Thomas Nagel: Was bedeutet das alles?

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Thomas Nagel: Was bedeutet das alles?
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Joachim Stiller

Thomas Nagel: Was bedeutet das alles?

Eine Buchbesprechung

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Einleitung

2. Woher wissen wir etwas?

3. Das Fremdpsychische

4. Das psychophysische Problem

4.1 Das Leib-Seele-Problem

5. Die Bedeutung von Wörtern

6. Willensfreiheit

7. Recht und Unrecht

7.1 Der neue Kategorische Imperativ

8. Gerechtigkeit

8.1 Der Entfesselte Welthandel

9. Der Tod

10. Der Sinn des Lebens

Impressum neobooks

1. Einleitung

In dieser Schrift soll einmal das Büchlein "Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie" von Thomas Nagel gelesen, besprochen und diskutiert werden. Der Text wurde übrigens von Michael Gebauer aus dem Englischen übersetzt.

Die 10 kurzen Kapitel der Schrift tragen folgende Titel:

1. Einleitung

2. Woher wissen wir etwas?

3. Das Fremdpsychologische

4. Das psychophysische Problem

5. Die Bedeutung von Wörtern

6. Willensfreiheit

7. Recht und Unrecht

8. Gerechtigkeit

9. Der Tod

10. Der Sinn des Lebens

„Da ich der Meinung bin, dass man am ehesten etwas über die Philosophie erfährt, indem man über bestimmte Fragen nachdenkt, werde ich über ihren allgemeinen Charakter hier nichts weiter zu sagen versuchen. Bei den neun Problemen, die wir erwägen werden, handelt es sich um Fragen über die folgenden Gegenstände:

- unser Wissen von einer Welt außerhalb unseres Bewusstseins

- unser Wissen von einem anderen Bewusstsein als dem eigenen

- die Beziehung zwischen dem Bewusstsein und dem Gehirn

- wie die Sprache möglich ist

- ob wir einen freien Willen haben

- die Fundamente der Moralität

- welche Ungleichheiten ungerecht sind

- das Wesen des Todes

- den Sinn des Lebens“ (Thomas Nagel)

2. Woher wissen wir etwas?

Die Titelfrage von Kapitel 2 ist etwas irrtümlich gestellt. Tatsächlich geht es in Kapitel 2 um die Frage nach der bewusstseinsunabhängigen Realität (BuR), ein immer wieder gerne und heiß diskutiertes Thema.

Die meisten Menschen werden sagen, dass es eine bewusstseinsunabhängige Realität gibt... Aber es gibt auch die Gegenposition, die die Existenz einer bewusstseinsunabhängigen Realität leugnet. In der extremen Fassung bedeutet das, dass alles nur in meinem eigenen Bewusstsein existiert, die Welt hingegen ist nicht real... Eine solche Position wird vom (radikalen) Konstruktivismus vertreten, vom Solipsismus und vom subjektiven Idealismus... Diese drei Positionen sind sich fast gleich, so dass man sie zu einer Gruppe zusammenfassen kann...

Ich persönlich halte den Zweifel an der Bewusstseinsunabhängigen Realität für eine rein sophistische Scheinfrage. Meine Präferenz in dieser Frage ist eindeutig: Es gibt eine bewusstseinsunabhängige Realität (BuR). Allerdings werde ich es wohl niemals beweisen können... Denn alle Argumente, die ich für eine bewusstseinsunabhängige Realität anführen könnte, können durch rein sophistische Gegenargumente entkräftet werden. Zwei Argumente mögen das verdeutlichen:

1. Argument: Ich selbst habe keinerlei Einfluss darauf, wie und in welcher Form mir die Wirklichkeit gegeben ist. Darum muss es eine bewusstseinsunabhängige Realität geben.

Sophistisches Gegenargument: Nicht Dein Bewusstsein erzeugt die Wirklichkeit, sondern Dein Unterbewusstsein... Und darauf hast Du keinen Einfluss

2. Argument: Wenn ich schlafe, verliere ich auch das Bewusstsein, und doch kann ich sicher sein, dass die Welt noch genau die gleiche ist, wenn ich wieder aufwache. Die Welt hat nicht aufgehört zu existieren.

Sophistisches Gegenargument: Es gibt keine Bewusstseinsunabhängige Realität. In dem Moment, wo Du das Bewusstsein verliert, hört die Welt tatsächlich auf zu existieren. Aber das Unterbewusstsein stellt sie im Moment des Aufwachens wieder genau in der bekannten Weise her.

Bleibt am Ende nur der "Glaube" an eine bewusstseinsunabhängige Realität? Wahrscheinlich ja, allerdings halte ich persönlich die Annahme einer bewusstseinsunabhängigen Realität für viel plausibler, als ihre Nichtexistenz. Denn auch die Annahme der Nichtexistenz einer bewusstseinsunabhängigen Realität ist nicht beweisbar. Allerdings ist diese Annahme viel weniger plausibel, als die Annahme der tatsächlichen Existenz einer bewusstseinsunabhängigen Realität.

3. Das Fremdpsychische

Das dritte Kapitel beginnt mit diesen Worten:

„Es gibt eine besondere Form des Skeptizismus, die auch dann ein Problem bleibt, wenn wir annehmen, dass unser Bewusstsein nicht das Einzige ist, was es gibt - dass also die physikalische Welt, die wir um uns herum sehen und spüren, unser eigener Körper eingeschlossen, wirklich existieren. Es handelt sich umeinen Skeptizismus in Bezug auf die Natur oder gar die Existenz eines Bewusstseins außer unserem eigenen oder von Erlebnissen außer unserem eigenen.“ (Thomas Nagel)

"Wie viel weiß ich eigentlich wirklich darüber, was im Bewusstsein eines anderen vorgeht?" Eigentlich nichts, denn ich kennen ja nur das, was in meinem eigenen Bewusstsein vorgeht. Was wäre, wenn die Farbe rot für einen anderen gelb wäre und umgekehrt... Wir würden keine Möglichkeit haben, es jemals herauszufinden... Ich deute auf den Feuerlöscher, und der andere sagt, der sei rot wie das Blut. Aber sein Erleben ist tatsächlich das gleiche, das wir haben, wenn wir gelb sehen... Und das geht so mit allen Sinnen... Vielleicht schmeckt einem anderen Schokoladeneis wie Vanilleeis und Vanilleeis wie Schokoladeneis. Wir hätten keine Möglichkeit es herauszufinden, solang wir nicht in das bewusste Erleben des anderen eintauchen könnten. Und das ist unmöglich. "Alles, was man beobachten kann, ist die Zuordnung im eigenen Fall." (Thomas Nagel)

„Treiben wir diese Fragestellung ziemlich schonungslos weiter, so gelangen wir von einem gemäßigten und harmlosen Skeptizismus darüber, ob Schokoladeneis für uns und unseren Freund genau gleich schmeckt, zu einem viel drastischeren Skeptizismus darüber, ob es zwischen meinen und seinen Erlebnissen überhaupt irgendeine Ähnlichkeit gibt. Woher weiß ich, dass er eine Empfindung des Typs hat, den ich einen Geschmacknennen würde. wenn er etwas in den Mund nimmt? Nach allem, was ich weiß, könnte es sich um etwas handeln, das ich einen Ton nenne würde -oder womöglich um etwas ganz anderes, das ich noch nie erlebt habe und mir auch nicht vorstellen kann. Gehen wir weiter in diese Richtung, so gelangen wir schließlich zum radikalsten Skeptizismus in Bezug auf das Fremdpsychische: Woher weiß ich gar, dass mein Freund ein bewusstes Wesen ist? Woher weiß ich eigentlich, dass es außer mir überhaupt Bewusstsein gibt?“ (Thomas Nagel)

Es gibt also verschiedene Stufen des Skeptizismus in Bezug auf das Fremdpsychische. Ich gebe gerne zu, der gemäßigte Skeptizismus ist auch für mich attraktiv, aber die radikaleren Formen würde ich gerne zurückweisen. Die Annahme, dass sich das bewusste Erleben der Menschen weitestgehend deckt, scheint mir einfach notwendig zu sein, auch wenn es ein reiner Instinkt ist, und es dafür keinerlei beweise gibt...Ich habe da einfach Vertrauen in die Schöpfung.

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