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Die Juweleninsel

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Die Juweleninsel
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Erstes Kapitel: Im Seebade

Die Bucht, an welcher das wegen seines Seebades berühmte Städtchen Fallum liegt, wird zur Rechten von der weit vortretenden, aus schroffen Felsen zusammengesetzten Küste, zur Linken aber von einer Landzunge eingefaßt, die in Form eines scharf gebogenen Hornes in die See hinausragt und bis an ihre äußerste Spitze einen dichten Eichen- und Buchenwald trägt, durch den nur wenige schmale Pfade führen, welche es den Badegästen ermöglichen, sich aus dem Geräusche des während der Saison vielbesuchten Ortes in die tiefste Einsamkeit und Stille der Natur zurückzuziehen.

Die Landzunge hält die hohen Wogen und der Wald die Winde von der Bucht ab, ein Umstand, welcher sehr zur Frequenz des Bades beizutragen geeignet ist und es selbst zaghaften Gemüthern gestattet, sich badend oder im Boote sitzend den sonst gefürchteten Wellen anzuvertrauen.

Es war an einem schönen Julinachmittage, als drei Damen auf einem der erwähnten Waldwege dahinspazierten. Sie bildeten eine interessante, ja sogar auffällige Gruppe. Abgesehen von ihren gelben Sommerhüten war die Eine ganz in Blau, die Andere ganz in Grün und die Dritte ganz in Purpurroth gekleidet. Die Blaue, sehr lang und hager Gebaute, trug ein dreifarbiges Cyperkätzchen, die Grüne, klein und schmächtig Gestaltete, ein Meerschweinchen und die Purpurrothe, mit einer kurzen, sehr dicken taillenlosen Figur Ausgestattete ein Eichhörnchen auf dem Arme, welches letztere außerdem mittelst eines Halsbandes und einer goldenen Kette an den Busen seiner Trägerin befestigt war. Ihre Anzüge waren aus Stoffen gefertigt, deren Preis darauf schließen ließ, daß diese drei Damen den gut situirten Ständen angehörten.

Kein Mensch hätte geahnt, daß diese von der Natur so verschieden begabten Spaziergängerinnen Schwestern seien, und dennoch waren sie es, wie sich aus ihrem Gespräche deutlich erkennen ließ.

»Ja, meine gute Schwester Zilla,« seufzte die Blaue, »unser Bruder Emil ist gegen fremde Damen und sogar gegen seine abscheulichen Hunde rücksichtsvoller als gegen uns. Diese Männer sind und bleiben Barbaren, die man auch mit der größesten Geduld und Nachgiebigkeit nicht anders machen kann!«

»Sie wollen niemals einsehen, meine liebe Freya, daß wir unendlich zarter besaitet sind als sie,« fiel die Grüne ein. »Und darum ist es keinem Mädchen zu verdenken, wenn es sich nicht entschließen kann, eine lebenslange Verbindung mit diesem Geschlechte der Vandalen einzugehen.«

»Ja,« flötete die Purpurne mit fetter Stimme, »wir haben das gute Theil erwählt, und das soll nicht von uns genommen werden, trotzdem es besonders mir leicht sein würde, eine standesgemäße und glänzende Mariage abzuschließen.«

»Besonders Dir?« frug die Trägerin des Kätzchens schnippisch. »Hörst Du, Wanka, dieses »Besonders« klingt ganz wie eine Injurie gegen uns Beide. Schwester Zilla meint, weil sie die jüngste von uns ist, stehen ihr mehr Partien zu Gebote als uns. Aber Damen können ja überhaupt niemals alt werden. Meine vierunddreißig Jahre sind —«

»Entschuldige, Freya,« fiel die Dicke ein, »neununddreißig bist Du im November gewesen!«

»Neununddreißig? Ah, Du scheinst Dich mehr um das Alter Anderer als um das Deinige zu bekümmern!«

»O nein, aber ich kann mir das Deinige so leicht merken, weil wir gerade zehn Jahre auseinander sind – Du neununddreißig und ich neunundzwanzig.«

Ah, schau doch an! Schwester Wanka, wie alt ist Zilla?«

»Fünfunddreißig.«

»Und Du achtunddreißig,« rächte sich Zilla.

»Nein, sechsunddreißig!«

»Achtunddreißig, nicht wahr, Freya?«

»Allerdings. Aber streiten wir uns nicht um solche Nebensachen. Die Hauptsache bei einer ehelichen Verbindung bleibt nächst den geistigen Vorzügen doch jedenfalls die körperliche Erscheinung, und in dieser Beziehung müßt Ihr Beide gestehen, daß ich Euch überrage und sehr im Stande bin, jedem Manne zu imponiren.«

»Es gibt genug Herren, welche sich für eine zarte ätherische Gestalt mehr interessiren als für große Länge,« vertheidigte sich Wanka.

»Ebenso wie ich in der Lage bin die Erfahrung zu machen, daß ein glückliches Embonpoint von der Mehrzahl der Herren immer reizend gefunden wird,« fügte Zilla bei. »Das hat mir sogar Lieutenant von Wolff gesagt, den ich, wie Ihr wißt, zu meinen neuesten und besten Eroberungen zählen darf.«

»Du?« rief die Lange. »Er hat mir erst vorgestern gestanden, daß ihm von mir geträumt habe.«

»Und ich,« fiel die Kleine ein, »habe erst vorhin mit ihm eine Partie Sechsundsechzig gespielt, die er verloren hat, weil ihn, wie er sich entschuldigte, meine süße entzückende Nähe verwirrt. Er ist sehr liebenswürdig, dieser Herr Lieutenant von Wolff!«

»Ja, sehr, sehr!« stimmte die Lange mit einer gewissen Ironie bei. »Nur meine ich, daß – aber seht doch einmal dieses allerliebste kleine Genrebildchen!«

»Genrebildchen? Wo denn?«

»Gleich hier am Wasser. Aber mein Gott, das ist ja unser Magdalenchen!«

»Wahrhaftig, unser Mädchen!« stimmten die Andern bei und eilten rasch vorwärts.

Der Weg, welchem sie folgten, endete an einem schmalen, auf drei Seiten von dichten Büschen umgebenen Einschnitte des Wassers. Dort lag ein Boot angebunden, dessen Segelstange niedergelegt worden war. Am Hintertheile saß ein Knabe, in einen grauleinenen Seemannsanzug gekleidet und einen Südwester, unter welchem eine Fülle blonder Locken hervorquoll, auf dem Kopfe. Er mochte ungefähr vierzehn Jahre zählen und hatte seine ganze Aufmerksamkeit einem etwa zehnjährigen Mädchen zugewendet, welches auf der vorderen Bank Platz genommen hatte und mit Angeln beschäftigt war. Dieses Mädchen war ein allerliebstes reizendes Geschöpfchen, und die außerordentliche Beweglichkeit, mit welchem es seiner gegenwärtigen Beschäftigung oblag, diente jedenfalls nicht dazu, einen großen Fang zu machen.

»Also wie heißt Du?« frug die Kleine. »Ich habe Deinen Namen bereits wieder vergessen.«

»Kurt.«

»Und wie noch?«

»Schubert.«

»Also Kurt Schubert! Höre, Du gefällst mir. Du hast so ein lichtes Haar und doch so pechrabenschwarze Augen. Und Kraft und Gewalt hast Du fast so viel wie mein Papa.«

»Wer ist denn Dein Papa?«

»Mein Papa? Das ist der tapfere General Helbig, der jüngst ganz Süderland erobert hat. Da kannst Du Dir nun wohl denken, daß er sehr stark sein und eine außerordentliche Force besitzen muß!«

»Ja aber kann er denn auch ein Boot regieren?«

»Natürlich! Ich habe es zwar noch nicht gesehen, aber er kann Alles.«

»Und auch segeln?«

»Auch! Aber am Besten können das meine Tanten.«

»Deine Tanten? Müssen bei Euch auch die Tanten segeln lernen?«

»Allerdings, denn der Papa sagt sehr oft, wenn sie spazieren gehen: »Gott sei Lob und Dank, da segeln sie hin!« Sie müssen also das Segeln verstehen. Hast Du sie schon einmal gesehen?«

»Das weiß ich nicht, denn ich kenne sie ja nicht.«

»O, die sind sehr leicht zu erkennen: Die Eine ist lang und trägt eine Katze; die Andere ist klein und dünn und trägt ein Meerschweinchen, und die Dritte ist dick und hat ein Eichkätzchen.«

»Ah, das also sind Deine Tanten! Die habe ich gesehen; sie sind ja im ganzen Orte bekannt. Heißen Sie auch Helbig, wie Dein Papa?«

»Freilich, denn sie sind ja seine Schwestern. Außerdem heißen sie noch Freya, Wanka und Zilla; aber der Kunz sagt statt dessen Schreia, Zanka und Brülla.«

»Wer ist dieser Kunz?«

»Das ist unser Leibdiener, den ich sehr lieb habe und Papa auch; aber die Tanten zanken sich immer mit ihm, und dann wird er wüthend, geht auf sie los und – reißt wieder aus.«

»Ah, dann hat er wohl keinen rechten Muth?«

»Muth? Ganz gewiß so viel wie Papa selbst, aber er darf sich ja doch nicht an den Schwestern seines Herrn vergreifen; allein nur darum reißt er aus. Hast Du auch einen Papa, drei Tanten und einen Leibdiener?«

»Eine Mutter habe ich und einen Stiefvater, dann vier Schwestern, und der Diener bin ich selber.«

»Du? Warum?«

»Weil ich Alles machen muß. Und dennoch bekomme ich sehr viel Schläge und dazu weniger zu essen als die Andern.«

»Schläge? Du?« frug das Mädchen halb verwundert und halb verächtlich.

»Ja. Ich muß die Netze legen und die Herrschaften rudern, und wenn ich zu wenig gefangen oder zu wenig verdient habe, so erhalte ich Schläge.«

»Du Armer! Wie viel denn?«

»Sie thun weh, aber ich zähle sie nicht,« antwortete er stolz. »Wenn ich nach Hause komme, ist der Vater stets betrunken. Ich könnte mich wehren, oder ich könnte auch fortgehen, aber dann würde die Mutter weinen, und das soll sie doch nicht. Eigentlich verdiene ich die Schläge, denn ich gebe dem Vater nicht Alles, was ich verdiene, sondern ich nehme etwas für die Mutter weg, sonst müßte sie hungern.«

»Mein Gott, liebe Wanka, hörst Du es? Ist das nicht ein Rabenvater?«

Dieser Ruf erscholl hinter den nächsten Sträuchern, wo die drei Schwestern den letzten Theil des kindlichen Gespräches belauscht hatten.

»Ja, ein wahrer Rabenvater, meine gute Freya,« antwortete die Gefragte.

»Nein,« fiel die Purpurrothe ein, »nicht blos ein Rabenvater, sondern sogar ein Stiefrabenvater! Aber, meine süße Magda, wie kommst denn Du hierher an diesen Ort?«

»Kurt hat mich hergefahren, Tantchen.«

»Ueber die ganze Bucht?«

»Ja. Wir wollten angeln.«

»Aber, Kind, wenn es nun ein Unglück gegeben hätte! Du kannst naß werden; Du kannst Dich erkälten; Du kannst umkippen; Du kannst ertrinken!«

»O nein, Tantchen; von alledem thue ich nichts, denn Kurt fährt mich ja. Er hat mir sogar versprochen, daß ich ganz sicher sein kann.«

»Kurt heißt er also?«

»Ja. Kurt – den andern Namen habe ich wieder vergessen.«

»Kurt Schubert,« verbesserte der Knabe, welcher mit abgenommenem Südwester aufrecht und in unterthäniger Haltung im Boote stand.

 

Die drei Schwestern blickten mit sichtlichem Wohlgefallen auf seine für sein Alter außerordentlich kräftige Gestalt und in sein offenes wettergebräuntes Gesicht.

»Verstehst Du es denn wirklich, ein Boot ganz sicher zu führen?« frug die Blaue.

»Sie brauchen keine Angst zu haben, mein gnädiges Fräulein. Wollen Sie es einmal versuchen? Ich habe Platz genug.«

»Ja, ich möchte wohl, denn ich gondele sehr gern; aber die Schwestern fürchten sich, und mein Kätzchen kann das Wasser vielleicht nicht vertragen. Wenn es mir seekrank würde!«

»Ein Kätzchen wird niemals seekrank, mein Fräulein,« lächelte der Knabe, und zu gleicher Zeit nahm Zilla das Wort:

»Wir uns fürchten? Weißt Du, Freya, daß dies eine ganz außerordentliche Verleumdung ist! Ich habe ja dem Herrn Lieutenant von Wolff versprochen, daß er mich einmal gondeln darf.«

»Ich auch!« erklärte Wanka.

»Und ich auch!« bekräftigte Freya. »Wollen wir einsteigen?«

»Hm, mein Meerschweinchen – hm, mein Eichkätzchen!« erklang es in zweifelndem Tone.

»Diese Thierchen werden nicht krank werden,« versicherte Kurt.

»Gewiß?«

»Ganz gewiß!«

»So wollen wir es wagen. Kommt!«

Das Einsteigen war allerdings für die umständlichen Damen mit einiger Schwierigkeit verknüpft, kam aber mit Hilfe Kurts recht gut zu Stande. Der Knabe zeigte überhaupt eine beinahe männlich zu nennende Sicherheit, welche den Damen Vertrauen einflößte.

»Wohin?« frug er, als das Boot in Bewegung war. »Nach der Stadt oder ein wenig hinaus?«

»Hinaus, aber ja nur ein wenig,« entschied Freya.

»So können wir das Segel aufnehmen.«

Er richtete die Stange und an ihr die Leinwand empor; eine linde Prise legte sich ein und das Boot strich, ein wenig zur Seite geneigt, stet und ruhig über die Bucht dahin. Die drei Schwestern verriethen anfänglich die bei Damen gewöhnliche Aengstlichkeit vor dem Wasser, doch verlor sich unter der guten Führung und dem sichern Gange des Fahrzeuges nach und nach die Besorgniß, und es kam zwischen ihnen und dem Knaben eine Unterhaltung zu Stande, welche ganz geeignet war, ihnen ein lebhaftes Interesse für den kleinen Schiffer einzuflößen, welcher so keck und doch besorglich am Steuer stand, so offen und ehrlich in die Welt hineinblickte und so verständig und höflich zu antworten wußte.

Die Schönheit des Wetters hatte auch zahlreiche andere Boote herausgelockt, so daß ein reges Leben auf den schimmernden glitzernden Wellen herrschte. Eines dieser Fahrzeuge zog durch sein sonderbares Gebahren die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Es war von zwei Herren besetzt, welche sich die Aufgabe gestellt zu haben schienen, die andern Fahrenden so viel wie möglich zu belästigen.

»Wem gehört dieses Boot?« frug Wanka.

»Es gehört einem der Badegäste,« antwortete Kurt.

»Wem?«

»Ich kenne seinen Namen nicht, aber es muß ein sehr vornehmer Mann sein, da er stets solchen Unfug machen darf, ohne daß es ihm die Polizei verbietet. So oft er auf das Wasser kommt, treibt er es so wie gerade jetzt. Er rudert quer durch den Kurs der Andern, um sie zu erschrecken; er spritzt sie voll Wasser, wenn es Damen sind; er wirft faules Obst nach ihnen, und es ist sogar vorgekommen, daß er kleinere Boote umgestoßen hat. Ich hasse ihn!«

Sein jugendliches Gesicht nahm bei diesen letzten Worten einen so ausgeprägt feindseligen Ausdruck an, wie man demselben gar nicht zugetraut hätte.

»Hat er Dir denn etwas Besonderes gethan?«

»Ja.«

»Was?«

»Ich kam mit der Mutter vom Strande, und er begegnete uns. Wir hatten einen großen schweren Wasserkübel mit Fischen zu tragen und sollten ihm damit ausweichen, obgleich dort Platz für hundert Menschen ist. Wir kamen mit unserer Last nicht schnell genug zur Seite, und da schlug er die Mutter dreimal mit seinem Stocke.«

»Schändlich! Nicht wahr, liebe Wanka?«

»Brutal!« antwortete diese. »Nicht wahr, meine gute Zilla?«

»Das ist noch mehr! Das ist geradezu barbarisch und vandalisch! Was habt Ihr denn gethan nachher, mein lieber Junge? Ihr habt ihn doch wohl angezeigt, nicht?«

»Nein; dazu ist er ja zu vornehm. Wir hätten keine Hilfe bekommen. Ich wollte ihn fassen, aber die Mutter hielt mich zurück. Wenn er mir aber etwas Aehnliches wieder thut, so hält mich nichts ab ihn zu züchtigen!«

Er sah wirklich recht drohend und heldenhaft aus, wie er so dastand, das Ruder in der Rechten und die Segelleine in der Linken, und es hatte ganz das Aussehen, als ob trotz seines jugendlichen Alters in so ernsten Dingen nicht wohl mit ihm zu spaßen sei.

Sie lavirten herüber und hinüber und kamen auf diese Weise in das Innere der Bucht. Da schlug das besprochene Boot einen Bogen und kam auf sie zu. Freya hielt die Hand über die Augen, um dieselben gegen das sich auf der Oberfläche des Wassers brechende Sonnenlicht zu schützen, und rief:

»Jetzt weiß ich, wer es ist!«

»Nun?« frug Wanka.

»Hugo von Süderland.«

»Ists möglich! Der »tolle Prinz?« Und er kommt auf uns zu! Kleiner, weiche ihm aus!«

»Warum?«

»Er kann uns nicht leiden. Er wird uns einen Schabernak spielen.«

»Das mag er versuchen! Ausweichen aber kann ich ihm nicht.«

»Warum?« frugen die Damen ängstlich.

»Ich habe den Wind konträr und bin allein beim Rudern, während sie zu Zweien sind.«

»Mein Gott, was wird das werden!« jammerte Zilla. »Ich vergehe vor Angst!«

»Er wird doch Ihnen nichts thun!« schüttelte der Knabe mit dem Kopfe.

»Und doch! Paß auf, Junge! Sie rudern ja gerade gegen uns. Sie haben etwas Schlimmes vor.«

Wirklich kam der Prinz in einer Weise herbei, welche diesen Verdacht begründete. Als er die Damen erkannte, hörte man ein häßliches Lachen und den Ruf:

»»Hallo, wer ist denn das? Die drei Papageyen, hahahaha!«

Dann raunte er seinem Gefährten einige Worte zu, und darauf hielten sie auf Kurts Fahrlinie in der Art zu, daß man sah, sie wollten mit seinem Boote zusammenstoßen. Die Damen stießen einen lauten dreifachen Hilferuf aus.

»Halten Sie sich an Ihren Sitzen fest!« rief Kurt. »Ausweichen kann ich nicht, wenn sie es auf uns absehen; aber das kann ich machen, daß der Stoß nur ein leichter wird.«

Seine dunklen Augen blitzten den beiden Widersachern zornig entgegen.

»Fallt rechts ab!« gebot er ihnen.

»Fall Du ab nach links, dummer Junge!« lachte der Prinz.

In drei Augenblicken mußte sein Boot gerade auf die Mitte von Kurts Fahrzeug treffen. Da riß dieser mit all seiner Kraft das Steuer herum und ließ die Leine los, so daß das Segel klappte und den Wind fahren ließ. Sein Boot gehorchte; es stoppte, hob sich vorn in die Höhe und drehte den Bug. Dadurch wurde der Stoß ein schiefer und statt in einem rechten, fuhr der Kahn des Prinzen in einem sehr spitzen Winkel an das Vordertheil des Bootes. Dennoch aber war die Erschütterung eine ganz bedeutende für die nicht seeerfahrenen Frauen. Am meisten wurde Magda von ihr betroffen, weil sie vorn auf dem Schnabelsitze Platz genommen hatte. Sie suchte vergeblich sich zu halten, verlor das Gleichgewicht und stürzte über Bord in das Wasser.

»Hollah, das Küchlein schwimmt. Fischt es heraus!« rief der Prinz lachend und ruderte weiter.

Die drei Schwestern saßen vollständig starr und wie gelähmt von dem Schrecke. Auf den andern Fahrzeugen hatte man den ganzen Vorgang mit angesehen und kam in größter Eile herbei, um zu helfen. Glücklicher Weise aber war dies schon nicht mehr nöthig. Kurt war dem Mädchen sofort nachgesprungen, faßte sie mit der Rechten und hob sie, während er mit der Linken den Rand des Bootes erfaßte, in dasselbe hinein. In einer Minute waren sie von sämmtlichen vorhandenen Fahrzeugen umgeben, und ringsum waren Beweise des Bedauerns und der tiefsten Entrüstung zu vernehmen.

Kurt allein hatte seine Ruhe bewahrt.

»Sie ist nicht todt,« rief er. »Sie ist nur naß geworden. Nachbar Klassen, Ihr habt Platz; nehmt doch einmal die Damen in Euer Boot und bringt sie nach Hause!«

»Warum, Junge?«

»Werdet es gleich sehen!«

»Na, dann herüber!«

Mehrere Hände griffen zu, und trotz der großen Aengstlichkeit der Damen wurden sie in das andere Boot gebracht. Kaum war dies geschehen, so nahm Kurt den Wind wieder in das Segel und griff zum Steuer.

»Hollah, wirst doch nicht, Junge?«

»Ja, ja, werde doch, Nachbar Klassen!«

»Braver Kerl! So steh nur fest!«

Das Boot des Prinzen hatte nach dem Ausgange der Bucht zu gehalten. Kurt that dasselbe. Er beobachtete das Segel, prüfte den durch die Landzunge gedämpften Wogenschlag und hielt dann sein Auge scharf auf den Gegner gerichtet. Der muthige Knabe hatte jetzt den Wind auf seiner Seite; er kannte sein Boot und wußte, daß ihm die Bestrafung seines Feindes gelingen werde. Daß dieser ein Prinz und er selbst ein armer Fischerjunge sei, danach fragte er nicht, er mußte die Mutter und auch Magda rächen; nur dieser Gedanke leitete ihn.

Der Prinz war zu Wasser zu wenig erfahren, um gleich von vornherein die Absicht des Knaben zu merken, nach und nach aber erkannte er die ihm drohende Gefahr. Doch that er nicht das Geringste ihr zu entgehen. Es schien ihm ein Ding der absolutesten Unmöglichkeit zu sein, daß dieser Knabe es wagen könne, einen solchen Coup gegen ihn auszuführen. Sie hielten sich jetzt parallel mit einander nach der felsigen Küste zu, welche die Bucht zur rechten Seite einfaßte. Hier gab es mehrere Untiefen und Bänke, welche der Prinz gar nicht, Kurt aber sehr genau kannte.

»Halloh, hab Acht!« rief der Letztere und richtete den Bug seines Fahrzeuges herum.

»Hallo, Bube, halte an!« klang es ihm entgegen.

»Kann nicht. Fahre sonst auf die Klippen.«

»Alle Wetter, so laß das Segel fallen!«

»Ist unmöglich. Komme ja dann nicht von den Riffen ab!«

Der schlaue Knabe hatte sich wirklich in eine Situation gebracht, die es ihm unmöglich machte, zu stoppen oder einen andern Kurs zu legen. Sein Boot war größer und segelte, das des Prinzen war leichter und hatte zwei Ruderer, die keine Knaben waren, es war unbedingt dasjenige, welches auszuweichen hatte. Der Prinz versuchte dies endlich, aber es war bereits zu spät dazu. Das Schifferboot kam unter voller Segelkraft wie ein Sperber herbeigestoßen.

»Hoi, fallt ab nach Back!« rief Kurt.

Dies geschah mit voller Berechnung. Er hatte bereits gesehen, daß die Beiden nach Steuerbord abfallen wollten, und die Befolgung seines Rufs mußte ihm also das feindliche Boot in seiner ganzen Breite vor den Schnabel bringen.

»Hoi, zu wenig, viel zu wenig. Haltet Euch an, Jungens!«

Noch diesen letzten Ruf stieß er aus, dann ließ er das Segel los, um nicht durch volle Benutzung des Windes sein Boot zu zerschmettern oder dasselbe zum Kentern zu bringen. Der jetzige Zusammenstoß war ein ganz anderer, als der vorherige. Er geschah mit unwiderstehlicher Kraft auf die Mitte des prinzlichen Fahrzeuges. Die Planken desselben krachten; es wurde vollständig umgestürzt, mit dem Kiele nach oben; das Vordertheil des Fischerbootes ritt einige Augenblicke auf demselben, dann glitt es wieder herab.

Der Prinz hatte mit seinem Begleiter einen Schrei ausgestoßen und war mit ihm weit in das Wasser hinausgeschleudert worden. Beide waren jedoch leidliche Schwimmer; sie hielten sich oben, bemerkten die Klippe in der Nähe und schwammen auf dieselbe zu, da ihnen das umgestürzte Boot nichts helfen konnte.

Auch Kurt hatte geschrien und war in das Wasser geworfen worden, aber nur zum Scheine. Ein Seemann oder auch nur ein aufmerksamer Beobachter hätte bemerken können, daß sein Schrei nur ein Ruf des Jubels sei und daß der Sprung in die Fluthen ein ganz und gar freiwilliger war. Er besaß trotz seiner Jugend Scharfsinn genug, sich Alles zu überlegen. Im Falle, daß ihn der Prinz zur Anzeige brachte, mußte er sich vollständig vertheidigen können. Darum ruderte er so lange wie möglich im Wasser umher und kletterte erst dann wieder in das Boot, als die Beiden auf der Klippe standen, bis an die Hüften von den Wogen umspült.

»Halt, Junge, hole uns weg!« gebot der Prinz in strengem Tone.

»Geht nicht, Mann! Mein Fahrzeug geht zu tief. Ich komme nicht hinan. Wäret Ihr ausgewichen, so säßet Ihr nicht in der Patsche.«

»Du kannst doch nahe anlegen.«

»Bei diesem Wellenschlage? Das versteht Ihr nicht!«

»Donnerwetter, Bube! Weißt Du, wen Du vor Dir hast?«

»Wißt Ihr denn etwa, wen Ihr vor Euch habt?«

»Ich bin der Prinz von Süderland!«

»Und ich ein braves Seemannskind. Wer von uns ist mehr werth hier auf der See, Ihr oder ich?«

»Das werde ich Dir zeigen lassen, Taugenichts! Jetzt holst Du schnell wenigstens mein Boot herbei!«

»Damit Ihr einsteigen könnt?«

 

»Ja.«

»Geht wieder nicht. Die Planken sind durch. Uebrigens könnte ich allein es gar nicht wenden, und Ihr seht ja, daß es bereits sinkt. Da, da, jetzt ists hinunter!«

Wirklich entstand unter dem Fahrzeuge ein Trichterstrudel, der es zur Tiefe zog. Kurt hatte seinen Südwester jetzt aufgefischt und griff zum Steuer.

»Halt, warte!« gebot der Prinz. »Wir werden zu Dir hinüberkommen.«

»Auch das geht nicht,« lachte der Knabe. »Mein Boot ist vorn leck geworden, es trinkt Wasser, und ich darf es gar nicht wagen, noch zwei Mannen aufzunehmen. Aber Denen da hinten am Strande werde ich es sagen, daß sie Euch holen sollen, wenn sich je Einer findet, der sein Boot einem Manne bietet, welcher so vornehm sein will und doch arme Frauen mit dem Stocke schlägt, Fahrzeuge umstürzt, Frauen bespritzt und Kinder in das Wasser wirft. Solche Streiche darf hier kein Bube wagen, sonst bekommt er von seinem Schulmeister Prügel und wird noch obendrein von der Polizei öffentlich ausgepeitscht. Wohl bekomme das Bad, und nun adieu!«

Er segelte davon und bemerkte mit Freuden, daß sämmtliche Fahrzeuge den Strand aufgesucht hatten, um ihm seinen Coup nicht zu verderben. Als er dort ankam, forderte er die Anwesenden auf, den Prinzen abzuholen.

»Fällt uns nicht ein, Junge!« antwortete ein alter Seebär, der ihm die Rechte bieder entgegenstreckte. »Bist ein tüchtiger Kerl und wir werden dafür sorgen, daß Dir nichts geschieht, wenn Dich Der da draußen erfassen sollte. Aber ihn holen, nein! Die Fluth beginnt bereits; sie wird schnell steigen, und er mag ein wenig Wasser kosten, ehe man ihn ins Schlepptau nimmt. Gar zu zart wird das nicht geschehen. Wir haben keine Verpflichtung, ihm das Bad zu verwehren, das Wachboot ist weit draußen außer Sicht und die Rettungsmannen sind alle auf Fang hinaus, denn Alarm kann es nicht geben, weil frei Wetter ist. Sie mögen zappeln!« – —

In einer der schönsten Straßen des Badestädtchens stand, rings von wohlgepflegten Bäumen und duftenden Blumenanlagen umgeben, eine reizende Villa, für welche während der Saison gewiß eine sehr hohe Miethe erzielt wurde. Sie wurde gegenwärtig von dem norländischen General Emil von Helbig und seiner Familie bewohnt.

Helbig war ein sehr verdienter Offizier, bei seinem Könige sehr in wohlerworbener Gunst und daher auch von beträchtlichem Einflusse bei Hofe. Dennoch erschien er dort nicht allzugern. Sein kerniges, zuweilen sogar etwas mürrisches oder auch wohl rauhes Wesen gab ihm ein gewisses Gefühl des Unbehagens in jenen Kreisen, in denen die Umgangsformen am höchsten zugespitzt erscheinen. Er fühlte sich am wohlsten bei sich selbst und hatte auch dafür gesorgt, daß seine nächste Umgebung aus lauter Leuten bestand, die ihm ähnlich waren. Seine Dienerschaft zählte nur lang gediente Soldaten, und besonders war sein Leibdiener Kunz ein wahrer Eisenfresser, der ohne seinen Herrn, wie auch dieser ohne ihn, gar nicht leben konnte. Sie hatten sich in früheren Zeiten auf dem Schlachtfelde kennen gelernt und waren einander bis auf den heutigen Tag in Kriegs- und Friedensjahren treu geblieben. Kunz kannte jede Eigenthümlichkeit seines Herrn, hatte gelernt sich ihr anzuschmiegen und war in Folge dessen ein wahres Spiegelbild des Generals geworden, bei dem er sich aus diesem Grunde mehr erlauben konnte, als einem Andern gestattet gewesen wäre.

Der General saß in seiner Stube, welche von einem dichten Tabaksrauche erfüllt war. Auf der Diele, dem Sopha und den leeren Stühlen lagen elf Hunde von ebenso verschiedener Rae und Größe, die sich in diesem Qualme sehr wohl zu befinden schienen. Vor ihm lag ein Band von General Klausewitz, in dem er eifrig studirte. Da ging die Thüre auf, und mit kräftigem Schritte trat ein Mann ein, den man beinahe mit ihm verwechseln konnte. Beide trugen denselben grauen, militärisch zugeschnittenen Anzug, nur war der des Generals aus einem feineren Stoffe gefertigt. Beide hatten dasselbe Alter, dieselbe Größe, dasselbe kurz verschnittene Haar, denselben martialischen Schnurrbart; aber der Angekommene hatte blos noch das rechte Auge; das linke war ihm in Folge eines Pistolenschusses verloren gegangen. Er klappte die Absätze laut zusammen, richtete sich stramm empor, legte die kleinen Finger an die Nähte seiner Hosen und wartete.

»Kunz!«

»Herr General.«

»Was willst Du?«

»Excellenz haben befohlen jetzt anzufragen, ob wir spazieren gehen wollen, verstanden?«

»Ach so! Ich bin gerade über einem höchst interessanten Buche. Kennst Du es?«

»Was ist es, Excellenz?«

»Der Klausewitz.«

»Ist sehr ausgezeichnet, habe ihn aber nicht gelesen.«

»Woher weißt Du dann, daß er so sehr ausgezeichnet ist, wie Du sagst?«

»Weil Excellenz ihn sonst nicht lesen würden; verstanden?«

»Schön! Wo ist Magda?«

»Auf Rekognition.«

»Wie meinst Du das?«

»Sie wollte einmal sehen, wie es da drüben im Walde aussieht; verstanden?«

»Ich habe Dir doch geboten, sie niemals an solche Orte allein gehen zu lassen, Kunz!«

»Halten zu Gnaden, Herr General, wir müssen das kleine Fräulein so erziehen, daß sie nicht lernt Furcht zu haben! Im Walde hier gibt es keine Tiger und Klapperschlangen; verstanden?«

»Hm! Wo sind meine Schwestern?«

»Auf Vorposten.«

»Wie so?«

»Werden wohl das Hauptquartier verlassen haben, um Junggesellen zu attakiren.«

»Pst, Kunz, das geht Dich nichts an!«

»Halten zu Gnaden, Herr General, das geht mich wohl etwas an! Die Schreia spricht, sie heirathet nie; die Zanka spricht, sie mag keinen Mann, und die Brülla spricht, sie werde als alte Jungfer sterben; dennoch aber fouragiren sie stets nach Schnurrbartspitzen, und wenn sie nichts erwischen, so kommen sie nach Hause, ziehen Sturmmarschgesichter und schreien, brüllen und lärmen mit jedermann, vor allen Dingen aber mit mir. Ich bekomme den Aerger aus erster Hand, und darum geht es mich gar wohl etwas an, wenn sie auf die Suche gehen. Verstanden?«

Helbig lachte. Er selbst hatte nicht wenig unter den Eigenthümlichkeiten seiner Schwestern zu leiden, und darum war es ihm zuweilen recht lieb, daß er in Kunz einen muthigen Verbündeten besaß.

»Wo ist Hektor?« frug er weiter. »Es sind nur elf Hunde hier.«

»Excellenz, das ist wieder so ein Streich von der roth-grün-blauen Dreieinigkeit! Ich merkte, daß der Hektor fehlt, und suchte. Als ich an den Damengemächern vorüberging, hörte ich von drinnen ein fürchterliches Husten, Pusten, Winseln und Niesen. Ich rief den Hund, und der Lärm wurde größer; er war es, aber die Thüren hatte man verschlossen. Nun zwang ich die Kammerjungfer zu öffnen, und was sah ich?«

»Nun?«

»Der Hund stak im Reisekorbe. Die Bibi, die Lili und die Mimi hatten mit ihm spielen wollen, und er kann doch nur das Eichkätzchen leiden, die andern beiden Kreaturen aber nicht. Da hat er die Bibi und die Lili ein wenig gezwickt oder gekniffen, und dafür haben ihm die gnädigen Damen eine Düte Schnupftabak auf die Nase gebunden und ihn in den Korb gesperrt.«

»Alle Wetter, solche Pensionatsstreiche werde ich mir verbitten!«

»Ich auch, Excellenz! Soll ich den Damen auch Schnupftabak aufbinden? Sie müssen auch sehen, wie es einem Viehzeuge dabei zu Muthe ist.«

»Wo ist der Hund?«

»Als ich ihn aus dem Korbe und von dem Schnupftabake befreit hatte, sprang er davon. Er wird sich draußen in der Luft erholen wollen; verstanden?«

»Er kommt von selbst wieder. In einer Stunde gehen wir spazieren. Halte Dich bereit! Kehrt; marsch!«

Kunz machte Kehrt und stampfte hinaus. Draußen blieb er kurze Zeit stehen und schien nachzudenken. Dann eilte er die Treppe hinab nach dem Garten. Dort war der Gärtner bei den Beeten beschäftigt.

»Heinrich, hast Du Zeit?«

»Wozu?«

»Sollst mir schnell etwas holen.«

»Was?«

»Ich brauche Frösche und Kröten.«

»Frösche und Kröten?« frug der Gärtner ganz erstaunt. »Wozu denn?«

»Hm! Du kannst doch schweigen?«

»Unter Umständen.«

»Ich brauche das Viehzeug für unsere Mamsells.«

»Ah, schön, prächtig! Da laufe ich natürlich gleich.«

»Dauert es lange?«

»In einer Viertelstunde einen ganzen Sack voll. Diese Sorte von Fleisch ist hier schnell zu haben. Soll ich auch einige Krabben und Meerspinnen mitbringen?«

»So viel Du erwischen kannst.«

»Gut. Ich eile!«

Höchst befriedigt kehrte Kunz in das Haus zurück und sorgte dafür, daß keine Störung eintreten konnte. Der Gärtner brachte eine ganze Menge der bestellten Thiere. Beide schlichen sich nach dem Zimmer, in welchem Hektor gefangen gewesen war, schütteten den Sack in den Reisekorb aus und entfernten sich dann unbemerkt. Wenn es galt, den Schwestern einen Schabernak zu spielen, so schloß sich sicher keiner von den Leuten aus.