Häuser des Jahres 2020

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Die Jury


… von links nach rechts

1

Christian Pohl

hehnpohl Architekten

Gewinner „Häuser des Jahres 2019“

2

Ulrich Nolting

Geschäftsführer InformationsZentrum Beton

3

Katharina Matzig

Architekturjounalistin

4

Peter Cachola Schmal

Direktor Deutsches Architekturmuseum

Juryvorsitzender

5

Prof. Alexander Gutzmer

langjähriger Chefredakteur „Baumeister“

Director Marketing Euroboden

6

Nicola Borgmann

Architektin und Kunsthistorikerin

7

Roland Merz

Chefredakteur „Atrium“

Archithema Verlag

8

Christian Kraus

langjähriger Managing Director

Communications and Brand Experience Interhyp AG

Wir danken unseren Partnern

Das Deutsche Architekturmuseum ist ein Architekturzentrum am Museumsufer in Frankfurt am Main. Für die Beschäftigung mit aktueller Architektur und ihrer Geschichte gilt das DAM europaweit als eine der besten Adressen.


Als Plattform der Hersteller und als Impulsgeber der Branche bietet das InformationsZentrum Beton ein Netzwerk für alle Partner am Bau. Zu seinen Kernaufgaben gehören die Markterweiterung, die Marktsicherung und die Imageförderung für zementgebundene Bauweisen.


1999 gegründet und stetig gewachsen, ist Interhyp Deutschlands größter Vermittler privater Baufinanzierungen. Das Unternehmen entwickelt gemeinsam mit seinen Kunden die Finanzierungsstruktur, die perfekt zu ihren Bedürfnissen passt.


Der Österreichische Rundfunk ist der größte Medienanbieter des Landes und produziert vier Fernseh- sowie drei bundesweite und neun regionale Radioprogramme.


Der Archithema Verlag ist Herausgeber von Zeitschriften aus den Bereichen Architektur und Wohnen. IdealesHEIM ist die führende und älteste Wohnzeitschrift der Schweiz. Die internationale Ausgabe „Atrium“ wird vor allem in Deutschland und Österreich vertrieben.


Das Architekturmagazin Baumeister blickt mit breiter Perspektive in die Welt der Architektur und beschätigt sich nicht nur mit der Ästhetik, sondern auch mit den kulturellen, politischen, sozialen und ökonomischen Aspekten der gebauten Umwelt.


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1. PREIS

Das Langhaus
1. Preis

VON

Aretz Dürr Architektur

IN

Nümbrecht


Less is more: Leicht und maßstäblich fügt sich die kostengünstige und nachhaltige Stahlskelettkonstruktion in die Landschaft.

Ein Langhaus, das weiß das Lexikon der Weltarchitektur, ist „bei einer nicht zentral angelegten Kirche (→ Zentralbau) der langgestreckte Bauteil zwischen → Fassade und → Vierung oder → Chor. Das L. kann ein- oder mehrschiffig, basilikal oder als Halle ausgebildet sein.“ Ganz abgesehen davon, dass Wikipedia das Langhaus schlichtweg als „langgestreckte Hausform“ vorstellt, „in der eine Familie oder mehrere Familien gemeinschaftlich zusammenleben“, kann ein solcher Bau auch so beschrieben werden: als richtig, sinnhaft und schön.

Das nämlich ist es, das Langhaus in Oberberg im Oberbergischen Kreis im Süden Nordrhein-Westfalens. Ganz in der Nähe hatten die Architekten Jakob Dürr, Jahrgang 1980, und Sven Aretz, Jahrgang 1988, die 2019 in Köln ihr Büro Aretz Dürr Architektur gründeten, bereits ein Haus gebaut und die Bauherren überzeugt. „Nach ersten Gesprächen“, erinnert sich Sven Aretz, „waren wir uns schnell einig und haben mit der gemeinsamen Arbeit begonnen.“

Entwurfsaufgabe war es, ein kostengünstiges und nachhaltiges Haus zu errichten, das die Landschaft in den Wohnraum einbezieht und überdachte Außenbereiche für verregnete Sommertage bietet. Für Oberberg typisch, hebt ein massiver Sockel aus Stahlbeton die Räume zum Schutz gegen die Witterung leicht über das leicht geneigte Hanggrundstück. Darauf sitzt eine elegante und dabei unprätentiöse Konstruktion aus Stahl- und Holzskelettbauweise auf, die reversibel gefügt wurde.

Die Haupträume nehmen die gesamte Breite ein und reihen sich längs hintereinander: Der Wohnbereich begrenzt das Haus im Süden, Garage und Abstellräume liegen im Norden. Die Auskragung des Giebeldachs richtet sich nach den Sonnenständen: Im Sommer schützt sie den Wohnraum und die längsseitig vorgelagerte Veranda vor Überhitzung. Auch die hinterlüftete Dachhaut aus feinstrukturiertem Wellblech schafft sommerlichen Wärmeschutz, zusammen mit den großformatigen Dachfenstern kühlen die Räume nachts effektiv aus. Im Winter sorgt die Zweifachverglasung für solare Wärme und aktiviert den schwimmenden Zementestrich als Nachtspeicher. Großzügig reicht der Wohnraum in der Gebäudemitte bis unter das Dach. Aus dem zentralen Gemeinschaftsbereich erschließt eine Treppe die Schlafzimmer und das Bad der Kinder im Obergeschoss sowie die Räume der Eltern. Ein Stahlsteg mit lichtdurchlässigem Gitterrost verbindet die beiden voneinander getrennten Bereiche, er mündet auf der Galerie. Die schlanken Holzbalken der Zwischendecken und des Dachs blieben sichtbar und verleihen dem Raum mit seinem technoiden Charme eine wohnliche Atmosphäre. Der geglättete Estrich wurde imprägniert und kommt ohne weitere Beläge aus.

Urteil der Jury

von Peter Cachola Schmal

„Die Bauten … sind eine harmonische Mischung aus modernistischer Sensibilität, lokaler Handwerkskunst, einheimischen Tragwerken und Respekt vor der Natur. Sie haben einerseits einen ungewöhnlichen Charakter, wirken andererseits aber merkwürdig vertraut.“ Dieses Zitat stammt aus der Pritzker-Preis-Laudatio von 2002 für Glenn Murcutt, dem offensichtlichen Vorbild für dieses aufgeständerte und verglaste Langhaus im Oberbergischen, mit seinem Dach aus gewelltem Stahlblech. Inspiration für das junge Kölner Architekturbüro Aretz Dürr, deren Akteure etwa in den Jahren geboren wurden, als der damals 45-jährige Murcutt international Aufmerksamkeit erregte für seine wunderbar leichten Stahl- und Glasbauten, wie das ikonische Fredericks House von 1982. Wunderbare Vorbilder sind vollkommen legitim, wie auch Murcutt selbst den rheinischen Mies van der Rohe als sein wichtigstes Vorbild nannte. Und was haben sie daraus gemacht? Ein fein detailliertes und transparentes Werk, das dort am Hang aufgeständert über einem massiven Sockel schwebt, im geschlossenen Bereich am Hang Garage und Hauswirtschaft unterbringt, auskragend Koch- und Wohnbereich mit regengeschützten Terrassen an beiden Seiten, oben die Schlafzimmer und Bäder. Es fügt sich in die Landschaft, wirkt authentisch und atmet die optimistische Frische der Moderne. Was heutzutage gar nicht selbstverständlich ist und sicherlich für Irritationen vor Ort sorgen dürfte. Normal ist das bei uns ja nicht, wenn Häuser die „Erde nur leicht berühren“, wie der Altmeister predigte. Aber überzeugend schön.



Ein Stahlbetonsockel gleicht das leichte Gefälle aus. Das Wohnzimmer bietet großzügigen Ausblick, die Terrasse ist auch bei Regen geschützt.


Immer wieder wurde während des Entwurfsprozesses reflektiert und überprüft, welche baulichen Maßnahmen notwendig und welche überflüssig sind. Auch durch das gezielte „Weglassen“ leistet das Gebäude einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Oben: Kaminzimmer, davor: Schlafzimmer und Bad

 

Platz und Behaglichkeit bietet das Haus so viel wie nötig. Raum und Material braucht es so wenig wie möglich. Erst das Bespielen und Aneignen durch die Bewohner vervollständigt es.


„Wir stellen uns gerne der Herausforderung, die gewünschten Vorstellungen mit unserer Entwurfsmethodik und Haltung zur Architektur in einen schlüssigen Gesamtentwurf zu überführen“, sagen die Architekten. Dieser überzeugte auch die Nachbarn, auch wenn die Bauweise – eine Stahlskelettkonstruktion – lange Gesprächsthema im Dorf war.


Der Oberbergische Kreis ist das östliche Teilgebiet des Naturparks Bergisches Land. Er liegt 99,2 bis 518,2 Meter über dem Meeresspiegel, ist wald- und wasserreich und ein Erholungsgebiet für Menschen aus Köln, dem Ruhrgebiet und den Niederlanden. Wunderbar wohnen kann man hier allerdings auch.

Querschnitt


Längsschnitt


Grundriss Dachgeschoss


Grundriss Erdgeschoss


Material: Außenwand/Fassade: Holzrahmenbauweise | Dämmsystem: Zellulosedämmung/Holzfaserdämmplatten | Dachgestaltung: Stahlprofilblech Aluzink | Fenster: Pfosten-Riegel-Fassade mit Hebe-Schiebetüren | Sonnenschutz: konstruktiv durch Dachüberstand | Außentüren und Tore: Schiebetore, Stahlkonstruktion mit Stahlprofilblech in Aluzink | Treppensystem: Stahltreppe feuerverzinkt | Boden: Sichtestrich

Maßstab

M 1:400

1Eingang

2Garderobe

3Kochen, Essen, Wohnen

4Bad, WC

5Doppelgarage

6Hauswirtschaft

7Schuppen

8Schlafen

9Arbeiten

10Galerie

11Steg

„Eine Architektur, die sich auf das Notwendige beschränkt, um das Bestmögliche zu erreichen.“


Aretz Dürr Architektur

Sven Aretz, Jakob Dürr

www.aretzduerr.de

Anzahl der Bewohner:

4

Wohnfläche (m2):

195

Grundstücksgröße (m2):

2.100

Standort: Nümbrecht

Bauweise: Hybrid in Stahl-

und Holzskelettbauweise

Fertigstellung: 04/2019

Architekturfotografie:

Luca Claussen, Düsseldorf

www.luca-claussen.de

Lageplan


Das Holzhaus
Auszeichnung

VON

pedevilla architekten

IN

St. Vigil in Enneberg (I)


Leben in und mit der Natur: Gefügt aus lokalen Materialien hat die ciAsa die Gadertaler Dolomiten im Blick und die hauseigene Thermalquelle zu Füßen.

„Man lebt wie ein Specht im Bau, ganz angenehm, die Düfte sind gut, das Gefühl ist gut, man schläft gut.“ Kann es ein größeres Kompliment für ein Haus geben? Dem Bauherrn und seiner Familie gefällt es laut ORF-Sendung “Südtirol heute” in ihrer ciAsa Aqua Bad Cortina in St. Vigil jedenfalls ganz ausgezeichnet. Und kann es ein größeres Kompliment für Architekten geben, als wenn die Nachbarn, die prüfend die Entstehung des Gebäudes begleitet haben, am Ende den Bauherrn darin wiedererkennen? Nein, finden Armin und sein Bruder Alexander Pedevilla, die die ciAsa, das ist rätoromanisch für Haus, gebaut haben. Beauftragt wurden die Architekten, weil die Bauherren das Domizil von Armin Pedevilla in Enneberg – dort vermietet der Architekt auch ein von ihm gebautes Ferienhaus – kennen und schätzen. Gern erinnert er sich daran, dass das Büro in Bruneck in der Entwurfsphase täglich mit frischem Thermalwasser aus der hauseigenen Quelle versorgt wurde und sich so den „Spirit des Ortes und der Bauherren“ einverleiben konnte. Denn tatsächlich stellt die Bauherrenfamilie – ihr gehört in St. Vigil das Hotel Aqua Bad Cortina, in dem natürlich auch Thermalbäder angeboten werden und für das pedevilla architects nun ein Gesamtkonzept entwickeln – besondere Ansprüche an die Nachhaltigkeit ihres Hauses: Zum größten Teil wurden natürliche und lokale Baustoffe verwendet, auf synthetische Materialien und Kunststoffe konnte nahezu komplett verzichtet werden. Dabei wurde die Wahl der Werkstoffe gleichermaßen von ästhetischen Qualitäten bestimmt wie vom Wissen um ihre Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit. So ist das Lärchenholz für die Fassade ohne Behandlung witterungsbeständig, die verbauten Massivhölzer entwickeln Patina und gewinnen im Laufe der Zeit an Schönheit. Auch auf die sozialen und kulturellen Aspekte von Nachhaltigkeit wurde Wert gelegt: Das Haus ist von Gadertaler Handwerkern gefertigt.

Formal macht die ciAsa, die sich auf quadratischem Grundriss entwickelt, keinen Unterschied zwischen Dach und Fassade. Das Trapez taucht als wiederkehrendes Element auf: trapezförmige Gauben belichten die Innenräume, kegelförmig fällt Licht durch ein Oberlicht. Unterirdisch verbindet ein Gang mit dem Hotel. Die drei oberirdischen Geschosse sind vollständig aus dem Holz gefertigt, das am 30. Oktober 2018 während heftiger Unwetter in den umliegenden Wäldern fiel. Außen- und Innenwände bestehen aus massivem Fichtenholz und wurden ohne Verwendung von Klebern und Harzen gefügt. Die 6 Zentimeter starken Holzdielen wurden hierfür zu 36 Zentimeter dicken Außenwänden verbunden und so verbaut, wie der Baum gewachsen ist: von unten nach oben. Alle Wände sind vorgefertigt, die Anschlüsse für Fenster und Türen wurden eingefalzt.

Die innere Schicht besteht aus massivem Zirbelholz, die Oberflächen wurden handgehobelt. Dank der großzügigen Wandstärken wird ein sehr niedriger Wärmeübertragungswert erreicht, auf zusätzliche Dämmung konnte komplett verzichtet werden. Die Fassade ist wie ein Zapfen mit handgespaltenen Lärchenschindeln verkleidet.

Urteil der Jury

von Nicola Borgmann

Dieses Haus hebt sich durch seine ebenso expressive wie eigenwillige Erscheinung von der Vielzahl der eingereichten ebenfalls anspruchsvollen Projekte ab. Hier handelt es sich um einen echten Hingucker, dessen singuläre Qualitäten nicht nur auf den ersten Blick überzeugen.

Das Gebäude ist alles andere als klischeehaft – vergeblich sucht man nach Rückgriffen auf gängige Lösungen – und doch drängt sich der Begriff des archaischen Hauses auf: das schützende Dach, die überschaubare Kubatur, die ausdrucksstarken Öffnungen und Aufbauten sind vertraute Bilder in neuer Form.

Dabei ist es pedevilla architekten gelungen, dem Projekt bei aller Auffälligkeit des Baukörpers durch strenge Reduktion in Geometrie und Materialwahl Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft zu verleihen. Der Grundriss ist kompakt, die Raumaufteilung pragmatisch. Die einfachen Figuren Trapez und Rechteck bilden die expressiven Formen, ein durchgängiges Oberflächenmaterial lässt die sorgfältig gestaltete Skulptur ungestört hervortreten. Ein schlüssiges Erscheinungsbild. Und doch lässt sich der Entwurf nicht in eine stilistische Kategorie ablegen, er ist ein Unikat. Diese Einzigartigkeit setzt sich im kompromisslosen Ortsbezug dieses Projektes fort, in der Verwendung von örtlichem Holz und Stein, verarbeitet von erfahrenen lokalen Handwerkern, im weitestgehenden Verzicht auf synthetisches Liefermaterial bis in die Namensgebung: ćiasa: das Haus, im gadertalischen Ladinisch.

Vorgefundene, natürliche und alterungsfähige Materialien bedeuten kurze Lieferwege und versprechen dank hochwertiger Verarbeitung lange Haltbarkeit. Der Baustoff Holz kommt hier in all seinen Facetten zur Geltung. Die handgespaltenen Schindeln der Außenbekleidung zeigen die individuellen Spuren der Bearbeitung, werden im Laufe der Jahrzehnte patinieren und das Gebäude mehr und mehr in seine Umgebung einfügen. Die Vollholzwände sorgen für gutes Raumklima ohne Dämmstoffeinsatz und die Sichtqualität des Zirbenholzes verleiht den Innenräumen Farbe, Struktur und Atmosphäre, unterstützt durch wohlüberlegte Lichtführung und klare Geometrie. Selbstbewusste Gestaltung und Handwerkskunst fügen sich in diesem kleinen Haus zu einem Gesamtbild, das die volle Anerkennung der Jury gewonnen hat.


Wegen ihres warmen Farbtons und des charakteristischen Geruchs wird die Zirbe bereits seit Jahrhunderten für Innenverkleidungen verwendet, wie hier im Schlafzimmer.


Die aufstrebende Form des Daches macht das Gebäude schon von weitem sichtbar, die tiefliegende Trauflinie vermittelt Schutz.


Das Bergdorf St. Vigil liegt im Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Das nördlichste Gebiet im Südtiroler Gadertal hat neben ladinischer Kultur und der Lage inmitten imposanter Bergketten auch eine Thermalquelle, die 1890 erstmals analysiert wurde. Das sulfat-, fluor-, kalzium- und jodhaltige Wasser mit Spuren von Bor, Barium, Brom und Lithium ist als Heilmittel für Beschwerden des Nervensystems bekannt. Den Bauherren gehört ein Hotel mit Therme, ihr privates Haus ist der erste Baustein in der Neuorganisation der Gesamtanlage, an der pedevilla architekten arbeiten.


Regionale Baukultur: Beim Bau des Hauses wurden nur Handwerker aus der unmittelbaren Umgebung beschäftigt. Für den Beton des Untergeschosses verwendeten sie Sand aus dem umgebenden Dolomitgestein und das Thermalwasser der Hausquelle, der Beton wurde vor Ort gemischt. Alle Steinplatten wurden aus Findlingen der nahen Dolomiten geschnitten. Und das Holz stammt aus dem Windwurf „Vaja“ von 2018, praktisch in Sichtweite der Baustelle, es wurde als Mondholz verwendet.


Querschnitt


Längsschnitt


Grundriss Dachgeschoss


Grundriss Obergeschoss


Grundriss Erdgeschoss


Grundriss Untergeschoss

 

Material/Hersteller: Außenwand/Fassade: Außenwand: 36 cm heimisches Fichtenholz aus Windwurf mit Innenwandoberflächen aus massiver Zirbe, Fa. holzius Vollholzhaus | Fassade: handgespaltene Lärchenschindeln, Hubert Palfrader | Dämmsystem: keines | Dachgestaltung: wie Fassade | Fenster: Wendefenster (innen Zirbe, außen Lärche) mit Dreifachverglasung, Tischlerei NAGÀ | Sonnenschutz: innenliegend mit Vorhängen | Außentüren und Tore: Haustür mit handbearbeiteter Oberfläche durch einen Figurenschnitzer | Innentüren: Massivholztüren aus Zirbe, Tischlerei NAGÀ | Treppensystem: Massivholztreppe aus Zirbe | Parkett und Laminat: Parkett aus Massivholzdielen Zirbe, Tischlerei MAMP | Fliesen und Naturstein: Steinböden geschnitten aus Dolomitfindlingen, Eugenio della Gaspera | Beleuchtung innen: Lichtstudio Eisenkeil, Marling/Bozen/Bruneck • Beteiligte Unternehmen: holzius Vollholzhaus, Prad am Stilfserjoch, Hubert Palfrader, St. Vigil in Enneberg, Tischlerei NAGÀ, Wengen

Maßstab

M 1:400

1Eingang

2WC

3Kochen, Essen, Wohnen

4Zirbelstube

5Loggia

6Keller

7Zugang Hotel

8Schlafen

9Bad

10Ruhe

„Uns geht es um die Kreisläufe der Materialien, deren Haltbarkeit und Lebensdauer, überlieferte Methoden der traditionellen Handwerkskunst, verloren geglaubtes Wissen und darum, dass Materialien leben.“


pedevilla architekten

Alexander Pedevilla, Armin Pedevilla

www.pedevilla.info

Anzahl der Bewohner:

6

Wohnfläche (m2):

160

Grundstücksgröße (m2):

900

Standort:

St. Vigil in Enneberg (I)

Bauweise: Massivholz, leimfrei

und ohne weitere Dämmung

Energiestandard:

Heizwärmebedarf 23 kWh/m2a

Fertigstellung: 09/2019

Architekturfotografie:

Gustav Willeit, La Villa In Badia

www.guworld.com

Lageplan


Über den Dächern von Linz
Auszeichnung

VON

HERTL.ARCHITEKTEN ZT GMBH

IN

Linz (A)


Ruhig und privat, individuell und repräsentativ, Ausblick und Austritt: Der zweigeschossige Aufbau auf ein fünfstöckiges Altstadthaus erfüllt alle Anforderungen an ein klassisches Einfamilienhaus.

In der Regel sind Privatsphäre, Individualität und Grünraum die Argumente für den Bau eines freistehenden Einfamilienhauses. Lange Wege aus dem gerade noch erschwinglichen Speckgürtel werden dafür in Kauf genommen. Doch es geht auch anders: Dem Haus für zwei Personen, das Gernot Hertl am Taubenmarkt auf ein historisches Gebäude aufsetzte, liegt die Linzer Innenstadt zu Füßen.

Obwohl der Raum des turmgleich die Straßenfassade überragenden Mansarddaches Teil des Bauvolumens ist, handelt es sich bei diesem Projekt nicht um einen ausgebauten Dachboden, sondern um einen Neubau: Mit gut 200 Quadratmeter Wohnfläche haben Hertl Architekten, 2000 in Steyr gegründet, über dem nur drei Fensterachsen schmalen historischen Gebäude ein durchaus großzügiges Domizil errichtet. Die schmucke Fassade mit einem mittig gesetzten Erker und dem die Nachbarschaft überragenden Turm aus dem 19. Jahrhundert ist imposant, an der südlichen Grundgrenze liegt das Stiegenhaus mit einer kreisförmig gewendelten Treppe und reich verziertem Geländer. Direkt dahinter: Der Aufzug, der in den fünften Stock fährt, auf die Eingangsebene des betont schlichten, zeitgemäßen Einfamilienhauses auf einem Dach über der Stadt.

Hinter der Wohnungstür öffnet sich ein schmales, langgestrecktes Raumgefüge, das ohne Gangflächen auskommt. Vom Eingangsbereich geht es in die Tiefe des Bauplatzes an einem kleinen, begrünten Atrium vorbei zu den privaten Rückzugsräumen. Ein aus dem Bestand übernommener Lichthof, Glaswände zum begrünten Atrium und Fenster in den Hof erhellen das an der Ostseite des Atriums angeordnete Bad. Parallel zur Außenwand führt eine einläufige Stiege in das obere Geschoss, der Raum weitet sich über ein langes Fensterband in die Stadt. Die Brüstung wird zur Rückwand der Küchenzeile. Der Wohnraum eröffnet, von einer Feuerstelle in seiner Länge unterteilt, mit zwei breiten, nach Norden und nach Süden schauenden Fenstern neue Perspektiven auf Linz. Eine zweite Treppe erschließt den Dachgarten mit einer Loggia für die Sommerküche.