Emma der Wolf

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Klaus J. Schlüter





Emma der Wolf



Teil II



Ein außergewöhnlicher Wolf

 und seine großen Ziele



Mit Illustrationen von:

 Malmling Studio





Imprint



© 2015 Klaus Jürgen Schlüter



Ziegeleistr. 12



30880 Laatzen



Alle Rechte vorbehalten.



Korrektorat: Dr. Olaf Krause, Hannover



Satz, Einbandgestaltung u. Illustrationen:



Malmling Studio, Hannover



Natalie Dombois



Sabine A. Goebel



Ann-Kathrin Gross



Auflage 1, 2015



Published by: epubli GmbH, Berlin


www.epubli.de



Konvertierung: Sabine Abels |

www.e-book-erstellung.de



Weitere Infos zum Autor und Emma:


www.emma-der-wolf.com



Weitere Infos zu den Illustrationen:


www.malmlingstudio.de.vu




Für meine Enkelkinder



und für alle Kinder, die gerne lesen

 und alle Eltern und Großeltern,

 die gerne vorlesen.




Kapitelübersicht





Prolog: Was geschah bisher und wie endet der erste Teil?







1. Emma der Wolf muss heimkehren







2. Abschied von Holunderfee







3. Emma der Wolf wird Nachfolger seines Vaters







4. Ein großer Leitwolf







5. Rettung aus höchster Gefahr







6. Eine unglaubliche Idee wird geboren







7. Die Begegnung im Traum







8. Der Traum ist zu Ende







9. Zwei Fremde kommen







10. Die Prüfung naht







11. Die Gerichtsverhandlung







12. Schritt für Schritt verfolgt Emma der Wolf seinen Plan







13. Der Brief an den Bürgermeister







14. Die Entscheidung des Bürgermeisters wird vorbereitet







15. Der Brief des Bürgermeisters







16. Emma der Wolf kurz vor seinem Ziel







17. Ein außergewöhnliches Treffen







18. Mühlenhausen entscheidet sich







19. Der Friedensvertrag







20. Die Urkunde – Der Text des Vertrages







Der Autor






Die Hauptfiguren








Emma der Wolf








Die alte Leitwölfin Emma








Der Vater








Die Urgroßmutter








Die Spinnen Edwina & Elfriede








Der Bürgermeister von Mühlenhausen








Die Brüder







Prolog:  Was geschah bisher und wie endet der erste Teil?





Emma der Wolf ist noch ein junger Wolf. Den großen Ehrennamen „Emma der Wolf“ trägt er noch nicht. Den muss er sich erst noch verdienen. Das Wolfsrudel, in dem er aufwächst, bietet ein friedliches Zuhause, er liebt seine Eltern und vor allen Dingen seine Urgroßmutter. Zu dieser hat er ein inniges und liebevolles Verhältnis. Von ihr lernt er all die wichtigen Dinge für das Leben, die man in einer Wolfsschule nie lernen kann. Sie schenkt ihm zum achten Geburtstag das Buch über die große Leitwölfin Emma, die vor vielen Jahren gelebt hat. Neben den vielen anderen Büchern, die er schon gelesen hat, wird dieses Buch mit den vielen Geschichten über das Leben dieser großen Wölfin sein Lieblingsbuch und ständiger Begleiter und Ratgeber.



Sein Vater ist der Leitwolf des Rudels. Er ist im Rudel angesehen, wird respektiert und möchte, dass sein Sohn, der junge Wolf, bald sein Nachfolger wird. Das jedoch wirft manche Probleme auf. Keiner im Rudel, auch nicht die Wölfe im Rat der Alten, traut dem Sohn des Leitwolfes dieses schwere Amt zu. Ein Leitwolf müsse sich um wichtigere Dinge kümmern, als nur in Büchern zu lesen, erzählt man im Rudel. So entscheiden die Eltern, den jungen Wolf für ein halbes Jahr zu Holunderfee zur Ausbildung zu schicken. Dort, so hoffen sie, entwickelt er sich so, dass er bald das Amt des Leitwolfes übernehmen kann. Holunderfee, die in einem Rudel weit im Osten des Landes lebt, ist eine alte Freundin und liebenswerte Vertraute von Urgroßmutter. Dort lebt sich der junge Wolf sehr schnell ein, ist überall beliebt und aufgrund seines großen Wissens und seiner Intelligenz von allen geachtet. Bald darf er an einer gefährlichen Bärentour teilnehmen und lernt, wie man sich Bären nähert, und auch, wie man sie vertreibt.



Als er eines Tages eingeladen wird, an einer Sitzung des Rates der Alten als Gast teilzunehmen, spürt er die große Ehre und Dankbarkeit, die das Wolfsrudel ihm entgegenbringen möchte. Die größte Ehre aber empfindet er, als man ihn bittet, das Rudel bei der Wolfsolympiade als Wettkämpfer zu vertreten.



Die Wolfsolympiade, bei der viele Wölfe aus dem Rudel ihn begleiten, wird für den jungen Wolf und auch für das Rudel zu einem großen Erfolg. Er gewinnt nicht nur die Wettbewerbe, sondern bekommt sogar den großen Ehrenpreis verliehen, nämlich den Namen „Emma der Wolf“. Damit geht sein größter Traum in Erfüllung.



Und so endet das letzte Kapitel des ersten Buches:



Am nächsten Morgen, es war schon spät am Vormittag, begann man im Zelt von Emma der Wolf nur langsam an das Aufstehen zu denken. Schließlich hatte man die ganze Nacht gefeiert. Da stand plötzlich ein fremder Wolf im Zelteingang. Man sah ihm an, dass er wohl Tage und Nächte nur gelaufen war, denn sein Fell war ganz feucht und seine Beine zitterten. Emma der Wolf erkannte ihn sofort. Es war sein Onkel, der älteste Bruder seines Vaters, der ihn auf der Reise zu Holunderfee begleitet hatte.


















1. Emma der Wolf muss heimkehren



Jeder im Zelt spürte sofort, es musste etwas Schreckliches passiert sein. In Sekunden waren alle um Emma der Wolf und seinen Onkel versammelt. Keiner wagte zu fragen, bis dann Emma der Wolf mit zittriger Stimme begann: »Onkel, was ist geschehen? Erzähle, was ist passiert? Ist etwas mit Urgroßmutter? Was ist mit meinen Eltern?«



Sein Onkel rang immer noch nach Luft. Langsam begann er zu sprechen: »Junger Wolf, bitte komm so schnell wie möglich nach Hause.«



Danach musste er wieder nach Luft schnappen, denn seine Stimme zitterte und überschlug sich. Jeder in der Gruppe bemerkte sofort, dass der Onkel von Emma der Wolf noch gar nicht mitbekommen hatte, was hier in den letzten Tagen geschehen war, geschweige denn von der großen Preisverleihung etwas gehört hatte. Wie konnte er auch? Er war wohl Tag und Nacht nur gelaufen.



Erneut setzte er an und begann zu erzählen: »Junger Wolf, dein Vater ist schwer verletzt. Er kann auch nicht laufen. Er und der Rat der Alten haben mich beauftragt, dich zu holen. Von Holunderfee weiß ich, dass ihr noch hier bei der Olympiade seid.«



»Aber Onkel, bitte berichte doch, was zu Hause geschehen ist!« Und sein Onkel, der wieder einigermaßen zu Luft gekommen war, begann: »Vor etwa zwei Wochen war eine recht große Rotte von Wildschweinen in der Nähe unseres Rudeldorfes gesichtet worden. Zuerst beobachteten wir sie in der Hoffnung, sie würde weiterziehen, was sie ja auch normalerweise tut. Diese Rotte jedoch zog nicht weiter. Sie blieb über Tage in gefährlicher Nähe zu unserem Dorf. Also mussten wir sie vertreiben. Wir planten einen Scheinangriff, um sie zu erschrecken. Dann wäre sie geflüchtet und alles wäre erledigt gewesen.«

 



Alle in der Gruppe hörten gespannt zu, keiner regte sich. Jeder wartete auf die Fortsetzung der dramatischen Geschichte.



»Aber es kam anders«, fuhr der Onkel fort. »Einige kräftige Keiler setzten zum Angriff an, anstatt fortzulaufen. Genau in dem Moment, als dein Vater, unser Wolf, jemandem zu Hilfe kommen wollte, schlug ein Keiler mit seinen Hauern zu und verletzte ihn schwer. Zum Glück zog sich die Wildschweinhorde danach zurück und wir konnten deinen Vater schnell nach Hause bringen. Ein Bein ist gebrochen und er wird wohl eine ganze Zeit nicht laufen können. Außerdem hat er heftige Schmerzen und auch viel Blut verloren.«



Insgeheim war jeder in der Gruppe froh, dass nichts Schlimmeres passiert war. Es war zwar eine schwere Verletzung, jedoch keine lebensgefährliche. Nur die Älteren der Gruppe erkannten die Tragweite dieses Unfalls. Würde sein Vater jemals wieder richtig laufen können? Könnte er dann noch weiter Leitwolf sein?



Nach Sekunden der Anspannung ergriff der Leitwolf das Wort: »Emma der Wolf, wenn du möchtest, brechen wir sofort auf. In fünfzehn Minuten haben wir das Zelt abgebaut und alle Sachen verpackt. Wenn wir uns beeilen, sind wir in drei Tagen zu Hause und du bei Holunderfee. Von dort aus kannst du dann mit deinem Onkel schnell weiter zu deinem Vater. Ich werde noch zwei kräftige Wölfe abstellen, die euch auf eurem Weg begleiten.«



»Danke dir, guter Wolf«, sagte Emma der Wolf. »Ja, so machen wir es. Ich werde mich nur noch ganz schnell bei meinen Freunden, den anderen Sportlern, verabschieden. So hatten wir es gestern verabredet.«



Während einige aus der Gruppe das Zelt abbauten und andere die Sachen zusammenpackten und Müll wegräumten, waren zwei Wölfe der Abschlussklasse eingeteilt, den Onkel mit frischer, heißer Kaninchenbrühe und kräftigem Brot zu versorgen. Viel Zeit, sich zu erholen, hatte er ja nicht.



Etwa zwanzig Minuten später kehrte Emma der Wolf zurück. In der Gruppe lachte man wieder, man freute sich auf zu Hause und das war auch gut so. Alles war gepackt, man konnte gleich aufbrechen.



Nur Bärenkennerin war nicht so richtig zum Lachen zumute. Ihr Weg führte sie in eine andere Richtung zurück zu ihrem Rudel, etwa zwei Tagesreisen vom Olympiadorf entfernt. Sie musste Emma der Wolf und die beiden Wolfsbrüder zurücklassen. Die beiden Wolfsbrüder nämlich, die sie ja mit ins Rudel von Holunderfee gebracht hatte, wollten auf keinen Fall zurück. Dort im Rudel von Bärenkennerin hatten sie keine Familie mehr. Und da Emma der Wolf ihnen einen Platz in seinem Rudel versprochen hatte, wollten sie unbedingt bei ihm bleiben.



Als sie sich verabschiedeten, überreichte Bärenkennerin Emma der Wolf ein Lederhalsband mit einer weißen Bärenkralle. Dabei sagte sie leise zu ihm: »Mein guter, mein lieber Emma der Wolf, diese alte Bärenkralle soll dich immer beschützen. Bitte nimm sie. Ich habe sie vor langer Zeit von meinem Großvater geschenkt bekommen.« Voller Stolz hängte er sich das Amulett um den Hals und drückte Bärenkennerin ganz fest.








Einen Augenblick später war Stille eingekehrt. Die Gruppe war auf dem Rückweg. Alle liefen in der Ordnung und Reihenfolge, wie sie der Leitwolf vorgegeben hatte. Sie kamen gut voran und erreichten tatsächlich im Laufe des dritten Tages ihr Rudeldorf. Während Emma der Wolf, sein Onkel und die beiden Wolfsbrüder unverzüglich zu Holunderfee gingen, versuchte der Leitwolf den Vorsitzenden des Rates der Alten zu treffen. Ihm wollte er zuerst von den großen Erfolgen bei der Olympiade berichten, dann aber auch mitteilen, dass Emma der Wolf am nächsten Tag unbedingt nach Hause müsse, da sein Vater schwer verletzt sei.



»Haben wir also keine Zeit, ein großes Fest zu feiern und ihm dabei zu danken für die große Ehre, die er uns und unserem Rudel erwiesen hat?«, fragte der Vorsitzende. Und mit traurigen Augen fügte er hinzu: »Aber ich verstehe auch, er muss so schnell wie möglich zu seiner Familie zurück. Außerdem, in solch einer Situation wird sein Rudel ihn dringend brauchen.«



In diesen traurigen Moment hinein fragte der Leitwolf: »Können wir ihm nicht wenigstens einen Abschied bereiten, wie er ihn noch nie erlebt hat?«



Da glänzten die Augen des Vorsitzenden wieder und er sagte: »Richtig, Leitwolf, das ist es. Bitte lass uns sofort an die Arbeit gehen und alles vorbereiten.«



Obwohl es für Wölfe nachts sicherer ist, entschied Emma der Wolf, schon am späten Vormittag des folgenden Tages aufzubrechen. Er wollte Zeit gewinnen. Sie würden sich halt auf ihrem Weg vorsichtiger bewegen müssen. Dann gingen sie schlafen. Sie brauchten Kraft für den zweiten Teil der Reise.



Holunderfee allerdings ging nicht schlafen. Sie verschwand sofort in ihrer Kräuterkammer und mischte Salben und Säfte für den Vater, die seine Schmerzen lindern und seine Verletzungen heilen helfen sollten. Als sie dann spät in der Nacht ebenfalls zu Bett ging, standen die Arzneien wohl verpackt in der Küche zum Mitnehmen bereit.














2. Abschied von Holunderfee



Emma der Wolf hatte sehr schlecht geschlafen. Immer wieder war er aufgewacht und hatte an zu Hause gedacht, an seinen Vater, an die Verletzungen und ob sie jemals richtig verheilen würden. Noch mehr aber kreisten seine Gedanken um das Rudel, das jetzt ohne Leitwolf war. Durch manche Geschichten aus seinem Buch Emma wusste er, dass es innerhalb eines Rudels zu Streitigkeiten und sogar zu blutigen Kämpfen kommen konnte, wenn der Leitwolf fehlte. Immer gab es einige Wölfe, die nur darauf warteten, den Platz des Leitwolfes einzunehmen. Auch der Rat der Alten besaß nie die Autorität, einen Leitwolf zu ersetzen. Es würde demnach nicht allzu lange dauern, dann würde man den Rat der Alten auffordern, einen neuen Leitwolf zu wählen. Bis dahin musste er unbedingt zu Hause sein. So schnell wie möglich wollte er mit seinem Vater sprechen und sich dem Rat der Alten als Emma der Wolf vorstellen. Ein gutes halbes Jahr war er in der weiten Welt unterwegs gewesen und hatte alles gelernt, was ein guter Leitwolf wissen und können musste. Er war fest entschlossen, falls sein Vater nicht mehr Leitwolf sein könnte, dessen Nachfolge anzutreten.



Mit diesen klaren Gedanken und diesem festen Entschluss stand Emma der Wolf auf. Als er in die Küche kam, war Holunderfee schon dabei, für ihre Wölfe ein kräftiges Frühstück zu bereiten. Da sonst keiner in der Küche war, nutzte er die Gelegenheit und nahm Holunderfee fest in seine Läufe und sagte: »Liebe Holunderfee, ich habe dir so viel zu verdanken. Sei sicher, du wirst immer einen festen Platz in meinem Herzen behalten.«



Holunderfee regte sich nicht. Sie war einfach nur dankbar und glücklich. Außerdem wusste sie genau, lange könnte es nicht dauern, dann würde sie ihn wiedersehen.



In diesem Moment klopfte es zaghaft an der Haustür. Holunderfee ging hin, machte auf, schmunzelte und rief: »Emma der Wolf, hier ist jemand für dich.« Es war die nette Schülerin aus der Abschlussklasse. Sie trug einen rosaroten Brief in der Pfote, adressiert an Emma der Wolf, und um den Hals hatte sie ein Tuch gebunden, auf das die Zahl 22 gestickt war.



Emma der Wolf war sehr verlegen, als sie sich begrüßten. Auch bemerkte er, dass plötzlich sein Herz unruhiger schlug und eine leichte Wärme durch seinen Körper floss, wie er es vorher noch nie erlebt hatte. Wenige Minuten später verabschiedeten sie sich mit dem gegenseitigen Versprechen, sich bald wiederzusehen.



Kurz darauf saßen alle bei Holunderfee am Frühstückstisch. Viel wurde noch über die Olympiade der Wölfe erzählt und vor allen Dingen über die Verleihung des großen Ehrenpreises. Alle waren enorm stolz, dass Emma der Wolf zu ihrer Familie gehörte und dass sie ihn zum Freund hatten.



Nach einer Weile erhob er sich und meinte: »Bitte lasst uns aufbrechen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«



Vor dem Gartentor warteten schon die beiden Wölfe, die die kleine Gruppe begleiten sollten. Emma der Wolf erinnerte sich, dass dies der Leitwolf angeordnet hatte. Nach wenigen Minuten waren sie startklar. Da meinte Holunderfee: »Ich werde euch noch bis zum Rudelhaus begleiten, dann zieht in Frieden und mit Glück weiter.«



Keiner aus der Gruppe um Emma der Wolf hatte eine Ahnung von dem, was in den nächsten Minuten geschehen sollte. In dem Moment, als sie das Rudelhaus passierten, strömten jubelnd und schreiend alle Kinder der Wolfsschule und dem Wolfskindergarten hinter den Büschen hervor, gefolgt von den Lehrern und Eltern und anderen Wölfen des Rudels. Man bewarf sie mit Blumen und Konfetti und jeder wollte Emma der Wolf ganz persönlich auf Wiedersehen sagen. Unter diese jubelnde Menge mischte sich der Rat der Alten mit seinem Vorsitzenden an der Spitze. Auch er nahm Emma der Wolf in seine Läufe, fast so wie ein Vater seinen Sohn, und verkündete laut, damit es alle hören konnten: »Emma der Wolf, wir sind so stolz auf dich und wir lieben dich. Auf Beschluss des Rates der Alten von heute Morgen

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