Umfang 60 seiten
Über das Buch
Selektiver Mutismus ist eine Angststörung, die vor allem bei Kindern auftritt, aber auch Erwachsene betreffen kann. Dabei geht es nicht um einen Mangel an Sprachfähigkeit, sondern um eine Blockade, die in bestimmten sozialen Situationen auftritt. Das Kind oder der Erwachsene ist in der Lage zu sprechen, tut es aber in bestimmten Situationen, oft unter Stress oder in fremden Umgebungen, nicht. Häufig wird diese Störung mit extremer Schüchternheit verwechselt, aber sie geht weit darüber hinaus.
Du kannst dir selektiven Mutismus wie eine Art Schutzmechanismus vorstellen, den der Betroffene unbewusst einsetzt. In vertrauten Umgebungen, wie zu Hause oder bei engen Freunden und der Familie, spricht das Kind oder der Erwachsene oft problemlos. Doch in sozialen Situationen, die als bedrohlich oder überwältigend empfunden werden, wie in der Schule, bei Behörden oder in großen Gruppen, bleibt die Stimme regelrecht «eingefroren». Diese Blockade hat nichts mit Trotz zu tun, sondern ist ein Ausdruck intensiver Angst.
Es ist wichtig zu verstehen, dass selektiver Mutismus nicht willentlich kontrolliert werden kann. Die betroffenen Kinder und Erwachsenen wollen sprechen, sie wissen auch, dass sie in der Lage dazu sind, aber in den stressigen Momenten ist die Angst so überwältigend, dass es ihnen schlichtweg nicht möglich ist. Das führt häufig zu Missverständnissen, vor allem bei Eltern, Lehrern oder anderen Erwachsenen, die nicht verstehen, warum das Kind zu Hause ein «Plappermaul» ist, aber in der Schule oder im Kindergarten kein Wort herausbringt.