Buch lesen: «Meditation & Der Körper im Glück»
Katrin Jonas
Meditation &
Der Körper
im Glück
Warum der Körper beim
Meditieren happy sein muss
48 Fragen und Antworten mit Übungspraxis für Gesundheit von Körper und Mind
Dieses E-Book ist auch als Taschenbuch erhältlich:
ISBN 978-3-7375-8130-1
Englische Ausgabe (Kindle): ISBN 978-1-939556-10-3
(erschienen bei: PenCraft Books LLC, 7348 Maple Terrace, Traverse City,
MI 49686, USA)
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Alle Angaben in diesem Buch wurden sorgfältig geprüft und entsprechen nach bestem Wissen dem gegenwärtigen Stand der Forschung. Bevor es zur Selbstbehandlung oder Anwendung von Übungen kommt, sollte geklärt sein, dass vorliegende Beschwerden nicht Symptome von Krankheiten sind, die dringender ärztlicher Behandlung bedürfen. Die in diesem Buch vorgestellten Übungen ersetzen keine medizinische oder psychologische Hilfe. Den Erfolg oder die korrekte Umsetzung der Anwendungen kann die Autorin nicht gewährleisten.
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www.katrin-jonas.com 1. Auflage 2015 Copyright © 2015 Katrin Jonas Autor: Katrin Jonas Fotografien: Isadora and Nicolas Mulvey, Vanity Studios London (Patrick Ford), Shutterstock E-Book und Gestaltung: dipub.de, Christian Melle, Potsdam Verlag: Epubli GmbH, Berlin Printed in Germany ISBN 978-3-7375-8114-1
»Wie wäre es, wenn Ihr Körper
von Meditation erzählte?«
Inhalt
Einleitung
Präambel
Eins | Startup-Time
Zwei | Muss, sollte oder müsste
Drei | Zweifel und Selbstzweifel
Vier | Kontrollverlust
Fünf | Perfektion
Nachwort | Da-Sein im konstanten Fluss
Danksagung
Literaturverzeichnis
Über die Autorin
Weiterführendes
Einleitung
Kürzlich hatte ich einen spannenden Dialog mit einem meiner früheren Kollegen. »Ich wusste gar nicht, dass du dich mit Meditation befasst«, staunte er. »Ich dachte, der Körper wäre dein Metier.«
Stimmt. Der Körper hat mich schon immer fasziniert. Bevor aus dieser Passion ein Beruf wurde, habe ich zunächst einmal meinen eigenen Körper erforscht. Schon als Kind hat mich das Maximale an ihm gereizt, seine Grenzen hinsichtlich Bewegung, Gefühl und Genuss. Und ich wollte ihn verstehen. Mit sechs rannte ich mit den Jungs aus der vierten Klasse um die Wette und fragte mich, warum weniger gelenkig Aussehende schneller waren als ich, große kräftige aber keuchend hinter mir zurückblieben. Ich brachte den Nachbarskindern das Radschlagen bei und wunderte mich, dass einige zwanzig Räder hintereinander schlagen konnten, während andere nicht einmal die Hände auf den Boden bekamen. Ich erprobte mich stimmlich, indem ich in unserem Treppenhaus lange Arien sang, sodass mich meine Mutter »die Amsel« nannte. Wenn ich aber im Kindergarten ein Lied trällern sollte, war ich stumm wie ein Fisch. Fragen kamen auf und mit seichten Antworten gab ich mich nicht ab. Ich war an allem interessiert, was mir das Funktionieren des Körpers verstehbar machte, doch besonders an dem, was die Zellen meines Körpers einhellig nicken ließ.
Das alles hätte ich meinem Londoner Kollegen über die Reise vom juchzenden Körper hin zu Innenschau und Kontemplation gar nicht erzählen müssen. Denn eigentlich ist es ganz simpel: Wenn sich Neugier mit Aufmerksamkeit paart und im Duett die Innenwelt durchkämmt, gleitet der Fokus automatisch in die Tiefe. Der Radar der Wahrnehmung erhellt das Verborgene. Und verfeinert es. Wahrnehmung verfeinert sich sogar so sehr, dass sie irgendwann auch das menschliche Zentrum des Seins tangiert, aber dazu später mehr.
»Interessant ...« Er nickte höflich. »Um ehrlich zu sein ..., das ist mir etwas zu ..., zu neu. Aber versprochen, ich denke darüber nach.«
Und dann, lange Zeit nach dem Radschlagen, nach dem Um-die-Wette-Rennen und dem Ariensingen, wurde es ruhiger um mich. Das ernste Leben begann. Ich verlor vieles aus den Augen, was mir wichtig gewesen war, und tatsächlich dauerte es einige Jahre, bis der Moment des Versöhnens kam.
Ich befand mich im Training zum Feldenkrais-Practitioner und experimentierte mit einer der kniffligen Bewegungen der Feldenkraisschen Bewusstheitslektionen. Damit das Gehirn die Bewegungsimpulse gut verdaut, wird besonders auf die Pausen zwischen den Sequenzen gepocht. So auch damals. Ich ruhte auf dem Boden und ließ mein Nervensystem seine Arbeit tun. Und boom! Boom! Mit einen Schlag war alles weg. Unwissend war ich hineingeschlittert in einen Moment aus Nichts. Nur Stille war da, eine helle, freundliche Stille. Doch im Schock nach Bewertung grasend, organisierte sich mein Gehirn sofort wieder neu. Fragen kamen auf: Was war das? War es richtig? Warum konnte ich es nicht behalten? Und: Wie bekomme ich es zurück?
An den folgenden Tagen war ich eingewebt in eine Art innere Selbstverständlichkeit, mit der ich durch das Leben ging. Ich fühlte mich leicht und fließend, dennoch sicher, klar und stark. Die Mischung gefiel mir. Was ...? Was, wenn mein Leben immer so wäre? Ja, was wenn ...?
Natürlich wollte ich die Erfahrung wiederhaben. Wahrscheinlich muss ich nicht erwähnen, dass mir genau das erst einmal vorenthalten blieb. Je mehr ich es versuchte, desto weniger gelang es.
Inzwischen ist Meditation zum Mainstream geworden, mit dem kontemplierenden Buddha als Symbol. Die Neuroforschung belegt im Eilverfahren, warum das Kontaktieren von Stille kolossale Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden hat. Sogar ernsthaften Störungen im Organismus soll es an den Kragen gehen.
Doch auf den passiven Pfad von Meditation habe ich mich auch später nie begeben. Meine Meditationserfahrung ist noch immer dynamisch und bewegt. Noch immer orientiert sie sich am Erforschen, an einem authentischen Körpergefühl und kristallklarem sensomotorischen Genuss. »Ohne glücklichen Körper keine Meditation«, sage ich zu meinen Klienten. Ich bin mir inzwischen sicher, dass es keine echte Meditationserfahrung ohne balanciertes Soma gibt.
Als ich meinen Kollegen im Getümmel von Chelsea wiedertraf, erinnerte er mich: »Übrigens ... ich habe darüber nachgedacht. Was du sagst, klingt logisch. Aber wer ... wer schafft das schon, mit dem Körper am Ende aller Wünsche zu sein?«
Ok. Für ihn ist dieses Buch. Und für alle, die gern beides hätten: einen zufriedenen Körper und einen natürlichen Zugang zu Meditation.
Präambel
Den meisten meiner Klienten begegne ich, weil ihnen ihr Körper Probleme bereitet. Zumeist werden massive Beschwerden geschildert: überhandnehmender Stress, Schlaflosigkeit, Migräne, postoperative Beschwerden, Burnout oder chronischer Schmerz. Körperbewusstheit zu entwickeln ist angezeigt, denn aus meiner Sicht ist eine differenzierte Wahrnehmung der Schlüssel für jeden Schritt aus der Gefahrenzone heraus. Gar nicht so selten stellt sich gerade dieser als meditative Initialzündung heraus. Neugier wird wach. Manch einer staunt, wie vertraut er plötzlich mit seiner Innenwelt ist.
Andere Klienten melden sich direkt zu Meditationsworkshops oder Einzelsessions an. Sie haben gelesen, dass durch die Einkehr nach innen selbst chronische Krankheitszustände, Organbeschwerden und emotionale Krisen positiv beeinflussbar sind. Sie wollen das Meditieren erlernen, in der Hoffnung, dass es Lösungen bringt und psychophysische Wunder bewirkt.
Und darüber hinaus treffe ich Interessierte, die bereits Meditierer sind. Sie haben Erfahrung und wünschen sich, dass ihre Meditationsroutine noch effizienter wird. Zumeist erforschen sie sich detaillierter, was ein ganz eigenes Klima im Vorgehen hat.
Von ihnen allen kommen jede Menge Fragen. Das gesammelte Material aus E-Mails, Feedbacks, Facebook-Kommentaren, Workshops und Gesprächen gestaltet sich deshalb bunt.
Doch so verschieden der Hintergrund meiner Klienten auch sein mag, so sehr gleicht sich die Triebkraft, die sie bewegt: Sie alle suchen. Sie alle sehnen sich. Und sie alle haben ein Gespür für klaren sensorischen Genuss. Instinktiv kennt ein jeder von ihnen eine innere Essenz, die gesund, ewig und vollkommen ist.
Eins | Startup- Time
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»Warum meditieren?«
Diese Frage wurde mir wahrscheinlich am häufigsten gestellt. Besonders gut erinnere ich mich an Isabell, eine Klientin, die eine Reihe Meditationssessions buchen wollte. In einer E-Mail schrieb sie mir:
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»Ich frage mich, was es mir bringen kann, mir geht es eigentlich gut. Aber natürlich habe ich alles, was heute jeder hat: einen stressigen Job, Zeitdruck, immer viel zu tun, Ärger mit meinem Freund, der heiraten will, und ich will es nicht. Und ich hab nie genug Geld. Das hätte ich natürlich gern anders ... Ich habe gehört, dass Meditation bei verschiedenen Problemlagen helfen kann.«
Isabell bringt hier tatsächlich die Sinnfrage auf den Punkt: Was kann Meditation? Und was bringt sie wirklich? Für mich ist die Antwort klar: Meditation verändert alles, sofern es sich um die Innenwelt dreht. Folglich kann sie auch alles ändern, sobald sich die Innenwelt in die Außenwelt mischt. Doch Vorsicht vor dem Missverständnis! Meditation ist kein Problemlöser. Weder Allheilmittel für Wehwehchen noch Psychotherapie oder Frage-Antwort-Spiel für das, was den modernen Menschen bewegt. Meditation ist ein Weg, sich selbst kennenzulernen, und zwar so vollständig und tief, dass auch das innere Zentrum des Menschen erfahrbar wird. Und diese Kontaktaufnahme ist es, die vieles und letztlich alles ändern kann.
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»Wie beginnen?«
Werden Sie sich klar darüber, was Sie brauchen und wovon Sie sich angezogen fühlen. Suchen Sie sich auf Grundlage dessen die richtige Meditationstechnik heraus. Es gibt unendlich viele. Eine Reihe traditioneller Methoden und weitere, die den Kreationen Meditierender und Lehrender entsprungen sind.
Es ist nicht immer einfach, sich in diesem Informationsdschungel zurechtzufinden, aber durch praktisches Ausprobieren schälen sich Präferenzen heraus. Jeder Meditierer, ob Anfänger oder Profi, sollte praktisch testen, was für die eigene Konstitution, das ureigene Naturell in der gegenwärtigen Situation stimmig ist.
Eine Faustregel lautet: Was innerlich berührt, was innen »trifft«, weil es mit dem eigenen Organismus resoniert, weist den Weg. Je klarer und einfacher sich die Erfahrung gestaltet, desto besser. Hier eine kurze Atembeobachtung für den Start.
Atembeobachtung: »Atmend den Nabel spüren«
1. Setzen oder legen Sie sich bequem hin. Schließen Sie die Augen und richten Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Ihren Nabel.
2. Spüren Sie Ihren Nabel atmend. Das heißt, Sie nehmen wahr, ob und wie sich Ihr Nabel beim Atmen auf und ab bewegt. Sollten Sie keinerlei Bewegung im Nabel spüren, legen Sie eine Hand sanft auf die Mitte Ihres Bauches und bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit für etwa zehn Atemzüge genau dort. Falls Ihre Gedanken abschweifen wollen, holen Sie diese sanft zurück. Fahren Sie damit fort, Ihren Nabel atmend zu beobachten.
Falls diese Übung Sie anspricht, können Sie diese anwenden, wann immer es Ihnen gefällt: morgens nach dem Aufwachen, abends vor dem Schlafengehen oder wenn Sie im Freien sitzen, auf jemanden warten, sich ausruhen. Sollte Ihr Kopf mit Gedanken überfrachtet sein, die sich nur noch im Kreis drehen, kann diese kleine Achtsamkeitssequenz ein schneller Ausweg sein. Wenn es passt, beginnen Sie gleich jetzt.
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»Was ist am effektivsten, wenn ich Stress reduzieren will? Ich habe kaum Freizeit und so gut wie keinen Spielraum zwischendurch.«
Es gibt Kurzzeittools, für die Sie sehr wenig Zeit benötigen. Einige können Sie sogar anwenden, während Sie aktiv sind. Generell würde ich für körpernahe Techniken plädieren, damit die Orientierung im Organismus leichter fällt. Aber was letzten Endes zählt, ist die persönliche Präferenz.
Ein Kurzzeittool, das anstelle der Raucherpause, als Pausensnack oder beim Toilettengang benutzt werden kann, haben Sie gerade mit der Atembeobachtung kennengelernt. Den Atem in Bezug zum Nabel oder wahlweise zum Brustbein oder zur Rippenbewegung zu beobachten und dort die Aufmerksamkeit zu bündeln, ist immer ein guter Start. Wenn Sie den Atem als Maßgabe nehmen, werden Sie automatisch immer deutlicher spüren, was in Ihnen vor sich geht. Bewusstheit in Bezug auf den Atem kann nicht begrenzt werden. Sie vermehrt sich und erfasst irgendwann den ganzen Körper. Wie gesagt: Bewusstheit breitet sich immer aus.
Wichtig ist mir Folgendes: Setzen Sie sich keinesfalls unter Druck. Laden Sie sich selbst zu mehr Aufmerksamkeit inmitten Ihres Tuns ein. Das grundlegende Verständnis von Meditation bahnt sich seinen Weg genau aus dieser Intention heraus.
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»Ich habe keine Zeit, extra Übungen zu machen. Mein Alltag ist so eng getaktet, dass ich mich manchmal sogar ans Durchatmen erinnern muss. Gibt es für jemanden wie mich einen Tipp?«
Sie sind schon mehr im Meditieren drin, als Sie denken. Wenn Sie bereits wahrnehmen, dass Sie sich ans Durchatmen erinnern müssen, ist das schon die Grundlage von Meditation. Zu merken, DASS ..., ist genau der Moment, in dem Sie den roten Faden der Bewusstheit zu fassen kriegen. Weiten Sie dieses »Bemerken, DASS ...« aus, geben Sie ihm immer mehr Raum.
Benutzen Sie die folgende Übungssequenz als Anregung.
Life-Saver: »Atmen Sie aus«
Immer wenn Sie mitten im Trubel bemerken, DASS Sie durchatmen sollten, versuchen Sie, etwas mehr Aufmerksamkeit auf das Ausatmen zu legen, anstatt betont tief einzuatmen. Letzteres passiert nahezu reflexhaft mit der Absicht, mehr Sauerstoff zu tanken. Physiologisch macht das allerdings wenig Sinn, denn das verbrauchte Kohlendioxid muss erst einmal ausgeatmet werden.
Hier die Übung:
Atmen Sie über sieben Atemzüge durch die Nase ein und durch die leicht geöffneten Lippen wieder aus, so als wollten Sie eine Kerze vor Ihrem Mund zum Flackern bringen. Halten Sie dabei die Augen geschlossen. Spüren Sie, wie sich dadurch auch Ihre Einatmung verändert.
Wenden Sie diese Übung an, wann immer es Ihnen einfällt oder auch in einer stressreichen, herausfordernden Situation. Nach ein paar Tagen betonten Ausatmens werden Sie feststellen, dass Ihre Atmung sich von allein zu verändern beginnt. Diesen Prozess wahrzunehmen und zu beobachten, ist bereits ein Meditationstool, das Sie anwenden können.
Wenn Sie ausnahmsweise einmal mehr Zeit haben, probieren Sie eine längere Technik aus, am besten eine aktiv-expressive, damit Sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nämlich Stressreduktion, Achtsamkeitssteigerung und Zentrierung im Multipack.
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»Warum ist es bei Stress besser, mit aktiven, bewegungsbezogenen Techniken zu beginnen? Wäre das meditative Ruhen und Kontemplieren nicht naheliegender?«
Die Parameter einer Stressreaktion, wie hoher Muskeltonus, flacher Atem, innerer Druck, das Schwimmen der Stresshormone im Blut, machen es schwer, inmitten dieses erregten Zustandes ad hoc zur Ruhe zu kommen. Der Organismus spielt hier nicht ohne Vorbereitung mit. Wenn Sie ins Fitnessstudio gehen, bereiten Sie Ihren Körper auf die bevorstehende Beanspruchung vor und so ähnlich ist es auch mit bewegungsbezogenen Meditationstechniken. Sie schließen das meditative »Warm-up« mit ein. Wichtig ist, dass der konstant schnatternde und drängende Verstand von seinen Erregungsspitzen erst einmal zur Ruhe gebracht werden muss.
Dies geschieht mit Hilfe unterschiedlicher Formen. Manche Techniken benutzen Bewegung direkt, siehe Tai Chi, Chi Gong, Gurdjiefs Tänze, Whirlen, Tanz- oder Gehmeditationen. Strukturierter aufbereitete, aktive Methoden sind so entwickelt, dass sie den Organismus bei der Hand nehmen und ihn in mehreren Schritten mittels ungewohnter Bewegungsformen in die Stille führen. Gabrielle Roths fünf Rhythmen, Oshos Aktive Meditationen, die AUM oder das Chakra-Breathing sind Beispiele dafür. Hier wird ein aktiver Bewegungsteil der stilleren Meditationsphase vorgeschaltet, damit der Organismus von erstem Druck befreit wird und in den anschließenden Stillephasen zur Ruhe kommt. Erst wenn muskuläre Spannung reduziert ist, hat der Meditierer eine echte Chance darauf, dass sich der Blick nach innen kehrt.
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»Es klingt, als würden Sie aktive Techniken favorisieren ...«
Ja und nein. Es kommt darauf an, was für den individuellen Menschen in seiner spezifischen Situation passend ist, ein Pauschalrezept kann es nicht geben.
Beim passiven Meditieren, dem üblichen Sitzen, muss für den Organismus genau dasselbe Herunterfahren des Nervensystems wie beim aktiven Meditieren passieren, nur dass es hier, der Technik geschuldet, ruhend vonstatten zu gehen hat. Wenn das »Abkühlen« im Sitzen verharrend sofort gelingt, wunderbar! Doch erfahrungsgemäß liegt genau darin für viele Meditierer die Herausforderung. Sie versuchen, den Organismus mit Anstrengung zur Ruhe zu bringen und stellen sich damit selbst ein Bein.
Wenn dieses Herunterfahren der Erregung aber nur bedingt oder partiell passiert, ist das ein Grund dafür, dass innere Erfahrungen von Stille oberflächlich sind oder ausbleiben und die Meditationspraxis infolgedessen oftmals sogar als nutzlos abgetan wird. Durch Erwartungsdruck und Ehrgeiz wird der Effekt verschenkt, den die Innenschau haben kann.
Um es dem Organismus hier leichter zu machen, sind bewegungsorientierte, körperbezogene Techniken eine Alternative. Was auch immer der Meditierende wählt, um seine Basisruhe zu finden, der Organismus will im Einklang mit der bestehenden Situation abgeholt werden. Die Didaktik muss aus somatischer Sicht sinnvoll sein.
Hier ein kleiner Vorgeschmack dazu, wie bewegungsbezogenes Meditieren gehen kann.
Von Aktivität zu Ruhe: »Genießen Sie die Bewegung und das Innehalten«
Das Grundprinzip ist simpel: Sie bewegen sich so intensiv und so bewusst wie möglich, idealerweise mit Freude. Dem Bewegen schließen Sie dann nahtlos eine Stillephase an. In dieser zentrieren Sie sich sitzend, stehend, anlehnend oder liegend und gleiten nahezu übergangslos in einen Zustand entspannter Achtsamkeit hinein. Das Verhältnis zwischen Bewegung und Stillephase sollte in etwa ausgeglichen sein. Praktisch geht das so:
1. Wählen Sie Bewegungsarten, die Sie mögen. Das kann Tanzen, Seilspringen, Hüpfen auf dem Trampolin, Hula-Hoop, Joggen, schnelles Gehen auf dem Laufband, Radfahren, Schwimmen, Spinning, Skaten oder Yoga sein. Bewegen Sie sich so intensiv wie möglich. Lassen Sie Ihre Atem- und Pulsfrequenz deutlich ansteigen. Die Bewegungsphase kann entsprechend Ihrer Präferenz zwischen 5 und 30 Minuten dauern. Doch es gibt eine Bedingung: Spüren Sie Ihren Körper dabei. Anstatt sich mechanisch zu bewegen oder gedanklich abzudriften, bleiben Sie in Kontakt mit ihm und verfolgen Sie Ihre Bewegungen bewusst.
2. Halten Sie an. Bleiben Sie idealerweise sofort und ohne jegliche Unterbrechung still stehen oder setzen Sie sich auf der Stelle bequem hin. Schließen Sie die Augen und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach innen.
Beobachten Sie jetzt die physische Reaktion Ihres zuvor in Bewegung versetzten Körpers: die Atembewegung, das Weitwerden und Zusammenziehen des Brustkorbes, den Herzschlag, das Pulsieren der Blutgefäße, den Schweiß auf der Haut, das Nacharbeiten der Muskulatur. Ruhen Sie so lange aus, bis sich die Vitalfunktionen wieder vollständig normalisiert haben.
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»Ich versuche, mich beim Meditieren zu konzentrieren, aber konzentrieren soll ich mich nicht, haben Sie in der letzten Session gesagt. Was soll ich denn nun machen?«
Konzentration wird oftmals als Meditationstool gesehen. Das liegt zum größten Teil daran, dass der menschliche Verstand in Daueraktion ist und einen inneren Anhaltspunkt braucht, um sich auf Ruhe einzustellen und Gehirn und Organismus zum Herunterfahren von Stressreaktionen zu instruieren.
Heutzutage wird hauptsächlich der Stresssenkung oder Belastbarkeitssteigerung halber meditiert. Besonders dann, wenn es eng wird, wenn ein physisches oder psychisches Problem die Wahrnehmung dominiert und viel Spannung im Körper sitzt, wird händeringend nach einem Hilfsmittel gesucht und immer öfter ist dies die Meditation. In diesem Kontext liegt es nahe, den übererregten Verstand zu bündeln und die Aufmerksamkeit auf andere innere Qualitäten zu richten, sei es der Atem, das dritte Auge als Energiepunkt in der Mitte der Stirn, ein Ton oder ein Laut. Häufig wird dies auf Grundlage der Erkenntnis empfohlen, dass die Aufmerksamkeitszentren im Gehirn anders angesprochen werden müssen. Kurz: Versucht wird, der inneren Wahrnehmung einen Anknüpfungspunkt zu geben, in der Hoffnung, den Verstand auf diesem Wege zu beruhigen.
Doch dieses Vorgehen ist ein zweischneidiges Schwert. Aus der Hyperaktivität konzentrativ auszusteigen, ist eigentlich unmöglich. Denn Konzentration ist eine zielorientierte mentale Aktivität und diese verhindert, dass sich der Zustand von Meditation innerlich etablieren kann. Man sollte hier sehr exakt sein, um Enttäuschung zu vermeiden. Konzentrative Techniken können durchaus zu den Entspannungsstrategien zählen, aber viele von ihnen ermüden mehr, als dass sie Aufmerksamkeit fördern. Es leuchtet ein, dass Ermüdung nicht zu Bewusstheit führt, doch handelt es sich aber auch bei bloßer Entspannung noch nicht um das Erleben von Meditation. Konzentration mag anfangs helfen, die Erregung des Nervensystems zu drosseln, doch das ist nur eine der Voraussetzungen für Meditation.
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