Säure-Basen-Balance. Kompakt-Ratgeber

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Säure-Basen-Balance. Kompakt-Ratgeber
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Hermann Straubinger

Säure-Basen-Balance

Bewährte Tipps und Programme zur Entsäuerung

Kompakt-Ratgeber

E-Book (epub): ISBN 978-3-863-74257-7

E-Book (pdf): ISBN 978-3-86374-256-0

(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-255-3, 1. Auflage 2015)

Mankau Verlag GmbH

Postfach 13 22, D-82413 Murnau a. Staffelsee

Im Netz: www.mankau-verlag.de

Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum

Redaktion: Julia Feldbaum, Augsburg

Endkorrektorat: Susanne Langer M. A., Traunstein

Cover/Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München

Layout: X-Design, München

Satz und Gestaltung: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring

eBook-Herstellung und Auslieferung:

Brockhaus Commission, Kornwestheim

www.brocom.de

Abbildungen/Fotos: thinkstock (1); UMB-O - Fotolia.com (4o, 6/7); psdesign1 - Fotolia.com (4u, 27); shaiith - Fotolia.com (5, 58/59); mr.markin - Fotolia.com (5, 84/85); panimo - Fotolia.com (10); underdogstudios - Fotolia.com (13); bilderzwerg - Fotolia.com (21, 37); Jeanette Dietl - Fotolia.com (30); dermatzke - Fotolia.com (35); Peter Hermes Furian - Fotolia.com (44); angellodeco - Fotolia.com (51); al62 - Fotolia.com (63); von Lieres - Fotolia.com (66); Africa Studio - Fotolia.com (69); Malyshchyts Viktar - Fotolia.com (75); Tim UR - Fotolia.com (80); fastudio4 - Fotolia.com (75); Jultud - Fotolia.com (89); Lars Zahner - Fotolia.com (90); Meliha Gojak - Fotolia.com (97); Kenishirotie - Fotolia.com (101); Jacek Chabraszewski - Fotolia.com (104); udra11 - Fotolia.com (107); Dessie - Fotolia.com (111); lunaja - Fotolia.com (117); Robert Kneschke - Fotolia.com (121); sabine hürdler - Fotolia.com (122)

Hinweis für die Leser:

Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.

Vorwort

Ein übersäuerter Organismus kann die Ursache für eine Vielzahl von Krankheiten sein, sicher aber einen negativen Einfluss auf Ihr psychisches wie körperliches Wohlbefinden ausüben.

Kopfschmerzen und Erschöpfung, Leistungsschwäche oder Schlafstörungen, die ersten Anzeichen können völlig unterschiedlich sein und sind nicht immer klar zu deuten und einzuordnen.

Was versteht man eigentlich unter Übersäuerung, wie und woran erkenne ich sie und was kann ich selbst dagegen unternehmen? Gibt es Wege aus der »Säure-Falle«? Übersäuerung ist kein Schicksal. Mit »guter« und vielseitiger Ernährung, ausreichend Bewegung und einem weitestgehend stressfreien und ausgewogenen Lebensstil können Sie selbst viel für einen stabilen Säure-Basen-Haushalt tun – und damit Ihrer Gesundheit und Lebensfreude Rechnung tragen!

Mit diesem Ratgeber sind Sie bestens gerüstet, und es wird Ihnen leicht gelingen, sich auf einen Weg hin zu einer basenreichen Ernährung zu machen.

Hermann Straubinger

Inhalt

Vorwort

Der Säure-Basen-Haushalt

Sauer macht krank

Störungen in der Säure-Basen-Balance

Der Mensch – das basische Wesen

So entstehen Säuren im Körper

Säuren durch falsche Ernährung

Säuren durch Krankheiten

Säuren durch Stress

Säuren durch Bewegungsmangel oder Überanstrengung

Wichtige Organe des Säure-Basen-Haushaltes

Das Blut als Transportvehikel

Die Lunge – unser Säurenschornstein

Die Nieren – unsere Kläranlage

Die Leber – unser zentrales Basenorgan

Der Magen – unsere Basenfabrik

Das Bindegewebe – unsere Mülldeponie

Säurekrankheiten

Phasen der Erkrankung

Stadien der Übersäuerung

So stellen Sie eine Übersäuerung fest


Fit durch basische Ernährung

Essen Sie sich gesund

Grundpfeiler für Fitness und Wohlbefinden

Wasser: unser wichtigstes Lebensmittel

Wertvolle basische Nahrung

Basisch dank Obst und Gemüse

Vitamine

Entsäuerungsmineralien

Sekundäre Pflanzenstoffe

 

Kohlenhydrate

Ballaststoffe

Die Hitliste der Obstsorten

Die Hitliste der Gemüsesorten

Aktiv werden gegen Übersäuerung

Basenfasten mit Früchten

Saftfasten heißt sanft fasten

Die Fasten-Vorbereitung

Saftrezepte für die Vorfastentage

Die Saftfastentage

Last but not least – das Fastenbrechen

So bereiten Sie Ihre Basensäfte zu

Saftrezepte für die Fastenwoche

Sport und Entspannung

Bewegung muss sein!

Einfach zur Ruhe kommen

Register


Der Säure-Basen- Haushalt

In diesem Kapitel wird der »Volkskrankheit«

Übersäuerung auf den Zahn gefühlt.

Was versteht man unter Übersäuerung?

Woher kommt ein Ungleichgewicht im

Säure-Basen-Haushalt, und welche Vorgänge

finden im menschlichen Organismus statt?

Sauer macht krank

Sauer macht lustig, so heißt es – wahrscheinlich, weil man beim Verzehr von sauren Speisen sein Gesicht verzieht und so aussieht, als ob man lachen würde.

Doch zum Lachen besteht kein Grund, denn schon die Fruchtsäure von Obst, etwa die eines Apfels, ist in der Lage, unseren harten Zahnschmelz anzugreifen! Zum Glück steuert der Speichel dem entgegen und ist in der Lage, die Säure schnell zu neutralisieren – sofern er nicht selbst zu sauer ist.

Störungen in der Säure-Basen-Balance

Übersäuerung, saures Milieu, Säurekrankheiten – das sind Begriffe, die noch vor nicht allzu langer Zeit nur von Heilpraktikern und »alternativen« Ärzten gebraucht wurden. Das hat sich geändert. Dank exakter Messmethoden und einer Reihe von Studien sehen auch immer mehr Schulmediziner darin die Ursache unterschiedlichster Krankheiten. Immer geht es dabei um eine Störung in unserem Säure-Basen-Haushalt. Wie der Ausdruck »Haushalt« schon vermuten lässt, haben wir es hier nicht mit einem konstanten Verhältnis von Säuren und Basen zu tun, sondern die Säure- und Basenmengen verändern sich ständig. So wechseln sich über den Tag verteilt sogenannte Säure- mit Basenfluten ab. Das ist gut erkennbar an unserem Urin. Morgens haben wir einen sauren Urin, während er in der Regel gegen 14 Uhr am stärksten basisch ist (→ Seite 52 ff. »Urinprobe – der einfache Test«). Ist dieser Wechsel in Richtung »basisch« gestört, heißt das nicht, dass wir es mit einer bedrohlichen Übersäuerung unseres Blutes (Azidose) zu tun haben, wohl aber, dass unser Organismus mit zu viel Säuren überschwemmt wird. Und dass die natürliche Fähigkeit unseres Körpers, schädliche Säuren zu neutralisieren und auszuscheiden, mehr oder weniger erschöpft ist.

Die Folgen davon sind zunächst Befindlichkeitsstörungen wie schlechte Stimmungslage, es können aber auch Kopfschmerzen und Allergien auftreten. Und schließlich sind Krankheiten wie Nierenleiden oder sogar ein Herzinfarkt möglich.

Die gute Nachricht: Sie können bei Anzeichen einer Übersäuerung eine Menge tun, um Ihren »Haushalt« wieder in Ordnung zu bringen. In diesem Fall müssen Sie eben an Säuren sparen, und dabei liefert den wesentlichsten Beitrag ein basischer Speiseplan. Denn in der Hauptsache trägt unsere »moderne« Ernährung zur Übersäuerung unseres Körpers bei. Statt Gemüse, Kartoffeln und Vollkorn stehen zu oft Fleisch, industriell veränderte Nahrungsmittel, Feinmehlgebäck und große Mengen von Zucker auf unserem Speiseplan. Trotzdem: Die ersten Symptome einer Übersäuerung lassen manchmal auf sich warten, da sich unser Körper lange Zeit durch eine Reihe von Gegenmaßnahmen zu helfen versucht. Erst wenn unsere Basenreserven langsam erschöpft sind, treten Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsmangel, Kopfschmerzen, Muskelkater, Leistungsschwäche, allergische Erscheinungen oder Herz-Kreislauf-Störungen auf.

Der Mensch – das basische Wesen

Der Großteil allen Lebens stammt aus dem Meer. Zwei Drittel der Erdoberfläche besteht aus diesem basischen Lebenswasser, das einen pH-Wert von 8,0 bis 8,5 aufweist (→ Seite 14 »Säuren, Basen und pH«). Auch der Mensch ist biologisch gesehen ein basisches Wesen.

Das Blut ist und muss ständig basisch bleiben (pH 7,35 bis 7,45). Schon geringste Abweichungen würden sich lebensbedrohlich auswirken. Alle Zellen werden vom basischen Blut versorgt. Das menschliche Leben entwickelt sich neun Monate lang in einem basischen Fruchtwasser (pH 8 bis 8,5). Damit unser Körper gesund bleibt, mag er es also ausgeglichen bis basisch – abgesehen vom Magen, der mit der starken Salzsäure unsere Nahrung zersetzt und Bakterien abtötet, und von der Haut, die mit ihrem leichten Säureschutz Krankheitserreger abwehrt. Dabei hält unser Organismus den Säuregrad seiner Organe und Flüssigkeiten in sehr engen Grenzen. Dieser Säuregrad wird als sogenannter pH-Wert angegeben. Die Skala reicht von extrem sauer mit pH-Wert 1 (Schwefelsäure) über neutral bei pH-Wert 7 (reines Wasser) bis extrem basisch mit einem pH-Wert von 14 (Natronlauge). So hat unser Blut einen sehr engen pH-Wert zwischen 7,35 und 7,45. Das zeigt, wie genau es unser Körper mit seinem Lebenssaft nimmt. Schon geringe Abweichungen führen zu massiven Störungen, die schnell lebensbedrohliche Erkrankungen hervorrufen können. Ein Blut-pH-Wert unter 6,8 ist tödlich.

Das Meer, der »basische« Urquell allen Lebens.


Wie unser Blut hat auch jeder Teil oder »Saft« unseres Körpers seinen ganz bestimmten »gesunden« pH-Wert, bei dem unsere Biokatalysatoren, die Enzyme, ihren Job optimal verrichten können. Dabei handelt es sich immer um einen Bereich und nicht um einen festen Wert, und das zeigt an, dass der pH-Wert durch vieles beeinflusst wird. Und zwar in beide Richtungen. Das kann unsere Ernährung sein, ein Medikament, eine Entzündung oder auch Stimmungsschwankungen. Unser Körper versucht dann mit einem ausgeklügelten Regelungssystem, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Bezeichnenderweise sind fast alle diese Systeme dazu da, »saure« Störungen auszugleichen. Basen stellen also die weitaus geringere Bedrohung dar.

Der pH-Wert im menschlichen Körper

Blut ist mit pH 7,35 bis 7,45 in einem sehr engen Bereich deutlich basisch. Ein Blut-pH-Wert unter 6,8 führt zum Tod. Unter 7,35 spricht man von einer Azidose, über 7,45 von einer Alkalose.

Magensaft ist eine wässrige Flüssigkeit, die Salzsäure (pH 1,0 bis 3,0) und das eiweißspaltende Verdauungsenzym Pepsin enthält. Etwa 1,5 bis 3 Liter werden täglich gebildet. Der niedrige pH-Wert des sauren Magensaftes wirkt bakterienabtötend und führt zu einer Ausflockung (Denaturierung) von Eiweiß, wodurch dieses durch die eiweißspaltenden Enzyme besser »angreifbar« wird.

Speichel ist mit pH 7,1 bis 7,0 leicht basisch bis neutral. Wer viel Zucker zu sich nimmt, bildet Plaquebakterien, die ihren Energiebedarf durch den Abbau von Zucker aus Nahrungsmitteln decken. Dabei entstehen Säuren in der Mundhöhle, und der pH-Wert des Speichels fällt in einen sauren Bereich ab. Die Auflösung des Zahnschmelzes beginnt bei einem pH-Wert von 5,5. Ist der Zucker aufgebraucht, führt der Speichel wieder zu einem Anstieg des pH-Wertes. Er repariert die entstandenen Schäden und remineralisiert die Zähne.

Muskeln und Organzellen liegen mit pH 6,9 im sauren Bereich, weil sie Tag und Nacht unter Bildung von Kohlensäure Nährstoffe verbrennen. Sportler, die verstärkt auf kohlenhydrat- und eiweißreiche Nahrungsmittel zurückgreifen, sind besonders gefährdet zu übersäuern. Wenn der Sauerstoff in den Muskelzellen nicht mehr ausreicht, stellt unser Körper auf anaerobe (»ohne Sauerstoff«) Energiegewinnung um. Dabei werden Kohlenhydrate ohne Sauerstoff abgebaut. Es entsteht unter anderem Milchsäure (Laktat). Je mehr Laktat produziert wird, umso stärker sinkt der pH-Wert im Muskel, er wird zunehmend saurer und bringt immer weniger Leistung. Das Verdauungssekret der Bauchspeicheldrüse ist mit pH 8,0 stark basisch, da es den sauren Nahrungsbrei vom Magen im Zwölffingerdarm neutralisieren muss. Über den Dünndarm werden dann die Nährstoffe von unserem Organismus aufgenommen, weil unsere Verdauungsenzyme in basischer Umgebung an die Arbeit gehen können.

Den pH-Wert kann man zu Hause mithilfe von Teststreifen messen.


Der Harn schwankt mit Werten von pH 5,0 bis 8,0 von stark sauer bis stark basisch. Durch die Entsäuerung in der Nacht ist der Morgenurin am sauersten, nachmittags zwischen 14 Uhr und 17 Uhr am basischsten, weil unser Magen mit jeder Mahlzeit neben der Magensäure auch lebenswichtige Basen produziert. Urin besteht zu 95% aus Wasser, in dem der Harnstoff gelöst ist, der übrig bleibt, wenn wir in der Leber Eiweiß abbauen. Daneben verlassen die Harnsäure und das Kreatinin ebenfalls als Stoffwechselendprodukte und kleinere Mengen organischer und anorganischer Salze (Kochsalz), Phosphate und Säuren mit dem Harn unseren Körper. Die Niere ist unser wichtigstes Organ zur Ausscheidung überflüssiger Säuren!

Der pH-Wert von 8 ist klar basisch. Das wichtigste Eiweiß-Verdauungsenzym Trypsin, das im Saft des Dünndarms vorkommt, hat ebenso sein pH-Optimum im Bereich von 8. Bei steigendem Säuregehalt wird dieses Enzym wie die Mehrzahl aller Enzyme gehemmt oder sogar zerstört.

Säuren, Basen und pH

Chemisch gesehen sind alle Flüssigkeiten Säuren, die ein freies positives Wasserstoff-Ion (H+) besitzen. Je mehr dieser Wasserstoff-Ionen in der Flüssigkeit sind, desto stärker ist die Säure. Basen, auch Laugen genannt, sind die Gegenspieler von Säuren. Sie haben ein negativ geladenes Hydroxid-Ion (OH–) und können das H+– Ion der Säure an sich binden. Also: Säuren können H+-Ionen abgeben, Basen können H+-Ionen aufnehmen. Treffen nun Säuren und Basen aufeinander, kommt es zu einer sogenannten Neutralisation. Die Wirkung der beiden hebt sich also komplett auf, und heraus kommt ein bestimmtes Salz und Wasser.

Dies ist ein wichtiges Prinzip unseres Säure-Basen-Haushaltes, der damit gefährliche Säuren unschädlich macht. Nach diesem Muster neutralisiert zum Beispiel der basische Bauchspeichel der Bauchspeicheldrüse – immerhin 1,5 Liter täglich – die Magensäure im Zwölffingerdarm.

Der Säure- und Basengehalt wird mit dem sogenannten pH-Wert angegeben. Die Bezeichnung kommt von »potentia hydrogenii« und zeigt schon, um was es geht: um die Kraft des Wasserstoffs. Gemessen wird nämlich die Konzentration der Wasserstoff-Ionen. Die Skala reicht von 1 für extrem sauer (Schwefelsäure) bis 14 für extrem basisch (Natronlauge). Genau in der Mitte liegt die neutrale 7 des reinen Wassers. Dieser Wert ist weder sauer noch basisch.

Je niedriger also der pH-Wert ist, desto saurer, je höher der pH-Wert ist, desto basischer ist die gemessene Flüssigkeit. Dabei ist der Unterschied zwischen pH 4 und pH 6 nicht etwa nur 2, sondern aufgrund einer speziellen Skaleneinteilung, die man logarithmisch nennt, ist pH 4 ganze 10-mal saurer als pH 5 und 100-mal saurer als pH 6.

 

So entstehen Säuren im Körper

Die von unserem Lebenssaft, dem Blut, gelieferten Nährstoffe enthalten zwar schon Energie, aber die ist chemisch gebunden und steht den Zellen und damit zum Beispiel auch unseren Muskeln nicht direkt und unmittelbar zur Verfügung.

Ebenso wie das Benzin in einem Automotor müssen auch die Nährstoffe zuerst verbrannt werden, um Bewegung zu erzeugen.

Das geschieht in speziellen »Zellkraftwerken«, den Mitochondrien, die in fast jeder Zelle vorhanden sind. Alle Energie also, die wir zum Leben nutzen können, entsteht durch Verbrennung (= Oxidation). Und durch Oxidation kann diese Energie schrittweise auf eine Art »Energiewährung« wie das ATP übertragen werden.

Damit die Energie produziert werden kann, müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

INFO

WARUM DER KÖRPER SAUER IST

Zu einer Übersäuerung im menschlichen Organismus kommt es erst, wenn zu wenig Sauerstoff vorhanden ist oder aber die Verbrennung nicht vollständig ablaufen kann. Dies geschieht, wenn nicht genügend Mineralstoffe zur Verfügung stehen oder die Enzyme in einem zu sauren Zellmilieu nicht optimal arbeiten.

Wir brauchen genügend Zucker oder Fette, es muss ausreichend Sauerstoff vorhanden sein und die zur Energiefreisetzung benötigten Enzyme müssen optimal arbeiten können.

Dazu wird erst einmal im Darm unsere Nahrung in ihre Bestandteile zerlegt, die Lunge nimmt Sauerstoff aus der Luft auf, und unser Herz-Kreislauf-System transportiert die aufbereiteten Nährstoffe und den Sauerstoff an das Bindegewebe heran, das die Zellen umschließt. Erst von hier gelangt es dann in die Zellen. Bei optimaler Verbrennung bleiben Wasser und Kohlendioxid (CO2) übrig. Pro Tag produzieren wir etwa ein Kilogramm CO2. Dieses muss schnellstmöglich abtransportiert werden, sonst wird die Zelle sauer, und das wäre ihr Untergang. Ein gesunder Organismus hat damit auch keine Schwierigkeiten, denn er scheidet das Kohlendioxid jederzeit über die Atemwege aus.

Jedes unvollständig verbrannte Zucker- oder Fettmolekül säuert unseren Stoffwechsel. Die dabei gebildeten Säuren, besonders die Milchsäure aus Glukose und Ketosäuren aus Fetten, werden wir dann nicht mehr so einfach über die Atmung los.

Neben dieser »natürlichen« Säureproduktion durch unseren Stoffwechsel entstehen meist durch falsche Ernährung, mangelnde Bewegung und Stress oft regelrechte Säurefluten, auf die unser Körper sehr viel weniger vorbereitet ist. Schafft er es dann nicht, die Säuren auszuscheiden, spricht man von Übersäuerung. Bei einer latenten Azidose ist der Körper zwar »übersäuert«, man hat jedoch noch keine gesundheitlichen Beschwerden, da ein komplexes Puffersystem unseren Körper noch vor den Säuren schützt. Aber wie jedes Puffersystem hat auch dieses seine Grenzen.

ATP – Die Energiewährung

In den Kraftwerken unserer Zellen – den Mitochondrien – werden Nährstoffe wie Kohlenhydrate (Zucker) und Fett mithilfe von Sauerstoff verbrannt. Dabei entsteht der »Brennstoff« ATP (Adenosintriphosphat) sozusagen als universelle zellulare Energiemünze. Es besteht aus dem stickstoffhaltigen Adenin, dem Zucker Ribose und drei Phosphatmolekülen.

Dieses ATP ist der Motor des Lebens, und zwar in allen Organismen dieser Erde. Beim Abspalten einer der drei Phosphatmoleküle wird Energie frei. Sie kann jetzt in allen Bereichen zum Aufbau neuer Moleküle oder Zellen eingesetzt werden. Zurück bleibt das ADP (Adenosindiphosphat), das in Mitochondrien wieder in ATP umgewandelt werden kann.

ATP als Energiemünze hat entscheidende Vorteile gegenüber Fett oder Zucker:

➧ Der Energiegehalt ist kleiner – man hat sozusagen energetisches Kleingeld.

➧ ATP kann leichter regeneriert werden.

➧ Die Energie steht schnell ohne große Umwandlungsprozesse zur Verfügung.

Ein Mensch setzt pro Stunde etwa 5 Kilogramm ATP um, also 120 Kilogramm ATP pro Tag. Bei Leistungssportlern kann der Verbrauch bis auf 100 Kilogramm pro Stunde steigen. Solche Mengen liegen nicht in gespeicherter Form vor, sondern müssen hergestellt werden. Und zwar in jeder einzelnen Zelle durch die Verbrennung der »Energiespeicher« Zucker und Fett. Bei einer vollständigen Verbrennung von Glukose bräuchte man nur knapp 15 Gramm Glukose, um 1 Kilogramm ATP zu bilden.

Ist unser Stoffwechsel im Gleichgewicht, wird genauso viel Energie hergestellt, wie verbraucht wird. Man spricht dann von einem aeroben Stoffwechsel.

Bei großer körperlicher Anstrengung oder Stoffwechselstörungen kann es aber vorkommen, dass nicht genügend Sauerstoff zugeführt werden kann. Folge: Die Moleküle für ATP können nicht ganz verbrannt werden, und unser Körper behilft sich damit, dass er die halb fertigen ATP-Vorprodukte in Milchsäure umbaut.

INFO

ANZEICHEN EINER ÜBERSÄUERUNG

Denken Sie an eine mögliche Übersäuerung, wenn Sie unter folgenden Symptomen leiden:


➧ Müdigkeit➧ Leistungsschwäche
➧ Kopfschmerzen➧ Schlafstörungen
➧ Konzentrationsmangel➧ Herz-Kreislauf-Störungen

Säuren durch falsche Ernährung

Man ist, was man isst! Und man fühlt sich auch so, möchte man hinzufügen. Wenn man bedenkt, wie unterschiedlich unsere Nahrung ist, die wir zu uns nehmen, und wie kompliziert die Prozesse sind, mit denen unser Körper daraus Energie und Baustoffe gewinnt, ist es nicht verwunderlich, dass wir unseren Organismus mit der falschen Ernährung nicht unterstützen und ihm sogar Schaden zufügen können.

Der Weg der Nahrung

Die Verdauung unserer Speisen beginnt im Mund, wo die Nahrung mit den Zähnen zerkleinert wird. Unser Speichel (täglich 1 bis 1,5 Liter) macht sie für den Weitertransport in die Speiseröhre gleitfähig. Schon im Speichel spaltet das Enzym Amylase komplexe Kohlenhydrate (Stärke, Glykogen, Dextrine) in kleinere Untereinheiten (Oligosaccharide, Malzzucker). Wer Brot lang genug kaut – und das sollte man sowieso! – wird feststellen, dass es süßlich schmeckt. Gewürze wie Pfeffer, Chili, Senf oder Paprika erhöhen die Enzymtätigkeit und die Speichelproduktion. Nicht zuletzt reinigt der Speichel unsere Zähne und neutralisiert im Mund entstandene oder mit der Nahrung zugeführte Säuren, etwa Fruchtsäuren von Obst. Deswegen: mit dem Zähneputzen etwa eine Stunde warten, bis der Speichel seine Arbeit getan hat.

Aufspaltung durch Säure

Vom Mund geht’s über die Speiseröhre in den Magen, wo der Speisebrei mit dem Magensaft (täglich 1,5 bis 3 Liter) vermischt wird. Der niedrige pH-Wert von 1,5 des sauren Magensaftes tötet Bakterien ab und führt zu einer Ausflockung (Denaturierung) von Eiweiß. Bier, Wein und Stärkeres fördern die Magensäuresekretion erheblich. Ebenso Eiweiß, während Fett die Säureproduktion hemmt. Über die Magenwand werden in geringem Maße Fett verdauende Enzyme und vor allem das Eiweiß spaltende Enzym Pepsin zugegeben. Die Verdauung der Kohlenhydrate wird im Magen ohne eigene Kohlenhydrat verdauende Enzyme fortgesetzt. Ein hoher Fettanteil erhöht also die Verweildauer der Nahrung im Magen. Der fette Schweinebraten »liegt dann schwer im Magen«, wie man sagt.


Der Magen produziert aber neben der Salzsäure gleichzeitig den passenden basischen Puffer dazu: das Natriumbikarbonat. Man kennt es auch als doppelkohlensaures Natron oder Bullrichsalz aus der Apotheke gegen Sodbrennen. Eingelagert in den Magenschleim wirkt diese Substanz zum einen wie ein chemischer Schutzwall gegen die Selbstverdauung durch die ätzende Magensäure. Den Rest benötigen unsere Organe Leber, Bauchspeicheldrüse und die Darmschleimhautdrüsen, wo sie gespeichert werden und dann den sauren Magenbrei im Dünndarm neutralisieren.

Aufnahme der Nahrungsbestandteile

Durch den Magenpförtner kommt der Nahrungsbrei in den Zwölffingerdarm. Im Dünndarm dann werden die Nahrungsbestandteile mithilfe von Enzymen weiter zerlegt. Kohlenhydrate werden durch spezielle Enzyme (Disaccharidasen) in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt. Die Fettverdauung findet hauptsächlich im oberen Teil des Dünndarms statt. Dazu wird die von der Leber gebildete Gallenflüssigkeit zuerst in der Gallenblase zwischengespeichert und dann in den Zwölffingerdarm abgegeben, um die Fette zu emulgieren. Später können sie so von den Verdauungsenzymen (Lipasen) besser aufgeschlossen werden.

Die im Magen begonnene Eiweißverdauung wird im Darm fortgesetzt. Das Sekret der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) enthält Enzyme wie das Trepsin, das große »Eiweißbrocken« in kleinste Moleküle (Peptide, Aminosäuren) abbaut.

Die zweite wichtige Aufgabe des Dünndarms ist die Überführung dieser kleinsten Nährstoffteilchen in die Blutbahn. Dafür ist die Oberfläche dieses Organs durch die sogenannten Darmzotten stark vergrößert. Schleimhautfalten mit fingerförmigen Ausstülpungen, auf denen sich der sogenannte Bürstensaum befindet, erhöhen die Fläche des Darmes auf die Größe eines Tennisplatzes. Im Dickdarm wird vor der Ausscheidung dem Rest des Speisebreis Wasser entzogen, das zusammen mit wertvollen Mineralstoffen wieder in den Körper transportiert wird.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?