Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Müggelhausen

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Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Müggelhausen
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Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Müggelhausen

Helmut Höfling

published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

Copyright: © 2013 Helmut Höfling

ISBN 978-3-8442-6166-0

Die Pingo-Pongo-Reihe umfasst vier Bände:

Band 1

Pingo, Pongo und der starke Heinrich

Band 2

Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Owambien

Band 3

Pingo , Pongo und der starke Heinrich beim Maharadscha von Inapur

Band 4

Pingo, Pongo und der starke Heinrich in Müggelhausen

Eine Verschwörung

Es war Sommer in Müggelhausen. Die Sonne lachte auf die Häuser herab, die in buntem Durcheinander um die Kirche geschart standen. Die Leute hatten ihre Vogelkäfige draußen vors Fenster gehängt – und Hunde und Katzen streckten faul alle viere von sich und ließen sich das Fell von der Sonne wärmen.

Auch für die Kinder in Müggelhausen ist der Sommer die schönste Jahreszeit. Vergnügt tummelten sie sich auf dem Spielplatz. Die Größeren turnten am Klettergerüst. Die Kleinen buddelten in der Sandkiste, und ein paar Jungen – vom Kleinsten bis zur „lange Latte“ – spielten Fußball.

„Ich hätte schon große Lust, da mitzumachen“, meinte Pingo, der mit seinen Gefährten im Schatten eines Fliederbusches lag und zuschaute.

„Ich auch“, stimmte Pongo ihm zu. „Was meinst du dazu, starker Heinrich.

„Au-wau-wau, es wäre gar nicht so übel. Nur könnten die Kinder sich vor uns fürchten, wenn sie uns so plötzlich sehen. In Müggelhausen kennt man uns noch nicht.“

Da hatte der starke Heinrich zweifellos Recht. Ober würdet ihr nicht erschrecken, wenn unvermutet ein Boxerhund und zwei Pinguine vor euch träten?

Zuletzt waren Pingo, Pongo und der starke Heinrich auf ihrer Weltreise beim Maharadscha von Inapur gewesen. Dort hatten sie erst vor zwei Tagen ein Flugzeug bestiegen. Wohin es flog, wussten sie beim Start noch nicht. Sie wollten es dem Zufall überlassen, wo sie landeten. Abenteuer gab es überall zu erleben.

So waren sie von Indien nach Deutschland gekommen. Auf dem Flugplatz hatten sie die Maschine verlassen und ihren Weg aufs Geratewohl durch Felder und Wälder genommen.

Vor einer Stunde waren die drei Weltenbummler in Müggelhausen eingetroffen. Schon von weitem hatte ihnen das verträumte Städtchen gut gefallen. Deshalb wollten sie sich einmal näher darin umschauen.

Auf ihrem Weg dorthin hatten sie die Kinder von Müggelhausen auf dem Spielplatz am Stadtrand erspäht. Neugierig, wie Pingo, Pongo und der starke Heinrich waren, wollten sie den kleinen Fußballspielern eine Weile zuschauen. Nach der Wanderung tat ihnen eine kurze Rast gut.

„Wenn wir uns die Kinder zu Freunden machen wollen, dürfen wir sie nicht erschrecken“, erklärte der starke Heinrich nun.

„Dann stellen wir uns ganz einfach den Kindern vor und schließen Freundschaft mit ihnen“, meinte Pingo.

Pongo nickte. „Genauso machen wir es. Sie müssen uns erst kennenlernen.“

„Also steht auf und kommt mit mir“, schlug Pingo seinen Gefährten vor. „Ping!“

„Pong!“

„Au-wau-wau!“

Pongo plusterte sein Gefieder auf, und der starke Heinrich streckte sich. Plötzlich stutzte er. Nicht weit von ihrem Ruheplätzchen wuchsen einige Birken, und hinter den Stämmen erspähte er ein halbes Dutzend Jungen, die ihre Köpfe zusammensteckten wie Verschwörer. Sie sahen nicht gerade wie Musterknaben aus, sondern eher wie Lausebengel, die einen Streich planten.

Der starke Heinrich wartete mit den Pinguinen ab, was nun geschehen würde.

Ein großer, dicker Junge war der Anführer der Verschwörer. Jedenfalls schwang er das große Wort. Die anderen nickten und grinsten spitzbübisch von einem Ohr bis zum anderen.

Dann rannte Kulle – so hieß der große, dicke Junge – plötzlich los. Die anderen folgten ihm Sie schlugen einen Bogen um die Sandkiste und liefen zur Fußballwiese. Wie Indianer auf dem Kriegspfad duckten sie sich und huschten hinter eine Bank.

Kulle sucht Streit

Ahnungslos spielten die anderen Jungen weiter Fußball. Emil flankte zu Günther hinüber. Der sprang vor und schoss mit voller Wucht.

„Tor! Tor! Tor!“, schrien die Jungen von der einen Mannschaft und warfen vor Freude die Arme hoch. Der kleine Bruno im Tor lag am Boden. Aber lange ausruhen konnte er sich da nicht. Er musste aufstehen und den Ball holen, damit das Spiel weiterging.

Der Ball war gerade auf die Bank zugerollt, hinter der Kulle und seine Verschwörer auf der Lauer lagen. Sie hatten auf diesen Augenblick gewartet.

Als sich Bruno nach dem Ball bückte, stand, wie aus dem Boden gewachsen, Kulle drohend vor ihm und stellte den rechten Fuß auf den Ball.

„Pfoten weg!“, knurrte er. „Der gehört mir. Ihr habt ihn mir gestern geklaut.“

Das war eine faustdicke Lüge. Sicher suchte Kulle nur wieder einen Grund zum Streit. Von allen Jungen in Müggelhausen war er als Krachmacher und Raufbold gefürchtet. Bruno blickte in die drohenden Gesichter der Verschwörer, die sich schon die Ärmel hochkrempelten und in die Hände spuckten.

Obwohl sich der kleine Bruno vor der Übermacht fürchtete, wollte er den schönen Fußball doch nicht kampflos preisgeben. Das Spiel musste so schnell wie möglich weitergehen, damit seine Mannschaft das Tor ausgleichen konnte, das Günther soeben geschossen hatte.

Deshalb trat Bruno plötzlich gegen den Ball, um ihn wegzuschießen. Der Tritt überraschte Kulle so sehr, dass die Beine unter ihm wegrutschten und er auf seine vier Buchstaben plumpste.

Bruno erstarrte er vor Schreck und vergaß wegzulaufen, während der Ball ein Stück wegrollte.

Aber der kleine Bruno wäre auch nicht weit gekommen. Denn Kulle hakte blitzschnell seine Füße um Brunos Beine – und schon kugelte sich der kleine Junge im Gras.

Kulle sprang auf und trompetete wie ein Elefant. Auch die anderen Verschwörer lachten aus vollem Hals über Brunos verdutztes Gesicht.

Bisher hatten die Fußballspieler von weitem zugeschaut. Aber eine solche Herausforderung mussten sie annehmen.

Die große Keilerei

Was jetzt begann, geschah schneller, als man es schildern kann. Voller Zorn stürzten sich die Fußballer auf Kulle und seine Bande.

Im Handumdrehen war eine große Keilerei im Gange. Hier rissen zwei Kampfhähne einander an den Haaren. Andere waren Meister im Boxen. Und wieder andere rangen so verbissen miteinander, als gälte es, die Weltmeisterschaft zu gewinnen.

Bald schienen die Fußballer die Stärkeren zu sein, bald Kulle und seine Bande.

Aus den Einzelkämpfen entwickelte sich rasch eine große Schlacht, bei der jeder um sich stieß und puffte und knuffte – ganz gleich, ob er Feind oder Freund traf. Dabei purzelte einer über den anderen, so dass bald ein verwirrendes Knäuel von Armen und Beinen, Leibern und Köpfen entstand. Kein Mensch hätte sehen können, wo der eine Junge anfing und wo der andere aufhörte.

Zu dieser Zeit turnte Uschi mit dem Kopf nach unten an der Reckstange und ließ sich und ihre Zöpfe hin und her baumeln. Nur mit den Kniekehlen klammerte sie sich dabei fest.

Dicht neben ihr hing Muschi in derselben Stellung. Kein Wunder, sie waren ja auch Zwillingsschwestern, die sich glichen wie ein Ei dem anderen.

Zufällig blickten sie zur Fußballwiese hin. Da sie in ihrer Lage alles verkehrt herum sahen, kam ihnen der Haufen der Jungen, die sich da balgten, noch verworrener vor. Aber immerhin erkannten sie an dem Flicken auf dem einen Hosenboden, dass sich ihr Bruder Emil darunter befand. Und ganz oben hing Günthers Blondschopf aus dem Wirrwarr heraus wie aus einer viel zu engen Dachluke. Günther war auch ihr Bruder, der Zweitälteste der Familie. Wo die beiden steckten, da musste auch ihr dritter Bruder, der kleine Bruno, sein. Wahrscheinlich lag er tief unter beiden Parteien begraben.

Ein Schwung – ein Sprung – und Uschi und Muschi standen mit beiden Füßen auf der Erde!

Wenn sie auch Mädchen waren, so fühlten sie sich dennoch verpflichtet, ihren Brüdern zu helfen. Mit fliegenden Zöpfen rannten sie los.

Als das der dicke Otto sah, der bisher friedlich im Sandkasten Kuchen gebacken hatte, da schaufelte er rasch seinen Eimer voll Sand und wackelte hinter den Zwillingen her. Der dicke Otto war ebenfalls ein Bruder von den Jungen wie von den beiden Mädchen.

Aber er war noch nicht der jüngste! Klein Fritzchen hieß der siebte in der Familie. Er fühlte sich vorerst noch im Kinderwagen zu Hause. Auch er wollte seinen Familiensinn beweisen. Deshalb schleuderte er sein Holzpferdchen in Richtung auf die bösen, bösen Buben, die mit seinen Brüdern patsche-patsche machten.

Er traf allerdings nicht die bösen Buben, sondern ein völlig unschuldiges Pekinesen-Hündchen. Doch das lag bestimmt nicht an Klein Fritzchen. Nein, das dumme Holzpferdchen war einfach nicht weit genug gesprungen!

Die Weltenbummler greifen ein

„Jetzt ist es Zeit mitzumachen“, sagte der starke Heinrich zu Pingo und Pongo und leckte sich übers Maul. „Krempelt eure Ärmel hoch!“

„Das musst du uns erst mal vormachen!“, forderten die beiden Pinguine ihn lachend auf.

Da erst wurde es auch dem Hund wieder bewusst, dass er ja keine Ärmel und Hände hatte. Doch dann spannte er seine Muskeln und jagte los wie ein Wirbelwind. Pingo und Pongo watschelten hinterher, so schnell sie konnten.

Mit einem Sprung landete der starke Heinrich oben auf dem Haufen und knurrte, bellte, zerrte und wühlte sich mit Kopf und Pfoten tief ins Knäuel der Raufbolde hinein.

 

Doch auch Pingo und Pongo waren nicht faul. Sie trennten auf ihre Art die Streithähne, indem sie mit ihren spitzen Schnäbeln hierhin und dorthin pickten. Mal zwickten sie in ein Bein – mal in einen Arm. Mal zwackten sie in die linke Hälfte der vier Buchstaben – mal in die rechte.

Der Erfolg war verblüffend. Im Nu entwirrte sich das Knäuel. Kulle stob mit seiner Bande in wilder Flucht davon, wobei er zu seinem Ärger auch noch den linken Schuh verlor.

Nur die sechs Geschwister der Familie Butschke liefen nicht fort. Sie fühlten sich so sehr im Recht, dass sie weder vor einem Polizisten noch vor einem Hund mit zwei Pinguinen Reißaus zu nehmen brauchten.

Aber wenn man genauer hinsah, so konnten sie auch nicht fliehen:

Emil, der Älteste, hatte das Gefühl, als habe ihm jemand die Beine vertauscht. Das linke Bein schien rechts zu sein und das rechte links.

Günther war völlig in Dunkel gehüllt, das heißt: Die Gegner hatten ihm das Hemd so über den Kopf gezogen, dass er nichts mehr sah.

Anders verhielt es sich mit dem kleinen Bruno: Ihm war die Hose bis auf die Füße gerutscht. Dadurch konnte er kein Bein vors andere setzen.

Der dicke Otto hockte im Gras und quäkte vor sich hin. Denn irgendjemand hatte ihm den leeren Sandeimer bis über beide Ohren auf den Kopf gestülpt.

Uschi und Muschi schließlich waren auf wunderbare Weise mit ihren Zöpfen aneinander geknotet. Selbst ein Blinder musste jetzt sehen, dass sie Zwillinge waren.

Nur einer hatte keinen Schaden davongetragen: der Fußball!

„Au-wau-wau“, bellte der starke Heinrich. „Da sind wir ja zur rechten Zeit gekommen. Sonst hätten die anderen Lausebengel noch Mus aus euch gemacht.“

„Mit denen wären wir schon allein fertig geworden“, antwortete Emil großspurig. „Aber trotzdem vielen Dank, starker Heinrich.“

„Ja, und auch euch, Pingo und Pongo!“, fielen die anderen Kinder ein.

Pingo, Pongo und der starke Heinrich blickten sich erstaunt an.

„Nanu, ihr kennt uns?“, fragte der Hund.

„Klar!“, erwiderte der kleine Bruno, während er sich die Hose hochzog. „Alle Kinder kennen euch und eure tollen Abenteuer.“

Wie sie alle zusammen bestätigten, überraschte es sie auch gar nicht so sehr, die drei Weltenbummler auf einmal in Müggelhausen zu sehen. Bei Pingo, Pongo und dem starken Heinrich war eben alles möglich!

Nur zwei Dinge wollten ihnen nicht gelingen, sosehr sie sich auch alle Mühe gaben:

Erstens den dicken Otto von seinem Eimer zu befreien, obwohl ihn Pingo und Pongo schon daran so hoch hoben, dass der Junge mit den Beinen in der Luft strampelte.

Und zweitens versuchte der starke Heinrich vergebens, Uschi und Muschi wieder zu entflechten. Mit einer Schere wäre das ein Kinderspiel gewesen. Aber die Zwillinge wollten lieber zusammengebunden bleiben als ihre Zöpfe opfern.

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