Wie aus dem Ei gepellt ...

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Wie aus dem Ei gepellt ...

Erzählungen, Märchen und Gedichte zur Osterzeit

Sammelband 1-5

Martina Meier (Hrsg.)


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Impressum

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

CAT creativ - Redaktions- und Literaturbüro

Lektorat - Gestaltung - Buchsatz

cat-creativ.at

Im Auftrag von Papierfresserchens MTM-Verlag

© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Besuchen Sie uns im Internet - papierfresserchen.de

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflagen Band 1-5 erschienen 2011 - 2019.

Titelbild: gestaltet mit Bildern von © sidliks – Adobe Stock lizenziert

ISBN: 978-3-99051-026-1 - E-Book

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Inhalt

Weißfell

Ostern bei Oma

Das Wunschei

Der Hase im Mond

Die Hexe und der Hase

Ostertausch

Ostergruß

Sterne für Nico

Die verstummte Osterglocke

Das Geheimnis im Schuppen

Die Hasen und die Sternfabrik

Das schwarze Ei

Lämmchen & Palmkätzchen suchen ein Zuhause

Das farblose Land

Der Osterhasenschreck

Kleiner Eisbär mit großem Mut

Gibt es den Osterhasen?

Karla und der Osterhase

Die Osterbäumchen

Oster-Anna

Der Jesus in mir

Hexe Rosina und der verzauberte Osterhase

Bankrott! Ruin! Exklusivinterview mit dem Osterhasen Mr. O

Die Geschichte vom Osterhasen

Hoothie - die Osterkatastrophe

Osterüberraschung vom Weihnachtsmann

Ein Hase namens Paulchen

Puschel hat verschlafen

Alexia und das grüne Kaninchen

Dominiks Osterüberraschung

Edward und die Osterfee

Vergiftete Schokoladeneier zu Ostern

Die Aushilfe

Der Hase mit der Schnupfennase

Warum wir dieses Jahr Ostern feiern können

Der fliegende Osterhase

Von Beruf Osterhase

Wie der Weihnachtsmann das Osterfest rettete8

Lauras Osterschweinchen

Am Ufer der Vechte

Lilo Löffels Osterfest

Ostererzählung

Aber was ist mit Belli?

Wandozh von Osterland

Fiona, das Osterküken

Frida will wissen, was Ostern ist

Der Osterhase braucht Hilfe

Carinas Suche nach dem Osterhasen

Neue Mützen für die Hasenkinder

Häschen Sausewind und der Osterhase

Ich hab den Osterhasen gesehen!

Hopps rettet Ostern

Simson

Der Osterring

Eine Ostergeschichte

Osterzauber

Osterzeit bei Pastor Plumm

Henne Henni streikt

Das schönste Osterei

Der Hasenaufstand

Die Osterhasenversammlung

Ostern mit Tante Almuth

Osterhäschens Heimweg

Wölkchen

Oster-Evolution

Osternacht

Hoppelchen und Moppelchen

Dorle und Morle

Windige Rache

Das Osterkonzert

Der geheime Osterplan

Keiner spielt mit mir

Das Osterschaf

Opa und die Osterglocken

Ostern im Schloss

Begegnungen am Osterbrunnen

Auf der Waldlichtung

Hasen hassen

Gibt es Osterhasen wirklich?

Hilfe, die Hühner haben die Grippe

Wie Pia Ostern rettete

Ostergeschenke

 

Das etwas andere Osterei

Oma ist die Beste

Der Zauberosterhase

Kiki sucht den Osterhasen

Hase und Henne

Oskar

Wie die Osterglocken ihren Klöppel verloren

Das kugelrunde Wunschei

Vom lachenden Hans, mutigen Bienchen und Ostern

Das Ostermädchen

Oma Herta und das Osterei

Osterhasenverstärkung

Das Osterkrokodil

Der Eierdieb

Hast du schon mal ein Ei versucht?

Michael von Marmeladenbrot

Osterzeit

Hilfe, die Hexe!

Eins, zwei, drei, Änni legt ein Ei!

Reingelegt

Das halbe Osterei

Die Rosenkönigin

Der Osterengel Gregor

Ostereier, Keks und Merle

Opa Theo und der Osterhase

Die Osterklage

Der kleine Hase Trick und die gestohlene Zeit

Das Osterlämmchen

Purzel und der Eier-Malwettbewerb

Henne Trudi rettet Ostern

Der Osterhase unterm Holderbusch

Hasenohren

Ein großer Sieg

Marathon-Moppel

Frohe Ostern, Agathe!

Meine Cousine, ihr Meerschwein und ich

Osterhasencasting

Chaotischer Herr Osterhase

Ein Osterspaziergang mit Großvater

Osterfrühstück

Kunterbunter Eiermix

Mein Osterhase

Wie Jonny die Osterhasen rettete

Aus der Traum vom Osterhasen?

Der Stadtstrand

Die Kür des Osterhasen

Skandal-Interview: Osterhase schmeißt Handtuch!

Hasenherz

Oh, du schöne Osterzeit

Schoko-Osterhasen im neuen Design

Reinecke und die Kücken

Das Osterhasenlied

Wüstenei

Als Weihnachten und Ostern auf einen Tag fielen

Ostern im Garten

Aufruhr im Hasendorf

Henne Henni und das Osterküken

Wie die Eier bunt wurden

Wo wohnt denn bloß der Osterhase?

Oh, Johnny!

Abenteuer schwer gemacht

Dem Osterhasen auf der Spur

Bunte Eier und Konfekt

Ostern

Die Osterüberraschung

Schwarzseherei

Ein Osterhase kommt selten alleine

Eier mit Rissen

Der Sieben-Eier-Pinsel

Der Osterlaus

Eier-Künstler-Maler Tobi

Eine wahre Ostergeschichte

Ikarus und Conan

Osterzeit

Das schönste Ei

Märchenhafte Freundschaft

Große Ostereieraufregung bei den Tierkindern

Das dunkelgrüne Osterei

Langohr, Knickohr und Schlappohr

Kleine Ziege Pimpelliese

Ein vergesslicher Künstler

Österliche Orientierung

Von Osterhasen und Stubenfliegen

Ostermorgen

Tatz und der Farbendieb

Bekenntnisse

Ein kunterbuntes Osterchaos

Die Maus im Hühnerei

Melli

Null Bock

Wer hat das schönste Osterei?

Der Ostergesang

Ostermorgen mit Brit

Als der Osterhase entführt wurde

Ostern

Der Zauber der Osternacht

Hoppel-7 möchte Ostereiermaler werden

Ich bin Elena

Der schusselige Osterhase

Für eine wie Alaska

Der Osterhase und die Eier

Ein neuer Freund

Das Krabbeltier

Der Osterhasenfrühling

Der schöne Erwin

Harry Hase und der Kuchen

Dichterische Pause

Die rettende Geschäftsidee

Rituale zur Osterzeit - weltweit

Ein falscher Hase

Stallgeflüster

Das Fliegenpilzhaus im Osterhasenwald

Warten auf Ostern

Kleiner Vogel

Die allererste Blume

Rot

Auch Osterhasen müssen manches lernen!

Den Osterhasen gibt es nicht

Osterkleckserei

Flipps neue Freunde

Helfer für den Osterhasen

Frühlingsfeuer

Osterhasi Weißpuschel

Gibt es den Osterhasen doch?

 

Ostersonntag, ganz früh am Morgen

Ein Geschenk namens Sonne

Bald ist Ostern

Mathilda und der Osterhase

Eine Überraschung zum Osterfest

Der Kuckuck und das Osterei

Meister Lampe in der Stadt

Das Wunder an Ostern

Osterhase

Das neue Ostertier

*

Weißfell

Das kleine Häschen Weißfell atmete tief durch und ein Seufzer entfloh seinem Innersten. Alle seine Geschwister lebten weit verstreut hinter dem großen Wald und es hatte schon seit längerer Zeit nichts mehr von ihnen gehört. Es war ganz allein und bis zum Osterfest waren es nur noch ein paar Tage.

Das Häschen Weißfell fragte sich, wie es das alles schaffen sollte. Schon jetzt hatte es heimlich beobachtet, wie einige Kinder mit leuchtenden Augen durch Feld, Wald und Wiesen stöberten, in der Hoffnung, vielleicht schon ein erstes verlorenes buntes Osterei zu finden ...

Vorsichtig streckte es schnuppernd sein Näschen aus seinem Bau, in den es sich nachts zum Schlafen einrollte. Es seufzte noch einmal und schwupps war es heraus. Zunächst hoppelte es ziellos über das nahe Feld, auf dem der Winter noch nicht ganz verschwunden war. Atemlos verharrte es am Waldesrand und kratzte seine langen Ohren nachdenklich. Gestern hatte es auf einem entlegenen Bauernhof eine Schar freundlicher Hühner getroffen, die ihm angeboten hatten, den Kindern ihre frischen Eier als Osterüberraschung zu bringen – aber die Eier waren weiß! Wie um alles in der Welt sollten daraus bloß bunte Ostereier werden?

Und wie es so grübelte und sich dabei leicht im Kreise drehte, wurden seine Augen plötzlich riesengroß. Was war denn das? Es starrte auf einen kleinen, dunkelblauen Flecken auf der Erde, und als es schnuppernd näher kam, erkannte es, wie ein kleines Glockenblümchen ganz vorsichtig seine Blütenspitzen aus dem Boden schob und versuchte, sich tapfer aufzurichten. Tau glitzerte noch auf seinem Blütenköpfchen. Fasziniert schaute Weißfell auf die Blume und berührte sie sanft mit seiner Pfote. Schnell strich sich unser Häschen über das weiße Fell, um das Pfötchen wieder zu trocknen, und hoppelte weiter, bis es leicht stolperte.

Eine Maus, die gerade aus ihrem Loch klettern wollte, rieb sich noch verschlafen die Augen und rief erschrocken: „Hey Hase, kannst du nicht aufpassen? Es wohnen noch mehr Leute in diesem Wald ... aber ... äh ... wie siehst du überhaupt aus?“

„Ich? Wieso?“ Weißfell sah an sich herunter und stutzte. Sein Fell war rechts und links an den Seiten ganz blau gefärbt. Gedankenverloren rubbelte das Häschen daran herum, aber die Farbe blieb. Schon wollte es ein wenig ärgerlich werden, als ihm ein wunderbarer Gedanke kam. „Machs gut Maus, ich hab keine Zeit!“, rief es noch und schon war es verschwunden.

Schnell war Weißfell an der großen Wiese am Waldesrand angekommen und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen atemlos um. Es suchte etwas ganz Bestimmtes. Und da ... da war etwas! Weißfell hoppelte näher und erkannte ein zartes goldgelbes Blümchen, eine Narzisse, die gerade ihren Winterschlaf beendet hatte und freundlich in die Welt sah. Weißfell berührte sie ganz vorsichtig und sah auf sein Pfötchen ... und richtig! Es war gelb geworden.

Nun war Weißfell ganz aufgeregt. Plötzlich wusste es, wie es die weißen Eier von den freundlichen Hühnern bunt färben konnte, und dreht sich vor Glück im Kreise. Es fand noch viele andere Blümchen und zarte Pflänzchen und merkte sich die Orte gut, an denen sie schon wuchsen. Am Abend rollte es sich erschöpft vom Tag in seinem Bau zusammen, schlief sofort ein und träumte einen bunten Traum.

Am nächsten Morgen aber hopste es noch ganz, ganz früh aus seinem Bau. Sein kuscheliges weißes Fell mit den blauen Streifen stand noch ein wenig strubbelig zu berge und es wischte sich den Schlaf aus den Augen. Der Boden war feucht vom Tau und das war genau richtig.

Schnell machte sich Weißfell auf den Weg zu den freundlichen Hühnern, um die versprochenen Eier einzusammeln. Es fand auch alle bunten Blumen und Blüten wieder und begann, mithilfe des Taus und der Blumenblüten, die Eier zu färben. Sie wurden gelb und blau und rot und manche, die Weißfell im zarten Gras kullerte, wurden schön grün. Das Häschen freute sich so sehr, dass es gar nicht bemerkte, dass es sich eifrig die Pfötchen am Bauchfell abwischte.

Als es schließlich fertig war und voller Stolz die wunderschönen bunten Eier betrachtete, fiel sein Blick auch auf sein Fell. Es erstarrte. Das Häschen Weißfell war selbst zu einem wuscheligen bunten Osterhasen geworden! Und sicher hatten auch seine weißen Ohren bunte Farbe abbekommen, denn immer wieder, wenn es ein gefärbtes Ei kritisch betrachtete, strich es sich gedankenverloren über die langen Ohren. „Ach was“, dachte es dann und begann zu lachen und fröhlich Haken zu schlagen. „Bin ich eben ein Buntfell, na und? Aber ich hab die schönen bunten Eier endlich zusammen und werde sie am Ostersonntag ganz früh, wenn noch alle Kinder schlafen, vorsichtig verstecken und heimlich beobachten, wie sehr die Kinder sich darüber freuen.“

Und wer weiß, vielleicht läuft uns ja irgendwann einmal bei einem Spaziergang so ein kleines buntes Häschen über den Weg und dann wissen wir, es ist das fleißige Häschen Weißfell, das für die bunten Eier zum Osterfest zum glücklichen Häschen Buntfell wurde.

Karin Hedig wurde am 29.07.1955 in Sangerhausen/Sachsen-Anhalt geboren, wo sie auch heute noch lebt. Derzeit arbeitet sie als Sekretärin beim Amt für Veterinärangelegenheiten und Lebensmittelüberwachung. Sie hat schon immer viel und gerne gelesen, besonders Romane, Gedichte, Aphorismen, und sie liebt Märchenfilme, Theater und Musicals. Weißfell ist eine ihrer ersten, kleinen Geschichten.

*

Ostern bei Oma

Für Tilo ist Ostern immer etwas ganz Besonderes. Am Ostersonntag nämlich treffen sich alle Cousins und Cousinen bei Oma zum Eiersuchen. Natürlich suchen sie keine echten Eier. Nein, viel besser: Schokoladeneier. Tilo läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn er nur daran denkt.

„Wann sind wir denn endlich da?“, nörgelt Merle, Tilos kleine Schwester. Wenn Merle auf etwas Tolles warten muss, dann nörgelt sie immer. Das geht Weihnachten so, an ihrem Geburtstag, auf Urlaubsreise und bei jeder noch so kleinen Überraschung. Manchmal ist Tilo davon ziemlich genervt. Aber trotzdem hat er Merle sehr gerne. Sie ist ja schließlich auch erst 5. Da darf man ruhig noch ein bisschen mehr nörgeln, findet Tilo. Er dagegen ist übrigens schon fast 7. Das erzählt er jedem, der es hören will, und auch jedem, der es nicht hören will.

Hinten im Kofferraum kläfft Sammy. Er hasst Autofahren. Aber zu Hause lassen wollte Tilo ihn nicht. Sammy liebt nämlich Omas riesigen Garten. Da gibt es unheimlich viel zu entdecken und zu erschnüffeln für einen Hund.

„Ganz ruhig, Sammy. Wir sind ja bald da.“ Tilo lehnt sich nach hinten und tätschelt Sammy den Kopf. Sammy schleckt über Tilos Hand und wedelt mit dem Schwanz.„Warum freust du dich denn plötzlich so?“, fragt Tilo.

Dann bemerkt auch er es: Sie sind endlich da.

Tilo und Merle springen aus dem Auto. Sie rennen laut jubelnd auf Oma zu. Oma erwartet sie schon mit offenen Armen. Sie drücken Oma ganz fest, denn es ist schön, sie wiederzusehen. Auch Oma freut sich riesig. Das sieht man an ihren strahlenden Augen.

Papa lässt Sammy aus dem Kofferraum. Sammy schießt schwanzwedelnd auf Omas Garten zu und verschwindet zwischen den Büschen.

„Den sehen wir so bald nicht wieder“, lacht Tilo.

Oma ruft Tilo und Merle ins Haus. Dort warten schon die Cousins und Cousinen. Da sind Tina und Lisa, Annemarie und Theo und natürlich Joshua und Edgar. Die Kinder begrüßen sich stürmisch und haben sich ganz viel zu erzählen.

„Ich hab ein Puppenhaus zum Geburtstag bekommen“, sagt Lisa.

„Ich wünsche mir eine Rennbahn“, erklärt Theo.

„Ich hab ganz viele Tore beim Fußball geschossen“, prahlt Edgar.

Schließlich haben sie alle Neuigkeiten ausgetauscht (was eine ganze Zeit gedauert hat) und Oma klatscht in die Hände. „So meine Lieben. Die Ostereier sind im Garten versteckt. Ich habe sie in kleine Nester gelegt, damit sie nicht dreckig werden.“

„Geht es jetzt los?“, fragt Annemarie hektisch.

„Auf 3“, sagt Oma. „1, 2, … 3!“

Unter wildem Geschrei rennen die Kinder in den Garten.

„Ganz viele!“, brüllt Edgar.

„Edgar muss immer ganz viel haben. Dabei teilen sie doch die Eier am Ende sowieso gerecht auf“, denkt sich Tilo. Tilo rennt zuerst zu den Blumenkübeln und schaut dahinter nach.

Hinter den Blumenkübeln versteckt Oma jedes Jahr ein Nest. Aber zu Tilos großer Verwunderung ist dort diesmal keines zu finden. Dann hat Oma sich wohl etwas Neues einfallen lassen. Tilo schlägt sich in die dichten Büsche von Omas wild wucherndem Garten. Er guckt unter jeden Zweig und jedes Blatt. Aber kein Nest mit Eiern ist zu finden. Doch was ist das? Tilo schaut nach oben und sieht ein Nest in den Ästen einer Eiche. Sofort beginnt er, den Baum hinaufzuklettern. Tilo kann gut klettern. Deshalb hat er das Nest schnell erreicht.

„So ein Mist“, schimpft Tilo.

Er hat kein Nest mit Schokoladeneiern gefunden, sondern ein Vogelnest mit echten Vogeleiern. Tilo hört ein wütendes Zetern. Die Amselmama hüpft aufgeregt auf einem Ast umher. „Tut mir leid“, entschuldigt sich Tilo. „Ich lasse deine Kinder ja schon in Ruhe.“

Er klettert wieder vom Baum herunter und sucht weiter. Aber er findet und findet einfach nichts.

Da kommt ihm Edgar durch die Büsche entgegengerannt. Er ist ganz aufgeregt. „Hey Tilo, hast du schon was gefunden? Ich hab noch gar nichts gefunden, dabei will ich doch ganz viele Nester finden!“

„Das ist äußerst merkwürdig“, findet Tilo. „Edgar will nicht nur immer ganz viel finden, er findet auch immer ganz viel mehr als alle anderen. Wenn Edgar keine Nester findet, dann muss da was faul sein.“

Tilo und Edgar kämpfen sich aus dem wilden Garten und suchen nach Oma. Dabei treffen sie die anderen Cousins und Cousinen. Auch sie haben kein einziges Nest mit Eiern gefunden.

Oma schaut sie verwundert an. „Habt ihr etwa schon alle Eier aufgegessen?“

„Nein, Oma. Wir haben gar keine gefunden“, antwortet Tilo.

„Warum das denn nicht?“, wundert sich Oma. „Einige Verstecke waren doch wirklich einfach. Zum Beispiel das hinter den Blumenkübeln.“

„Aber ich habe hinter alle Blumenkübel geguckt und nichts gefunden“, meint Tilo. Er ist sich ganz sicher. Da ist doch irgendetwas faul.

„Vielleicht hat Theo sich ja alle unter den Nagel gerissen und will sie jetzt nicht hergeben“, sagt Joshua vorwurfsvoll.

„Hab ich gar nicht! Bestimmt hast du die Eier!“, motzt Theo zurück.

„Jetzt ist aber Schluss!“, schimpft Oma. „Keiner hat hier irgendetwas gestohlen.“

„Da wär ich mir nicht so sicher“, sagt Tilo.

Alle schauen ihn verwirrt an. Was kann er damit nur meinen?

Tilo zeigt auf Sammy, der gerade an ihnen vorbeistürmt. „Ich habe da einen Verdächtigen. Sammy klaut bei uns zu Hause immer die Schuhe und versteckt sie. Also warum nicht auch Osternester?“

Das leuchtet allen ein und schnell laufen sie Sammy hinterher. Das ist gar nicht so einfach, weil er kreuz und quer durch den Garten wirbelt.

Doch endlich macht Sammy an einem kleinen Busch in der hintersten Ecke des Gartens halt und lässt einen Stock, den er im Maul hatte, darunter verschwinden.

„Wenn unter dem Busch mal nicht noch ein paar andere Sachen liegen“, meint Tilo.

Edgar drängelt sich nach vorne und guckt unter den Busch. „Oh! Da sind ganz viele Ostereier drunter.“ Edgar ist begeistert.

Auch die anderen Kinder freuen sich und jeder nimmt sich drei Nester. Edgar versucht sich noch ein Viertes unter den Nagel zu reißen, aber das bemerken die anderen Kinder rechtzeitig und hindern ihn daran. Die Kinder laufen zurück zu Oma und zeigen ihr die Eier. Oma lacht herzlich und meint: „Da war Sammy euch wohl um eine Schnauzenlänge voraus.“

Auch die Kinder lachen.

„So, wer will Kuchen und Kekse?“, fragt Oma.

Eine jubelnde Menge antwortet ihr.

Nach dem Essen spielen die Kinder ausgiebig miteinander. Bis auf einen kleinen Streit zwischen Joshua und Edgar macht das riesigen Spaß. Doch auch ein solcher Tag muss zu Ende gehen. Abends verabschieden sich alle voneinander und machen sich auf den Heimweg.

Und wie immer findet Tilo, dass es ein ganz besonderes Ostern gewesen ist.

Silas Matthes wurde 1992 in Hamburg geboren. Derzeit strebt er das Abitur 2011 an. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das geschriebene Wort. Selbst schreibt er allerdings erst seit 2010. Neben vielen Kurzgeschichten arbeitet er an seinem Romandebüt „Die Essenz der Dunkelheit“, einem Fantasy-Roman für Jugendliche und junge Erwachsene, der sich mit den dunklen Seiten des menschlichen Herzens befasst.