Analyse von Sachtexten und Stellungnahme in Klassenarbeiten

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Analyse von Sachtexten und Stellungnahme in Klassenarbeiten
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Helmut Tornsdorf

Analyse von Sachtexten und Stellungnahme in Klassenarbeiten

Ein 10-Punkte-Programm für die Klasse 8

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1. Wieso sind „Sachtexte“ für den Deutschunterricht „voll der Bringer“?

2. Was sind Sachtexte überhaupt?

3. Worauf muss man bei der Analyse achten?

4. Zehn Schritte zur erfolgreichen Analyse

5. Art des Textes

6. Verfasser und Zeitpunkt sowie „Ort“ des Erscheinens

7. Thema des Textes

8. Kontext des Textes

9. Zusammenstellung wichtiger inhaltlicher Punkte

10. Unklare Stellen

11. Stellen, an denen man weiter recherchieren könnte

12. Art der Darstellung

13. „Absicht“ bzw. Zielrichtung des Textes (Intention)

14. Der „Sinn“ von Sachtexten

15. Stellungnahme zum Text

16. Stellungnahme zum Thema

17. Beispiel: Vorübung für eine Klassenarbeit

18. Beispiel: Klassenarbeit zum Thema „Sinnvolle Kinderarbeit in der Schule“

19. Lösungshinweise zur Klassenarbeit „Sinnvolle Kinderarbeit in der Schule“

20. Abschließende Überlegungen

Impressum neobooks

1. Wieso sind „Sachtexte“ für den Deutschunterricht „voll der Bringer“?

Deutschunterricht – das heißt: Profi im Umgang mit Texten zu werden

Man kann sich natürlich fragen, wozu der Deutschunterricht überhaupt gut ist. Zumindest für die, die doch die deutsche Sprache schon beherrschen – und das ist sicher als Normalfall in der Schule gedacht. Das Zauberwort heißt „Texte“ – und das ist das, was Menschen verbindet, sobald sie den Mund aufmachen und sprechen oder – sei es mit der Hand oder einer Maschine - etwas schreiben.

Die Welt der meist armen Dichter lassen wir hier mal aus

Den einen Teil der Welt der Texte schließen wir hier erst mal aus. Das sind solche, die einfach nur „zum Spaß“ da sind. Ganz gleich, ob es sich um ein Gedicht handelt, das mit der Nationalhymne gesungen wird, oder um einen Roman oder einen Tatort. Nun kann man bei letzterem natürlich in Zweifel ziehen, ob es sich dabei um einen „Spaß“ handelt – aber es geht auch gar nicht um Lustiges, sondern darum, dass etwas „zum Zeitvertreib“ geschieht. Man könnte auch sagen, solche Texte gehören zur Welt der Kunst – und wir nennen sie Literatur.


Viele kennen vielleicht den Begriff „brotlose Kunst“ – und das heißt für literarische Texte auch: Man kann viel Spaß mit ihnen haben – aber Geld bringen sie kaum ein.

Eine kleine Randbemerkung zu den Zeichnungen in diesem E-Book:

Bei den Zeichnungen in diesem E-Book kam es uns nicht so sehr auf Schönheit an, die kann sogar eher ablenken von dem, was ausgedrückt werden soll. Es sollte nämlich möglichst „augenfällig“ sein, worauf es bei dem jeweiligen Thema ankommt.

Darüber hinaus ist das Unvollkommene gerade in der Schule besonders günstig, weil es Schüler nicht abschreckt, sondern eher ermutigt, es auch mal zu versuchen.

Das führt dann vielleicht dazu, dass noch häufiger auch Schüler an die Tafel gehen und ihre Ideen im wahrsten Sinne kurz „skizzieren“, was das Verständnis und die Diskussion deutlich beflügeln sollte.

Die Texte, mit denen man richtig was erreichen kann

In unserem Falle geht es um Anklageschriften, Berichte, Briefe, Kommentare, Protokolle u. ä. Allen diesen und ihren Brüdern und Schwestern ist eines gemeinsam, worauf wir gleich genauer eingehen werden.


Auf jeden Fall hat ein Staatsanwalt deutliche Vorteile, wenn er seine Anklageschrift gut verfasst hat. Ein Vorstandsassistent, der von seiner Firma zur Konkurrenz geschickt worden ist, kommt auch eher auf der Karriereleiter voran, wenn sein Bericht „Hand und Fuß“ hat und gute Tipps enthält. Wer etwas erreichen will, zum Beispiel einen Praktikums- oder gar Arbeitsplatz ist gut beraten, sein Anliegen geschickt in einem Brief unterzubringen. Und wer später bei einer Zeitung oder in der Redaktion eines Fernsehsenders was werden will, sollte seine Meinung in Kommentaren gut vertreten können. Bleibt noch das Protokoll in unserer kleinen Liste: Nun ja, wer auch nur ein bisschen Ahnung hat, weiß, dass Protokolle nicht nur eine lästige Sache sind, sondern ihr Verfasser gewissermaßen für die Ewigkeit schreibt: Was er schreibt, ist später die (!) Wahrheit – zumindest wenn in der nächsten Stunde oder in der nächsten Sitzung keiner widerspricht.

Zurück also zur Frage: Was macht Sachtexte auf ihre Art so wertvoll?

Kommen wir nun also zu der Frage, was all diese Texte so reizvoll macht, so dass ein guter Deutschunterricht uns mit ihnen mehr im Leben erreichen lässt.

2. Was sind Sachtexte überhaupt?

Was Sachtexte so wichtig macht, ist die Sache, um die es in ihnen geht. Solche Texte müssen nicht sachlich sein, auch der auf Knien und mit Tränen in den Augen vorgebrachte Heiratsantrag ist ein Sachtext, weil er in einer ganz bestimmten Situation zu einem entsprechenden Zweck spricht und damit etwas erreichen will.

Nicht unbedingt „sachlich“ – aber auf einen Sachverhalt bezogen

Also: Sachtexte sind Texte, die in einem klaren Zusammenhang stehen, einem „Sachverhalt“, und in ihm eine Funktion haben:

Beispiel 1: Elternbrief wegen Klassenfahrt

Nehmen wir Beispiele aus dem Schulbereich: Da gibt es zum Beispiel einen Elternbrief, in dem ein Klassenlehrer eine Klassenfahrt ankündigt. Hier geht es vor allem um Informationen. Ein Sachtext ist aber auch, wenn Schüler sich über zu viele Hausaufgaben in einer Woche beschweren oder deutlich machen wollen, dass die letzte Klassenarbeit zu schwer war.

Schon hier kann ein Text auf dem Tisch liegen, den der entsprechende Lehrer sorgfältig lesen sollte: Welche Argumente werden gebracht, wo haben die Schüler Recht, was hätte auch von ihnen anders gemacht werden können usw.

Nun wird man hier noch nicht unbedingt von einer Analyse eines Textes sprechen, dafür dürfte die Sache, um die es geht, auch zu klar sein.

Beispiel 2: Texte mit Kleingedrucktem – zu wenig Analyse kann teuer werden

Anders sieht das schon aus, wenn man den Briefkasten aufmacht und dort einen umfangreichen Werbebrief vorfindet, der einem verspricht, dass man etwas kostenlos bekommt. Dann beginnt eine besonders intensive Analyse, die auch das sogenannte „Kleingedruckte“ mit einbezieht. Denn jeder kluge Mensch weiß natürlich, dass fast niemand etwas zu verschenken hat – außer an Freunde und Verwandte. Wenn jemand etwas anderes behauptet, muss man den Haken suchen.

Hat man das nicht getan, dann wird man plötzlich mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert: So konnte man letztens in einer Zeitung lesen, dass Kredite, die einem zu 0% angeboten werden, deshalb gefährlich sind, weil sie nicht gekündigt werden können. Man bleibt also drauf hängen – einfach, weil im Gesetz steht, dass man nur Kredite kündigen kann, bei denen Zinsen fällig sind – und 0% sind nun mal keine Zinsen.

Nun wird kaum ein Schüler in eine solche Situation geraten: Suchen wir also mal nach Sachtexten, die auch von ihnen schon analysiert werden müssen – und zwar nicht nur im Auftrag des Lehrers, sondern weil es ihnen dann einfach besser geht:

Von „echten“ und „unechten“ Sachtexten

Wenn wir hier von „echten Sachtexten“ sprechen, dann meinen wir damit solche, die in einem wirklich aktuellen Sachzusammenhang stehen. Die Sachtexte, die man in Lesebüchern findet, sind ja meistens schon „Schnee von gestern“. Wenn es da um einen Mobbingfall von vor zwei Jahren geht, dann dürfte der längst abgeschlossen sein, d.h. es liegt kein echter, aktueller Sachtext mehr vor, sondern einer, der schon ein bisschen zu einer Quelle, also zu Geschichte geworden ist – wenn er auch immer noch von Interesse sein kann – dazu weiter unten mehr.

 

Drei Beispiele für echte Sachtexte aus dem Schülerleben

Kommen wir jetzt also zu den „echten“ Sachtexten:

Fall 1: Da geht zum Beispiel die Tür des Klassenzimmers auf – und zwei Schüler bringen einen Brief der Schulleitung rein, in denen es um die Nutzung der Toiletten geht. Leute mit Analysekompetenz merken schon beim Hören, was ist wichtig und wo gibt es unter Umständen Klärungs- oder sogar Protestbedarf.

Fall 2: Man schlägt die Zeitung auf und findet dort einen vernichtenden Artikel über ein Fußballspiel, an dem man dummerweise selbst beteiligt war und das man 0:9 verloren hat. Da wäre es schon ganz gut, wenn man schnell die Stellen findet, von denen in der Zeitung keine Rede ist: die katastrophale Einseitigkeit des Schiedsrichters mit zwei unberechtigten Elfmetern gegen die eigene Mannschaft und anschließend zwei gelb-roten Karten wegen Meckerns und Ball-auf-die-Tribüne-Schießens. Ach ja, außerdem fehlten auch drei Stammspieler usw.

Fall 2a: Vielleicht greift man dann auch zur Feder, sorry zu seinem Tablet-PC und verfasst einen scharfen Leserbrief, bei dem man allerdings aufpassen muss, dass man niemanden beleidigt und seine Argumente möglichst geschickt einbaut.

Fall 3: Man möchte als Mitglied der Schülervertretung erreichen, dass die tristen Schultage zumindest in den großen Pausen durch geeignete Musik Farbe bekommen und man zumindest kurzzeitig gut gelaunt in die nächste Stunde geht. Da ist es günstig, jemanden zu beauftragen, das mit guten Argumenten, aber auch mit einigen netten Worten zu einem Antrag an die Schulleitung zu formulieren, dem die gar nicht widerstehen kann.

Was man sich merken sollte:

Halten wir also fest: Sachtexte sind Texte, in denen es um Sachen geht, die zumindest einigen Menschen wichtig sind. Dann kommt es darauf an, die wichtigen Dinge in ihnen schnell zu finden, sei es, dass es sich um Informationen, oder um Argumente handelt.

Was man nach der Analyse mit Sachtexten machen kann: Sich damit auseinandersetzen

Anschließend findet die Auseinandersetzung damit statt: Wo tauchen Fragen oder Probleme auf? Was könnte man dem hinzufügen oder entgegensetzen – was den Umgang mit dem Sachverhalt gewissermaßen auf eine neue Stufe hebt.

Und nun noch mal zum Verhältnis von Sachtexten und Quellen

Übrigens noch ein kleiner Hinweis für die, die sich im Fach Geschichte auskennen: Sachtexte sind Texte, die hinterher zu Quellen werden. Das geschieht dann, wenn sie ihre Funktion verloren haben. Wenn der Prozess zu Ende ist, dann kommen alle Akten ins Archiv – und dort wird vielleicht später auch die Verteidigungsrede des Angeklagten gefunden und ausgewertet. Es könnte ja sein, dass er berühmt geworden ist. Aber auch scheinbar unwichtige Quellen bleiben natürlich Quellen – und bei Texten sind das alles Sachtexte, die mal in einem lebendigen Sach-Zusammenhang standen.

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