde Licht – Dynamos Nabendynamos — Scheinwerfertechnik — Batterie- und Akkuleuchten — Akkuleuchten im Test — MonkeyLink — Leuchten an E-Bikes — Reflektoren

07Anbauten: Bremsen Gepäckträger & Co.

Bremsen — Felgenbremsen — Scheibenbremsen ABS und Scheibenbremsen — Nabenbremsen — Bremshebel — Gepäckträger — Mitbestellen oder später anbauen? — Das Gepäckträgermaterial — Zubehör — Schutzbleche — Die Klingel — Fahrradstützen — Getränkehalter — Fahrradanhänger — Kinderanhänger — Tandemstangen — FollowMe — Kindersitze — Kindersitze am Fahrrad müssen nicht teuer sein — Kindersitze für vorn und hinten — Das Fahrrad als digitales System — Fahrradcomputer – klein und praktisch — Das Smartphone als Steuerzentrale — Smartphone unterwegs aufladen — Der Kontrollbildschirm: Bordcomputer am E-Bike

08Zubehör: Helme Schlösser Taschen Kleidung

Fahrradhelme — Gute Helme müssen nicht teuer sein — Hövding – der Airbag für den Kopf — Fahrradschlösser — Stoffschlösser — Taschen und Rucksäcke — Schon für 26 Euro gut unterwegs — Vorderradtaschen — Lenkertaschen, Oberrohrtaschen — Bikepacking — Bekleidung und Schuhe — Über Funktionskleidung — Das Zwiebelprinzip — Hosen, Trikots — Fahrradschuhe — Regenschutz — Fahrradhandschuhe — Modische Fahrradbekleidung — Sonstige Accessoires — Luftpumpen — Werk- und Flickzeug

09Kauf und Wartung

Wo kaufe ich ein? — Fahrräder online kaufen — E-Bikes online kaufen — Gebrauchte E-Bikes kaufen — Bikefitting — Das eigene Fahrrad vermessen lassen — Die Methode Sitzprobe — Versicherung, Codierung — Teure Fahrräder versichern — Das Fahrrad codieren — Dienstfahrrad und Leasing — Ein Fahrrad mieten — Fahrradpflege — Die wichtigsten Verkehrsregeln für Radfahrer — Regeln für Pedelecs — Beleuchtung – Vorschriften fürs Fahrrad — Fahrradtransport — Heckklappenträger schlechter als Kupplungsträger — Dachträger erhöhen den Spritverbrauch — Maximalgewicht nicht überschreiten — Fahrradkoffer und -taschen

10Service

Glossar — Onlineshops /-versender — Register — Bildnachweis

Symbol-Legende

Um gezielte Informationen schon auf einen Blick erhalten zu können, befinden sich neben dem Text vier verschiedene Symbole, die Kernaussagen zu bestimmten Bereichen aufzeigen. Nachstehend finden Sie diese Zeichen wie folgt aufgeschlüsselt.


Dieses Symbol zeigt Eckpunkte auf, die bei einem Kauf beachtenswert sind.

Die steigende Anzahl folgender Symbole weist auf das ansteigende Niveau im jeweiligen Bereich hin:


Preis


Gewicht


Wartung

01
DER EINSTIEG


Verstopfte Innenstädte, keine Parkplätze, Fahrverbote: Deutschlands Städte ächzen unter dem Autoverkehr und der schlechten Luft. Die Klimaveränderung führt den Menschen täglich vor Augen, dass Mobilität umweltfreundlicher werden muss. Viele haben das verstanden, das Fahrrad erlebt einen regelrechten Boom.




01Rahmen

02Oberrohr

03Unterrohr

04Sitzrohr

05Kettenstrebe

06Sitzstrebe

07Steuerrohr

08Gabel

09Rad

10Reifen

11Seitenwand

12Felge

13Fahrradventil

14Speichen

15Nabe

16Schnellspanner

17Tretlager

18Tretkurbel

19Kettenblätter

20Kette

21Pedale

22Kettenschaltung (Schaltwerk)

23Umwerfer

Kettenschaltung

24Schalthebel

25Schaltkabel

26Schaltkassette

27Vorbau

28Lenker

29Sattelstütze

30Sattel

31Sattelklemme

32Bremshebel

33Bremse

34Bremsschuhe

35Bremskabel

36Reflektor

37Dämpfer

38Schutzblech

39Griff

40Lenkerhörnchen

41Schlauch

42Tretlagergehäuse



Trike


Reiserad/Mountainbike-Kreuzung


Hollandrad


E-Citybike als Tiefeinsteiger


Kompaktes Lastenrad

 

Geräumiges E-Cargobike


Faltbares E-Bike


Faltrad


Trekkingbike


Kompaktes Faltrad


Tandem-Reiserad


Urban E-Bike


Zweispuriges Lastenrad


Reiserad


E-Mountainbike


Downhill-Mountainbike


Stahlrahmen-Rennnrad


Lastenrad


Das Fahrrad heute

Der Preis ist nicht entscheidend

Die Kunden sind durchaus bereit, für Qualität mehr Geld auszugeben. Nicht zuletzt aufgrund des wachsenden E-Bike-Anteils am Gesamt-Fahrradmarkt ist der Durchschnittspreis eines Fahrrads in den vergangenen Jahren gestiegen. Waren es 2018 noch 756 Euro, so kletterte die Marke 2019 auf 982 Euro. Interessant ist auch, dass das Fahrradleasing-Geschäft zunimmt. Tipps dazu finden Sie am Ende dieses Buches (siehe Seite 246). Viele Arbeitgeber bieten es über eine Gehaltsumwandlung an – das macht sich bei den Fahrrädern im hochpreisigen Sektor bemerkbar. Das Leasing wiederum stärkt den Fachhandel im Wettbewerb mit dem Onlinehandel. Beratung und Service, gerade bei den teureren E-Bikes, sind gefragt.

In Großstädten nutzen es immer mehr Menschen für ihren Weg ins Büro oder zur Kita, Schule oder zum Einkaufen. Die E-Bikes unterstützen diese Entwicklung. 1,36 Millionen E-Bikes wurden 2019 in Deutschland verkauft. Fast jedes dritte der 4,31 Millionen verkauften Fahrräder verfügte damit über einen Elektromotor.

Und das hat einen Grund: Bei einer Umfrage der Stiftung Warentest im Juni 2020 mit 10 000 Teilnehmern gaben 57 Prozent an, ein Elektrofahrrad gekauft zu haben, weil das Fahren damit Spaß mache. Ganze 84 Prozent sagten gar, sie würden mit dem Elektrofahrrad mehr fahren als zuvor mit einem konventionellen Fahrrad. Und von der Coronakrise haben die Fahrradgeschäfte sogar profitiert, berichtete die Süddeutsche Zeitung Anfang Mai 2020. Zunächst war der Andrang auf die Fahrradgeschäfte vor allem in Berlin zu spüren – denn hier waren die Fahrradläden von Anfang an nicht geschlossen worden. „Anfang März sah es nach einem kleinen Einbruch aus, aber dann lief der Verkauf sehr gut“, heißt es etwa beim Lastenrad-Experten Velogut in der Hauptstadt. Andere Händler bestätigen diesen Eindruck.

Bundesweit waren die meisten Geschäfte jedoch geschlossen. Während die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG), Europas größter Zweirad-Fachhandelsverband mit mehr als 1 000 Mitgliedern, Mitte März noch eine Talfahrt befürchtete, sah es im Mai schon wieder anders aus. Denn mit der Wiederöffnung der Geschäfte wurden den Händlern die Fahrräder förmlich aus den Händen gerissen. „Die verlorenen Umsätze sind schon jetzt wieder vielfach ausgeglichen worden“ erklärte Verbandschef Georg Honkomp der Süddeutschen Zeitung in einem Interview im Mai.

Das Fahrrad ist in, und der Verbraucher steht vor einem erfreulichen Dilemma: Wer sich ein neues Fahrrad oder E-Bike kaufen will, der sieht sich einer schier unüberschaubaren Auswahl an Modellen und Typen gegenüber. Neben den großen Anbietern wie Derby-Cycles, Hercules, Bulls, Cube, Böttcher, Viktoria, Patria oder E-Bike-Spezialisten wie Flyer gibt es Dutzende kleinerer Hersteller mit sehr findigen und interessanten Eigenentwicklungen. Gerade im wachsenden Segment der E-Bikes tummeln sich viele Start-ups und kleine Firmen mit innovativen Produkten und Lösungen. Dazu kommen immer neue Elektromotoren von verschiedenen Herstellern und eine Fülle unterschiedlicher Rahmen, Schaltungen und Materialien.


Verkaufszahlen in Millionen Einheiten
Jahr Fahrräder E-Bikes
2017 3,13 0,72
2018 3,20 0,98
2019 2,95 1,36
Quelle: ZIV

Um hier die Spreu vom Weizen trennen zu können, um „preis-werte“ Qualität vom billigen Massenprodukt zu unterscheiden, ist es gut, ein bisschen Bescheid zu wissen. Und genau dazu will Ihnen dieses Buch eine Hilfe sein.

STEIGENDE FAHRLEISTUNG

Parallel zum wachsenden Markt der E-Bikes nimmt auch die durchschnittliche Kilometerleistung zu, die in Deutschland mit dem Fahrrad zurückgelegt wird. Nach Erhebungen des Infas-Instituts (Studie „Mobilität in Deutschland“, 2019) fuhren im Jahr 2002 alle Deutschen zusammen täglich 82 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad. 2017 waren es schon 112 Millionen Kilometer pro Tag.

„Die mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege und Kilometer haben im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln überproportional stark zugenommen“, heißt es in der Studie. In Hamburg stiegen die Zahlen von 9 auf 15 Prozent, in Berlin von 8 auf 15 Prozent, in Bremen von 18 auf 21 Prozent. Beim Nahverkehr hat also ein Umdenken in der Mobilität begonnen. Wer täglich fünf Kilometer mit dem Rad zur Arbeit fährt, kann sich zudem ein gesundes ökologisches Gewissen attestieren: Er spart im Durchschnitt pro Jahr 310 Kilogramm CO2-Emissionen. Ärzte weisen außerdem darauf hin, dass Fahrradfahren die Nerven schont – auch weil es keinen Lärm macht –, es verringert die Anfälligkeit für koronare Herzerkrankungen, stärkt das Immunsystem, verbessert die Funktion der Atemwege und hilft bei Rückenleiden. Ja, und Radfahren fördert die Kreativität – Einstein soll auf dem Fahrrad seine besten Ideen gehabt haben.


Umsatz in der Fahrradindustrie
Jahr Umsatz
2017 2,72 Mrd. Euro
2018 3,16 Mrd. Euro
2019 4,23 Mrd. Euro
Quelle: ZIV

Komfort und Ergonomie

Der erste Schritt zum Komfort auf dem Fahrrad liegt darin, die passende Größe zu finden. Traditionell messen die Hersteller die Länge des Sitzrohrs von der Tretlagermitte bis zur Oberkante des Sitzrohrs. Ein „56er-Rahmen“ bedeutet demnach, dass die Entfernung Tretlagermitte–Oberkante Sitzrohr 56 Zentimeter misst. Manche Anbieter messen allerdings auch von der Tretlagermitte bis zur Oberkante des Oberrohrs oder zur Mitte des Oberrohrs. Um die Dinge noch mehr zu verwirren, verkaufen einige Hersteller ihre Rahmen zudem mit den von Kleidung her bekannten Größenbezeichnungen wie S, M, L oder XL. Immerhin wird dann angegeben, welchen Körpermaßen diese Angaben entsprechen.

Bildlich kann man sich die Sitzposition und den Komfort auf einem Fahrrad ganz gut mit einem Dreieck vorstellen, das aus Sattelposition, Tretlager und Lenker gebildet wird (siehe Grafik rechts).

Ist das Dreieck eher nach hinten geneigt, sitzt man aufrecht. Ein Beispiel dafür sind Hollandräder, aber auch viele Citybikes bieten diese Haltung. Das Körpergewicht ruht fast ausschließlich auf dem Gesäß und den Füßen. Die Belastung für die Hände ist gering – die Wirbelsäule sackt bei vielen Radlern aber nach kurzer Zeit zusammen.


Sitzrohrlänge: Mitte Tretlager bis Oberkante Sitzrohr


Sitzdreieck aus Sattel, Tretlager, Lenker


Die unterschiedlichen Sitzhaltungen in Abhängigkeit vom Fahrradtyp: auf einem Hollandrad (1), einem Cityrad (2), einem Trekkingrad (3) und einem Rennrad (4)

Ist das Dreieck eher nach vorn geneigt, sitzt man etwas sportlicher auf dem Fahrrad. Auf Trekkingrädern ist der Körper etwa zwischen 30 und 60 Grad geneigt. Rücken und Wirbelsäule werden entlastet, die Hände müssen mehr Gewicht tragen, auch Nacken und Schultern sind stärker belastet. Das kann Training erfordern.

Neigt sich das Dreieck stark nach vorn, hat man eine sehr sportliche Sitzhaltung, wie sie auf Rennrädern üblich ist. Sie bietet eine sehr gute Kraftübertragung, Nacken, Schultern und Rumpf werden allerdings stark beansprucht. Gerade die Nackenüberstreckung beim Blick nach vorne kann bei untrainierten Fahrern zu Schmerzen führen.

SCHRITTLÄNGE ERMITTELN

Ermitteln Sie Ihre persönliche Schrittlänge. Klemmen Sie sich dazu barfuß und aufrecht stehend ein Buch oder ein Lineal möglichst hoch zwischen die Beine und messen Sie den Abstand vom Boden bis zur Oberkante des Buches oder des Lineals. Leichter geht das Messen mit einem Helfer. Viele Fahrradhersteller haben auf ihren Webseiten Rechner, die mit dieser Schrittlänge die passende Fahrradgröße „ausspucken“.

Weil sich die Rahmen je nach Fahrradtyp – Mountainbike, Fitnessrad, Trekkingrad – etwas unterscheiden, bieten manche Hersteller auch Rechner mit unterschiedlichen Multiplikationsfaktoren an, die auf ihre hauseigenen Angebote zugeschnitten sind. So wird zum Beispiel beim Versender Rose die Schrittlänge für ein Trekkingrad mit dem Faktor 0,61 multipliziert, für ein Rennrad mit 0,66. Bei einer Schrittlänge von 90 cm ergibt das für ein Trekkingrad einen 55er- oder 56er-Rahmen, für ein Rennrad einen 60er-Rahmen. Nicht alle Versender setzen hier aber den gleichen Multiplikationsfaktor an – beim Versender Fahrrad XXL zum Beispiel käme für die gleiche Schrittlänge bei einem Trekkingrad die Rahmengröße 57–61 cm heraus. Im Zweifelsfall hilft ein Anruf im Servicecenter des Versenders. Liegt die ermittelte Rahmengröße zwischen zwei Maßen, so gilt: Ein kleinerer Rahmen ist eher für eine sportliche Sitzposition geeignet, der größere bietet eine entspanntere Sitzhaltung. Die ermittelte Größe sollte man aber eher als Richtwert betrachten, der je nach individueller Körpergröße etwas variieren kann. Im Zweifelsfall fragt man bei Servicemitarbeitern nach. Der Autor elbst hat die Erfahrung gemacht, dass ihm der 58er-Rahmen eines Gravelbikes perfekt passte, obwohl er bis dahin nur 60er- oder 61er-Größen gefahren war. Das Beratungsgespräch beim Versender war sehr verlässlich.

Die passende Rahmengröße für Trekking- und Mountainbikes nach Körpergröße lässt sich auch mit den Tabellen hier unten errechnen.

FEDERUNG AM FAHRRAD

Vor einigen Jahren noch wurden kaum Trekkingfahrräder ohne Vorderradfederung verkauft. Gerade im Billigsektor war diese Ausstattung aber eher ein Marketing-Gag als wirksame Hilfe. Einfache Federgabeln verschleißen schnell oder werden undicht, die verrosteten Exemplare an Fahrradabstellanlagen zeugen oft vom beklagenswerten Zustand der vermeintlichen Komfortbringer.


Gute Federgabeln für ein Trekkingrad kosten ab 150 Euro. Einen viel preiswerteren Komfortgewinn für den Alltagsgebrauch erzielt man mit einer Starrgabel und einem etwas breiteren Reifen ab etwa 35 Millimetern. Breite Reifen können mit weniger Luftdruck gefahren werden, dadurch dämpfen sie Unebenheiten besser. An sportlichen Fahrrädern reichen 28 Millimeter Breite, an City- und Trekkingbikes können sie auch bis 40 Millimeter breit sein. Viele Fahrradhersteller setzen in jüngster Zeit auf diesen Trend.


1 Komfort mit einem Breitreifen

2 Profilreifen am Tourenrad dämpfen

3 Vollgefederte Mountainbikes mit breiten Reifen bieten viel Fahrkomfort.

Ansonsten findet man an Crossrädern sehr oft Federgabeln und vor allem an Mountainbikes Vollfederungen. Bei diesen sind auch die Hinterräder gefedert. Diese Modelle nennen sich „Fullys“. Dafür wurde die Rahmengeometrie zum Teil stark verändert. Die Kräfte werden je nach Hersteller über unterschiedliche Hebelsysteme umgelenkt. Das kann von einer einfachen Federung unterhalb des Oberrohrs bis hin zu einem aufwendigen Hebelmechanismus über mehrere Gelenke reichen.

Im Prinzip verhält es sich aber so: Jedes Gelenk trägt dazu bei, dass der Rahmen weniger steif ist. Beim Bergauffahren oder im Wiegetritt (auf den Pedalen stehend) muss man daher die Federung abstellen können, um nicht zu viel Kraft zu verlieren. Zudem wiegen diese Räder mehr als ungefederte Modelle, sie sind aufwendiger zu warten und zu pflegen.


Federgabel für gesteigerten Komfort – gerade im Gelände


Auch an Rennrädern haben in jüngster Zeit Federelemente am Vorder- und Hinterrad Einzug gehalten. Der US-Hersteller Specialized nennt sein System, das etwa 20 Millimeter Federweg an der Gabel ermöglicht, „Future Shock“. Trek hingegen nennt es „IsoSpeed“. Bei Trek bewegt sich der Hinterbau gar etwas, weil das Sitzrohr in einem Kugelgelenk mit dem Oberrohr verbunden ist.

Auch das Rahmenmaterial beeinflusst den Komfort am Fahrrad. Stahlrahmen sind elastischer und nachgiebiger als Aluminiumrahmen und fahren sich deutlich angenehmer. Das trifft ebenso auf Titan zu, Carbonrahmen federn leichte Stöße und Schwingungen gleichfalls ab.