Dresden - HeimatMomente

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Kurioses und Besonderheiten

AUS DRESDEN

Dresden ist eine ganz besondere Stadt – und das sage ich nicht nur, weil ich hier seit über 40 Jahren lebe! Einige Kuriositäten und Besonderheiten möchte ich Ihnen gern vorstellen.

Dresden ist eine der grünsten Städte Europas, fast zwei Drittel seiner Fläche sind Parks, Wiesen und Wälder. Das Stadtgrün finden Sie in vielen kleinen und großen Parks – der größte und schönste ist der Große Garten südöstlich des Stadtzentrums, durch den sogar eine kleine Eisenbahn tuckert –, aber auch auf den bis zu 400 Meter breiten Elbwiesen und in der Flutrinne, die das Wasser der Elbe bei Hochwasser aufnimmt. Die Gartenstadt Hellerau entstand 1909 als erste deutsche Modellsiedlung für ein gesünderes Leben und auf den Hellerbergen liegt die größte Kleingartenanlage Deutschlands.


Apropos grün: Dresden hat auch einen Wald direkt im Stadtgebiet. Die Dresdner Heide, einer der größten Stadtwälder Deutschlands, wächst von Norden bis an die Äußere Neustadt und den Weißen Hirsch heran. Durchzogen von jahrhundertealten Wegen mit geheimnisvollen Wegzeichen und neuerdings wieder bewohnt von einem Wolfsrudel, prägt sie das Stadtklima.

Lage, Lage, Lage, sagt man. Dresdens Lage in einem Talkessel sorgt nicht nur für schöne Blicke auf die Stadt vom Stadtrand. Es führt auch dazu, dass es in Dresden ziemlich selten regnet – und dass man hier zur DDR-Zeit kein Westfernsehen über Antenne empfangen konnte.

Dresden wird quasi halbiert von der Elbe, die sich in mehreren großen Schleifen über 30 Kilometer durch das Stadtzentrum zieht. Ihre Ufer sind breite Wiesen, auf denen gepicknickt und Konzerten gelauscht wird, wo Schafe und Pferde weiden.

Land unter in Dresden! Heißt es immer mal wieder, wenn die Elbe über die Ufer tritt. 2002 war es besonders drastisch, als sich Elbe, Mulde und Weißeritz gleichzeitig aus ihren Flussbetten erhoben. Die Flutmarken von 2002 und 2013, aber auch von 1857 findet man an vielen Hauswänden in den flussnahen Stadtvierteln Laubegast und Loschwitz. Damit solche Katastrophen nicht mehr passieren, wird Dresdens Innenstadt heute von raffinierten versenkbaren Flutschutztoren geschützt.


Dresden ist die einzige Stadt der Welt (!), die einen Weltkulturerbetitel wieder verloren hat. Und das sehenden Auges. So schön Dresden auch sein mag – dass man für den Bau einer weiteren Elbbrücke bereit war, den erst kurz zuvor verliehenen Titel des Weltkulturerbes in den Wind zu schießen, sorgte 2012 international für Bestürzung und Kopfschütteln. Ob es die Waldschlösschenbrücke wert war, darüber sind sich die Dresdner heute noch nicht einig.

Die Bunte Republik Neustadt wird jedes Jahr im Juni gefeiert; zuerst wollten die Bewohner des verfallenden Stadtviertels wirklich eine eigene Republik gründen und gaben sogar eine eigene Währung heraus. Die BRN hat sich zu einem der größten und buntesten Straßenfeste Deutschlands weiterentwickelt und hält den Ruf der Äußeren Neustadt als durchgeknalltes Szeneviertel trotz der schleichenden Gentrifizierung aufrecht.


Dass Dresden mehrere Jahre in Folge den Titel der geburtenstärksten Stadt Deutschlands einheimste, verdankte es ebenfalls der Äußeren Neustadt. Hier werden auch in innerstädtischen Rankings stets die meisten Kinder geboren.

Die Semperoper, erbaut von Gottfried Semper und in ihrer Geschichte zweimal niedergebrannt und wiederaufgebaut, ist vielleicht noch berühmter als die Frauenkirche. Immerhin tritt das prunkvolle Opernhaus seit Jahren in einem immer gleichen Werbespot auf. Allerdings wird die Oper von der Hälfte der Zuschauer fälschlich für den Sitz einer Brauerei gehalten – Touristen fragen immer wieder erstaunt nach, wo denn hier das Radeberger Pilsner gebraut würde. PR-Clou oder PR-Supergau, das ist die Frage.

Der Striezelmarkt, Dresdens größter Weihnachtsmarkt auf dem Altmarkt im Stadtzentrum, ist einer der ältesten Weihnachtsmärkte der Welt und neben dem Christkindlesmarkt in Nürnberg wohl der berühmteste. Seinen Namen hat der fast 600 Jahre alte Markt, der für die weltgrößte erzgebirgische Stufenpyramide, ein Eingangstor in Form des weltgrößten Schwibbogens und die Auftritte des Dresdner Kreuzchors bekannt ist, vom „Striezel“, dem typischen Dresdner Stollen. Am Eröffnungstag des Striezelmarkts wird ein riesiger Stollen angeschnitten, dessen Länge der aktuellen Jahreszahl entspricht: Im Jahr 2021 wird der Striezel also 20,21 Meter lang sein.


Die Dresdner sind ein erfinderisches Völkchen, sie ertüftelten unter anderem den Kaffeefilter, das Mundwasser, die Kondensmilch, den Teebeutel und den BH. In Dresdens Schokoladenmanufakturen wurden die Milchschokolade, der Adventskalender und der Dominostein erdacht. Keine von ihnen überlebte den Zweiten Weltkrieg und die DDR-Zeit. Aber immerhin überlebte „Nudossi“, die laut Stiftung Ökotest beste Schokoladencreme, die Treuhand-Abwicklung und ist heute ein leckeres Mitbringsel.

Wo wir schon bei Geschäften sind: In Dresden steht nicht nur der schönste Milchladen der Welt (Pfunds Molkerei ist offiziell im Guiness Buch der Rekorde registriert), sondern auch der schönste und gleichzeitig kleinste Elektroladen der Welt. Wer sich auf der Sebnitzer Straße in der Äußeren Neustadt tief hinunterbückt, kann die detailgetreu gestaltete Ladenfront auf Schuhniveau entdecken, deren etwa 15 Zentimeter hohe Schaufenster regelmäßig neu gestaltet werden. Die Fassade wird, stadtteiltypisch, von winzigen Graffiti geschmückt ...



Dresdner Innenstadt


Nein, das ist nicht die Radeberger Brauerei, sondern die weltberühmte Semperoper

Dresdner Innenstadt

1.Das Neue Grüne Gewölbe: Schätze ohne Ende (und ohne Anstehen)

2.Der Brühlsche Garten: Idyll im Kitsch

3.Das Camondas Schokoladenmuseum: köstlich, köstlich!

4.Die Breslauer Zwerge: Botschafter aus Polen

5.Kulturpalast: Versöhnung mit der DDR-Architektur

6.Die Weiße Flotte: auf der Elbe woll‘n wir fahren …

7.Neue Synagoge und Stolpersteine: Dresdens dunkle Vergangenheit

8.Kraftwerk Mitte: Kultur im Zentrum

9.Elberadweg: Stadtradeln im Grünen


1 Das Neue Grüne Gewölbe

SCHÄTZE OHNE ENDE (UND OHNE ANSTEHEN)

Durch das historische Zentrum von Dresden wogen Besuchermassen, die den Kopf immer wieder staunend zur Kuppel der Frauenkirche heben. Der wahre Mittelpunkt der Altstadt ist aber das Residenzschloss – immerhin über fünf Jahrhunderte Sitz der sächsischen Kurfürsten und Könige. Wer wann hier residierte, zeigt der Fürstenzug, der sich an der Nordseite des Schlosses entlangzieht.

 

Der heutige Neorenaissance-Bau war 1701 abgebrannt und wurde unter August dem Starken im Barockstil wieder aufgebaut; nur um im Zweiten Weltkrieg erneut in Trümmer gelegt zu werden. Dann lagen die rußgeschwärzten Mauern brach, bis 1985 das Schloss zum zweiten Mal wieder aufgebaut wurde, um die Staatlichen Kunstsammlungen zu beherbergen.

Heute kann man zwischen dem Georgentor im Norden und dem Taschenberg am südlichen Ende vom Münzkabinett durch den Riesensaal und weiter in die Türckische Cammer wandeln, der neueste Zugang sind die Paraderäume des Kurfürsten Friedrich August I.

Was Touristen aus aller Welt herzieht, ist das sagenhafte Historische Grüne Gewölbe. Seit 2006 kann man es wieder dort bewundern, wo August der Starke seinen Besuchern die Ergebnisse seiner Sammelleidenschaft präsentierte. Der eitle Kurfürst hatte schon 1724 verfügt, dass auch einfache Bürger seine kostbaren Preziosen, die filigranen Werke aus Porzellan und die feinmechanischen Meisterstücke sehen durften, die in den Gewölberäumen mit den malachitgrün gestrichenen Säulen lagerten – und erfand damit das Museum, das er „Wunderkammer“ nannte.


Der modern überdachte Lichthof führt ins Grüne Gewölbe

In langen Warteschlangen stehen Besucher heute im modern überdachten Innenhof des Residenzschlosses und warten auf ihr Zeitfenster für den Eintritt ins Historische Grüne Gewölbe. Die neun Säle mit den mehr als 3000 Objekten sind zweifellos sehenswert. Und nach dem spektakulären Raub dreier Schmuckgarnituren (der immer noch nicht vollständig aufgeklärt ist) mischt sich wohl auch der eine oder andere Sensationslustige unter die kunstinteressierten Besucher.

Viel einfacher kommt man in das Neue Grüne Gewölbe im ersten Stock des Schlosses! In diesen Ausstellungsräumen stehen sowieso die spannenderen Schätze. Da wäre zum Beispiel das „Goldene Kaffeezeug“ aus gefälschtem Porzellan, unter dessen Tablett sich eine türkische Tänzerin verbirgt – die man nur entdeckt, wenn man sich tief hinunterbückt. Im Mikrokabinett hängt ein echtes Wunder: ein Kirschkern, in den ein unbekannter Künstler 185 Gesichter mit verschiedenen Gesichtsausdrücken eingraviert hat. Es gibt sogar ein echtes Einhorn-Horn! (Psst: Es ist der Stoßzahn eines Narwals. Aber dem Kurfürsten schien die Existenz von Einhörnern wohl realistischer.)


Im Residenzschloss sind viele Ausstellungen untergebracht

Die meisten Besucher stauen sich vor der Vitrine mit dem „Hofstaat zu Delhi am Geburtstag des Großmoguls Aureng Zeb“, einer unglaublich detaillierten royalen Puppenstube mit 137 goldenen Soldaten, Dienern, Elefanten und Kamelen. Die Figuren sind alle beweglich und wurden zum Spielen benutzt. Fraglich ist nur, von wem? Vorbild für den Puppenherrscher war der Großmogul Aureng Zeb, dessen Ruhm im 16. Jahrhundert bis nach Europa reichte. Der sächsische Kurfürst wollte auch so reich und mächtig erscheinen und freute sich deshalb, als sein Hof-Goldschmied Johann Melchior Dinglinger ihm die Puppenstube präsentierte. Sieben Jahre hatte er mit seinen Brüdern an dem Kunstwerk gebastelt, das mit 5223 Diamanten, 189 Rubinen und 175 Smaragden besetzt ist.


Der „Hofstaat zu Delhi“: eine goldene Puppenstube

Für den Kaufpreis von 60.000 Talern hätte Friedrich August I. auch 1000 Staatsbeamte ein Jahr lang bezahlen oder das Jagdschloss Moritzburg ein zweites Mal erbauen können. Komplett abbezahlt hat er das Kunstwerk nie, der Krieg mit Schweden kam dazwischen. Dinglinger wurde auch so einer der reichsten Dresdner seiner Zeit. Im Neuen Grünen Gewölbe finden sich noch viele andere Meisterwerke von ihm.


Details am Osteingang zum Residenzschloss

Wesentlich mehr Geld nahm August der III., der Sohn des Starken, in die Hand, um ein weiteres weltweit einzigartiges Museumsstück zu erwerben: 400.000 Taler soll der 41-karätige Grüne Diamant gekostet haben, ein Teil der sächsischen Kronjuwelen, der heute im letzten Saal des Neuen Grünen Gewölbes zu sehen ist – nicht verpassen!

Info

Lage:

im Residenzschloss, Taschenberg 2, 01067 Dresden, barrierefreier Eingang über Schloßstraße; Tel.: 0351 4914 2000

Anfahrt: Parken in der Tiefgarage unter dem Altmarkt, im Haus am Zwinger, im Contipark an der Semperoper oder im Q-Park Frauenkirche; stressfreier ist die Anfahrt mit Straßenbahnlinie 1/2/4 zur Haltestelle Wilsdruffer Straße oder Straßenbahnlinie 7/10/11/12 und Buslinie 62/75 zur Haltestelle Postplatz.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 10 bis 17 Uhr, Freitag bis 20 Uhr

Eintritt: 14 EUR, freier Eintritt für alle Kinder bis 17 Jahre und am Geburtstag. Die Tickets gelten für alle Ausstellungen im Residenzschloss außer für das Historische Grüne Gewölbe!

Website: gruenes-gewoelbe.skd.museum

2 Der Brühlsche Garten

IDYLL IM KITSCH

Die Brühlsche Terrasse hat ihren Beinamen „Balkon Europas“ verdient. Wer am Georgentor über die Freitreppe zwischen den Skulpturen der „Vier Tageszeiten“ hinaufsteigt, unter den Würfelbäumen zum Planetendenkmal am Treppenaufgang zur Münzgasse spaziert und sich umdreht, gewahrt ehrfürchtig den Turm der Hofkirche, der vor der Augustusbrücke thront.


In der anderen Richtung dominiert die gläserne Kuppel der Kunstakademie mit dem goldenen Engel, im Volksmund „Zitronenpresse“ genannt, den Blick – bis man die noch trutzigere Kuppel der Frauenkirche dahinter erblickt. Zehn Meter tiefer fließt träge die Elbe und bringt die Dampfer der Weißen Flotte zu ihren Kaffeefahrten nach Pillnitz oder ins Elbsandsteingebirge. Winken nicht vergessen!

Nach diesen imposanten Eindrücken sinken die meisten Besucher andächtig auf eine Bank. Dabei wird die Brühlsche Terrasse jetzt erst richtig schön. An ihrem östlichen Ende beginnt hinter dem Delfinbrunnen der Brühlsche Garten. Wo der Bodenbelag von Steinplatten zu Kies wechselt, verändert sich die Atmosphäre – statt knipsender Touristen sieht man Mütter mit Kinderwagen oder Pärchen, die den Blick von der Jungfernbastei genießen oder unter Bäumen im hohen Gras liegen. Der fürstliche Garten, der zwischen 1739 und 1748 als privater Lustgarten von Graf Heinrich von Brühl angelegt wurde, ist großteils das Ergebnis von Rekonstruktionen; nur der Delfinbrunnen ist noch ein Originalteil. Ursprünglich zog sich der Park über die gesamte Länge der Terrasse.


Im Brühlschen Garten genießt man idyllische Ruhe mitten im Zentrum

Ihren Zweck als Bollwerk gegen Feinde hatte die trutzige Wehranlage nach dem Sieg über Napoleon verloren und war jetzt ein Hindernis für den Ausbau der Stadt; also ließ August der Starke sie abtragen. Dabei hatte Herzog Moritz seine Stadt erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts mit einer Wehranlage auf dem neuesten Stand der Technik umgeben. Bis zu 40 Meter dicke Wälle umringten die Stadt sternförmig, in Abständen waren pfeilförmige Bastionen platziert, aus denen man in alle Richtungen schießen konnte. Im Inneren der Mauer lag eine Festung samt Zeughaus für Kanonen, Waffen und Unterkünften für die Soldaten.


Treppenaufgang zum Brühlschen Garten vom Georg-Treu-Platz (rechts das Albertinum)


Der Delfinbrunnen ist das letzte Originalteil hier

Das Moritzmonument an der Nordostecke der Brühlschen Terrasse ist Dresdens ältestes Denkmal. Es lohnt sich, ans Terrassenufer zu laufen und es genau anzuschauen: Die Szene, in der Kurfürst Moritz seinem Bruder August (nicht dem Starken!) unter dem drohenden Blick des Todes das Kurschwert übergibt, erzählt von einem kurzen Leben. Moritz, der große Pläne hatte und Kaiser werden wollte, starb mit 32 Jahren in der Schlacht bei Sievershausen durch einen Schuss in den Rücken.

Als Dresden im 18. Jahrhundert „entfestigt“ und von seiner Stadtmauer befreit wurde, rettete Graf von Brühl, Geheimrat und Premierminister am Hof von August dem Starken und seinem Sohn, den letzten Abschnitt. Er schüttete die Gewölbe zu und schuf die Brühlsche Terrasse. Neben dem Garten ließ er eine Galerie, eine Bibliothek, ein Lustschloss und weitere Gebäude errichten – die „Brühlschen Herrlichkeiten“.

Erst nach seinem Tod wurde die Brühlsche Terrasse für die Dresdner Bevölkerung geöffnet. Wie schön muss es hier gewesen sein, als noch das Belvedere stand, in dem man bei Kaffee und Kuchen den Blick auf die Neustädter Elbseite genießen konnte. Das Gebäude, in dessen Keller Johann Friedrich Böttger das Porzellan erfand, wurde 1945 zerstört und soll nicht wieder aufgebaut werden.

Der verwunschene Garten ist die einzige erhaltene „Herrlichkeit“. Neben den Traumblicken, den rauschenden Bäumen und einigen Skulpturen, die an Gerhard Richter, Caspar David Friedrich und Böttger erinnern, findet man hier einen Geheimtipp, den alle Dresdner*innen kennen: August der Starke prahlte gern mit seiner Stärke. Er zerbrach Hufeisen, zerdrückte Zinnbecher, zeugte (angeblich) 365 uneheliche Kinder und – drückte seinen Daumen in das Geländer der Brühlschen Terrasse. Auch wenn diese Geschichte nicht stimmt (das Geländer wurde viel später dort angebracht), gibt sie jeder zum Besten.

Was sich in den zugeschütteten Gewölben unter der Brühlschen Terrasse verbarg, grub man nach der Wende wieder aus: Die Spuren des alten Dresdens, ein Gewirr von dunklen Wehrgängen, vergessenen Wachstuben und ein überbautes Stadttor, kann man in der „Festung Experience“ erkunden. Die Hochwassermarken der letzten 450 Jahre zeigen, dass die Brühlsche Terrasse heute noch ihren Zweck erfüllt: Sie schützt die Dresdner vor ihrem letzten Feind.


Das Ludwig-Richter-Denkmal vor dem Albertinum

Info

Lage:

am Altstädter Elbufer zwischen Augustusbrücke und Carolabrücke; Treppenzugang vom Georg-Treu-Platz oder vom Hasenberg, Straßenzugang an der Jungfernbastei. Ein Aufzug neben der Freitreppe ermöglicht den barrierefreien Zugang auch am Nordende der Brühlschen Terrasse.

•Vom Brühlschen Garten hat man Zugang zur Kunstakademie im Lipsius-Bau, zur Festung Dresden mit der „Festung Experience“ und zum Albertinum mit der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung.

•Der königliche Daumenabdruck ist nirgends markiert; Tipp: in der Nähe des Böttger-Denkmals suchen, ziemlich genau gegenüber der Neuen Synagoge.

Anfahrt: Parkmöglichkeiten in der Tiefgarage An der Frauenkirche oder auf dem Parkplatz Schießgasse; günstiger und stressfreier mit Straßenbahnlinie 3/7 Haltestelle Synagoge, von hier aus Zugang über den Hasenberg/Tzschirnerplatz

Öffnungszeiten: immer

Eintritt: nichts

Restaurant:

•Café Brühlscher Garten: liegt direkt neben dem Original und dem Albertinum; täglich ab 7:30 Uhr, warme Küche bis 22 Uhr; Tel.: 0351 481 890 1, bruehlscher-garten.de

Website: tourdresden.de/highlights/der-balkon-europas

 

3 Das Camondas Schokoladenmuseum

KÖSTLICH, KÖSTLICH!

Museumsbesuche sind anstrengend. Wie gut, dass direkt gegenüber dem Eingang zum Residenzschloss die Chocolaterie „Camondas“ liegt, wo man eine feine Trinkschokolade oder ein köstliches Schokoladeneis genießen kann.


Nach der verdienten Stärkung soll es gleich weitergehen mit der Kultur? Moment! Wer eine halbe Stunde übrig hat und Schokolade mag, der kann hier direkt im Hinterstübchen des Schokoladen-Shops ein kleines, aber sehr feines Museum entdecken. Im 2018 neu eröffneten Schokoladenmuseum wartet eine ganze Reihe an Überraschungen, und zwar nicht nur für Schokoladen-Liebhaber. Hier zeigt sich eine ganz neue Facette der Barockstadt: Kaum ein Dresden-Reiseführer erzählt davon, dass Dresden im 19. Jahrhundert einer der weltgrößten Erzeuger von feinsten Schokoladenerzeugnissen war.

Kakao und Schokolade waren lange Zeit kein Naschwerk für Kinder, sondern extrem teure Delikatessen aus dem fernen Amerika, die man mit Andacht verzehrte, wenn man sie sich überhaupt leisten konnte. Und die Schokolade war nicht einmal süß! Vielmehr sollte sie gesund sein. Von Kurfürst August dem Starken wird erzählt, dass er sich jeden Morgen eine Trinkschokolade ans Bett bringen ließ, und zwar standesgemäß von einem „Schokoladenmohren“ in speziellem Schokoladengeschirr aus Meißner Porzellan.

Der Graf von Brühl, der von neidischen Zeitgenossen für seine Verschwendungssucht kritisiert wurde (und Dresden an den Rand des Bankrotts führte), hatte in einem eigens angelegten „Chocoladen-Gewölbe“ neun Zentner der begehrten braunen Köstlichkeit gehamstert. Als der Premierminister des Kurfürsten starb, verkaufte man seinen Nachlass, wodurch die Schokolade in Dresden vom seltenen Luxusgut zur Alltagsleckerei wurde – Angebot und Nachfrage.

Damals, in den guten alten Zeiten, waren in der sächsischen Metropole mehr als 30 Schokoladenmanufakturen und Fabriken ansässig, die 4000 Arbeitskräfte beschäftigten. Im Schokoladenmuseum zeugt davon ein interaktiver Stadtplan, vor dem selbst alteingesessene Dresdner lange staunend stehen. Dresdner Schokoladen-Strategen erfanden den Schokoladen-Adventskalender und sogar die Milchschokolade (die ursprünglich mit Eselsmilch hergestellt wurde). Schokolade aus Dresden von Jordan & Timaeus oder Hartwig & Vogel genoss Weltruhm.

Der Zweite Weltkrieg und die genussfeindliche DDR-Planwirtschaft waren das Aus für die Dresdner Schokoladenkultur. Keine einzige Fabrik überlebte die DDR-Zeit. Erst in den letzten Jahren wurden wieder einige kleine Manufakturen gegründet, deren Schokoladen man im Camondas-Shop kaufen kann.

Warum gute Schokolade ihren Preis hat und warum man sie mit Genuss im Mund schmelzen lassen sollte, vermitteln die wenigen Ausstellungsräume des Schokoladenmuseums mit klug ausgewählten Exponaten und Beispielen. Und weil man Schokolade nicht erklären, sondern schmecken muss, kommt jeder in den (buchstäblichen) Genuss einer Verkostung mit allen Sinnen. Im direkten Vergleich und unter fachkundiger Anleitung lernt man, welche Zutaten in der preiswerten Supermarktschokolade vermischt werden und wie dort Geschmack quasi erschwindelt wird. Merke: Je besser eine Schokolade schmeckt, desto weniger Bestandteile hat sie. Und die kosten nun mal mehr als billige Ersatzstoffe. Qualität hat ihren Preis, aber sie schmeckt eben auch besser!


Das „Camondas“ ist gleichzeitig Shop, Museum und Café

Die Museumsleiterin schmunzelt immer wieder, wenn sie Fans handelsüblicher Schokolade von edlem Criollo-Kakao überzeugen kann und am Ende der Führung die liegengebliebenen Verkostungstäfelchen der Billig-Schokolade entsorgen muss. Wer einmal gute Schokolade gekostet hat, der gibt sich nicht mehr mit Durchschnittsware zufrieden!


Curry, Pfeffer oder Salz machen Schokolade erst interessant

Info

Lage: Schlossstraße 22, 01067 Dresden, gegenüber dem Eingang zum Residenzschloss; Tel.: 0351 3202 9191

Anfahrt: Parken in der Tiefgarage unter dem Altmarkt, im Haus am Zwinger, im Contipark an der Semperoper oder im Q-Park Frauenkirche; stressfreier ist die Anfahrt mit Straßenbahnlinie 1/2/4 zur Haltestelle Wilsdruffer Straße oder Straßenbahnlinie 7/10/11/12 und Buslinie 62/75 zur Haltestelle Postplatz.

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag 11 bis 18 Uhr

Eintritt: Erwachsene 5 EUR, Kinder (7 bis 14 Jahre) 3 EUR, Familienkarte (max. zwei Kinder) 15 EUR, kleine Familienkarte (ein Erwachsener, max. drei Kinder) 10 EUR

Website: camondas.de/schokoladenmuseum

HINWEISE: Eine Mini-Filiale des „Camondas“ liegt gleich um die Ecke an der Frauenkirche. Drei Schritte weiter an der Sporergasse ist eine weitere Außenstelle, die teures, aber tolles Eis verkauft.