Buch lesen: «Flitzpiepe – Mausbengel»
Table of Contents
Title Page
Flitzpiepe
Erkundungstour
Katze Panik
Die Burgerkundung
Ausflug durchs Dorf
Ed
Das Gepolter auf dem Dachboden
Durch dick und dünn für immer
Marco Weiße
FLITZPIEPE
MAUSEBENGEL
Große Abenteuer
einer kleinen Maus
Kinder-/ Vorlesebuch
FLITZPIEPE
In einem Dorf, einsam und weitab einer großen Stadt gelegen, steht auf einem Hügel eine alte Ritterburg. Nur wenige Menschen leben in ihr und teilen sie sich mit vielen kleinen tierischen Bewohnern. Früher einmal gehörte sie einem gefährlichen Ritter, aber diese Zeit ist lange vorbei. Nun war sie umgebaut worden und gehört einer großen Familie. Außer dieser leben dort Marder, Eulen, Vögel, Katzen und eine kleine freundliche Mausfamilie. Der Mäuserich Gustav ist schon alt und sehr erfahren, ganz grau und stattliche dreizehn Zentimeter lang – das ist für eine gewöhnliche Hausmaus schon ziemlich groß. Die Mausdame Elsa, eine wahre Schönheit unter den Mäusen, ist nicht ganz so groß wie ihr Mäusemann, hat dafür aber einen besonders langen, hübschen Schwanz, braunes Fell und ein schneeweißes Bäuchlein.
Die Mausfamilie lebte schon seit Generationen hier in der alten Burg, die mit ihren Mauerritzen guten Schutz vor Feinden bot. Aber dazu später mehr …
Beide waren ganz aufgeregt, Gustav sogar noch etwas mehr als die kleine Elsa, sie bekam nämlich gerade Mäusebabys. Schon lange haben sich beide Nachwuchs gewünscht, und heute sollte es nun so weit sein.
Gustav lief aufgeregt im Raum hin und her. Elsa lag in einem kleinen weichen Bettchen, das Gustav ihr gebaut hatte. Es war mit Stroh und weichen Vogelfedern ausgelegt. Noch wichtiger aber war, dass sie an diesem besonderen Tag nicht allein war, Gustav stand ihr in jeder Sekunde bei.
Dann endlich war es so weit. Gustav streckte die Nase aus dem Mauseloch und rief sein ganzes Glück laut heraus, dass es noch über das Dach der Burg schallte. »Hört alle her: Ich bin nun Papa geworden. Elsa und ich sind Eltern.«
Gustav rannte hocherfreut zurück zu seiner Elsa und blieb dann wie angewurzelt stehen. Er hatte damit gerechnet, dass ihn nun drei, vier, vielleicht fünf kleine Mäusenasen erwarteten, doch da war nur ein einziges. Gustav wusste, dass andere Mäuse bis zu acht Babys auf die Welt brachten, aber er und Elsa hatten nur eins bekommen.
Gustav trat vorsichtig dichter an das Bettchen heran, er wollte das Baby ja nicht erschrecken. Und da lag es neben seiner Mama, ganz nackt, die Äuglein fest geschlossen, denn erst nach etwa zwei Wochen kann ein Mausebaby die Augen öffnen. Es war sehr klein, wog nicht mal so viel wie ein Blatt Papier.
Gustav setzte sich neben Elsa, die ihrem Mausmann die Hand entgegenstreckte. »Wir haben einen Sohn bekommen. Das hast du dir doch so sehr gewünscht.«
Gustav lächelte, und flüsterte ganz leise: »Aber, meine liebe Elsa, auch wenn es ein Mädchen geworden wäre, hätte ich mich gefreut. Übrigens, unsere Nachbarn aus dem Dorf haben wohl ein kleines süßes Mäuschen bekommen.«
Elsa grinste Gustav an. »Du brauchst nicht zu flüstern, mein Lieber, unser Kleiner kann dich noch nicht hören, das dauert noch ein paar Tage, bis das möglich ist. Was er aber braucht, ist ein Name.«
Gustav überlegte kurz, strahlte dann aber übers ganze Gesicht. »Wir nennen ihn einfach nach deinem berühmten Großvater, Lester Fusselschwanz.«
Elsa machte große Augen und fragte ungläubig: »Das ist doch nicht dein Ernst? Geben wir ihm lieber den Namen deines Großvaters. Der hat doch mal eine Wildkatze verscheucht und damit deinem Vater das Leben gerettet.«
Gustav streichelte seinem Sohn vorsichtig über den Kopf. »Elsa, du hast wie immer recht. Unser kleiner niedlicher Nager soll Titus heißen.«
Die nächsten Tage waren anstrengend, denn der kleine Titus forderte die ganze Aufmerksam seiner Mutter, und der Papa musste sich um die Mama kümmern. Er besorgte das Essen. Normalerweise ernährten sich Mäuse ja von Wurzeln, Samen, Blättern und Stängeln. Aber so eine Hausmaus hatte es da etwas einfacher. Sie aßen das, was die Menschen wegwarfen, liegen ließen oder einfach schlecht versteckt hatten. Gustav war ein Profi, er konnte die besten Leckereien besorgen, denn er wusste genau, wo die Menschen aus der Burg ihr Essen eingeschlossen hatten. Diese wiederum kannten natürlich die diebische Mäusebande, aber ihre Verstecke hatte Gustav immer wieder schnell gefunden, denn er besaß eine hervorragende Nase – die beste weit und breit. Auf dem Esstisch unserer Mäusefamilie standen so also immer leckere Salami, Käse, Brot und manchmal sogar ein Stückchen Schokolade, aber von der gab es nur ganz wenig, weil die Mäuse Angst um ihre Zähne hatten, denn der viele Zucker darin macht sie kaputt. Und mit kaputten Zähnen kann man ja nicht mehr richtig knabbern. Mäusezahnärzte gab es außerdem kaum.
Gustav und Elsa waren auch sehr reinlich. Bevor sie an die Lebensmittel der Menschen gingen, wuschen sie sich immer die Füßchen und die kleinen Händchen. Sie wollten ja nicht, dass die Menschen krank werden. Auch das Fell wurde immer gut durchgebürstet.
Die Tage gingen schnell vorbei, und nach zwei Wochen öffnete der kleine Titus endlich die kleinen Äuglein und sah zum ersten Mal in das gütige und liebe Gesicht seiner Mama. Gustav kam gerade von seinen Besorgungen aus der Burgküche zurück, die Arme vollgepackt mit Käse und Wurst.
»Gustav, komm schnell!«, rief Elsa ihn aufgeregt zu sich. »Unser Titus hat endlich die Augen aufgemacht.«
Gustav ließ die Sachen fallen und flitzte zu den beiden hinüber. Stolz war er. Der kleine Titus hatte schon seit ein paar Tagen sein Fell, und nun schaute er dem Vater fest in die Augen.
»Papa?«
Das erste Wort. Gustav hüpfte vor Aufregung. »Elsa, hast du das gehört? Sein erstes Wort war ›Papa‹!«
Elsa rollte mit den Augen und war etwas beleidigt. »Da kümmere ich mich den ganzen Tag um den kleinen Titus, und das Erste, was er sagt, ist ›Papa‹!«
Doch Gustav hörte gar nicht mehr zu, er nahm den kleinen Titus auf den Arm und ging mit ihm nach draußen. Die Sonne schien herrlich warm, der Rasen war satt grün und überall sah man bunte Blumen.
Titus blinzelte vorsichtig mit den kleinen Knopfaugen, denn die mussten sich erst noch an das Licht gewöhnen. Er zappelte wild auf den Armen seines Papas und wollte unbedingt herunter.
»Nicht so aufgeregt, mein Kleiner, ich lasse dich ja herunter, lauf aber nicht gleich weg, hier draußen ist es nicht ganz ungefährlich.«
Titus guckte verdutzt. »Warum, Papa? Was ist denn da auf der Wiese?«
»Mein lieber Junge, es ist nicht der Rasen, vor dem du dich fürchten musst, aber wir Mäuse haben leider auch Feinde. Im Unterholz dahinten zum Beispiel lauert der Steinmarder, der Fuchs oder eine Schlange, aber bis du über die Wiese bis dahin gelaufen bist, kann dich auch ein Raubvogel, so was wie eine Eule, aus der Luft erspähen. Und sogar in der Burg gibt es Gefahren – hier lebt eine Katze.«
Titus zog das Köpfchen ein und zitterte ein wenig vor Angst. Elsa stand hinter den beiden und schüttelte den Kopf. »Gustav! Was soll das? Titus hat gerade mal den Kopf aus dem Mauseloch gesteckt, und du erschreckst ihn schon fast zu Tode!«
»Aber Elsa, ich will ihm doch keine Angst machen, er soll nur wissen, was ihn hier draußen erwarten könnte, damit er nicht unbedacht herumläuft. Sonst passiert ihm am Ende noch etwas.«
Elsa hatte die Pfötchen in die Hüften gestemmt. Und war mit der Antwort nicht so ganz zufrieden. »Eins nach dem anderen. Wir werden ihm schon alles beibringen«, sagte sie daher und tätschelte leicht Titus' Köpfchen. »Und außerdem – die Katze! Ich bitte dich, Gustav! Die stellt nun überhaupt keine Gefahr dar.«
Titus wunderte sich. »Warum nicht, Mama?«
»Die Katze heißt ›Panik‹, und das ganz zu Recht. Sie erschrickt nämlich vor allem. Letztens ging sie um die Mauerecke und traf auf deinen Vater …«
»Ja«, unterbrach Gustav seine Frau laut lachend, »da habe ich ›Buh‹ gesagt, und sofort sprang sie vor Schreck auf die Mauer. Das war lustig.«
Elsa schüttelte den Kopf. »Ich finde es nicht gut, dass du sie so ärgerst. Sie hat kaum Freunde, weil sie sich so selten aus dem Haus wagt. Ein Hund hat sie vor langer Zeit den halben Tag um die Burg gejagt, seitdem ist sie so schreckhaft, dass sie kaum noch vor die Tür geht.«
Titus schaute nun etwas traurig. »Die arme Katze. Wo ist denn der Hund jetzt?«
Gustav kratzte sich hinterm Ohr. »Den gibt es nicht mehr, der war schon sehr alt und ist vor langer Zeit gestorben. Aber nun haben die Menschen hier einen neuen Hund, einen ganz jungen, der auf die Burg und ihre Bewohner aufpasst.«
Titus überlegte eine Weile angestrengt.
»Was ist denn los, Titus?«, wollte Elsa wissen.
»Hier leben so viele Tiere, aber ich weiß gar nicht, wie die aussehen.«
Da mussten Elsa und Gustav lachen. Natürlich hatte der kleine Titus damit recht. Nun hatten sie ihm von all den Dingen auf der Burg erzählt, aber Titus hatte gerade eben erst die Augen aufgemacht und hatte noch keine rechte Vorstellung von der Welt. Aber in den nächsten Tagen würden sie ihm alles beibringen.
Der kostenlose Auszug ist beendet.