100 Traumhäuser

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100
TRAUMHÄUSER

Die schönsten Einfamilienhäuser für jedes Budget und jedes Grundstück

Wolfgang Bachmann Katharina Matzig


Inhalt

Vorwort

Maßgeschneidert wohnen, leben und wohlfühlen

Haus mit Seele

Baumeister DI Jürgen Haller

Haus mit Haltung

BUB architekten

Das Haus als Therapie

Steimle Architekten

Seewarte

Dietrich | Untertrifaller Architekten

Feste Burg

savioz fabrizzi architectes

Ein klassisches Steinhaus

Petra und Paul Kahlfeldt Architekten

Haus 11 x 11

Titus Bernhard Architekten

Umbau eines Stalls zum Wohnhaus

Ruinelli Associati Architetti

Das Jahreszeitenhaus

Jurek Brüggen Arch BSc ETH + KOSA Kopp Sailer Architekten

Haus mit Seeblick

studioRAUCH

Kunst im Bau

fabi architekten

Diskreter Rückzug

NIEBERG ARCHITECT atelieraxelnieberg

Wohnen, wo andere Urlaub machen

bergmeisterwolf architekten

Weiterbauen im Weiler

pedevilla architects

Haus am Hang

Jürgen Mayer H.

Erweiterung eines Wohnhauses

denzer & poensgen

Nachhaltiges Holzhaus

Marion Wicher Architektur

Den See im Blick

Daluz Gonzalez Architekten

Kraftort

Innauer Matt Architekten

Expressiv aus Tradition

coido architects (coido GmbH)

Zwei, drei, eins

Pavol Mikolajcak Architects

Kleine Welle

werk A architektur

Einzelstück

pedevilla architects

Luxus der Lage

Michele Arnaboldi Architetti

Dorfschönheit

bernardo bader architekten

Ein Haus für Mensch und Moos

Architekt Andreas Gruber

Längsgestreift

EBERLE ARCHITEKTEN

Brandzeichen

Backraum Architektur

Verwandlungskunst

Davide Macullo Architects

Phasenverschiebung

Architekten Luger & Maul ZT GmbH

Auf sechs Pfeilern

Bearth & Deplazes Architekten

Neues Bauen in der Altstadt

hehnpohl architektur

Quadratisch, praktisch, sehr gut

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Landhaus

Modersohn & Freiesleben Architekten Partnerschaft mbB

Betonfindling

Steimle Architekten

Spitzenarchitektur

Falke Architekten

Ein Treppenhaus

LP architektur ZT GmbH

Fundstück

RAINER ROTH ARCHITEKT

Haus über dem See

Wespi de Meuron Romeo Architekten

Das Glashaus

Liebel/Architekten

Fernost im Osten

Thomas Kröger Architekten

Umbauen und bleiben

Jochen Specht

Mehrgenerationenhaus

Christine Remensperger

Fels in der Brandung

koeberl doeringer architekten

Haus mit Garten, mitten in Berlin

asdfg Architekten, Loeper Schmitz Grenz PartGmbB

Effizienter Dreiklang

GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH

Berg- und Talhaus

atelier AMC sa

Behauste Scheune

bernardo bader architekten

Wohnhaus mit Pferdestallungen

Schneider & Schneider Architekten

Bauhaus, Baujahr 2018

Kupferschmidt Architekten GmbH

Kulturbau

Titus Bernhard Architekten

Gartenhaus

bfs d flachsbarth schultz, Stefan Flachsbarth, Michael Schultz

Wohnscheune in den Bergen

architektur.terminal hackl und klammer

Wohne lieber ungewöhnlich

Katrin Hootz Architektengesellschaft mbH

Unentdeckte Moderne

Büro 4 Wagner + Partner

Ein Haus fürs Bad

Corneille Uedingslohmann Architekten

Naturschauspiel

Falkenberg

Freundlicher Fremdkörper

BIEHLER WEITH building design projects

Das Dorfhaus

Davide Macullo Architects

Burg aus Beton

 

Davide Macullo Architects

Ornament und Konstruktion

AFF architekten und stephan hahn architekt & zimmerer

Im schwarzen Bereich

SoHo Architektur

Aquarius

lynx architecture

Faltung

bergmeisterwolf architekten

Klassische Moderne

Axel Steudel Architekten

High Performance, Low Tech

Bearth & Deplazes Architekten

Haus mit Hof

denzer & poensgen

Bergbau

savioz fabrizzi architectes

Das Pentagon

MoDus Architects

Über den Wiesen

Markus Schietsch Architekten

Wie ein Felsen im Berg

bottega + ehrhardt architekten

Wohnhaus in Traumlage

Baumeister DI Jürgen Haller und Peter Plattner

Drei Einfamilienhäuser

Marques Architekten AG

Das Rundherumhaus

mia2/ARCHITEKTUR

Länge läuft

Beer Bembé Dellinger Architekten

Fenster zum See

studioRAUCH

Nachhaltig eingenistet

Georg Bechter Architektur+Design

Ein Sonnenhaus

Manfred Lux Architekt

Wohnen und werken

Thomas Kröger Architekten

Haus auf einer Jura-Wiese

Pascal Flammer

Reduce, reuse, recycle

André Rösch Architekt

Weinstock-Bau

L3P Architekten

Organische Architektur

Finsterwalderarchitekten

Schutzhütte im Laternsertal

Marte.Marte Architekten ZT GmbH

Archetypus

bernardo bader architekten

Feinheiten

Innauer Matt Architekten

Urhütte und Villa

CLAVIEN ASSOCIÉS

Haus über der Landschaft

HHF architekten GmbH

Das Reihenhofhaus

habermann.decker.architekten PartGmbB

Nah am Wasser gebaut

VOITH Architektur + Stadtplanung

Dorferneuerung

Architekt Daniel Ellecosta

Living in a box

Berschneider + Berschneider Architekten

Haus, Halle und Hof

Baumeister DI Jürgen Haller

Landluft

Thomas Kröger Architekten

Regional, rural, phänomenal

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Sanierung eines Bauernhauses

Katrin und Otto Brugger

Panoramastube

Dietrich | Untertrifaller Architekten

Aus einem Guss

Fischer Schmieder Architekten

Ein Heustadel bleibt

Architekten Luger & Maul ZT GmbH

Das Korkenzieherhaus

rundzwei Architekten

Adressverzeichnis

Impressum


Vorwort

Maßgeschneidert wohnen, leben und wohlfühlen

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Seit 2002 wirbt ein schwedisches Möbelhaus mit dieser Frage. Der Slogan ist nicht nur äußerst einprägsam und erfolgreich, er ist zudem staunenswert klug: Beschreibt er doch, dass Wohnen und Leben nicht a priori dasselbe bezeichnen. Wer sein Zuhause von einer schlichten Behausung in einen Ort des Wohlfühlens verwandeln will, in einen Ort, der der Geselligkeit ebenso Raum gibt wie dem Rückzug und der Platz bietet zum Spielen, Arbeiten, Erholen – zum Leben eben –, muss ihn gestalten und dazu machen.

Die Sehnsucht danach liegt uns Menschen im Blut, unser Streben nach einem Wohnwert, der zugleich lebens- und liebenswert ist, geht viel weiter zurück als ins Jahr 2002. Auch wenn paläoanthropologische Erkenntnisse meinen, dass der Traum des Steinzeitmenschen nicht die Höhle, sondern die Laubhütte, ein Baum oder das lederne Zelt gewesen sein könnten, bemüht sich der Mensch von Beginn an um eine Stätte des Schutzes und des Wohlbefindens. Über Höhle, Nest oder Zelt sind wir längst hinaus: Zeitgemäße Traumhäuser ermöglichen auf vielfältige Weise ein traumhaftes Leben. Sie können kostengünstig und bescheiden sein, repräsentativ und luxuriös. Sie sind aus Holz konstruiert oder aus Beton, Stahl oder Mauerwerk, mit Glas, Aluminium, Stoff oder Kork umhüllt, stehen auf dem Land, im Dorf oder der Stadt, am Hang oder am Wasser. Sie sind klein oder groß, im Grundriss und in der Form kompakt oder raumgreifend. Das Traumhaus kann ein Altbau sein, der energetisch und räumlich zukunftsfähig saniert, umgebaut oder erweitert wurde. Oder ein Neubau, der bereits bei der Planung die sich wandelnden Bedürfnisse seiner Bewohner berücksichtigt. Nur in einem Punkt sind die in diesem Buch vorgestellten Häuser der letzten zehn Jahre vergleichbar: Alle erfüllen allerhöchste Ansprüche an die Qualität, das heißt: an die angemessene Einbettung in den Kontext, die zeitgemäße und zukunftsweisende Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie die herausragende Gestaltung der Innen- ebenso wie der Außenräume.

Seit 2011 suchen das Deutsche Architekturmuseum und der Callwey Verlag beim Wettbewerb „Häuser des Jahres“ jedes Jahr aufs Neue die 50 besten neu erbauten Einfamilienhäuser im deutschsprachigen Raum, in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Südtirol. Dafür sichten, diskutieren und werten die renommierten Jurys jedes Jahr an die 200 Einreichungen, um die architektonisch überzeugendsten, lebenswertesten Wohnträume zu finden. Versammelt werden sie, Jahr für Jahr, in dem Buch „Häuser des Jahres“. Bis 2016 erschien es unter der Redaktion von Dr. Wolfgang Bachmann, seit 2017 zeichne ich als Autorin verantwortlich. Die hier zusammengestellten 100 Traumhäuser wurden also zweimal ausgezeichnet, um eine baulich manifestierte Antwort zu geben auf die eingangs gestellte Frage. Sie werden ausführlich in den von Wolfgang Bachmann und mir verfassten Texten beschrieben und mit professionellen Fotos bebildert. Pläne – in der Regel im Maßstab 1:400 und Lagepläne im Maßstab 1:2000 – wurden von den Architekten ebenso zur Verfügung gestellt wie Angaben zu Wohn- und Nutzfläche, Grundstücksgröße, dem Jahr der Fertigstellung, Anzahl der Nutzer, der Bauweise, zum Teil auch von Baukosten und Energiekennwerten. Von der Stange kaufen, wie bei IKEA, lassen sie sich nämlich nicht: „Die Planung eines Einfamilienhauses ist wie das Anfertigen eines Maßanzugs: exaktes Maßnehmen, besprechen, abwägen, ausprobieren, ändern. Und wieder von vorne. Am Ende soll es perfekt passen“, so beschreibt die Wiener Architektin Johanna Schuberth vom Büro Schuberth und Schuberth Architektur und Innenarchitektur, deren Haus als eines der „Häuser des Jahres 2020“ ausgewählt wurde, die Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauherr.

Wohnst du noch oder lebst du schon? Wir sind sicher: Die Bewohner der 100 Traumhäuser kennen die Antwort. Sie lautet: Wir leben, indem wir maßgeschneidert wohnen.

Katharina Matzig

100
TRAUMHÄUSER


Haus mit Seele

Markant und bescheiden, elegant und wohnlich.

Lustenau liegt im Westen des Bundeslandes Vorarlberg, die Gemeinde grenzt an die Schweiz. Am Ortsrand hatte die Bauherrin ein Grundstück geerbt, nur wenige Minuten vom Zentrum entfernt, direkt am Rheindamm. Von der Homepage und aus Publikationen kannte die junge Familie Projekte von dem Mellauer Büro von Jürgen Haller. „Häuser mit Seele“, wie sie der Architekt selbst beschreibt. So eines wünschte sie sich auch. Dass die Ansprüche an Qualität und Ästhetik hoch, das Budget allerdings eher niedrig war, stellte zwar eine besondere Herausforderung an Jürgen Haller dar – doch er traute sich zu, den garantierten Kostenrahmen auch einzuhalten, und behielt recht.

Das zweigeschossige Gebäude in Holzriegelbauweise ist in die Aulandschaft eingebettet, sein kompaktes Volumen trotzt den umliegenden Wohnbauten. Eine Weißtannenfassade aus vertikalen Latten in verschiedenen Breiten, unterschiedlich dicht aneinandergefügt, umhüllt das Wohnhaus. Wo nötig, sorgt die geschlossene Fassade für Privatheit, wo gewünscht, wird das Licht gefiltert: Der Grad der Öffnung reagiert auf die Bewegungsabläufe der Familie, auf Raumsequenzen und Blickbezüge in die umgebende Natur.

Das Gebäude wird über die nordseitige Zufahrt erschlossen, Garage und Abstellraum sind in das Volumen des Baukörpers integriert. Der Eingangsbereich ist eingeschnitten und kann auf ein Vordach verzichten, er führt zur Garderobe, zum Koch- und Essbereich sowie dem Bad. Der Wohnraum ist abgetrennt. Im Obergeschoss wurden die Schlafräume mit Bädern sowie ein Büro und ein Allzweckraum mit Technikbereich untergebracht.

Diese Ebene wurde relativ einfach und günstig materialisiert, Weißtannentäfer sorgt für Wärme und Geborgenheit. Im Erdgeschoss sind die Innenwände und Möbel in Massivholz ausgeführt, der dunkelgraue, geschliffene Zementestrich sowie das graue Küchen- und das Kaminsitzmöbel setzen sich elegant davon ab. Die Ausschnitte für Terrassen und Loggien wurden tief und geräumig ausgeführt, sie bilden attraktive Räume zwischen innen und außen, öffentlich und privat.

 

Oben: Das Wechselspiel von offenen und geschlossenen Fassadenflächen bestimmt das Aussehen des Hauses. Die Nachbarn waren froh, dass das relativ große Grundstück mit einem bescheidenen Einfamilienhaus bebaut wurde.

Unten: Sämtliche Baumaterialien wurden unbehandelt eingebaut. Ihre sinnliche Qualität entspricht messbaren Kriterien: Die Raumluft ist schadstofffrei, die Ökobilanz ausgezeichnet.

LAGEPLAN


OBERGESCHOSS


ERDGESCHOSS


MASSSTAB M 1:400

1EINGANG

2LAGER

3KOCHEN/ESSEN

4WOHNEN

5TERRASSE

6WC

7GARAGE

8HAUSWIRTSCHAFT

9TECHNIK

10ARBEITEN

11SCHLAFEN

12BAD

QUERSCHNITT


LÄNGSSCHNITT


Standort: Lustenau (A)

Planungsbüro: Baumeister DI Jürgen Haller

Anzahl der Bewohner:

2

Wohnfläche (m2):

203

Grundstücksgröße (m2):

1.069

Bauweise: Holzbauweise

Energiestandard: Passivhaus

Baukosten: 375.000 Euro

Fertigstellung: 2018

Haus mit Haltung

Eine Villa in der Stadt: flexibel und funktional, wertig und wohnlich.

Mit seinen Villen und hübschen Klinkerhäusern inmitten englischer Gärten vermittelt Groß Flottbek, das seinen Namen der Flottbek verdankt, die früher als Bach in Richtung Elbe floss und heute unterirdisch verläuft, im Westen Hamburgs den Eindruck eines großzügigen Landschaftsparks. Die elegant-minimalistische Villa der Hamburger Architektin Alexandra Bub passt somit bestens an diesen Ort. Die Zusammenarbeit mit zwei Architekturbüros vorher war bereits gescheitert. Das im Sommer 2017 fertiggestellte Haus, in dessen Entwurfsprozess die Bauherren von der Architektin intensiv einbezogen wurden, stellt nun alle zufrieden und entspricht zudem der Groß Flottbeker Tradition. Zurückhaltend und doch selbstbewusst reiht sich das Haus ein in die lose Folge freistehender Einfamilienhäuser. Zwei im rechten Winkel aneinanderstoßende Kuben bestimmen die kantige, eindeutig heutige Gestalt: die vorspringende Garage sowie das annähernd quadratische, zweigeschossige Wohngebäude. Zur Straße geben sich die Fassaden geschlossen. Ein warmtoniger, wassergestrichener Klinker verblendet die Außenwände, der Fugenmörtel wurde auf die hellen Steine abgestimmt und flächig aufgebracht, zusammen mit dem hellen Eichenholz der Fenster und Türen vermittelt sich eine einladende Atmosphäre. Innen öffnet sich ein Raumkontinuum: Über das Entree gelangt man in den nach Süden raumhoch verglasten Wohnbereich, an den sich im Westen Essplatz und Küche sowie im Osten Musikzimmer und Büro anschließen. In der Mitte bleibt Platz für eine zweiläufige Treppe sowie Garderobe und Bad. Das Obergeschoss springt auf ganzer Breite auf der Gartenseite zurück und macht Platz für eine großzügige Dachterrasse. Im Westen wurden zwei Kinderzimmer, im Osten der Elterntrakt angeordnet. Ein Lichthof belichtet den Gäste- und Wellnessbereich im Untergeschoss. Ebenso komfortabel wie funktional und schön lässt sich hier leben. Und das auf lange Sicht: Bereits vorgedacht ist eine mögliche Teilung in drei Einheiten, sodass sich das Gebäude an die sich ändernden Bedürfnisse der Familie anpasst.

Oben: Die Gartenfassade springt zurück und macht einem geschützten Außenraum Platz.

Unten: Die Einbaumöbel aus Eichenholz wurden von der Architektin entworfen. Sie entsprechen dem eleganten Erscheinungsbild des reduzierten Hauses.

LAGEPLAN


OBERGESCHOSS


KELLERGESCHOSS


ERDGESCHOSS


MASSSTAB M 1:400

1EINGANG

2GARDEROBE

3HAUSWIRTSCHAFT

4KOCHEN/ESSEN

5WOHNEN

6ARBEITEN

7WC

8KINDER

9GALERIE

10ELTERN

11ANKLEIDE

12BAD

13TECHNIK

14SAUNA

15GÄSTE

16ABSTELL

17WASCHKÜCHE

18WEIN

QUERSCHNITT


Standort: Hamburg

Planungsbüro: BUB architekten

Anzahl der Bewohner:

5

Wohnfläche (m2):

335

Grundstücksgröße (m2):

1.238

Zusätzliche Nutzfläche (m2): 44

Bauweise: Massivbauweise mit Verblendfassade

Energiestandard: KfW 70

Fertigstellung: 2017

Das Haus als Therapie

Offene Mitte: Familienleben im und um das Außenzimmer herum.

Gegensätze ziehen sich an. Zumindest für das Ehepaar, das sich hoch über Tübingen ein Haus für sich, drei Kinder, Hund und Katze bauen lassen wollte, scheint dieser Spruch zu stimmen: Die Bauherrin nämlich wünschte sich einen transparenten, kommunikativen Wohnraum, während der Bauherr einen uneinsehbaren Ort der Ruhe suchte. Empfohlen für die Lösung dieses scheinbar unlösbaren Problems wurden den beiden Christine und Thomas Steimle, die ein Büro in Stuttgart führen.

Der Spagat aus einladend und abgeschottet, ruhig und kommunikativ, leicht und massiv ist offenbar geglückt. Selbstbewusst schließt der skulpturale Baustein eine Lücke in der bestehenden Hangbebauung. In Form eines polygonalen C legt er sich an und in die Topografie. Präzise Einschnitte für Türen und Fenster wurden dem kantigen Betonbau zugefügt, sie sind mit eloxierten Aluminiumtafeln ausgekleidet und sorgen mit ihrer horizontalen Anordnung für Ruhe.

Das Raumprogramm verteilt sich sinnfällig über drei Etagen, die über eine einläufige Holztreppe im mittigen Bauteil miteinander verbunden sind. Der Wohnbereich mit Bibliothek befindet sich auf der Gartenebene, etwas erhöht öffnen sich Kochen und Essen bis ins Obergeschoss. Dort liegen Schlafzimmer und zwei Bäder. Die Garage, Nebenräume sowie ein Studio wurden in den Hang gebaut.

Ein kleiner Hof am Ende des kürzeren Gebäudeschenkels sorgt für Luft und Licht. Optischer und kommunikativer Mittelpunkt des Hauses ist das offene Atrium auf Gartenniveau, es kann von allen Seiten betreten werden. Die großflächigen Sky Frames ermöglichen zudem Blicke quer durch das Erdgeschoss. Das helle Parkett auf dem Boden läuft durch, das Wohnzimmer wird zu Terrasse und Pooldeck.

In den lichten Innenräumen wurden die erforderlichen Stauräume als Einbaumöbel platzsparend in die Wandflächen integriert. Die Glasfassade auf der Südseite ermöglicht passive Solargewinne in den kalten Jahreszeiten, gegen Überhitzung im Sommer schützt außenliegender textiler Sonnenschutz. Die weitgehend fensterlose Nordfassade ist hoch wärmegedämmt.


Oben links: Außenzimmer – der Grundriss umschließt auf drei Seiten die intime Terrasse. Das helle Parkett verbindet drinnen mit draußen.

Oben rechts: Horizontale Aluminiumstreifen gliedern den geschliffenen Betonbau.

Unten: Tiefe, Höhe, Licht und Luft bestimmen die Innenräume. Die Architekten planten die Innenräume mit. Einbaumöbel schaffen Stauraum.

Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und ein natürliches Lüftungskonzept gewährleisten im Winter Wärme ohne herkömmliche Heizung und im Sommer Kühle ohne Klimaanlage. Der Tiefhof temperiert die Luft.

LAGEPLAN


OBERGESCHOSS


UNTERGESCHOSS


ERDGESCHOSS


MASSSTAB M 1:400

1EINGANG

2BIBLIOTHEK

3WOHNEN

4KOCHEN/ESSEN

5ATRIUM

6BAD

7SCHLAFEN

8LAGER

9TECHNIK

10HAUSWIRTSCHAFT

11ZIMMER

12LICHTHOF

Standort: Tübingen

Planungsbüro: Steimle Architekten

Anzahl der Bewohner:

5

Wohnfläche (m2):

365

Grundstücksgröße (m2):

1.102

Zusätzliche Nutzfläche (m2): 169

Bauweise: Beton, massiv

Fertigstellung: 2014