Dagger

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Aus der Reihe: Alien Breed Series #22
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Contents

Titel

Copyright

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Epilog

DAGGER

Alien Breed Series Buch 22

Melody Adams

Science Fiction Romance

DAGGER

Alien Breed Series Buch 22

Melody Adams

Deutsche Erstausgabe 2019


Love & Passion Publishing

www.lpbookspublishing.com

request.lp.publishing@gmail.com

copyright © 2019 by Melody Adams

Melodyadamsnovels@gmail.com

© Cover Art by CMA Cover Designs

cmacoverdesigns@gmail.com

Alle Rechte vorbehalten.

Alle Personen und Gegebenheiten in diesem Buch sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Prolog


Camille

„Ich werde ihn nicht heiraten!“, sagte ich zum dritten Mal.

„Ich hab genug von deinem Gezeter“, sagte Dad wütend und sah mich warnend an. „Du WIRST Stefano heiraten. Die Hochzeit ist seit eurer Kindheit abgesprochene Sache und die Planungen in vollem Gange. Du wirst mich nicht mit deinem mädchenhaften Gezicke blamieren, junge Dame!“

„Dies ist nicht Sizilien, Dad! Dies sind die vereinigten Staaten. Ich kann und werde selbst entscheiden wann und wen ich heirate!“

„Hast du irgendeine Ahnung was für Konsequenzen es haben würde, wenn du dich weigerst Stefano zu heiraten?“, mischte sich nun auch Mom ein. „Die Giordano Familie wird uns den Krieg erklären. Eine Ehe ist ein kleiner Preis zu zahlen wenn es das Leben von Dutzenden retten kann, Camille. Willst du Blut an deinen Händen haben nur weil du irgendeiner romantischen Vorstellung anhängst dass du aus Liebe heiraten willst? Die Ehe von deinem Vater und mir war auch arrangiert und wir sind glücklich und zufrieden.“

„Wenn ich Stefano heirate, dann ist es MEIN Blut das an EUREN Händen klebt!“, erwiderte ich wütend und panisch zugleich.

„Du über reagierst!“, schnappte Mom. „Jede Frau muss einmal da durch. Und so viel Blut ist es auch nicht.“

„Ich rede nicht von dem Verlust meiner Jungfräulichkeit, MOM!“, erwiderte ich aufgeregt. „Ich rede davon, dass Stefano ein verdammter Sadist ist. Hast du nicht gehört was er mit Frauen macht?“

„Du wirst seine respektierte Ehefrau sein, Camille“, wandte Dad ein. „Er wird dich anders behandeln als die Huren die er für seine fleischlichen Bedürfnisse benutzt.“

Ich lachte ungläubig.

„Dann findest du das also vollkommen in Ordnung?“

„Natürlich nicht“, mischte sich Mom ein. „Dein Vater heißt so etwas ebenso wenig gut wie ich, doch was Stefano macht ist nicht unser Business.“

„Nicht euer Business? Wenn ihr eure einzige Tochter an so ein Monster verheiraten wollt?“

„Er wird dich nicht anfassen“, brüllte Dad, jetzt wirklich aufgebracht. „Zumindest nicht in dieser Art. Natürlich müsst ihr ehelichen Verkehr haben, doch seine primitiven Vorlieben wird er mit anderen Frauen ausleben und nicht mit dir. Ich hab bereits mit ihm gesprochen denn entgegen dem was du uns vorzuwerfen versuchst, ist es uns nicht egal, wie dein Mann dich behandelt.“

Ich schüttelte ungläubig den Kopf darüber, wie uneinsichtig meine Eltern waren. Als wenn das Verspechen, mich nicht halb zu Tode zu foltern während des Aktes irgendetwas an dem Ganzen besser machen würde. Stefano war ein Monster. Nicht umsonst nannten einige ihn heimlich ‚Das Biest’. Ich würde diesen Mann nie heiraten. Lieber rannte ich davon und tauchte irgendwo unter als dass ich mich an ein Ungeheuer band.

Kapitel 1


Dagger

Ich hasste die Erde jetzt schon. So hatte ich mir diesen Planeten nicht vorgestellt. Die Straßen waren überfüllt mit den Fortbewegungsmitteln, welche die Menschen Autos nannten. Die Menschenmenge die sich auf den Gehwegen bewegte war endlos. So viele Menschen an einem Ort. Und dies war nur eine Stadt. Die Erde hatte unzählige davon. Die Gebäude waren so hoch wie die Granara Bäume auf meinem Planeten. Zum Glück hatte ich keine Probleme mit Höhen, denn das Zimmer, welches ich für meinen Aufenthalt hier bewohnen würde, lag im sechsundzwanzigsten Stock. Es hatte ein Fenster, welches vom Boden bis zur Decke reichte. Im Moment stand ich vor diesem Fenster und starrte in die Tiefe. Es war erst kurz vor fünf, doch es war bereits dunkel. Die Lichter der Autos faszinierten mich. Auch wenn ich die belebten Straßen gehasst hatte als wir uns unten befunden hatten, von hier oben hatte es etwas Magisches. Wenn ich fliegen könnte, dann würde ich zwischen den hohen Gebäuden hindurch segeln, doch ich konnte nicht fliegen. Also musste ich mich damit zufrieden geben, hier zu stehen und nach draußen zu starren. Dabei hätte ich jetzt wirklich gerne ein wenig frische Luft geschnappt. Ich fragte mich, ob es eine Möglichkeit gab auf das Dach zu gelangen. Dort wäre ich ungestört, niemand würde sich an meiner Erscheinung stören. Ice hatte mir ausdrücklich gesagt, dass ich nicht draußen herum laufen konnte. Nicht alle Menschen waren darüber im Bilde dass Razor und ich auf der Erde waren. Blue hatte mir verraten, dass wir mit unserer roten Haut und den Hörnern wie der Teufel aussahen. Offenbar war dies eine böse Gestalt, vor der die Menschen große Angst hatten. Mein Anblick könnte eine Panik auslösen. Also war ich im Hotel gefangen. Keine frische Luft für mich. Es sei denn, ich fand wirklich eine Möglichkeit, auf das Dach zu kommen. Ich wandte mich vom Fenster ab und zog mir einen Hoodie über. Auf diese Weise war auf den ersten Blick nicht zu erkennen wie anders ich aussah. Die Alien Breeds hatten weniger Probleme damit, nicht aufzufallen. Abgesehen von der Kopfform und ihren Fängen, wirkten sie wie normale Menschen. Außerdem wussten die Menschen über die Breeds Bescheid.

Ich zog die Kapuze meines Hoodies über den Kopf und verließ mein Zimmer. Ich bezweifelte dass der Fahrstuhl bis zum Dach fuhr, doch es gab eine Tür zum Treppenhaus, für den Fall dass die Fahrstühle versagten. Ich hatte noch zehn Stockwerke über mir, doch ich war fit, und der Aufstieg bereitete mir keine Schwierigkeiten. Wie ich gehofft hatte, ging die Treppe vom letzten Stockwerk noch weiter nach oben und endete bei einer grünen Metalltür. Sie war verschlossen, doch darauf war ich vorbereitet. Ich nahm einen kleinen Block Genotex aus meiner Tasche und presste es auf das Schlüsselloch.

„Schlüssel!“, befahl ich dem intelligenten Material und es formte einen passenden Schlüssel, mit dem ich das Schloss öffnen konnte.

Nachdem ich aufgeschlossen hatte zog ich den Schlüssel heraus und steckte ihn ein, dann öffnete ich die Tür und betrat das Dach, die Tür hinter mir schließend. Die Nachtluft war kühl und ich sog sie gierig ein. Für einen Moment stand ich einfach nur da, das Gesicht zum Himmel empor gehoben, die Augen geschlossen. Nach einer Weile öffnete ich die Augen und wanderte über das Dach bis zu der halbhohen Mauer, die wohl als eine Form der Sicherheit diente, so dass niemand aus Versehen in die Tiefe stürzte. Die Arme auf den Sims gestützt blickte ich auf das Lichtermeer der vielen Gebäude und der Straßenbeleuchtung und der Autos weiter unten. Auf eine seltsame Art war es schön anzusehen. Dennoch minderte das nicht meine Meinung über diesen Ort. Zum Glück würden wir nur zehn Tage bleiben. Ich vermisste Eden schon jetzt. Der Dschungel dort erinnerte mich an meinen Planeten. Hier auf der Erde fühlte ich mich fremd und allein. Die Breeds waren hier auf der Erde erschaffen worden und nachdem man sie aus ihrer Gefangenschaft befreit hatte, waren sie nach Eden verbannt worden. In meinen Augen hatte man den Alien Breeds damit einen großen Gefallen getan. Sicher fühlten sie sich auf Eden auch wohler als in dieser überfüllten, stinkenden Stadt.

 

Ein Schrei riss mich aus meinen Gedanken und ich wandte den Kopf um zu lauschen. Erneut ein Schrei, schrill und lang gezogen. Eine Frau, und sie schien in Gefahr zu sein. Ich wusste aus welcher Richtung die Schreie gekommen waren, doch ich konnte niemanden sehen. Ich lief in die Richtung wo sich die Frau befinden musste, bis ich ans Ende des Daches kam, doch noch immer war nichts zu sehen. Das nächste Gebäude war zwei Stockwerke niedriger. Die Entfernung von Dach zu Dach war weit, doch machbar, wenn ich Anlauf nahm. Ich wich ein paar Schritte zurück, sprintete los und sprang. Ich landete auf dem Dach des anderen Gebäudes mit angewinkelten Knien. Erneut hörte ich einen Schrei, doch er wurde abrupt gestoppt. Kam ich zu spät? War die Frau tot? Oder hatte sie nur jemand zum Schweigen gebracht? Ich lief zur anderen Seite des Daches und blickte in eine schmale Gasse hinab. Dank meiner guten Augen konnte ich die Gestalten unten sehen, auch wenn die Entfernung zu groß für kleinere Details war. Es waren vier Männer, die eine kleine, zierliche Frau bedrängten, welche sich mit dem Rücken gegen die Hauswand presste. Einer der Männer hatte eine Waffe auf den Kopf der Frau gerichtet. Ich wusste nicht, ob der Mistkerl wirklich schießen würde, doch ich konnte keine weitere Zeit vergeuden, wenn ich die Frau retten wollte. Meine Krallen waren eine gute Hilfe um an Wänden entlang zu klettern, doch meine Schuhe würden mir nicht viel Halt bieten. Ich holte das Stück Genotex hervor, teilte es in zwei Blocks und steckte sie an meine Fußspitzen. Dann kletterte ich über den Sims und langsam an der Fassade hinab. Das Genotex wirkte wie Saugnäpfe und stellte sicher, dass ich den Halt nicht verlor. Die Männer waren mit dem Rücken zu mir und würden mich nicht sehen. Die Frau hatte ihren Fokus auf die vier Männer gerichtet und würde mich wahrscheinlich auch nicht bemerken.

Halte durch, Kleine. Ich komme.

Camille

Ich hatte keine Ahnung wie Stefano mich so schnell gefunden hatte. Ich hatte mir solche Mühe gegeben meine Spuren zu verwischen. Ich hatte mein Handy entsorgt und meine Kreditkarten nicht mehr benutzt, um es Stefano zu erschweren, mich aufzuspüren. Doch offenbar hatte es nichts genutzt.

„Lass mich gehen. Stefano. Ich ... ich bin sicher dass ...“

Ein Schlag ins Gesicht brachte mich zum Schweigen. Die Wucht riss meinen Kopf zur Seite und der Schmerz ließ mich leise aufschreien. Ein Knurren drang von irgendwo her. Stefano und seine Männer hatten es auch gehört und wandten sich um. Mein Blick fiel auf eine Gestalt, die an der Fassade des Gebäudes vor mir hinab kletterte, als gelten die physischen Gesetze nicht für sie.

„Was zum Teufel ...?“, rief einer der Männer aus.

Die Gestalt war jetzt gut zehn Meter über dem Boden. Stefano hob seine Pistole und feuerte auf den Mann – ich nahm an, es war ein Mann – dessen Gesicht im Dunklen seiner Kapuze lag. Ich schrie entsetzt auf. Die Gestalt löste sich von der Wand und fiel. Nein. Sie sprang. Mit einem unheimlichen Gebrüll flog sie förmlich auf uns zu. Schock lähmte meine Glieder. Was war das? Dies konnte unmöglich ein Mensch sein. Kein Mensch kletterte an Hauswänden entlang ohne irgendwelche Hilfsmittel und kein Mensch konnte einen so unmenschlichen Schrei ausstoßen. Das Wesen, was auch immer es war, riss Stefano zu Boden, obwohl dieser unablässig auf die heran fliegende Gestalt schoss. Ein grausiges Geräusch erklang und Stefanos Kopf hing plötzlich in einem unnatürlichen Winkel. Das Wesen hatte ihm das Genick gebrochen. Einfach so. Ich schrie. Die anderen Männer fluchten, einen Moment zu geschockt um zu reagieren, doch dann stürzten sie sich auf das Mannwesen und ein turbulenter Kampf begann. Alles ging so schnell. Es war schwer, nach zu verfolgen was geschah, doch ein Mann nach dem anderen endete in einer schrecklichen Masse aus gebrochenen Gliedern und Blut auf der Straße. Das Wesen richtete sich auf und sein Blick ging in meine Richtung. Ich zitterte. Mein Herz klopfte wie wild und mein Gehirn schien nicht in der Lage, die Ereignisse der letzten Minuten zu verarbeiten. Was war dieses Wesen? Würde es mich auch töten? Doch warum stand es dann da und starrte mich an?

„Maticia“, sagte das Wesen mit rauer Stimme und einem seltsamen Dialekt, den ich nie zuvor gehört hatte. „Bist du verletzt?“

Dagger

Das Blut rauschte in meinen Ohren, Adrenalin pulsierte in meinen Venen, als ich mich langsam aufrichtete. Der Kampf war kurz gewesen und mein Blut sang noch immer das Lied von Gewalt und Mordlust. Die Frau! Der Grund für den Kampf kam zurück in meine Erinnerung und ich wandte den Blick zu ihr. Ihr Anblick war wie ein elektrischer Schock. Das konnte nicht sein! Sie konnte nicht meine Gefährtin, meine Maticia sein! Doch mein Instinkt sagte etwas anderes. Mein inneres Biest erwachte mit dem unmissverständlichen Verlangen zu besitzen, zu beschützen. Mein! Gefährtin! Maticia! Das war was mein Instinkt schrie als ich in das ängstliche Gesicht der jungen Frau vor mir blickte.

„Maticia“, sagte ich rau. „Bist du verletzt?“

Ihren geweiteten Augen und die Art wie sie trotz ihres bebenden Körpers wie eingefroren schien ließ auf einen Schock schließen. Nicht, dass ich es ihr verdenken konnte. Was sie in den letzten Minuten hatte sehen müssen war nichts für die Augen einer unschuldigen Frau. Doch es war nicht zu vermeiden gewesen. Die Männer hätten ihr wehgetan, sie vielleicht sogar getötet, wenn ich nicht eingeschritten wäre.

„Maticia. Ich hab nicht vor dir wehzutun. Niemand wird dir mehr wehtun, das verspreche ich. Verstehst du was ich gesagt habe?“

Sie blinzelte, Schock noch immer deutlich in ihrem Gesicht, doch sie nickte langsam.

„Gut. Hab keine Angst. Ich tu dir nichts.“

Erneut nickte sie.

„Bist du verletzt?“, wiederholte ich.

Sie schüttelte den Kopf und ich atmete erleichtert auf.

„D-du ... du bist – verletzt“, stammelte sie mit brüchiger Stimme.

Sie hatte recht. Ich konnte spüren, wie der Blutverlust mich zu schwächen begann, doch ich biss die Zähne zusammen. Ich musste die Frau in Sicherheit bringen. Wer wusste, ob ihr noch mehr Gefahr drohte. Außerdem war sie meine Maticia.

„Nicht wichtig. Wir müssen hier weg. Zum Hotel, wo du in Sicherheit bist. Ich wohne im Maritim. Es ist nicht weit von hier.“

„Ich ... ich weiß wo es ist.“

„Komm.“

Ich streckte die Hand nach ihr aus und sie legte ihre Hand zögerlich in meine. Die Berührung war wie ein Blitzschlag und heißes Verlangen erfüllte mich, trotz meines immer schwächeren Zustandes.

Nicht jetzt!, ermahnte ich meinen pochenden Schwanz, dem es egal zu sein schien, dass ich zu viel Blut verlor und dass ich meine Gefährtin in Sicherheit bringen musste.

Schwarze Flecken begannen vor meinen Augen zu tanzen. Ich biss die Zähne zusammen und zwang meinen Körper einen Schritt nach den anderen zu tun.

Fuck!, was das Letzte was ich dachte, ehe es schwarz um mich herum wurde.

Camille

Mein Herz hämmerte hart, als die Gestalt mich an der Hand zum Ende der Gasse führte. Ich hatte noch immer keinen Blick auf sein im Schatten der Kapuze liegendes Gesicht werfen können, und ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich sehen wollte. Ich spürte, dass dies kein Mensch war. Ein Alien Breed? Das wäre zumindest beruhigend. Doch die Hand, welche mich hielt, war rot. Alien Breed waren nicht rot. Was für ein Wesen war mein mysteriöser Retter?

Ich spürte wie mein Retter neben mir schwankte und wandte hastig den Kopf um ihn anzusehen. Noch ehe ich etwas sagen oder tun konnte, entglitt seine Hand meinem Griff und er sank zu Boden. Ein erschrockener Schrei kam über meine Lippen. War er tot? Oder nur vom Blutverlust ohnmächtig geworden? Ich warf mich neben ihn auf die Knie und fühlte panisch nach seinem Puls. Ich war so besorgt über den Gesundheitszustand meines Helden, dass ich den Anblick seines Gesichts nicht bewusst aufnahm. Ich fand den Puls schwach doch regelmäßig. Der Mann, das Wesen, was immer er war, brauchte dringend ärztliche Hilfe. Er wohnte im Maritim. Ich würde dort um Hilfe bitten, doch ich musste ihn hier liegen lassen. Er war zu schwer als dass ich ihn dorthin schleifen könnte. Doch ich kannte seinen Namen nicht, unter dem er in dem Hotel wohnte. Was sollte ich dem Personal dort sagen?

Verdammt, Cammy, denk nach!

„Natürlich“, murmelte ich als mir die Idee kam.

Ich durchsuchte die Taschen meines Retters und fand was ich erhoffte: den Zimmerschlüssel. Mit dem Schlüssel in der Hand rannte ich los.

Der Mann an der Rezeption sah mich an als wäre ich eine Außerirdische mit einer Antenne auf dem Kopf. Wahrscheinlich kein Wunder bei dem unzusammenhängenden Gebrabbel das aus meinem Mund kam.

„Ein Gast mit ... mit dieser Zimmernummer ...“, stammelte ich, den Schlüssel vor der Nase des Mannes hin und her wedelnd. „Er ist ... er ist schwer verletzt. Nicht weit von hier. Bitte! Einen Krankenwagen. Schnell!“

„Entschuldigen Sie“, erklang eine Stimme hinter mir und ein Mann trat neben mich, den Schlüssel aus meiner Hand nehmend. „Sie sagen, der Mann, der in diesem Zimmer lebt ist verletzt? Wie? Er sollte gar nicht draußen sein?“

Ich sah den Mann an der neben mir stand. Nur mit Mühe konnte ich einen Schrei unterdrücken. Er war groß, breit und furchteinflößend. Er war ein Albino und seine roten Augen wirkten so – dämonisch.

„Miss!“, sagte der Mann. „Was ist geschehen. Wenn der Mann in Gefahr ist, dann müssen wir ihm schnell helfen. Wo ist er?“

„Zwei ... zwei Straßen weiter“, stammelte ich, den Albino aus weit aufgerissenen Augen anstarrend.

„Zeigen Sie uns den Weg!“, sagte der Albino.

Uns? Dann fiel mein Blick auf die beiden anderen hinter ihm. Die Frau mit den kurzen blauen Haaren, die offensichtlich eine Alien Breed war, flößte mir keine Furcht ein, doch der Mann – oder besser: der Teufel – neben ihr, entlockte mir einen hysterischen Schrei.

„Hey! Lady!“, sagte die Alien Breed Frau. „Wir haben keine Zeit für Hysterie. Wo ist Dagger?!“

„Niemand wird Ihnen etwas tun“, versicherte der Albino. „Bitte beruhigen Sie sich und helfen Sie uns. Wo ist der Mann. Er gehört zu uns.“

Ich schüttelte mich, doch dann riss ich mich zusammen. Diese Leute hatten recht. Es war keine Zeit für Hysterie. Mein Retter brauchte Hilfe. Hoffentlich war es nicht schon zu spät. Mit schlechten Gewissen darüber, dass ich bereits so viel unnötige Zeit verplempert hatte, wandte ich mich an die Frau, welche mir noch am harmlosesten erschien.

„Folgt mir!“

Meine drei Begleiter fluchten, als wir den am Boden liegenden Mann erreichten, der mich vor Stefano und seinen Männern gerettet hatte. Es war ein Wunder, dass noch niemand über meinen Retter oder die vier toten Männer weiter hinten in der Gasse gestolpert war.

„Lebt er noch?“, fragte ich, als das seltsame Trio sich neben meinem Helden auf den Boden kniete.

„Ja, aber es geht ihm schlecht“, sagte der Mann, der wie der Teufel persönlich aussah.

„Blue, lauf voraus und bereite sein Zimmer vor. Hier, mein Zimmerschlüssel. Der Notfallkoffer ist unter dem Bett! Wir kommen nach so schnell wir können“, sagte der Albino.

Die Frau schnappte den Schlüssel, sprang auf die Beine und rannte los.

Der Teufel und der Albino hoben meinen Retter vorsichtig auf. Der Albino half dem Teufel, seinen Freund über eine Schulter zu legen, dann rannten sie los. Ich folgte ihnen. Trotz seiner Last – mein Retter war sicher kein Fliegengewicht – lief der Teufel so schnell, dass ich Mühe hatte zu folgen. In meiner Eile, mich nicht abschütteln zu lassen, rannte ich beinahe in die Drehtür, durch die der Albino und der Teufel vor mir ins Hotel gestürmt waren. Ich vergeudete wertvolle Zeit damit auf eine neue Lücke in der Drehtür zu warten, doch als ich endlich in der Hotellobby angekommen war, schaffte ich es gerade noch bis zu den Fahrstühlen, als der Albino und der Teufel mit seiner Last in den Lift stiegen. Ich quetschte mich zwischen die sich bereits schließenden Türen hindurch und atmete erleichtert auf. Der Albino schaute mich missmutig an.

„Wir übernehmen das von hier aus“, brummte er.

„Nein!“, sagte ich mit einer Entschlossenheit die mich selbst erstaunte. „Er hat mir das Leben gerettet. Es ist meinetwegen, dass er verletzt wurde. Ich muss wissen, dass er überlebt.“

 

„Sorry, Kleine, aber ...“, begann der Albino.

„Lass sie mitkommen“, unterbrach ihn der Teufel zu meiner Überraschung.

„Wie...?“

„Ich hab so ein Gefühl, Dagger wird nicht glücklich darüber sein, wenn du sie weg schickst. Sie könnte ...“ Der Teufel brach ab und beugte sich dichter zu dem Albino, flüsterte etwas so leise, dass ich kein Wort verstand.

Überraschung und Unglauben breitete sich auf dem Gesicht des Albinos aus.

„Bist du sicher?“

„Nicht Hundert Prozent, aber es könnte sein, und ich hab ein starkes Gefühl, dass es wahr sein könnte.“

„Hmpf“, sagte der Albino, ehe er seinen Blick auf mich richtete. „Okay, aber du bleibst uns aus dem Weg und stellst keine Fragen.“

Ich nickte. Im selben Moment erreichten wir unser Ziel und die Türen des Fahrstuhls öffneten sich. Ich folgte den Männern zu einem Hotelzimmer, in dem die blauhaarige Alien Breed Frau uns erwartete. Der Teufel legte meinen Retter auf das Bett und ich sprang hastig aus dem Weg, als die drei Freunde meines Helden anfingen, ihn zu versorgen. Das Erste was sich mir offenbarte war, dass mein Retter aussah wie der Teufel der ihn hierher getragen hatte. Waren sie beide Aliens derselben Rasse oder waren es Dämonen?

Unsinn, Cammy! Es gibt keine Dämonen. Aliens also. Aber was für welche? Wo kommen sie her? Oh mein Gott! So viel Blut! Oh mein Gott! Oh mein Gott!

Die Alien Breed Frau und der Teufel hatten meinen Retter ausgezogen. Da waren so viele Wunden, und alle bluteten stark. Wie viel Blut konnte ein Alien wie er vertragen ehe er verloren war? Und wie gedachten sie ihn zu retten? Ich konnte keine Blutreserven sehen, als der Albino den Inhalt einer Tasche auf dem Bett ausbreitete. Während die Alien Breed Frau anfing die Wunden zu versorgen, zog der Albino eine Spritze auf. Er rammte die Nadel in den Brustkorb des Aliens und drückte die Droge in den Körper meines Retters.

„Wie ist sein Puls?“, fragte der Albino.

„Schwach“, erwiderte der Teufel, der den Puls am Hals meines Retters kontrollierte.

„Wir warten ein paar Minuten, dann sollte eine Besserung eintreten“, sagte der Albino.

Er wandte sich zu mir um und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Würde er mich für den Zustand seines Freundes verantwortlich machen? Würden diese Leute mir etwas antun, wenn mein Retter es nicht schaffte?

„Erzähl mir was geschehen ist“, forderte er mich auf.

„Ich ... ich ... wurde in der Gasse von vier Männern angegriffen“, begann ich stammelnd zu erklären. Ich ließ die Details aus, dass ich die Männer kannte oder dass Stefano der Mann war, den ich heiraten sollte und vor dem ich auf der Flucht war. „Eu-euer Freund kam mir zu ... zu Hilfe, a-aber d-die Männer ... schossen auf ihn. Er ... er killte all-alle Vier, doch er ... er hatte zu viel Blut verloren. Er brach zusammen und ... und ich rannte hierher, um ... um ...“

„Danke“, fiel der Albino mir ins Wort.

Ich sah ihn irritiert an. Hatte er mir gerade gedankt?

„W-wofür?“

„Dass du hierher gekommen bist um Hilfe zu holen“, erwiderte der Albino. „Dagger wäre jetzt tot, wenn du nicht gewesen wärst.“

„A-aber wenn ... wenn ich nicht gewesen wär, dann ... dann wär er gar nicht erst ...“

„Er hat nur getan was jeder von getan hätte“, unterbrach mich der rote Alien. „Du warst in Gefahr. Du brauchtest Hilfe und Schutz.“ Der Alien wandte sich dem Albino zu. „Sein Puls ist stärker. Das Mittel wirkt.“

„Gut. Er wird es schaffen“, erwiderte der Albino.

„Er ... er wird nicht – sterben“, fragte ich besorgt.

„Nein, er wird wieder heilen. Die Droge hilft seinen Körper, die Schäden zu reparieren und das verlorene Blut zu erneuern“, erklärte die Alien Breed Frau. „Ich hab selbst ein paar Mal Erfahrungen mit dieser Droge gemacht.“

„Kann ... kann ich ...?“, stammelte ich unsicher, einen Schritt auf das Bett zu machend.

„Natürlich“, sagte die Alien Breed Frau und trat beiseite.

Ich trat langsam an die Seite meines Retters. Dagger. Zum ersten Mal hatte ich einen guten Blick auf das Gesicht des Mannes, der beinahe für mich gestorben wäre. Wenn man sich daran gewöhnen konnte, dass seine Haut rot war und dass er – Hörner an den Schläfen hatte – dann könnte man ihn durchaus attraktiv nennen.

„Ich ... ich habe nie jemanden wie ... wie ihn gesehen.“

„Wir sind Kaldianen“, erklärte der andere rote Alien. „Mein Name ist Razor. Dies ist Blue, meine Gefährtin und der hässliche Kerl dort ist Ice. Blue und Ice sind Alien Breeds.“

Ich schaute Ice ungläubig an.

„Du bist ein Alien Breed? Aber dein Kopf ... Die Form ist nicht wie ...“

„Ich wurde schon als Kind operiert um die Kopfform zu ändern, damit ich weniger auffalle“, erklärte Ice.

„Oh.“

„Wie ist dein Name?“, wollte Blue wissen.

„Oh! Sorry. Ich ... Mein Name ist Camille.“

„Erfreut dich kennenzulernen, Camille“, sagte Razor und reichte mir die Hand. „Danke noch Mal für deine Hilfe. Ich bin sicher, wenn Dagger erwacht, wird er dir noch persönlich danken.“

„Kann ... kann ich hier bei ihm bleiben bis ... bis er erwacht?“

„Ich hatte gehofft, du würdest eine Weile bleiben“, sagte Ice erleichtert. „Wir haben einen wichtigen Termin. Wenn wir uns beeilen können wir es noch rechtzeitig schaffen, doch wir würden Dagger ungern allein lassen. Wenn du bei ihm bleiben kannst, bis wir zurück sind. – Ich denke nicht, dass er bis dahin schon aufwacht, doch für den Fall dass ...“

„Ich weiche nicht von seiner Seite“, versprach ich.

„Danke“, sagte Razor, und die drei verabschiedeten sich hastig mit dem Versprechen, so schnell wie möglich zurück zu kommen.

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