Dirk Nowitzki - So weit, so gut

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Nelson interessierte sich ganz und gar nicht für Traylor. Er war auf einen kompletten Neuaufbau aus und für den auf ein „überhyptes ausländisches Talent“ fixiert, wie er von Nörglern beschimpft wurde. Eine Kritik, wie sie in den legendären Worten des Sportjournalisten Eddie Sefko zum Ausdruck kam, der damals für den Houston Chronicle schrieb und später zu den Dallas Morning News wechselte (und inzwischen in der Medienabteilung der Dallas Mavericks arbeitet): „Europäer sind ein derartiges Risiko. So viele Pleiten. So wenige Blüten. Und Nash ist pures Pokern.“

Sefko gab den Mavericks für ihren Schachzug die schlechteste Note im klassischen amerikanischen Bewertungsschema – ein F. Mangelhaft. Durchgefallen. Verzockt.

Die Mavericks hätten nämlich damals alternativ zum Beispiel einen trickreichen Spielmacher wie Jason Williams haben können, der später mit dem Spitznamen White Chocolate ausstaffiert wurde, weil er, der Weiße aus West Virginia, so effektvoll und kreativ spielte wie viele schwarze Basketballer. Nelson hatte auch den ignoriert. Er glaubte an Nash.

Von Nelson und seinen Überlegungen und Rochaden wird in diesem Buch noch ausführlich die Rede sein. An dieser Stelle sei deshalb nur noch einmal betont, was heute alle wissen, aber damals die wenigsten für möglich gehalten hatten. Nelsons Draft-Entscheidungen erwiesen sich ein paar Jahre später als regelrechte Genieleistun- gen.

Allerdings in der nach einem Tarifstreit stark verkürzten Saison und einer von einem unverhältnismäßig kurzen Trainingslager geprägten, schwierigen Einspielphase wirkten diese Personalentscheidungen zunächst wie ein totaler Fehlgriff. Die Mavericks spielten mit den beiden Neuen – mit Nowitzki und Nash – so schlecht wie eh und je.

Nur wenige Monate später, im Herbst 1999, kulminierte die miese Stimmung auf eine traurige Weise im selbstzerstörerischen Akt eines hoch begabten, aber psychologisch hilfsbedürftigen jungen Spielers, den Nelson ebenfalls nach Dallas geholt hatte. Dabei handelte es sich um Leon Smith, der versuchte, sich mit einer Überdosis Aspirin das Leben zu nehmen. „Sie haben ihn wie ein Stück Fleisch behandelt“, klagte Smiths Highschool-Trainer später über die Erfahrungen seines ehemaligen Schützlings in Dallas.

Smith, ein Waisenkind und ohne große schulische Bildung, war in der ersten Runde gedraftet worden und erhielt deshalb einen Garantievertrag über fast 1,5 Millionen Dollar im Jahr. Aber mit seinen 19 Jahren und ohne eine persönliche Betreuung an seiner Seite war er den Herausforderungen des Profi-Lebens einfach nicht gewachsen.

Eine Konstellation, die der kaum ältere Neuling aus Deutschland aus nächster Nähe erlebte und die ihn nicht gerade aufbaute. „Ich habe ihn ewig nicht gesehen“, sagte er 2002 nach einem Spiel gegen die Atlanta Hawks, bei denen Smith schließlich nach einer Odyssee gelandet war. „Hoffentlich nutzt er die Gelegenheit und bleibt in der Liga.“ Das gelang Smith nicht.

Es war nicht Nowitzkis Schuld, in diesem darwinistisch geprägten Milieu gelandet zu sein, nachdem er nach einigem Nachdenken und mit gesunder Skepsis den Avancen gefolgt und aus Würzburg nach Dallas umgezogen war. Es war noch sehr viel weniger seine Schuld, dass er nach den ersten Spielen plötzlich wie die Symbolfigur für die Dauermisere und für das radikale und scheinbar verschwenderische Laborexperiment des Basketball-Düsentriebs Don Nelson wirkte.

Es war auch nicht seine Schuld, dass man ihn wegen seiner Fähigkeit, einen Sprungwurf aus fast allen Distanzen zu versenken, schon auf dem ziemlich hohen Draftplatz Nummer neun aus dem Pool der Nachwuchsspieler gezogen hatte – noch vor dem höher eingeschätzten Paul Pierce. Oder dass er von seinem Trainer Don Nelson zu einem Kandidaten für die Auszeichnung Rookie of the Year – den besten Nachwuchsspieler der Saison – hochgejubelt wurde, was eher wie Hohn klang und nicht wie eine kluge Beurteilung der Nowitzkischen Leistungen.

Das Problem war einfach die fehlende Vorstellungskraft so vieler angeblicher Experten, die aber auch rein gar nicht zu erkennen imstande waren, was der Förderer und persönliche Trainer Holger Geschwindner gesehen hatte: Eine Zukunft. Eine Entwicklungslinie. Einen neuen Typ von Basketballer.

So vermochte kaum jemand mal an Dingen vorbeizusehen, die jedem sofort ins Auge fielen.

Nowitzkis Körper? Angeblich zu dünn.

Sein Defensivverhalten? Angeblich zu linkisch.

Seine Punktausbeute? Angeblich zu dürftig.

Sein Spielverständnis? Angeblich zu europäisch fremd.

Dabei war es ganz normal bei jemandem in seinem Alter, davon auszugehen, dass er Zeit brauchen würde, sich zu entwickeln. Was sich in seiner zweiten Saison deutlicher abzeichnete, als der junge Deutsche wenigstens hin und wieder das Niveau erreichte, das man ihm zugetraut hatte. Wohl auch deshalb behielt Don Nelson noch mehrere Jahre seinen Posten. Und Dirk Nowitzki klang von da an etwas froher: „Letztes Jahr haben mich viele Leute aufgegeben“, sagte er. „Ich bin Trainer Nelson dankbar, dass er mir eine Chance gegeben hat.“

Von der wachsenden Stabilität im Team profitierte auch Nowitzki in seiner Entwicklung zu einem überragenden Basketballprofi, der auch noch kommende Generationen durch seine Einzigartigkeit inspirieren wird: So wie er wirft niemand. So sicher trifft kaum einer in den schwierigsten Lagen. Und so stoisch hält niemand durch und gewinnt dann nach dreizehn mühsamen Jahren, schlussendlich, das Championat, von dem sich der Ausnahmestatus eines Spielers nun einmal ableitet.

Aber zurück zum Frühjahr 1999.

Ich flog damals von Dallas mit einem schlechten Gefühl nach Hause. Einem Gefühl, das einen immer beschleicht, wenn man weiß, welche Erwartungen und welche Einschätzungen in der Redaktion existieren: dass ich die gewünschte Geschichte nicht liefern konnte, weil sich das Würzburger Talent ganz und gar nicht im Begriff befand, Amerika zu erobern und sich zum Super-Star zu entwickeln. Scheu war er. Und durchaus willens, das Ganze höchst realistisch zu betrachten und schlimmstenfalls nach drei Jahren mit Ablauf seines Vertrages in seine Heimat zurückzukehren.

„Ich bin so jung“, hatte er ein paar Tage vor unserem Treffen gegenüber Marc Stein gesagt, der den nervös gewordenen Lesern der Dallas Morning News ganz offensichtlich ein wenig Mut machen wollte, damit sie nicht vollends in Zynismus versinken. Die Welt käme schon noch in die Reihe, versprach der Deutsche. „Wenn ich 22 oder 23 bin.“

Mir gegenüber, in seiner Muttersprache, formulierte er solche Gedanken lieber in der dritten Person Singular und schuf sich so jene mentale Distanz, um die Lage zu skizzieren. Wir brauchten deshalb gar nicht erst über Details zu reden. Der Stand der Dinge ließ sich deutlich genug auch so erfassen. „Klar, in ein paar Situationen ist man traurig oder enttäuscht“, sagte er mir, und ich reichte dies an die Leser des Magazins weiter.

So wie den Gedanken, den er damals hinzufügte und der zu einer Art Motto seiner Karriere wurde und sich auch heute noch als letzter Satz in dem Artikel ganz gut liest, der am 22. April 1999 an den deutschen Kiosken ausgeliefert wurde. „Aber da“, sagte er, „muß man durch.“

Es ist ratsam, diesen Satz noch ein bisschen nachklingen zu lassen, wenn man sich mit Dirk Nowitzki beschäftigt, dessen Biographie eine Moritat darüber ist, wie jemand im Spitzensport von heute nur dann ganz oben ankommen kann, wenn er es verkraftet, dauernd zu scheitern und sich trotzdem nicht von seinem Ziel abbringen lässt: den Gewinn der Meisterschaft in einer Liga, in der solche unumstrittenen Stars wie Michael Jordan, Kobe Bryant und Shaquille O’Neal, LeBron James und Steph Curry spielen und gespielt haben. Wo es für den Teenager in Würzburg Vorbilder gab, die er verehrt hatte, ohne jemals auch nur im Traum daran zu denken, gegen solche Leute auf dem Platz zu stehen.

Seine sportliche Laufbahn ging dann doch in Amerika weiter, wo er immer wieder Niederlagen und Rückschläge verkraften musste und gleichzeitig einer tiefschürfenden Beschäftigung mit der ganz offensichtlichen Frage auswich, die jeden umtrieb, der den Verdacht hatte, dass die ganze Chemie in Dallas nicht stimmte, um etwas wirklich Herausragendes zu erreichen. Wieso setzt sich jemand angesichts der Misserfolge nicht aus einem solchen Milieu ab? Wieso glaubt er einem monomanischen Clubbesitzer wie Mark Cuban, dass der schon alles Notwendige tun werde? Wieso lässt einer nicht mittelmäßige Mitspieler und Trainer hinter sich und sucht woanders den Erfolg?

Dirk Nowitzki war offensichtlich nicht daran interessiert, intensiv über Alternativen nachzudenken. Er probierte lieber das aus, was der Schriftsteller und Existenzialist Albert Camus in seiner Schrift „Der Mythos des Sisyphos“ als „Philosophie des Absurden“ bezeichnet hatte. Er machte weiter, trainingsfleißig, unermüdlich und mit einer störrischen Lakonie. Wozu es unter anderem gehörte, die vielen Verballhornungen zu akzeptieren, die amerikanische Wortspiel-Artisten mit seinem Namen veranstalteten.

Hier wurde er zum Bespiel Dork genannt statt Dirk – ein Slangwort, das eine unbeholfene und gesellschaftlich nicht akzeptierte Person beschreibt. Man nannte ihn Irk, was gleich auf zwei Sprachebenen funktionierte. Denn einerseits heißt „irk“ ärgern und andererseits charakterisierte das Wort auf bestechende Weise die Defensivschwächen des Power Forward, der in der Nähe des eigenen Korbs oft ziemlich verloren aussah: „There is no D in Dirk“. Was darauf abzielte, dass das „D“ im Sprachgebrauch der Basketballer die Abkürzung für Defense war, die Defensivarbeit.

Am härtesten aber war wohl das Etikett No-win-ski. Das streifte er erst im Juni 2011 ab. Seitdem nannte man ihn lieber No-quit-ski. Der Mann, der niemals aufgegeben hatte. Ein Typ wie geschnitzt aus der Denkwelt von Albert Camus: „Darin besteht die verborgene Freude des Sisyphos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. […] Der absurde Mensch sagt ja, und seine Anstrengung hört nicht mehr auf.“

 

Das gilt in einem sehr viel bescheideneren Rahmen auch für mich. Ich habe seit dieser Begegnung in Dallas nie mehr aufgehört, ihn und seine Weggefährten so genau wie möglich zu beobachten und in fast jeder Saison mindestens einen Text zu schreiben, der sein Schicksal und seine Karriere nachzeichnete. Eine Perspektive aus der Halbdistanz und unbeeindruckt von irgendwelchen Emotionen.

In diesem Buch finden sich die markantesten Einzelbeispiele. Diese Texte – die wie ein Scheinwerfer auf die einzelnen sportlichen Entwicklungsphasen eingehen – skizzieren nicht nur seinen Weg, sondern werfen auch ein Licht auf die Leistungsgesellschaft NBA, die zwar amerikanische Wurzeln, aber längst einen globalen Zuschnitt hat. Etwa zwanzig Prozent der knapp 450 Profis in der Liga kommen wie Nowitzki aus dem Ausland.

Ich habe ihn Jahre später nach dem Gewinn der Meisterschaft noch einmal in Dallas getroffen und interviewt. Was ich von dem Abstecher mitnahm: Dirk Nowitzki war eine Persönlichkeit geworden. Jemand, der irgendwann angefangen hatte, sein Basketballer-Leben deutlich mehr zu genießen.

Verständlich. Seine Philosophie und seine kompromisslose, unermüdliche Einsatzbereitschaft hatten schließlich Erfolg gezeigt. Er wirkte nicht nur älter und klüger, sondern auch entspannter und sehr viel geübter im Umgang mit Leuten wie uns.

Wir – das sind Leute, deren Arbeitsergebnisse sich erheblich unterscheiden. Weshalb dieses Buch auch eine ureigene Perspektive illustriert, um das Besondere am besten Basketballer, den Europa je hervorgebracht hat, herauszufiltern. Aufbauend auf eine umfangreiche (und in diesem Fall tatsächlich sogar geordnete) Sammlung von Reportagen und Einlassungen über Nowitzki und die NBA, die seit meinem ersten Interview entstanden sind und hauptsächlich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung erschienen sind.

Obwohl es sich dabei nur um eine Auswahl handelt, dokumentieren sie, einem Fotoalbum ähnlich, Schritt für Schritt, Schlaglicht für Schlaglicht, das Kontinuum der gesamten Nowitzki-Karriere und das Auf und Ab der mitschwingenden Erwartungen. Ergänzt um eine ganze Reihe unveröffentlichter Texte.

In einer solchen Arbeitsweise ähnelt das Projekt ein wenig der Denkweise des Cinéma vérité und ihrem Ethos des dokumentarischen Filmens. Ein Versuch, sich nicht einfach von der heutigen Perspektive auf das Thema gefangen nehmen zu lassen und der Tendenz zu entgehen, die enorme Zeitspanne von 21 Jahren der NBA-Karriere von Dirk Nowitzki einfach schick aufzubügeln und ihn mit einer solchen Darstellung aus dem Kontext des Alltags seiner Mannschaftssportart herauszulösen.

Deshalb gibt es auch einen Abschnitt über Weggefährten wie den Besitzer der Dallas Mavericks, Texte über einem Teil von Nowitzkis Mitspielern, über seine Trainer und über seine schlechten Erfahrungen mit einer Frau, die er beinahe geheiratet hätte.

Das Buch ist also bewusst keine Biographie im klassischen Sinne. Es ist aber mehr als ein bloßes scrap book ohne jede innere Bindung der einzelnen Elemente. Es geht aus meiner Sicht bei solchen umfangreichen Betrachtungen unter anderem darum, der hektischen Rezeption von Sport eine zusätzliche tiefer schürfende Dimension hinzuzufügen. Eine Reflexion über das, was unter der Oberfläche stattfindet, hinter der Fassade eines ständigen Wettstreits alter und neuer Ideen.

Deshalb kann es auch keine abschließende Betrachtung sein über einen, der die Anforderungen seiner Sportart gemeistert und den harten Weg auf den sportlichen Gipfel gepackt hat. Allenfalls ein erster nachdenklicher Blick auf eine bemerkenswerte Laufbahn voller Höhen und Tiefen. Ein Erklärungsversuch. So weit. So gut.


Ein schüchterner junger Mann mit Ohrring – Dirk Nowitzki im Frühjahr 1999. (imago/Camera 4)

P.S. Die Tonbandkassette befand sich in einer großen Kiste mit anderen Aufnahmen. Die Aufzeichnung unseres Gesprächs ist also erhalten geblieben. Aber damit auch die sehr nüchterne Erkenntnis: Viel Erhabenes hat Dirk Nowitzki damals nicht gesagt. Und all das wurde in jener Kneipe zusätzlich von lästigen Hintergrundgeräuschen begleitet, die mir ein miserables Tondokument beschert haben. Künstlerpech.

1. Kapitel

Ein Trikot für Obama

Barack Obama war als junger Mann ein guter Basketballspieler. Er steht in einer langen Reihe von sportlichen Präsidenten, die Golf spielen oder Tennis. Ihre Sportbegeisterung ist einer der Gründe, weshalb sie traditionell jedes Jahr die Besten des amerikanischen Sports empfangen – als Gastgeber einer Feierstunde im Weißen Haus. Im Januar 2012 kamen die Dallas Mavericks vorbei. Das Protokoll einer Visite.


Die 23 – aber von den Dallas Mavericks und nicht den Chicago Bulls. (imago/UPI Photo)

Das Weiße Haus

Das Büro des Pressesprechers. Für die sofortige Veröffentlichung. 9. Januar 2012

Bemerkungen des Präsidenten zu Ehren der Dallas Mavericks, den NBA-Meister von 20111

East Room 12:09 Uhr

DER PRÄSIDENT: Hallo! Jeder soll bitte Platz nehmen. Nehmt Platz. Willkommen im Weißen Haus und Glückwunsch an die Dallas Mavericks, den Weltmeister (Applaus). Wie man sieht, es sind Leute aus Texas hier (Applaus).

Das war der erste Titel der Mavericks, deshalb möchte ich zunächst alle erwähnen, die diesem Team seit den Anfängen in guten und in schlechten Zeiten die Treue gehalten haben – von Don Carter, dem ersten Eigentümer des Clubs, über die Angestellten in der Arena bis zu all den Fans zuhause.

Wir haben einige Kongressabgeordnete, die ziemlich lange darauf gewartet haben (Gelächter) so wie mein Handelsvertreter Ron Kirk, der mal Bürgermeister von Dallas war (Applaus).

Natürlich wäre dies alles nicht ohne den scheuen und sich zur Ruhe setzenden Besitzer (Gelächter) der Dallas Mavericks möglich geworden, Herrn Mark Cuban (Applaus). Nicht nur hat Mark eine außerordentliche Gruppe von Spielern und Trainern zusammengestellt, er war auch dafür verantwortlich, dass dieses Ereignis heute stattfinden konnte. Wir sind begeistert, dass Sie alle heute hier sind.

Wegen der Aussperrung war für Dallas in dieser Saison kein Spiel in Washington vorgesehen. Das hat Mark nicht in den Kram gepasst (Gelächter). Er wusste, seine Mannschaft hatte hart gearbeitet. Er wollte ihr alle Vergünstigungen eines Weltmeisters ermöglichen einschließlich eines Besuchs im Weißen Haus. Es ist schwer, Mark Nein zu sagen. Und so haben sie einen eigenen Trip geplant. Und deshalb sind wir hier.

Und ich bin froh, dass es geklappt hat, denn dies ist eine besondere Gruppe. Im letzten Jahr haben sie sich die „Schlechte-Nachrichten-Bären“ genannt, weil ihnen von Anfang an niemand eine Chance gegeben hat. Leute haben gesagt, dass Jason Kidd zu alt ist. Und ich möchte sagen, dass dies das erste Mal ist, dass ich mit Weltmeistern aus meiner Altersgruppe zusammenkomme (Gelächter und Applaus). Man hat gesagt: JJ Barea ist zu klein, dass Dirk Nowitzki zu langsam ist. Sie haben das gesagt, Dirk, tut mir leid (Gelächter). Das haben sie gesagt. Sie haben gesagt, du hast einen großartigen Sprungwurf, aber … (Gelächter). Sie haben gesagt, dass Deshawn Stevenson zu verrückt ist. (Gelächter). Sie haben gesagt, „The Jet“ sei hervorragend, aber sie waren nicht sicher, ob die Tätowierung so eine gute Idee war.2 (Gelächter)

Aber diese Spieler haben es hinbekommen, weil sie wissen, wie gute Mannschaften gewinnen – nicht nur, indem sie höher springen oder schneller laufen, sondern indem sie den freien Mann finden, zusammenarbeiten, mentale Härte zeigen, sich gegenseitig unterstützen, klüger spielen.

Auf diese Weise haben die Mavericks einige der besten Mannschaften der Liga aus dem Weg geräumt, einschließlich der Miami Heat, die im letzten Jahr ziemlich beachtet wurden. Das war besonders süß für Dirk und Jason, die beim ersten Mal vor fünf Jahren dabei waren, als sich die Mavericks und die Heat in der Finalserie begegneten und sie verloren.

Ehe die Mavericks in der letzten Saison ein einziges Spiel absolviert hatten, hat sich Jason tätowieren lassen und er sagte: „Wenn du etwas so Verrücktes tust, dann musst du das durch Leistung bestätigen.“ Und das hat er übrigens getan. Mit 27 Punkten, die halfen das entscheidende sechste Spiel zu gewinnen. (Applaus)

Dirk kam vor 13 Jahren zu den Mavericks. Ein dünner Junge aus Deutschland mit einem Haarschnitt, den er selbst als „dämlich“ beschreibt. (Gelächter) Im letzten Jahr wurde er der zweite Europäer, der jemals als MVP der Finalserie ausgezeichnet wurde. Und es war nicht leicht. Er hat sich im zweiten Spiel einen Finger so schlimm verbogen, dass er mit links werfen musste. Im vierten Spiel spielte er mit Fieber. Aber er setzte sich jedes Mal durch, wenn es um die entscheidenden Punkte ging. Ich glaube, es ist fair zu sagen, dass wir selten einen besseren Play-off-Lauf gesehen haben als den von Dirk Nowitzki im letzten Jahr. Es war bemerkenswert. (Applaus)

Klarer Fall: Dirk ist ein harter Kerl. Obwohl die schmerzhafteste Sache war womöglich seine Interpretation von „We Are the Champions“ (Gelächter) während der Siegesfeier. Das war … (Gelächter). Du hast gesagt, du hast daran gearbeitet? (Gelächter). Ernsthaft? Okay.

Nun, keiner dieser Spieler wäre ohne die anderen Leute hier auf der Bühne so weit gekommen. Offenkundig hat Jason Kidd nun die zweitmeisten Vorlagen und die drittmeisten Steals in der Geschichte der NBA. (Applaus) Es hätte ohne einen außerordentlichen Trainer nicht funktioniert. Coach Rick Carlisle hat nun einen Spieler gewonnen oder hat einen Titel als Spieler gewonnen – mit Larry Bird in den Achtzigern – hat einen Titel als Trainer gewonnen, und hat, das hat er mir gerade gesagt, mit wem gewonnen? Mit den Pantoons? Wie hat man sie genannt?

COACH CARLISLE: Die Patroons, die Albany Patroons.

DER PRÄSIDENT: Die Albany Patroons. Viele von Ihnen werden nicht gewusst haben, dass Rick Carlisle auch einen von denen gewonnen hat. (Gelächter und Applaus)

COACH CARLISLE: Minor League.

DER PRÄSIDENT: Es ist ein Minor-League-Team. (Gelächter) Diese Spieler und Trainer werden immer dieses gemeinsame Band haben, das sich entwickelt, wenn mit den Besten zusammen ist. Und es ist ein Band, das sie mit den Menschen in Dallas verbindet, wo sie alles Mögliche tun, vom Einrichten von Stipendien bis zur Hilfe für Familien, die im Militär sind. Man sollte erwähnen, dass sie heute hier im Weißen Haus einige Verwundete getroffen haben. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich dafür die Zeit genommen haben. Das bedeutet den Menschen so viel. (Applaus)

Mit anderen Worten: Diese Mannschaft hat wirklich ein Herz von der Größe Texas’. Dies war ein bemerkenswerter Lauf, ein großartiger Sieg, eine großartige Rechtfertigung für all die Anstrengungen, die Mark Cuban unternommen hat, um diese Mannschaft aufzubauen, und für Spieler wir Dirk Nowitzki, die schon lange spielen, und für Fans, die so lange gelitten haben wie Ihr alle. (Gelächter)

Ich möchte Euch allen von ganzem Herzen gratulieren. Ich habe Ihnen gesagt, dass es schade ist, dass im nächsten Jahr die Chicago Bulls hier sein werden (Gelächter), aber Sie haben gesagt, ich solle nicht so zuversichtlich sein. Also: Glückwunsch an alle. Applaus für die Dallas Mavericks. (Applaus)

Dirk, du hast etwas für mich?

HERR NOWITZKI: Ja.

DER PRÄSIDENT: Das ist es. Davon spreche ich.

HERR NOWITZKI: Das ist es. Ich habe gehört, dass Sie ein großer, großer Fan von Michael Jordan sind.

DER PRÄSIDENT: Vielen Dank, weißt du eigentlich, dass ich die 23 vor Jordan war?

HERR NOWITZKI: Oh, das waren Sie?

DER PRÄSIDENT: Das war ich (Gelächter). Er hat wohl die Ziffer von mir (Gelächter). Er hat sie gestohlen.

DER PRÄSIDENT: So war’s, das ist schön.

ENDE 12:21 Uhr

Zumindest eine amerikanische Publikation sah in dem Ereignis den Aufhänger für so etwas wie eine Hintergrundgeschichte: das Monatsmagazin Texas Monthly, das sich auf seiner Webseite über ein „überwältigendes Aufgebot an deutschen Medien“ mokierte. Und über Journalisten aus Nowitzkis Heimatland, die offensichtlich die humorvollen Anspielungen, die Barack Obama an die Adresse von Mark Cuban und Dirk Nowitzki gemacht hatte, nicht verstanden hatten. „Kulturelle kognitive Dissonanz“ nannte der Reporter das, scheinbar ableitbar aus Fragen aus dem deutschen Kollegenkreis wie etwa:

 

“What is this ‘We are the Champions?’ ”

Erklärung: Nowitzki hatte diese Hymne der Band Queen auf der Empore vor Tausenden von Fans in Feierlaune a capella so schräg angestimmt, als könne er eigentlich nicht singen.

„What is the significance of this number 23?“

Erklärung: Es war die erste marktgängige Rückennummer im Basketball, die zu einem Symbol für den von der NBA angekurbelten Starkult wurde.

„What is this about Dirk and a fever?“

Erklärung: Dirk Nowitzki hatte während der Finalserie, obwohl krank, ein Spiel bestritten. Jeder andere wäre vermutlich im Bett geblieben.

Nowitzki und Obama sahen sich 2013 wieder, als er im Rahmen des Besuchs der amerikanischen Präsidenten in Berlin an einem Abendessen mit ihm und Bundeskanzlerin Angela Merkel im Schloss Charlottenburg teilnahm. Trotzdem schien der Besuch im Weißen Haus in seiner Erinnerung einen größeren Eindruck hinterlassen zu haben. „Das war etwas Unglaubliches, auf das wir uns sehr gefreut hatten. Es war eine Ehre, dem Präsidenten das Trikot und den Ball zu geben und dabei die Mavericks zu repräsentieren.“