So schützen Sie sich vor Taschendieben

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So schützen Sie sich vor Taschendieben
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Georgius Anastolsky



So schützen Sie sich vor Taschendieben





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Inhaltsverzeichnis





Titel







Wir kennen die Tricks und fallen doch herein







Der Taschendieb im Wandel der Zeit







Die Gauner sind so alt wie es Taschen gibt







Von Diebesschulen und Klingelpuppen







Klau-Kids durchlaufen moderne „Trainingslager“







Die zwei Triebfedern des Taschendiebs







Finger sind die wichtigsten Handwerkszeuge







Wo und wann besteht Alarmstufe rot?







Ortsgebunden, reisend oder international?







Vorsicht vor gewaltbereiten Taschendieben!







Was ist Abziehen?







Die Tricks der Taschendiebe







Hier nun die Tricks im Einzelnen:







Typische Arbeitsweise







Unangenehme Auswüchse







Zur Psyche des Taschendiebs







Auch die Statistik lässt tief blicken







Gibt es Opfer-Typen?







Wie schützen Sie sich gegen Taschendiebstahl?







51 wertvolle Tipps gegen Taschendiebe:







Was ist zu tun, wenn Sie bestohlen wurden?







Service: Wichtige Telefonnummern







Schlusswort







Impressum neobooks







Wir kennen die Tricks und fallen doch herein




Der sonst so schlagfertige Bürgermeister eines Kölner Stadtbezirks ist platt. Kopfschüttelnd und immer noch außer sich kommt er in sein Büro. Die goldene Armbanduhr, ein Erbstück seines Vaters, ist weg; sie wurde ihm gerade vom Handgelenk gestohlen. Er ist soeben Opfer des bekannten Rempler-Tricks geworden. An die Situation erinnert er sich noch ganz genau. Die Fußgängerampel an einer stark befahrenen Straße schaltete auf Grün um, und schnell hastete der Politiker hinüber Richtung Rathaus. Genau auf der Straßenmitte stieß er mit einem gut gekleideten Herrn zusammen, der sich prompt wortreich gestikulierend bei ihm entschuldigte. Genau in dem Moment muss es passiert sein, ist der Bürgermeister sich sicher. Die beiden Frauen, die ihm nämlich von hinten gefolgt waren, hatte er nur im linken Augenwinkel flüchtig wahrgenommen. Zu sehr war er mitten auf der Hauptstraße mit dem Rempler beschäftigt. Er nahm seine Entschuldigung an; beide verabschiedeten sich nett; in dem Gedränge klaute ihm eine der Frauen so geschickt seine wertvolle Uhr vom Handgelenk, dass er es gar nicht bemerkte. Erst kurz vor dem Rathaus, als er nach der Uhrzeit schaute, um seinen Termin pünktlich einzuhalten, bemerkte er den Verlust. Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: „Wie konnte ich nur darauf reinfallen!“





So geschieht es vielen. Wir werden ständig vor solchen und anderen Tricks der Taschendiebe gewarnt, und doch passiert es immer wieder, selbst vorsichtigen Zeitgenossen. Denn alle Theorie ist bekanntlich grau. Solange man es nicht selbst in der Praxis erfahren hat, glaubt man nicht an diese Raffinesse der gemeinen Betrüger.





Woran liegt das? Wir sind spontan abgelenkt, auf Krawall aus, weil uns jemand anrempelt. Dieser nicht vorhersehbare körperliche Kontakt schaltet alle Alarmglocken bei uns aus. Wir sind auf Genugtuung, Entschuldigung programmiert, anstatt gerade jetzt in „Hab acht“-Stellung zu gehen.





So ähnlich passiert es dem Provokateur: Wenn Sie dem mit einer Frage antworten, machen sie ihn blitzartig sprachlos. Denn wir sind auf Antwort gepolt; das drängt uns automatisch in die Defensive. Diesem Reflex stehen wir machtlos gegenüber. Denn unser Hirn schaltet instinktiv auf Entgegnung. Das ist übrigens eine sehr beliebte Strategie von Schlagfertigkeits-Trainern. Damit machen Sie jeden Spontan-Profi mundtot. So funktioniert auch der Rempler-Trick – und andere Kniffe der Taschendiebe (dazu später mehr). Sie nutzen natürliche, automatische Reaktionen zu ihrem Vorteil aus und übertölpeln damit die Bestohlenen.





In Deutschland nehmen Taschendiebstähle

rasant zu

. Über

110.000

 solcher Straftaten werden jährlich von der Polizei erfasst – mit einer Schadenssumme von weit über 25 Millionen Euro (Dunkelziffer rund 50 Millionen Euro). In Berlin passieren täglich über 300 Taschendiebstähle. Und nicht jeder wird gemeldet, weil Betroffene eh davon ausgehen, dass der Dieb nicht gefunden wird. Und das stimmt auch, denn die

Aufklärungsquote

 liegt nur bei knapp

sechs Prozent

 und ist damit die niedrigste in der gesamten Kriminalitätsstatistik. In Großstädten ist es mittlerweile das viert häufigste Delikt. Und in vielen Urlaubsländern sieht es deutlich katastrophaler aus.





Strafrechtlich

 fällt der Taschendiebstahl in Deutschland unter den Tatbestand des Diebstahls (Paragraf

242

 Strafgesetzbuch). Wird dagegen noch Gewalt gegen das Opfer angewandt, ist es eine

räuberische Erpressung

 (Paragraf

255

 StGB).





Damit Sie in Zukunft nicht mehr sprach- und reaktionslos Taschendieben ausgeliefert sind, verraten wir Ihnen in diesem eBook die Tricks der Gauner und wie Sie sich dagegen schützen können. Nach der Lektüre werden Sie nicht mehr so leicht beklaut und sind gewappnet. Sie schließen eine entscheidende Sicherheitslücke in Ihrem Leben. Taschendiebe beißen sich künftig an Ihnen die Zähne aus, egal ob Sie in Deutschland unterwegs sind oder in den Urlaubsländern dieser Welt!





Der Taschendieb im Wandel der Zeit




Natürlich unterliegt auch Taschendiebstahl dem

Wandel der Zeit

. Was früher „nur“ der geschickte Gauner war, der aus fremden Taschen Geldbörsen und Schmuck fingerte, sind heute

Klau-Kids, Diebesbanden, Nelken-Frauen, Rempler, Diebes-Dirnen

 und andere Ganoven. Dabei haben es die Diebe nicht mehr nur auf Portmonees abgesehen, sondern heutzutage natürlich auch auf Handys, Scheckkarten und Laptops. Und auf Ausweispapiere aller Art wie Krankenversicherungskarte, Führerschein, Personalausweis oder Bahncard. Es gibt an bestimmten Bahnhöfen sogar einen Markt für solche Papiere. Drogensüchtige zum Beispiel wissen, dass sie am Frankfurter Hauptbahnhof oder am Bahnhof Zoo in Berlin die Versichertenkarte einer Krankenkasse für bis zu 50 Euro versilbern können, um sich mit dem so erworbenen Geld den nächsten Schuss zu leisten.





Die Gauner sind so alt wie es Taschen gibt




Taschendiebstahl ist fast

so alt wie es Taschen gibt

. In der Literatur werden Taschendiebe bereits im

13. Jahrhundert

 erwähnt. Da wurde schon vermehrt von solchen Gaunern berichtet. Im Mittelalter bezeichnete man sie als Beutelschneider. Denn damals war es üblich, Barvermögen in einem Beutel am Gürtel mitzuführen. Damals schon machten sich Diebe oft das Gedränge auf Straßen oder bei einem Menschenauflauf zunutze. Auch der Begriff „Paddendrücker“ war in einigen Gegenden gebräuchlich. In der Berliner Umgangssprache war die „Padde“ eine Geldbörse. Schon im Mittelalter lenkten Taschendiebe auch ihre Opfer gezielt ab, um den Geldbeutel dann vom Gürtel zu schneiden.





Der heutige Taschendieb ist aus der Gruppe der Straßenräuber hervorgegangen. Er ist sozusagen der Spezialist unter ihnen und nimmt eine Sonderstellung ein. Sein Phänomen ist es, nie in abgehängte Mäntel oder Jacken zu greifen – ganz im Gegensatz zu den modernen Taschendieben unserer Zeit. Während heute Taschendiebe bei fast allem zugreifen – ausgelegte Ware, achtlos abgelegte Jacken, abgestellte Taschen – war der Taschendieb des Mittelalters sehr deliktscheu. Es war ihm einfach zu plump und zu einfach, weil er sich als ein Künstler unter den Straßenräubern sah. Er lebte förmlich vom Kontakt zum lebendigen Objekt. Er brauchte den Kick und die Anspannung, um seine Beutezüge durch die Taschen der Opfer zu wagen. Man nannte ihn deswegen auch den

Meister des Einfühlungsvermögens

, weil er mit List, Tücke und seiner spielerischen Art am Menschen arbeitete. Er hatte ein perfektes Zusammenspiel sinnlicher Erfassung, rascher Willensaktivierung und guter Auffassungsgabe. So näherte er sich zielgerichtet an sein ausgewähltes Opfer heran und bestahl es mit

Sanftheit,


Fingerfertigkeit

 und Behutsamkeit. Dabei war die

Gewaltlosigkei

t immer sein oberstes Gebot – und die Heimlichkeit. Das Ausnutzen von Behinderung, Gebrechlichkeit oder einer misslichen Lage erschienen ihm als unwürdig. Er wahrte stets seine Anonymität durch angepasste Kleidung; er bewegte sich unauffällig unter seinen Mitmenschen. So war er schlicht ein Durchschnittsmensch.

 




Noch eins zeichnete den Taschendieb alter Schule aus: seine

Menschenkenntnis

. Das unterschied ihn vom plumpen

Straßenräuber

, der meist in Gruppen mit offenem Visier auftrat und auch vor Gewaltanwendung nicht zurückschreckte. Nehmen Sie die Räuber des Mittelalters, die Kutschen brutal überfielen, Postwagen und im Wilden West der USA sogar Züge. Der Taschendieb erbeutete immer nur kleine Summen, weshalb er auch sehr aktiv sein musste, um sein Überleben zu sichern. Obwohl er einen hohen Eifer entwickelte, war die

Aufklärungsquote damals schon sehr gering

. Insofern ist es auch verständlich, dass es unter Taschendieben alter Schule eine

hohe Rückfallquote

 gab.





Wie auch andere Ganoven wurden überführte Taschendiebe früher

hart bestraft

: Tod durch Ertrinken, Verbrennen auf dem Scheiterhaufen, öffentliches Erhängen und das Abhacken einzelner Finger oder ganzer Hände. Und wiederum zog gerade das Erhängen ertappter Taschendiebe auf öffentlichen Plätzen viele Schaulustige an, was andere Taschendieben dreist nutzten, sich trotzdem und gerade da zu „bedienen“.





Von Diebesschulen und Klingelpuppen




Ein anderes Phänomen wurde 1585 erstmals erwähnt: die

Diebessschule

 von Mister Wotton. Sie war Vorbild für ähnliche „Ausbildungsstätten“ in London, Prag, Sevilla, Rom, New York, Warschau und Madrid. Mister Wotton „lehrte“ noch neben einer angrenzenden Gaststätte. Dazu hatte man eigens Übungsmaterial konstruiert, so genannte

Klingelpuppen

. Die jungen Diebes-Meister wurden erst entlassen, wenn Sie die Prüfung an der Puppe bestanden, also Geldbörsen, Taschenuhren, Seidentücher, Tabakdosen, goldene Schärpen und dergleichen mit dem so genannten Scherengriff unbemerkt von der Puppe, die überall mit kleinen Schellen versehen waren, entwendeten; sie hing frei schwebend an einer Wäscheleine. Es durfte nicht klingeln, während sie die Taschen leerten. Hatten Sie die Prüfung bestanden, bekamen sie von ihrem Meister ein Revier zugewiesen, in dem sie fortan wildern durften, aber auch einen erheblichen Anteil an ihn abliefern mussten.





Klau-Kids durchlaufen moderne „Trainingslager“




Die

modernen Diebesschulen

 sind heute in Rumänien, der Ukraine und auf dem Balkan. Speziell aus

Rumänien

 stammen ganze Banden von

Klau-Kindern

, die natürlich vorher entsprechend von ihren Chefs ausgebildet wurden.





Der Unterschied zur alten Schule besteht darin, dass sie in Gruppen auftreten und nicht mehr Einzelkämpfer sind. Sie sind in der Regel unter 14 Jahre alt und damit minderjährig sowie schuldunfähig. Der Entschluss zum Klauen kommt nicht von ihnen selbst; ihre Eltern haben es ihnen befohlen. Oft werden sie in den armen Gegenden ihrer Herkunftsländer von ihnen wie Sklaven an solche Banden weitergereicht – in der Hoffnung, später Geld für ihr eigenes Überleben zu bekommen. Oder die

Kinder

 wurden direkt gegen Cash

verkauft

. Man nimmt ihnen ihre Ausweisdokumente, damit sie abhängig sind und man ihnen ihr

wahres Alter nicht

 nachweisen kann. Deshalb sind Klau-Kids auch nicht so einfach abzuschieben. Sie werden lediglich ins nächste Jugendheim gebracht, von wo sie nach einer Nacht wieder zu ihren Touren aufbrechen. Erst wenn ihnen bandenmäßiger Taschendiebstahl nachgewiesen wird, machen sich Behörden die Mühe, sie zu erfassen und zu registrieren. Denn bei jedem aufgegriffenem Kind das tatsächliche Alter sowie erkennungsdienstliche Merkmale festzustellen, dafür haben Polizei und Ordnungsämter keine Mittel und Möglichkeiten. Die Kinder wissen genau, dass sie unter 14 Jahren nicht belangt werden können und wieder freizulassen sind. Deshalb ziehen sie auch weiter von Diebestour zu Diebestour. Wird ihnen die Luft in einer Stadt zu heiß, geht es in die nächste City oder gar in ein anderes Land.





Sie sind so clever, dass illegal einreisende Kinder und Jugendliche bei der ersten Polizeikontrolle

Asyl beantragen

. Dabei geben sie frei erfundene Personendaten an. Viele Klau-Kinder steuern aber auch sofort eine Erstaufnahme-Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an; sie wissen nämlich, dass sie nicht abgeschoben werden können. So bekommen sie auch weniger Probleme mit der Polizei, wenn sie einen schriftlichen Nachweis besitzen, der ihren Kontakt beim Ausländeramt oder einer Aufnahmestelle dokumentiert. Sie haben dann nämlich eine

meldefähige Adresse

 in einem Heim für minderjährige Flüchtlinge. Werden sie von der Polizei erwischt, kann diese sie nur ins Heim zurückbringen. Beim Erstkontakt machen sich Klau-Kinder oft

um Jahre jünger

.





Sie werden schnell mit ein paar bettelnden Worten, einem

Pappschild

 ausgestattet und in geschickte Klau-Techniken eingewiesen. Manchmal erhalten sie sogar

Vorgaben (300 bis 800 Euro pro Tag

), wie viel Geld sie jeden Tag zu klauen haben. Wenn sie ihr Soll nicht erfüllen, bekomm

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