Chancenmanagement in der Krise

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2. Wissen um Krisen

Der erste Engpass, den es zu lösen gilt, ist eine gute Vorbereitung auf die möglichen Auswirkungen des Crashs. Es ergibt wenig Sinn (es bewirkt nichts) wenn wir uns um den falschen limitierenden Faktor kümmern, ein Hindernis beiseite räumen, welches einen anderen Weg versperrt, den wir im Moment nicht gehen wollen. Kümmern wir uns zunächst um die Probleme (die dicken Brocken) der nahen Zukunft, das heißt, erst lösen wir die Aufgaben von heute, dann die von morgen – danach die von übermorgen.

Die wichtigste Aufgabe, die momentan für das Management ansteht, ist die der Informationsbeschaffung. Welche Erklärungen und Kommentare gibt es über die Wirkkräfte und die möglicher Entwicklungen der nahen Zukunft? Was sind Krisen, was sind Chancen, was sind Bedrohungen? Warum reagieren wir oft so spät? Gibt es ähnliche Situationen, die uns helfen können, das Phänomen „Weltwirtschaftskrise“ zu begreifen?

Worum man sich kümmern muss, ist, mögliche Ursachen und die Bedeutung von Krisen einschätzen zu können, um so zu den notwendigen Erkenntnissen und danach zu den wirksamen Gegenmaßnahmen zu gelangen. Praktizierte Ehrlichkeit zu sich selbst, aber vor allem auch gegenüber den sich abzeichnenden Entwicklungen. Diese Offenheit – auch wenn sie manchmal schwerfällt – ist eine der wichtigsten Charaktereigenschaften der Managements, die es jetzt braucht.

Wir werden später noch erläutern, warum sich die Menschen schwertun, erkennbare Entwicklungen oder vorhandene Realitäten zu akzeptieren. Doch ehrlich währt am längsten, das gilt sich selbst und anderen gegenüber und auch gegenüber unangenehmen Zuständen und Entwicklungen. Mit „ehrlich“ sind nicht nur Fairness, Redlichkeit und Zuverlässigkeit gemeint, sondern vor allem geht es um Charakterfestigkeit. Dazu eine kleine Geschichte:

Ein erfolgreicher Unternehmer war alt und müde geworden und überlegte, wie er im Kreise seiner Mitarbeiter einen Nachfolger für sein Geschäft finden könnte. Dieser sollte die Firma so lange führen, bis sein Sohn alt genug war, um die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. Doch das würde noch einige Jahre dauern.

Deshalb versammelte er alle seine Mitarbeiter um sich und sagte: „Ich will einen von euch auswählen, der mein Nachfolger wird, bis mein Sohn alt genug ist, in meine Fußstapfen zu treten.“

Der Chef gab allen Mitarbeitern ein Saatkorn und sagte: „Pflanzt dieses Korn ein, und wer mir in einem Jahr die größte und schönste Blume bringt, der soll mein Nachfolger sein.“

Nach einem Jahr versammelten sich wieder alle, um dem Chef ihre Blumen zu zeigen. Die größte hatte der Werbeleiter. Vier Arbeiter konnten nur mühsam den schweren Kübel tragen. Doch auch die Blumen der anderen Manager waren stattlich. Diejenigen der anderen Mitarbeiter waren kleiner, manche fast mickrig, aber alle hatten eine Blume – bis auf die Leiterin des Rechnungswesens. Ihr war es trotz großer Mühe nicht gelungen, eine Pflanze großzuziehen. Und deshalb schämte sie sich so sehr, dass sie mit ihrem leeren Kübel in der zweiten Reihe stand, ganz hinten.

Der Unternehmer schaute sich alle Blumen an, und als er anschließend verkündete, dass die Leiterin des Rechnungswesens seine Nachfolgerin werden solle, waren alle anderen entrüstet. „Warum“, so fragten sie, „gerade diese? Die hat ja überhaupt keine Blume ihrem Topf.“

Da lächelte der Chef und sagte: „Die Saatkörner, die ich euch gegeben habe, waren unfruchtbar. Daraus konnten keine Blumen wachsen. Sie war die Einzige, die das ehrlich zugegeben hat. Als mein Nachfolger braucht man viele Eigenschaften, manche auch nicht, weil ihr, die Manager, über diese Fähigkeiten verfügt. Aber was keiner ersetzen kann und worauf ich nicht verzichten möchte, ist Ehrlichkeit!“

Wer zuverlässig ist und ehrlich zu sich selbst und gegenüber anderen, wird auf Dauer immer gewinnen. Auch wenn manchmal alles dagegen spricht. Und es heißt auch, dass man bei der Beurteilung der derzeitigen wirtschaftlichen Situation ehrlich gegenüber sich selbst, seinen Mitarbeitern und Geschäftspartnern sein sollte. Das möglichst objektive Einschätzen möglicher zukünftiger Entwicklungen ist kein Zeichen von Pessimismus, sondern im Gegenteil, es zeigt Mut, die sich abzeichnenden Tatsachen zu akzeptieren und die richtigen Konsequenzen daraus zu ziehen.

a. Krisen verhindern – nicht bewältigen!

Wenn man seinen Standort sucht, dann erhält man, egal ob mit GPS oder an der Wandertafel im Wald, die gewünschte Information: „Sie befinden sich im Moment hier“ – und ein meistens roter Punkt zeigt genau die Stelle in der Landkarte, wo Sie stehen, laufen oder fahren.

Die momentane wirtschaftliche Landkarte würde Ihren betrieblichen Standort zwischen dem heraufziehenden wirtschaftlichen Tsunami (Joschka Fischer) und Ihrem schützenden Zufluchtsort zeigen, Ihrem vielleicht noch intakten Unternehmen.

Chancenmanagement zur Krisenvorsorge und zur kommenden Krisenbewältigung ist zurzeit eine der wichtigsten Investitionen in die unternehmerische Zukunft. Das ist eine Aufgabe, die von der Unternehmensleitung nicht delegiert werden kann. Um die kurz- und langfristige Existenzsicherung muss sich das Top-Management selbst kümmern.

Einer der bekanntesten Krisenmanager in diesem Sinne war Noah. Denn die Sintflut hatte noch gar nicht begonnen, als Noah bereits damit begann, die Arche zu bauen! Schon damals fanden die Mitmenschen es merkwürdig, dass jemand Vorsorge traf, obwohl doch noch gar nichts passierte. Sie nahmen die Warnungen Noahs nicht ernst; das Ergebnis ihrer Skepsis und ihrer Passivität kennen wir aus der Bibel.

b. Die Bedeutung des Zukunftsmanagements

Unternehmenserfolge (so das Ergebnis vieler Befragungen von Managern) hängen zu mehr als zwei Drittel von einer langfristigen Weichenstellung aufgrund richtiger Zukunftsannahmen ab. Die relevanten Annahmen über die Zukunft erhält man, wenn man diese Erkenntnisse aufbereitet und sie in die eigene strategische Planung einfließen lässt.

In der derzeitigen Situation geht es mehr darum, die Daseinsberechtigung des Unternehmens zu verteidigen. Das bedeutet, dass das Managen der zukünftigen Entwicklungen und Einflüsse eine existenzielle Bedeutung hat, und zwar im Jetzt und nicht erst in ferner Zukunft. Entscheidungen, die aufgrund falscher Annahmen über die zukünftige Unternehmensentwicklung getroffen wurden, werden nicht nur in Krisen sofort bestraft. Dabei ist die jetzige Krise vollkommen anders als das, was man üblicherweise mit Unternehmenskrisen meint!

c. Warum krisenrelevantes Chancenmanagement?

Menschen treffen immer die richtige Entscheidung, entsprechend ihrem Informationsstand. Ja, man kann sogar behaupten, Menschen machen keine Fehler, denn wenn sie eine Entscheidung treffen oder eine Aufgabe erfüllen, dann sind sie davon überzeugt, das Richtige zu tun. Wer macht schon bewusst einen Fehler? Erst anhand der Auswirkungen unseres Tuns erkennen wir oft, dass es ein Fehler war, was wir entschieden oder getan haben.

Wenn es uns gelingt, Ihren Informationsstand so zu erweitern, dass Sie die von uns vorgeschlagenen Aktivitäten (die wir noch im Detail darlegen werden) ab sofort nutzen wollen, dann hat dieses Buch seinen Sinn und Zweck erfüllt.

Beherzigen Sie die Lebensregel: Energie folgt der Aufmerksamkeit! Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Team herauszufinden, welche Informationen es über die Wirkkräfte und die möglichen Entwicklungen in der Zukunft gibt, die uns betreffen: Welche Veränderungen kommen wahrscheinlich auf uns zu? Welche Zukunftschancen und Handlungsoptionen haben wir und welche faszinierende Zukunft wollen wir verwirklichen – und das trotz der anspruchsvollen Zeiten? Es gibt unendlich viele Berichte, Untersuchungen, Erfahrungen aus anderen Krisen oder seriöse Prognosen, die Ihnen helfen können, die richtigen Zukunftsannahmen für Ihre strategischen Entscheidungen zu finden.

Chancenmanagement ist nicht nur – um ein anderes Bild zu benutzen – die langfristige Planung einer Schiffsreise, die festlegt, welche Länder und welche Häfen wir anlaufen wollen, sondern auch die Frage, was vorher alles zu bedenken und bereitzustellen ist, damit wir eine angenehme und sichere Reise haben werden und gut ankommen.

d. Chancenmanagement und Glück

Wenn die Dinge so passieren, wie wir es uns im Geiste vorstellen, dann werden Sie im Nachhinein vermutlich sagen: „Da habe ich/Da haben wir aber Glück gehabt!“ Vielleicht war es nur die bereits erwähnte sich selbst erfüllende Prophezeiung, was ja nichts anderes bedeutet, als dass uns unser Unterbewusstsein, welches durch eine klare Zielvorstellung programmiert war, dabei geholfen hat, unsere Pläne zu verwirklichen.

Eine Chance sollte nicht die Gelegenheit sein, einen Fehler zu wiederholen, sondern sie sollte als eine Herausforderung verstandenen werden, einen als schlecht empfundenen Zustand zu verändern, die jetzige Situation zu verbessern, damit wir zukünftig zufrieden sind.

(Kennen Sie die Geschichte von dem italienischen Einwanderer, der in New York in der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre mit seinem Weinimport aus seinem Heimatland ein neues, lukratives Unternehmen aufbaute? Befragt, wie er denn den Mut aufgebracht habe, in solch schwierigen Zeiten eine geschäftliche Existenz zu gründen, meinte er, dass er den Crash gar nicht mitbekommen habe. Dieser Mann konnte damals kein Englisch und es hatten sich noch keine Freundschaften oder Bekanntschaften entwickelt. Er war mit seiner Arbeit so beschäftigt, dass er sich um nichts anderes kümmern konnte und nie das Gefühl hatte, dass sein Angebot nicht gebraucht würde.)

 

Chancen sind vorteilhafte Handlungsmöglichkeiten oder günstige Gelegenheiten, die man nutzen kann. Werden sie genutzt, dann wird dieses Phänomen oft auch als Glück bezeichnet, was bedeutet, dass man sein Glück selbst initiieren kann.

Und das stimmt! Es gibt viele Sprichwörter, die diese Erfahrung bestätigen: Glück hat auf Dauer nur der Tüchtige! Jeder ist seines Glückes Schmied! Das Glück hilft niemandem, der sich nicht selbst hilft!


Eine möglich Definition von Glück ist: Das Zusammentreffen von günstigen Gelegenheiten und guter Vorbereitung. Manche haben deshalb kein Glück im Lotto – die Gelegenheit ist zwar günstig, es wurden „ihre“ Zahlen gezogen, aber sie sind schlecht vorbereitet, denn sie haben vergessen, ihren Schein abzugeben.

Chancenmanagement unterstützt die Manager in den Unternehmen dabei, Glück zu haben. Wenn die gute Vorbereitung rechtzeitig und angemessen erfolgte, dann kann man – wenn günstige Umstände auftreten (und die Welt ist voll davon, auch bzw. erst recht in schwierigen Zeiten) – den erhofften unternehmerischen Glücksfall erleben.

Ohne eine gute Vorarbeit jedoch werden wir keinen Erfolg haben können. Selbst wenn die Konstellation unseres Umfeldes günstig und vielversprechend ist, wenn wir keine Vorkehrung für unser Wohlergeben getroffen haben, kann das Glück uns nicht hold sein.

e. Das Phänomen der Zeitqualität

Gibt es noch andere Möglichkeiten, Glück zu haben? Ja, wenn man darauf achtet, wenn man instinktiv spürt, ob etwas dran ist. Wenn man ein intuitives Gefühl für die Zeitqualität entwickelt und weiß, was jetzt zu tun ist.

Alte Kulturen haben noch zwischen der Quantität und der Qualität der Zeit unterschieden. Der griechische Gott für die Zeitmenge hieß damals Cronos (übrig geblieben ist der Chronometer), der für die Qualität der Zeit war der Gott Kairos.

Weil man die Zeit damals noch nicht genau messen konnte, konzentrierte man sich einige Jahrtausende lang auf die Zeitqualität, auf den günstigen Zeitpunkt für Entscheidungen. Besonders ausgebildete „Propheten“ versuchten, mit rituellen Handlungen und Beobachtungen von Naturphänomenen die Güte und die Eigenschaften der Zeit zu ermitteln. Die Priester wollten mit Hilfe angeblicher Signale und Vorzeichen aus „anderen Welten“ erkennen, wann es sinnvoll war, einen Krieg zu beginnen, ob der gewählte Hochzeitstermin zwischen dem König und der Prinzessin günstig war und wann die Götter die Opfer gnädig annehmen würden.

Man kann davon ausgehen, dass, wenn die Propheten seinerzeit mit ihren Vorhersagen in der Regel falsch gelegen hätten, diese sehr schnell von der Bildfläche verschwunden wären. Doch zeigen uns viele Zeitdokumente der unterschiedlichsten Kulturepochen, dass dies nicht der Fall war. Der Gott Kairos (oder wie auch immer man in den einzelnen Kulturen den Repräsentanten der Zeitqualität nannte) hatte bis ins frühe Mittelalter große Bedeutung. Relikte aus dieser Zeit sind die Astrologie, Tarot, I Ging usw., von deren Aussagekraft nach wie vor zahlreiche Menschen überzeugt sind.

Wir wollen aber hier nicht die Sterne befragen oder die Karten legen, um herauszufinden, was uns in nächster Zeit erwartet. Es geht nur darum, auf ein Phänomen aufmerksam zu machen, welches einmal für die Menschheit von großer Bedeutung war und uns heute eine Anregung bieten kann, es für sich selbst zu nutzen, wenn man diese Ressource bei sich wahrnimmt.

(Einer unserer Klienten hat vor zwei Jahren „gefühlt“, dass die Bank sein Vermögen nicht gut verwaltet. Er konnte sich selbst nicht erklären warum, aber er verkaufte alle Aktien seines Depots und erwarb Edelmetalle. Ergebnis heute: Mit seiner intuitiven Entscheidung verhinderte er einen Kursverlust von 60 Prozent und schaffte durch seine Neuinvestition einen Vermögenszuwachs von über 100 Prozent.)

Welche Bedeutung hat die Zeitqualität heute im Geschäftsleben? Wann ist das Glück dem Manager hold? Erfolgreichen Unternehmern wird oft nachgesagt, dass sie wüssten, ob die Zeiten günstig für bestimmte Entscheidungen sind.

• Wir haben damals rechtzeitig erkannt, wir sollten …

• Unser Gefühl sagte uns, die Zeit sei reif für …

• Wir spürten, wenn nicht jetzt, wann dann, also …

• Unsere Sorge war so groß, dass wir …

• Wir nahmen an, dass jetzt die Zeit war, unsere …

• usw.

Diese Formulierungen sind Hinweise auf die Begabung und Intuition der Entscheider, dass sie die Qualität der Zeit richtig einschätzen können.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann sollten Sie die Gelegenheit nutzen, einmal innezuhalten und sich fragen: Was wäre jetzt wichtig? Was sagt mir mein Bauchgefühl, um was sollte ich mich sofort kümmern? Wenn es günstige Gelegenheiten geben sollte, wie müsste ich mich bzw. mein Unternehmen darauf vorbereiten? Wenn die günstigen Gelegenheiten kommen, haben wir dafür gesorgt, sie zu erkennen? Und wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass wir Glück haben werden?

Weiter könnten Sie sich fragen: Müsste ich jemandem, der in ähnlicher Situation ist wie ich, einen Rat geben? Welche intuitive Empfehlung würde ich ihm geben? Vielleicht denken Sie: Das weiß ich nicht! Dabei hilft ein „therapeutischer Trick“, nämlich so zu tun, als ob man es wüsste, und es dann auch sagen.

Eine gute Resonanz für die Zeitqualität kann man lernen. Dafür muss man nicht die Götter anrufen, sondern es reicht aus, achtsam zu sein. Wenn sich dann der gesunde Menschenverstand mit der Intuition paart, dann kann Ihnen das passieren, was mit den oben zitierten Aussagen charakterisiert wurde: Sie bekommen ein Gefühl dafür, was „dran“ ist, um was Sie sich jetzt kümmern sollten. Sie werden wissen, welchen entscheidenden Engpass Sie lösen müssen, damit es mit Ihrem Unternehmen gut weitergehen kann. Welche glücklichen Entwicklungen können Sie mit Ihrem Team initiieren, um auch die härtesten Auswirkungen gut zu überstehen?

f. Einen Engpass nach dem anderen

So mancher Glücksfall im unternehmerischen Geschehen lässt sich auch wie folgt erklären: Es wurde zufällig oder vorsätzlich ein limitierender Engpass gelöst, der das qualitative oder quantitative Wachstum des Unternehmens bisher stark behinderte. Ein bis dahin nicht erkannter Stau von Entwicklungschancen wurde beseitigt, das fortschrittshemmende Hindernis wurde überwunden, die Chancen explodierten und konnten sich in Gewinnen materialisieren.

Justus von Liebig stellte vor mehr als hundert Jahren fest, dass Pflanzen so lange gut wachsen, bis der erste Engpass – z. B. zu wenig Phosphor oder Kalk im Boden – erreicht ist. Nur wenn diese Limitation durch Düngung beseitigt wird, kann das Getreide oder das Gemüse weiter gedeihen.

Auch in den Unternehmen gibt es unterschiedliche Faktoren, die das Wachstum beeinträchtigen. Wird einer dieser Wirkfaktoren vernachlässigt, so wird dieser mit der Zeit zum Minimumfaktor. Er wird das qualitative und quantitative Wachstum des Unternehmens beeinträchtigen, es schlimmstenfalls sogar vollkommen verhindern.

Üblicherweise entsteht durch diesen limitierenden Faktor ein energetischer Stau, der sich z. B. auch durch ein schlechtes Betriebsklima, ein negatives Betriebsergebnis oder durch ständigen Führungswechsel zeigt. Die möglichen Kräfte können sich nicht mehr entfalten, wenden sich gegeneinander, heben sich auf oder suchen sich andere Betätigungsfelder.

Behebt man diesen Engpass, so haben wir schon in der Beratung erlebt, dass das Entwicklungspotenzial des Unternehmens geradezu explodiert. Das aufgestauten Können, Wollen und Tun der Mitarbeiter kann sich entfalten und sich in verkaufsfähige Leistungen transformieren.


Es nützt wenig, den falschen Engpass zu lösen. Wenn der Engpass die Qualität unserer Produkte ist, der Chef sich aber liebevoll um sein Hobby „Günstige Finanzanlagen“ kümmert, passiert nichts! Oder um das obige Beispiel weiterzuführen, wenn Kalk im Boden für das Wachstum benötigt wird, man aber mit Kali düngt, passiert auch nichts – im schlimmsten Falle wird der Boden vergiftet und die Pflanze geht ein.

Durch die aufgestaute negative Energie kommt es dann oft zu dem Phänomen, dass sich die Führungskräfte lieber um Dinge kümmern, die Freude machen (Ausleben des Lustprinzips), als sich in die Niederungen der limitierenden betrieblichen Schwierigkeiten zu begeben.

Eine Führungskraft hat vor allem die Aufgabe, die wachstumshemmenden Faktoren in ihrem Bereich zu erkennen und diese zu beseitigen. Und dies nicht nur, weil dadurch das Wachstum erst ermöglicht wird, sondern auch, weil solche Limitationen Zeit, Geld und Energien verschwenden, die dem Ökonomischen Prinzip (auch Ratioprinzip genannt) widersprechen. Dieses Vernunftsprinzip verpflichtet die Führung nämlich, mit gegebenen Mitteln einen größtmöglichen Nutzen zu erreichen.

In der derzeitigen schwierigen Situation muss sich das Management fragen: Was ist der limitierende Faktor, der uns daran hindert, die Wirtschaftskrise gut zu überstehen? Was sagt uns unsere Intuition? Worum müssen wir uns jetzt kümmern? Welche Vorbereitungen sind zu treffen, damit das Glück auf unserer Seite ist?

Nach unseren Erfahrungen besteht der entscheidende Engpass häufig darin, dass man nicht ausreichend informiert ist. Die Kombination der beiden Lebensregeln „Menschen treffen immer die richtige Entscheidung, entsprechend ihrem Informationsstand“ und „Energie folgt der Aufmerksamkeit“ erklärt, welche Bedeutung der Engpass „Informationsdefizit“ hat. Bei falschem oder nicht ausreichendem Informationsstand gehen wir bei unseren Entscheidungen von falschen Annahmen darüber, was die zukünftigen Auswirkungen sein werden, aus. Was aber noch schlimmer ist: Weil die möglichen Probleme nicht unsere Aufmerksamkeit haben, kümmert sich auch niemand um die Lösung dieser vielleicht bedrohlichen Entwicklung. Die unternehmerische Tatkraft wird in Bereichen wirksam, die nicht dringlich sind, die nicht darüber entscheiden, ob wir auch noch in Zukunft erfolgreich sein werden.