MegapeKaLi

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
MegapeKaLi
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Inhalt

Impressum 2

Aller Anfang ist schwer 3

Erinnerungen 5

Der Rattenfänger 31

Fundsache 34

Jahreswechsel 37

Donnerstage 39

Momo 42

Idylle pur 44

Achterbahn der Gefühle 46

Sweety 50

Eine neue Bunte 54

Zwei Heimatlose 57

Alles ist im Wandel 60

Danke 67

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2022 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99107-748-0

ISBN e-book: 978-3-99107-749-7

Lektorat: Melanie Dutzler

Umschlagfoto: R. Luckmann

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

Innenabbildungen: R. Luckmann

Autorenfoto: XXXXXXXXXXX

www.novumverlag.com

Aller Anfang ist schwer

Aller Anfang ist schwer – das wird schon seit über 1000 Jahren so einfach gesagt, aber wo und wann ist der richtige Anfang?

Ich bin keine „Schreiberin“, doch fühlte ich mich manchmal in diese Nische gedrängt. Das A vom Anfang haben sozusagen unsere ersten beiden Katzenkinder – Ruby und Rawi geschrieben. Kamen Freunde, Verwandte, oder Nachbarn zu Besuch, erschienen die beiden Katzen auf der Bildfläche. Nach einer gewissen Zeit – es war schon fast zur Routine geworden – kam die Frage: „Na, was habt Ihr denn inzwischen wieder alles angestellt?“

Es kam ja auch immer etwas Neues hinzu. Irgendwann sagte ein Freund meines Mannes: „Schreib doch alles mal auf, das ist so interessant.“ Oder: „Hast du schon alles aufgeschrieben? Die Zeitungen suchen doch manchmal solche kleinen Geschichten.“

Als mein Mann vor vielen Jahren von einem Verlag den Auftrag erhielt, ein Fachbuch über den Guppy zu schreiben, hatte er eine bestimmte Grundlage. Mein Mann war einer der Punktrichter bei nationalen und internationalen Guppyausstellungen und veranstaltete Seminare und Kurse. Dabei war die Genetik das Hauptthema. Er war auch Anfang der 1980er Jahre mehrere Male auf dem Hochkar in Österreich dabei, als die internationalen Bewertungsregeln für die Guppyausstellungen neu aufgestellt wurden. Dabei lernte er auch Guppyzüchter aus der DDR und vielen anderen Ländern kennen, was sehr interessant war. Die Züchter aus der DDR durften ja nicht zu uns in die BRD reisen, doch Österreich war kein Problem.

Von einem Verlag war jemand auf meinen Mann aufmerksam geworden, wohl wegen seiner Kenntnisse über die Genetik. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es zwar schon viele Bücher über diesen kleinen Fisch, auch „Millionenfisch“ genannt, doch es gab noch kein Buch, in welchem einem Zuchtanfänger die Genetik (Vererbungslehre) von Anfang an und in einzelnen kleinen Schritten auf einfache Art erklärt wurde.

Mein Mann musste nicht lange überlegen, denn die Vererbungslehre hatte ihn schon als Kind sehr interessiert. Damals waren es zwar Pferde, die sein Interesse für die Genetik weckten, doch später war an Pferdezucht nicht zu denken. Jedoch wurde er einige Male von Pferdezüchtern der Umgebung zu Hengstauktionen eingeladen oder um seine Meinung oder seinen Rat gefragt, welcher Hengst zu welcher Stute passte. So nahm er manches Mal an diversen Veranstaltungen teil, z. B. in Celle, Verden oder Marbach.

Wie schon erwähnt, fesselte ihn die Vererbungslehre schon immer sehr, und mit dem Guppy konnte er sich „austoben“. Es ist ja auch ein spannendes, aufregendes Thema. Der Guppy soll der einzige Fisch sein, welcher genetisch verändert werden kann. Er hat genau so viele Chromosomenpaare wie der Mensch (23). Und mit X- und Y-Chromosomen hatte sich mein Mann schon lange beschäftigt. Er erklärte es mir einmal so (ich glaube, es war etwas übertrieben): „Wenn du einen lilafarbenen Guppy mit gelben Flossen haben möchtest, kannst du das durch Selektion irgendwann erreichen.“

Einmal brachte ein Guppyfreund meinem Mann von einer Reise Wildguppies aus Amerika mit. Diese sind ja völlig farblos. Mein Mann versuchte über viele Generationen, Farbe auf diese Guppies zu bringen.

Aber bei mir spielte die Liebe zu Katzen eine Rolle. Doch Me-ga-pe-Ka-li, meine ganz persönliche Katzenliebe, für jemanden aufschreiben? Nein, habe ich gedacht, das interessiert doch niemanden. Außerdem war das alles für einen kurzen Artikel in der Zeitung zu viel. Dies war jedenfalls meine Meinung.

Und nach geraumer Zeit, als wieder einmal im kleinen Freundeskreis die Frage kam: „Hast du schon etwas geschrieben?“, habe ich es mir doch überlegt und fing einfach an, zu erzählen bzw. meine Erlebnisse auf Papier zu bringen.

Dafür musste ich erst einmal in meiner mit vielen beschriebenen, kleinen Zetteln gefüllten Kiste stöbern, nicht ahnend, dass mit diesen Erlebnissen meine Erinnerungen zurück bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges geweckt wurden.

Erinnerungen

Herbst – ein trüber Sonntagmorgen. Genauer, es war der 8. November, und nichts, aber auch gar nichts deutete auf irgendetwas Außergewöhnliches oder Besonderes hin. Also ein schöner gemütlicher Herbstsonntag, vielleicht ein Spaziergang durch buntes raschelndes Laub? Ja, das war schon verlockend.

Das Frühstück stand auf dem Tisch. Als das Kaffeewasser kochte, kam mein Mann in die Küche: „Schalte den Wasserkocher mal ab, wir fahren vorher noch weg.“

Auf meinen fragenden Blick erwiderte er nur: „Lass dich überraschen.“

Als wir im Auto saßen, sagte mein Mann: „Du wolltest doch immer eine Katze. Das Tierheim hat auch sonntags bis 10 Uhr geöffnet.“

Ich schluckte und war erstmal sprachlos. „Du warst doch bis jetzt immer gegen eine Katze, wegen der Vögel im Garten“, sagte ich.

„Ich habe mich ein bisschen schlau gemacht, Katzen sind ja auch nützlich. Lass uns jetzt mal schauen“, entgegnete mein Mann.

Während dieser kurzen Fahrt bis zum Tierheim wurden Jahrzehnte meines Lebens durcheinander gewirbelt, meine Gedanken wanderten zurück in meine Kindheit. Vertreibung aus der Heimat, Niederschlesien, nicht begreifend, warum die ganze Aufregung. Ein Blick zurück zu meiner Katze, die uns hinterherlief. Warum durfte meine Katze nicht mit? Ich bekam damals keine Antwort.

„Wir sind da“, hörte ich die Stimme meines Mannes. Es dauerte einen Moment, bis ich wieder in der Gegenwart war. Mein Herz raste vor Aufregung, ich war plötzlich so hoffnungsvoll, spürte fast die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch. Vielleicht war im Tierheim ein Kätzchen, welches auf mich wartete? Ein Wunder an diesem trüben Herbstmorgen?

Wie drückte es Toulouse-Lautrec einmal aus? „Der Herbst ist der Frühling des Winters.“

Beschwingt gingen wir zum Eingang des Tierheimes und äußerten unseren Wunsch.

„Es tut mir leid, aber im Moment haben wir keine Kätzchen abzugeben“, sagte die Dame. „Das heißt, wir haben kleine Kätzchen, doch sie sind alle krank, sie haben Katzenseuche und sollen morgen erlöst werden.“

Des Weiteren erklärte uns die Dame, dass die Hunde im Tierheim morgens und abends auf dem Gelände Freilauf hatten, um sich ein bisschen austoben zu können. Bei diesem Freilauf am vergangenen Sonntag stöberten die Hunde am Ende des Zaunes eine Kiste mit fünf kleinen Kätzchen auf. Jemand hatte sie in der Nacht wohl einfach über den Zaun geworfen.

„Es war ein großes Glück für die Kleinen, dass eine Katze hier zwei Tage zuvor ihre Jungen verworfen hatte und diese kleinen aufgestöberten Kätzchen hier von ihr angenommen wurden. Doch der Tierarzt stellte bei der ersten Untersuchung fest, dass sie alle schwerkrank sind.“

Eine Katze miaute. Ich wollte kämpfen! So nah dran und kein Kätzchen für mich?

„Darf ich sie mal sehen?“ fragte ich.

Mich traf ein erstaunter Blick. Wer hatte schon Interesse an so kranken Tieren? „Natürlich, doch es ist wirklich zwecklos“, erwiderte die Dame.

Der Anblick war herzzerreißend. Die Augen waren bei allen verklebt, vereitert, teils mit Krusten verschlossen, ebenso Nasen und Ohren. Einfach schlimm, so etwas zu sehen. Bei einem kleinen Kätzchen schleifte das kleine Bäuchlein am Fußboden entlang, sie tat mir so leid.

In ein Kätzchen hatte ich mich trotzdem verliebt. Oder war es Mitleid? Ich fragte: „Könnte ich es nicht wenigstens versuchen?“

 

Wieder ein erstaunter Blick zu mir, und nach kurzem Überlegen entgegnete die Dame: „Das können Sie, doch es gibt kaum Hoffnung und macht sehr, sehr viel Arbeit.“

Ich war nicht mehr zu bremsen und wollte dieses „Würmchen“ retten. Die Dame notierte sich unsere Adresse und Telefonnummer. Sie holte einen kleinen Karton, setzte das Kätzchen hinein und ich lief ganz vorsichtig mit meiner Fracht zum Auto. Glücklich saß ich mit dieser kleinen Schachtel auf meinen Beinen neben meinem Mann auf der Fahrt nach Hause.

Das Frühstück musste warten, die Katze ging vor. Ich suchte eine flache Kiste und holte Sand aus dem Garten, welchen wir noch vom Bau unseres Hauses liegen hatten. Das kleine erbärmliche Etwas legte ich auf eine Decke, stellte ein Schälchen mit Wasser dazu und nun hieß es abwarten.

Nun war das Sonntagsfrühstück an der Reihe. Die Eier waren inzwischen kalt, schmeckten aber auch so. Ich warf immer wieder einen Blick zu dem kleinen Wesen. Sie bewegte sich nicht, lag einfach nur da.

Während wir frühstückten, inzwischen war es ja schon fast Mittag, erschien unser Sohn auf der Bildfläche. Als er die Katze erblickte und eine Weile beobachtete, rutschte ihm nur ein „Ach, du Schreck!“ heraus.

Das war schon ein aufregender Tag, und so huschten vor dem Einschlafen meine Gedanken wieder in meine Kindheit, in meine Heimat nach Schlesien. Vor der Vertreibung die vielen Bombenangriffe, Fliegeralarme. Bei einem Alarm mussten alle Menschen immer schnell in einen Keller. Kam ich nicht schnell genug mit, packte mich jemand und schleifte mich mit, hob mich manchmal über etwas. Irgendwann erfuhr ich, dass dieses Etwas tote Menschen waren. Unbeschreiblich! Es war nur entsetzlich, grausam, Aufregung pur, Chaos – und immer wieder diese lauten Schreie, welche sich in meinem Inneren bis heute verankert haben.

Als wir nach einem Bombenalarm wieder einmal in einem Keller saßen, begann mein älterer Bruder, mit einem Stöckchen Striche auf den Untergrund zu ziehen. Ich glaube, er sollte mich ablenken. So erklärte er mir langsam das ABC, viele Buchstaben haben ja gerade Linien und bei E oder F musste man nur zwei Rundungen daran malen und so war es ein B oder P. So ging es immer weiter. Aus einem V wurde, auf den Kopf gestellt und ein kleiner Strich in der Mitte, ein A. Allerdings lernte ich nur große Buchstaben. Mein erstes gekritzeltes Wort auf dem Kellerboden war LAUBAN, unsere Heimatstadt.

Sobald ich später einen Zettel und Bleistift bekam, notierte ich nur Worte mit Fragezeichen. Alles, was ich nicht verstand und oft unerträglich anzusehen war, erfragte ich danach. So ist es bis heute geblieben, alles, was mich emotional beschäftigt, ob positiv oder negativ, schreibe ich auf, um es besser verarbeiten zu können.

Montagmorgen, wieder im Jetzt, musste ich natürlich zuerst zu dem Kätzchen sehen. Es war das gleiche Bild wie am Sonntag, sie lag einfach nur da.

Kurz darauf klingelte das Telefon, ich erschrak, als eine sehr laute Stimme erklang: „Sind Sie wahnsinnig??? Ich komme eben in das Tierheim, um die Kätzchen zu erlösen, und erfahre, dass Sie eine davon mitgenommen haben.“ Es war der Tierarzt.

Ich versuchte zu erklären und fügte traurig hinzu: „Aber sie rührt sich nicht, sie liegt einfach nur da.“

Es war still in der Leitung, lange still, endlich hörte ich den Tierarzt: „Eine Möglichkeit wäre, Sie holen ihre Ziehmutter.“

Gesagt, getan! Mein Mann war noch zu Hause, also fuhren wir schnell, bevor er zur Arbeit musste, zum Tierheim und holten die Ersatzmutter, eine riesengroße schwarze Katze.

Die Kleine wollte gleich zu ihr, doch das schwarze „Ungeheuer“ fauchte nur und biss sie weg. Es sah schon makaber aus, die Riesenkatze und diese Handvoll krankes Fell.

Am späten Nachmittag rief ich den Tierarzt an und berichtete ihm das Beobachtete (wir kannten uns, unsere Söhne gingen früher zusammen in den Kindergarten).

„Habe ich mir schon fast gedacht“, antwortete er, „diese kurze Zeit hat zur Entfremdung geführt.“

Es entstand eine lange Pause. Endlich hörte ich seine Stimme wieder: „Mein Vorschlag: Wenn Sie meinen, Sie müssen so etwas tun – da ist noch so eine kleine Katze, die Schwester von der, die Sie mitgenommen haben, die ist noch schlimmer krank, hat dazu noch einen Nabelbruch. Sollte das Wunder geschehen und Sie schaffen es, könnte ich diese Katze später operieren und an jemanden vermitteln. Ich helfe Ihnen mit Medikamenten, aber die Pflege und Versorgung liegen in Ihren Händen.“

Ich stimmte allem zu, war so voller Hoffnung. Der Arzt gab mir einige Ratschläge, was ich noch so alles tun könnte.

Als mein Mann von der Arbeit nach Hause kam, brachten wir die „Riesenkatze“ in das Tierheim und holten dafür die andere kleine Katze. Es war genau die Katze, welche mir am Sonntagmorgen am meisten leidgetan hatte. Doch bei dieser glaubte ich nicht, sie retten zu können, so krank wie sie aussah, das ganze kleine Gesicht nur vereitert, der Bauch schleifte zwischen den kleinen Beinchen hin und her. Doch ich wollte helfen, also nahmen wir diese kleine Patientin mit.

Zu Hause legten wir sie sanft neben ihre Schwester. Wie schön, die beiden kuschelten sich sofort zusammen. Ich freute mich und musste vor Freude weinen. Kurz danach fraßen sie sogar, ich war glücklich. So neigte sich dieser aufregende Tag dem Ende zu und meine Gedanken gingen wieder auf Zeitreise, in meine Kindheit.

Einmal nachts nach vielen tieffliegenden Bombern war der Himmel plötzlich blutrot. Alle Menschen schrien, hasteten in irgendeinen Keller. Später wurde gesagt, Dresden brannte.

Für ein Kind war alles unbeschreiblich aufregend. Was bedeutete „Dresden brennt“?

Nach dem Brand in Dresden fielen zwar nur noch wenige Bomben, doch die Aufregung endete nicht.

Warum sind Erinnerungen so hartnäckig? Nach aufwühlenden, erinnerungsträchtigen Nächten wachte ich manches Mal zerstreut auf und war erleichtert, dass es nur Erinnerungen waren.

Der Kampf um die Gesundheit meiner kleinen Katzen begann. Mehrmals täglich wickelte ich jeweils eine Patientin in ein Tuch. Nur das Köpfchen blieb frei, denn die kleinen Krallen waren scharf und was ich tun musste, bereitete ihnen große Schmerzen. Ihre Augen und Nasen tupfte ich ab und holte möglichst viel Krabbelndes aus den Ohren – wie gut, dass es Wattestäbchen gab. Die beiden hatten Hunger und begannen zu fressen, doch alles, was sie auch fraßen, kam an zwei Stellen wieder heraus.

Ich zitterte selbst, es tat mir so leid, doch es musste ja sein. Erstaunlich war, dass sie nach jeder Behandlung flohen und flugs nach kurzer Zeit wieder auf meinen Schoß hopsten. Sie spürten wohl, dass nichts Schlimmes hinterher kam und die Behandlungen gut für sie waren.

So fiel ich vor dem Einschlafen immer wieder in die Erinnerungen.

Schon ein paar Tage nach dem Brand in Dresden wurden wir aus unserer Wohnung geholt, nein, nicht geholt, wir wurden gezwungen, heraus zu kommen. So ist es oft geschehen.

Von 1945 bis 1947 wurden wir 11-mal aus der jeweiligen Wohnung geholt, in der wir Unterschlupf gefunden hatten, so sagte meine Mutter. In Erinnerung sind mir so einige geblieben.

Nachts wurden Türen eingeschlagen, wir mussten alle raus, so wie wir waren, nur in Nachtwäsche, und es war manchmal sehr eisig. Die Leute, die uns hinaus schubsten, waren alle gleich angezogen. Mir machten sie große Angst, jeder von ihnen hatte so einen langen Stab in der Hand. Mit diesem wurde auch manchmal nachgeschlagen, wenn es nicht schnell genug ging. Irgendwo stand ein Lastwagen oder ein Pferdewagen kam, und wir wurden weggebracht. Mal kamen wir in eine Kirche, in ein Kloster, auch zweimal in die Tschechei, nach Rumburg.

Wir hatten in Lauban zwei Katzen, eine gescheckte Katze (Susi) und einen schwarzen Kater (Peterle). Durften wir wieder in unsere Stadt zurück, in unsere Straße, erschienen nach kurzer Zeit auch die Katzen wieder, obwohl wir ja fast immer in einer anderen Wohnung Zuflucht fanden, in der die Türen noch abzuschließen waren.

Einmal brachte uns ein Pferdefuhrwerk zu einem verlassenem Bauernhof. Alle Türen und Fenster waren kaputt, es war schlimm. Von dem Bauernhof konnten wir nach kurzer Zeit auch wieder zurück, mussten aber zu Fuß gehen. Die ganze Straße war voller kleiner Löcher. „Tretet ja nicht in so ein Loch! Da sind Minen drin.“ Was Minen waren, wusste ich bis dahin nicht, begriff aber bald danach, dass es etwas ganz Schlimmes war.

Plötzlich war weit vor uns ein Knall, ohrenbetäubender Lärm. Alle Menschen blieben stehen, alle stockten und warteten. Nach geraumer Zeit liefen alle langsam weiter, wir konnten kaum etwas sehen, nur stinkender Rauch kam uns entgegen. Später wurde gesagt, dass ein Pferdefuhrwerk mit Flüchtlingen auf eine Mine gefahren sei.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?