DNA

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Aus der Reihe: Wer den Wolf zähmt #4
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K. Krista

DNA

PREDATOR

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Inhaltsverzeichnis

Titel

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

ZWEIUNDZWANZIG

DREIUNDZWANZIG

VIERUNDZWANZIG

FÜNFUNDZWANZIG

SECHSUNDZWANZIG

SIEBENUNDZWANZIG

ACHTUNDZWANZIG

NEUNUNDZWANZIG

DREISSIG

EINUNDDREISSIG

ZWEIUNDDREISSIG

DREIUNDDREISSIG

VIERUNDDREISSIG

FÜNFUNDDREISSIG

SECHSUNDDREISSIG

SIEBENUNDDREISSIG

ACHTUNDDREISSIG

NEUNUNDDREISSIG

VIERZIG

EINUNDVIERZIG

ZWEIUNDVIERZIG

DREIUNDVIERZIG

VIERUNDVIERZIG

FÜNFUNDVIERZIG

SECHSUNDVIERZIG

SIEBENUNDVIERZIG

ACHTUNDVIERZIG

NEUNUNDVIERZIG

FÜNFZIG

EINUNDFÜNFZIG

ZWEIUNDFÜNFZIG

DREIUNDFÜNFZIG

VIERUNDFÜNFZIG

FÜNFUNDFÜNFZIG

SECHSUNDFÜNFZIG

SIEBENUNDFÜNFZIG

EPILOG

Impressum neobooks

EINS

DNA

PREDATOR

Wer den Wolf zähmt

Ein Roman

von

K. Krista

Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin,

dass du dein Leben ändern kannst,

indem du deine Geisteshaltung änderst.

Albert Schweitzer

***

Eines der traurigsten Dinge im Leben ist,

dass ein Mensch viele gute Taten tun muss,

um zu beweisen, dass er tüchtig ist,

aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu

beweisen, dass er nicht taugt.

George Bernard Shaw

ERSTER TEIL

Je länger Nikolai Gagarin an Nicoles Bett sitzt, umso ärgerlicher wird er. Tausendmal hat er sich in seiner Fantasie vorgestellt, was er Nicole antuen wird, hat er sie endlich in seiner Gewalt und nun, als er am Ziel seiner Träume ist, ändert sich auf einmal alles. Er schafft es nicht, seine destruktiven Fantasien in die Tat umzusetzen.

Bereits als er das erste Mal allein mit ihr im Zimmer war und seit dem war er viele Male hier, spürt er eine Veränderung in seinem Verhalten ihr gegenüber. Zu seinem eigenen Erstaunen musste er feststellen, dass er sich zu Nicole hingezogen fühlt. Eine Erfahrung, die völlig neu für ihn ist, ihn verunsichert und zunehmend verärgert.

Nikolai sind Gefühle wie Zuneigung und Freundschaft fremd.

Für ihn sind positiv besetzte Gefühle gleichbedeutend mit Schwäche, stellt er nur im Ansatz solche Empfindungen bei sich fest, wird er wütend, meist jedoch nicht auf sich selbst, sondern auf denjenigen, der diese Gefühle in ihm hervorruft.

Nikolai verlor bereits als Kleinkind, seine Mutter. Sie verunglückte bei einem Fallschirmsprung tödlich. Ein herber Verlust, den er allein mit sich ausmachen musste, da sein Vater, der über den Tod seiner Frau nicht hinwegkam, den Jungen in die Obhut von Dr. Maikow gab, der fortan zu seinem Ziehvater wurde. Das Trauma des frühen Todes seiner Mutter und der gleichzeitige Verlust des Vaters hat die Psyche des Jungen sehr verletzt. Er fühlte sich allein gelassen, ungeliebt und verstoßen. Das Urvertrauen, welches in dieser Phase eines Kindes durch die Verlässlichkeit in die Eltern geprägt wird, wurde bei Nikolai umfassend gestört. Vielleicht hätte seine Psyche heilen können, wäre ein anderer Mensch, als Dr. Maikow in sein junges Leben getreten.

Dr. Maikow war der Arbeitgeber von Nikolais Vater, ja mehr noch, er war der Grund dafür, dass seine Mutter sterben musste, was Nikolai jedoch niemals erfahren hat. Der Arzt war seinerzeit fasziniert von Professor Nikita Gagarins Gehirnforschung, insbesondere von seiner Erfahrung auf dem Gebiet der soziopathischen Störung.

Dr. Maikow erkannte fast augenblicklich, dass ihm diese Forschung sehr von Nutzen sein könnte. So setzte er alles daran, Professor Gagarins uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu bekommen. In Dr. Maikows krankem Hirn, war der Tod der geliebten Frau die beste Möglichkeit, ihn ohne Ablenkung, in seine Forschung einzubinden und er sollte recht behalten.

Professor Gagarin arbeitete Tag und Nacht an seinem Forschungsgebiet. Nur so konnte er den Schmerz über den Tod seiner geliebten Frau verarbeiten und weiterleben. Er schaffte es in dieser Zeit nicht für seinen Sohn da sein, da es ihm kaum gelang, sich selbst am Leben zu erhalten. Der Professor glaubte seinen Sohn bei Dr. Maikow in den besten Händen. Viel zu spät wurde ihm klar, dass er einen großen Fehler begangen hat. Einen Fehler, den er mit seinem Leben bezahlte.

 

Der Begriff Soziopath wird heute kaum noch verwendet. Am ehesten ist Soziopathie mit dem modernen Begriff der dissozialen Persönlichkeitsstörung gleichzusetzen. Personen, die an dieser Störung leiden, fallen oft durch eine geringe Frustrationstoleranz auf, neigen zu aggressivem oder gewalttätigen Verhalten und zeigen eine klare Ablehnung gegen sämtliche soziale Normen, oder Regeln. Verpflichtungen sind ihnen lästig und meist sind sie unfähig, sich in andere hinein zu versetzten. Prof. Gagarin hatte während seiner Forschung festgestellt, dass dieser Zustand auch künstlich, durch eine Operation an der Amygdala, dem sogenannten Mandelkern im Gehirn, hergestellt werden könnte und er lässt sich von Dr. Maikow dazu überreden, in diese Richtung weiter zu forschen.

Dr. Maikow, war ein sadistischer Arzt mit einem „Gottkomplex“, besessen von dem Gedanken, die Welt zu beherrschen. Von der Idee ausgehend, dass der Mensch nur einen winzigen Teil seines Gehirns tatsächlich nutzt, es jedoch, unter Umständen möglich wäre, ein größeres Potenzial zu nutzen, hatte er damit begonnen, mental begabte Personen, meist Kinder aus Heimen zu entführen, um ihre Fähigkeiten durch Medikation und wenn nötig durch Gewaltanwendung zu verstärken.

Dazu muss man wissen, dass das russische Volk, dem Gedanken, dass es Dinge wie – Gedankenübertragung und/oder Telekinese gibt, weit näher steht, als dies der Europäer im allgemeinen tut. Der Arzt suchte deshalb seine Opfer in Sanatorien und Einrichtungen für geistig Behinderte, da er davon ausging, dass Personen, deren Diagnose Schizophrenie lautet, oft falsch war.

Tatsächlich war sein Gedankengang nicht gänzlich abwegig, denn heute weiß man, dass einige Formen des Autismus eine Art von Schizophrenie darstellt und ferner ist inzwischen bekannt, dass einige Autisten außerordentliche Leistungen auf ganz speziellen Gebieten erbringen können. Man nennt diese Personen dann auch „Inselbegabte“, es gibt unter ihnen Autisten, die sich eine komplexe, hochkomplizierte mathematische Aufgabe nur kurz betrachten müssen, um sie sofort lösen zu können. Inselbegabungen machen sich auch gehäuft in künstlerischen Bereichen bemerkbar. Im Computersprachbereich wurden bereits erstaunliche Fähigkeiten von Autisten festgestellt.

Da es dem Arzt jedoch nicht gelang, mentale Fähigkeiten nach seinen Wünschen zu steigern, verfiel er auf die Idee, durch Prof. Gagarins Forschung eine „Armee“ von gefühlskalten, furchtlosen und gewalttätigen Soldaten zu erschaffen. Er steigerte das Ganze noch dahingehend, dass er den Probanden Adrenalin zuführte, welches die Aggressivität um ein Vielfaches steigerte. Das Ziel eine unbesiegbare „Armee“ zu er-schaffen wäre zu realisieren gewesen, hätte Dr. Maikow sich damit zufrieden gegeben. Als jedoch einer seiner Ärzte, Prof. Dr. Juan Jintao, Erfolge bei der Übertragung von tierischen DNA in die menschliche erzielte, erkannte der Arzt ein noch viel größeres Forschungsfeld. Vor allem, als ihm zu Ohren kam, dass bei einer der Behandelten, die Gene mutieren, setzte er alles daran, sie in seine Gewalt zu bekommen.

***

Dr. Maikow nahm den kleinen Nikolai in seine Obhut, nicht zuletzt deshalb, weil er sich dadurch den Bedingungslosen Arbeits- und Forschungseinsatz seines Vaters sicherte. Die Jahre vergehen und der Arzt merkt sehr schnell, dass der Junge sehr intelligent ist und mangels anderer Bezugspersonen, mit einer großen Verehrung und schon fast hündischen Liebe an ihm hängt. Dem Arzt schmeichelte dies sehr, weit davon entfernt, so etwas wie Liebe für den Jungen zu empfinden, gab er ihm jedoch Halt und Sicherheit.

Da Dr. Maikow Psyche sadistische Tendenzen aufwies, war es ihm unmöglich dem Jungen Mitgefühl, Geborgenheit, Vertrauen und Liebe zu vermitteln, sodass diese Ge-fühle für Nikolai heute völlig fremd sind und sobald sie in einigen wenigen Momenten zu Tage treten, von ihm als negativ bewertet werden. Deshalb verwundert es nicht, dass Nikolai Gagarin als junger Erwachsener alle positiven Gefühle als Schwäche aus-legt. Sie machen ihn wütend, denn wer möchte gern schwach sein.

Er will wütend auf Nicole sein, doch nicht einmal das schafft er.

In ihrer Nähe fühlt er sich wohl, wenn er, wie jetzt ihre Hand in der seinen hält, hat er das Bedürfnis sie zu streicheln. Ihre Hände sind so weich und warm, er genießt jede Minute, die er mit ihr verbringen kann. Bis ihm bewusst wird, dass dieser Genuss ein Gefühl der Schwäche ist. Wütend stößt er ihre Hand von sich, redet sich ein, dass der Tag endlich gekommen ist, an dem er sich an ihr vergehen kann. Monatelang hat er sich vorgestellt, wie es wohl ist, wenn er die gefesselte und ohnmächtige Nicole missbraucht.

Fast gewaltsam muss er sich aus dem Stuhl hochstemmen – jetzt oder nie.

Da schlägt Nicole die Augen auf.

Erschrocken tritt Nikolai einen Schritt vom Bett zurück, um dann ganz langsam wieder heran zu treten.

Nicole lächelt. Ihre grünen Augen leuchten, noch niemals hat Nikolai ein solch intensives Grün gesehen. Fasziniert kann er den Blick nicht von ihr abwenden. Zu seiner eigenen Überraschung erwidert er das Lächeln. Er sieht wie Nicole versucht etwas zu sagen, doch es kommt kein Ton über ihre Lippen. Zu lange lag sie im Koma, ihre Kehle ist ausgetrocknet, das Sprechen scheint unmöglich.

Nikolai greift nach einem Glas Wasser, welches auf dem Nachtisch neben dem Bett steht und führt es sanft an ihre Lippen. Ganz leicht nur benässt er ihren Mund. Eine zärtliche Geste, die Nikolai so sehr überrascht, dass er von diesem, ihm unbekannten Gefühl überwältigt, das Glas schnell wieder zurückstellt und fast fluchtartig den Raum verlässt.

Verwirrt und schockiert von seiner eigenen Reaktion, läuft er in sein Büro, wo er zum Telefon greift und den Arzt, der für die Genesung von Nicole verantwortlich ist, davon in Kenntnis setzt, dass Nicole aus dem Koma erwacht ist.

***

>>Wieso hast du mich nicht sofort geweckt, als Nicole aufgewacht ist?<<

Ärgerlich steht Olga vor Nikolai Gagarin und schnauzt ihn an.

>>Sorry meine Kleine<<, entgegnet der Arzt freundlich, ohne auf ihren patzigen Ton einzugehen. >>Ich wollte dich nicht wecken, jetzt, da Nicole endlich aus dem Koma erwacht ist, sah ich wirklich keine Eile. Sie braucht die nächsten Tage noch viel Ruhe, wir sollten sie so viel wie möglich schlafen lassen, umso schneller wird sie wieder gesund und das ist es doch, was wir alle wollen. Setzt dich zu mir, ich wollte sowieso mit dir sprechen. Es ist davon auszugehen<<, beginnt er nachdenklich, >>dass Nicole aufgrund ihrer Kopfverletzung ihr Gedächtnis verloren hat, ihre Reaktion auf mich, als sie aufgewacht ist, hat mir sehr deutlich gezeigt, dass sie nicht weiß wer ich bin. Das Selbe wird für dich gelten. Davon ausgehend, dass wir vor ihrer Verletzung keine Freunde waren und ich in den letzten Wochen feststellen konnte, dass es dich freuen würde, könnte sie bei uns bleiben, müssen wir sie belügen. Das verstehst du doch sicher?<<

Ohne eine Antwort des Mädchens abzuwarten, fährt Nikolai fort.

>>Nicole ist ein Mutant, ebenso wie du Olga, was liegt also näher, als zu behaupten, ihr wärt Schwestern? Du wirst sie im Auge behalten müssen. Wir gehen zwar davon aus, dass ihre Erinnerung gänzlich gelöscht wurde, doch ganz sicher kann man sich nie sein. Nicole darf sich auf keinen Fall daran erinnern, wer sie ist und woher sie kommt. Wenn du verhindern möchtest, dass ich sie wieder wegschicke<<, oder schlimmeres, fügt er ihn Gedanken hinzu, >>dann musst du meine Augen und Ohren sein. Sobald du auch nur den kleinsten Verdacht hast, sie könnte sich erinnern, musst du mir sofort Bescheid geben. Kann ich mich auf dich verlassen?<<

>>Aber sicher<<, erwidert Olga aufgeregt.

>>Ich habe endlich jemanden gefunden, der so ist wie ich. Du kannst auf mich zählen, ich werden alles dafür tun, dass sie sich an nichts mehr erinnert. Die Idee mit den Geschwistern ist gut. Ich ersetze in meinen Erinnerung Viktor gegen Nicole, dann werde ich mich auch nicht verplappern<<, fügt das Mädchen lächelnd hinzu.

Nikolai hat ihre größte Angst intuitiv erfasst.

Olga möchte Nicole nicht mehr verlieren. Seit sie ihren Bruder verloren hat, bessergesagt, er sie verlassen hat, fühlt sich das Mädchen sehr einsam und allein. Viktor wollte nicht mehr bei Nikolai bleiben, wollte ihr weis machen, dass Nikolai sie Beide nur ausnutzt, ja dass der Arzt es sogar auf sie abgesehen hätte.

Was für ein Quatsch. Nikolai ist der Sohn ihres Vaters Dr. Maikow, gut er war nicht ihr richtiger Vater, sie ist in einem Heim aufgewachsen, zusammen mit Viktor, der auch nicht ihr richtiger Bruder ist, doch sie sind mit den Jahren Bruder und Schwester geworden und nach Dr. Maikows Tod hat Nikolai sie aufgenommen. Viktor spinnt, wenn er denkt, Nikolai hätte ein anderes, als ein väterliches Interesse an ihr. Nikolai hat ihnen erzählt, dass Nicole böse ist, dass sie Dr. Maikow umgebracht hat, was wohl auch stimmt, doch jetzt, wo sie nicht mehr weiß wer sie ist, ist sie wahrscheinlich auch nicht mehr böse.

Schon als ich ihr das erste Mal begegnete, wusste ich, wir sind gleich. Ein Blick in ihre Augen hatte genügt und auch wenn ich es anfangs nicht wahr haben wollte, so war doch sofort klar, dass uns etwas ganz einzigartiges verbindet. Seit Nicole hier ist, war ich fast jeden Tag an ihrem Bett und habe gebetet, dass sie wieder aufwacht, habe ihre Hand gehalten, mit ihr gesprochen und nicht nur einmal gespürt, dass sie meine Hand gedrückt hat. Ich wusste, irgendwann wird sie wieder aufwachen.

Ich bin nicht mehr allein und nichts und niemand wird mir Nicole wieder weg nehmen.

ZWEI

Gedankenverloren sitzt Dr. Nikolai Gagarin an seinem Schreibtisch und lässt eher unbewusst einen Stapel Unterlagen durch seine Finger gleiten, als ihn plötzlich eines der Blätter aus seiner Starre reißt. Der letzte Testbericht über den Freiluftversuch seines Virus. Wütend wirft er das Blatt zurück.

Alexander Gudoy lebt.

Verdammt, bei allem was in der letzten Zeit schief gegangen ist, war dies doch der herbste Rückschlag. Seine Idee, der Welt eine Pandemie zu bescheren, kann er in die Tonne treten. Dabei hatte alles so erfolgversprechend begonnen.

Er hat es fertig gebracht, den Virologen Alexander Gudoy so zu manipulieren, dass dieser ein Gegenmittel gegen einen vollkommen neuen Virusstamm, bestehend aus einer Kreuzung von Ebola, Typhus und Lepraviren, kreierte. Die gestarteten Versuche waren außerordentlich erfolgreich und haben seine Erwartungen sogar noch übertroffen. Anhand der Forschungen von Gudoy, beauftragte Dr. Gagarin einen weiteren Virologen, aus den drei unterschiedlichen Virusstämmen, einen neuartigen, tödlichen Virus zu erschaffen. Zu Beginn erschien alles so einfach.

Dr. Nikolai Gagarin stellte mit Hilfe von Svetlana, der Schwester von Alexander Gudoy, Nicole eine Falle. Als er den Virologen nicht mehr benötigte, manipulierte er diesen dahingehend, dass Nicole Arnold seine Schwester entführt hätte. Wohlwissend, dass Alexander sich sofort auf die Suche nach Svetlana machen würde. Geplant war nun, den Arzt durch einige seiner Leute ermorden zu lassen. Im Grunde eine sehr einfach Angelegenheit, doch er hatte die Rechnung ohne Nicole gemacht.

Der Virologe überlebte und als, was leider nicht zu vermeiden war, einiges über seine Tests mit dem Virus in der Presse durchsickerte, machte sich der Arzt sofort daran, an seinem Gegenmittel zu arbeiten. Alle Mühe war umsonst.

Nikolai schäumt noch heute vor Wut, wenn er darüber nachdenkt, wie schief alles gelaufen ist. Sein einziger Lichtblick – Nicole.

Sein Ziehvater Dr. Maikow, würde sich vor Lachen im Grabe herumdrehen, wüsste er um das Versagen seinen Ziehsohnes. Für ihn gab es, nachdem er von der Genmutation bei Nicole erfahren hatte, nur ein einziges Ziel – weitere Mutanten zu erschaffen.

Nikolai konnte sich nie für diesen Gedanken erwärmen, er setzte all seine Kraft in die Behandlung der „modifizierten“ Soldaten. Er hatte einige Jahre Seite an Seite mit seinem Vater Prof. Gagarin an der Manipulation der Amygdala geforscht und mit der Adrenalinpumpe im Bauchraum, die Aggressivität der Männer insoweit gesteigert, dass es sich bei seinen „Soldaten“ um wahre Kampfmaschinen handelt. Nahezu schmerzfrei, ohne Angst, äußerst brutal und mitleidlos.

 

In letzter Zeit jedoch, im Grunde seit Olga bei ihm aufgetaucht ist, denkt er immer häufiger darüber nach, wie es Dr. Maikow geschafft hat, aus Olga einen Mutanten zu machen. Ihm liegen alle Unterlagen seines Ziehvaters zur Genmanipulation vor, inzwischen weiß er, dass für die erfolgreiche Übertragung der tierischen DNA die Junk-DNA des Menschen ein wichtiger Faktor ist. Allein mit diesem Teil der DNA ist eine Übertragung möglich, nur in dieser DNA-Sequenz wird die tierische nicht abgestoßen. Allerdings sind alle ihm bekannten Versuche bis heute kläglich gescheitert, außer bei Olga. Was ihn auf den Gedanken brachte, dass eventuell das Alter der zu behandelnden Person ebenso entscheidend sein muss. Nicole hatte zum Zeitpunkt ihrer Übertragung gerade die Pubertät hinter sich, er glaubt sich zu erinnern, dass sein Ziehvater dies als wichtigen Zeitpunkt erwähnt hatte, doch Olga war zum Zeitpunkt ihrer Behandlung noch weit von der Pubertät entfernt.

Wie also hat er es gemacht?

Seit Langem schon beschäftigt er sich mit dieser Frage, als ihm plötzlich eine Idee kommt.

Chemotherapie!

Kann es wirklich so einfach sein?

Beschäftigt man sich mit der Frage, was eine Pubertät verhindern, oder verzögern kann, so kommt man zwangsläufig auf eine Chemotherapie. Bei männlichen Personen kann eine Chemo Unfruchtbarkeit nach sich ziehen, bei weiblichen führt eine hochdosierte Behandlung zur sofortigen Einstellung der sexuellen Reifung, der sogenannten Pubertät.

Ist es möglich, dass Dr. Maikow, die kleine Olga einer hochdosierten Chemo ausgesetzt hat und ihr dann die DNA eines Wolfes übertragen konnte?

Unglaublich, aber die einzige mögliche Erklärung.

Auf meine Nachfrage, was mein Ziehvater damals mit ihr gemacht hat, konnte Olga mir leider keine Auskunft geben, sie war noch viel zu klein. Ihr war sehr lange und sehr oft schlecht, an mehr konnte sie sich nicht erinnern.