Buch lesen: «SkyDancing Tantra», Seite 5

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Was Sie brauchen

Bevor Sie beginnen, besorgen Sie sich eine Augenbinde und Ohrstöpsel, Decken, viele Kissen, Früchte und Wasser. Stellen Sie sicher, dass Ihr Raum Vorhänge, Jalousien oder Rollläden zur Verdunklung hat. Wichtig ist auch eine Toilette in der Nähe.

Reinigen Sie den Retreat-Raum. Verbrennen Sie Weihrauch, lassen Sie Glöckchen erklingen und singen Sie heilende Klänge, um alte Energien zu vertreiben, die dort noch verweilen könnten, wie z. B. die Stimmung, als Sie deprimiert waren oder schlechte Nachrichten erfuhren oder letzte Woche einen Streit dort hatten.

Beseitigen Sie das alles. Verabschieden Sie sich schließlich von Ihren Lieben.

Wie Sie sich zurechtfinden

Hier ein paar hilfreiche Vorschläge für Ihren Retreat:

1 Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Kissen haben, damit Sie bequem sitzen, oder wählen Sie einen komfortablen Sessel.

2 Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Wussten Sie, dass es fast unmöglich ist, gleichzeitig auf Ihren Atem und Ihre Gedanken zu achten? Seit Jahrtausenden werden besondere Atemtechniken für die Meditation genutzt, um wachsam und präsent zu bleiben.

3 Lassen Sie Ihren Verstand außen vor. Stellen Sie sich vor, er ist wie ein kleines Kätzchen. Setzen Sie es in Ihrer Vorstellung in eine schöne kleine Schachtel mit Löchern, damit es atmen kann. Binden Sie die Schachtel mit einem roten Band zu und positionieren diese auf einer Fensterbank oder im Garten. Sagen Sie Ihrem Verstand: „Bitte mach eine Pause. Es ist gut für dich. Geh schlafen, ich bin gleich wieder da.“

4 Entspannen Sie sich, tiefer und tiefer. Wenn die Gedanken kommen, sagen Sie „Danke“ und „später“ und konzentrieren Sie sich dann wieder darauf, Ihren Atem zu beobachten und Ihren Körper zu entspannen.

5 Hören Sie auf die Stille zwischen Ihren Gedanken. Erweitern Sie die Stille. Beobachten Sie sie. Können Sie unterscheiden, wann Sie beobachten und atmen und wann Sie denken? Was wählen Sie? Nähern Sie sich der Stille geschickt, nicht kämpfend, sondern annehmend und weitergehend.

6 Atmen Sie langsam und sanft ein und visualisieren Sie, dass Sie Prana, Lebensenergie, in sich aufnehmen. Wie fühlt sich diese Energie in Ihnen an? Hat sie eine Farbe? Ist sie ein Geräusch? Erlauben Sie dem Prana, Ihren ganzen Körper auszufüllen.

7 Atmen Sie ein und halten dann den Atem für einige Sekunden an. Spüren Sie, dass Sie in die Ewigkeit eintreten. Sie sind jetzt jenseits des Lebens, gehen über den Tod hinaus, keine Vergangenheit, keine Zukunft. Nur dieses unaufdringliche JETZT. Überschreiten Sie die Grenzen des Tuns und Denkens, während Sie sich zwischen dem eingehenden und dem ausgehenden Atem entspannen.

8 Beim Ausatmen stellen Sie sich den Atem vor, der in Ihre Lungen und dann durch Ihren ganzen Körper fließt, bis hinunter zu Ihren Füßen und in die Erde unter Ihnen. Atmen Sie aus und lassen Sie all Ihre Spannungen und Sorgen los.

9 Es kann sein, dass Sie für eine Weile absolut nichts tun wollen. Legen Sie sich auf Ihr Bett und entspannen Sie sich und seien Sie einfach.

10 Nehmen Sie sich jeden Tag Zeit für eine sanfte körperliche Betätigung wie Stretching oder Yoga.

11 Fragen Sie sich bei jedem Schritt: „Ist es das? Fühle ich mich wohl dabei, mich hier zu entspannen und diese Atmosphäre zu genießen?“ Hören Sie auf Ihre innere Führung, die intuitive Stimme, die Sie führt.

12 Wenn Sie all diese Dinge regelmäßig und ernsthaft tun, wird sich die Weite jenseits der geistigen und körperlichen Grenzen offenbaren. Hier ist der Ort, an dem man in Dankbarkeit verweilen kann. Konzentrieren Sie sich mühelos, hinter Ihren geschlossenen Augen, auf die Mitte Ihres Kopfes. Warten Sie, entspannen Sie sich, lassen Sie los. Sobald sich dieser Raum stabil anfühlt, stellen Sie die Fragen, die Ihnen wichtig sind, und warten auf Antworten.

13 Nach dem Ende des Retreats gehen Sie die Dinge erst einmal sehr langsam an. Verbringen Sie noch ein paar Stunden damit, so wenig wie möglich zu reden, und schreiben Sie alle Erkenntnisse auf, die Sie erhalten haben.

Der Verstand stürzt sich auf die Stille

und fordert, eingelassen zu werden …

Aber die Stille bleibt unbewegt.

Sie bittet nur um nichts.

Nichts.5

Kapitel 3
Offenbarungen auf Acid
in Shambhala

Ich hatte noch nie zuvor ein grünes Pferd gesehen. Auch kein rotes. Aber als ich im Hinterland von New York einen Waldweg entlangspazierte, auf dem es nach dem vorausgegangenen Regenfall nach feuchten Flechten und Farnen roch, begegnete ich beiden.

Es war ein guter Auftakt zu meiner Begegnung mit Timothy Leary, ehemaliger Dozent an der Harvard University. Er war der Guru der Revolution auf Acid geworden, die eine ganze Generation hipper junger Menschen in den Vereinigten Staaten inspirierte, der Mainstream-Gesellschaft den Rücken zu kehren, die Fesseln des anti-ekstatischen Establishments abzuschütteln und eine Gegenkultur auf der Grundlage von Liebe und „Flower Power“ zu erschaffen.

Leary hatte auf einem weitläufigen Anwesen in der Nähe von Mill­brook, unweit von New York City, eine Kommune gegründet, die er „psychedelisches Boot Camp“ nannte, und ich traf ihn dort, weil ich LSD selbst einmal ausprobieren wollte. Ein Freund in Paris hatte mir einen Kontakt in Manhattan vermittelt, der wiederum mit Leary bekannt war, so dass es relativ einfach war, einen Termin zu vereinbaren, um ihn zu besuchen.

Es war das Jahr 1967. Ein Artikel im Paris Match Magazin über LSD, die Hippiegegenkultur und den „Summer of Love“ hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Ich wollte LSD selbst ausprobieren.

Ich wusste, dass die Einnahme dieser neuen Droge riskant war. Ich hatte Geschichten von Leuten gehört, die dachten, sie könnten fliegen und sich dann aus dem Fenster stürzten. Ich hatte aber auch gehört, dass LSD starke Erfahrungen mystischer Zustände bot, und das war für mich enorm attraktiv. Nach dem, was ich gelesen hatte, versprach LSD innere Offenbarung, eine tiefere Selbsterfahrung, eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen.

Die Suche nach Glückseligkeit war eine treibende Kraft in mir, etwas, was ich nicht wirklich erklären konnte, aber als geheime Leidenschaft anerkennen musste. Ich sehnte mich danach, die Momente des Lichts und der Weite, die ich während des Liebesaktes mit Richard kurz erleben durfte, auf eine neue und erweiterte Art und Weise zu erforschen oder erneut zu durchleben.

Die mystische Dimension ist seit langem Teil unseres menschlichen Potenzials, vor allem bei den Suchenden, darunter die heilige Teresa von Avila, Yogananda, Ramakrishna, Ramana Maharshi und Sri Aurobindo, sowie Meera, die singende und tanzende Verehrerin von Krishna, ganz zu schweigen von Johannes, dem unbekannten jüdisch-christlichen Propheten, der das Buch der Offenbarung schrieb.

Ich war begierig darauf, solche mystischen Zustände zu erkunden, aber auch vorsichtig, und ich hoffte, dass Timothy Leary mir den Namen eines Führers geben würde, der mich auf meiner ersten LSD-Reise begleiten und beschützen könnte.

Timothy empfing mich vor dem herrschaftlichen Anwesen und war freundlich, locker und charmant. Er war damals Ende vierzig. Sein langes markantes Gesicht mit dem quadratischen Kiefer war von widerspenstigen braunen Haaren umrahmt. Seine lachenden Augen blitzten, er war sehr wortgewandt und hatte eine sympathische Leichtigkeit an sich. Kein Wunder, dass er von Beruf Dozent war!

Er stellte mir seine beiden psychedelischen Pferde vor, die, wie er erklärte, während eines kürzlichen Acid-Trips angemalt worden waren. Sie schienen sich in ihren grünen und roten „Kostümen“ überraschend wohlzufühlen. Tim lud mich zum Tee in die Villa ein. Ich erzählte ihm von meinem Wunsch, LSD zu erleben, und zwar mit einem Begleiter.

Er sprach ausführlich über die Bedeutung der Droge und sagte Dinge wie: „Die Erfahrung höherer Bewusstseinszustände ist notwendig für das Überleben der menschlichen Spezies“ und „LSD ist die Droge, die diese Transformation bewirken kann“.

Dann überreichte er mir ein Geschenk: ein kleines Quadrat Löschpapier, das eine mittlere Dosis „reines Sandoz“ oder Lysergsäure enthielt, von der er mir versicherte, dass sie vom Schweizer Unternehmen hergestellt worden sei und frei von jeglichen Zusatzstoffen sei.

„LSD ist ein großes Sakrament, also behandeln Sie es mit Respekt“, riet er mir. „Bereiten Sie sich gut vor und nehmen Sie sich danach Zeit, um über Ihre Erfahrungen nachzudenken.“

Er gab mir die Telefonnummer eines Freundes in New York City, der mich mit einem Führer für meine Reise zusammenbringen würde. Learys Freund verband mich am Telefon mit jemandem, der mich mit jemandem verband, bis ich schließlich mit Asat Mitra sprach. Mir war gesagt worden, dass dieser Mann gerade aus Indien angekommen war und in New York an der Lower East Side lebte und „ein erfahrener Yogi“ war.

Als ich nach Manhattan zurückgekehrt war, suchte ich nach der Adresse von Herrn Mitra und war überrascht, ihn in einem ziemlich verfallenen Viertel mit Häusern in schlechtem Zustand zu finden, die Straßen säumten, die verlassen wirkten.

Ich kletterte zwei Stockwerke hoch zu seiner Wohnung, die an eine exotische Höhle erinnerte. An den Wänden hingen Gemälde von indischen Göttern und bunte Teppiche, die mit kleinen Spiegeln besetzt waren. Räucherstäbchen brannten und der Raum roch nach Sandelholz.

Niemand war da. Ich hatte jedoch einen Termin, also wartete ich einige Minuten lang und nahm alles in mich auf, erfüllt von Neugierde, wobei ich fast erwartete, dass eine Art Genie wie aus Aladdins Lampe aus dem mit Blumen und Kerzen geschmückten Altar auftauchen würde. Ich hustete, um meine Anwesenheit kundzutun.

Eine Tür neben dem Altar öffnete sich und in ihr erschien ein schmächtiger indischer Mann in einer traditionellen Kurta, einem knielangen Seidenhemd, das lose über pyjamaähnliche Baumwollhosen hinabfällt. Er begrüßte mich mit einem freundlichen Lächeln. Sein glänzendes schwarzes Haar fiel in losen Wellen auf die Schultern. Auf der schmalen spitzen Nase trug er eine Brille, die ihm das Aussehen eines Universitätsprofessors verlieh. Wir schüttelten uns die Hände, nannten unsere Namen und verbeugten uns in der indischen Namasté-Begrüßungsform voreinander, die Hände vor der Brust zusammengepresst.

Dann lud er mich ein, mich auf einem Kissen in der Nähe des Altars niederzulassen, und servierte mir süßen, würzigen indischen Tee, den ich später als Chai kennenlernen sollte.

Asat erklärte, er sei ein frommer Yoga- und Tantraschüler und studiere bei Meister Harish Johari, einem tantrischen Meister in Indien. Er zeigte mir Harish Joharis Bücher über die „Chakren“, die, wie Asat erklärte, eine Reihe von Energiewirbeln im Körper waren, die das „alchemistische Potenzial“ enthielten. Die Bücher waren wunderschön illustriert, und ich begann vage zu verstehen, dass es etwas mit spiritueller Transformation zu tun hatte.

Ich erzählte ihm, was ich suchte: einen vertrauenerweckenden Reiseleiter für meine LSD-Reise, der es mir erlaubte, meine eigenen Erfahrungen zu machen, ohne mich in einen Vogel zu verwandeln und aus dem Fenster zu fliegen.

Asat Mitra versicherte mir, dass er der Mann für diese Aufgabe sei. Er sagte mir, dass er bestimmte Siddhis oder psychische Kräfte besaß, wie Telepathie und das Lesen der Energie der Menschen aus der Ferne. Er bestätigte, dass er bereit sein würde, diese Kräfte zu nutzen, um mich auf meiner Reise zu schützen.

„Ich werde immer bei Ihnen sein“, sagte er, „psychisch immer auf Sie eingestimmt, aber in einem anderen Raum.“

Wir einigten uns auf folgendes Szenario: Ich würde sein Wohnzimmer für meine Reise benutzen, während er in seinem Schlafzimmer, welches im Flur lag, in telepathischer Verbindung mit mir meditieren würde.

Ich hatte meine Zweifel an der Existenz solcher Kräfte, aber ich wollte ihm glauben und versuchte in meinem Kopf, eine Art rauchige Präsenz-Wolke zu visualisieren, die wie eine Nabelschnur von seinem Gehirn zu meinem entlang des Korridors wogte.

Auf einer praktischeren Ebene sagte er, er würde mir eine Glocke geben, damit ich klingeln konnte, falls ich ihn brauchte.

Asat Mitra schien gut informiert und hilfsbereit zu sein. Er bot mir an, kostenlos mein Führer zu sein. Ich willigte ein, etwas überrascht, und fragte mich, ob er das tat, weil er Hintergedanken oder geheime Motive hatte, vielleicht hinsichtlich dieser seltsamen blonden Französin, die in sein Leben getreten war.

Im Laufe der Unterhaltung wurde mir dieser Mann immer sympathischer, aber ich vertraute ihm nicht wirklich. Aber ich fühlte mich stark genug, das Experiment zu wagen.

Zwei Tage später fuhr ich zu seiner Wohnung und brachte ein weißes festliches Kleid mit, das ich auf der Reise tragen wollte. Wie angewiesen hatte ich nichts gegessen und nur Wasser getrunken – keinen Tee oder Kaffee. Ich fühlte mich mehr als aufgeregt. Dieser Moment fühlte sich wie Schicksal an, wie etwas aus einem vergangenen Leben, als ob ich einen alten Tempel wieder besuchen und mich auf eine lebensverändernde Initiation vorbereiten würde.

Ich wurde von einem strahlenden Asat empfangen. Wir überprüften, ob alles bereit war: Wasser, Obst, keine scharfen Gegenstände – Messer oder Scheren, die herumlagen. Taschentücher, falls ich weinen wollte, weiche Schals, falls mir kalt war, eine Menge Kissen, Weihrauch und ein paar Fotos von spirituellen Mystikern, sowohl Männer als auch Frauen.

Im Nebenraum zog ich alle einengende Unterwäsche aus und ein lockeres weißes Baumwollkleid an. Als ich das Wohnzimmer wieder betrat, segnete Asat Mitra mein drittes Auge mit ätherischem Sandelholzöl, mein Kronenchakra mit Rosenöl, mein Herz mit Jasmin und meinen Bauch mit Lavendel. Er sang Mantras auf Hindi, während ich zuhörte.

Ich widmete meine Reise dem Erlangen eines tieferen Verständnisses der wahren Bedeutung des Tantra, nicht nur für mich, sondern für alle Wesen. In den zwei Tagen seit meinem ersten Besuch bei Asat hatte ich eifrig Bücher über diese uralte Wissenschaft der Erleuchtung gelesen und fühlte mich stark von ihr angezogen.

Das Tantra wies einen Weg, um das Ego oder die Persönlichkeit zu transzendieren, indem es die Lebensenergie durch die Chakren leitete. Während sie durch den Körper aufstieg, fächert sich diese Energie in immer feinere und höhere Frequenzen auf und verwandelt sich schließlich in eine Erfahrung der Lumineszenz am Kronenchakra.

War es das, was passiert war, als ich zum ersten Mal mit Richard Liebe gemacht hatte? Meine Frage oder besser gesagt meine Mission war: Könnte Tantra diesen erwachten Zustand stabilisieren? Könnte es ein universelles Erwachen für alle werden?

Zurück im Hier und Jetzt verbeugte ich mich vor dem Geist von LSD. Ich dankte dem Mutterkorn, dem Getreidepilz, aus dem es gewonnen wurde. Ich dankte Albert Hofmann, dem Schweizer Wissenschaftler, der 1938 die synthetische Lysergsäure entdeckte. Ich stimmte mich auf meinen Geist ein und entspannte mich.

Die Zeit war gekommen. Asat gab mir ein Glas Wasser und ich holte das Löschpapier, das Tim Leary mir gegeben hatte, aus meiner Tasche. Ich segnete es mit einem „Aum“ und schluckte seinen Inhalt. Asat verbeugte sich und ging in sein Zimmer. Etwa vierzig Minuten später, mit geschlossenen Augen, entwickelte ich eine innere Vision von bunten Lichtfraktalen, die sich in zelluläre Bewegungen in meinem Körper verwandelten.

Ich werde nicht versuchen, all die Dinge zu beschreiben, die mir auf dieser ersten LSD-Reise passiert sind, aber es begann – wie viele Menschen vor mir berichtet haben – mit der Intensivierung der Farben im Raum, verbunden mit einer herrlichen Vitalität, denn alles, selbst feste Objekte, pulsierte nun vor Lebendigkeit.

Ebenso wichtig war, dass mein Verstand seine routinemäßige Gewohnheit aufgab, das, was ich um mich herum sah, zu interpretieren, zu bewerten und zu kategorisieren, so dass ich unschuldig wurde, offen für das, worauf sich mein Bewusstsein konzentrierte, angefüllt mit Staunen über die gewöhnlichsten Dinge.

Am deutlichsten erinnere ich mich daran, dass ich irgendwann auf der Reise spürte, wie ich mich über die Grenzen meines Körpers hinaus ausdehnte und in eine ganz andere Dimension schlüpfte.

Wechseln wir auf dieser Reise zum „Jetzt“.

Ich befinde mich in einer neuen Welt, einer sehr realen, sinnlichen, fühlbaren, sichtbaren Welt. Eine Welt, die reich an Farben leuchtet, jedes Teilchen in der Luft reflektiert die Farbtöne eines Regenbogens. Ich habe ein starkes Gefühl von Déjà vu. Ich war schon mal hier. Tatsächlich war ich hier sehr glücklich. Ich weiß nicht, warum ich diesen Ort jemals verlassen musste.

Ich bin in einem Garten. Man könnte es den Garten Eden nennen. Die Natur ist üppig und vielfältig, so satt, so lebendig. Vögel, Insekten und alle anderen Tiere sind freundlich. Hohe Bäume blühen und erheben sich über bunten Blumen und wilde Gewächse, die ihre Schönheit und ihren Duft zu unserer Freude entfalten.

Es sind viele von uns hier, aber nicht die Menschen, wie man sie kennt, sondern eine Art von Wesen. Diese Menschen scheinen vollkommen zufrieden zu sein. Ich nehme keine Dualität, keine Negativität, kein Unglück wahr. Diese Menschen scheinen jenseits des Egos zu existieren. Sie sind in einem Zustand der Einheit zwischen Geist und Körper. Einheit mit allem und jedem und der Natur.

Ihre Herzen sind voller Freude. Sie haben eine Art „inneren Glanz“, eine Anmut, die übermenschlich zu sein scheint. Ich wage nicht, göttlich zu sagen, aus Angst zu religiös zu klingen, aber ich meine es im Sinne einer Einheit zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung. Sie sind beides gleichzeitig. Sie lächeln, wirken unschuldig und simpel. Ihre Welt ist spielerisch, ganz ohne Mühsal.

Ich laufe umher, staune über die Möglichkeit, dass eine solche Welt existiert, und weiß doch irgendwie, dass es immer so war. Denn ich bin eine von ihnen. Tief in meinem Herzen weiß ich, dass ich hierhergehöre, dass ich schon früher hier war, vor langer Zeit. Ich komme nach Hause. Das ist meine Familie. Das hier ist mein Heiligtum meine Heilung, mein Shambhala.

Es ist eine Offenbarung des tantrischen Lebensstils, der keine Trennung zwischen Körper und Seele, dem Göttlichen und dem Gewöhnlichen, dem Spirituellen und dem Materiellen vornimmt. Er vermittelt ein totales Ja zum Leben in all seinen Facetten.

Nach langem Aufenthalt im „Garten“ scheine ich für eine Weile ins Nirgendwo zu verschwinden, fast wie beim Schlafen. Dann, als ich aufwache, noch high von der LSD-Reise, befinde ich mich auf Asat Mitras Schoß.

Er sitzt ganz still, in der YabYum-Position, die Beine gekreuzt in Halblotushaltung, wobei ich auf seinen Oberschenkeln ruhe, meine Beine um seine Taille. Es ist alles in Ordnung, außer, dass in meiner Vagina, meiner Yoni, ein „Besucher“ zu sein scheint. Ich konzentriere mich und merke, dass sein Penis in meinem Körper ist. Es fühlt sich ziemlich interessant an, aber irgendwie losgelöst von meiner momentanen Situation.

Ich habe das Gefühl, dass da etwas ist, was nicht da sein sollte, wie ein nicht eingeladener Gast, der auf einer Party auftaucht. Wie gehe ich mit dieser Situation um?

Was macht er hier? Auch wenn ich high bin, bin ich mir bewusst, dass es an mir liegt, wie ich diese Situation handhabe: mitmachen, es akzeptieren oder mich zurückziehen. Ich schließe die Augen, aber bevor ich etwas entscheiden kann, öffnet sich eine neue Dimension.

Fraktale von Gefühlszuständen präsentieren sich in rascher Folge: Frauen werden missbraucht und vergewaltigt. Bin ich das jetzt? Werde ich vergewaltigt?

„Nicht wirklich“, kommt meine eigene Antwort. „Es tut nicht weh.“

Aber, muss es wehtun, um eine Vergewaltigung zu sein? Schließlich hat mich niemand gefragt.

Ich werde ergriffen von der traurigen Erkenntnis, dass es in unserer menschlichen Welt unmöglich scheint, sich der Vollkommenheit von Shambhala hinzugeben, ohne dass irgendein Perversling die Situation ausnutzt. Oder ist das vielleicht eine Art tantrische Initiationszeremonie?

Vielleicht kann ich meine Aufmerksamkeit nach unten in mein Geschlecht konzentrieren und mich amüsieren, allerdings reagiert mein Körper nicht wirklich auf dieses Objekt in mir. Es fühlt sich fremd und unbelebt an wie ein kalter Fisch, der bewegungslos in einem Aquarium herumschwimmt.

Ja, ich sehe ein Aquarium da unten. Es gibt viele Fische in meinem Aquarium, die herumschwimmen und warten. Jetzt verwandeln sie sich in Penisse mit Kiemen, kleine, lange, große – alle schwimmen in diesem Aquarium in meiner Vagina.

In diesem Moment identifiziere ich mich völlig mit der Vision dieses Aquariums. Ich beobachte diese Penisse, die gemächlich schweben und kaum ihre Kiemen bewegen. Es ist so überraschend und unerwartet, dass ich noch ein zweites Mal hinsehen muss und plötzlich ist diese Vision wirklich, wirklich lustig. Es ist urkomisch!

Unerwartet breche ich in Gelächter aus, das anschwillt und so überwältigend wird, dass es mich schüttelt und mein ganzer Körper bebt. Das Lachen wird noch intensiver, wenn ich den verwirrten Ausdruck meines Besuchers sehe, dessen kleiner Fisch jetzt aus mir herausrutscht. Zweifellos wird das Aquarium zu stark erschüttert, als dass seine Fische in Ruhe herumschwimmen könnten.

Asat Mitras Mundwinkel verziehen sich zu einem künstlichen Lächeln und er entfernt sich langsam aus dem Raum. Ich bin wieder allein und immer noch auf dem Trip. Glücklicherweise bin ich weiterhin von der Schönheit meiner Shambhala-Erfahrung durchdrungen, von der Dankbarkeit und der Erkenntnis, dass es einen solchen Ort gibt, dass ich dorthin gehöre, dass es meine Mission ist, ihn wieder zu entdecken und „nach Hause“ zurückzukehren.

Und nun zurück zur Vergangenheitsform.

Als ich aus dem LSD-Trip erwachte, befand ich mich wieder im Wohnzimmer von Asat Mitra. Wie zu erwarten war ich leicht verwirrt und erholte mich langsam von der Intensität der Erfahrung.

Mein Gastgeber war höflich und sachlich. Ich war nicht sicher, ob der „penetrierende Besuch“ seines Penis-Fisches nur Bestandteil meiner Vision war, also verlor ich kein Wort darüber. Als ich mich letztendlich bereit fühlte, brachte er mich zu einem Taxi und wir vereinbarten, dass ich bald wiederkommen würde.

Zu Hause gönnte ich mir ein heißes Reinigungsbad und zehn Stunden erholsamen Schlaf. Kaum aufgewacht trank ich literweise Wasser und nahm, wie von Leary empfohlen, eine Extra Dosis Vitamin C zu mir, damit sich der Körper von dem enormen Energieverlust erholen konnte. Ich fühlte mich glücklich und erfrischt und reservierte mir den nächsten Tag, um noch einmal über das Erlebte nachzudenken und darüber zu schreiben.

Ich hatte meine Reise dem Ziel gewidmet, ein tieferes Verständnis der Bedeutung des Tantra zu erlangen, nicht nur für mich – sondern für alle Wesen.

Es fühlte sich an, als hätte ich einen Initiationsritus in die Welt des Tantra durchlaufen, welches für mich zwei Dimensionen hatte, eine alte und eine neue. Asat Mitras ungebetenen Besuch meiner Yoni sah ich als Teil des „alten Tantra“, das von Männern geschrieben worden war, die nach jungen Partnerinnen suchten, vorzugsweise Jungfrauen, mit denen sie ihren Geist und Körper verjüngen konnten.

In diesem alten Paradigma waren Frauen nur Objekte, aber es gab noch eine andere Dimension, ein neues Tantra, in dem auch Frauen ihr Recht auf ekstatische Erfahrungen geltend machen konnten.

Ich dachte über meine Vision von Shambhala nach. Es schien mir, dass ich in einem früheren Leben dort gewesen sein muss, oder vielleicht war es eine Botschaft aus dem Jenseits, um mir zu zeigen, dass eine solche Lebensweise durch Meditation und spirituelle Praxis, so wie die Lehre des Tantra, durchaus möglich ist. Erst viel später wurde mir klar, dass ich versuchte, das Shambhala-Erlebnis in jeder meiner Tantra-Gruppen nachzubilden. Ich wollte den Menschen den Raum geben, Unschuld und Harmonie zu finden, indem sie ihre Herzen füreinander öffneten.

Als ich meinen „normalen“ Geisteszustand wiedererlangte, wurde mir klar, dass Asat mich tatsächlich irgendwann auf meiner LSD-Reise besucht hatte, obwohl er versprochen hatte, in seinem Zimmer zu bleiben. Stattdessen ist er sexuell in mich eingedrungen. Doch da mein Bewusstseinszustand verändert war, konnte mein Verstand diesem Besuch keine „Bedeutung“ zuordnen. Für mich war alles nur eine Abfolge farbiger Fraktale, gefolgt von unerwarteten Visionen von Fischen. Es gab in diesem Moment keine Vergangenheit, keine Zukunft, keine Rebellion, kein Urteil. Seltsam war auch, dass ich jetzt erst erkennen konnte, was tatsächlich abgelaufen war.

Heute würde man diesen Vertrauensmissbrauch als Vergewaltigung bezeichnen. Da ich auf einem LSD-Trip war, fühlte sich der sexuelle Akt auf sensorischer Ebene fast neutral an. Nicht akzeptabel war, dass mich niemand um Erlaubnis gebeten hatte. Angenehm oder nicht, der Sex war nicht im gegenseitigen Einvernehmen geschehen.

Ich habe diesen Punkt sorgfältig bedacht. Nichts hätte die Angelegenheit ungeschehen gemacht. Hätte ich einen großen emotionalen Wirbel mit Schuldzuweisungen veranstaltet, dann hätte dies nur das Gefühl für die Schönheit meiner LSD-Reise herabgesetzt. In Wahrheit war ich durch die Meditation in der Lage, mit der Situation Frieden zu schließen und Asat Mitra in die Kategorie „Schurke“ einzuordnen. Ich besuchte ihn nie wieder.

Wenn ich zurückblicke, konnte ich ein Verhaltensmuster feststellen. Wenn sich jemand als Betrüger herausstellte, neige ich dazu, diesen aus meinem Leben auszuschließen, während ich das Problem in Angriff nahm. Funktionierte das nicht, entschied ich mich für den Weg der Konfrontation.

Dies war der Beginn eines langsam aufkeimenden Gefahrenbewusstseins auf vielen Ebenen. Ich wusste jetzt, aus eigener Erfahrung, dass eines der schönen Geschenke von LSD darin besteht, dass es Menschen unschuldig, kindlich, verletzlich und ungemein beeinflussbar macht. Genau dieser Aspekt öffnet aber auch die Tür für Manipulation, Kontrolle und Ausbeutung. Asats Verrat an seiner Rolle als Beschützer, seine ungebetene sexuelle Intervention, hätte meinen Trip in einen hässlichen Albtraum verwandeln können, wäre da nicht die rechtzeitige Rettung durch die lustigen Penis-Fische gewesen.

Ich war in einer verwundbaren Position. Er nutzte diese aus. Das ist es, was bei Date-Vergewaltigungen passiert. Ein solcher Missbrauch kann sehr gefährlich sein. Ich habe Glück gehabt, dass neben der Penetration keine körperliche Gewalt stattgefunden hat.

Heute würde ich anders handeln. Ich würde sicherstellen, dass ich den Tripführer gut kenne und der Person absolut vertrauen kann, und möglicherweise würde ich eine solche Reise in Anwesenheit von „Mitreisenden“ unternehmen.

Trotzdem schätze ich mich glücklich. Durch meine sorgfältige Auseinandersetzung mit dem Vorfall und der Anerkennung der möglichen schmerzhaften Folgen eines solchen missbräuchlichen Ereignisses hinterließ meine Erfahrung keine tiefe Wunde. Damals wurde ich durch die komischen Visionen der Penisfische und dem daraus resultierenden Lachanfall aus der Situation mit Asat Mitra errettet. Wie Sie feststellen werden, bietet dieses Buch viele Möglichkeiten, von traumatischen sexuellen Erfahrungen geheilt zu werden, denn dieses Thema liegt mir am Herzen. Eine der mächtigsten Heilungen fand in der Geschichte von Kapitel acht statt.

Diese Vergewaltigung bei einem Date markierte auch den Beginn meines Verständnisses, wie Tantra als Weg zur Glückseligkeit angenommen oder umgekehrt missbraucht werden kann. Es kann ein heiliger Weg zu höherem Bewusstsein sein oder als billige „spirituelle“ Strategie benutzt werden, um junge Frauen zum Sex zu verführen: „Lass mich dich in das Tantra einführen, Baby.“

Diese beiden Optionen und alle Grautöne dazwischen sind ein charakteristisches Merkmal des Tantra seit seiner Einführung in die westliche Welt.

Doch die Geschichte meines LSD-Abenteuers war noch nicht vorbei. Nach einem Besuch in den Vereinigten Staaten kehrte ich nach Paris zurück und begann eine Karriere als Journalistin. Bald war ich erfolgreich als Freelancerin für mehrere internationale Zeitschriften tätig.

Wenn wir zwei Jahre bis 1969 vorspulen, finden wir diese junge Frau in New York wieder, diesmal für Paris Match schreibend, der beliebten französischen Illustrierten. Der Direktor des New Yorker Büros des Magazins hatte einen zweisprachigen Journalisten gesucht, der sich in Französisch und Englisch ausdrücken konnte.

Nachdem ich einige Monate für das Magazin gearbeitet hatte, fühlte ich mich durch die Tendenz des Pariser Büros, meine Artikel stark zu kürzen, sehr verunsichert.

Ich musste etwas Substanzielleres für mich finden. Mit Begeisterung und einem Gespür für neue Trends machte ich das obere Management auf mich aufmerksam und schlug mich als Direktorin einer neuen Abteilung vor, die sich der amerikanischen Gegenkultur widmen sollte: der Flower-Power-Revolution.

Tatsächlich bekam ich meine eigene „Abteilung“ und wurde ab sofort dafür bezahlt, um den außergewöhnlichsten kulturellen Durchbruch des Jahrhunderts zu erkunden. Ein Traum wurde wahr. Mein erstes großes Happening war die Woodstock Music and Art Fair, die vom 15. bis 18. August 1969 auf einer Milchfarm im Hinterland von New York stattfand.

Einer der Initiatoren, Michael Laing, organisierte mir einen Presseausweis und einen Stehplatz direkt vor der Bühne. Was geschah, ist Geschichte: Das Festival, mit dem man maximal 200.000 Teilnehmer anziehen wollte, brachte mehr als 400.000 begeisterte junge Menschen auf Max Yasgurs Farm in den Catskills. Das ganze Feld und der Hügel waren zugeparkt. Eine ganze Stadt schoss in wenigen Stunden in die Höhe.

Es war gigantisch. Stoßstangenverkehr. Kein Weg rein, kein Weg raus. Es war ein Ereignis, das den Veranstaltern eher passierte, als dass es organisiert worden wäre. All die jungen Menschen, die so glücklich und bunt aussahen mit ihren langen Haaren, Batikhemden und Schlaghosen, zeigten der Welt, dass etwas Neues und unglaublich Spannendes geschah. Sie veränderten die Kulturen und Werte der Welt.

Der kostenlose Auszug ist beendet.

17,99 €
Altersbeschränkung:
0+
Veröffentlichungsdatum auf Litres:
22 Dezember 2023
Umfang:
371 S. 3 Illustrationen
ISBN:
9783946959694
Verleger:
Rechteinhaber:
Автор
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