Geo-Bergwanderung 8 Wendelstein

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Geo-Bergwanderung 8 Wendelstein
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Inhaltsverzeichnis

1.Vorwort

2.Gebietsübersicht

3.Tourbeschreibung Wendelstein

3.1 Allgemeine Informationen

3.2 Wegverlauf

3.3 Geologische Beschreibung

4.Anhang

5.Praktische Hinweise

6.Impressum

1. Vorwort

In der Reihe „Geologischer Wanderführer Mangfallgebirge“ werden in loser Folge Bergtouren innerhalb des Mangfallgebirges vorgestellt, wobei schwerpunktmäßig die Art und Entstehungsgeschichte der Gesteine sowie der geologischen Strukturen in dem jeweiligen Wandergebiet beschrieben und anhand von zahlreichen Fotos, speziellen geologischen Kartenausschnitten und geologischen Profilschnitten näher erläutert werden. Dabei soll insbesondere auch dem allgemein naturwissenschaftlich, speziell erdgeschichtlich interessierten Laien die spannende und komplexe Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte dieser Gebirgsgruppe näher gebracht werden.

Naturgemäß besitzen auch die Erdwissenschaften einen reichen Schatz an Fachausdrücken, mit denen der Laie oft nur wenig anfangen kann. Das „Fachchinesisch“ wird, soweit es sich nicht vermeiden läßt, im Text oder in einem anhängenden Glossar allgemeinverständlich erklärt.

Der Abschnitt 5 enthält allgemeine alpine Unternehmungen betreffende praktische Hinweise.

2. Gebietsübersicht

Das Mangfallgebirge als östlicher Teil der bayerischen Voralpen nimmt eine Fläche von etwa 750km² ein. Es erstreckt sich vom Isartal im Westen bis zur Inntalfurche im Osten. In Nord-Süd-Richtung reicht es vom Alpenvorland im Norden bis zu den Brandenberger Alpen im Süden. Im Einzelnen umfaßt das Mangfallgebirge von Westen nach Osten die Tegernseer Berge, die Schlierseer Berge und die Wendelsteingruppe.

Namengebend für das Gebirge ist die Mangfall, die den Tegernsee entwässert und bei Rosenheim in den Inn mündet. Deren Zuflüsse Schlierach und Leitzach sowie der Jenbach sind weitere wesentliche Abflüsse aus dem Mangfallgebirge nach Norden. Einziger größerer Abfluß in südliche Richtung ist die Valepp, die den Spitzingsee entwässert.

Höchster Gipfel des Mangfallgebirges ist mit 1986m das Hintere Sonnwendjoch im Bezirk Kufstein im nördlichen Tirol.

3. Tourbeschreibung Wendelstein

Der Wendelstein gehört mit dem im Jahr 1883 errichteten Wendelsteinhaus – es war dies das erste bewirtschaftete Unterkunftshaus in den bayerischen Bergen -, der bereits 1912 in Betrieb genommenen Zahnradbahn von Brannenburg, der 1970 erbauten Seilbahn von Bayrischzell sowie den zahlreichen Anstiegswegen zu den am besten erschlossenen Gipfeln der Bayerischen Alpen. Entsprechend ist der Rummel, der sich insbesondere an schönen Sommer-Wochenenden auf und um seinen Gipfel entfaltet. Außerhalb der Saison und unter der Woche ist der Andrang dagegen oft moderat und der Berg kann dann auch für den zivilisationsflüchtigen Wanderer attraktiv sein.

Besteigen wollen wir den Wendelstein von Bayrischzell aus auf den Spuren des Königs Max II, der ihn auf dieser Route im Juli 1858 zusammen mit seiner Gattin Maria und einer größeren Entourage, der auch der Mundartdichter Franz von Kobell angehörte, erklommen hat.

Geologisch ist der Wendelstein aufgrund der Vielfalt der auftretenden Gesteine vorwiegend aus der Trias- und Jura-Zeit sowie deren tektonischer Stellungen und Beziehungen hochinteressant. Zudem wird unsere Wanderung durch die zum Teil leider schon etwas verblaßten Hinweisschilder auf dem bestehenden GEO-Lehrpfad trefflich ergänzt.

3.1 Allgemeine Informationen

Anfahrt mit Auto: Von München bzw. Rosenheim über die Salzburger Autobahn bis Ausfahrt Irschenberg und weiter auf der B472 Richtung Miesbach. Nach ca. 3 km links abbiegen Richtung Bayrischzell und auf der St 2077 bzw. St 2010 nach Fischbachau und weiter über die B 307 nach Bayrischzell. Alternativ bietet sich die Anfahrt über Weyarn, Hausham und Schliersee an.

Anfahrt mit der Bahn: Von München mit der BOB nach Bayrischzell.

Anforderungen: Aufgrund der Länge durchaus anspruchsvolle Wanderung auf gut markierten Bergwegen.

Gesamtgehzeit: ab/bis Parkplatz 5-6 Std., Höhenunterschied ca. 1000m.

Einkehr: Wendelsteinhaus, ganzjährig geöffnet; Huberwirt auf Hochkreut, ganzjährig geöffnet.

Karte: Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern UK 50-53 (1:50.000) Mangfallgebirge;

Alpenvereinskarte BY 16 (1:25.000) Mangfallgebirge Ost

3.2 Wegverlauf

Der üppig ausgeschilderte Weg Nr. 660, „König-Maximilian-Weg“ beginnt bei der Königslinde im Zentrum von Bayrischzell. Nach Passieren des Orts gelangen wir zunächst über gemütliche Wanderwege, dann über einen Bergpfad zu den Wendelsteiner Almen am Nordfuß des Wendelstein-Gipfelmassivs. Bei der Wegverzweigung wenig nördlich der Wendelsteiner Almen halten wir uns rechts und steigen zur Zeller Scharte an. Hier wenden wir uns nach Westen und überqueren die in einem Tunnel verlaufende Trasse der Zahnradbahn. Anschließend halten wir uns rechts, umrunden mehr oder weniger den Gipfel und steigen von Norden kommend zum Observatorium auf (Panoramaweg). Zurück steigen wir den gut gesicherten Weg zum Wendelsteinhaus ab. Von dort geht es südwestlich hinab zum Weg Nr. 665c, an dem wir uns links halten (Osten) und schließlich wieder die Wegkreuzung erreichen, an der wir beim Aufstieg von Osten zur Zeller Scharte abgebogen sind. Für den Abstieg wählen wir an der Wendelsteiner Alm den Weg Nr.660b über die Siglalm zurück nach Bayrischzell.



Legende




Abb. 1: Kartendarstellung des Wandergebietes mit Routenführung, Geologie und Verlauf des geologischen Profils (Abb. 2).

3.3 Geologische Beschreibung

In der ersten Hälfte des Anstieges bis kurz vor den Wendelsteiner Almen bewegen wir uns überwiegend im sogenannten Hauptdolomit, dessen sedimentäre Vorläufer in der norischen Stufe (220 – 205 Mio. Jahre) der Obertrias zur Ablagerung kamen (vgl. hierzu auch Tab. 2, Schichtenfolge und Stratigraphie). Die Stufenbezeichnung „Nor“ leitet sich von dem keltischen Königreich bzw. der römischen Provinz Noricum ab, die das heutige Ostösterreich umfaßte.


Hauptdolomit


Beim Hauptdolomit (die Bezeichnung „Dolomit“ geht auf den französischen Geologen und Mineralogen Déodat de Dolomieu zurück) handelt es sich um ein Karbonatgestein, das sich im wesentlichen aus dem Mineral Dolomit, chemisch CaMg(CO3)2 zusammensetzt. Im Gegensatz zum Kalkstein, der hauptsächlich aus dem Mineral Calcit, chemisch CaCO3, besteht, ist beim Dolomit ein Teil des Calciums durch Magnesium ersetzt. Im Gelände sind Kalk- und Dolomitgesteine oft nicht leicht auseinanderzuhalten. Der Geologe behilft sich hierfür mit verdünnter Salzsäure. Während Kalkstein mit Salzsäure schaumig aufsprudelt, zeigt sich beim Dolomit keine oder nur eine sehr schwache Reaktion.

Das Gestein ist von graubrauner bis gelbbrauner Farbe mit i.d.R. deutlich geschichtetem Aufbau (Bankung meist im cm- bis max. 1-2dm-Bereich). Es ist ausgesprochen spröde, hart und verwittert aufgrund der intensiven Zerklüftung zu kantigem Schutt, den wir immer wieder im Weganschnitt beobachten können (Foto 1).




Foto 1: Hauptdolomit im Weganschnitt südwestlich der Peterbergalm. Der im cm- bis 1dm-Bereich gebankte Hauptdolomit ist stark zerklüftet und zerfällt zu kantigem Schutt .


Häufig bildet der Hauptdolomit stark zerschrundete Steilflanken mit Schluchten und Klammen. Wenn wir uns beim Anstieg umwenden und über Bayrischzell und den Aubach nach Süden zum Seeberg blicken, sehen wir ein eindrucksvolles Beispiel einer entsprechend zerschrundenen Steilflanke. Durch Erosion hat sich in den stark zerklüfteten Gesteinen des Hauptdolomits ein tiefer Graben an der Nordflanke des Seebergkopfes entwickelt (Foto 2).




Foto 2: Blick nach Süden über den Talkessel von Bayrischzell hinweg zum Seebergkopf. In der oberen Bildhälfte ist ein tiefer erosiver Einschnitt in Gesteinen des Hauptdolomits zu erkennen. Darunter (hellgrau) ein ausgedehnter Schuttfächer.

 

Im oberen Abschnitt des Hauptdolomits finden sich bei ca. 1100mNN zunehmend Einschaltungen von grauen Kalksteinen in die Hauptdolomitabfolge und es entwickelt sich aus dem Hauptdolomit +/- kontinuierlich der Plattenkalk des oberen Nor (etwa 210-205 Mio. Jahre), der hier allerdings keine größere Mächtigkeit aufweist sondern sich eher auf einzelne Kalkrippen beschränkt. Der Plattenkalk zeigt, wie der Name schon erahnen läßt, eine deutliche Bankung im cm- bis dm-Bereich. Er ist weniger spröd als der Hauptdolomit und damit von höherer Resistenz gegenüber der Verwitterung. Plattenkalke treten somit zum Teil als Rippen morphologisch deutlich hervor (Foto 3).




Foto 3: Kalk-Rippe im Hauptdolomit bei ca. 1100mNN.


Als Bildungsbereich für den Hauptdolomit müssen wir uns eine ausgedehnte Lagune mit nur geringer Wassertiefe vorstellen. Verschiedene Indikatoren zeigen an, daß die sedimentären Vorläufer – sprich: der Karbonatschlamm, aus dem durch Entwässerung, Kompaktion und weitere Prozesse das Gestein entstanden ist - unseres Hauptdolomits z.T. sogar im Gezeitenbereich zur Ablagerung kamen. Während der Sedimentation senkte sich der Meeresboden sehr langsam ab, was dazu führte, das der Hauptdolomit im Alpenraum Mächtigkeiten von bis zu 2000m erreichen kann.

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