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Durch das Land der Skipetaren

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»Ebensowenig, wie derjenige gescherzt hat, welcher zum erstenmal erzählte, daß die Pferde der beiden Skipetaren unverwundbar seien.«

»Aber es ist doch nicht zu glauben!«

»Ich glaube es auch von den Pferden nicht.«

»O, das ist etwas ganz, ganz anderes!«

»Es ist dasselbe.«

»Nein, Herr. Ein Blatt des Kuran ist für ein Pferd nicht gefährlich, es wird leicht verdaut; aber Messer und Bajonette verschlingen! Und gar Pulver und Zündhölzer dazu! Das muß ja den Kerl auseinander platzen machen.«

»Nun, einen kleinen Knall hat es zwar gegeben, aber derselbe verlief sich innerlich, und auch das wäre nicht geschehen, wenn er zwei Suren gegessen hätte – statt nur eine.«

»Herr, es ist mir unbegreiflich, aber der Prophet sitzt im siebenten Himmel, und seiner Macht ist alles möglich. Ich werde mir diesen wunderbaren Hadschi einmal genauer betrachten, als bisher.«

»Tue das! Ich bin überzeugt, daß er sich sogar vor hundert Skipetaren nicht fürchtet.«

»Darf ich es einmal probieren?«

»Wie willst du es anfangen?«

»Ich werde mich mit der Pistole hinter ihn schleichen und es versuchen, ihm eine Kugel heimlich in den Kopf zu schießen.«

»Tue das,« antwortete ich ebenso ernsthaft, wie er es mit seiner Probe meinte.

»Und du denkst, daß er gar nichts merken werde?«

»Nun, merken wird er es schon, denn so heimlich geht die Sache doch nicht ab. Wenn die Kugel von dem Kopf abprallt, so fühlt er es dennoch, das kannst du dir ja denken.«

»Allerdings.«

»Und dann befürchte ich, daß es dir nicht gut bekommen werde.«

»Wieso?«

»Die anprallende Kugel würde wahrscheinlich dich selbst verwunden.«

»Herr, das ist freilich recht gut möglich.«

»Und selbst wenn dies nicht geschehen sollte, so steht doch mit Sicherheit zu erwarten, daß der zornige Hadschi dir sein Messer irgendwohin stößt, wo es deiner Gesundheit nicht zuträglich ist.«

»Weshalb sollte er sich so erzürnen?«

»Ueber deinen Unglauben. Er sieht es überhaupt nicht gern, daß man ohne seine spezielle Erlaubnis dergleichen Proben mit ihm anstellt.«

»So möchte ich es lieber ganz lassen oder wenigstens ihn um Erlaubnis fragen.«

»Tue das!«

»Meinst du, daß er sie mir gibt?«

»Ja, wenn nämlich ich deinen Wunsch befürworte.«

»Tue das, ich bitte dich darum.«

»Ich werde mit ihm sprechen; jetzt aber haben wir wichtigere Dinge vor. Bist du nun von der Schuld des Kodscha Bascha überzeugt?«

»Vollständig.«

»So gebe ich denselben in deine Hand. Auch der beiden Knechte mußt du dich bemächtigen, denn sie haben ihm geholfen. Was mich betrifft, so mag ich mit der Sache nichts weiter zu tun haben.«

»Herr, wie soll ich ohne dich fertig werden?«

»Das mußt du selbst wissen, weil du ja der Kasa-Mufti bist. Indem der Padischah dir dieses wichtige Amt verleihen ließ, hat er dir dazu die nötigen Fähigkeiten zugetraut, und ich denke, daß du sein Vertrauen nicht täuschen wirst.«

»O nein, gewiß nicht. Ich werde ein sehr strenger und gerechter Richter sein. Soll ich auch diese Frau arretieren?«

»Nein, sie hat ihrem Mann gehorchen müssen. Das Weib besitzt keine Seele, es kommt nicht in die höheren Himmel des Paradieses; folglich soll es auch nicht bestraft werden für die Sünden, welche der Mann begeht.«

Das klang so freundlich in die Ohren der Alten, daß sie die herabhängenden Fransen meines Gürtelshawls ergriff und an ihre Lippen drückte. Ihren Dankesworten entzog ich mich, indem ich mich schnell entfernte.

Der »Anwalt des Staates« folgte mir nach, den Kaftan in der Hand und das Geld in der Tasche tragend. Ich bin überzeugt, daß er es von diesem Augenblick an als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtet hat. Ja, vielleicht hat er nach meiner Entfernung die kluge Behauptung aufgestellt, daß ich es zu mir genommen hätte.

Draußen hatte man auf uns gewartet, da indessen Andere angekommen waren, nämlich die Helden, welche sich unter dem Befehl der beiden Wirte aufgemacht hatten, um den Flüchtigen einen Hinterhalt zu legen. Ich war sehr neugierig, zu erfahren, was sie ausgerichtet hatten. Natürlich nichts, denn sonst hätten sie ja die Halunken jetzt mitgebracht.

Ibarek trat auf mich zu und fragte, zu meinem stillen Vergnügen, in ganz ernsthaftem Ton:

»Effendi, ihr habt sie nicht?«

»Nein, wie du hier wohl bereits erfahren haben wirst.«

»Wir auch nicht.«

»So! Dann brauchen wir uns wenigstens gegenseitig nichts vorzuwerfen.«

»Gewiß nicht. Wir alle haben unsere Pflicht getan.«

»Nun, wie habt ihr es denn angefangen, eure Pflicht zu tun?«

»Wir sind ausgezogen und haben ihnen aufgelauert.«

»Mein Lieber, das versteht sich ja ganz von selbst, denn das hatte ich dir aufgetragen. Was hast du aber unternommen, um diesen Auftrag auszuführen?«

»Wir beide haben die Nachbarn zusammengeholt und sind dorthin gelaufen, wo du uns hingeschickt hattest.«

»Das ist sehr schön von euch, sehr schön! Ich muß dich loben. – Weiter!«

»Jetzt kommen wir wieder.«

»So! Das sehe ich beinahe. Ist nichts passiert?«

»Nein, Effendi.«

»Auch das ist gut, denn sonst hätte vielleicht gar etwas passieren können. Wie viele Männer hattest du denn bei dir?«

»Wir waren zwölf.«

»Das hätte genügt: Zwölf gegen vier.«

»Und bewaffnet waren wir auch. Wir hätten alles niedergeschossen und niedergestochen.«

»Ja, ich weiß gar wohl, daß Ostromdscha berühmt ist wegen seiner tapferen Bewohner.«

»O, auch die Umgegend!« meinte er.

»Ja wohl! Du bist ja aus derselben. Hat sich denn nichts sehen oder hören lassen?«

»O doch! Mehreres.«

»Was denn? Berichte nur!«

»Wir sahen das Feuer und freuten uns natürlich sehr darüber.«

»Ah! Warum?«

»Weil wir glaubten, ihr hättet die Diebe in der Hütte verbrannt.«

»Nein, so übermäßig tapfer bin ich nicht; übrigens befanden sie sich gar nicht in der Hütte.«

»Dann sahen wir Leute mit einer Fackel durch die Büsche kommen.«

»Das war ich mit meinen Freunden.«

»Dann hörten wir euch rufen und schimpfen.«

»Erkanntet ihr nicht die Stimmen?«

»Sehr wohl. Erst rief der alte Mübarek zu euch hinauf, und dann brüllte dein Hadschi von oben herunter.«

»Also hast du gewußt, daß es der Mübarek war?«

»Natürlich. Wir alle erkannten seine Stimme.«

»So mußtet ihr ihn und seine Begleiter aufhalten.«

»Das ging ja nicht.«

»Doch, sehr leicht. Ihr seid tapfere Leute.«

»Wir durften aber nicht.«

»Warum nicht?«

»Das wäre ja gegen deinen Befehl gewesen.«

»Wie? Was? Inwiefern?«

»Du hattest uns befohlen, ihnen die Straße zu verlegen, und das haben wir auch getan.«

»Weiter!«

»Sie waren aber so klug, nicht auf der Straße zu reiten, sondern über die Brache, welche zwischen der Straße und dem Fluß liegt.«

»Und ihr begabt euch nicht dorthin?«

»Nein. Durften wir unsern Posten verlassen? Ein tapferer Mann hält da, wohin man ihn gestellt hat, bis zum Tode aus.«

Er sagte das in stolzem Selbstbewußtsein und blickte mich so herausfordernd an, als ob er ein ganz besonderes Lob erwartet hätte. Es ist höchst wahrscheinlich, daß ich in diesem Augenblick kein sehr geistreiches Gesicht gemacht habe, denn Halef gab mir einen Stoß und flüsterte mir zu:

»Sihdi, mach‘ den Mund zu. Willst du einen so wackeren Kerl verschlingen?«

Ich war allerdings über die sonderbare Logik einer solchen Verteidigungsrede etwas verblüfft geworden. Und war das ein Wunder? Was soll man mit solchen Leuten machen? Tadeln? Nein. Loben? Noch weniger. Glücklicherweise erschien ein Retter in der Not, nämlich der Anwalt. Diesen – als obrigkeitlichen Leiter der Angelegenheit – hätte der Bericht des tollkühnen Gastwirtes und Herbergsvaters auf das höchste interessieren sollen; aber er hatte gar nicht darauf gehört, sondern ohne Unterlaß den Hadschi betrachtet. Jetzt schob er sich zwischen diesen und mich und sagte leise:

»Effendi, jetzt ist es wohl die beste Zeit!«

»Wozu?«

»Zu deiner Fürsprache bei dem Hadschi, welche du mir versprochen hast. Oder willst du dein Wort nicht halten?«

War das zum Aergern oder zum Lachen? Der gute »Staatsanwalt« interessierte sich viel mehr für die Kugelfestigkeit des Hadschi als für den ihm übergebenen Kriminalfall.

»Am Morgen, wenn wir ausgeschlafen haben, nicht jetzt,« antwortete ich ihm. »Jetzt hast du deine Pflicht zu tun.«

»Wie denn?«

»Dort steht der Kodscha Bascha, und hier hast du den Kaftan am Arm.«

»Ich soll ihm denselben zeigen?«

»Natürlich! Auch das Geld hast du. Diese Leute warten alle darauf, daß er überführt wird, und du zögerst noch? Es scheint nicht, daß du deiner Pflicht genügen willst.«

»O doch, Effendi! Du sollst sogleich erfahren, wie ernst und streng ich mich dieses wichtigen Falles annehmen werde.«

»Ich hoffe es und werde ja wohl hören.«

Die Mägde waren beordert worden, wieder einige der bereits erwähnten Feuer anzuzünden, und so war der Hof wenigstens so weit erleuchtet, daß man die Gestalten zu erkennen vermochte.

Der Anwalt trat vor und rief:

»Ihr Söhne des Kuran und Kinder des wahren Glaubens, ich stehe hier an Stelle des Padischah, dem Allah einst die Freude des Paradieses verleihen möge. Ich habe euch zu verkündigen, daß der Kodscha Bascha überführt ist. Wir haben seinen Kaftan gefunden, aus welchem der fremde Effendi ein Stück gerissen hat. Er wird dem Kodscha Bascha zwar nach dem Wortlaut des Gesetzes den Kaftan bezahlen müssen, was er sehr gern tun wird, denn er ist reich, und das Geld kommt in die Kasse des Gerichtes« – — das sollte natürlich eigentlich heißen, in seinen eigenen Beutel – — »aber er hat damit glänzend bewiesen, daß der Kodscha Bascha oben auf dem Berg gewesen ist. Auch das Geld haben wir gefunden, welches der Bascha erhalten hat, um die vier Halunken frei zu lassen. Ebenso erfuhren wir, daß er ihnen seine vier Pferde zur Flucht gegeben hat. Es ist also kein Zweifel mehr an seiner Schuld, und so frage ich dich denn, edler Effendi, wie viel du für den Kaftan bezahlen willst?«

 

»Allah akbar – Gott ist groß!« rief Halef neben mir.

Ich war natürlich nicht weniger erstaunt als er. Ich hatte unbedingt als nächste Folge dieser Beweisführung erwartet, daß der Kodscha Bascha als gefangen erklärt würde; anstatt dessen aber war die Wirkung die, daß ich den elenden Kaftan bezahlen sollte. Ich antwortete laut:

»Zu meiner Freude höre ich, o Kasa-Mufti, daß deine Gerechtigkeit ebenso groß wie dein Scharfsinn ist. Darum frage ich dich, wer eigentlich den Kaftan zerrissen hat.«

»Doch du, Effendi!«

»O nein!«

»Herr, ich erstaune! Es ist ja bereits erwiesen und uns allen bekannt.«

»Ich bitte dich um die Güte, mich anzuhören.«

»So sprich!«

»Ist es erlaubt, einen Mann, welcher auf den Wegen des Verbrechens geht, anzuhalten?«

»Ja, das ist sogar die Pflicht eines wahren Gläubigen.«

»So kann ich doch nicht dafür bestraft werden, daß ich den Kodscha Bascha festhalten wollte!«

»Dafür nicht.«

»Und weiter habe ich nichts getan.«

»O doch! Du hast ihm den Kaftan zerrissen.«

»Nein. Ich forderte ihn auf, still zu stehen, und hielt ihn am Kaftan fest. Wäre dieses Kleid zerrissen, wenn sein Besitzer stehen geblieben wäre?«

»Sicherlich nicht.«

»Ist er aber stehen geblieben?«

»Nein, er entsprang.«

»Wer also hat den Kaftan zerrissen?«

Es dauerte eine Weile, ehe er antwortete:

»O Allah! Das ist eine schwierige Frage. Ich möchte über dieselbe weiter berichten.«

»Das ist nicht nötig. Deine Gerechtigkeit reicht aus, um diese Frage zu beantworten.«

»So will ich es mir überlegen.«

»Dazu habe ich keine Zeit und auch keine Lust. Ich gebe zu, daß der Kaftan zerrissen worden ist, und – —«

»O,« unterbrach er mich, »du gibst es zu? So sind wir ja fertig, du bezahlst ihn.«

»Warte noch! Ich frage dich: Ist das Stück aus dem Kaftan gerissen worden, oder ist der Kaftan von dem Stück weggerissen worden? Ich stand still und hielt fest; der Bascha aber riß sich und den Kaftan los.«

Der »Staatsanwalt« blickte sinnend zur Erde, dann rief er laut:

»Hört, ihr Einwohner von Ostromdscha, ihr sollt erfahren, wie gerecht eure Richter sind. Ich entscheide im Namen des Gesetzes, welches im Kuran enthalten ist, daß der Kaftan von dem Stück losgerissen worden ist. Seid auch ihr derselben Meinung?«

Ein vielstimmiges »Ja« antwortete.

»So sollst du mir, Effendi, noch eine Frage beantworten. Du solltest den Kaftan bezahlen, weil wir meinten, daß du ihn zerrissen hättest. Meinst du nicht, daß ihn überhaupt derjenige zu bezahlen hat, welcher ihn zerriß?«

»Ganz gewiß!« antwortete ich, innerlich erfreut über diese unglaubliche Wendung, denn ich ahnte seine Absicht.

»Wer aber hat ihn zerrissen?«

»Der Kodscha Bascha,«

»Wer also hat ihn zu bezahlen?«

»Er selbst.«

»Und wohin kommt das Geld?«

»In die Kasse des Gerichtes.«

»Und wie viel muß er zahlen?«

»So viel, wie der Kaftan im unzerrissenen Zustand wert gewesen ist.«

»So ist‘s richtig. Du sollst ihn nun selbst taxieren. Wie hoch schätzest du ihn?«

»Er war sehr alt und schmierig; ich würde nicht mehr als fünfzehn Piaster dafür bieten.«

»Effendi, das ist zu wenig!«

»Er war nicht mehr wert.«

»Was sind fünfzehn Piaster für eine Kasse des Padischah!«

»Der Padischah nimmt gern auch die kleinsten Beträge an.«

»Du hast vollkommen recht. Aber ist es eines Kodscha Bascha würdig, einen solchen schmierigen Kaftan zu tragen?«

»Wohl kaum.«

»Gewiß nicht. Die Würde seines Amtes erfordert, daß er einen sehr guten langen Rock trägt, und es sollte ein neuer sein. Wie viel aber kostet ein neuer Kaftan?«

»Ich habe im Bazar von Stambul solche Kleidungsstücke zum Preis von dreihundert und auch fünfhundert Piaster gesehen.«

»Das sind noch lange nicht die teuersten. Ein Kaftan für dreihundert Piaster mag einem armen Basch Kiatib genügen; ein Kodscha Bascha aber muß wenigstens einen zu fünfhundert Piaster haben. Meinst du nicht?«

»Ich stimme dir bei.«

»Soll ich nun den Kodscha Bascha nach seinem Rang oder nach demjenigen eines Basch Kiatib taxieren und bestrafen?«

»Nach seinem eigenen.«

»So erteile ich ihm hiermit einen strengen Verweis, daß er seines Amtes so wenig geachtet hat, einen solchen schmierigen Kaftan zu tragen, und verurteile ihn, seiner Würde gemäß, zur Bezahlung eines neuen im Preis von fünfhundert Piaster. Wenn er das Geld nicht bar hat, so werde ich die Summe an seinem Eigentum pfänden und sie an die Kasse abführen. Das habe ich bestimmt und verordnet auf Grund des heiligen Kuran, der unsere Richtschnur ist. Und nun soll der Kodscha Bascha nebst seinen beiden Knechten gefangen genommen und eingesperrt werden. Die Strenge des Gesetzes wird ihn zermalmen.«

Der Bascha erhob kreischend Widerspruch. Ich aber hatte genug; ich mochte nichts mehr hören, kein Wort. Ich winkte meinen drei Gefährten und entfernte mich. Die beiden tapferen Wirte, welche so todesmutig auf ihrem Posten ausgehalten hatten, folgten uns.

Draußen an dem Tore stand eine Frau, welche sogleich auf mich zutrat, als sie mich erblickte. Es war die Nebatja.

»Herr,« sagte sie, »ich habe auf dich gewartet; ich hatte Angst.«

»Um wen? Um mich etwa?«

»O nein. Ich glaube nicht, daß dir etwas Böses widerfahren kann; aber ich sorgte mich um mich selbst.«

»Warum?«

»Ich fürchte die Rache der Herren vom Gericht. Hast du es verraten, daß ich dir alles mitgeteilt habe?«

»Nein, kein Wort.«

»Ich danke dir! So kann ich also ruhig sein?«

»Ganz ruhig. Ich werde auch noch anderweit dafür sorgen, daß deine Not ein Ende hat. Wenn es Tag geworden ist, besuche ich dich.«

»Effendi, du bist mir hoch willkommen, denn dein Erscheinen ist mir wie der Aufgang der Sonne gewesen. Allah gebe dir einen ruhigen Schlaf und glückliche Träume!«

Sie ging von dannen. Da aber dachte ich an etwas, was mir schon da oben auf dem Berg in den Sinn gekommen war. Ich rief sie zurück und fragte:

»Kennst du die Pflanze, welche Hadad (Bocksdorn) genannt wird?«

»Ja, sehr gut. Sie ist dornig und hat bittere Beeren von der Gestalt des Pfeffers.«

»Wächst sie hier?«

»Hier nicht, aber gegen Banja hin.«

»Schade! Ich brauche Blätter dieser Pflanze.«

»Die kannst du bekommen.«

»Von wem denn?«

»Von dem Apotheker, welchem ich Bocksdorn habe holen müssen.«

»Gegen welche Krankheiten verwendet er sie?«

»Als Pflaster gegen Geschwüre. Die Abkochung hilft gegen kranke Ohren und faules Zahnfleisch, gegen das Dunkel der Augen und das Schrunden der Lippen.«

»Ich danke dir! Ich werde mir davon kaufen.«

»Soll ich es dir bringen, Effendi?«

»Nein, ich hole es selbst.«

Die Pflanze hat eine eigenartige Wirkung, welche ich an mir in Anwendung bringen wollte. Nur war ich ungewiß, ob ich dieser Wirkung auch trauen dürfe.

Auf dem Heimweg erzählten die beiden Wirte viel von den Heldentaten, die sie getan hätten, wenn die vier Gesuchten ihnen in den Weg gekommen wären. Ich achtete nicht auf ihr Geschwätz. In unserer Herberge angekommen, stieg ich mit Halef hinauf in unsere Kammer; allein es wurde uns nicht leicht, sofort einzuschlafen. Der verflossene Tag war ein so einflußreicher gewesen, daß der aufgeregte Geist nur schwer zur Ruhe kam.

»Sihdi,« sagte der Hadschi, »wie lange werden wir hier bleiben?«

»Ich habe gar keine Lust, in diesem Nest länger zu verweilen als unbedingt notwendig ist.«

»Ich auch nicht, Sihdi. Ich habe einen Ekel gegen diese Menschen bekommen. Wollen wir nicht am liebsten schon morgen fortreiten?«

»Morgen? Du meinst doch heute, denn der Morgen ist schon nahe, woran ich gar nicht gedacht habe. Schlafen wir aus; dann besuche ich die Nebatja, nachher reiten wir fort.«

»Wenn man uns nicht zwingt, zu bleiben!«

»Ich lasse mich nicht halten.«

»War es recht, daß ich dem Kodscha Bascha die Nilhautpeitsche zu kosten gab?«

»Hm!«

»Oder hätten wir seine Beleidigung etwa ruhig hinnehmen sollen?«

»Nein; in dieser Beziehung gebe ich dir recht. Er hatte die Hiebe redlich verdient.«

»Ein Anderer ebenso!«

»Wen meinst du, Halef?«

»Diesen Kasa-Mufti. Er ist ein Halunke wie der andere. Wie wollte ich mich freuen, wenn du mir erlauben würdest, auch ihm meine Karbatsche fühlen zu lassen!«

»Lieber Halef, du bist ganz auf deine Peitsche versessen; aber bedenke, daß das seine großen Gefahren hat.«

»Herr, sind wir beide dazu geschaffen, diese Gefahren zu fürchten?«

»Ja, bisher hast du stets Glück gehabt.«

»Und werde es auch weiter haben.«

»Auch wenn ich nicht mehr bei dir bin? Es ist mir immer gelungen, dich los zu machen, wenn du dich mit der Peitsche verwickelt hattest. Später ist das nicht mehr möglich.«

»Sihdi, daran mag ich gar nicht denken. Wenn ich von dir scheiden soll, so können sie nur getrost kommen und mich selbst zu Tode peitschen; ich gebe keinen Laut von mir.«

»Und dennoch mußt du dich mit diesem Gedanken von Tag zu Tag vertrauter machen. Einmal muß doch geschieden sein. Dich ruft deine Heimat und mich die meinige, und leider liegen beide so weit entfernt voneinander, daß wir uns trennen müssen.«

»Für immer?«

»Höchst wahrscheinlich.«

»So willst du nie wieder nach Arabien kommen?«

»Was ist des Menschen Wille? Ein Hauch gegen Gottes Ratschluß.«

»So werde ich zu Allah flehen, daß er dich zwingt, wieder zu kommen. Was hast du denn daheim? Nichts, gar nichts, keine Wüste, keine Kamele, nicht einmal Datteln und armselige Koloquinten, die kein Schakal fressen mag.«

»Ich habe mehr als du – Eltern und Geschwister.«

»O, ich habe meine Hanneh, die Zierde der Frauen und Mädchen. Wo aber hast du eine Hanneh? Welches Mädchen bekommst du daheim, wo du fremd geworden bist? Bei den Beni Arab aber kannst du wählen und dir die schönste holen – außer meiner Hanneh. Es mag in deiner Heimat schön sein, aber eine Wüste ist sie doch nicht. Bedenke doch: du darfst nicht einmal einen Menschen, der dich beleidigt, mit der Peitsche schlagen, denn sonst geht er zum Kadi, und du wirst eingesperrt oder mußt fünfzig Piaster Strafe bezahlen. Ich daheim würde sogar den Kadi prügeln, wenn er das verlangte. Und was für Sachen mußt du essen! O Allah!«

»Davon weißt du nichts.«

»O, einiges hast du mir gesagt, und vieles habe ich mir in Stambul über deine Heimat erfragt. Da gibt es Kartoffeln, Tanzboden herum. Sage mir, ob es in einem solchen Land schön sein kann? Sage mir, ob du dich wirklich sehnen kannst, dort zu sein? Sage es mir aufrichtig, Sihdi!«

Der kleine, brave Hadschi hatte keine gute Vorstellung von dem Abendland. Aber was sollte ich ihm antworten? Wenn er auch übertrieb und manches wohl falsch verstanden hatte, so konnte ich ihm im ganzen doch nicht unrecht geben.

»Nun, was sagst du dazu?« wiederholte er, als ich nicht gleich antwortete.

»Von dem, was du sagst, ist vieles falsch. Ferner paßt alles auf sämtliche Länder des Westens, auf mein Vaterland aber wohl am wenigsten. Die Bildung bringt vieles mit sich, was eigentlich nicht zu loben ist, und – —«

»So danke ich für die Bildung, welche nichts Gutes bringt. Meine Bildung besteht darin, daß ich Allah gehorche, dich, meinen Herrn und Freund, liebe und einem jeden Schurken meine Peitsche zeige. Sobald ich die Gegend erreiche, in welcher die Bildung und der Branntwein beginnt, kehre ich um.«

»So würdest du mich also nicht weiter begleiten?«

»Dich? Hm! Ja, wenn ich bei dir sein könnte, und meine Hanneh bei mir hätte, dann würde ich bleiben, mich aber um das Andere niemals kümmern. Wie lange Zeit brauchen wir denn noch, bis wir dieses Gebiet erreichen?«

»Nun, wir hätten, wenn wir durch nichts aufgehalten würden, kaum länger als noch eine Woche zu reiten, bis wir an das Meer gelangen.«

»Und dann?«

»Dann kommt die Trennung.«

»O Sihdi, so schnell?«

»Leider! Du fährst mit dem Schiff nach Stambul und Aegypten, um von da zum Stamm deiner Hanneh zu gehen, und ich reise nach Norden, nach dem Land, dessen Verhältnisse dir so wenig gefallen, welches du aber lieben würdest, wenn du Gelegenheit gehabt hättest, es kennen zu lernen.«

»So schnell hatte ich es mir nicht gedacht; aber ich denke, daß ich noch einen Trost haben darf.«

»Welchen?«

»Daß wir hier nicht so rasch vorwärts kommen werden. Diese vier Burschen, welche da vor uns reiten, werden uns noch viel zu schaffen machen.«

 

»Das meine ich auch, zumal noch die Aladschy dazu kommen.«

»Die Scheckigen? Hast du Neues über sie vernommen?«

Ich erzählte ihm, was ich von dem famosen Staatsanwalt gehört hatte, und erwähnte auch, daß ihn nun der abergläubische Mann für kugelfest halte.

»Sihdi,« sagte Halef, »das kann mir sehr gefährlich werden!«

»O nein.«

»Gewiß! Wie nun, wenn mir dieser Mensch zur Probe eine Kugel in den Kopf jagt?«

»Das wird er unterlassen, denn er hat Angst vor deinem Messer.«

»Das ist wahr. Uebrigens sind wir nicht lange mehr hier, und ich werde mich in acht nehmen; aber Spaß würde es mir doch machen, wenn wir ihn täuschen könnten.«

»Ich habe auch schon daran gedacht. Es könnte das für uns von großem Vorteil sein.«

»Meinst du?«

»Ja. Unsere Feinde lassen gewiß aufpassen, und da hätten wir freilich wohl Nutzen davon, wenn wenigstens einer oder zwei von uns für kugelfest gälten.«

»Ist das nicht zu machen, Effendi?«

Der gute Hadschi war von diesem Gedanken so elektrisiert, daß er sich in seinem Bett aufsetzte.

»Hm! Vielleicht,« erwiderte ich.

»Sage nicht: vielleicht! Ich kenne dich. Wenn du in diesem Tone redest, so hast du stets einen bestimmten Gedanken oder Entschluß gefaßt. Gibt es nicht ein Taschenspielerstück, welches hier anzuwenden wäre?«

»Mehrere sogar.«

»Sage sie mir!«

»Man könnte das Gewehr mit einer dazu gefertigten Patrone laden; aber das taugt nichts, denn es erregt Verdacht.«

»Weiter!«

»Man ladet das Gewehr und zeigt vorher die Kugel vor. Indem man sie in das Pflaster wickelt, läßt man sie in den Aermel fallen und stößt nur das Pflaster in den Lauf. Doch die Kugel kann leicht daneben fallen, und dann ist die Absicht der Täuschung verraten.«

»Das ist auch nichts. Nein, nicht so! Derjenige, welcher auf sich schießen läßt, darf nicht selbst laden. Der Ungläubige muß laden. Er und alle Andern müssen überzeugt sein, daß wirklich eine Kugel in dem Flintenlauf steckt, und sie muß auch tatsächlich darin stecken. Geht das nicht?«

»Vielleicht.«

»Man müßte einen Panzer haben.«

»Das würde der Schall des Aufschlages verraten. Und wie nun, wenn der Panzer nicht gut gearbeitet wäre?«

»O Allah! Da wäre es mit deinem armen, guten Halef vorbei, Sihdi!«

»Ja freilich, und das darf nicht sein.«

»Dennoch weiß ich, daß du ein Mittel hast; ich sehe es dir an.«

»Ich kenne eines, glaube aber nicht, daß es hier zu haben sein wird.«

»Was ist es?«

»Es gibt zwei Metalle, welche – in den richtigen Mengen miteinander vermischt – eine feste harte Kugel geben, die ebenso wie eine Bleikugel aussieht und auch fast genau so schwer ist. Beim Schuß aber fliegt die Mischung ungefähr zwei Fuß vor der Gewehrmündung in Atomen auseinander.«

»Welche Metalle sind es?«

»Quecksilber und Wismut. Letzteres kennst du nicht; es ist sehr teuer und wird hier wohl kaum zu haben sein.«

»Wo wäre es zu bekommen?«

»Nur in der Apotheke. Ich werde nach unserm Erwachen einmal hingehen.«

»Und bist du auch ganz sicher, daß die Kugel auseinanderfliegt? Sonst wäre es um deinen Hadschi dennoch geschehen.«

»Keine Sorge! Ich würde erst eine Probe machen. Ich habe das Kunststück in einem Zauberbuch gelesen und es dann gleich probiert. Es gelingt ganz vortrefflich.«

»Sind aber dann die Stücke des Metalls nicht zu sehen?«

»Nein. Das Metall zerfliegt in ganz kleine, unsichtbare Teilchen. Viel Effekt würde das Kunststück machen, wenn du eine wirkliche Bleikugel in der Hand hieltest. Beim Schuß tut man dann so, als ob man die aus dem Gewehr kommende Kugel auffangen wolle, und zeigt natürlich statt derselben die andere Kugel vor oder schleudert sie von sich zur Erde.«

»Das tun wir, Sihdi!«

»Wenn ich Wismut bekommen kann, ja; sonst ist es unmöglich.«

»Denkst du vielleicht, daß die Skipetaren es erfahren werden, mir könne keine Kugel schaden?«

»Ich glaube, daß sie gewiß irgend jemand hier haben, von dem sie Nachricht empfangen.«

»Dann wäre es gut, wenn sie dächten, daß auch du von keiner Kugel getroffen werden kannst.«

»Freilich wohl.«

»Also laß auch einmal auf dich schießen.«

»Es kommt darauf an, ob und wie viel wir Munition bekommen können. Uebrigens müssen wir gegen so gewalttätige Leute möglichst listig sein. Ich werde diese Burschen in Beziehung auf mich täuschen.«

»Wieso, Sihdi?«

»Morgen werde ich blondes Haar und einen blonden Bart haben – —«

»Wie willst du das anfangen?«

»Es gibt eine Pflanze, deren Blätter, in Lauge gekocht, dem dunkelsten Haar sofort für einige Zeit eine helle Farbe geben. Solche Blätter sind in der hiesigen Apotheke zu haben.«

»Ah, das ist die Pflanze, von welcher du mit der Nebatja sprachst?«

»Richtig. Also das wird die beiden Burschen täuschen. Ferner werde ich euch voranreiten, um den Weg zu untersuchen.«

»Sie werden dich dennoch erkennen, denn man wird ihnen mitteilen, daß du deinen Rih reitest, einen echt arabischen Rappenhengst mit roten Nüstern.«

»Ich werde ihn eben nicht reiten.«

»Was denn?«

»Dein Pferd. Du aber reitest den Rappen.«

Kaum hatte ich das gesagt, so tat es drüben, wo Halef im Bett gesessen hatte, einen Plumps. Im nächsten Augenblick saß Halef auf dem Rand meines Bettes.

»Was machst du denn, Kleiner?« fragte ich.

»Einen Purzelbaum habe ich gemacht aus meinem Bett heraus und bis herüber zu dir,« antwortete er mit fliegendem Atem. »Ist es dein Ernst, Sihdi; ich soll den Rih reiten?«

»Ich scherze nicht.«

»O Allah, w‘ Allah, l‘ Allah! Den Rih, den Rih soll ich reiten? Welch ein Glück! Ich reise mit dir schon so lange, lange Monde und habe ihn doch erst zweimal reiten dürfen! Weißt du noch, wo das war?«

»Jawohl, so etwas merkt man sich.«

»Und morgen nun zum drittenmal! Vertraust du ihn denn mir auch gern an?«

»Sehr gern. Du bist der Einzige, welcher ihn richtig zu behandeln versteht.«

Wenn er geahnt hätte, daß ich die Absicht hatte, ihm bei unserer Trennung das kostbare Pferd zu schenken, er hätte noch mehrere Purzelbäume geschlagen, vielleicht gar durch die dünne Schilfwand hindurch.

»Ja, mein lieber, mein guter Effendi, ich habe es dir abgelauscht. Rih hat mehr Verstand, als mancher dumme Mensch; er versteht jedes Wort, jeden Laut, jeden Wink. Er ist dankbarer als ein Mensch für alles, was man für ihn tut. Ich werde ihn behandeln wie meinen Freund und Bruder.«

»Davon bin ich überzeugt.«

»Ja, du kannst dich darauf verlassen. Wie lange darf ich denn in deinem Sattel sitzen? Eine ganze Stunde?«

»Noch länger, viel länger. Vielleicht einen ganzen Tag, und es ist möglich, auch noch längere Zeit.«

»Was! Wie! Effendi, Sihdi, Freund und Besitzer meiner Seele! Mein Herz ist voll von Wonne – es will zerspringen. Ich bin nur ein armer, geringer, dummer Ben Arab und du bist der Würdigste der Würdigen; aber dennoch mußt du mir erlauben, daß mein Mund deine Lippen berührt, die mir eine so frohe Botschaft verkündigt haben. Wenn ich dir keinen Kuß gebe, zerplatze ich vor Entzücken!«

»Na, Halef, zerplatzen sollst du nicht; bist du doch nicht zerplatzt, als du Messer, Bajonette, Pulver und Zündhölzer gegessen hattest.«

»Nein, zerplatzt nicht, aber einen innerlichen Krach hat es gegeben,« rief er, lustig lachend. Dann fühlte ich seinen Bart, sechs Haare rechts und sieben links, über meinen Schnurrwichs streichen. Sein Respekt war so tief, daß er einen eigentlichen Kuß gar nicht wagte. Ich drückte den guten, herzensbraven Kerl fest an mich und applizierte ihm einen kräftigen, deutschen »Schmatz« auf die Wange, worüber er nicht etwa vor Wonne außer Rand und Band geriet, sondern er fuhr empor und stand dann mäuschenstill vor mir, bis ich fragte:

»Nun, Halef, reden wir nicht weiter?«

»O Sihdi,« antwortete er, »weißt du, was du gemacht hast? Geküßt hast du mich, geküßt!«

Dann hörte ich ihn einige Schritte tun und in seinen Sachen herumsuchen.

»Was machst du denn?« fragte ich.

»Nichts, gar nichts. Du wirst es morgen sehen.«

Es verging eine Weile, bis ich hörte, daß er wieder an sein Bett trat und sich in dasselbe setzte. Dann fragte er:

»Also einen ganzen Tag oder gar noch länger soll ich den Rih reiten? Warum so lange? Wirst du nicht bei uns sein?«

»Auf diese Frage kann ich dir jetzt noch keine Antwort geben, weil ich jetzt noch nicht weiß, was geschehen wird. Ich werde mich bemühen, mein Aeußeres möglichst zu verändern, und dann – —«

»O, dich wird man dennoch erkennen!«

»Das bezweifle ich, denn die Aladschy haben mich noch gar nie gesehen. Ich bin ihnen nur beschrieben worden.«

»Ja, dann ist‘s möglich, daß du sie täuschest. Aber werden sie nicht etwa selbst herein nach Ostromdscha kommen?«

»Das ist nicht wahrscheinlich.«

»Warum nicht? Meinst du, daß sie hier für ihre Sicherheit zu fürchten haben?«

»Durchaus nicht. Wie sie mir beschrieben worden sind, würden sie im Gegenteil befähigt sein, die ganze hiesige feige Bevölkerung einzuschüchtern. Aber sie dürfen sich hier nicht von mir sehen lassen und lauern uns deshalb im Freien auf; das ist gewiß. Ich werde sogar meine Gewehre nicht mitnehmen, sondern euch überlassen. Ich reite ganz allein und tue, als ob ich ein schlichter Bewohner dieses Landes sei. Jedenfalls bekomme ich sie zu sehen.«