Die Versuchstierpflegerin 1, meine Ausbildung

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Die Versuchstierpflegerin, meine Ausbildung

Von Mandy Köhler als Autorin und Astrid Gast als Lektorin

Vorwort

Es war immer mein größter Wunsch gewesen, mein Leben mit den Tieren zu teilen und alles über sie zu Wissen. Ich habe nicht in der Forschung gelernt, sondern in einer Tierklinik, um genau zu sagen auf der Tierärztlichen Hochschule Hannover. In den Bereich Forschung, womit ich erstmal nichts anfangen konnte, bin ich irgendwie reingerutscht oder gelandet könnte man auch sagen. Ein Thema anzusprechen, welches in unser Gesellschaft nicht erwünscht ist. Es ist nicht gerade einfach, da die meisten Menschen, das Bild der Tierquälerei im Kopf haben. So ist es allerdings nicht. Also mein Name ist Mandy und ich bin Versuchstierpflegerin. Mit diesem Buch möchte ich Stellung beziehen, über ein Thema, dass die Gesellschaft so sehr spaltet. Zum anderen möchte ich darüber erzählen, wie ich dazu gekommen bin. Was für Erfahrungen ich gesammelt habe und das Wichtigste, ich möchte mit einigen Irrtümern aufräumen. Es war nie mein großer Wunsch gewesen, in einem Labor zu arbeiten.

Ich selber habe nie ein Tier gequält oder misshandelt. So etwas würde ich niemals tun, egal wie gut ich dafür bezahlt werden würde. Weshalb es immer sehr schmerzt, wenn die Tierschützer vor unserem Institut stehen und uns die Dinge, welche in den Medien gerne präsentiert werden, anzuprangern. Wir werden beschimpft, beleidigt und müssen uns Parolen anhören, welche nicht mehr zeitgemäß sind. Alle Firmen für die ich gearbeitet hatte und momentan tätig bin, sowie welche, die ich mir probeweise oder besuchsweise technisch von meiner Arbeitsstelle aus angeschaut habe (das waren wirklich sehr viele). Alle haben immer mit bestem Wissen und Gewissen die Tiere gehalten, betreut, gefüttert und natürlich für die Studie entsprechend gearbeitet. Es wurde sich strikt am Tierschutzgesetz orientiert, es gab und gibt überall einen Tierschutzbeauftragten. In meiner aktuellen Firma bin sogar ich die Tierschutzbeauftragte und glaubt mir ich passe wie eine Mutter auf ihr Kind auf.

Mit diesem E-Book möchte ich von meiner Ausbildung erzählen. Es soll eine kurze Erläuterung zu der Ausbildung dieses Berufes sein. In meinen anderen beiden Büchern gehe ich mehr ins Detail zu dem Thema Tierversuche. Und über den Berufsalltag des Versuchstierpflegers.

Wer ich bin

Vorweg, erstmal ein paar kurze Inhalte zu mir. Damit ihr wisst mit wem ihr es hier zu tun habt. Geboren wurde ich in der ehemaligen DDR, genauer gesagt in Stendal. Diese wirklich entzückende Kreisstadt gehört in die Altmark. Und die Altmark liegt in Sachsen-Anhalt.

Gewohnt habe ich allerdings mit meiner Familie in Tangermünde. Die Burgstadt liegt 12 km von Stendal entfernt direkt an der Elbe.

Meine große Tierliebe hatte sich wohl schon im Mutterleib entwickelt. Dazu sei erwähnt, dass ich einen Zwillingsbruder habe, dieser zwar auch recht Tierlieb ist, aber nicht sehr interessiert an diesen liebenswerten Geschöpfen ist. Also meine Großeltern, welche 18 km von uns im bescheidenen Klein Mangelsdorf leben, besitzen eine wunderschönen Vierseiten Hof mit Weiden, einem sehr großen Garten, sowie Stallungen und Scheune.

Ein Paradies für ein tierliebes kleines Mädchen. Ich liebte es mit den Ferkeln, die immer frei über den Hof laufen durften, zu spielen. Genauso war es immer wieder eine Erlebnistour durch den Hühnerstall und Gehege zu laufen um den Kontakt zu den Tieren zu finden.

In den Kuhstall traute ich mich mit meinen 4–5 Jahren nicht wirklich rein. Immerhin war es ein riesengroßes Tier, zwar mit sanften Augen, aber auch mit großen Hörnern. Am Ende des Tages wurde dann immer die Sau raus gelassen, mit deren Ferkeln ich vorher gespielt hatte. Natürlich hatte ich auch hier immer einen riesen schieß gehabt und habe mich dann immer im Auto versteckt.

Frühes Aufstehen und spätes schlafen gehen habe ich also schon in sehr jungen Jahren gelernt. Morgens schnell Katzen und Hund füttern und dann ab in den Stall. Hühner füttern, Gehege fegen, Mist sortieren. Als ich älter wurde, durfte ich dann auch die Kuh melken. Natürlich landete viel Milch in meinem Mund und nicht im Eimer. Meine Großeltern fanden das natürlich nicht witzig, somit hatten diese natürlich immer was zu maulen und meckern.

So verbrachte ich die ersten Lebensjahre bis ich meine erste eigene Katze bekommen hatte. Man o man was war ich glücklich gewesen. Sie sollte Bianca heißen. Zu diesem Zeitpunkt kam nämlich Bernhard und Bianca die Mäusepolizei heraus. Das war mein Lieblingsfilm gewesen, also sollte meine Katze Bianca heißen. Das tolle an dem Tag war, dass auch mein Bruder einen Kater bekam. Jippi, also hatte ich auch noch einen Bernhard. Die Schwester meiner Oma war immer regelmäßig bei uns zu Hause zu Besuch gewesen. Diese alte Dame fand die Namen der Tiere nicht schön, weshalb sie es zumindest geschafft hatte den Kater meines Bruders umzubenennen, in typisch „Das Peterle". Welch Graus, dem Kater ist es glücklicherweise egal.

Wie es manchmal so ist, mussten wir umziehen. Zu diesem Zeitpunkt war meine über alles geliebte Miezekatze tragend. Leider zu dieser Zeit noch so üblich, lieber die Katzenwelpen ertränken als das Muttertier zu kastrieren. So kam es, dass der letzte Welpe im Geburtskanal stecken geblieben ist. Meine Mutter hatte mir Jahrelang erzählt, sie hätte den Tierarzt gerufen und dieser hätte sie dann wohl erlöst. Später wollte mein Onkel mir dann mal so richtig weh tun um mich zu erziehen. Er erzählte mir haargenau wie er erst meine Bianca und dann die Jungen tötete. Allesamt ertränkt. Ich habe drei Tage geweint.

Auf jeden Fall hatte ich kein Haustier mehr. Also nervte ich meine Mutter so lange bis diese dann endlich nachgegeben hatte. Es sollte ein Hund sein, ein Cocker Spaniel wie in Susi und Strolch. Es wurde natürlich eine Promenadenmischung namens Blacky. Mein Bester und treuester Freund, über dessen Tod ich bis heute nicht hinweggekommen bin. Es ist mittlerweile 11 Jahre her. Ich bin mit ihm groß geworden, er war immer da.

Natürlich reichte es mir nicht, ich wollte reiten und mit vielen verschiedenen Tieren leben und arbeiten. Irgendwann wurde ich natürlich wie alle Mädchen zur Pferdenärrin.

So, nun waren wir ja umgezogen und ich musste mir mit meinem Blacky erstmal ein neues Leben schaffen. Über eine Schulkameradin erfuhr ich, dass es in ihrem Dorf einen Gnadenhof gab. Und so verbrachte ich jeden Tag dort. Bis ich in der Schule derart schlecht geworden war, lies es meine Mutter nicht mehr zu. Gestehender Weise, mein Blacky hatte auch darunter gelitten. Ich war ja immer gleich nach der Schule los und gegen 18:00 erst wieder zu Hause. Zudem hatte ich auch noch einen Kater von dort mitgenommen. Sein Name war Pinky. Pechschwarz nicht ein weißes Haar und bernsteingelbe Augen. Eine Macht von Kater.

Nun liebte ich ja auch wie alle Kinder, das Fernsehen. Meine wirklich absolute Lieblingsserie, welche ich heute noch gerne hin und wieder mal anschaue, sind die Biker Mice from Mars. Deshalb wollte ich auch unbedingt Mäuse halten. Einen Vinnie (Weiße Maus), Rico (Braune Maus) und einen Modo (Graue Maus). Meine erste Maus war allerdings weder Weiß noch Braun oder Grau, nein er war Schwarz-Weiß. Natürlich nannte ich ihn trotzdem Vinnie. Mein geliebter Pinky allerdings hatte meinen Mäuserich zum Fressen gern und somit hatte er in auch einen Sonntagmorgen erwischt. Wir waren gerade beim Frühstücken gewesen. Dieses Mal kaufte ich eine Weiße Maus. Und so nahm das Drama seinen Lauf, natürlich waren es zwei tragende Weibchen. Irgendwann hatte ich fast dreißig. Zwar alle gut untergebracht und irgendwann sortiert, aber dennoch ein wenig viel.

Na ja, eines Tages kam mein Pinky mit einem kleinen schwarzen Kater, der ihm nachgelaufen war, nach Hause. Natürlich wurde er aufgenommen und durfte wie alle mit ins Bett (trotz Katzenseuche). Leider starb er irgendwann daran. Das war ein Drama, also musste wieder eine zweite her. Bei Oma und Opa gab es gerade wieder Katzenwelpen. So kam ich dann zu Bianca die zweite. Mein Pinky und Bianca konnten anfangs gar nicht miteinander bis zu jenem Tag an dem ich meinen größten Mäusekäfig vergaß zuzumachen. Der zweite wurde dann auch noch vom Tisch geschoben und somit hatte ich nur noch 3 Weiße Mäuse. Diese starben an Altersschwäche und meine Katzen waren endlich ein Herz und eine Seele.

Nun kam das Thema Kaninchen. Jeder hatte eins nur ich nicht. Also bekam ich von unseren Nachbarn einen Deutschen Riesen geschenkt. Mutti hatte schon im Hinterkopf was sie leckeres aus meiner Susi kochen könnte. Ich hatte natürlich keine Ahnung davon. Wir hatten im darauffolgenden Winter dann Urlaub über Silvester in Slowenien gemacht. Susi wurde bei bekannten so lange untergebracht. Wir kamen aus dem Urlaub wieder, Susi holen. Alle anderen waren ja da und wohl auf, sowie heilfroh. Es gab am Sonntag Kaninchenbraten. Nun nervte ich meine Mutter damit, dass Kaninchen abzuholen. Sie fand immer wieder andere Ausreden. Irgendwann erzählte sie mir die Wahrheit. Das Bild meiner Mutter bekam Risse. Warum hat sie mir das angetan?

Nun folgten dann ein Gerbil namens Roy und später noch weiter Mädels. Sowie dann ein Streifenhörnchen namens Billy. Dieses Lebte aber nicht lange. Mein Roy wurde 4 Jahre alt, stattlich. Die Mädels nur 2. Danach kamen zwei Degus welche ich aber nur zwei Tage hatte, da diese sich durch den Käfig genagt hatten. Da ich meine Tiere, bis auf den Winter immer draußen gehalten hatte, waren die Degus natürlich über alle Berge.

Nun war es aber auch endlich an der Zeit mal wieder was mit Pferden tun zu können. Nachdem ich ja nicht mehr zum Gnadenhof durfte. Ich fand eine andere Freundin, dessen Opa Ponys besaß. Das war der Anfang meines Reiterlebens. Das mit dem Reiten funktionierte immer nur dann, wenn meine Freundin Lust dazu hatte. Das war dann mal so dreimal im Jahr. Die Freundschaft war sehr schwierig, da sie von zu Hause alles bekam und ich nicht. Allerdings hatte Ihre Mutter zumindest meine Mutter überreden können, dass ich Reitunterricht bekomme. Ich war sehr dankbar darüber.

 

Auf dem Reiterhof, wo ich dann Unterricht bekam, lernte ich meine Freundin fürs Leben kennen, Anja. Ihr Vater ist Hufschmied, von daher hatte auch sie schon ein eigenes Pony, bei ihrem Opa. So kam ich zu meinem ersten Pflegepferd das ich auch reiten durfte. Ihr Name war Tina. Die Zeit war Geil, meine Freundin, mein Hund, das Pony Tina und ich. Wir haben alles gemacht was man als Erinnerung braucht, um sich an eine glückliche Kindheit zu erinnern. Z. B. sind wir zu zweit auf Tina geritten oder zum See um mit ihr zu baden und natürlich am Sandstrand zu galoppieren. Dann gab es da noch die ganzen Traditions-ritte wie Kränzchen reiten und Fuchsjagd. Zwei Jahre später bekam meine Freundin dann, ihre Hannoveraner Stute. Damit musste Tina uns nicht mehr beide schleppen bzw. wir mussten uns nicht mehr abwechseln.

Das war nun erstmal das Wichtigste zu meinen Haustieren. Nun noch etwas zu meiner Person.

Wie ich bereits erwähnt hatte, hatte ich nicht eine erfüllte und sorgen freie Kindheit. Ich musste schon früh selbständig sein und Verantwortung übernehmen. Dies ließ meinen Verstand und meine Hartnäckigkeit sehr schnell wachsen. Ich muss glaube auch nicht erwähnen, dass man durch so etwas natürlich ein ziemlich großes Selbstvertrauen entwickelt. Ich schärfte natürlich meinen Verstand mit vielen, für mich wichtigen Informationen. So kam es, dass ich mir Bücher, Enzyklopädien über Tiere, Veterinärmedizin und, und, und gekauft hatte. Ich wollte lernen und zwar wollte ich alles wissen was es über Tiere zu Wissen gibt.

Dann kam auch bei mir die Zeit mit der Zeitschrift Bravo. Internet so wie heute und YouTube gab es leider noch nicht. In der Zeitschrift Bravo gab es dann die ganzen diversen Artikel über Tierversuche, Schlachthäuser, Pelztiere oder den Walfang. Als ich dies alles gelesen hatte, schämte ich mich. Ich schämte mich, dass ich zu einer Art gehöre was so viel Leid und Elend produziert. Das kann es ja wohl nicht sein. Ich fing an mir Gedanken zu machen. Wir führten in der Schule Diskussionsrunden über Tierquälerei. Was kann man tun um dem ein Ende zu bereiten? Natürlich nichts, als Schulpflichtiges Kind, mitten im Osten, wo es nichts gab und die auch keinerlei Unterstützung von ihren Eltern bekam. Also fing ich an Briefe zu schreiben, an das Umweltministerium sowie auch an den Kanzler und dem Präsidenten.

Es kam leider nie etwas zurück. Ich wollte auf Demonstrationen gehen, ging nicht. „Wir haben für so was keine Zeit und kein Geld, um dort hin zu fahren." Na ja, wenn ich mal Groß bin, dann werde ich erstmal so richtig durchstarten. Und so kam es dann auch. Ich hätte nur niemals gedacht, dass ich mal in einem Forschungslabor lande und Tierversuche zu meinem Alltag gehören.

Sag niemals nie, denn es kommt meist anders als man denkt.

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