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Maria Rohmer

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... an einem Herbsttag auf dem Weg entlang der Gräber (Bilder und Gedanken)

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

Impressum neobooks

1. Kapitel


Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde

aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen.

Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

Man muss es aushalten können...

Das zarte, leise Bimmeln der Glocke, das von der Kapelle her zu einem herüberweht.

Das Bimmeln, das einem sagt, dort haben sich gerade Menschen,

Trauernde, zu einer Andacht versammelt

um Abschied zu nehmen von einem geliebten Angehörigen,

von jemandem, der für immer weggegangen ist.

Man muss es aushalten können...

Wenn einem plötzlich ein Trauerzug entgegenkommt und der Blick auf einen Sarg fällt.

Man muss es aushalten können...

Wenn man einen Bagger sieht und ein Mann im grünen Overall gerade dabei ist

eine tiefe Grube auszuheben.

Der Friedhof - ein ganz normaler oder ein sehr besonderer Arbeitsplatz?

Man muss es aushalten können...

Vor einem dieser fremden Gräber zu stehen und plötzlich und unerwartet in Tränen auszubrechen.

Ich habe es ausgehalten bei meinen vielen Besuchen auf den Friedhöfen,

auf meinen Wegen entlang der Gräber.

Der Tod gehört zum Leben - ist man sich dieser Tatsache bewußt,

wirklich bewußt, ist sie für einen mehr als eine leicht daher gesagte Floskel,

dann wendet man sich mit noch grösserer Dankbarkeit und Freude dem Leben zu.





2. Kapitel


Nirgendwo sonst, an keinem anderen Ort wird uns Menschen die Endlichkeit unseres Lebens,

wird uns die eigene Vergänglichkeit so vor Augen geführt wie auf unseren Friedhöfen.

>>Heute ich - morgen Du>> so die Inschrift an einem Tor.

Wer mag sich schon mit der Vergänglichkeit beschäftigen,

dabei wird jeder von uns diesen Weg vom Leben zum Tod gehen.

Mit der Geburt, mit dem Hineinkommen in diese Welt leben wir auf das Sterben,

auf das Verlassen dieser irdischen Welt hin.

Doch die wenigsten Menschen lassen diesen Gedanken zu.

Ist es nicht eher so, dass die meisten von uns alles was mit diesem Thema

zu tun hat verdrängen.

Warum?

Im Gegensatz zur Geburt, dem freudigen Ereignis,

an dem möglichst jeder gerne teilhaben möchte,

im Gegensatz zum Hineinkommen in diese Welt, wird der Tod,

das Hinausgehen aus dieser Welt am liebsten ausgeklammert,

ignoriert, als Ausnahmezustand angesehen.

Warum?

Weil er unweigerlich mit Schmerz, Trauer, mit Abschiednehmen verbunden ist?!

Werden nur die guten Gefühle, werden nur die Ereignisse, die uns Freude bereiten,

die uns glücklich stimmen, als normal zugelassen?

Nur sie als wert befunden ausgelebt, erlebt zu werden?

Muss alles andere verdrängt werden?

Ist alles andere nicht lebenswert?

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