Umfang 101 seite
Fürstenkrone 192 – Adelsroman
Über das Buch
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt «diese» Wirklichkeit.
"Asche zu Asche, Staub zu Staub…" Die leiernde Stimme des Pfarrers durchbrach nicht die Trauer, die Karin Egersfeldt erfüllte. Mit einer beschützenden Geste zog sie ihren vierjährigen Sohn Patrick näher an sich heran, als könnte sie ihn auf diese Weise vor den Blicken seines Großvaters behüten, der auf der anderen Seite des Grabes stand. Patrick, der Sohn des Mannes, der hier beerdigt wurde, drängte sich seinerseits eng an seine Mutter heran und verbarg sein Gesicht in ihrem schwarzen Kleid. Es war ein gräßlicher Autounfall gewesen, der den Grafen Ralph von Hengsberg zu Rabeneck aus dem Leben gerissen hatte, und nur wie durch ein Wunder waren Karin Egersfeldt und Patrick mit dem Leben davongekommen. Ralph trug die alleinige Schuld an dem Unfall, und dennoch machte Karin ihm jetzt nicht einmal in Gedanken Vorwürfe, denn Ralph, den 30-jährigen Erben von Rabeneck, hätte niemand ändern können. Dafür hätte sein Vater, Graf Richard, schon in früheren Jahren die Grundlagen legen müssen, doch das hatte er versäumt. Richard Graf von Hengsberg zu Rabeneck stand auf der anderen Seite des offenen Grabes, schwer auf seinen Gehstock gestützt, mit unversöhnlichen Blicken auf die junge Frau starrend, die er für schuldig am Tod seines Sohnes hielt. Diese Frau aber war im Besitz des einzigen, was den Grafen davon abhielt, sie ein für allemal und gründlich zu vernichten: Sein Enkelsohn Patrick. Graf Richard war ein hochgewachsener Mann, schon fast hager zu nennen, mit einer scharfen Adlernase, noch immer dunklen dichten Haaren und kalten eisgrauen Augen. Grenzenloser Haß spiegelte sich in den Blicken, die er der jungen Frau jetzt zuwarf, aber Karin tat so, als bemerkte sie diese Blicke nicht, und sie hielt sich sehr aufrecht. Und es wirkte, als hätte sie einen Schutzschirm um sich herum aufgebaut, an dem alles, was aus der Richtung des Grafen kam, abprallte. Nicht einmal nahm sie den Blick des Grafen auf, um ihn vielleicht ebenso unversöhnlich und haßerfüllt zurückzuwerfen, nein, im Gegenteil, sie gab sich betont gleichgültig und erreichte dadurch eine würdevolle Haltung, die Graf Richard insgeheim doch ein wenig Respekt abnötigte. Aber natürlich änderte das nichts an der Tatsache, daß sie die Frau war, die seinem ältesten Sohn ein Kind geboren hatte. Selbstverständlich hätten die beiden niemals heiraten können, eine solche Verbindung wäre für den alten Grafen ein Grund gewesen, seinen Sohn zu enterben. Aber er hatte darauf bestanden, seinen Enkelsohn endlich einmal kennenzulernen, und das war nicht möglich gewesen, ohne daß Karin Egersfeldt ihr Kind begleitete. So hatten sich die drei Personen auf dem Weg nach Schloß Rabeneck befunden, als Ralph in seinem üblichen Übermut und in krasser Fehleinschätzung seiner Fähigkeiten viel zu schnell mit seinem Sportwagen gefahren war und dann in einer Kurve die Kontrolle verloren hatte. Graf Richard haderte mit dem Schicksal. Warum hatte ausgerechnet sein Sohn sterben müssen? Warum nicht diese Frau?