Beter as de Dood

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Beter as de Dood
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Hans Hermann Cordes

BETER AS DE DOOD

Was die Brüder Grimm nicht wissen konnten

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Zwölf auf einen Streich

Märchen – neu erzählt und nee vertellt – Eine Einführung

De veer Muskanten vun Bremen

As Cindy doch noch ehr Glück funn

De Baroness spält nich mehr mit gollen Kugeln

De Geschicht vun Johannes un Margarete

De Möller un siene Dochter

Fro Holle un ehr beiden Maries

Hilda und Hulda

Röschen vun de Sababorg

Rapunzel vun de Trendelborg

Hannes Glück un sien Sneewittchen

Rosas Besöök bi ehr Grootmudder

De Disch, de sülvst updeckt, de Esel, de Dukoten schitt un de Knüppel, de ut ‘n Sack springt

Lesten Enn wöör noch to seggen

Ein Wörterbuch und noch ein bisschen mehr

Een Wöörbook un noch’n beten mehr

Glossar

Quellennachweise

Anhang

Zwölf auf einen Streich Märchen – neu erzählt und nee vertellt – Eine Einführung


Doppelporträt der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm (1843) Radierung von Ludwig Emil Grimm, dem Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm

Die Brüder Grimm waren nicht nur bedeutende Sprachwissenschaftler, die Aufsätze in Fachzeitschriften veröffentlichten und Bücher herausgaben, in denen sie sich mit ganz unterschiedlichen Themen befassten, bekannt geworden sind sie einem breiten Publikum erst durch die Herausgabe der Kinder- und Hausmärchen in den Jahren von 1812 - 1858, die auf überlieferten Erzählungen beruhten. Jacob und Wilhelm Grimm waren nicht die Volkskundler, für die man sie vielfach auch heute noch hält, die nach der Herkunft der Märchen forschten, sich dabei aber auch anderer Personen und deren Wissen bedienten.

Zu den wohl bekanntesten Märchener- zählern zählte die Gastwirtstochter Dorothea Viehmann, eine gebildete Frau mit hugenottischer Herkunft aus Niederzwehren, einem heute zu Kassel gehörenden Stadtteil. Sie wurde 1755 in Rengershausen geboren, was heute zu Baunatal gehört, wo ihr Vater der Besitzer einer Gastwirtschaft war, die erst später den Namen Knallhütte erhielt, den sie auch noch heute trägt. Wie es zu dieser Namensgebung kam und was es damit auf sich hat, dazu an anderer Stelle mehr. Angeblich bei gutem Bohnenkaffee und einem Glas Wein erzählte die Viehmann den Brüdern Grimm wöchentlich ihre französischen Märchenvariationen, die auch auf den Schriftsteller Charles Perrault zurückgingen und auf Umwegen Eingang in die deutsch-romantische Sammlung der Kinder- und Hausmärchen fanden.

Die Märchen Perraults wurden Vorlagen für Theater, Film, Ballett und Oper. Aus Aschenputtel wird Cinderella im Film und La Cenerentola in der Oper.


Die Brüder Grimm bei der „Märchenfrau“ Historische Fotografie nach einem Ölgemälde von Louis Katzenstein (ca. 1892)

Märchen, die Dorothea Viehmann den Brüdern erzählte, dürfte sie auch von den Fuhrleuten gehört haben, die die Gastwirtschaft des Vaters belieferten und dort Zwischenstation machten. Erst zwei Jahre vor ihrem Tode 1815 hatte sie die Grimms kennengelernt, für die sie die Bäuerin Frau Viehmann aus Zwehrn war. Von ihr stammt u. a. Die kluge Bauerstochter.

Sehr wahrscheinlich hat die Viehmann die Grimms aufgesucht und nicht umgekehrt, wie das Gemälde des Kasseler Malers Louis Katzenstein den Anschein erwecken soll.

Zu weiteren Märchenerzählern, die auch Märchenbeiträger genannt wurden, zählten die Familien Hassenpflug und Wild, die wie die Viehmann hugenottischer Abstammung waren.

Die Töchter Hassenpflug waren die Beiträger so bekannter Märchen wie

Rotkäppchen – Johanna (Jeanette),

Dornröschen – Marie und die jüngste Tochter der Familie – Amalie, die Der Herr Gevatter für die Grimms lieferte.

Marie Hassenpflug wurde von den Grimms als die alte Marie bezeichnet, obwohl sie eine junge Frau war, als sie ihnen die Märchen vortrug.

Andere Beiträger waren die Frau des Apothekers Wild und die Töchter der Familie.

Von Henriette Dorothea Wild – Dortchen genannt – stammt das u. a. Märchen Tischlein deck dich, Goldesel, Knüppel aus dem Sack.

Dortchen Wild heiratete 1825 Wilhelm Grimm.

Margarete Marianne, Gretchen genannt, trug mit dem Märchen Die weiße Taube zu den Grimmschen Kinder-und Hausmärchen bei. Mutter Dorothea Catharinas Beiträge waren wohl nur zwei weniger bekannte Märchen: Strohhalm, Kohle und Bohne sowie Läuschen und Flöhchen.

Die Brüder Grimm wie auch andere Erzähler, Sammler und Verfasser von Märchen ließen sich aber auch durch die erst spät in andere Sprachen übersetzten Märchen des Neopolitaners Giambattista Basile inspirieren, die so etwas wie Vorlagen für sie waren. Zu dessen bekanntesten Märchen zählen Aschenputtel, Rapunzel, Die sieben Raben, König Drosselbart und Dornröschen, deren Titel eingedeutscht wurden.

Spätromantik und Biedermeier haben Zustände und Ereignisse ihrer Zeit oft ausgeblendet, den Blick vor der Wirklichkeit verstellt und/​oder ihnen eine andere Deutung zugewiesen. Das mag den gesellschaftspolitischen Zuständen des 19. Jahrhunderts geschuldet gewesen sein. Die Rezeptionsgeschichte der Märchen beschreibt die Wirkung auf die Erzähler, Leser und Hörer zu einer bestimmten Zeit und ist dabei stets eine andere, da sie immer auch die jeweilige Einstellung durchaus kritisch betrachtet und nicht nur mit Lob überschüttet. Am Beispiel der Geschwister Clemens Brentano und Bettina von Arnim wird dies besonders deutlich. Brentano fand die Erzählungen sehr langweilig und wenig fantasievoll, während von Arnim die Grimms lobte.

Die Forschungsliteratur listet die Kinder- und Hausmärchen – KHM – nach Auflagen und laufenden Nummern ein, von der 1. Auflage 1812 bis zur 7. Auflage 1857, der Ausgabe letzter Hand - KHM 1 - 210,

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich – KHM 1 bis

Die Haselrute – KHM 210.

Die KHM 101 - 210 beinhalten die Kinderlegenden, und in der Ausgabe letzter Hand sind einige Märchen nicht mehr aufgeführt, wie z. B. Der gestiefelte Kater.

Zur Rezeptionsgeschichte gehört auch, dass nach dem Zweiten Weltkrieg Amerikaner und Briten die Auffassung vertraten, die Grimmschen Märchen in den Schulbüchern des Kaiserreiches seien wegen ihrer unreflektierten Grausamkeiten mitverantwortlich gewesen für die Verbrechen der Nazis, eine Ansicht die bis in die siebziger Jahres des vorigen Jahrhunderts die Diskussion weithin beherrschte.

Während der Schulzeit des Verfassers nach dem Kriege standen die Märchen der Brüder Grimm zwar auf dem Stundenplan im Deutschunterricht, aber mit dem Zusatz zu kitschig und brutal, oder auch beides, lautete die Begründung. Dafür gewannen die Kunstmärchen von Hans Christian Andersen zunehmend an Beliebtheit. Selbst für private Theateraufführungen wurden sie ins Plattdeutsche übersetzt und dramatisiert.

 

Zweck seiner Rezeption der Zwölf auf einen Streich ist eine andere Sichtweise und Bewertung von zwölf Märchen der Brüder Grimm, wie sie heute im Kontext der Gegenwart des 21. Jahrhunderts unter Berücksichtigung der historischen und gesellschaftspolitischen Zusammenhänge der Spätromantik und des Biedermeier gesehen werden könnten. Am Beispiel des weltweit bekannten und im deutschen Sprachraum beliebtesten Märchens von den ausgesetzten Kindern Hänsel und Gretel soll eine Geschichte erzählt werden, wie sie sich ereignet haben könnte, die doch nicht so zeitlos und ortsungebunden ist, wie sie allgemein Märchen unterstellt wird.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren die Vornamen Johannes und Margarete weit verbreitet. Die ausgedehnten dunklen Wälder und Moore im Hannöverschen, im Braunschweigischen oder in der Landgrafschaft Hessen-Kassel waren letzte Fluchtorte für in Bedrängnis und Not geratene Menschen jener Zeit. Das Leben war streng geregelten Hierarchien unterworfen, nach denen man sich zu richten hatte. Auf dem Lande waren dies die Großbauern, Kleinbauern, Kötner, Tagelöhner und die Kleingewerbetreibenden, die diese Regeln bestimmten und ihr Zusammensein daraus ableiteten. Zu der letztgenannten Gruppe zählten die Besenbinder und die geächteten Köhler. Hier dürfte sich ein solches Drama wie das um Kinder wie Johannes und Margarete zugetragen haben.

Mit Beginn des aus macht-, geopolitischen- und religionspolitischen Gründen entfachten und später so genannten Dreißigjährigen Krieges geriet diese Ordnung mehr und mehr ins Wanken und zerbrach schließlich. Nicht nur der Krieg zwischen Katholiken und Protestanten und zwischen den europäischen Großmächten, auch die weitverbreitete Hexenverfolgung, der Abertausende Männer und Frauen, ja so gar Kinder zum Opfer fielen, versetzte die Menschen in Angst und Schrecken. Mit dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit häuften sich in ganz Europa die Hexenprozesse. Hatte der Krieg noch nicht das Dorf erreicht oder war die Stadt bislang verschont geblieben, war oft die Verfolgung missliebiger Menschen aus unterschiedlichsten Gründen maßgebliches Ziel dieser in sich geschlossenen Gemeinschaften: Missernten, Krankheiten, Seuchen, Teuerungen, Neid, Hass, besonders aber Habgier waren der Grund für die um sich greifenden Denunziationen. Schnell wurde jemand zur Hexe, der man die Schuld an allen Übeln und Nöten anlasten konnte, ob Mann oder Frau war unerheblich. Hexerei war nach vorherrschender Rechtsauffassung Straftatbestand. Überall loderten die Scheiterhaufen, auf denen diese gepeinigten Menschen den Flammentod erleiden mussten. Wer Glück und dazu vielleicht noch einen wohlmeinenden und einflussreichen Fürsprecher hatte, tauchte in den Wäldern und Mooren unter, wo sie oft nur eine Wald- oder Köhlerhütte als rettenden Unterschlupf fanden. Die Hexen aber waren erst einmal aus dem Blickfeld der Gemeinschaft verschwunden.

Die Schlachten des Krieges wurden in diesen Gegenden zwar nicht geschlagen, und trotzdem kam es immer wieder zu den schlimmsten Gräueltaten bis zum Ende des Krieges 1648. Was die Heere beider Seiten nicht schafften, erledigten die marodierenden Söldner. Sie brandschatzten, plünderten, mordeten und hinterließen den Solling als eine einzige Wüstenei.

Nun lasst uns gehn und treten

mit Singen und mit Beten

zum Herrn, der unserm Leben

bis hieher Kraft gegeben.

Wir gehen dahin und wandern

von einem Jahr zum andern,

wir leben und gedeihen

vom alten bis zum neuen

durch so viel Angst und Plagen,

durch Zittern und durch Zagen,

durch Krieg und große Schrecken,

die alle Welt bedecken.

(Auszug aus dem Choral „Nun lasst uns gehen und treten“ von Paul Gerhardt, 1607 - 1676)

Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges endeten die Hexenprozesse nicht, sie wurden noch bis ins 19. Jahrhundert fortgeführt und fanden stets ihre willfährigen Ankläger, Richter und Vollstrecker.

Die Verklärung der Märchen hatte mit der Wirklichkeit nichts gemein. Waren diese Erzählungen in ihrer ursprünglichen Form häufig noch brutaler, wurden sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Epoche der Romantik angepasst. Die Brüder Grimm, besonders Wilhelm, haben sie für ein breites Publikum zugänglich und zugleich lesbarer gemacht. Der Schriftsteller und Bibliothekar Ludwig Bechstein gab 1845 die von ihm gesammelten deutschen Volksmärchen, zu denen auch die der Brüder Grimm gehören, als Deutsches Märchenbuch heraus.

Die Freude an Märchen soll trotzdem nicht geschmälert werden, es sollte jedoch nicht übersehen werden, welchen Ursprung sie hatten und welche Veränderungen sie im Laufe der Zeit genommen haben.


Illustriertes Titelblatt des ersten Bandes der Kinder- und Hausmärchen der zweiten Auflage von 1819 (erster Theil 1812)

Der Verfasser hat sich der hochdeutschen Sprache zum besseren Verständnis tatsächlicher und vermuteter, aber nicht unbedingt historischer Ereignisse und Fakten bedient und der niederdeutschen Sprache dann, um den Märchen eine zeitgemäßere Auslegung zu geben. Die Geschichten sind dabei in „dichterischer Freiheit“ weiter entwickelt worden, ohne den Sinngehalt der Grimmschen Märchen zu verändern. Sollte sich trotzdem jemand in seinen Auffassungen beeinträchtigt fühlen, lag dies nicht in der Absicht des Autors. Es ist Wert darauf gelegt worden, die Märchen in der Sprache zu erzählen, die in dieser Zeit üblicherweise gesprochen worden ist. Dabei ist allerdings das Idiom angewandt worden, das dem plattdeutschen Dialekt in Norddeutschland am nächsten kommt.

• siehe Anhang – Das Mädchen mit den Schwefelhölzern

De veer Muskanten vun Bremen

Etwas Besseres als den Tod findest du überall sagten sich Esel, Hund, Katze und Hahn, gerade erst dem sicheren Tode entronnen, weil sie ihren Herrschaften nicht mehr zu Nutzen waren und machten sich auf den Weg nach Bremen, wo vier neue Ratsmusikanten gesucht wurden.

So beginnt das Märchen der Brüder Grimm, das auf Erzählungen der Familie von Haxthausen aus Bökendorf, einem Ortsteil von Brakel im Kreis Höxter zurückgeht. Das Herrenhaus Schloss Bökerhof war in den Jahren 1810 - 1834 Treffpunkt des so genannten Bökendorfer Romantikerkreises, dem u. a. Jacob, Wilhelm und Ludwig Emil Grimm, Heinrich Hoffmann von Fallersleben, Clemens Brentano und die Schwestern von Droste zu Hülshoff angehörten. Begründet wurde dieser Literaturkreis durch die Brüder von Haxthausen. Bei ihren Zusammentreffen sammelten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm auch hier ihre Märchen, Volkslieder und Sagen, zu denen die anderen Literaten beitrugen. Zu den bekanntesten Märchen vom Bökerhof zählten die Bremer Stadtmusikanten. Der illustre Kreis wurde sich wohl nicht einig darüber, ob die Bremer Stadtmusikanten nun tatsächlich nach Bremen gelangten oder gewissermaßen vor den Toren der Stadt ihre dauerhafte Bleibe fanden. Die Romantiker betrachteten die ganze Sache ein wenig romantischer, hätten sich die Tiere dort in der Räuberhütte im Walde für immer gut gehen lassen. Doch die Geschichte ist anders verlaufen, als es sich dieser Kreis denken oder vorstellen konnte.

Auch wenn es sich hierbei um ein Märchen aus dem Bereich der Tierfabel handelt, sind leicht Vergleiche zu den Mägden und Knechten zu erkennen, die von den großen Höfen und Gütern verjagt wurden, wenn sie ihren Herrschaften, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr zu Diensten sein konnten, nicht einmal mehr, um wenigstens ihr Gnadenbrot zu erhalten. Insoweit sind durchaus sozialutopische Aspekte zu erkennen. Kritik an den prekären Verhältnissen der Unterschichten klingt nur in sehr vorsichtiger Form an, um nicht mit den Mächtigen der Zeit in Konflikt zu geraten, was die Brüder Grimm selbst am eigenen Leib erfahren mussten.

Etwas Besseres als den Tod findest du überall, sagten sich nicht nur die „nichtsnutzigen“ Kreaturen, um aus ihrem Leben doch noch das Beste zu machen, sondern ist auch vielfach Leitmotiv in der Literatur, nicht aufzugeben, sondern mit Kraft und Mut einen Neuanfang zu wagen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Carl Zuckmayer greift dieses Thema in seinem Theaterstück Der Hauptmann von Köpenick auf, wenn der Schuster Voigt dem bei seiner Schwester und ihrem Mann zur Untermiete wohnenden todkranken Mädchen aus dem Märchen vorliest.

Dass die Tiere erst einmal im Urwald des Hasbruchs vor den Toren der Freien Hansestadt eine Ruhe- und Erholungspause einlegten, um dann mit neuem Tatendrang gen Bremen aufzubrechen, erschließt sich erst aus dem weiteren Verlauf des Geschehens.

De Buer harr al den Afdecker Bescheed geven, he künn vörbikomen un sienen Esel Grieskopp afholen. För’n poor Doler künn he em hebben. Üm de Hund Footto un de Katt Boortputzer scherte he sik al sülvst, sä de Buer. De Hohn Kiki kreeg ‘n Kopp körter un denn af mit em in’n Pott un Pann, dat wöör ‘t denn.

Wenn ‘t di an’n Krogen geiht, weiht keen goder Wind,

dat harrn use dree Veerbener un de Hohn kapeert un sik fix ut’n Stoff mokt.

De Deerten harrn sik dat kort överleggt. Dat wöör alltomol better as in’ne Veehverweertung to lannen. Af dör de Mitt un in ‘t Holt. För de Frünnen wöör dat doch nich so licht, as se menten. As se an Ovend jümmers noch in’n Woold faststekten, hefft se sik dat kommodig mokt, up weekt Moos leggt un sik to Roh begeven. Kort vör’n Inslopen hefft se over in de Neegde lüttjet Huus sehn, ut’n Schosteen steeg witter Rook up. Vun witten Rook harrn se al mol wat bi anner Gelegenheit hört. Vörsicht, ganz suttje, hefft se sik an dat Huus ansleken un dör dat Finster in de Stuuv blickt. Dor sitten an’n groten Holtdisch veer Mannslüüd, de hefft sik dat gootgohn loten. Se hefft Beer un Wien drunken, Broot mit Schinken un Speck eten un noch so allerhand rinhaut un jümmers nich so ganz anstännige Leder sungen. De Esel wöör ganz bi de Sook un harr mit den annern dree ok glieks den dootsekern Plon utklamüsert. Up Kommando un mit höllschen Larm sünd de veer dör ‘t Finster in de Stuuv sprungen. De Larm güng de Räuvers güng

dör Mark un Been.


Postkartenmotiv zu den Bremer Stadtmusikanten von Oskar Herrfurth (vor 1934) Dor wöör nu goder Root düer.

Düsse Dööspaddels hefft foorts Rietut nohmen un sik in Holt verkrupen. De Esel, de Hund, de Katt un de Hohn hefft denn de Plätz an Disch innohmen un

eten, as wenn se veer Weken hungern schullen.

De Keerls vun dat Räuverwarf hefft sik over nich so fix

in’t Buckshoorn jogen loten

un hefft de Jüngsten vun jem to dat Huus torüchschickt, üm no ‘n Rechten to kieken.

De Esel hett em bin Intritt in ‘t Huus ornlichen Pedd in’n Moors verpasst, de Hund hett em in ‘t Been beten, de Katt hett em binoh de Ogen utkratzt un de Hohn hett sien Kikeriki kreiht. Dat wöör den Jungkeerl vun de Räuvers to veel un he hett sien Räuverhauptmann gresige Geschichten vertellt. De Räuvers hett man nie nich wedder sehn in de Neegde vun düssen Huus.

De veer Frünnen hefft sik dat nu goot gohn loten un in Freden leevt. Se harrn de Afsicht, vun nu an jümmers un ewig dor to blieven. Over dat güng denn noch nich so, as se sik dat dachten. Dat möss so komen, as dat komen is. Wenn’t keen Eten mehr do is un keen Bringdeenst vörhannen, denn mutt man sik wat anners infallen loten. De kloke Esel hett denn de ole Idee vun de Bremer Stadtmuskanten wedder in ‘t Späl brocht. Alle veer wören inverstohn. Vun wegen de Veer sünd nie nich in Bremen ankomen, dat stimmt nu redig nich. Nu, wo de Deerten ornlich Mumm in’ne Knoken harrn, hefft se sik den kortfardigen Weg utsöcht, üm noch bitieden dat Anbott för de Raatsmuskanten aftogeven.

Dat wöör för jem eene Streek Wegstünn vun twee Daag, un de hefft se torüchleggt vun Hasbrook (Hasbruch) dör Hölter un över Wischen. Se mössen uppassen, dat nüms se to foten kregen. Man kunn jo nich weten. De Voss is ut sien Bo kropen un hett sik woll up’n Hohn as so ‘n lüttje Mohltiet freit. Dor is denn de Hund up em losgohn, hett em angnurrt un torüchjogt to siene hungerige Familje. De veer Frünnen harrn mehr Glück as dacht. As se denn bi dat Dörp Grolland ankomen sünd, hefft se dat Lann Ollenborg verloten un sünd över de Grenz no de Freie Hansestadt Bremen komen. Da wören se seker. De Anbottsfrist wöör ok noch nich aflopen. Se mössen vörspälen, un de Börgermeester wöör hellup begeistert.

 

De ne’en Raatsmuskanten hefft denn bi Hochtieden upspält, den Hochtietstog anföhrt, bi Gräffnissen de Troermusik mokt, dat de Troergemeen Snotten un Tronen blarrt hefft. Dat Orchester hett sik tosomensett ut twee Trumpeten, twee Pieper un af un an möss ok een vun jem de Posaune blosen, bi Stootsbesöken de Natschonolhymnen spälen, un de Raats- chor möss de Natschonolhymnen singen. De veer Raatsmuskanten wören vun nu nich mehr ut’n Leven vun de Stadt wegtodenken. Un dor ehre Stimmen so schöön klingen, warrt överleggt, of se nich ok in Rathschor mitsingen künnt.

Un wokeen dat tolest vertellt hett, den is de Mund noch warm.

Was noch anzumerken ist

An hellen Tagen kann man die vier Bremer Stadt- oder Ratsmusikanten im Rathaus auf ihren Instrumenten leise spielen hören. Sie erinnern sich dann an die längst vergessenen schlechten Zeiten. Im Sommer legen sie eine Probe ihres Könnens auf dem Liebfrauenkirchhof ab, wenn sie dort ihre Geschichte den Leuten erzählen und spielen. Wer ihre Geschichte dann weiter erzählt, dem ist der Mund noch warm.

Die Grimms gehörten zum Bökendorfer Romantikerkreis um die Familie von Haxthausen und besuchten häufig deren Herrenhaus Schloss Bökerhof im Paderborner Land. Aus diesem Umkreis kam, wie eingangs erwähnt, auch die berühmt gewordene Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten, die angeblich Bremen nie erreicht haben. Sie ist auf Schloss Bökerhof nur nicht zu Ende gedacht worden.

Die Bremer Stadtmusikanten – KHM 27, 27 a

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