Keine Cupcakes für Bad Boys

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Keine Cupcakes für Bad Boys
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

(K)ein Bad Boy für Carolin

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Nachwort

Leseprobe

Ein Cupcake zur Mittsommernacht

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Epilog

Nachwort

Leseprobe »Wings of Love«

Keine Cupcakes

für Bad Boys

von

Isabella Lovegood

und

Tamara Leonhard

Copyright © 2019

Alle Rechte vorbehalten.

Jede Weitergabe, Kopie oder sonstige Vervielfältigung verletzt das Urheberrecht und fügt den Autorinnen finanziellen Schaden zu.

Lektorat & Korrektorat:

(K)ein Bad Boy für Carolin:

Tamara Leonhard, Löwenherztexte

www.Tamara.Leonhard.de/Lektorat

Ein Cupcake zur Mittsommernacht:

Ingrid Fuchs, Lektorat Zeilenfuchs

www.Isabella-Lovegood.at/Lektorat-Zeilenfuchs

Covergestaltung:

Ingrid Fuchs

Cover-Fotos:

Cupcakes: © Family Business

Herzchen: © Artishokcs

Cupcake-Grafik: © karrina

alle: stock.adobe.com

Holzwand: © kantver/canstockphoto.de

Alle Personen und Handlungen in den beiden Romanen

sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten

sind rein zufällig und ungewollt.

(K)ein Bad Boy für Carolin

von Isabella Lovegood

Über den Roman:

»Was finden nur alle so toll an Bad Boys?«, fragt sich Carolin, nachdem sie auf einer Party einem Mann dieser Sorte begegnet. Er hält sich für absolut unwiderstehlich, doch da ist er bei ihr an der falschen Adresse.

Auch Oliver beschäftigt diese Frage, als ihm sein eigener Bruder, Bad Boy durch und durch, die Freundin ausspannt. Nun ist Schluss mit lieb und nett! Muskeln, Tattoos und coole Sprüche müssen her. Nur dumm, dass er sich ausgerechnet in seine hübsche Nachbarin Carolin verliebt.

Über die Autorin:

Isabella Lovegood ist das Pseudonym einer österreichischen Autorin, die seit Juli 2016 mit ihrem Mann auf Mallorca lebt.

Ihr Spezialgebiet sind sinnlich-erotische Romane. Sie handeln von Liebe, Lust und Zärtlichkeit, und sehr oft von Menschen mit Lebenserfahrung, die sich trotz allem die Hoffnung bewahrt haben oder wieder für sich entdecken.

Ihre Wohlfühlromane sind geprägt von prickelnder Erotik und der tiefen Sehnsucht nach harmonischen, liebevollen Beziehungen.

Kapitel 1

»Das ist doch mal eine Party!« Sonja sah sich sichtlich zufrieden um.

»Man wird ja schließlich nur einmal fünfundzwanzig!« Carolin prostete ihrer besten Freundin lächelnd zu. In dem riesigen Wohnzimmer waren alle ihre Freundinnen versammelt. Sie wiegten sich gut gelaunt im Takt der Musik und nippten an ihren Gläsern, während sie sich mehr mit Gesten als mit Worten verständigten, weil es einfach zu laut war, um sich normal zu unterhalten. Andere tanzten bereits ausgelassen. Die jungen Männer, die Sonjas Bruder Tom eingeladen hatte, wurden mehr oder weniger neugierig begutachtet. Vor allem natürlich von den Mädels, die ohne Partner gekommen waren.

»Kennst du den heißen Typen dort drüben? Nicht hinsehen«, zischte Sonja ihr zu.

»Wie soll ich dann feststellen, ob ich ihn kenne? Wie sieht er denn aus?«, fragte Carolin nach.

»Groß, mit ordentlichen Muckis, schwarzen Haaren und einer Menge Tattoos. Das muss einer von Toms Freunden sein. Er sieht dauernd zu uns rüber, obwohl ihn ein paar von unseren Mädels belagern.«

»Deiner Beschreibung nach kenne ich ihn bestimmt nicht«, stellte Caro lachend fest und ließ den Blick langsam, wie zufällig, in seine Richtung schwenken. Augenblicklich beschleunigte sich ihr Herzschlag. Obwohl sie ihn vor zehn Jahren zum letzten Mal gesehen hatte, erkannte sie ihn sofort. »Scheiße, das ist Chris.« Ruckartig drehte sie sich wieder weg.

»Du kennst ihn?« Sonja starrte sie überrascht an.

»Wir waren an derselben Schule, er drei Klassen über mir. Ich war damals total verschossen in ihn, aber er hat mich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.«

»Ich schätze mal, das hat sich geändert«, stellte ihre Freundin trocken fest. »Er kommt zu uns rüber und ich habe nicht das Gefühl, dass er mich ansieht.«

Einen Moment lang wollte Panik in ihr aufsteigen, doch dann rief sich Carolin in Erinnerung, dass sie keine fünfzehn mehr war. Chris hatte schon als Schüler gut ausgesehen, doch mittlerweile hatte er sich vom schlaksigen Jugendlichen zu einem echten Hingucker entwickelt. Er trug enge, schwarze Jeans, die tief auf seinen schmalen Hüften saßen, dazu ein dunkelgraues Tanktop, das seine Muskeln betonte. Seine Bewegungen waren geschmeidig und kontrolliert, wie die einer Raubkatze.

»Hallo, Geburtstagskind«, wandte er sich zuerst an Sonja. »Glückwunsch.«

»Danke«, antwortete sie lächelnd, doch bevor sie noch mehr sagen konnte, drehte er sich bereits zu seinem eigentlichen Zielobjekt.

»Hey, genießt du die Party?« Er war einen guten Kopf größer als Carolin und stand knapp vor ihr. Daher musste sie den Kopf in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können. Gleichzeitig registrierte sie, dass er ihr nur kurz in die Augen sah, bevor sein Blick in den Ausschnitt ihres Tops glitt. Sie war nicht sicher, ob sie das so gut fand, doch sie ließ sich nichts anmerken.

»Auf jeden Fall!« Sie nahm einen großen Schluck von ihrem Aperol-Spritz, weil ihr gerade nichts einfiel, was sie sonst sagen sollte, abgesehen davon, dass es für eine Unterhaltung zu laut war, wenn man seinem Gegenüber nicht direkt ins Ohr schreien wollte. Chris schien ohnehin wenig Interesse an Konversation zu haben.

»Lust zu tanzen?«, war das Einzige, was er von sich gab. Während sie sich unter die anderen Tanzenden mischten, fragte sie sich, ob er sich ebenfalls an sie erinnerte. Aber schlussendlich war es ohnehin gleichgültig. Es zählte nur der Augenblick und den fand sie ziemlich aufregend. Chris war ein phänomenaler Tänzer, genauso oder sogar noch besser, als sie es sich früher in ihren Tagträumen ausgemalt hatte. Sich mit ihm zu den unterschiedlichen Rhythmen zu bewegen, war einfach nur heiß und sie genoss es in vollen Zügen. Außerdem schmeichelten die neidvollen Blicke der anderen Mädels Carolins Ego gewaltig. Jetzt war sie mal an der Reihe, von einem umschwärmten Typen beachtet zu werden! Doch auch wenn das Tanzen richtig Spaß machte, irgendwann brauchte sie eine Pause. Ihre Zunge klebte beinahe schon am Gaumen, so durstig war sie.

»Ich hol mir was zu trinken«, rief sie ihm zu, als der nächste Song anfing. Selbst in der angrenzenden Küche, wo sie Getränke und Knabberzeug vorbereitet hatten, war der Lärmpegel gewaltig hoch. Die Pfirsich-Malibu-Bowle schmeckte genial, aber da sie bereits vorhin kräftig zugelangt hatte, spritzte sie das Getränk mit etwas Sodawasser auf. Chris war ihr gefolgt, goss Wodka in ein Glas und streckte ihn mit etwas Red Bull. Er lehnte mit der Hüfte lässig an der Kochinsel, während er ihr zusah, wie sie mit einem langen Löffel nach den Pfirsichstücken in ihrem Glas fischte. Sein Blick zeugte von reichlich vorhandenem Selbstbewusstsein und obwohl sie sonst nicht übertrieben schüchtern war, brachte er sie komplett aus dem Konzept. Beim Tanzen hatte sie seine Gegenwart genossen, doch nun, im hellen Licht der LED-Spots, kroch die Nervosität in ihr hoch und sie fühlte sich beinahe wieder wie der unsichere Teenager von früher. Er kam näher und beugte sich zu ihr. Doch, statt mit ihr zu reden, wie sie erwartet hatte, strichen seine Lippen über die zarte Haut direkt unter ihrem Ohr und hinterließen eine prickelnde Spur. Sein Dreitagebart kratzte aufregend an ihrer Wange und Carolin durchrieselte ein kleiner Schauer, der ihre Brustwarzen aufrichtete. Schnell legte sie einen Arm darüber und wich einen Schritt zurück, doch das wissende Grinsen verriet, dass er seine Wirkung sehr genau einschätzen konnte. Es irritierte Carolin, dass sie auf ihn so intensiv reagierte, obwohl sie ihn kaum kannte. Irgendwie wurde ihr das alles gerade zu viel und sie fand es höchste Zeit, sich ein wenig zurückzuziehen. Rasch trank sie ihr Glas leer und stellte es zu den anderen in die Spüle. Dann wandte sie sich um und verließ die Küche, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Dass er ihr gefolgt war, merkte sie erst, als er plötzlich seine Hände an ihre Hüften legte und sich von hinten an sie schmiegte. Es war eng auf der Tanzfläche, doch das war bestimmt nicht der Grund, warum er ihr so nahe kam, dass sie die harte Beule in seiner Hose an ihrem Po zu spüren bekam. ›Wow, der geht aber ran!‹, dachte sie etwas schockiert. ›Was denkt er denn, warum ich so schnell abgehauen bin?‹ Geschickt wand sie sich aus seinen Armen, als er sie umschlingen wollte, und drehte sich zu ihm um. Sie legte ihre Hände an seinen harten Brustkorb, um ein wenig Abstand zu schaffen. Als hätte er ihn bestellt, wechselte die Musik in diesem Moment zu einem langsamen Schmusesong. Er war eines von Carolins Lieblingsliedern, also ließ sie sich darauf ein und lehnte die Stirn an seine Schulter, beließ die Hände jedoch, wo sie waren. So konnte sie ihn unauffällig ein wenig auf Distanz halten. Gerade, als sie anfing, sich zu entspannen und den Tanz zu genießen, legte er eine Hand auf ihren Po und drückte sie an sich.

 

»Du bist total mein Typ«, drang an ihr Ohr. »Eine richtig süße, heiße Maus.«

Was sollte sie darauf sagen? Ihr Teenager-Ich jubelte, aber eigentlich erschien ihr diese Ansage unpassend. Also reagierte sie nicht darauf, sondern konzentrierte sich auf die Musik und wie gut es sich anfühlte, mit ihm zu tanzen. Er bewegte sich geschmeidig und kraftvoll und war unbestreitbar ein geiler Typ, vermutlich der Heißeste, mit dem sie bisher zu tun gehabt hatte. Es schien, als ob sich ihre Jungmädchenträume unverhofft verwirklichen würden, trotzdem hatte sie ein seltsames Gefühl. Er interessierte sie noch immer, das war nicht zu leugnen. Sie wollte ihn näher kennenlernen und mehr über ihn erfahren, doch das würde in diesem Rahmen schwierig werden.

»Du bist ein guter Tänzer«, rief sie ihm über die Musik hinweg zu, als sie wieder in offene, schnellere Schritte wechselten.

»Ich kann vieles gut«, gab er grinsend zurück und zog sie mit einer raschen Drehung an sich. Bevor er sie wieder freigab, streifte er wie zufällig ihre Brüste. Das löste widerstreitende Gefühle in Carolin aus. Erneut hatte sie das Bedürfnis, auf Abstand zu gehen. Die Nähe, die beim Tanzen naturgemäß entstand, war okay, aber das, was er da abzog, war ihr einfach zu viel. Plötzlich erschien es ihr im Raum unerträglich warm. Aufgrund des Lärmpegels mussten die Fenster geschlossen bleiben, damit die Nachbarn in dem noblen Villenviertel am Grazer Stadtrand nicht gestört wurden.

»Ich muss ein bisschen an die Luft«, rief sie ihm zu und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Es war eine milde Nacht Anfang Juni und sie freute sich auf ein paar tiefe, erfrischende Atemzüge. Erst als sie die Glastüre aufgestoßen hatte und sie rasch wieder hinter sich schließen wollte, bemerkte sie, dass er sich erneut an ihre Fersen geheftet hatte. Sie befanden sich zwar nicht alleine im Garten, aber einige Partygäste schienen die Dunkelheit für andere Zwecke als zum Abkühlen zu nutzen. Die Geräusche, die hinter einem Busch zu ihrer Linken hervordrangen, ließen auf intime Tätigkeiten schließen.

»Das ist eine sehr gute Idee«, stellte ihr Begleiter grinsend fest und versuchte, sie an sich zu ziehen.

»So war das nicht gemeint«, wies sie ihn zurecht. »Ich brauche dringend Sauerstoff und Kühle.«

»Dann lass doch etwas Luft an deine Haut«, raunte er und schob ihr Top über den Bauch hoch.

»Sag mal, was soll das? Wir kennen uns doch nicht einmal. Weißt du überhaupt meinen Namen?«

»Nein, muss ich den kennen? Mich interessiert viel mehr, wie du schmeckst und dich anfühlst.« Deutlicher konnte er ihr nicht zu verstehen geben, was er vorhatte.

»Und du denkst, nur weil wir miteinander getanzt haben, kannst du gleich bei mir landen?« Sie schob seine Hände energisch von ihrer Haut und zog das Top wieder nach unten.

»Ach komm, hab dich nicht so. Wir können doch ein bisschen Spaß miteinander haben.« Wieder versuchte er, sie an sich zu ziehen und sie zu küssen. »Bis jetzt war noch jede zufrieden, der ich es besorgt habe.«

Carolin blieb bei dieser Ansage beinahe die Luft weg. ›So ein arroganter Arsch! Damit hat er sich endgültig ins Aus geschossen!‹, stellte sie erbost fest.

»Lass mich in Ruhe und such dir eine andere. Außerdem muss ich mal aufs Klo«, fuhr sie ihn an und schubste ihn zur Seite. Rasch lief sie ins Haus und in den ersten Stock hinauf. Dort hatten Sonja und Tom ihre Zimmer und ein eigenes Bad mit WC. Ihre Eltern benutzten ein anderes und für die Gäste war die Toilette im Erdgeschoss vorgesehen. Die Villa war riesig und Sonjas Eltern weit weg im Urlaub auf Tahiti. Es war also das perfekte Setting für eine Mega-Party.

Beim Händewaschen betrachtete sie ihr erhitztes Gesicht im Spiegel. Auf einer Seite war die Wimperntusche etwas verlaufen. ›Von wegen wasserfest!‹ Vorsichtig wischte sie die schwarzen Spuren mit einem Kosmetiktüchlein weg. In Gedanken ging sie die Szene von vorhin noch einmal durch. ›So ein Mistkerl! Den Rest des Abends werde ich mich von Chris fernhalten, da kann er noch so cool und attraktiv sein! Gut, dass er mir schnell sein wahres Gesicht gezeigt hat! Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass ich es spätestens morgen bereut hätte, wenn ich auf ihn hereingefallen wäre.‹ Sie ließ sich Zeit und kühlte ihren Puls unter fließendem Wasser.

Schließlich fühlte sie sich erfrischt genug, um sich wieder unters gut gelaunte Partyvolk zu mischen, doch als sie die Tür öffnete, erkannte sie, dass sie in der Falle saß. Chris lehnte lässig an der Wand und schien auf sie zu warten. Anscheinend war er mit Tom gut genug befreundet, dass er sich im Haus auskannte. Das hatte sie nicht einkalkuliert. Die Musik, die aus der sündhaft teuren Stereo-Anlage durch die Villa wummerte, überlagerte alle anderen Geräusche. Carolin gab sich einen Ruck und versuchte, mit hocherhobenem Kopf und selbstsicherer Miene an ihm vorbeizukommen, doch da hatte sie keine Chance. Er griff nach ihren Handgelenken und drängte sie gegen die Wand.

»Du bist eine richtige kleine Wildkatze, das gefällt mir. Eigentlich ist es ja langweilig, wenn die Mädels gleich vor mir auf die Knie gehen, um ... na, du weißt schon.« Er grinste und an seinem Blick erkannte sie, dass er sich wohl genau das jetzt wünschen würde. Dass er zur Verdeutlichung der Worte die Zunge an der Innenseite seiner Wange bewegte, fand sie einfach nur ekelig.

»Vergiss es, und jetzt lass mich durch!«, fauchte sie und versuchte, ihre Hände freizubekommen. Doch er lachte nur und zog sie über ihren Kopf, während er sich mit dem ganzen Körper an sie drängte und ein Knie zwischen ihre Beine zwängte. Mit leichter Panik spürte sie seine Erektion an ihrem Bauch. Wenn sie wenigstens Jeans angezogen hätte! Die hätten eher eine Barriere geboten als der beinahe knielange Rock, der beim Tanzen so schön schwang. Sein Griff war wie ein Schraubstock, mit dem er ihre beiden Handgelenke umfasste, während er seine zweite Hand über ihren Busen wölbte und ihn prüfend drückte. Treffsicher fand er ihren Nippel und kniff hinein. Der Reiz schoss wie ein Blitz zwischen ihre Schenkel.

»Das gefällt dir doch, gib es zu. Du bist genauso heiß auf mich, wie ich auf dich!«

»Lass mich los!« Sie versuchte erfolglos, sich aus seinem Griff zu befreien. Es hatte keinen Sinn, zu schreien. Niemand würde sie hören. Im Erdgeschoss war der Lärmpegel einfach zu hoch. Einen Schritt neben ihnen befand sich die Tür zu Sonjas Zimmer und sie merkte zu ihrem Schrecken, dass er nach der Klinke tastete. Glücklicherweise ließ sie sich nicht öffnen und ihr fiel ein, dass die Geschwister besprochen hatten, zur Vorsicht alle Türen zu den privaten Räumen zu versperren. Seine Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, an der Klinke zu rütteln, und sie nutzte die Gelegenheit zu einem neuen Fluchtversuch. Wieder stieß er ein dunkles, kehliges Lachen aus und schlang beide Arme um sie. In diesem Moment bemerkte sie Tom. Er wollte eilig die Tür zu seinem eigenen Zimmer aufschließen. Augenscheinlich war es ihm peinlich, sie in einem intimen Moment zu stören.

»Tom, hilf mir«, rief sie ihm zu, so laut sie konnte. Überrascht hielt er inne und sah zu ihr hinüber. Noch einmal rief sie seinen Namen. Endlich kam er näher.

»Was ist denn hier los?«, fragte er irritiert.

»Nichts, wir machen nur ein bisschen rum«, versuchte Chris, ihn loszuwerden, lockerte aber gleichzeitig seinen Griff. Endlich konnte Carolin sich befreien und flüchtete zu Tom.

»Du solltest dir ein bisschen genauer ansehen, wen du zu einer solchen Party einlädst. Dieser Arsch denkt, er kann sich alles nehmen, was ihm gefällt.« Sie schickte Chris einen wütenden Blick, den der mit einem verlegenen Grinsen und einem Schulterzucken beantwortete.

»Ich konnte doch nicht ahnen, dass du so prüde bist.«

»Nur weil eine Frau zu dir Nein sagt, ist sie noch lange nicht prüde, du aufgeblasener Idiot.« Sie wandte sich an Tom. Noch immer schlug ihr das Herz bis zum Hals. »Ich bin so froh, dass du heraufgekommen bist. Jetzt weiß ich, warum Mädels angeblich immer zu zweit aufs Klo gehen. Alleine hat man gegen so einen Mistkerl keine Chance.«

Damit ließ sie die beiden stehen und lief die Treppe hinunter. Niemand nahm Notiz von ihr und sie war erleichtert, als sie Sonja fand. Sie stand im Vorraum und unterhielt sich mit einem jungen Mann, der das T-Shirt eines Pizza-Restaurants trug. Erst dann fiel ihr der Duft auf, der in der Luft lag.

»Hast du Tom gesehen?«, fragte Sonja, der ihre Abwesenheit anscheinend gar nicht aufgefallen war. »Er wollte doch Geld holen.« Erst jetzt wurde Carolin klar, dass sie der Pizzalieferung verdankte, der unerwünschten Aufmerksamkeit von Chris entkommen zu sein. Sie mochte sich nicht ausmalen, welches Ende diese Begegnung hätte nehmen können.

»Er kommt bestimmt gleich. Eines sage ich dir, Sonja, ab sofort gebe ich mich nur noch mit netten Männern ab, die eine Frau mit Respekt behandeln.«

Ihre Freundin nickte lachend. »Meine Rede! Aber jetzt brauche ich erst mal gar keinen Mann, sondern ein ordentliches Stück meines würzigen Lebenselixiers!«

Kapitel 2

Oliver knallte sein Telefon mit solchem Schwung auf den Couchtisch, dass es quer darüber schlitterte und in Marios Hand landete, als er sie schnell danach ausstreckte. Behutsam legte der es auf den Tisch zurück und sah seinen Freund und Mitbewohner fragend an. Oliver ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen. Mit einer müden Geste strich er sich mit beiden Händen durch das schwarze, lockige Haar.

»War das vielleicht ein Tag! Bin ich froh, dass er so gut wie vorbei ist. Und zum krönenden Abschluss hat auch noch Anja mit mir Schluss gemacht.«

»Einfach so?«

»Nein, nicht einfach so. Sie hat mich gegen Kev ausgetauscht.«

Mario schüttelte ungläubig den Kopf. »Kev? Deinen Bruder Kevin? Das ist nicht dein Ernst!«

»Doch, sie findet ihn so viel cooler als mich, dass sie mich nach einem halben Jahr einfach per WhatsApp abserviert hat.« Oliver schüttelte den Kopf. »Was geht nur in den Mädels vor? Kevin ist ein Arsch und behandelt Frauen wie den letzten Dreck. Genauso wie der Typ, der mir meine vorige Freundin ausgespannt hat, weil er gerade Bock auf sie hatte. Schnallen die das nicht?«

Mario zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich bin kein Frauenversteher, sonst wäre ich nicht noch immer Single.« Er legte einen Kassenbon als Lesezeichen ein, dann klappte er das dicke Fachbuch über menschliche Anatomie zu, in dem er gelesen hatte, bevor Oliver von der Arbeit heimgekommen war. »Ich war heute in der Buchhandlung. Sieh dir doch die Buchtitel an! Es wimmelt nur so vor Bad Boys, Bad Millionairs und muskelbepackten Rocker-Typen voller Tattoos. Da können Normalos wie wir nicht mithalten.«

Oliver stierte trübe vor sich hin. »Ich brauch was zu trinken. Willst du auch einen Orangensaft?«

»Orangensaft?« Mario grinste. »Mann, aus uns wird nie was! Richtige Typen trinken in so einer Situation Whisky oder wenigstens ein Bier.«

 

Sein Freund erstarrte mitten in der Bewegung, dann drehte er sich langsam zu ihm um und wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn. »Du hast recht! Du hast hundertprozentig recht!« Er ließ sich wieder neben ihm nieder. Der Orangensaft war vergessen.

»Womit?« Verwirrt runzelte Mario die Stirn.

»Wir müssen uns ändern. Solche Weicheier wie wir bleiben die ewigen Verlierer. Genau das hat Anja mir auch geschrieben.« Er deutete anklagend auf sein Handy.

»Und was schließt du daraus?«

»Wir müssen harte Jungs werden. Krafttraining, Tattoos, mehr Alkohol ... Und zu rauchen müssen wir auch anfangen.«

»Moment mal ...« Mario nahm abwehrend beide Hände hoch. »Das mit dem Rauchen kannst du vergessen. Denk an meinen Onkel.«

»Sorry, du hast recht«, murmelte Oliver, als er sich daran erinnerte, dass der Lieblingsonkel seines besten Freundes ein halbes Jahr zuvor an Lungenkrebs gestorben war. Er war ein starker Raucher gewesen und sein Leiden mit anzusehen, hatte Mario viel Kraft gekostet.

»Und das mit dem Alkohol ... Das harte Zeug ist auch nicht gerade gesund und steigt gleich in die Birne. Wie soll ich denn da für meine Prüfungen lernen?«, gab Mario zu bedenken.

»Dann könnten wir ja zumindest so tun, als ob. Eistee in einer Whiskyflasche sieht richtig echt aus. Damit haben wir mal meine Mutter geschockt. War natürlich Kevins Idee.« Er grinste bei der Erinnerung an den Kinderstreich.

»Eigentlich dachte ich, aus dem Alter sind wir heraußen, etwas vorzutäuschen, das wir nicht sind.«

Oliver sah seinen Freund nachdenklich an. »Da hast du nicht unrecht. Aber wenigstens ins Fitnessstudio können wir mal gehen. Das hatte ich doch eigentlich schon viel länger vor.«

Mario nickte erleichtert. »Ja, da bin ich dabei. Ein paar Muckis mehr und eine bessere Kondition hätten uns gestern nicht geschadet, als wir uns mit der Waschmaschine abgeplagt haben. Das Tattoo wäre auch verhandelbar. Kommt darauf an, ob wir ein Studio finden, dem ich vertraue. Und auf das Motiv natürlich. Keinen Totenkopf, das passt nicht zu meinem Job.«

Sein Freund grinste. »Stimmt. Als zukünftiger Arzt solltest du doch etwas Lebensbejahendes zeigen. Ein Kleeblatt, Blümchen oder Schmetterlinge.«

»Drachen sind auch Glückssymbole und wesentlich cooler«, überlegte der Medizinstudent. »Das passt ja für einen Banker ebenso. Oder Dagobert Duck, wie er in den Goldstücken badet.«

»Sehr cool, wirklich«, ätzte Oliver, musste aber bei der Vorstellung lachen, sich den Enterich auf den Oberarm tätowieren zu lassen.

»Heute habe ich wieder unsere neue Nachbarin im Treppenhaus getroffen. Ihre blonde Freundin war auch dabei«, wechselte Mario abrupt das Thema. »Die beiden haben ganz süß gelächelt, als ich sie grüßte.«

»Mit freundlich grüßen ist es ab jetzt auch vorbei. Bad Boys sind nicht nett, vergiss das nicht.«

Marios Miene verriet, dass er die Idee schon nicht mehr so toll fand. Oliver legte ihm versöhnlich die Hand auf die Schulter. »Du musst ja nichts machen, was du nicht willst. Ich habe ja selbst keine Ahnung, ob ich das hinbekomme. Aber Schritt für Schritt zum neuen Selbst, okay?« Er hielt ihm die Faust hin und Mario stieß mit seiner dagegen, dann schüttelte er den Kopf.

»Ich sag dir was, das mit dem Bad Boy-Image wird eine harte Nuss. Müsstest du nicht eher drohen, mich zusammenzuschlagen, wenn ich nicht mitmache?«

»So ein Quatsch! Wir zwei müssen doch zusammenhalten! Komm, setzen wir uns auf den Balkon und bechern uns mit dem italienischen Rotwein voll, den ich letztens gekauft habe.«

»Einverstanden.«

Als sie mit den eleganten Gläsern und der Flasche hinaustraten, bereute es Oliver sofort. Am Nachbarbalkon saßen die zwei Mädels, von denen Mario gesprochen hatte. Augenblicklich versuchte er, eine möglichst arrogante Miene aufzusetzen, nickte kühl hinüber und drehte ihnen dann den Rücken zu. Trotzdem hatte ein Blick auf die Brünette gereicht, um ihm Herzklopfen zu verursachen. Sie war genau sein Typ, sofern er überhaupt einen hatte: Die Haare trug sie lang und mit einem Pony und auf ihrer süßen Stupsnase prangten Sommersprossen, so viel hatte er erkennen können. Mario setzte sich ihm gegenüber und wandte den Frauen dadurch das Gesicht zu. Er lächelte und prostete ihnen zu. Olivers Laune wurde schlagartig noch schlechter. Was für eine bescheuerte Idee hatte er da gehabt! Viel lieber würde er sich mit seinen Nachbarinnen unterhalten. Sie schienen nett zu sein, nach den leisen Gesprächsfetzen zu schließen, die er auffing. Ein melodiöses Lachen erklang und er fragte sich, welche von den beiden es ausgestoßen hatte. Er stürzte den Wein in seine Kehle, was bei dem edlen Tropfen eigentlich eine absolute Verschwendung war und in Anbetracht seines ansonsten leeren Magens auch keine allzu gute Idee. Anja fiel ihm wieder ein. Im Grunde hatte es mit ihnen ohnehin nicht gepasst und in letzter Zeit nur noch genervt. Er merkte verwundert, dass es ihn eigentlich erleichterte, dass es vorbei war. Doch die Art, wie sie ihn abserviert hatte, und dass sie sich ausgerechnet mit seinem Halbbruder eingelassen hatte, der ihn von Kindheit an nur getriezt hatte, machte ihn wütend. Warum passierte ausgerechnet ihm so etwas immer? Das musste ein Ende haben!

»Das ist doch alles Scheiße«, zischte er seinem Freund zu. »Höchste Zeit, dass wir was ändern!«

Mario nickte beruhigend. »Das haben wir ja vorhin schon beschlossen. Hast du ein bestimmtes Fitnessstudio im Auge? Da war doch letztens ein Werbeflyer in der Post ... Ein Freunde-Abo zum halben Preis oder so. Ich schau mal, ob ich den noch finde!«

Während er im Wohnzimmer den Zeitungsstapel durchsuchte, goss Oliver die Gläser erneut voll, obwohl er jetzt schon wusste, dass er es bereuen würde. Mit schwerem Kopf überlegte er, was sie noch an Essbarem im Kühlschrank hatten. Der Räucherspeck fiel ihm ein, den ihnen die freundliche alte Dame aus dem vierten Stock als Dankeschön für ihre Hilfe mitgegeben hatte.

»Hast du auch Appetit auf Speck und Zwiebel?«, fragte er Mario, als der mit dem Flyer winkend zurückkehrte.

»Hey, ja, gute Idee. Mir steigt der Wein ohnehin schon in die Birne. Bring alles raus, wir schneiden es hier auf.«

Oliver lief das Wasser im Mund zusammen, als er eine Zwiebel schälte und mit Speck und Brot auf einem großen Brett hinaustrug.

»Es hat seine Vorteile, Single zu sein«, stellte er grinsend fest, als er sich wenig später die Zwiebelringe auf sein Speckbrot häufte.

Mario hob zustimmend den Daumen. »Genau! Niemand da, der meckert, wenn man aus dem Mund riecht.« Mit Genuss nahm auch er einen kräftigen Bissen.