Das Pferd vom Weihnachtsmann

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Das Pferd vom Weihnachtsmann
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Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären zufällig und nicht beabsichtigt.

Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Die Zeichnungen wurden von Falk Becker erstellt und sind urheberrechtlich geschützt. Sie dürfen ohne vorherige schriftliche Genehmigung weder ganz, noch auszugsweise kopiert, verändert oder veröffentlicht werden.

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

www.engelsdorfer-verlag.de


Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Wunschzettel

Das Pferd vom Weihnachtsmann

Der Wind flattert in meinen Haaren, und der Sand weht mir durch den Galopp leicht ins Gesicht.

Ich könnte das den ganzen Tag lang machen … mit dem Pferd am Strand entlang zu reiten, einfach ein Traum!

„Weiter! Hop!“, jubele ich.

Die Hufe des Pferdes wirbelt den Sand noch mehr auf. Ich fühle mich so frei.

Ganz vorsichtig lasse ich den Zügel los und halte es nur noch mit einer Hand fest, die andere Hand strecke ich in die Luft, um den Wind fühlen zu können.

He, aber was ist das? Warum ist plötzlich Frau Brüderl hier am Strand? Was macht die denn in Goa?

Komisch. Aber egal, ich winke ihr und rufe: „Schau mal, das ist mein Pferd!“

Die Lehrerin lacht.

„Rita!“ Irgendjemand am Strand ruft meinen Namen, aber ich sehe niemanden mehr. Wo ist plötzlich Frau Brüderl hin?

„Rita! Rita Singh!“ Das Rufen dauert an.

„Hey, hallo! Rita!“, ruft die Lehrerin.

„Ja?“, sage ich erschrocken und öffne vorsichtig meine Augen.

„Wie lautet das Ergebnis?“, fragt mich Frau Brüderl.

„Was?“, antworte ich.

Die anderen fangen an zu lachen und zeigen mit dem Finger auf mich.

Es war alles nur ein Traum.

Ich hasse diese Augenblicke. Wirklich. Ich wünschte, wir wären nie hierher gezogen. Die neue Schule ist einfach doof!


„Jetzt hört auf zu lachen!“, unterbricht Maya die anderen.

Maya sitzt neben mir. Sie ist auch 6 Jahre alt, so wie ich. Sie ist die Einzige, die mit mir spricht.

Die Lehrerin sucht sich Thomas aus, doch er kann die Rechenaufgabe auch nicht lösen. Puh, Gott sei Dank!

„Was war denn los?“, flüstert mir Maya zu.

„Ach nichts, ich habe gerade nur an meinen Wunschzettel denken müssen. Glaubst du, man kriegt immer das, was man sich wünscht?“, frage ich.

„Ja, wieso denn nicht?“, lacht Maya.

„Meine Eltern glauben nicht an den Weihnachtsmann“, sage ich traurig.

Meine Eltern kommen aus Indien, und da ist Divali, unser Lichterfest, viel wichtiger als das Feiern von Weihnachten.

Aber dieses Jahr kenne ich nur ein Ziel: Ich will ein eigenes Pferd! Ja genau! Kein Stofftier, keine Playstation, ich will ein Pferd!

Ich weiß zwar, dass Mama und Papa in diesem Punkt nicht mit sich reden lassen. Aber wenn Maya Recht hat, und der Weihnachtsmann wirklich alle Wünsche erfüllt, dann wird das doch wohl klappen!!

Rrrrriiiinnnnngggg!

„Komm, lass uns raus gehen!“, sagt Maya und zieht mich am Arm.

Wir haben Pause und gehen in den Schulhof.

Alleine sitze ich auf der Bank, irgendwie habe ich heute keine Lust zu spielen. Ich habe es so satt, dass mich die anderen immer ärgern.

„Rita!“, ruft Maya.

Aber ich reagiere nicht. Und schon klingelt es wieder. Mann, bin ich froh, dass das die letzte Stunde für heute ist.

Während alle anderen abgeholt werden, muss ich mit dem Fahrrad alleine nach Hause fahren. Aber das macht mir nichts, so kann ich noch am Fahrradweg die Pferde anschauen. Es liegt zwar nicht auf dem Weg, aber das macht nichts. Meine Eltern sind sowieso noch nicht zu Hause.


Zu Hause angekommen mache ich mir erstmal das Essen warm, was mir Mama gestern da gelassen hat.

Meine Mutter putzt im Krankenhaus, und mein Papa überwacht die Werkzeugproduktion. Aber so ganz genau weiß ich nicht, was er macht. Irgendwie habe ich das nicht verstanden.

„Rita, aufstehen! Es ist schon fast sieben Uhr!“, ruft meine Mutter.

Ich blinzele gegen das Licht und sehe, dass sie an meinem Bett steht.

„Komm, aufstehen!“, sagt sie.

Ich reibe meine Augen. „Weißt du, was ich schon wieder geträumt habe?“

Aber meine Mutter schüttelt den Kopf und legt mir ein paar Kleider zurecht.

„Ich habe geträumt, dass ich am Strand auf einem Pferd reite“, sage ich.

„Auf einem Pferd?“, fragt mich Mama.

Ich nicke. „Ich habe geträumt, dass ich mein eigenes Pferd habe.“

Aber meine Mutter schüttelt nur wieder den Kopf. „Das ist aber ein teurer Gedanke.“

„Ich wünsche mir aber wirklich ein Pferd“, erkläre ich.

„Mein Schatz, ein Pferd ist furchtbar teuer und so viel Geld haben wir nicht“, antwortete meine Mutter.

Das wollte ich jetzt nicht hören. Ich schmeiße mich zurück ins Bett und ziehe die Decke über mein Gesicht.

„Kommst du jetzt bitte aus deinem Bett? Du musst zur Schule! Ich warte unten am Tisch auf dich!“, sagt Mama.

Ich möchte lieber im Bett bleiben, und an meinen Traum denken.

Aber plötzlich fällt es mir ein, der Wunschzettel! Ich ziehe mich schnell an und setze mich zu meiner Mutter an den Frühstückstisch.

„Komm, iss ein wenig!“, fordert sie mich auf und gibt mir etwas Dosas auf meinen Teller.

Dosas sind indische Reis-Crepes. Meine Eltern essen morgens, mittags, abends – eigentlich die ganze Zeit – nur indisch.

Selbst nach zwei Jahren hier in Deutschland haben sie sich nicht an das Essen gewöhnt …

„Mama, hast du meinen Wunschzettel abgeschickt?“, frage ich sie.

„Wunschzettel?“ Sie schaut mich verdutzt an.

„Ja! Ich habe ihn dir doch vor zwei Tagen gegeben. Du solltest es doch abschicken!“, schimpfe ich.

„Achso, ja, das an den Weihnachtsmann. Das habe ich ja ganz vergessen! Mache ich gleich heute, okay?“, sagt sie.

Mensch, ich wusste es doch!! Wenn man nicht alles selbst macht!

Gut, ich muss zugeben, als ich in der Schule zum ersten Mal von einem alten bärtigen Mann hörte, der auf einem Schlitten reitet und den Kindern Geschenke bringt, habe ich selbst erst etwas lachen müssen. Denn in Indien haben wir zwar einen Baum aufgestellt, und am 25. Dezember gab es morgens kleine Geschenke, aber ein alter Mann? Und Wunschzettel?

Aber es funktioniert! Wirklich! Maya hat es mir erzählt. Letztes Jahr hat Sie sich eine Barbie gewünscht, und genau die war dann auch am 24.12. abends unter dem Weihnachtsbaum!


Ich aß alles auf, gab Mama einen Kuss und schnappte mir meinen Schulranzen.

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